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Chaotisches Familienzusammentreffen

von

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Ein holpriger Anfang

Kurz noch ein paar Worte zur Zeichensetzung:
 

„Text“ jemand redet

//Text\ jemand denkt etwas (da sowohl Hao als auch die Spirits of Element gedanken lesen können, können sie auch dementsprechen auf diese antworten)

„Text“ die Spirits of Elements übermitteln gedankliche Nachrichten (in seltenen Fällen senden sie diese nur an die entsprechende Person, so dass nur diese den Kommentar mitbekommen.)

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Kapitel 1: Ein holpriger Anfang
 

Mit einem lauten Knall schlugen die Schwerter aufeinander. Funken schlugen aus, doch keiner der Kämpfenden beachtete dies, denn schon waren sie wieder verschwunden nur an anderer Stelle wieder aufeinander zu treffen. Schlag um Schlag wurde ausgetauscht, ohne dass auch nur einer der beiden Kämpfer sich einen Vorteil erspielen konnte. Ein weiteres Mal krachten die Schwerter aufeinander, doch dann änderte sich das Szenarium. Denn dieses Mal hatten die Kämpfer nicht vor eine weitere Teleportation zu riskieren. Viel mehr versuchten sie mit ihrer physischen Kraft den anderen in die Knie zu zwingen.

„Ich muss zugegeben für einen Elementargeist bist du gar nicht so schlecht!“

Der Sprecher musste sich richtig zusammenreißen um sich seine Erschöpfung nicht ansehen zu lassen. Normalerweise kam er nicht so schnell außer Atem und auch seine Kondition war gut genug um mehrere Stunden kämpfen zu können ohne ins Schwitzen zu geraten oder an Stärke zu verlieren. Doch dieser Kampf war anderes. Er stand einfach einem Gegner gegenüber den er nicht austricksen konnte, dafür kannte dieser ihn einfach viel zu gut. Er musste die Angriffe deshalb so nehmen wie sie kamen und konnte nicht wie sonst die Energie der Angriffe nutzen um seine eigenen Gegenangriffe zu stärken oder der Schwung ausnutzen um seinen Gegner zu Fall zu bringen.

„Jetzt tu nicht so. Du bist immerhin nicht der erste Schützling mit dem ich trainiere. Und nur nebenbei ich lebe um einige Jahrtausenden länger als du!"

Wie als wollte der Sprecher seinen Worten einen höheren Wahrheitsgehalt vermitteln, stieß er seinen Gegner zurück, welcher sich sofort darauf durch eine schnelle Teleportation aus der nächsten Gefahrenzone begab und somit zusätzlich verhinderte, dass er über irgendetwas stolperte.

„Heißt dass du hast diese Form schon öfters angenommen? Wieso wurde das denn nie übermittelt?“

Diesen Satz konnte er jetzt nicht zurückhalten. Er selbst hatte erst vor einigen Wochen erfahren, dass seine Schutzgeister ihre Gestalt ändern konnte und dabei kannte er diesen schon seit Jahren. Wobei das stimmte nicht ganz. Er hatte von dem Gerücht dass die Spirits of Element dazu in der Lage waren schon vor Jahrhunderten gehört, doch nie wäre er auch nur auf die Idee gekommen, dass selbst Spirit of Fire eine menschliche Gestalt annehmen könnte. Geschweige denn dass dieser in dieser Gestallt auch durchaus zu kämpfen wusste.

„Warum wurde nie übermittelt dass Jesus ein Schützling von Spirit of Water war? Und diese Wasser zu Weinnummer war auch der totale Hohn. Die beiden haben einfach eine ganze Weinrebe in den Krug geschmuggelt und sie dann mittels eines Zaubers zum Gären gebracht. Und ta da sie hatten aus billigem Wasser Wein gemacht. Und nur unter uns, der hat nicht mal ansatzweise geschmeckt. Einfach viel zu viel Säure."

Insgeheim konnte Spirit of Fire nicht anders als sich über diesen Trick zu ärgern.
 

