Silent Heaven von YuumaTsukumo (- Nach dem Ende der Welt) ================================================================================ Prolog: Birth ------------- Der Himmel war blau, die Sonne war warm. Seine Füße spürten die weiche, dünne Fläche, auf der er stand. Sein Herzschlag pochte gegen seine Brust. Es war das Paradies! Das Paradies auf Erden! Tief atmete er ein, dann wieder aus. Es war das Paradies! Die Laute der Vögel, die über seinem Kopf kreisten, das Rauschen des Windes und mittendrin sein Atem und sein Herzschlag. Es war das Leben! Es war das wunderbare Leben, was er spüren konnte! Die Insekten, wie sie ihre Lieder spielten, die winzigsten Geräusche, die kleinsten Kreaturen, sie alle lebten und sie atmeten mit ihm. Sie atmeten dieselbe Luft, atmeten seinen Atem. Es war das Leben, das wunderbare Leben! Kühles Wasser umspülte seine Knöchel, doch er blieb stehen. Er genoss es, er genoss dieses bittere kalte Gefühl, was so kitzelte und bis in seine Knie zog, auch etwas schmerzte, doch es war in Ordnung, er genoss es. Es war das Leben! Es war sein Atem und das Pochen seines Herzens. Und er atmete mit den Wesen, mit dem Wind und mit dem Wasser. Ja, alles lebte, sogar das Wasser lebte und umarmte ihn für das, was er getan hatte. Es war zu gütig, dass er es geschenkt hatte, sein Leben. Aber es war in Ordnung, es war wunderbar! Es war das Schönste! Es war Liebe! Wieder atmete er tief ein und aus und langsam kam er zur Ruhe. Es wurde still um ihn herum, es wurde kühler, die Wärme verschwand. Das Pochen seines Herzens hört er ebenso nicht mehr so deutlich wie gerade eben noch. Die Kreaturen dieser Welt, sie waren dankbar und doch...es war schmerzlich und traurig. Der letzte Tag verschwand. Er öffnete seine Augenlider ganz sanft, als könnte er selbst bei dem Anblick zu Bruch gehen, doch stattdessen erblickte er die vielen Farben am Himmelszelt, die sich an den weißen, weichen Wolken reflektierten und auf dem Wasser des Meeres glitzerten. Es wurde still, still immer stiller. Seine goldenen Augen betrachteten dies noch lange, bis das letzte Licht erlosch, doch es war in Ordnung. Er wollte es so, er wollte sein Leben geben für dieses Wunder namens Leben. Noch einmal atmete er tief ein und aus, spürte es zu atmen. Es war in Ordnung so, egal, wie traurig er darüber sein würde, egal, wie gerne er bleiben wollen würde, egal, wie sehr er es bedauerte und beweinte. Er wollte es so. Und es war okay so zu sterben. Es war völlig okay. So schloss er seine goldenen Augen erneut nur um darauf zu warten, dass sein Leben langsam aus dieser Welt erlosch. Kapitel 1: 01 - End of the world -------------------------------- Heute war es einer der wenigen Tage, an dem der Himmel völlig klar war und in seiner blauen Farbe erstrahlte. Einer der wenigen Tage, an dem man unbeschwert länger in der Außenwelt bleiben konnte, ohne von irgendwelchen Stürmen oder Schlimmeren überrascht zu werden. Der junge Mann namens Yuuma strecke sich aus der Tür hinaus und atmete die frische salzige Luft. Es tat gut einmal trockene Luft zu riechen, nachdem der Himmel ja immer so süß nach Regen roch. Lang war es her. Der junge Mann mit dem schwarzen Haar und rosenroten Strähnen streckte sich in der warmen Brise dieses Morgens und begrüßte den Tag mit einem lauten Ruf. Es würde ja sowieso keinen stören, von daher konnte er so laut sein wie er wollte. So war das in dieser Welt, sie war tot. Niemand war mehr hier, die Stadt vor ihm ist versunken unter der mächtigen Gewalt des Meeres, an den wenigen Gebäuderesten, die noch aus dem Wasser ragten kletterten Algen und Moos hoch, von dem silbernen Stahl und Eisen war kaum mehr etwas zu sehen, alles war bedeckt von einem dunklen Grün. Hinter der versunkenen Stadt erstreckte sich das weite Wasser des Meeres. Da, wo früher nur Land war war nur noch blaues, wellendes Wasser. Die Ruinen der Stadt, die aus dem Wasser ragten. Das war ihre Welt, ihre untergegangene Welt. Und niemand sonst lebte mehr auf diesem Planeten, nur er und die beiden anderen letzten Menschen auf dieser Erde. „Wunderbares Wetter heute! Das sollten wir ausnutzen, hehe!“ Eine zweite Person kam durch die Tür hinaus, strich sich mit Daumen und Zeigefinger über seine müden Augenlider, die er dann öffnete und die Umgebung betrachtete. „Dass du immer so früh schon Energie bei dir hast. Und das, obwohl wir gestern kaum etwas gegessen haben.“ Es war ein junger Mann mit blondem Haar und grünen Strähnen, der einige Zentimeter größer war als Yuuma und sichtlich etwas älter. Sein Name war Kaito. „Hunger habe ich immer noch! Hoffentlich finden wir heute etwas richtiges zu Essen! Immerhin bin ich noch im Wachstum!“ - „Wachstum? Du bist 17 Jahre alt!“ - „Eben! Ich bin der Jüngste und kaum größer als du! Ich muss noch wachsen, siehst du das nicht?“ - „Schluss jetzt!“ Ein weiterer junger Mann mit blauem Haar und blauen Augen trat aus der Tür hinaus und blickte in den ebenso blauen Himmel. „Nutzen wir das Wetter aus und machen uns auf, bevor es wieder anfängt zu regnen.“ Ryouga, wie er hieß, hatte durchaus Recht. In der jetzigen Welt, in der sie völlig allein lebten hatte sich das Wetter sehr verändert. So etwas wie Schnee gab es schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr und jeden Tag war es warm, sehr warm. Wenn mal die Sonne schien war das ein Glück denn es regnete beinahe jeden Tag im Jahr. Das lag daran, dass die Wärme nun die Pole, wie die Menschen es vor langer Zeit vorausgesagt hatten, dabei waren zu verschwinden und nach und nach stieg der Meeresspiegel immer mehr an. Ihre eigene Stadt, in der sie selbst einmal gelebt haben war inzwischen in dem tiefen Wasser so gut wie verschwunden, nur einige große Wolkenkratzer ragten noch hier und da aus dem Wasser hinaus, an denen sich das bisschen Moos, was noch übrig war von all den vielen anderen Häusern noch heften konnte. Sonst hatte das salzige Wasser des Meeres, des Ozeans alles verschlungen, was von der Menschheit noch übrig war. Yuuma blickte auf die Ruinen und wurde ein wenig wehmütig. Er konnte es sich kaum vorstellen, dass die Menschen allein an alledem Schuld waren, dass sie allein alle Kreaturen dieser Erde vernichtet hatten, aber war er denn besser? Auch er tötete die letzten Lebewesen, achtete nicht darauf, wie viele es von ihrer Rasse noch gab und aß sie, um selbst zu überleben. Der Wind blies in sein Gesicht und spielte mit seinen Haaren. „Es ist komisch...nun leben wir hier schon seit fast 10 Jahren und...dennoch kommt es mir wie gestern vor, als plötzlich alle tot waren und wir allein. Und bisher ist niemand sonst gekommen, niemand ist gekommen um nach Überlebenden zu suchen. Ich frage mich....“ Sollte er es wirklich aussprechen? Es war schon lange klar, dass sie drei die Letzten auf dieser Erde waren, niemand sonst war jemals da, niemand sonst hatte jemals auf ihr Rufen reagiert. Keine Vögel mehr, keine Hunde mehr, keine Insekten, nichts war mehr das, nur einige Fische tanzten noch in einigen Gewässern. Die einzigen Wesen, die atmeten und lebten waren er, Kaito und Ryouga. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, beruhigend und verständnisvoll, so auch das Gesicht des Älteren, in welches er blickte. „Leider ja, Yuuma. Aber wir sollten das letzte Leben dieser Erde nicht verschwenden. Außerdem...du bist nicht allein! Wir bleiben bei dir bis zum letzten Atemzug!“ Es erfreute den Rotschopf sehr, dass Kaito das sagte und Ryouga offenbar auch so empfand, es war auf jeden Fall ein großer Trost! „Ihr habt Recht! Leben wir das letzte Leben dieser Erde. Wir haben alle gewusst, dass das Ende der Welt früher oder später kommen wird!