Die Reise eines Engels von Hei-chan ================================================================================ Kapitel 27: Verfolgung durch die Engel(Annas Sicht) --------------------------------------------------- „Pass bloß auf, Kratos.“, bat ich. Der Rothaarige stand vor mir und Lloyd. Ihm gegenüber standen einige Engel. Sie hatten uns beim Ossa-Pfad den Weg abgeschnitten. Hier gab es ja nur einen Bergpass. Dort hatten sie uns aufgelauert. „Anna, lauf weiter. Ich komme nach.“, forderte Kratos. Sein Schwert hielt er in der Hand bereit zum Angriff. „Nicht ohne dich.“, widersprach ich. „Mir passiert nichts. Denke an Lloyd.“, meinte Kratos. Er stand mit dem Rücken zu mir. Ich war nicht begeistert, aber er hatte Recht. Ich sah auf Lloyd. Der Kleine hing in einer Baby-Tragetasche vor mir. Er quengelte etwas, schrie aber nicht. Er merkte wohl, dass ich aufgeregt war. „Ok aber pass auf dich auf.“, sprach ich und setzte mich in Bewegung. Der Weg war ziemlich steinig und steil. Daher kam ich nicht besonders schnell voran. Ich tat allerdings mein Bestes. Lloyd fing nun an zu weinen. „Ist ja gut mein Kleiner. Hör bitte auf zu weinen. Sonst finden sie uns noch.“, versuchte ich meinen Sohn zu beruhigen. Mit mäßigen Erfolg. Er schluchzte weiter vor sich hin. Ich erreichte eine kleine Höhle. Sie war nicht sehr tief gerade mal ein paar Meter. Vielleicht übersahen mich die Engel hier? Schnell ging ich mit Lloyd hinein. „Alles wird gut mein Kleiner.“, sprach ich ruhig und wiegte den Kleinen hin und her. Er sah mich mit seinen großen braunen Augen an. „Daddy kommt auch gleich wieder.“ Das hoffte ich zumindest. Kratos war stark und ein hervorragender Kämpfer. Er wurde bestimmt gut mit den Engeln fertig. Trotzdem machte ich mir Sorgen. Was wenn dieser Yggdrasill auftauchte und Kratos angriff. Was wenn die Engel extrem starke Magie beherrschten? Was wenn Kratos vor Hunger zusammenbrach? Mein Magen knurrte. Ok das würde wohl eher mir passieren. Plötzlich hörte ich Schritte. Es kam jemand. Ein Desian? Ein Engel? Oder Kratos? Vorsichtig legte ich Lloyd ab und griff nach meinem Stab. Ich wollte es nicht darauf ankommen lassen. Ich konnte mich auch verteidigen. Das würden die Engel schon zu spüren bekommen. Ich drückte mich an die Wand und wartete auf die Person. Vielleicht bemerkte mich der Engel auch nicht? Vielleicht lief er weiter. Schien so zu sein. Die Schritte wurden leiser. Doch dann blieb die Person wohl stehen. Ich traute mich nicht um die Ecke zu lugen aus Angst gesehen zu werden. Jetzt kam die Person auf mich zu. Wie hatte der bemerkt, dass ich hier war? Ich hielt meinen Stab angespannt fest und machte mich bereit. Die Person war nun ganz nah. Ich sprang heraus und wirbelte meinen Stab herum, um meinem Gegenüber zu schlagen. Leider wurde mein Schlag scheinbar geblockt. Allerdings ließ ich mich davon nicht aufhalten. Ich ließ mein Knie nach vorne sausen um es meinem Gegner zwischen die Beine zu rammen. Mit vollen Erfolg. „Au!“, erklang es. „Mensch Anna, das tut weh.“, sprach ein nun vor mir kniender Kratos. „Kratos?! Das tut mir leid!“, entschuldigte ich mich. Er verzog sein Gesicht vor Schmerzen. „Bist du verletzt? Wie geht es dir?“, fragte ich besorgt und suchte nach Verletzungen an Kratos Körper. „Wie jemand der gerade ein Knie zwischen die Beine gerammt bekommen hat. Nicht sehr angenehm. Ansonsten gut.“ „Ich dachte du wärst ein Engel.“, rechtfertigte ich meine Reaktion. Kratos sah mich wenig begeistert an. „Ich meinte einer von den bösen Engeln.“, korrigierte ich mich. Kratos stand nun wieder halbwegs gerade da. Ich hatte wohl ordentlich zugetreten. „Wir müssen weiter. Es kommen bestimmt noch mehr.