Eigentlich hätte es ihm egal sein können, doch durch die Angeberei des Wassergeistes fühlte er sich damals herausgefordert. Umso niederschmetternder war es, als der König der Geister ihm untersagt hatte sich in die Sache einzumischen. Ansonsten hätte er damals den besagte Schamanen wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht.

„Könntest du dich mal wieder konzentrieren?“

„Ich dachte ich lass die eine Chance."

Das hätte der Feuergeist nicht sagen sollen, da er in diesem Moment schon den nächsten Angriff entgegengeschmettert bekam. Insgeheim machte er sich eine kurze Selbstnotiz ehe er sich wieder auf den Kampf einstellte. Er sollte Hao nicht provozieren. Im Gegensatz zu diesem hatte er zwar eine unendliche Kondition, doch wenn Hao mal an seine Grenzen kam so schaffte er es irgendwie immer seine noch verbliebenden Kräfte so zu nutzen, dass seine Angriffe umso stärker wurde. Es war paradox, doch je schwächer Haos physische Kräfte wurden, desto stärke wurde sein Kampfgeist und damit auch seine Angriffskraft. Er wusste einfach nie wann es Zeit war aufzugeben. Oder besser gesagt, er lebte nach dem Leitsatz entweder Siegen oder kämpfend in den Tod gehen. Natürlich zählte dieser Leitsatz nicht in diesem Training, doch dass hieß nicht dass er eine Niederlage einfach so ohne weiteres hinnahm.

„Könnte ihr mal zu Ende kommen. Nicht dass dieser Kampf hier nicht spannend ist, aber wenn du Hao weiter so antreibst hat er nachher keine Kraft mehr um eigenständig zu laufen."

„Erzähl keinen Unsinn, Okami. Soweit wird es niemals kommen!“

Die Wölfin sah Hao daraufhin nur kopfschüttelnd an. Sagen tat sie jedoch nichts dazu. Stattdessen leuchtete ihr Wolfskörper in einen gelblichem Licht auf. Die Intensität dieses Lichts verstärkte sich soweit, dass sowohl Hao als auch der Spirit of Fire sich intuitiv abwenden mussten. Als sie sich wieder zu dieser wenden konnten stand auf einmal eine junge Frau vor ihnen. Ihre wüstenfarbenen Haare reichten ihr normalerweise bis zu Hüfte, jedoch hatte sie diese leicht hochgesteckt, so dass sie auf der Hälfte ihres Rückens aufhörten. Für einen Moment herrschte daraufhin Stille, doch dann trat Hao einige Schritte zurück. Er hatte keine Angst vor ihr, doch das listige Lächeln auf ihrem Gesicht sagte ihm gar nicht zu.
 

Er war niemand der seine Schutzgeister unterschätzte, besonders die Tatsache, dass er ihnen freien Zugang zu seinem Furyoko gewährte machte diese Elementargeist zu gefährlichen Gegnern. Und nur diese Methode erlaubte es den Spirits of Element so gegen ihn zu kämpfen, als wären sie Schamanen.

„Wenn das so ist, dann hast du wohl auch nichts dagegen, wenn ich der Feuerquaste hier eine helfende Hand leihe."

Und ob Hao was dagegen hatte. Damit war ein Sieg so gut wie ausgeschlossen, es sei denn er trieb die beiden dazu gegeneinander zu kämpfen. Doch die anfängliche Rivalität der Spirits of Element hatte sich im Laufe der Jahrhunderte gelegt. Zwar stritten sie sich immer noch über Nichtigkeiten, doch wirklich an die Gurgel gingen sie sich nicht mehr. Zumindest traf das auf Spirit of Fire und Okami zu.

„Na dann bin ich mal gespannt wie du dich so schlägst, ‘kami."

