Crossroads von lunalinn (decisions are never easy) ================================================================================ Kapitel 29: Zukunftspläne ------------------------- „Habt ihr schon gesehen? Sie haben die Termine für die Prüfungen am Schwarzen Brett ausgehängt!“ „Mann, hör auf, davon zu reden!“ „Ja…ich hab jetzt schon Bammel…“ „Ach was! Wenn man sich genug vorbereitet…“ „Ich weiß noch gar nicht, was ich nach der Schule machen soll…“ „Dafür gibt’s doch diese Gespräche mit den Hauslehrern?“ „Also, ich möchte im Ministerium arbeiten. Meine Mom arbeitet auch da…“ Remus spürte, wie das eigentlich leckere Sandwich mit Schinken plötzlich pappig in seinem Mund wurde. Der Appetit verging ihm direkt bei dem Thema, denn es beschäftigte ihn seit Monaten. Je näher der Abschluss rückte, umso größer wurden seine Existenzängste. Die Gespräche, die sich an diesem Morgen in der Großen Halle nur darum zu drehen schienen, machten es nicht besser. Als Werwolf hatte er nun einmal nicht dieselben Voraussetzungen wie andere Zauberer und Hexen. Da konnten seine Noten noch so gut sein, es würde schwer für ihn werden. Verheimlichen würde er es dauerhaft nicht können, schließlich würde es auffallen, wenn er einmal im Monat für einige Tage verschwand. Nein, ein Geheimnis daraus zu machen, würde nicht möglich sein. Missmutig sah er auf das Sandwich in seinen Händen, ehe er es zurück auf den Teller legte und nach dem Kürbissaft griff. „Wie die sich alle verrückt machen…“, hörte er James sagen, welcher ihm gegenüber saß. „Also ich weiß schon ganz genau, was ich machen werde…“ „Deine Eltern sind reich, Krone…du kannst machen, was du willst“, kam es sarkastisch von Sirius, doch er grinste dabei. „Und?“, erwiderte James schnippisch und fuhr sich durch seine wilden Haare. „Ich will mich ja nicht darauf ausruhen, sondern selbst was erreichen!“ „Und was könnte das nur sein…“ „Bestimmt etwas mit Quidditch!“, meinte Peter neben ihm voller Enthusiasmus. Kurz kam Remus der Gedanke, dass ihr Freund vielleicht mehr Zeit darauf verwenden sollte, sich Gedanken um seine eigenen Ziele zu machen, doch im selben Moment schämte er sich dafür. Es war nicht Peters Schuld, dass ihm dieses Thema so auf den Magen schlug. „Richtig! Sogar McGonagall meint, dass ich Chancen habe, international zu spielen! Stellt euch das mal vor…“ Verträumt blickte James vor sich hin, so als sähe er seine Zukunftsvision direkt vor sich. Sirius verdrehte die Augen, stieß seinem besten Freund den Ellenbogen in die Seite. „Damit du noch arroganter wirst? Nein, danke…und außerdem werde ich sowieso einen viel cooleren Job haben!“ „Ja, klar…ich seh dich schon vor mir, Tatze…so als Filchs Nachfolger“, feixte James und Remus musste trotz seiner Sorgen schmunzeln. „Mit Mrs Norris auf der Schulter…wie so ein Geier. Wette, die überlebt Filch…“ Peter prustete in seinen Kürbissaft, bekleckerte seinen Umhang damit, jedoch schien er es zunächst gar nicht zu bemerken. Sirius dagegen rollte mit den Augen, wobei man merkte, wie er sich das Grinsen verbeißen musste. „Als ob…wobei…dann könnte ich miese, kleine Rotzgören an ihren Daumen aufhängen!“ Er imitierte Filchs Stimme und dessen finsteren Ausdruck erschreckend gut, während er mit den Daumen wackelte. „Aber ernsthaft…ich hab was Besseres vor! Und zwar werde ich Auror!“ Peter blinzelte, ehe wieder dieses Leuchten in seine Augen trat. „Oh, das ist so cool...“, seufzte er, was Sirius stolz das Kinn recken ließ. „Aber doch auch sehr gefährlich, oder?