Fesselnde Angst von Luiako (~Wenn Liebe zur Angst wird!~) ================================================================================ Kapitel 7: "Fesseln - 5" ------------------------ Glücklicherweise war es ab Mitternacht wieder ruhig nebenan, auch wenn mich das heftige Gelächter vorher ein paarmal fast aus dem Bett gerissen hätte. Aber damit kann ich leben, obwohl ich normalerweise früher schlafen gehe. Trotzdem fühle ich mich ausgeruht, als mein Wecker wie jeden Morgen um halb sieben schrillt. Bevor ich aufstehe, werfe ich einen Blick auf die Tagesliste, die ich jeden Abend anfertige und die mir hilft, meinen Tag zu strukturieren. Ich schreibe abends auf, was ich erledigen muss, damit ich besser einschlafen kann und mein Gehirn sich nicht die halbe Nacht mit Gedanken an den nächsten Tag quält; ein Rat von Dr. Murphy, meinem Therapeuten, empfohlen von Bulma. Ich dusche, putze mir die Zähne, spüle mit antibakteriellem Mundwasser nach und stecke die Haare soweit es mir möglich war hoch. Dann werfe ich einen Blick in den Spiegel und frage mich, ob Kuririn recht hat und meinem Gesicht ein bisschen Farbe guttäte. Ich habe ausgeprägte Wangenknochen und ein leicht vorspringendes Kinn. Meine Augen sind ziemlich groß und tief schwarz, ich mag sie. Nur meine Wimpern sind zu kurz für meinen Geschmack. Mascara würde helfen, aber ich habe mich seit Jahren nicht geschminkt und besitze kein Make-up. Wer stark geschminkt ist, fällt auf, und ich versuche, so unsichtbar wie möglich zu sein. Daher muss ich wohl mit meinem blassen Gesicht leben. Seufzend ziehe ich meine schwarze Hose und meine weite orangene Trainingsweste aus dem Kleiderschrank. Man könnte meinen, dass mein Schrankinhalt aus uniformen besteht, nur orange, und schwarz. Schon die paar dunkelblauen Teile sind für meine Verhältnisse gewagt. Alles Bunte ist in den letzten Jahren nach und nach aus meinem Leben verschwunden. Als hätte es irgendwann erkannt, dass es nicht mehr zu mir passt. Dabei habe ich früher gern mit Kleidern experimentiert und sogar selbst welche genäht. Heute liebe ich es, in einer Menschenmenge einfach verschwinden zu können. Unsichtbar zu sein. Wenn ich nicht gesehen werde, kann man mir nichts tun. Als ob meine Mama geahnt hätte, dass ich eines Tages hier in der Capsule Corp leben will, ist sogar die von ihr eingerichtete Wohnung farblos. Modern und furchtbar ungemütlich. Auf dem Sofa kann man weder vernünftig sitzen noch liegen, die Desinger müssen sich Inspiration in russischen Gefängnissen geholt haben. Die unter den riesigen Fenstern hängenden Sideboards aus schwarzem Lack sind so schmal, dass man kaum etwas darin aufbewahren kann. Zum Glück habe ich nur zwei Koffer mitgebracht, mehr brauchte ich nicht für meine wenigen Habseligkeiten. Die Wohnung wirkt so steril wie eine Intensivstation. Perfekt für mich. Ich esse einen Joghurt mit Müsli, trinke weißen Tee mit Erdbeeraroma und schaue die Wiederholung einer alten Sitcom. Nur langsam wagt sich die Sonne aus dem grauen Dunst, der von den Straßen aufsteigt. Es wird ein schöner Tag. Um Punkt 7:25 Uhr ziehe ich meine Stiefel an, prüfe, ob Lichtschalter und Gasherd ausgeschaltet und die Fenster verschlossen sind, und streife meine Lieblingsstrickjacke über, bevor ich wie jeden Morgen um 7:30 Uhr das Loft verlasse. Um direkt vor der Tür über etwas zu stolpern. Strauchelnd strecke ich beide Hände aus und schaffe es gerade noch, mich mit einer Hand am Treppengeländer abzustützen. Ein stechender Schmerz fährt in mein Handgelenk. Heilige Scheiße, das war knapp! Auf den Schock folgt Erleichterung. Aber was um alles in der