“ Nur, dass ausgerechnet er das miterleben würde, das hätte er niemals gedacht und wer wusste schon, wann es wirklich vorbeigehen würde. Yuuma wollte allerdings nicht mehr darüber nachdenken. Seine Finger schnappten nach seiner Angel und er rutschte den feuchten steilen Hügel hinab nach unten in Richtung des Wassers. „Yuuma!“ rief der Blauschopf zu seinem Freund hinunter, der bereits auf dem Weg zu seiner Arbeit war. „Geh nicht soweit weg! Es könnte jederzeit wieder regnen!“ - „Ja ja!“ Manchmal benahmen sie sich wie seine Eltern, dabei waren sie auch nicht älter als er selbst. Ihm war es bewusst wie gefährlich es war im Regen draußen zu sein. Der Boden weicht auf und man kann schnell in dem tiefen Wasser landen, dessen Strömungen einen in den Tod mitreißen, diese Erkenntnis hatten sie vor langer Zeit schon einmal gemacht, als sie noch zu viert waren. Yuuma tat es immer noch Leid um ihn, ihrem alten Freund, aber die Gewalt der Natur durfte man eben nicht unterschätzen. Man hatte es gesehen, wie das Wasser eine ganze Stadt in nur wenigen Momenten völlig ertränken und töten kann. Vector wollte es nicht anders verstehen und nun war er tot. Aber dies lag auch schon ein paar Jahre zurück. Schließlich hatte Yuuma seinen üblichen Platz am Ufer gefunden: Er saß sich auf den bemoosten flach geschliffenen, weißen Ton, holte aus und versenkte den Köder ins Wasser. Durch die Strömungen wurde dieser ab und an ins Wasser gezogen, aber der junge Mann hatte seine Angel schon gut unter Kontrolle, damit ihm diese nicht abhanden kommt. Seine beerenroten Augen streiften über den Horizont vor ihm. Noch immer war es für ihn unvorstellbar, es war einfach völlig surreal...es war einfach unvorstellbar, dass hier einmal viele Menschen gelebt haben. Tausende, Millionen! Dass die Straßen durchflutet waren mit ihnen, die Häuser laut und bunt, überall waren Stimmen zu hören. Und nun hörte Yuuma nichts mehr bis auf das Plätschern des Wassers und das Rauschen des Windes. Kein Vogel war zu hören, wie auch? Es gab ja keine mehr. Wenn er so darüber nachdachte fiel ihm auf, dass er noch nie das Zwitschern eines Vogels gehört hatte, er konnte es sich nur vorstellen vom Hören-Sagen. In seiner kleinen Fantasie spitzte er nun die Lippen und pfiff kleine Lieder und Melodien, die ihm so in den Kopf schwirrten. Die ganze Welt um ihn herum, wie sie sich drehte und bewegte war ihm einfach zu still. So pfiff er seine Lieder, laut und schnell, leise und langsam, auch mal laut und langsam. Er konnte sich einfach an nichts mehr erinnern, er hatte sogar das Gesicht seiner Mutter vergessen. Bedrückt lies er in diesem Moment den Kopf sinken und seinen Körper lose. Es tat ihm so Leid, dass er sie vergessen hatte, ihr Gesicht und ihre Stimme. „Okaa-san....“ Plötzlich zog etwas wild an dem Köder und die Angel flutschte ungehalten aus den Händen Yuumas. „H-Hey WARTE!!!“ Er wollte noch nach diesem greifen, doch stattdessen landete die Angel im Wasser und trieb noch zur Hälfte auf der Oberfläche. Der Junge knurrte. „So ein....verflixt...“ Kaito und Ryouga würden sauer sein, das wusste er jetzt schon! Eine Angel weniger bedeutete weniger Essen und dabei hatten sie doch sowieso schon zu wenig zu Essen. Also musste er sich etwas einfallen lassen. Es war Fakt: Er musste die Angel dringend zurückholen! Yuuma blickte auf die Angel, die im Wasser trieb, das tödliche Meer aus Salzwasser und Ruinen, das vor Strömungen nur so strotzte, unsichtbare Todesfallen. Ängstlich schluckte er die trockene Luft seine Kehle hinab, es ging hier ums überleben! Er brauchte die Angel! So kletterte der Rotschopf den Tonstein runter und weiter hinunter dem Ufer entlang, bis seine Füße beinahe über den Abhang reichten. Er blickte sich nach etwas zum festhalten um., doch er konnte sich nur im Gras festhalten. Ein gewagter Blick nach unten lies deutlich wurden, wie tief das Wasser vor ihm war, es war so dunkel er konnte nicht einmal Gebäude oder Straßen erkennen. Die Finger tief ins Gras geschnitten beugte er sich also weit nach vorne, den Arm gestreckt und die Finger seiner linken Hand versuchten den Griff der Angel zu erreichen., doch sie schien immer mehr fort zu treiben. „Mist! Nein! Komm her! Nicht weg fließen!“ Wieder blickte Yuuma nach unten. Er hatte Angst vor dieser Tiefe, nicht nur, weil es so dunkel war. Da unten waren all die Menschen, die hier ihren Tod gefunden haben, auch Vector..und seine Mutter. Er hatte Angst vor dem Anblick ihres Körpers, wusste nicht, wie sie aussehen würde. Lieber wollte er die wenigen Erinnerungen, die er noch an sie hatte so behalten, wie sie waren. Er wollte sie nicht ersetzen durch einen scheußlichen Anblick eines verrotteten Körpers. Er wollte einfach nur schnell wieder hier weg. So versuchte er sich noch weiter nach vorne zu beugen, merkte nicht, wie sich die Erde unter dem Gras lockerte, das er wie verrückt festhielt. Seine gestreckte Hand zitterte wie Espenlaub, er hatte Angst, wahre Todesangst! „Komm...schon!“ Seine Hand schaufelte in dem eisig kalten Wasser, in der Hoffnung, das Holzstück würde zurückkehren. Und tatsächlich! Es schwamm ihm wieder entgegen nach und nach, immer näher! „Ja!“ Und endlich bekam er es zu fassen. Erleichtert konnte Yuuma aufatmen, als er sich dann wieder zurück beugte und die Angelleine aus dem Wasser hievte. Dabei bemerkte er, dass scheinbar etwas an dem Köder zog. Entweder waren es die starken Strömungen oder er hatte zuvor etwas gefangen. Nach und nach zog er weiter an dem seidenen Seil, bis sich die Wahrheit offenbarte: Es war etwas Goldenes, ein goldener Anhänger..nein!...Eine Art Schlüssel, der so golden glänzte, als wäre er frisch gegossen worden. „Was...ist denn das?“ In ihm war ein Smaragd eingearbeitet, auf seinem Rücken eine Art runde Aushebung, vielleicht um ihn irgendwo anzuhängen? „Auf jeden Fall ist es eine schöne Kette! Vielleicht aus einem Schmuckladen?“ Yuuma betrachtete die Kette eine lange Weile. Ein seltsames Gefühl füllte sein Herz und nach und nach fühlte er sich ruhiger, Er hatte das Gefühl, als könnte er jemanden Flüstern hören...nein! Es war kein Flüstern! Es war ein Geräusch von vielen Dingen! Viele helle Melodien, das Rauschen von Wellen, vom Wind. Raschelnde Töne, die wie ein Flüstern klangen. Es klang...lebendig! Seine Finger umschlossen den Anhänger... Auf einmal gab der Boden unter Yuumas Körper nach und in einem Moment stürzte er ins Wasser hinein. Das kalte salzige Meer umhüllte ihn vollkommen, im Augenblick des Schreckens füllte er beinahe seine Lunge mit Wasser, ehe er aus Reflex die Luft anhielt, die ihm noch übrig war. Es war schwer, denn er hatte den Drang zu atmen und zu husten. Er wurde herum gewirbelt, dass ihm kurz schwindelig wurde und er die Orientierung verlor. Als der Junge im Wasser zum stehen kam schaute er nach oben und sah das Licht der Sonne. ' Ich muss nach oben! Ich brauche Luft!