“ „Ach…was ist das Leben ohne Risiko? Aber mal ehrlich, ich glaub, das würde wirklich gut zu mir passen und meine Noten sind auch gut genug“, meinte Sirius nachdrücklich, ehe er noch leiser anfügte: „Außerdem…wer kennt sich mit schwarzmagischen Zauberern und Hexen besser aus als ich?“ Remus nickte leicht, musste zugeben, dass Sirius da nicht Unrecht hatte, wenn man so an dessen Familie dachte. Da ihr Freund mit dieser schon länger gebrochen hatte und inzwischen bei James wohnte, würde ihm diese Verbindung auch keine Gewissensbisse bringen. Jedenfalls schätzte er Sirius nicht so ein, wenn er ihn über seine Familie reden hörte. „Stimmt“, ergriff James das Wort und lächelte seinen Freund an. „Ich glaub auch, dass du dafür geeignet bist – und falls nicht, kann ich bei Filch bestimmt ein gutes Wort einlegen.“ „Wenn du das noch einmal sagst, tunk ich deinen Kopf in den Kürbispudding, Krone…“ „Dafür müsste ich dir Punkte abziehen, Black – und das will, glaube ich, keiner von uns, hm?“ „Du bist und bleibst ein Spielverderber, Evans…“, maulte Sirius, als sich die Rothaarige neben ihren Freund setzte, welcher wie ein Honigkuchenpferd grinste. „Regeln sind Regeln – auch wenn James es bestimmt verdient hat.“ „Hey! Auf welcher Seite stehst du, Lily?!“, empörte sich James, woraufhin sie schmunzelte. „Natürlich auf der Seite der Gerechtigkeit“, antwortete sie und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. Remus lächelte, während er seine Freunde beobachtete…und wieder daran denken musste, dass dies bald vorbei sein würde. Lily und James kapselten sich jetzt schon öfter von der Gruppe ab…wie würde es erst sein, wenn sie getrennte Wege gingen? „Wobei habe ich eigentlich gestört?“, hörte er sie fragen und blickte auf. „Zukunftspläne“, erwiderte er mit einem müden Lächeln. Es war das erste Mal an diesem Morgen, dass er sich an dem Gespräch beteiligte, und das fiel wohl gerade auch James und Sirius auf, denn sie tauschten einen kurzen Blick. Remus wusste, dass keiner von ihnen wollte, dass er sich schlecht fühlte. Da er nicht wollte, dass sie sich schuldig fühlten, wandte er sich Lily zu. „Weißt du schon, was du später machen möchtest?“, fragte er sie freundlich, woraufhin sie stockte. Es kam selten vor, dass Lily Evans keine taffen Worte parat hatte, umso irritierender war es, wie still sie plötzlich wurde. Sie räusperte sich, strich sich eine rote Haarsträhne hinters Ohr. „Na ja…ich hatte überlegt…“ Sie warf einen schnellen Seitenblick zu James, welcher ihr ermutigend zunickte. Daraufhin straffte sie ein wenig die Schultern und lächelte. „…vielleicht werde ich Lehrerin. Ich habe schon mit Professor McGonagall darüber gesprochen und sie meinte, dass ich alle Voraussetzungen erfülle.“ Remus‘ Lächeln wurde wärmer, als er das hörte, denn er musste ihrer Hauslehrerin zustimmen; Lily wäre sicher eine fantastische Lehrerin. Sie war klug genug, diszipliniert und einfühlsam. „Da hat sie Recht. Du wärst sicher eine tolle Lehrerin. Hm…weißt du schon, welches Fach du unterrichten möchtest?“ „Nun…so ganz habe ich mich da noch nicht festgelegt, aber in der engeren Auswahl ist auf jeden Fall Zaubertränke. Ich bin ziemlich gut darin und es macht mir Spaß…“ Remus entging nicht, wie ihr Blick nur für einen Wimpernschlag zum Tisch der Slytherins rüber flackerte. Er hoffte innig, dass es bloß ihm aufgefallen war…andernfalls würde das später Ärger geben. Er konnte Snape nicht sehen, saß mit dem Rücken zu dessen Tisch. James wirkte für einen Moment skeptisch, schien zu überlegen, ob er sich dazu kritisch äußern sollte. Anscheinend hatte er jedoch dazu gelernt, denn er lächelte Lily an. „Das würde jedenfalls gut zu dir passen – immerhin bist du Slughorns Liebling!