Welt liegt da vor meiner Tür rum? Eine pinke Schachtel, so groß wie ein Schuhkarton. Als ich sie hochhebe, grinst mich ein Hase daraus an. Ein pinker Plastikhase. Mit einen leisen Aufschrei lasse ich die Box fallen und bleibe mit klopfenden Herzen davor stehen. Dann schießt Wut in mir hoch. Sie kommt aus meinem Bauch, kriecht nach oben in meinen Hals und sammelt sich dort in einer zuckenden Schlagader. Was für eine Unverschämtheit! Was bildet sich der Idiot eigentlich ein? Ich werde mich verspäten, aber da ich sowieso immer zu früh im Gravitationsraum bin, nehme ich das in Kauf. Mein Ärger ist größer als das schlechte Gewissen. Ich hebe die Packung auf und drücke seine Klingel, ohne loszulassen. Es dauert einige Minuten, bis die Tür geöffnet wird und ein strubbeliger Vegeta in einem weißen Bademantel erscheint. Er wirkt verschlafen, aber sein Gesicht erhellt sich, als er mich sieht. „Findest du das witzig?“, frage ich scharf. „Guten Morgen, Mrs Frost. Tun dir die Beine nicht weh? Du bist mir die ganze Nacht durch den Kopf gegangen.“ „Vermutlich war ich auf der Suche nach Gehirnzellen“, maule ich ihn an und drücke ihm die pinke Schachtel voller Verachtung in die Hand. „Ich finde das nicht komisch.“ Neugierig dreht er die Packung um. Sein Mundwinkel zuckt, dann heftet er seinen Blick aus diesen tiefschwarzen Augen auf mich. Ich strecke den Rücken durch, um größer zu wirken. (Ja ich bin kleiner wie er und das fast um einen ganzen Kopf) „Herzlichen Glückwunsch, eine gute Entscheidung. Leider bin ich kein Experte für die Dinger und kann dir damit nicht helfen.“ Er will mir den hässlichen Vibrator zurückgeben, aber ich verschränke die Arme vor der Brust. „Was soll das? Ich weiß doch, dass du mir das Ding heute Nacht vor die Tür gestellt hast.“ Wer sollte es sonst gewesen sein? Er schüttelt den Kopf. „Nein, tut mir leid. Ich meine, die Idee ist super, nur leider nicht von mir.“ Genial. Feige ist er also auch. „Dann war es wohl einer von deinen Freunden mit den abgestorbenen Finger. Ich muss zum Training. Behalte den Mist, vielleicht kannst du deinen Tussis damit eine Freude machen. Ich brauche so was jedenfalls nicht.“ Damit wende ich mich ab und gehe zur Treppe. „Hey Mrs Frost!“, ruft er mir nach. Ich koche noch immer vor Wut und ich bin mir ganz sicher, dass nichts gutes aus seinem Mund kommen wird. Trotzdem bleibe ich kurz stehen und drehe mich noch mal um. Den weißen Bademantel aus Baumwolle hat er bestimmt in irgendeinem Hotel geklaut. Seine Haut darunter wirkt sonnengebräunt. Ungewöhnlich hier um dieses Jahreszeit, wahrscheinlich war er gerade im Urlaub oder im Solarium. Die Härchen an seinem Körper sind schwarz, jedenfalls die, die ich sehen kann. Dann rutscht mein Blick nach unten und mir wird knallheiß. Ach du … „Dein … dein Mantel ist unten ...“, stottere ich und zeige mit dem Finger auf ihn. Gleichzeitig überlege ich fieberhaft, warum zum Teufel ich unbedingt auf die Stelle starren muss, wo sein Bademantel aufklafft und mir einen ungehinderten Blick auf seine Kronjuwelen erlaubt? Heiliger Bimbam! Er macht keine Anstalten, das Malheur zu beheben, sondern bleibt ungerührt in der Tür stehen. „Ich wollte sagen … Falls du mal einen Freund ohne Batterien brauchst – du weißt, wo du mich findest.“ „Ganz sicher nicht“, antworte ich und greife nach dem Treppengeländer. „Ich will mir doch keine Krankheiten einfangen.