Bei diesem Spitznamen verdrehte Okami nur die Augen, bevor sie sich das letzte Schwert schnappte, welches an einem Baum lehnte und langsam auf Hao zukam. Erst wenige Meter vor diesem steigerte sie plötzlich ihr Tempo. Jeder andere hätte jetzt mit einem brutalen Schlag gerechnet, doch Hao kannte seine Schutzgeister besser. Deshalb überraschte es ihn auch nicht, dass sie sich kurz vor dem Zusammenstoß ihrer Schwerter wegteleportierte und hinter ihm wieder auftauchte. Selbst Spirit of Fire verdrehte bei dem offensichtlichen Angriff die Augen. Mit so etwas konnte man Hao nicht überrumpeln, doch er wusste wie er seinen Schützling auf die Knie bringen konnte. Allein war es durchaus schwierig, doch mit Okamis Hilfe war es nahezu ein Kinderspiel.
 

Bei diesem Gedanken verstärkte sich sein Griff um das Schwert in seiner Hand. Jetzt würden sie sehen, wie schnell Hao wirklich war.

„Hey Okami, wieso legen wir nicht mal eine Stufe zu? Unser Meisterschamane scheint mit dem normalen Niveau etwas unterfordert zu sein!"

Alles was er als Antwort bekam war ein breites Grinsen und kurz darauf war sie auch schon verschwunden. Hao konnte ein Seufzen nicht unterdrücken, als er den Angriff des Feuergeistes abblockte. Er wusste was jetzt kam. Aus diesem Grund nahm er seine ganze verbliebene Kraft zusammen und stieß seinen Gegner von sich weg, nur um herum zu schnellen und Okamis Angriff aufzuhalten. Schnell teleportierte er sich anschließend außer Reichweite um einen weiteren Angriff von Spirit of Fire auszuweichen. Viel Zeit zum Durchatmen hatte er allerdings nicht, da Okami schon die Verfolgung aufgenommen hatte und kurz nach seinem erneuten Auftauchen eine regelrechte Angriffsserie auf ihn losließ. Dennoch konnte er diesen Angriffen ausweichen und ihr eine dementsprechende Antwort, in Form eines massiven Angriffes, geben. Jedoch war in dem Moment auch schon wieder Spirit of Fire hinter ihm. Für einen Moment lieferten sich beide einen kurzen Schlagabtausch ehe Hao das Schwert seines Gegners so umwendete, dass er den nächsten Schlag von Okami abfing. Ehe die beiden daraufhin reagieren konnte war Hao wieder auf Abstand gegangen und hatte einen weiteren Angriff auf die beide losgeschickt. Zu seinem Bedauern schafften es beide noch rechtzeitig auszuweichen und als wäre das nicht schon ein Wunder ließen beide auch schon wieder eine weitere Angriffsserie auf ihn los. Eins war nach dieser Aktion deutlich, würde er nur einen einzigen Fehler machen, so konnte das ziemlich schmerzhaft werden.
 

Ein weiteres Mal lieferte er sich einen direkten Kampf mit Spirit of Fire. Versuchte seine Sinne jedoch auf Okami einzustellen, damit er ihren nächsten Angriff frühzeitig erkennen konnte. Wogegen er jedoch machtlos war, waren ihre Naturkräfte und als hätte sie seine Befürchtungen in seinen Gedanken gelesen erhob sich hinter ihm eine Wurzel. Da Spirit of Fire ihn jedoch genau in diesem Moment zurückstieß hatte er nicht die geringste Chance der Falle auszuweichen, weshalb er sich ohne Vorwarnung auf dem Boden befand. Den Schmerz ignorierend teleportierte er sich ein weiteres Mal um dem nachfolgendem Angriff des Feuergeistes zu entgehen.

„Ihr wollt mich heute wirklich fertig machen, oder?“

Die einzige Antwort, die er von den beiden Geistern bekam, war ein weiterer Angriff. Für einen Moment atmete tief durch, dann rezitierte er jedoch einen Zauber. Urplötzlich erhoben sich mehrere Ranken aus der Erde. Zwar waren seine Schutzgeister zu schnell als dass diese sie erwischen konnten, doch zumindest konnte er deren Angriffe mit dieser Technik wenigstens etwas verlangsamen. Zumindest für einige Minuten, denn mehr Geduld schien der Feuergeist nicht zu besitzen. Mit einem gewaltigen Feuerangriff ließ er die Ranken binnen Sekunde in Asche verwandeln, welche unbarmherzig auf ihn herabregnete und ihm kurzzeitig die Sicht nahm. Bevor er jedoch einen weiteren Angriff starten konnte wurde er von Okami schon zu Boden gestoßen, eine Aktion mit der er nun wirklich nicht gerechnet hatte. Viel mehr hätte er erwartet, dass sich diese lautstark beschwerte, weil auch sie beinah von dem Feuerangriff erfasst worden wäre.