“ „James…“ „Ist doch so! Wäre er nicht so ein alter Sack und unser Lehrer, wäre ich eifersüchtig, so wie er von dir schwärmt…hach, Miss Evans hier, hach…haben Sie schon gesehen, was Miss Evans da wieder Wundervolles vollbracht hat?“ Während er Slughorns Tonfall nachmachte, klemmte er sich die Serviette zwischen Nase und Oberlippe, was an den buschigen Schnauzbart erinnerte. Sirius und Peter brachen in schallendes Gelächter aus, wohingegen Lily rot wurde und ihren Freund anfauchte, damit aufzuhören. Vermutlich um abzulenken, wandte sie sich dann ihm zu. „Was hast du für Pläne, Remus?“ Remus öffnete den Mund, sah in die Gesichter seiner Freunde…und haderte mit sich. Er wusste nicht, ob er darüber reden wollte. Natürlich hatte er Wünsche und Ziele…nur war er sicher, dass sie sich schwer oder gar nicht umsetzen ließen. Daher setzte er bloß ein schiefes Lächeln auf. „Ich weiß noch nicht genau, in welche Richtung ich möchte“, log er, woraufhin sie die Stirn runzelte. „Wirklich? Also, ich finde, du würdest auch einen richtig guten Lehrer abgeben! Mit deinen Noten…qualifiziert wärst du jedenfalls. Dann könnten wir Kollegen sein!“ Zumindest bis jemand rausfand, was er war, und die Eltern vor der Tür stehen würden, um seine Entlassung zu fordern. Dabei lag Lily gar nicht mal so falsch, denn er hatte diesen Beruf schon mal in Betracht gezogen. „Ja…ich…wie gesagt, ich überlege noch, aber das wäre wirklich schön“, wiegelte er sie ab und auch wenn sie durch seine Zurückhaltung irritiert wirkte, beließ sie es dabei. „Und was habt ihr anderen vor?“, fragte sie an Peter und Sirius gewandt. Während der Kleinste von ihnen herumdruckste, dass er erstmal die Prüfungen würde schaffen müssen, grinste Sirius sie stolz an. Er schien bereits in seiner Vorstellung, ein Auror zu sein, aufzugehen und trotz allem freute es Remus, ihn so zu sehen. Sirius‘ Leben war bisher ebenfalls nicht leicht gewesen. „Ich werde Auror und dann jage ich schwarzmagische Schleimbeutel wie Schn- ja, also…schwarze Magier und Hexen halt.“ Bei Lilys finsterem Blick und dem Ellenbogen, den James ihm reingerammt hatte, hatte er lieber eingelenkt. Remus wusste, was er hatte sagen wollen, so wie sie alle. Auch wenn James seinen besten Freund nur wegen Lily davon abgehalten hatte, Snape zu erwähnen, war er froh darüber. Seitdem das zwischen Snape und ihm lief, fiel es ihm noch schwerer, die gehässigen Kommentare seiner Freunde zu ignorieren. Er hatte jedes Mal das Gefühl, den Slytherin verteidigen zu müssen, doch wenn er es vorsichtig versuchte, bellte Sirius ihn meistens an, ob er jetzt Schniefelus‘ Freund sei und auf wessen Seite er stehen würde. James sah ihn immer so durchdringend an und auch wenn er weniger aggressiv als Sirius war, merkte Remus, dass es ihm missfiel. Peter dagegen fiel meistens in Sirius‘ Anschuldigungen mit ein und ließ nebenbei noch ein paar schlimme Wörter über Snape fallen. Wenigstens beließen sie es mittlerweile bei Wörtern…denn bislang hielt sich sogar Sirius mit Zaubern zurück. Vielleicht war sein neuer Berufswunsch der Grund dafür, sodass er nicht negativ auffallen wollte. Er wusste es nicht, doch Snape verhielt sich genauso. Giftige Wortgefechte, aber ansonsten blieben beide Seiten…ruhig. „Erstmal müssen wir