“ Yuuma schwamm! Er nahm all seine Kraft und schwamm nach oben, so gut er konnte. Aber als er gerade fast die Oberfläche erreicht hatte zog ihn ein Sog in die Tiefe und erneut wurde er herum gewirbelt. Er konnte kaum mehr etwas erkennen. Gebäude, das Wasser, das immer dunkler wurde, die Sonne verschwand mehr und mehr. Das war sein Ende, oder? Er würde sterben! Er würde das kostbare Leben durch seine dumme Tat einfach wegwerfen. Er würde Ryouga und Kaito alleine lassen. Er würde sterben, so wie all die anderen auch, er würde zu einer Leiche werden, die durch das Wasser treibt, wie eine leblose Seele. Yuuma wollte nicht so enden, er wollte es nicht. So schloss er die Augen, hoffte, dass es angenehmer werden würde, wenn er vielleicht einschläft, die Luft wurde knapp, seine Finger aber umschlossen weiter den Anhänger, als wäre es eine Art Hoffnung, an die er sich klammerte. Seine Lunge brannte. Das war das Ende... Etwas zog an seinem Arm, war es ein erneuter Strom? Nein...es war stärker! Heftiger! Es zog ihn einen weiten Weg in irgendeine Richtung. Aber Yuuma wollte die Augen nicht öffnen um nachzusehen, wer oder was es war, zu groß war seine Angst. Sein Mund öffnete sich, er schluckte das salzige Wasser, bald würde er das Bewusstsein verlieren. Ein peitschendes Geräusch war zu hören, der Wind glitt kühl an seine nasse Haut und verleitete ihn dazu tief einzuatmen. Er musste wegen dem Reiz stark auf husten und gab das Wasser aus seiner Lunge frei, das aus seinen Mundwinkeln zurück in das Meer tropfte. Er war am Leben, er war gerettet, oder? Yuuma hatte Angst seine Augen zu öffnen, doch er konnte nicht anders, langsam öffneten sich seine Lider. Die Sonne blendete für einen Moment und tat weh, allerdings nicht so sehr wie der Reiz in seiner Lunge, dass er meinen könnte, er würde jeden Moment Blut spucken. Dann aber bekam er die Sicht, die er brauchte, er war über Wasser und er konnte atmen. Er war am Leben! Jemand hielt ihn fest, eine Hand umklammerte sein Handgelenk, eine seltsam aussehende Hand. Sie war bläulich-weiß, leuchtete zart, es war wie eine Geisterhand. Der Rotschopf weitete die Augen und wanderte mit den Pupillen zu dem Gesicht seines Retters. Das Gesicht war ebenso bläulich und strahlte, zwei goldene Augen betrachteten besorgt das Gesicht des Menschenjungen. Sie schwebten über dem Wasser, doch das störte Yuuma am wenigstens, viel mehr war er eingenommen von dieser Kreatur, die ihn nach wie vor am Arm festhielt. „Geht es dir gut?“ hauchte dessen männlich-klingende, schallende Stimme sanft und mit einem Ton der Sorge. Yuuma konnte es nicht glauben. Wie sollte er jetzt darauf reagieren? „J-Ja...ich denke schon.“ - „Das ist gut!“ Leicht wie eine Feder schwebten sie zurück zum höheren Ufer, wo der Mensch abgelegt wurde. Yuuma hustete den letzten Rest des Wasser aus, bis er sich langsam besser fühlte. Der Tag konnte nicht irre genug sein, aber am meisten verrückt war immer noch diese blaue Kreatur, die sich langsam vor ihn ins Gras gesellte. „Warum bist du ins Wasser gesprungen?“ fragte dessen Stimme dann neugierig nach. „Ich bin nicht gesprungen! Ich bin gefallen! Ich wollte meine Angel hinaus holen...und dann war da dieser Anhänger.“ Seine menschliche Hand öffnete sich und sie erblickten den goldenen Schlüssel, den er all die Zeit festgehalten hat. Die Kreatur blickte lange diesen an und schien nachzudenken. Es schien, als wollte er selbst Antworten finden und schien sie nicht zu finden, denn er blickte den jungen Mann dann wieder an. „Hauptsache dir geht es gut...uhm...“ Yuuma blinzelte verwirrt, war er etwa neugierig, wie sein Name war? „Bevor ich dir meinen Namen sage...will ich eines wissen: Wer oder was...bist du?“ Eine berechtigte Frage, wobei der junge Mann sein gegenüber mit Skepsis und Unvertrauen betrachtete. Das geistliche unbenannte Wesen seufzte tief und starrte in verschiedene Richtungen, als würde er antworten suchen wollen. Doch scheinbar sah er sich wirklich die Umgebung an. „Ich bin Astral.“ meinte dieser dann in einem einfachen Satz und erhob sich, betrachtete die gesamte Welt in seinem Augenlicht. Sein Atem ging flach und schnell. „Diese Welt...ist kaum mehr sie selbst...“ murmelte er scheinbar zu sich selbst, ehe er sich zu dem verwirrten Yuuma umdrehte. „Was ist hier Geschehen?...Was sind das für...seltsame schimmernde Steine, die aus dem Wasser ragen? Diese riesigen Felsformationen...und...“ Astral schloss die Augen und legte seine Hände hinter seine spitzen Ohren. „....Wo ist das Zwitschern der Vögel? Wo das Summen der Insekten? Wo...“ Dann öffnete er die Augen und bückte sich ins Gras. Er fand nichts, kein Lebewesen, nicht mal das kleinste Insekt, egal, wie tief er suchte.Seine Hände gruben sich in die Erde, die sich nicht mehr so fest anfühlte, wie er sie in Erinnerung hatte. Eine Art Angst entwickelte sich in seinem Herzen, sodass er schneller atmen musste. „Was ist...mit all den Lebewesen passiert?“ Das war wahrlich eine berechtigte Frage, allerdings wunderte es ihn, wusste dieser Astral denn wirklich nicht, was hier passiert war? Yuuma stand auf und klopfte sich das Gras von seinen Knien. „Sie sind alle schon lange ausgestorben. Die Menschen haben fast alle Lebensarten ausgelöscht, die es auf diesem Planeten gab, bis auf sich selbst. Aber damit haben sie ein großes Ungleichgewicht heraufbeschworen und...somit wurden sie selbst alle ausgelöscht, bis auf ein paar. Aber wir werden auch aussterben, das ist Fakt.“ - „Die Menschen...sollen all das getan haben?“ Astral konnte es nicht glauben und lies die Erde aus seiner Hand fallen. Das war ihm völlig schleierhaft, das hier war ein Paradies! Und es war es immer noch! Aber ohne irgendein Leben war selbst das Paradies nutzlos.Und nun waren alle weg, sie alle waren tot, nichts war mehr übrig. „Und dabei....habe ich mich so sehr gefreut, dass...wenn ich jemals zurückkehren sollte...ich ein Teil dieses Paradieses sein kann...und nun ist alles...zerstört...“ War er verzweifelt? Verzweifelt, dass die Welt so war, wie sie nun war? Und das, obwohl er offenbar von nichts eine Ahnung hatte? Während Astral sich wieder erhob und seine Gedanken über die Situation kreisen lies fragte sich Yuuma tausend Fragen, die er zu gern beantwortet haben wollte. „...Woher kommst du....Astral...?“ Das blaue Wesen drehte sich um und sah den Menschen an. Eine Kreatur voller Leben, war sie wirklich. Seine Wärme der Seele hatte ihn wieder erweckt, das wusste er, mehr wusste er nicht. Irgendetwas schien dieser Junge ihm sagen zu wollen, nur was war es? Dieser wusste es ja selber nicht mal. „Ich bin...“ Astral biss sich auf die Lippen und umklammerte seine Brust mit seinen dünnen Armen. „...das Erste, das mir meine Erinnerungen offenbaren war, das ich hier war, völlig allein auf diesem Planeten. Ich war allein, ich war einsam, alles war still und vor mir erstreckte sich nur das Wasser und hinter mir die viele viele Erde.Und ich war all die Zeit dort und habe mir immer angesehen, wie die Sonne aufgeht und wieder unter und wieder auf...und unter. Ich habe keinen Sinn in diesem Leben gesehen, erkannte mich nicht als lebendiges Wesen sondern nur als einsame Seele. Ich hielt es nicht mehr aus, wollte nicht mehr alleine sein, ich wusste...irgendetwas fehlte mir. S habe ich es begonnen, ich habe begonnen die Welt so zu kreieren, wie ich sie wollte. Ich erschuf das Gras und die Wälder, den Wind und die Wellen, die winzigsten Geräusche in der Nacht und den lauten Krach bei einem Sturm. Und ich genoss es in vollen Zügen.“ Der blaue Geist legte den Kopf in den Nacken und lächele, während er in seinen Erinnerungen schwamm. „Dann erschuf ich all die Lebewesen...erst die kleinen Insekten, dann die Fische, die kleinen Tiere, die großen Tiere...die Vögel, die Füchse, die Löwen, die Katzen...all dies und je mehr sie wurden desto mehr fühlte ich das Glück.“ Doch dann hielt er inne und atmete wieder flach. „Aber dann...als ich glaubte, dass ich endlich mit ihnen zusammen für immer glücklich sein konnte musste ich gehen. Zum Schluss erschuf ich den Menschen nach meinem Abbild...und dann...musste ich sterben.