„2 zu 0 für uns. Also was ist Hao, gibst du auf?"

„Findet ihr den Kampf nicht etwas ungerecht?“

Bei dieser Frage wendeten sich alle drei zu dem Neuankömmling, welcher sich die Szene leicht irritiert anschaute.
 

Die drei waren vor wenigen Minuten noch so in ihrem Kampf vertieft, dass sie ihn nicht bemerkt hatte, das war dem Neuankömmling bewusst. Allerdings hatte er so die Möglichkeit den Kampf zu beobachten. Für ihn war es überraschend wie schnell die drei auf die Angriffe ihres Gegners reagieren konnte. Er selbst wäre bei diesem Tempo wahrscheinlich schon nach wenigen Sekunden zu Boden gegangen und dass schon wenn er nur gegen einen von den dreien gekämpft hätte.

„Yo. Was für eine Überraschung?“

Bei diesen Worten musste der Angesprochene kurz schlucken. Irgendwie klang sein Bruder nicht wirklich begeistert. Andererseits vielleicht lag es auch daran, dass es immer ärger gab, wenn die beiden einander über den Weg liefen. Aus diesem Grund antwortete er nicht sofort, sondern beobachtete nur wie dieser aufstand und sich den Dreck von den Klamotten klopfte.

„Ok, kürzen wir das ganze Mal ab. Wer versucht dieses Mal euch zu töten? Und wieso kommst du ausgerechnet zu uns?"

„Keiner. Ist es denn verboten seinen Bruder zu besuchen?“

Die beiden Geister sahen sich nur skeptisch an, bevor sie ihre Schwerter zur Seite legten und anschließend ihre Ursprungsform wieder annahmen. Wenig später warteten sie gespannt auf die folgenden Dinge warteten. Denn wenn sie eines wussten, dann dass das es immer lustig werden konnte sofern Yo und Hao unter sich waren.

„Was willst du wirklich, Yo?“

Haos Augen verengten sich zu schlitzen. Zugegeben er kannte Yo gut genug um zu wissen, dass von diesem keinerlei Gefahr ausging. Zumindest nicht für ihn. Auch die Tatsache, dass dieser Versuchte ihn immer mehr in dessen Gruppe zu integrieren war nichts neues, doch was genau dieser damit bezwecken wollte, konnte er nicht sagen. Insgeheim gab er zwar zu, dass er Yo immer weniger als Feind betrachtete, doch das hieß nicht das er seine Vorsicht einfach mal so über den Haufen werfen würde.

„Eigentlich wollte ich dich nur zum Frühlingsfest einladen…obwohl…na ja wenn man es genau nimmt…wollte ich dich viel mehr abholen, da ich nicht riskieren wollte, dass du mich mit einem vielleicht abspeist.“

Nach diesen Worten konnten sich Haos Schutzgeister nicht beherrschen und fingen lautstark an zu lachen. Für sie schien es so, als hätte Yo mittlerweile verstanden wie Hao tickte, doch gleichzeitig schien er immer noch so unsicher wie zuvor, da er diesen nicht verärgern wollte.
 

Letzten Endes war es doch Amidamaru, welcher die Situation falsch interpretierte und sich nicht mehr zurückhalten konnte

„Das war nicht als Scherz gemeint. Yo meinte das verdammt ernst.“

„Ach ne, was glaubst du, wieso wir uns kaputt lachen?"

„Genau. Hätten wir das nämlich für einen Scherz gehalten, hätten wir dir einen Kommentar entgegengeworfen wie: Natürlich ist klar."