sowieso die Prüfungen bestehen“, lenkte James ein, wohl vor allem, um die Situation zu entschärfen. Glücklicherweise ging Lily auch nicht weiter auf Sirius‘ Worte ein, sondern erwähnte Schwerpunkte, mit denen sie mit Professor McGonagall und Slughorn gesprochen hatte. Remus seufzte innerlich, stützte das Kinn in die Handfläche, während er vor sich hin schaute und die Gedanken schweifen ließ. Die Prüfungen jagten ihm nicht halb so viel Angst ein wie die Aussicht auf seine Zukunft. „Bei Merlin…“ Remus spürte, wie Snape seinen heißen Atem gegen seinen Hals schnaubte, kaum dass die Worte seinen Mund verlassen hatten. Der hagere Körper des Slytherin lag auf seinem, bebte noch leicht vom Orgasmus. Die Finger der freien Hand hatten sich in seinen Umhang gekrallt – Snape weigerte sich strickt, Lupin mehr Haut als nötig zu zeigen –, während er die andere Hand langsam unter seinem Umhang hervorzog. Wie seine eigene war sie feucht, doch mittlerweile hatten sie sich beide daran gewöhnt. Ein kleiner Reinigungszauber würde alle Spuren beseitigen. „Hn…nenn nicht Merlins Namen dabei…“, hörte er Snape murren, doch wenigstens blieb er bei ihm liegen. Nicht selten bei ihren Treffen erhob sich Snape sofort danach, murmelte den Zauber, richtete seine Kleidung und verschwand. Anscheinend hatte der andere heute einen…emotionalen Tag, das sollte Remus wohl ausnutzen. Er ließ die saubere Hand weiterhin unter dessen Umhang liegen, streichelte sanft seinen Rücken, fuhr die Wirbelsäule nach. Snapes Haut war so dünn und blass wie Papier, sodass man jeden Knochen überdeutlich fühlen konnte. Was viele sicher unansehnlich fanden, weckte bei ihm das Interesse. Remus hatte selbst genügend Makel…wie seine Narben. Er war ständig erschöpft von den Nächten als Werwolf…und dass Snape dieses Geheimnis kannte, erleichterte ihn ebenso wie die Tatsache, dass dieser nicht perfekt war. Sie teilten sein Geheimnis, wenn auch unfreiwillig…und sie hüteten ein gemeinsames. Es fühlte sich jedes Mal wieder neu und aufregend an, obwohl Snape ihn zwischendurch von sich stieß. Nach allem, was er über den Slytherin wusste, wunderte es ihn nicht. Trotzdem es manchmal schwer war, wollte er genügend Geduld aufbringen, um Snape näher zu kommen. Näher als nur auf körperlicher Ebene, doch das brauchte nun mal seine Zeit. „…worüber habt ihr gesprochen?“ Remus blinzelte, als er die Frage vernahm, sah runter zu Snape, dessen Gesicht er nicht sehen konnte. „Hm?“ „Heute Morgen. Am Tisch“, brummte dieser mit Nachdruck und ohne sich zu lösen. „Oh…ach das…“, fiel es dem Gryffindor wieder ein und er räusperte sich. „Uhm…über die Prüfungen und…über Zukunftspläne…“ „Tse…also über Potters glänzende Karriere, die seine Selbstüberschätzung und Arroganz ins Unermessliche steigern wird. Black wird sich wohl weiter von ihm aushalten lassen, huh?“ Remus wusste nicht sofort, was er zu so viel Gift sagen sollte, sodass er erstmal schwieg. Seine Streicheleinheiten stoppten, bis er sich gefangen hatte und zu Snape runter sah. „James hat gute Chancen, mit Quidditch erfolgreich zu werden…und Sirius hat ebenfalls ein Ziel. Es wäre wirklich nett, wenn du aufhören würdest, so über meine Freunde zu reden.“ Snapes Antwort bestand aus einem abfälligen Schnauben, ehe er sich zu seinem Leidwesen von ihm herunterrollte und sich aufsetzte, dabei seine Kleidung richtete. Innerlich seufzte Remus, doch er sagte nichts, sondern tat es ihm gleich. Sie hatten einen ungenutzten Raum in den Kerkern gefunden, eine einfache Decke auf den kalten Steinboden gelegt. Morgen würde ihm sicher wieder der Rücken wehtun, aber na ja…kein Unterschied zu sonst. Es war kalt und feucht, aber hier würde sie hoffentlich niemand erwischen. „Welche Pläne hat Lily?