“ Astral öffnete wieder die Augen und sah Yuuma mit einem tiefen Blick an. „Dann war da Nichts...und dann, als ich wieder atmen konnte und die Augen öffnen konnte...habe ich dich gesehen, wie du dabei warst zu sterben und...ich musste dich retten, denn ich wollte nicht, dass du stirbst. Ich weiß nicht, was passiert ist aber...ich bin sicher, dass du mich wieder zum Leben erweckt hast...ich danke dir.“ Yuuma konnte darauf kaum reagieren. Er stand einfach nur da, wie ein angewurzelter Baum, der sich kaum regen konnte. Seine Lippen zitterten. Das alles zu hören, das war ihm beinahe...wahrlich alles zu viel! Hieß das jetzt, das vor ihm der Gott stand, den die Menschheit all die zeit immer und immer wieder gesucht hatte? Der Gott, um den sich die vielen Religionen gestritten und bekriegt haben? Dieses kleine, beinahe traurige Wesen war also derjenige, der sie alle erschaffen hatte? Der für die Existenz von alledem verantwortlich war? „Uhm...“ Yuuma fasste sich an die Stirn und versuchte ruhig zu bleiben. „Was hast du?“ - „Nichts...ich...versuche das nur gerade zu realisieren...das ist wirklich alles ziemlich viel Wahrheit auf einmal.“ Astral entspannte seine Schultern und sah den Menschenjungen vor ihm ruhig an. Dieser blickte ihn wieder an, musterte ihn genau. Es war einfach völlig absurd, ...oder...war es das nicht? Auf jeden Fall übertraf es seine gesamten Wertvorstellungen und die der gesamten Menschheit, wäre die nicht bereits tot. „Ist es das? Die Wahrheit?“ Astral neigte den Kopf zur Seite und suchte mit dem Blick nach einer Antwort. Aber verdammt, die konnte Yuuma ihm nun wirklich nicht geben. „Wenn es stimmt, was du sagst...dann bist du also Gott...“ Die Augenlider des Blauen blinzelten zweimal und er weitete seine Augen in einem Ausdruck der völligen Frage. „Was ist Gott?“ Nein! Nein es ging nicht mehr! Es war wie ein Wettbewerb der verwirrten Verrückten! Der Rotschopf kniete sich stöhnend hin und hielt sich die Hand vor dem Mund. Astral schwebte zu ihm und wollte nach ihm sehen, ob er von dem Beinahe-Tod nicht doch einen Schaden davongetragen hatte, doch Yuuma erbrach in seinem Stress nur ein wenig Salzwasser, das er verschluckt hatte und sich sicher nicht gut in seinem Magen machte. „Mir ist schlecht...“ ~***~ Im Himmel schoben sich die Wolken über die blaue Decke. Es dauerte nicht lang, als sich gleichgesinnte dazu gesellten und die weiße Decke sich in ein tiefes Grau färbte. Nur einen Augenblick später fielen Wassertropfen auf die Erde, erst wenige, dann viele, bis es in Strömen regnete. Ryouga lehnte an den Türrahmen und blickte hinaus in den Wald aus Wasser und Nebel. Er war sichtlich ungeduldig und betrunken in seiner Sorge, knurrte mit jeder gefühlten Sekunde, die verging. „Das reicht! Ich werde ihn jetzt suchen gehen!“ schnaubte er schließlich laut und schnappte sich seine Jacke um nach draußen zu gehen. Aber aus dem Haus kam er nicht raus, denn eine Hand ergriff seinen Oberarm und zerrte ihn zurück in die Trockenheit. „Kaito! Was soll das?!?“ - „Ich lass nicht zu, dass du da raus gehst!“ - „Aber Yuuma wird sterben, wenn er nicht bald zurückkommt!“ Die Hand schloss sich stärker um den Arm. Ryouga zischte durch den Schmerz, dessen Druck ihm beinahe das Blut abschnürte. Die Hand die ihn hielt zitterte, nicht vor Kälte, nicht aus Unsicherheit, sondern aus purer Angst, so sprachen die grauen Nebelaugen Kaitos. „Ich lasse es nicht zu, dass du stirbst...wenn du auch tot bist was...was wird dann aus mir? Ich will nicht, dass du mich allein lässt.“ Ryouga weitete seine blauen Augen und unterließ jegliche Gegenwehr. Zum ersten mal, sah er diese Angst und Schwäche bei seinem ältesten Freund, der hier nun neben ihm stand und ihn so grob festhielt, unbeabsichtigt schmerzhaft. Kaito hatte reine Angst davor, dass er am Ende ganz alleine war. Wie sollte er es aushalten? Wie sollte ein Mensch denn ganz alleine überleben? Dann war ihm selbst das letzte leben dieser Welt so wenig wert. Der jüngere Mann sank den Kopf und wartete darauf, dass er wieder losgelassen wurde. Er verstand ja, er selbst würde das wohl auch nicht aushalten, allein den Gedanken daran nicht. Dennoch war seine Sorge um Yuuma groß. „...Yuuma...er...“ - „Er ist am Leben! Hörst du? Er kommt sicher gleich diese Tür rein und...nervt uns mit seiner lauten Stimme.“ - „...Ja...du hast wohl Recht...“ Sie musste einfach daran glauben, dass er gleich kommen würde. Es war Yuuma! Der Mensch, der sie noch Lachen lies, der noch Fröhlichkeit und Glück als letztes Lebewesen in dieser Welt verteilte. Wenn er jemals stirbt, dann ist diese Welt wahrlich dem Untergang geweiht. Dann aber hörten sie verdächtige Geräusche neben dem Rauschen des Regens. Es waren Schritte, Schritte, die das Wasser klatschen ließen, wenn sie den Boden berührten und ein matschiger Ton war dabei zu hören, als würde jemand versinken. Es war ein unheimliches Gefühl, denn diese Schritte waren schwer, war es wirklich Yuuma? „Ryouga...“ Der junge Mann mit dem blauen Haar nickte leicht und ging ein paar Schritte diesem seltsamen Geräusch entgegen. „Yuuma...bist du das?“ in dem Moment tauchte die Silhouette aus der Dunkelheit des Regens auf. Beerenrote Augen sahen ihren bekannten Freund an, kalte Wassertropfen fielen in Massen von seinem Haar, seiner Nase, seinem Kinn. „Was ist los? Warum schaut ihr so?“ - „Gott...“ Völlig entnervt strich sich Kaito durch sein Haar und zog eine erleichterte Mimik. „Wir haben gedacht du,....tu das nie wieder...Yuuma! Nie wieder!“ - „Tut mir Leid!...ich wurde aufgehalten!“ Und „Gott“ war in diesem Falle das richtige Sprichwort, dieser schwebte dann auch durch den Eingang und betrachtete die anderen beiden Menschen, die völlig entgeistert auf diese geisterähnliche Kreatur blickten. „Was zum...“ murmelte Ryouga mit zitternder Stimme und wich ein wenig zurück. Doch auch Astral war etwas ängstlich und schwebte ein Stück zurück. Er war unsicher, denn es schien soviel zeit vergangen zu sein, dass er nicht wusste, wie die letzten Lebewesen auf ihn reagieren würden. Zumindest schienen sie gerade sehr geschockt zu sein. Dennoch wollte das göttliche Wesen nicht nachlassen, denn auch er hatte Angst allein zu sein. „Ich bin Astral.“ murmelte er dann leise und lächelte leicht. „Wie ich gehört habe...seid ihr die letzten Lebewesen dieser Welt? Ich bin erfreut, dass ihr überlebt habt und dennoch tut es mir um euren Verlust sehr Leid.“ Yuuma hatte ihn aufgeklärt, über sich und über die Welt. Über das, wie die Erde einmal war und was mit ihr und all den Lebewesen geschehen ist. Der Schrecken lag noch tief in seiner Brust, doch es war schon lange klar, dass er etwas tun musste. Die Blicke der beiden Männer gingen zu ihrem jüngsten Gefolge, der ein wenig nervös gestikulierte. „Er...ist Gott! Er hat all das hie erschaffen, wisst ihr? Und ich bin sicher, dass er uns helfen kann!“ Gott also, auf jeden Fall sah er irgendwie aus wie ein Gott, dieser Astral. Dennoch war diese Situation nach wie vor schwer zu begreifen, sodass die beiden nichts mehr sagen konnten. Astral wurde nervös und kaute auf seiner Unterlippe. „Ryouga und..Kaito...Yuuma hat mir eure Namen schon verraten. Habt keine Angst vor mir, ich bin zwar nicht menschlich, aber ich will euch helfen.“ - „Helfen??“ Die Stimme des Blonden raunte laut durch den Raum, dass sogar der Regen übertönt wurde. Der blaue Geist zuckte bei diesem lauten Ruf zusammen und wich erneut zurück. Es schien, als wäre er auf Ablehnung gestoßen. Und dies war wirklich so. „Warum hast du uns nicht geholfen, als mein Bruder noch am leben war? Wo warst du, als unsere Familien und unser Freunde verstarben? Wo warst du bei den kriegen, bei den Katastrophen? Wo warst du da, wenn du angeblich ein Gott bist?