„Heißt dass jetzt ihr kommt mit oder…?“

„Das mein lieber Yo heißt übersetzt, dass du verrückt sein musst, wenn du wirklich denkst, dass das eine gute Idee ist.“

Yo zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Zugegeben einfach würde es nicht werden, doch vielleicht war es der einzige Weg um etwas Frieden zwischen den bestehenden Fronten zu kriegen. Einen Versuch war es jedenfalls wert.

„Wieso sollte es keine gute Idee sein? Ich meine zugegeben Anna wird nicht gerade begeistert sein, aber sie wird es akzeptieren und…“

„Augenblick mal. Spul mal kurz zurück zum Anfang, denn für mich hörte sich das gerade so an als würde Anna von deinem Plan nichts wissen."

„Ehrlich gesagt weiß sie nicht mal das ich überhaupt hier bin.“

„Ernsthaft? Das allein wäre Grund genug um sich zu überlegen deine Einladung anzunehmen. Oder was sagst du dazu, Okami?"

„Also Annas Gesicht würde ich schon gerne sehen, aber wenn ich genau darüber nachdenke…mit einer wütenden Itako ist nie leicht Kirschen essen…"

Hao verdrehte daraufhin nur die Augen. Er konnte nicht verstehen wieso seine Schutzgeister überhaupt über den Vorschlag nachdachten. Es war eine blöde Idee.
 

Zu seinem Bedauern sah Yo die Worte der beiden als halbe Zustimmung an, weshalb er die beiden ignorierte und sich wieder an ihn wendete.

„Also was ist? Können wir los?“

„Gibst du eigentlich auch irgendwann mal auf?“

„Wie war das mit den Asakuras und Aufgeben?“

Hao warf Yo daraufhin nur einen undefinierbaren Blick zu. Er hatte in seinem Leben mehr als einmal gesagt das Aufgeben schlimmer ist als die schlimmste Niederlage und dass nicht nur in diesem Leben. Um genau zu sein war es eine Art Familienmotto.

„Der Punkt geht ausnahmsweise mal an Yo."

„Jetzt reicht es aber ihr beiden. Die Antwort ist nein!“

Mit diesen Worte hatte Hao sein Schwert weggesteckt, welches er bis eben noch in der Hand gehalten hatte. Eigentlich hatte er vor Yo an Ort und Stelle stehen zu lassen, doch dieser stellte sich sofort in dessen Weg.

„Kannst du nicht einmal aufhören zu diskutieren und nachgeben?“

„Drei Worte Yo: Asakuras und Aufgeben!“

„Ich sag ja nicht dass du deine Position aufgeben sollst oder deine Überzeugung nur…naja …musst du wirklich alles als einen Kampf betrachten? Kannst du nicht einfach mal für einen Tag loslassen und über deinen Schatten springen “

Bei diesen Worten zog Hao scharf die Luft ein, doch durch den vorigen Kampf mit seinen Schutzgeistern hatte er keine wirkliche Motivation mit seinem Bruder zu diskutieren. Ansonsten wäre es ihm ein leichtes gewesen diesen Abzuschütteln. Andererseits war es Yo schon hoch anzurechnen, dass dieser extra hierhergekommen war.

„Anna wird sich freuen."

„Wie verrückt!“

Yo erwiderte nichts dazu. Ihm war auch so klar, dass er sich anschließend eine Menge von Anna anhören durfte. Andererseits hatte er auch schon erlebt, dass die beiden gut mit einander harmonieren konnte, sofern sie einer Meinung waren und darauf baute er insgeheim. Er musste einfach nur zusehen, dass Haos Schutzgeister keinen Streit anfingen, so wie sie es normalerweise taten.
 

Doch das war etwas worüber er sich später Gedanken machen konnte. Zu allererst war er froh, dass er Hao zum Einlenken bewegen konnte. Wobei wäre er früher oder später auf ihn getroffen, hätte er wohl schlechte Chancen gehabt, dafür war Hao einfach zu stur.