“, meinte der Rothaarige. Ich nickte und holte Lloyd aus der Höhle. Wir rannten weiter den Pfad hinauf, als uns Noishe entgegen kam. Kratos hatte ihn voraus geschickt, um zu spähen. Noishe jaulte aufgebracht. „Mist! Unten am Fuß warten die Engel schon. Sie kommen von beiden Seiten. Wir müssen uns irgendwie durch die Berge schlagen ohne den Pass zu nehmen.“, rief Kratos. „Du meinst klettern? Das schaffe ich nicht.“, lehnte ich ab. Dazu war ich auch viel zu erschöpft. Den Pass zu nehmen war schon schwer genug, aber jetzt noch zu klettern oder sonst irgendetwas ging nicht. „Ich werde dir helfen.“ Noch bevor Kratos weiter sprechen konnte, verschränkte ich protestierend die Arme. „Wir werden nicht fliegen!“ Kratos seufzte. „Es würde aber vielleicht helfen. Und ist leichter als Klettern. Zumindest für dich.“ „Nein. Lass uns klettern.“, sprach ich bestimmt. „Noishe erkunde weiter die Gegend.“, meinte Kratos. Dieser gab ein zustimmendes Jaulen von sich und verschwand. Kratos schien auch ziemlich aus der Puste zu sein. Kam bei ihm ja selten genug vor. Der Kampf war bestimmt schwierig. Ein Marsch selbst durch die Berge würde ihn ja nicht so anstrengen. Er ging voraus. Es ging ziemlich steil bergauf. Wir überquerten auch teilweise ziemlich schmale Felsvorsprünge. Zumindest passte Kratos das Tempo an. Er wurde etwas langsamer. „Geht es dir gut, Anna?“, fragte er und blieb stehen. „Etwas erschöpft, aber ich kann noch weiter.“, sprach ich. „Das ist gut.“, sagte erschwer atmend. Das war seltsam. Selbst ich war nicht so aus der Puste. Vielleicht hatte Kratos sich mal verausgabt. Das kam zwar bisher nicht vor, wäre aber möglich. „Geht es dir gut?“, fragte ich. „Geht so.“, kam als Antwort. Das hieß wohl so viel wie nicht so besonders. Sonst kam immer ein „Gut“ „Mir geht es gut“ oder sowas. „Brauchst du eine Pause?“ „Nein. Wir können weiter.“, sprach er ohne mich anzusehen. Dann ging er weiter. Was hatte er denn? Ging es ihm nicht gut? Verletzt schien er nicht zu sein. Bis auf ein paar kleine Kratzer am Arm. Die schienen auch nicht sehr tief zu sein. War er besorgt? Wegen den Engeln? Oder war was passiert? Nach ca. einer halben Stunde machten wir kurz Rast. Lloyd hatte Hunger. Ich stillte ihn während Kratos gegen eine Felswand lehnte. Ich musterte ihn etwas. Er hatte den Kopf weggedreht und sah zum Berg hoch. Überlegte er wie weit es noch war? Sein Brustkorb hob und senkte sich ziemlich unregelmäßig. Er war anscheinend noch ziemlich außer Atem. Lloyd war wieder beim Trinken eingeschlafen. Das machte er immer. Ich legte ihn sanft ab und ging zu Kratos. „Wir sollten weiter. Wir haben den Gipfel fast erreicht.“, sprach er wieder ohne mich anzusehen. „Wir können doch etwas Pause machen.“, bat ich wohl eher um Kratos willen. „Noch ein bisschen. Wenn du müde bist, kann ich dich auch tragen.“, meinte er. „Du wirkst erschöpfter als ich. Da brauchst du mich nicht zu tragen.“, sagte ich. „Mir geht es gut.“, sagte Kratos sein Blick immer noch abgewandt. Ich merkte, dass er schnaufte. Was hatte er? Wir waren doch nicht gerannt oder dergleichen. Wieso war er so aus der Puste? Ich sah ihm nun ins Gesicht. Er wollte sich zwar wegdrehen, aber ich bemerkte bereits warum er mich nicht ansah. Sein Gesicht war knallrot und ihm liefen Schweißperlen durchs Gesicht. Außerdem schnaufte er heftig. „Kratos was ist los?“, fragte ich besorgt und strich ihm übers Gesicht. Wie zu erwarten war es knallheiß. Die Haare in seinem Gesicht waren total durchnässt. „Es ist nichts.“, versuchte er abzuwinken. „Nichts sieht anders aus. Du hast Fieber und bist völlig fertig. Bist du krank? Auf jeden Fall brauchst du eine Pause.