“ - „...Es tut mir Leid...ich weiß nicht, was ein Gott ist....“ - „Wunderbar!“ lachte Kaito hämisch und betrachtete Astral mit einem abwertenden Blick. „Göttlich oder nicht...du bist ein Nichts in dieser Welt. Und du wirst dich nicht in unsere Leben einmischen!...Bevor du sie endgültig ruinierst...“ - „Aber Kaito..“ Yuuma konnte seine Reaktion einfach nicht begreifen. War er etwa so voller Verbitterung, dass er ihre letzte Chance zu überleben völlig ablehnte? „Geh jetzt, wer immer du bist. Wir brauchen dich nicht!“ Doch auf dies Ansprache hin stellte sich Yuuma vor dem, in dem er all seine Hoffnung gesetzt hatte. Mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen stellte er sich wie eine Mauer vor seine Freunde. „Er hat mir das Leben gerettet! Und ich lasse nicht zu, dass ihr ihn wegschickt! Ohne ihn wäre ich tot! Wollt ihr wirklich denjenigen wegschicken, der euren Freund gerettet hat?“ Die Stille, die die Beiden von sich gaben lies es wohl zu, zu denken, dass sie nach dieser Erkenntnis kein besseres Argument finden konnten. „Für mich ist Astral das Leben! Das Leben, was wir nun benötigen! Entweder bleibt er bei uns, oder ich gehe!“ Ryouga hatte sich verhört! „Yuuma! Du kannst nicht..“ - „Doch das kann ich! In dieser Welt gibt es weder Regeln noch Normen. Ich kann hingehen, wohin ich will!“ Natürlich wollte er nicht gehen. Er würde niemals seine Freunde verlassen wollen. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass Astral und er zusammen bleiben mussten. Zwar war er sich sicher, dass Kaito sehr enttäuscht war, dass Yuuma wirklich ihre Freundschaft aufgeben würde, für eine Kreatur, von der sie kaum was wussten. Doch Kaito konnte nicht auf Yuuma verzichten, er wollte, dass sie zusammen bleiben. So sank er ein und lies es also zu, wenn auch mit Unbehagen. „Gut...wie du willst...Yuuma...aber erwarte dann nicht, dass ich dir noch irgendetwas zutraue...weder dir noch dieser Gotteskreatur.“ - „Wie du willst...Kaito...“ Demnach war es also besprochen und der älteste der drei ging in sein Zimmer um sich schlafen zu legen. Er war wütend, das ganze Theater wegen nichts könnte man meinen. Aber egal was dieses Geschöpf war und was es vorhatte, er würde Ryouga und Yuuma beschützen. Sie waren seine einzige verbliebene Familie, die er brauchte. Er brauchte sie so sehr. Ryouga blickte seinem Freund nach ehe er sich dem Rotschopf widmete. „Yuuma..bitte...sei nicht so naiv...wir glauben dir..aber wir haben Angst um dich!“ - „Das braucht ihr nicht. Ich werde euch niemals verlassen, aber...ich habe das Gefühl, dass ich genau weiß, was ich tue. Bitte vertraut mir! Und vertraut Astral!“ Hatte er eine andere Wahl? Wohl eher nicht, also nickte er und verabschiedete sich für den Tag um sich in einen wohlverdienten Schlaf zu genehmigen. Der junge Mann bat seinen Retter ihm zu folgen in sein doch recht kleines Zimmer. Auf einem schon etwas vermoderten Tisch stand ein Teller mit gebratenem Fisch, den er in einem Zug verzehrte. Satt wurde er nicht, aber ihm war sowieso noch ein wenig schlecht von dem Meerwasser und diesem Turbulenzen. Dann klopfte er den gesammelten Staub des Tages von seinem Bett ehe er zu Astral sah, der ein wenig überfordert in der Mitte des Raumes schwebte, sein Blick war ruhelos. „Astral...“ - „Ich hätte nie gedacht, dass man mich einmal so sehr hassen wird.“ Yuuma setzte sich auf sein Bett. „Er hasst dich nicht. Es ist nur eine schwere Situation. Auf einmal sind wir allein und...die Menschen, die wir geliebt haben sind fort. Es tut immer noch weh, obwohl es schon so lange her ist. Aber die Menschen die man liebt, die vergisst man nie.“ So etwas hatte Astral noch nie gehört. Aber es belehrte ihn auch sehr in dieser Tatsache. Noch nie hatte er etwas geliebt bis auf die wunderschöne Welt, die er einst erschaffen hatte. Sonst war sein Herz nur gefüllt mit Einsamkeit und mit Trauer über seinen Tod. „Immerzu habe ich mir gewünscht einmal ein menschliches Wesen zu sein. Nur damals...“ - „Ich bin sicher, dass du in diesem leben irgendwann ein Mensch sein wirst, Astral. Lass mich dir dabei helfen!“ Langsam verstand er. Die Wärme, die er spürte, als er erwachte an diesem Tag, es war Yuumas reines Herz, seine reine Seele, die ihm zu leben erweckt hatte, woher er selbst auch kam. Aber es spielte keine Rolle mehr, die Vergangenheit war geschrieben. Es wurde zeit sich um die Zukunft zu kümmern, damit es noch eine Zukunft gab. „Ich danke dir Yuuma...vom ganzen Herzen!“ Kapitel 2: 02 - The feeling of life ----------------------------------- Mit schnellen Schritten lief er an dem Ufer entlang. Solange es nicht regnete musste er die Situation überschauen, also durchkämmte er die gesamte Umgebung um die Stadt herum. An einem Hügel kam er dann zum stehen, seine grauen Augen starrten in das Wasser. „...Wo sind die Fische...“ Dann sah er über den Horizont, kniff zum abschätzen die Augen ein wenig zusammen, doch die Erkenntnis war eine schlechte Nachricht. ~***~ Yuuma öffnete langsam die Augen, blinzelte in seiner restlichen Schlaftrunkenheit. Sie schmerzten nach wie vor von dem Salz, der noch auf seiner Haut ruhte, immerhin hatte er gestern kaum Zeit sich groß zu waschen und der Regen spülte doch recht wenig davon. Vielleicht konnte er sich ja nachher ein Bad in der Bucht mit dem Süßwasser genehmigen, sowieso musste er heute morgen mit Sicherheit wieder dahin um neues Trinkwasser holen zu gehen und um die Kleider zu waschen. Manchmal kam er sich vor wie eine Hausfrau, aber nur, weil sie nun alleine lebten, hier, am Ende der Welt, hieß das noch lange nicht, dass sie dreckig sein mussten. Aber bevor er sich aufmachte um seinen täglichen Aufgaben nachzugehen wollte er nach seinem neuen Freund Astral sehen. Sein Oberkörper erhob sich, seine Arme streckten sich hoch, sein Rücken durch und ein lautes Gähnen lautete im Raum. „Guten Morgen, Astral!“ Aber dieser war nirgends zu sehen. Jeder andere hätte ihn wohl erst einmal gesucht, aber Yuuma war niemand „anderes“. Sofort bekam er es mit Panik zu tun, dass seine Hoffnung einfach so verschwunden ist oder gar nicht erst existiert hat. Dass dies alles nur ein dummer Traum war, illustriert durch seine Hirngespinste. Aber als er gerade hinaus laufen wollte, da überkam ihn ein seltsames Gefühl, das ihn dazu zwang sich zu entspannen.Eine Art Ruhe und Zufriedenheit in einem winzigen Moment, was er lange nicht mehr verspüren konnte und automatisch zog es den jungen Mann zum Fenster. Und dort erblickte er ihn, das Licht seines Körpers bestrahlte die kleinere Fläche aus Gras, über der er schwebte, die Wassertropfen des nun leicht gewordenen Regen perlten einfach an seiner Haut ab. Seine Arme hatte er leicht ausgebreitet und die Augen geschlossen, seine ganze Konzentration schien in diesem Regen zu liegen, so als würde er meditieren, nein, als würde er etwas heraufbeschwören wollen. Sein Atem ging ganz leicht und langsam, tief und lang und dann wieder kräftig aus. Ein lächeln lag auf Astrals Lippen, nicht glücklich, aber doch zufrieden. Yuuma beobachtete dieses Bild in seinem Erstaunen sehr genau. Er beneidete den Gott sehr denn zu gerne würde er in solch einer Situation auch so tiefen entspannt sein wie er es war. Aber vielleicht irrte der Junge sich auch. Vielleicht war Astral nicht entspannt, vielleicht trieb in seinen Gedanken ein heftiger Sturm und er wollte in diesem Moment einfach nur kurz die kleine Stille genießen. Astral bemerkte das angestrengte Atmen hinter seinem Rücken und driftete aus seiner Meditation ab. Die Arme sanken sich wieder und lehnten sich gegen seinen dünnen Körper, dann drehte er sich um und sah den jungen dort am offenen Fenster sitzen, der zusammen zuckte, so als ob man ihm bei einer Untat erwischt hätte. „A-Astral!