„Ich misch mich ja ungern ein, aber wir müssen langsam los, bevor Anna unser Verschwinden noch bemerkt.“

Nun wendeten sich alle an Amidamaru, welcher mittlerweile unruhig auf der Stelle schwebte. An seiner Gestik konnte er deutlich erkennen dass Yo in Hinsicht Anna wirklich nicht gelogen hatte. Nicht dass Hao das jemals vermutet hätte, doch ehrlich gesagt, war dessen Verhalten mehr als ungewöhnlich, besonders wenn man bedachte was für ein Respekt Yo vor seiner lieben Verlobten hatte.

„Stimmt also gehen wir.“

Mit diesen Worten reagierte er intuitiv und zog Hao mit sich. Für einen Moment hatte er den älteren auf den falschen Fuß erwischt, doch dann blieb dieser stehen und riss sich los.

„Mir ist zwar klar dass du nicht so leicht klein bei gibst und wahrscheinlich ohne Zustimmung heute auch nicht mehr aufhören wirst mir auf die Nerven zu gehen. Aber eines muss ich vorher noch wissen. Was ist mit Mikihisa?“

Yo konnte Hao diese Frage nicht verübeln. Sein Vater hatte es sich in letzter Zeit angewöhnt ihnen ab und zu einen unangekündigten Besuch abzustatten. Und wenn es jemanden gab mit dem Hao überhaupt nicht zu Recht kam, dann war es dieser.

„Dad ist bei unseren Großeltern, demnach ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich gering dass er die nächsten Tage bei uns auftauchen wird. Ehrenwort.“

Bei Yos Antwort konnte Hao nicht anders als die Augen zu verdrehen. Wobei sich das eher auf die Bezeichnung unsere Großeltern bezog. Denn auch wenn Hao die Asakurafamilie für seine Reinkarnation gewählt hatte hieß das nicht, dass er die einzelnen Mitglieder auch als diese betrachtete. Sie waren seine Nachfahren, doch mehr auch nicht und dass beruhte überwiegend auf Gegenseitigkeit.
 

Aus diesem Grund hatte er auch kein Interessen Mikihisa über den Weg zulaufen, doch noch schlimmer wären Yomei und Kino gewesen. Und auch wenn er trotz Yos Antwort immer noch ein schlechtes Gefühl hatte, gab er seinen Widerstand zumindest vorläufig auf. Denn insgeheim war auch er etwas neugierig wie Anna reagieren würde. Es war ja nicht so als wenn er nicht wieder verschwinden könnte, wenn es ihm zu bunt wurde. Im Gegenteil mit seinen Teleportationskräften konnte er innerhalb weniger Sekunden einige Kilometer Abstand zwischen sich und Yo bringen, sofern er dies wollte. Aus diesem Grund befanden sie sich auch innerhalb weniger Sekunden einige Kilometer von Yos Anwesen entfernt. Es war nicht so, dass er sich im Ziel vertan hatte, sondern viel mehr, dass er nicht zufällig genau vor Anna auftauchen wollte. Außerdem konnte er Yo so noch etwas ausfragen, ehe er seine Meinung endgültig gebildet hatte

„Jetzt aber mal ernsthaft. Was hast du Anna erzählt?“

„Eigentlich nur, dass ich noch jemanden abholen muss.“

„Und ich hätte damit rechnen müssen, dass du mit jemanden Hao meintest.“

„Äh ja, also weißt du….“

Noch ehe Yo die Sache erklären konnte winkte Anna ab. Anschließend richtete sie ihren Blick auf Hao und musterte ihn skeptisch.

„Spar dir die Erklärung, ich hoffe nur du weißt was du tust…aber was dich angeht muss ich mich schon wundern.“

„Dich quatscht Yo auch nicht solange voll, bis dir der Kopf schwirrt.“

„Mein Beileid, Hao. Aber mal eine Frage, wo sind deine anderen Schutzgeister?“

„Die drei machen Ferien."