“, rief ich. Der Engel schüttelte den Kopf. „Nein. Wir müssen weiter.“ „Wir müssen gar nichts. Du musst Pause machen.“, protestierte ich und drückte Kratos gegen die Wand, da er Anstalten machte weiter zu gehen. Er schien mir nicht viel entgegenzusetzten haben. Ein weiteres Anzeichen dafür, dass es ihm nicht gut ging. „Was ist denn mit dir?“, fragte ich erneut und musterte dabei den Engel. Er hatte auf jeden Fall Fieber. Anzeichen für eine Erkältung oder Grippe zeigte er nicht. Kein Husten oder Schnupfen. „Gift nehme ich an.“, beantwortete Kratos meine Frage. „Die haben dich vergiftet?! Oh nein. Ist es sehr ernst? Ich kenne mich mit sowas nicht aus.“, rief ich schon hysterisch. Ich machte mir wahnsinnige Sorgen um den Rothaarigen. Was wenn ihm das Gift sehr zusetzte? Kratos schwieg. Er sah erneut weg. Nicht gut. War es so ernst? „Kann ich dir helfen? Wir müssen zu einem Arzt. Der kann dir bestimmt helfen.“, plapperte ich nervös. „Das bezweifle ich. Cruxis Wissenstand ist viel höher als der eines Quacksalbers. Sie setzten bestimmt keine Nullachtfünfzehn-Gifte ein.“ „Dann hat nur Cruxis das Gegenmittel?“, fragte ich perplex. „Ist sehr wahrscheinlich.“, kam als Antwort. „Wie sieht es mit der Wirkung des Giftes aus?“, fragte ich nun. „Es war sehr wahrscheinlich nicht für mich bestimmt. Die Engel wollten dich damit treffen. Da Mithos keine große Vorliebe für Menschen hat, ist es wohl…“ Kratos hielt inne. Ich merkte ihm an, dass er mehr gesagt hatte als er wollte. „Ist wohl was?“, schrie ich. Kratos schwieg. „Kratos!“ „…“ „Rede mit mir!“ „…“ Der Engel brachte mich zur Weißglut. Warum sagte er mir nicht was Sache war? „Wir müssen weiter, Anna. Hier sind wir nicht sicher!“, forderte Kratos. „Du kannst nicht…“, protestierte ich. „Wir müssen weiter, solange ich noch kann!“, schrie Kratos bestimmt. Er drückte sich von der Wand weg und lief weiter. Ich folgte ihm stumm. Lloyd schlief zum Glück noch. Ich wiegte ihm sanft hin und her, während ich besorgt Kratos ansah. Was konnte ich nur tun, um ihm zu helfen? Tragen konnte ich ihn nicht. Ich hatte zwar die Kraft ihn ohne Probleme hoch zu heben, aber nicht die Ausdauer, es lange durch zu halten. Außerdem war das Terrain schwierig. Hier konnte ich mich schon kaum allein halten geschweige denn Kratos durch die Gegend zu schleppen. Noishe war leider auch nicht hier. Sonst hätte er Kratos ja tragen können. Plötzlich passierte es. Kratos brach zusammen. Er fiel nach vorne und landete scheinbar unsanft auf dem Boden. „Kratos!“, schrie ich was Lloyd leider aufweckte. Ich kniete zu dem Engel. Er sah mich erschöpft an. Ihm fiel es wohl schwer bei Bewusstsein zu bleiben. Ich drehte ihn zunächst auf den Rücken. „Wie geht es dir?“, fragte ich und strich ihn über die Stirn. Sie war kochend heiß. Sein Fieber war schlimmer geworden. Lloyd schrie nun los. Immerhin hatte ich ihn geweckt. Das passte ihm jetzt gar nicht. Kratos legte seine Hand auf den Kopf seines Sohnes. Er lächelte leicht. Lloyd war augenblicklich ruhig. „Hey mein Kleiner. Mach deiner Mutter nicht so viel Ärger, ja?“, sprach Kratos. Dann fielen seine Augen zu. Seine Hand fiel von Lloyds Kopf auf den Boden. „Kratos?!“, schrie ich und rüttelte ihn leicht. Er reagierte nicht. Allerdings atmete er noch schwer und unregelmäßig. War das Gift so fatal? War es etwa tödlich. War es das was Kratos mir verschwieg. Das durfte nicht sein. Er durfte nicht sterben. Was sollte ich denn ohne ihn machen? Was sollte Lloyd ohne seinen Vater machen. Wir brauchten ihn doch. Ich legte Lloyd auf Kratos Bauch. Der Kleine war ganz still. Ob er wohl wusste, dass es seinem Vater nicht gut ging? Ich lehnte mich zu Kratos und musterte ihn. Er schien Schmerzen zu haben. Sein Brustkorb hob sich unregelmäßig während er ein Stöhnen von sich gab. „Bitte Kratos. Du darfst nicht sterben. Lass mich nicht alleine!