“ - „Yuuma...guten Morgen!“ Es waren orte, die den Jugendlichen aufatmen ließen. Es war also wirklich alles in Ordnung, zumindest den Umständen entsprechend. „Morgen Astral....“ murmelte Yuuma und empfing den göttlichen Mann wieder in seinem Zimmer zurück. „Hast du...meditiert?“ Meditiert, wieder so ein Wort, womit Astral so wenig anfangen konnte. Sein Haupt saß sich auf das Fensterbrett und seine Beine überschlugen sich eng ineinander. „Ich habe den Regen genossen. Es ist sehr lange her, dass ich Regen auf meiner haut spüren konnte, oder den Geruch der Luft, wenn es draußen feucht ist. Ich war froh, dass ich wenigstens das noch spüren konnte...die kühle Luft im Regen.“ Sicher, Regen war im Grunde etwas positives, doch Kaito, Ryouga und er hatten ihn als etwas Gefährliches angesehen, weil sich die Erde mehr lockerte und sie dadurch schnell abrutschen und in das gefährliche Meer der Ruinen stürzen könnten. So wie Astral hatte er es aber lange nicht mehr betrachtet. „Es freut mich, dass dein Morgen so gut war. Der Tag wird es damit sicher auch.“ Da hatte er Recht, das würde er wohl, dachte das Geisterwesen sich, doch erschreckte , als Yuuma sich auf den Weg zur Tür machte. „Yuuma! Warte!“ Hastig fasste er nach dem Arm von dem Rotschopf um ihn aufzuhalten. Sicher, da war nichts Gefährliches und dennoch hatte er das Gefühl, dass außerhalb dieses Zimmer eine Art Unglück wartete. Doch dieser blickte ihn nur mit seinen Augen tief an. Er protestierte nicht gegen diesen Griff, sondern lies Astral sich sammeln. Er hatte sicher auch Angst, Angst vor dem alleine sein, so wie sie auch. Doch Yuuma schenkte ihm ein lächeln und legte seine wärmende Hand auf die kühlere, die ihn so flehend festhielt. „Hab keine Angst, Astral.“ Angst...hatte er sie? Hatte er Angst aus diesem zimmer zu gehen und sich den Blicken der anderen beiden Menschen zu stellen? Vor allem der Blick Kaitos machte ihm zu schaffen, er schien gefüllt zu sein mit Hass und es war so, als wollte er ihm die Schuld an ihrem Untergang geben. Aber es konnte ja auch sein, dass er Recht hatte. Vielleicht war Astral ja Schuld an alledem, was Geschehen war. Noch mehr von diesem Gefühl floss durch seinen Körper, dass er zitterte und er konnte seinen Blick kaum mehr oben halten. Die Hand, die auf seiner lag machte sie los und umschlang sie mit seinen Fingern. Der seltsame Impuls lies das göttliche Wesen dann aufsehen, doch was er sah war ein lächeln, warm und rein. „Komm, Astral!“ Dieser junge Namens Yuuma....wie schaffte er es ihn so zu beruhigen? Es war mehr als eine göttliche Kraft , viel mehr. So zog Yuuma Astral dann hinaus in das nächste Zimmer, wo Kaito und Ryouga bereits warteten. Allerdings war das Bild seltsam, sie packten ihre Taschen mit vielen Restvorräten, die sie für Notfälle einmal gesammelt hatten und Flaschen voll mit Süßwasser, unzählig viele, vielleicht für 2-3 Tage. „Guten Morgen!“ Ryouga bemerkte die Beiden zuerst und nickte ihnen begrüßend zu, so auch Astral. Kaito allerdings würdigte ihnen keines Blickes, viel mehr war er damit beschäftigt weiter zu packen. Neben der Tasche lag das Seil, wovon er eigentlich wusste, was es bedeutete. „....Wir werden gehen?“ nuschelte er mit seiner helleren Stimme beinahe unhörbar. Eigentlich wollte er keine Antwort darauf hören. Der Mann mit den blauen, gelocktem Haar widmete sein Blick Kaito und der Tasche, die er packte, die dritte bereits. „Ja...wir müssen gehen...“ Yuuma lies Astrals Hand los und stolperte auf seine Freunde zu. „Aber warum?!? Wegen Astral?!? Egal wohin wir gehen, ich werde ihn mitnehmen!“ Kaito hielt inne in seiner Tat aber versuchte ihm seinen blick nicht zu zeigen. Jemandem seinen blick zu zeigen, heißt es, würde bedeuten seine Gefühle zu offenbaren und das konnte er sich nicht leisten. „Kaito!“ - „...Hst...“ Dann blickte er doch auf und sah zuerst zu der Kreatur, der er all die Schuld für ihr Unglück gab. Dann erst sah er Yuuma an. „Der Meeresspiegel steigt bedrohlich an. Der Hügel hier und die Ufer werden der Erosion nicht mehr lange standhalten. Außerdem sind die Fische hier alle weg, wir haben keine Nahrung mehr. Wir müssen weiter ziehen, sonst sterben wir!“ Das war die Antwort und sie war gut, Yuuma konnte nicht protestieren und hielt daher still. Aber seine Heimat nun zu verlassen war die schlimmste Nachricht, die er seit langem gehört hatte. „...“ - „Yuuma...“ Astral verstand die Situation nicht, denn er hatte noch nie so etwas wie ein Zuhause. Die Erde war seine Heimat. Wenn er sie verlassen müsste würde es ihm wohl das Herz brechen. So fühlte er sich damals kurz vor seinem Tod, er war wehmütig, dass er nicht auf Erden bleiben konnte. Fühlte sich Yuuma wohl jetzt auch so? Astral wusste nicht, was er nun tun sollte um seinem kleinen Freund zu helfen. Doch die Hilfe für ihn stand nun vom Stuhl auf und legte die Hände auf seine Schultern. Ryouga war stets für ihn da, ohne Ausnahme, immerhin mussten sie zusammenhalten. „Yuuma...“ Und auch Kaito, der in seiner Verbitterung geradezu erstickte konnte ihren Jüngsten nicht so sehen und er verstand dessen Gefühle, keine Frage. So kam auch er dazu und strich mit der großen Hand durch das schwarze Haar seines Freundes. „Es tut mir Leid Yuuma. Glaube mir, wir wollen hier genauso wenig fort wie du...“ - „Doch wir müssen...verstehst du das? Für unser Überleben!“ - „Das...das weiß ich ja....aber...“ Yuuma strich mit seinem Arm über sein Gesicht, denn er schämte sich für die Heulerei, die er beinahe losgelassen hätte. „Das heißt...wir müssen uns von ihnen verabschieden.“ Stille kehrte in dem Moment ein. Das war wahr, sie mussten sich verabschieden und das war wohl das traurigste an diesem Tag, dass sie wirklich nun auf Wiedersehen sagen mussten. ~***~ Über ihren Köpfen brauten sich wieder dichtere Wolken langsam, zusammen. Nach wie vor Nieselte es, doch man spürte, wie der Wind sich kühlte und drehte. Der nächste starke Regen würde kommen und bis dahin durften sie nicht mehr hier sein. Astral beobachtete Yuuma. Er stand vor einem kleinen Holzgebilde, ein Stock wurde senkrecht aufgestellt, ein anderer waagerecht angebundenen. Es sah schon sehr kreativ aus, doch verstand er die Bedeutung nicht und vor allem verstand er nicht, wieso die drei Menschen bei diesem Anblick so traurig wirkten. Kaito trat als erstes nach vorn und kniete sich mit einem Bein vor das Kreuz. „Haruto...Vater...ich muss jetzt gehen, bitte denkt nicht schlecht von mir. Aber ich habe eine Familie zu beschützen.“ Der blonde fasste in seine Jackentasche und legte das, was er heraus nahm vor das Kreuz nieder. Es waren kleine Bonbons, dessen Folie allerdings bereits langsam anfing sich zu verfärben und das wenige Karamell, was aus der Folie hinaus stach nahm bereits eine tiefe dunkle Farbe an. Diese Süßigkeiten waren sehr alt, Kaito hatte sie nie gegessen. „Hier kleiner Bruder. Wenn du mal traurig bist, vergiss nicht...diese Karamellbonbons lösen all deinen Kummer.“ Dann erhob er sich und Ryouga trat vor. Auch er ging hinunter, bückte sich allerdings und sah das Kreuz nur eine Weile an. „Rio...Wie geht es dir? Ich hoffe, dass Mama und Papa gut auf dich Acht geben. Lach mich jetzt nicht aus...aber ich habe vor eine kleine Reise zu unternehmen. Dein großer Zwillingsbruder muss etwas erledigen. Und bis ich irgendwann zu dir komme...mach keine Dummheiten.