“ Remus blickte auf, als Snape die Frage in neutralem Tonfall stellte, so als hätte er gefragt, wann sie wieder in der Bibliothek lernten. Täuschen konnte er ihn damit nicht und auch, wenn es schmerzte, gab er ihm eine Antwort. „Sie möchte Lehrerin werden…möglicherweise für Zaubertränke, aber ganz sicher ist sie noch nicht.“ Snape, der sich soeben die schwarzen Haare aus dem Gesicht gestrichen hatte, hielt merklich inne. Seine dunklen Augen leuchteten und Remus musste Gedanken nicht lesen können, um zu ahnen, dass ihm diese Tatsache etwas bedeutete. Allerdings verschwand dieser Ausdruck recht schnell wieder und er fuhr fort, Haare und Kleidung zu glätten. „Hn. Sie würde es zweifellos schaffen – wenn ihr Potters permanenter schlechter Einfluss keine Steine in den Weg legt.“ „Snape…“, knurrte Remus, doch der andere ging gar nicht darauf ein. Es war so schwierig mit ihm. Remus fragte sich, warum nicht einmal etwas in seinem Leben ganz normal und…leicht verlaufen konnte. Er war ein Werwolf, würde vermutlich keine Anstellung finden, seine Freunde nur noch ein-zweimal im Jahr sehen…und er war in die komplizierteste Person der Welt verliebt. Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. „Was…ist eigentlich mit dir?“, zwang er sich zu fragen und spürte sein Herz schneller schlagen. „Die Zukunft…wie stellst du sie dir vor?“ Und damit meinte er nicht unbedingt die berufliche Zukunft, sondern auch sie beide. Snape würde das hier nicht zulassen, wenn er keine Gefühle für ihn hätte. Wenn es ihm nicht irgendwas bedeuten würde. Sie waren beide anders…teilten Geheimnisse und dieselben Neigungen. Konnte das reichen? Es wäre schön, nicht völlig allein zu sein. Snape war ein Einzelgänger ohne Freunde…vielleicht konnten sie zusammen… „Ich habe viele Ziele“, brach Snape die Stille. „Eine Option wäre es, nach schwarzmagischen Artefakten in fernen Ländern zu suchen und damit zu handeln. Wie viele Zauberer und Hexen sich darum reißen würden, sie in die Hände zu bekommen. Macht und Reichtum…ich werde sicherlich nicht für immer in diesem widerlichen Loch wie ein nichtsnutziger Muggel leben! All jene, die mich unterschätzen und verspotten…werden dies bereuen.“ Remus blickte ihn stumm an, wusste nicht, was er sagen sollte; das hatte er eigentlich nicht gemeint. Allerdings wollte er nicht genauer wegen ihnen beiden nachhaken…die Angst vor einer Abfuhr war zu groß. Vielleicht würde Snape irgendwann ja auch den Wunsch verspüren, sich mit ihm ein gemeinsames Leben aufzubauen. Wenn er jetzt davon anfing…nein, das würde diesen bestimmt nur von ihm wegtreiben. „Na ja…das ist doch…eine Idee…“, murmelte er mit einem schiefen Lächeln. Und es war besser als das, was vor allem Sirius über Snape verbreitete. Dass dieser ein Todesser werden und sich diesem Dunklen Lord anschließen würde. Allein die Vorstellung bereitete Remus Magenschmerzen, von daher war ihm Snapes Antwort eindeutig lieber. Nur weil Snape ab und zu mit Rosier und einigen anderen Slytherins rumhing und sprach, musste er ja nicht gleich dieser Sekte beitreten. Zumal Sirius sowieso nie ein gutes Haar an Snape ließ… „Ich nehme an, du hast keine Ziele.“ Remus zog die Brauen zusammen, sah Snape an, welcher sich gerade an die Wand lehnte. „Du denkst, ich mache mir keine ernsthaften Gedanken über die Zukunft?