„El-hayyah macht Ferien, die anderen beiden sind in der Wüste unterwegs und sorgen für einen kleinen Regenschauer. Ihre gute Tat für dieses Halbmillennium."

Auf diese Worte hin konnte Anna nicht anders als die Augen zu verdrehen. Andererseits konnte sie froh sein, dass nur Spirit of Fire und Okami an Haos Seite waren, sonst würde sie mit Sicherheit früher oder später durchdrehen. Denn eines war klar, alle fünf Spirits of Element auf einen Haufen war die reine Folter.
 

Wobei Hao konnte einen auch in den Wahnsinn treiben, zumindest wenn er mit bestimmten Leuten aneinander geriet.

„Gut zu wissen. Dann brauch ich nicht zu befürchten, dass das Haus hinterher in Trümmern liegt.“

„Wie darf ich das bitte verstehen?“

„Warte es einfach ab, Hao. Apropos wo sind deine neuen Anhängsel abgeblieben!“

„Klassenfahrt nach Izumo. Ich glaube mehr muss ich nicht sagen, oder?“

„Angst vor Kino und Yomei?“

„Davon träumst du!“

Bei diesen Worten konnte Anna ein leichtes Schmunzeln nicht verbergen. Sie war sich sicher, dass Hao nicht wirklich wusste worauf er sich eingelassen hatte. Denn wenn er es wüsste, hätte er sich schon längst aus dem Staub gemacht.

„Was haben wir verpasst?"

//Hab ich erwähnt, dass sich mein schlechtes Gefühl gerade verstärkt hat?\

„Meins auch. Anna ist viel zu gefasst und dass sie ihre Gedanken abschirmt kann auch nichts Gutes bedeuten."

„Hört ihr drei Mal auf zu trödeln. Oder überlegt ihr gerade wie ihr aus der Sache hier am besten wieder rauskommt.“

Für einen Moment fiel Haos Blick auf Anna, die nur mit den Händen in der Hüfte vor ihnen stand und scheinbar ungeduldig auf sie zu wartete schien. Allerdings konnte er anhand ihres fiesen Lächelns erkennen, dass sie irgendetwas in der Hinterhand hatte. Das Problem war nur, dass er jetzt nicht mehr so schnell einen Rückzieher machen konnte, denn das würde ihn für immer nachhängen.

//Ich hätte Yo hier absetzen und verschwinden sollen, als ich es noch konnte.\

„Stimmt, jetzt da Anna dich gesehen hat würde ein Verschwinden nur auf Kosten deines Rufes gehen. Wirklich dumm gelaufen!"

Hao ignorierte den gedanklichen Kommentar des Feuergeistes, welcher sich immer noch über seine derzeitigen Situation lustig zu machen schien und folgte den beiden anderen. Er hatte ja momentan eh keine wirkliche Alternative.
 

Allerdings sollte Hao bald feststellen, dass es durchaus noch schlimmer kommen würde, als es momentan aussah. Denn in dem Moment, in dem Anna das Hausbetrag konnte sie ihren nächsten Satz nicht zurückhalten.

„Nur hereinspaziert ihr beiden…ach und Yo…sieh zu dass es hier keine Verletzten gibt.“

„Wieso ist Anna eigentlich so gut gelaunt? Und was meint sie mit Verletzte?“

Nun war auch Amidamaru hellhörig geworden. Es war an sich schon verwunderlich, dass Anna sich von der derzeitigen Situation nicht schocken ließ. Immerhin wusste er, dass Anna nicht die beste Meinung von Hao hatte. Bei diesen Gedanken sah er kurz zu dem Feuerschamane, welcher sich scheinbar eine lautlose Diskussion mit seinen Schutzgeistern lieferte. Ein Zeichen dafür, dass bei diesem gerade alle Alarmglocken angegangen waren.

„Vielleicht denkt sie, dass sie Hao mit einspannen kann.“

Mit diesen Worten sah Yo unsicher zu seinem Bruder. Insgeheim hatte er das Gefühl als würde dieser gerade überlegen, wie er aus der jetzigen Situation wieder herauskam.