“ Der junge Mann sank kurz seinen Kopf und legte eine Hand auf die Spitze des Holzes. Astral verstand langsam, dieses Holzgebilde war eine Art Mal für ihre verstorbenen Liebsten. Und nun mussten sie Abschied nehmen. Der Gedanke lies auch in ihm einen Schmerz aufkommen, es war mit Sicherheit schwer. Schließlich trat Yuuma nach vorn, doch weder kniete noch bückte er sich ins Gras. Er stand nur dort und beobachtete das Kreuz, das friedlich und still in dem Regen und dem Wind sich fest hielt. Der Rotschopf presste seine Hände ineinander zu Fäusten, dass sie Zitterten, seine Zähne bissen sich tief in seine Unterlippe, als wollte er die Tränen aufhalten, doch er konnte nicht, sie mischten sich zu den Wasserperlen in seinem Gesicht. Dann tat er etwas überraschendes. Yuuma warf sich nach vorne und umklammerte das Holz mit seinen Armen, wie in einer Umarmung. Dabei wimmerte und zitterte in seinem völligen Gefühlschaos. „Lebt wohl...ihr werdet mir fehlen....“ Für Astral war das ein völlig neues Bild und eine erstaunliche, wenn auch sehr traurige Erfahrung. Der Verlust eines geliebten Wesens konnte so schmerzhaft sein, dass man es kaum ertragen konnte, das Herz hielt so etwas nur schwer aus. Er selbst hatte noch nie etwas vermisst, zumindest bis zum heutigen Tage. Als die drei Menschen sich dann für den Moment der Trauer kurz zurückzogen blieb er aber bei dem Kreuz. Lange blickten seine goldenen Augen dieses an und versuchten eine Verbindung zu finden, die er für sich suchte. Dann fiel es ihm ein, was er vermisste, die vielen Kreaturen und Lebewesen, die noch am Anfang da waren und ihren leben ihren lauf ließen. Dass sie nun fort waren...das ging ihm einfach nicht mehr in den Kopf. So blickte auch Astral traurig auf dieses Grab vor ihm und er fühlte, wie die Traurigkeit in ihm emporstieg und sich als Träne aus seinem Auge schlich. „Astraaaal! Komm! Wir müssen gehen!“ Es war Yuuma, der ihn rief und in diesem Moment klang er wieder wie heute morgen, fröhlich und warm. Der Bläuling sah ein letztes Mal auf das weite Meer mit den Ruinen, eher er sich umdrehte um fort zu gehen. Doch der Wind blies ihm in diesem Moment so sanft ins Gesicht, dass er dachte, er hätte Stimmen flüstern hören. So versiegte die Träne wieder. Bei ihnen angekommen konnte er beobachten, wie sich die Menschen Seile um den Bauch binden, die alle miteinander verknüpft waren. „Was bringt euch das?“ fragte Astral neugierig. „Zum Schutz! Wenn einer abrutschen sollte können die anderen Beiden ihn noch festhalten und hochziehen.“ - „...Und was ist, wenn ihr alle dabei in den Tod gezogen werden?“ Kurz war es still. Dann sahen sich die jungen Männer an und lächelten. „Dann sterben wir zumindest zusammen.“ Eine wahrlich erneut erschreckende Erkenntnis, die der junge Gott dort erfahren musste, doch wohl kaum konnte er dagegen protestieren. So gingen sie los auf ihre schwere Reise suchend nach einem neuen Zuhause, wo sie hoffentlich den Rest ihres Lebens verbringen konnten. Und Yuuma hoffte, dass Astral mit von der Partie war, was das anging. Der Regen fiel gleichmäßig auf ihre Körper und durchnässte ihre Kleider vollkommen, so sehr, dass sie schwerer wurden. Nach längerer Zeit machten sie Pause, aßen ein wenig und tranken in Maßen, immerhin mussten sie es sich einteilen. Astral musste zum Glück aller beteiligten keine Nahrung zu sich nehmen, dennoch war er sehr unruhig, als er in den himmel blickte. „Es kommt etwas auf uns zu....“ Nach der kurzen Rast fuhren sie ihren Weg weiter fort und langsam veränderte sich ihre Umgebung. Aus den kleinen Hügeln wurde Flachland und aus dem Flachland wieder größere Hügel, bis sie in einem Wald ankamen. Am Fuße des Waldes blickte das göttliche Wesen über die Stämme und Baumkronen. Das Holz war vermodert und die Blätter verfault. Die Farbe des Waldes war kein herrliches Grün mehr, es war ein finsteres Grau und die Schatten der Stämme schienen beinahe violett. „...Was ist hier nur...geschehen...“ Kaito führte die kleine Gruppe weiter hinein. Doch je tiefer sie gingen desto schlimmer sah es um dieses Naturgebilde aus. Dann kamen sie an einem Bach an 8und schon erhofften die Menschen sich ein Schluck Wasser, doch der Ältere merkte schnell, dass etwas nicht stimmte und hielt sein Gefolge auf. „Wartet!“ - „Verdammt, Kaito! Ich habe Durst!“ Doch dieser lies sie dennoch nicht zum Wasser, sondern deutete auf die fortlaufende, durchziehende Ader des Wasser, an welches sich viele Tierknochen ansammelte, eines nach dem anderen. Es sah aus, als wären sie beim Versuch etwas zu trinken verendet, oder vielleicht verendeten sie deswegen, eben weil sie etwas vom Wasser getrunken haben? Dies lies sich leicht herausfinden, als Kaito eines der leicht verfaulten Blätter nahm und in das Wasser schmiss. In nur wenigen Sekunden wurde das Blatt immer dunkler und dunkler und schließlich zerteilte es sich vollkommen, bis es ganz verschwand. Yuuma schluckte, seine Hand umklammerte seinen Hals. „Uh...“ - „Es ist verseucht...trinkt es nicht...“ Verseucht...der Bach, das ganze Wasser und sicher auch der gesamte Wald waren völlig vergiftet von irgendeinem Zeug. Astral blickte auf das Wasser und er konnte spüren, wie ihm das Blut in den Adern gefror. Sein Herz pochte schmerzhaft gegen seine Brust und dämpfte in seinen Ohren laut und lauter. Die ganzen Kadaver der Tiere, der geliebten Lebewesen, die hier gelebt haben waren ein scheußlicher und angsterregender Anblick. Er konnte kaum Atmen, fing an zu keuchen und sein Körper sank in das trockene, verfaulte Gras hinein. Seine Finger schnitten sich in die Erde hinein, doch damit konnte er nur noch mehr spüren, wie der Wald unter den langsamen Todesqualen schrie. Seine goldenen Augen blickten starr gegen den Boden und Astral schnappte panisch nach Luft. Yuuma bemerkte das seltsame Wimmern und kaum drehte er sich um sah er dieses Bild vom seinem zitternden Freund. „ASTRAL!“ sofort eilte er herbei und bückte sich zu ihm hinab. Dabei zog er auch die gebannte Aufmerksamkeit der anderen beiden auf sich. „Astral, was hast du denn? Sag doch was!“ - „Schreie....Todes...schreie....sie sind immer lauter...sie...sie sterben...ster...sterben!...“ Mit jedem Wort, das er flüsterte schien er immer und immer mehr Panik zu bekommen. Der Rotschopf fühlte sich hilflos, was sollte er tun? „Kaito! Ryouga!“ Die gerufenen schnellten herbei und sahen nach ihrem Gott, doch sie wussten sich auch nicht zu helfen. Vielleicht war es ein Fehler hierher zu kommen? Doch Yuuma wollte nicht nachdenken, er wollte handeln! Sofort griff er seinen und hob ihn hoch. „Helft mir mal!“ Sie packten ihn auf Yuumas Rücken, wo er sich mit all seiner Angst und Panik an dessen Körper krallte. Sein Keuchen und Zittern lies auch den Jungen erschauern und er konnte seine Furcht geradezu nachvollziehen. Dann rannte er los, er wollte so schnell wie möglich aus diesem Wald raus. „Astral! Halte durch!!“ Irgendwann musste der Wald aufhören! Oder es musste irgendeinen Ort geben, wo sich Astral beruhigen konnte! Yuuma legte all seine Hoffnung in das Rauschen des Regens, welches er in der Ferne hören konnte. Wenn er Astral verlieren würde...was dann? Doch Yuuma versuchte nicht nachzudenken und rannte immer weiter und weiter, hinter ihm stets seine Freunde Ryouga und Kaito. Dann endlich entdeckte er eine Art Öffnung zwischen den Bäumen und sofort schnellte er hindurch. Vor ihm erstreckte sich eine Lichtung mit einem Teich in der Mitte. Ob er verfault war oder nicht wollte er zumindest nicht herausfinden. Yuuma lies das blaue Wesen wieder runter und legte ihn hin, Astral hatte inzwischen die Augen geschlossen. Ob er bewusstlos war oder wieder versuchte seine Entspannung in dieser Krise zu finden konnte er nicht sagen. Wenigstens war das Gras hier auf der Lichtung etwas Grüner und so würde er hoffentlich sich beruhigen können. „Astral...