“ Dann haste ich die Treppe runter. Mein Herz klopft heftig, als ich unten ankomme. Genervt umklammere ich das Geländer und als ich mich beruhigt hatte eile ich in den Gravitationsraum. Ich werde zu spät kommen, und das macht mich wahnsinnig. Nicht, dass es einen stören würde. Vor neun Uhr kommt selten einer von ihnen. Aber mich würde es verrückt machen. (*) Kuririn sitzt auf meiner Schaltkonsole und versperrt mir die Sicht auf den Monitor. Ich tippe ungeduldig mit dem Finger auf der Konsole herum, will aber nicht unhöflich sein und lausche seinem Geplauder über Sex and the City. Ich glaube, das ist die einzige Fernsehserie, die ich nie gesehen habe. Allein dieser Titel … „Hey!“ Chichi lugt an uns vorbei und grinst mich an. „Alles fit? Hast du mein Geschenk gefunden?“ „Was?“ Irritiert löse ich meinen Blick von Kuririns nackten Beinen, die unter einer viel zu kurzen Hose hervorschauen, und sehe Chichi an. „Ich war gestern Abend unterwegs, und der Sexshop an der nächsten Straßenseite hatte noch auf. Als ich das Ding im Fenster gesehen habe, musste ich sofort an dich denken. Ich wusste, dass es perfekt für dich ist.“ Chichi strahlt wie ein Kind, das für eine gute Arbeit gelobt werden möchte. „Bitte sag, dass das nicht dein Ernst ist“, flehe ich stöhnend. Kuririn mustert mich scharf. „Ich rede über eine langweilige Fernsehsendung, und du verschweigst mir spannende Geschichten aus deinem Leben? Was ist passiert?“ „Ich habe Goku einen Rampant Rabbit gekauft. In Pink.“Chichi lacht breit, und mein Magen fängt an, Gymnastikübungen zu machen. Ich spüre das Müsli darin wie Schmirgelpapier. Heilige Eiszeit, ist das peinlich! „Und? Wie ist er?“ Kuririn meint das offenbar ernst. Ich stöhne entsetzt auf. Das darf doch nicht wahr sein. „He, nimm doch mal den Stock aus dem Arsch, Goku. Das sollte ein Witz sein! Man könnte fast meinen, du wärst noch Jungfrau.“ Kuririn lacht, und mein Gesicht wird noch heißer. Chichi starrt mich an, als ob mir gerade vor ihren Augen ein Buckel wachsen würde. „Sag nicht, du hast noch nie …?“ „Ich finde es toll, wenn sie auf den Richtigen wartet“, wirft Kuririn ein, bevor Chichi mich zerfleischen kann. Oh Kami. Ich will eigentlich nicht mit ihnen darüber sprechen, aber mein Gesicht verrät mich sowieso. Man könnte Toast auf meinen Wangen rösten, da bin ich mir sicher. „Nein, habe ich nicht. Und ich finde das gar nicht schlimm oder komisch.“ Chichi zieht die Nase kraus. „Du bist wie alt? Vierundzwanzig? Das ist schon etwas … seltsam, das musst du zugeben.“ „Wie kann das sein, Goku? Du bist hübsch und lieb und süß ...“ Kuririn sieht mich ungläubig an. „Ja, genau deshalb.“ Chichi nickt. „Jungs stehen nicht auf süße, liebe Mädchen in tristen Kostümen. Sorry, Goku, war nicht böse gemeint.“ „Schon gut“, murmle ich. Bitte, bitte, lass den heutigen Tag nur ein Traum sein. „Meinst du, Jaden ist der Richtige dafür? Er sieht aus, als ob er selber noch Jungfrau wäre.“ Chichi ist echt gnadenlos. „Und wenn? Das wäre doch perfekt, oder nicht?“ „Kuririn! Man sollte das erste Mal mit einem Typen erleben, der sich damit auskennt. Ich meine, mit einem, der sich richtig gut auskennt. Sonst hat man sich den Spaß für immer versaut.“ „Nein, man sollte das erste Mal mit einem Mann erleben, den man wirklich liebt.“ (Und das aus dem Mund eines Mannes) Kuririn schüttelt den Kopf. „Ganz egal, wie erfahren er ist. Es geht doch nicht nur um Körper und Sex, sondern um viel mehr.“ „Du bist ein hoffnungsloser Romantiker. Kein Wunder, dass du so früh geheiratet hast“, spottet Chichi. „Sex ist Sex, und Liebe ist Liebe. Das sind zwei total unterschiedliche Sachen.“ „Sind sie nicht! Du bist zynisch, Chichi. Nur weil du mit jedem Typen ins Bett steigst, der auch nur ein bisschen Interesse zeigt ...