“, schrie ich nun unter Tränen. Kratos zeigte keine Reaktion. Dann hörte ich Gebüschrascheln. Hatten sie uns entdeckt? Schnell sprang ich auf und nahm meinen Stab zur Hand. Allerdings waren es keine Gegner. Es war Noishe. Der Protozoan kam aus einem Busch und sah mich verwirrt an. Immerhin weinte ich noch. „Ach Noishe.“, schluchzte ich und sank auf die Knie. Der Terranis kam zu mir und leckte mir durchs Gesicht. „Kratos wurde vergiftet.“, brachte ich hervor. Noishe gab ein kurzes Winseln darauf. „Er wird sterben!“, sprach ich heulend. Noishe ging zu Kratos. Er lief aufgeregt um den Engel herum. Er wusste wohl auch nicht was er machen sollte. Er stupste Kratos an, wohl in der Hoffnung der Engel würde aufstehen, aber ohne Erfolg. Dann legte er sich hin. Sein Kopf lag zwischen seinen Vorderpfoten. Dabei gab er ein Fiepen von sich. Warum taten diese Engel nur sowas. Kratos war doch einer von ihnen. Ich dachte Mithos wollte nicht, dass Kratos starb. Warum wusste ich auch nicht, aber Kratos war sich dessen immer so sicher und jetzt? Jetzt lag Kratos im Sterben. Er würde an einem Gift verenden, was von seinem ehemaligen Freund kam. Und nur Cruxis kannte das Gegenmittel. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. „Cruxis.“, sagte ich. Noishe sah mich fragend an. „Kratos muss nach Cruxis. Die sind die einzigen, die ihm helfen können.“, sagte ich und stand auf. Noishe sah mich immer noch fragend an. „Ich werde Kratos zu den Engeln bringen.“, sprach ich bestimmt. Nun stand Noishe auf und knurrte. Zwischendurch winselte er auch. „Ich weiß, du bist dagegen, aber wenn ich es nicht mache, stirbt er!“, verteidigte ich mich. Ich nahm Lloyds Tragetasche und setzte den Kleinen hinein. „Noishe, bitte kümmere du dich um Lloyd.“, bat ich. Der Terranis legte die Ohren an und fiepte. Er war absolut nicht begeistert. Soweit konnte ich ihn auch verstehen „Bitte, Noishe. Ich kann Lloyd schlecht mitnehmen. Er würde wahrscheinlich auf einer Menschenfarm landen.“, bat ich und hing Noishe die Tasche, um den Hals. Lloyd sah mich mit großen Augen an. Der Kleine wusste ja noch nicht, was los war. „Ach mein Kleiner.“, schluchzte ich und drückte ihn. „Bitte finde eine schöne Familie für ihn Noishe.“, bat ich erneut. Noishe winselte, nickte aber. Ich hob Kratos nun hoch und hievte ihn über meine Schulter. Er schien es nicht mal zu merken. Bis zum Lager der Engel würde ich wohl kommen. Wir waren auch schon fast am Fuße des Berges. Beim Pass waren die Engel ja. Ich musste es einfach schaffen. Noishe lief dann in einer anderen Richtung weiter, während ich auf den Weg zu den Engeln war. Ihr Lager war in der Tat nicht weit. Wenn man das als Lager bezeichnen konnte. Sie hatten ja keine Zelte oder ähnliches. Zunächst beäugtem sie mich mit ihren Leblosen Augen. „Ich will nicht kämpfen, aber bitte heilt Kratos. Ihr habt ihn vergiftet.“, sprach ich. Ich kam mir so dämlich vor. Warum sollten sie ihm überhaupt helfen? Vielleicht wollte Yggdrasill ihn ja tot sehen. Und jetzt hatten sie mich auch noch. Kvar war bestimmt begeistert. Auf mich kam ein Engel zu, der mir Kratos abnahm. Zwei weiter hielten mich fest und fesselten mich. „Bitte helft ihm!“, flehte ich. Sie sagten kein Wort. Nicht mal beachten taten sie mich. Sie zogen mich nur hinter sich her. Wir gingen auf ein Licht zu. Dann wurde alles weiß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)