“ flüsterte der Rote leise und fasste die Hand seines Gottes um sie festzuhalten. Er schien tief zu schlafen, doch das hieß gleichzeitig, dass er für den Moment keine Angst mehr hatte. „Es scheint so, als müssten wir hier übernachten...“ knurrte Kaito ein wenig fluchend und legte seine Tasche ab. „Ihr trinkt nicht von dem Wasser. Sicher ist sicher...wir nehmen unseres.“ - „Geht klar.“ Ryouga blickte zu seinem Schützling, dessen gesamte Aufmerksamkeit nur an Astral gefesselt war, so krampfhaft, wie er dessen Hand hielt. So gesellte er sich dazu und erblickte selbst ihren einzigartigen Gott. „Mach dir keine Sorgen Yuuma. Astral wäre nicht Gott, wenn er so etwas nicht locker weg steckt.“ - „Ja...“ Dennoch... „Ich hoffe, dass du Recht hast...“ ~***~ Viele Stunden vergingen und schließlich lagen sie sich schlafen. Zu ihrem Glück, konnte man sagen, gab es keine Kreaturen oder Menschen, die sie hätten angreifen können, während sie schliefen. Aber dennoch war es recht unheimlich zu schlafen, während einen dieser tote Wald umkreiste.Astral lag aber beruhigt in seinem Schlaf und versuchte die Erinnerungen, die er erträumte zu sortieren. Er sah die Menschen, die ihm nachtrauerten, als er starb. Sie flüsterten ihm irgendetwas zu, etwas, über ein zweites Leben, doch was genau es war verstand er nicht. Dann wurde es dunkel und Astral öffnete seine Augen. Leichte Regentropfen fielen ihm entgegen. Sie schmeckten süß und frisch und hoffentlich war dieses Regenwasser nicht auch so vergiftet, wie der ganze Wald, der ihm beinahe den Verstand geraubt hatte. Dann bemerkte er die Wärme, die neben ihm lag, es war Yuuma, der schlief, aber er lag dicht bei Astral, so als ob er über ihn wacht. Dass er in diesem strömenden Regen schlafen konnte war erstaunlich anzusehen, denn sicher war ihm kalt und dennoch. Allerdings würden sie sich wohl den Tod holen, wenn sie das täglich tun würden, doch das wollte er zu verhindern wissen. Astral erhob sich vorsichtig ins Sitzen, blickte noch einmal zu seinem kleinen Menschen und strich mit den Fingerspitzen zart durch dessen Gesicht, um seine klatschnassen Haare fort zu streichen. „Alles wird gut...Yuuma...“ Dann stand er auf, blieb aber auf dem Boden stehen. Er lief! Er lief durch das Gras und über den Boden, wie ein ganz gewöhnlicher Mensch. Dabei atmete er tief ein und aus, sein Weg führte ihn zum Teich. Sein Fuß setzte einen Schritt auf die Wasseroberfläche, auf der er wie ein Wunder stehen konnte und so lief er einfach weiter, bis er in der Mitte des Teiches zum Stehen kam. Er spürte den leichten Regen und den kühlen, angenehmen Wind. Doch auch wenn er ihn als wunderbar empfand, er musste verschwinden! Astral hob etwas seine Arme vor sich und streckte die Brust raus. Beim Aufbäumen lag er den Kopf nach hinten und atmete tief ein, seine Augen schlossen sich dabei und ganz ruhig und entspannt fing er an sich zu konzentrieren. Erst blieb es still und es tat sich nichts, aber dann fing sein Körper an weiß zu leuchten, wie das Mondlicht in einer klaren Nacht. Die Energie seiner schöpfenden Kraft bündelte sich und kam hervor. Sie schossen aus ihm heraus wie kleine Sterne und stiegen empor, hafteten sich an das Gras, ins Wasser und an die Bäume. Langsam formten sich aus den kleinen Sternen kleine Figuren. Sie bewegten sich und machten Geräusche, atmeten und bewegten sich. Langsam erlosch das Licht bei diesen kleinen Lebewesen, Insekten erschienen und machten sich über den Wald her um daraus ihre neue Heimat zu machen. Zeitgleich durchströmte diese reine, göttliche Energie die Adern des Waldes und reinigten das Wasser, die Bäume, das Gras und die Blumen. Aus dem trüben Schwarz und Grau wurde herrliches Grün, der Wald wurde wieder zum Leben erweckt. Dann formten sich größere Lebewesen, aus denen Hasen sprangen, die sich über das Gras sofort hermachten, Füchse, die in den Wald flüchteten, Wölfe, Bären, Rehe und Hirsche. So viele Arten von Tiere erschienen mehr und mehr aus der reinen, schöpferischen Kraft, die Astral hervorbrachte und schließlich stoppte auch der Regen. Die Wolken verzogen sich mit dem Wind und die Morgensonne zeigte sich in ihrem Glanz. Astral grinste erst breit und lachte dann glücklich. Das war es! Das Gefühl des Lebens! Es war wieder da! Die Lebewesen des Waldes sind zurückgekehrt! Yuuma wurde aus seinem Schlummer geweckt, als er ein schwereres Gefühl auf seiner Brust hatte. Hatten sich seine Sachen etwa so sehr mit Wasser voll gesaugt, dass sie nun So schwer waren? Aber nein! Als er die Augen öffnete blickte er verdutzt in das Gesicht eines Nagetiers, was sich gerade auf seinem schlafenden Körper eine Nuss genehmigt hatte. Völlig perplex blickte der Junge dieses Tier an und war vollkommen überrascht, mehr als das!“ „UWAAAAAAAH!!!“ Bei dem Schrei erschrak nicht nur das Tier, das dann sofort in den Wald flüchtete. Auch Kaito und Ryouga erwachten schreckhaft und konnten kaum glauben, was sie da sahen. „Was...ist das?“ - „Das ist...ein Wunder!“ Das war es wirklich, denn auf einmal war der Wald auferstanden in seinem völligen Glanz, die Lebewesen waren zurückgekehrt und alles schien so, als wären sie nie weg gewesen. „Nein!“ murmelte Yuuma und stand auf. „Das ist Astral!“ Dieser verweilte noch weiter in seiner Konzentration und lies noch mehr von seiner Energie frei. Die Bäume fingen an Früchte zu tragen, mehr Insekten und Tiere erschienen, die Flüsse und der Teich füllten sich mit Fischen und Fröschen. Dann erlosch das Licht und Astral kehrte mit seinem Bewusstsein zurück in die wirkliche Welt. „Astral!“ Als er diese freudige Stimme hörte drehte er sich um und er war glücklich Yuumas so freudiges, warmes Gesicht zu sehen. Und auch er war glücklich, den endlich war der Wald wieder so, wie er sein sollte und er konnte wieder das Leben spüren, das er so vermisst hatte. Der junge Mann war ihm so unsagbar dankbar, dass er dies getan hat. Sicher konnte er das nicht einfach so machen. Astral schwebte auf und wollte zu seinem Freund, doch auf dem Weg dorthin verlor er die Sicht und stürzte ungehalten. „Oh!“ Yuuma fing den Gott sofort auf und hielt ihn fest in seine Arme. „Astral hat...das alles hier bewirkt?“ Ryouga staunte nicht schlecht über diese viele Tiere, die er noch nie in seinem leben jemals gesehen hat und über das herrliche Grün der Bäume, die im Wind vergnügt tanzten. Und auch Kaito musste zugeben, dass dies alles sehr beeindruckt war. Doch musste er sich eines fragen: konnte diese Kreatur wirklich Lebewesen einfach so zum Leben erwecken? Somit auch Menschen? Yuuma hielt Astral weiter in seinen Armen. Er war so überglücklich darüber, was dieser getan hatte aber auch, dass es ihm anscheinend besser ging, denn dieser Moment vom letzten Tag war zu erschreckend für ihn. Er wollte ihn nicht verlieren, Yuuma fühlte sich mit ihm verbunden:: „Yuuma...“ Schnaufte das Geisterwesen erschöpft, während es sich derweil an seinen Menschen klammerte. „Ich hoffe du bist jetzt auch so glücklich...wie ich! Wenn auch nur für den Moment...“ - „Ja Astral! Ich bin sehr glücklich, auch, wenn ich weinen muss. Das sind Freudentränen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)