“ Kuririns Wangen leuchten rot. Hastig gehe ich dazwischen. Ich will nicht, dass die beiden sich streiten. Schon gar nicht meinetwegen. Da das Thema mir sowieso entsetzlich unangenehm ist, versuche ich, schnell abzulenken. „Wie bist du überhaupt reingekommen?“, frage ich Chichi. „Bei mir hast du nicht geklingelt.“ „In deiner Wohnung war alles dunkel, deshalb hab ich nebenan geschellt. Und dein Nachbar hat mir aufgemacht.“ „Ja, und? Dann hat er dir halt aufgemacht.“ Ich habe keine Ahnung, was die beiden von mir wollen. „Chichi hat mir einen pinken Häschen- Vibrator vor die Tür gelegt, und ich habe dafür Vegeta heute sehr früh aus dem Bett geholt, um mich bei ihm zu beschweren, weil ich dachte er sei von ihm.“ Chichi guckt mich entsetzt an. „Du hast gedacht, das Ding wäre von ihm? Hast du denn meine Nachricht nicht gelesen?“ „Was für eine Nachricht?“ Ich kratze mir an den Hinterkopf. „Ich hab ein Zettelchen reingelegt, mit einem kleinen Gruß an dich. Guck noch mal nach.“ „Geht nicht. Ich hab ihm das Teil überlassen, der kann es bestimmt besser gebrauchen als ich. Chichi, ehrlich, wie kommst du auf die Idee, mir so ein ...“ „Scheiße“, murmelt sie, und mir wird wieder heiß. „Du hast ihm die Packung echt gegeben? Mit meiner Nachricht drin?“ Langsam fürchte ich, in die Wechseljahre zu kommen. Diese Temperaturschwankungen sind nicht normal. Meine Finger fühlen sich wie Eiszapfen an. „Was steht auf dem Zettel?“, frage ich scharf und werfe ihr einen Blick zu, von dem die meisten Menschen tot umfallen würden. Chichi natürlich nicht. Sie grinst nur schief. „Nichts Besonderes. Ich hab dir vorgeschlagen, damit zu üben, bevor du Jaden ranlässt.“ Entsetzt schlage ich die Hände vors Gesicht und schüttle mich, während Kuririn sich so mühsam ein Lachen verkneift, dass er Schluckauf bekommt. „Ich muss wohl Bulma nach einem neuem Zimmer bitten“, sage ich schließlich, nachdem mein Puls sich so weit beruhigt hat, dass ich wieder atmen kann. Verdammt. Nicht nur, dass es entsetzlich peinlich ist, ihn zu Unrecht beschuldigt zu haben. Selbst wenn ich ihm versehentlich nackt die Tür geöffnet hätte, könnte ich mich nicht schlimmer fühlen, da bin ich mir sicher. „Hey, es war doch nur Spaß! Lad ihn zum Essen ein- und mich natürlich! Dann können wir ihm das erklären und alle zusammen darüber lachen.“ Chichi sieht ein bisschen zerknirscht aus, wenn auch nicht zerknirscht genug für meinen Geschmack. „Ich denk drüber nach“, lüge ich und wedle mit der Hand, als wollte ich lästige Fliegen verscheuchen. „Blödes Huhn“, meint Chichi, muss aber lachen, nachdem sie verstanden hatte. Dann stößt sie sich von der Wand ab, und geht zurück an ihrem Platz um in Ruhe zu trainieren. Auch Kuririn verschwindet. Aufatmend lehne ich mich an die Wand zurück und schließe kurz die Augen. Lieber Himmel, der Tag fing schon so bescheuert an, schlimmer kann er ja nun nicht mehr werden. Ein schwacher Trost. Ich wünschte, ich könnte endlich nach Hause. Zu meinem Lieblingshasen Percy. Seufzend öffne ich die Augen, um mich auf mein Ki zu konzentrieren, da schiebt sich vor meinen Augen ein strubbeliger Schopf blonder Haare. Mein Herz setzt ein paar Schläge aus. „Sorry. Ihr wart nicht gerade leise“, sagte Jaden. „Hab ich da eben meinen Namen gehört?“ Schreiend springe ich auf und renne an dem trainierendem Kuririn vorbei zu den Toiletten. Hastig hüpfe ich hinein und schließe die Tür ab. Meine Achseln sind schweißnass. Hatte ich wirklich gedacht, der Tag könnte nicht schlimmer werden? Großer Kami, falls du das siehst und du dir überlegst, wann du mich von dieser Welt holen solltest – jetzt wäre ein guter Zeitpunkt. Nur so als Tipp … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)