“, wollte er verärgert wissen. „Nun, das will ich nicht bestreiten…ich glaube nur nicht, dass sie realistisch sind.“ Manchmal fragte sich Remus, ob Snape in Momenten wie diesen überhaupt merkte, wie verletzend seine Worte waren. Natürlich hatte er Recht, doch hin und wieder sollte man nicht alles aussprechen, was man dachte. Zerknirscht lehnte er sich ebenfalls an die Wand, blickte verbittert an die Spinnweben in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes. „Heiler.“ „…bitte?“ „Du hast richtig gehört. Ich möchte Heiler werden“, beharrte Remus und funkelte ihn an. „Ich…wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich Krankheiten heilen…oder Tränke entwickeln, die Schmerzen lindern. Etwas, das den Leuten hilft…Leuten wie mir und…ich denke, dass dein Heiltrank dazu beigetragen hat, Snape. Ich…war so froh damals und…auch wenn ich weiß, wie unrealistisch es ist, dass ich auch nur die Chance erhalte…wäre es das, was ich gern machen würde.“ Snape sah ihn immer noch verdutzt an, doch Remus hatte keine ermutigenden Worte erwartet. Wenn der andere ihn nicht weiter runterziehen würde, wäre es ihm schon genug, doch er rechnete lieber nicht damit. Tatsächlich war Snape recht lange schweigsam. Es war schwer zu sagen, was in seinem Kopf vorging, doch schließlich schnaubte er, wich seinem Blick aus. „Unrealistisch? In der Tat“, murmelte er. „Niemand stellt einen Werwolf als Heiler ein. Das ist paradox, Lupin. Darauf wird sich niemand einlassen, dem sein Ruf ein Fitzelchen wert ist.“ Remus lächelte freudlos, erwiderte nichts darauf; was hatte er sich auch dabei gedacht, seine Träume mit jemandem wie Snape zu teilen? Er war ein Idiot. „…allerdings heißt es auch, dass Werwölfe nicht zur Schule gehen – und dennoch hat mich letztes Jahr beinahe einer gefressen.“ Remus hob den Blick langsam wieder, fixierte Snape, aus dessen Verhalten er nicht schlau wurde. „…ist das der zynische Versuch…mir Mut zuzusprechen?“, fragte er ungläubig. „Falls ja, mache ich mir Sorgen um dich, Snape. Das sieht dir nicht ähnlich.“ Snape schoss ihm einen zornigen Blick zu, doch der leichte Rotschimmer auf den blassen Wangen entging Remus selbst in dem spärlichen Licht nicht. Oh? Hatte er etwa…ins Schwarze getroffen? Er spürte wieder diese Wärme in seinem Inneren…das Glück durch seine Adern strömen. Vielleicht war doch nicht alle Hoffnung bezüglich seiner Beziehung mit Snape verloren? „Nein, jemand hat sich mithilfe von Vielsafttrank in mich verwandelt!“, fauchte dieser ihn an. „Behalt deine lächerlichen Träume für dich, wenn dir nicht passt, was ich- hmpf!“ Remus ließ diesen nicht ausreden, hatte ihn am Kragen seines Umhangs gepackt und zu sich heran gezogen. Das warme Lächeln lag immer noch auf seinen Lippen, als er Snape übermütig küsste. Dieser stemmte erst die Hände gegen seine Brust, schien sich wehren zu wollen…doch dann grub er die Finger in den Stoff seines Umhangs, erwiderte den Kuss nicht weniger intensiv. „Idiot…“, hörte er ihn gegen seine Lippen nuscheln. Remus schmunzelte, ohne den Kuss zu lösen. Das war er wohl. Ein hoffnungsloser Idiot…aber vielleicht meinte es das Schicksal zur Abwechslung ja mal gut mit ihm. Snape hatte eben versucht, ihm Mut zuzusprechen. Zwar auf seine eigene verschrobene Weise…aber dass er es überhaupt getan hatte, grenzte an ein Wunder. Das erste Mal an diesem Tag wurde ihm etwas leichter ums Herz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)