„Das würde ich ihr sogar zutrauen. Aber zurück zu Miss Freundlich. Sicher dass dein Vater nicht hier ist?“

Mit diesen Worten schloss Hao die Tür hinter sich, in der er bis eben noch gestanden hatte.

„Wenn dann wäre er bestimmt schon auf dich losgegangen.“

Amidamaru hatte diese Worte zwar nur als Scherz gemeint, doch Haos anschließende Antwort ließ selbst ihn etwas grübeln.

„Entweder das oder Anna hält ihn gerade zurück.“

„Tja wir werden es nicht rausfinden wenn wir hier stehen bleiben.“

Intuitiv folgte Hao seinem Bruder bei diesen Worten in die Küche. Yo hatte gerade den Entschluss gefasst Anna auf ihr verhalten anzusprechen und dass wollte er nun doch nicht verpassen. Jedoch konnte dieser, als er sie in der Küche entdeckt hatte, kein Wort herausbringen. Nicht weil ihm der Mut verlassen hatte, sondern weil sein Blick in diesem Moment auf einen anderen Gast gefallen war und selbst Hao brauchte nicht lange zu überlegen um die besagte Person zu erkennen.
 

Allerdings war es die schwarzhaarige Frau, die als erstes das Wort ergriff und zur Überraschung der anderen waren ihre ersten Worte an Hao gerichtet.

„Na sieh mal an. Ich wusste gar nicht, dass du auch hier sein würdest…“

„Keiko.“

Hao Stimme war ruhig und mehr als neutral, ohne jegliche Emotionen. Für die meisten Leute wäre es ein Grund gewesen den Kopf einzuziehen und sich in Sicherheit zu bringen. Keiko allerdings konnte sich bei dieser Reaktion ein Schmunzeln nicht verkneifen. Auch wenn sie Hao nicht wirklich kannte, so war der Blick, den er Yo entgegen warf, genug um zu wissen was dieser gerade dachte.

„Mom, was machst du denn hier?“

„Also wirklich Yo, begrüßt man so etwa seine Mutter…außerdem dachte ich, dass Anna dir gesagt hätte, dass wir heute zu Besuch kommen…“

„Ja …also…“

In diesem Moment stoppte Yo und überlegte ob Anna irgendetwas in der Art und Weise zu ihm gesagt hatte. Aber so sehr sich auch versuchte zu erinnern, er konnte sich einfach nicht erinnern, was ihn nicht nur von Hao einen finsteren einhandelte.

„…weißt du Anna, du hättest mich wenigstens vorwarnen können. Nicht auszudenken was passiert wäre wenn die anderen drei jetzt auch hier wären. Das hätte Mord und Totschlag gegeben.“

Mit diesen Worten war Keiko aufgestanden und hatte wie selbstverständlich Tee aufgesetzt. Sie wusste dass dieser Tag noch lustig werden konnte. Im Grunde konnte sie von Glück reden, dass die drei anderen Asakuras noch was zu besorgen hatten.

„Zu Mord und Totschlag kann es immer noch kommen. Spätestens dann wenn die drei hier wieder auftauchen.“

„Wieder auftauchen? Ich glaube in dem Fall sollten wir wieder gehen."

„Ach Unsinn. Solange ihr euch wie Erwachsenen benehmt, sollte es eigentlich nicht zu einer Eskalation kommen.“

Auf Keikos Worte hin konnte Anna nicht anders als kurz auflachen. In diesem Moment war offensichtlich, dass sie noch keine Situation zwischen den einzelnen Asakuramitgliedern und Hao miterlebt hatten.

„T’schuldigung, aber der Gedanke, dass die vier sich wie Erwachsene benehmen und zusammen an einem Tisch sitzen würden…das ist wirklich zu viel.“

Mit diesen Worten ließ sich Anna auf den nächstbesten Stuhl nieder. Insgeheim wartete sie schon auf Haos Erwiderung, doch zu ihrer Überraschung hielt sich der Feuerschamane zurück.
 

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Das Desaster beginnt

Kapitel 2: Das Desaster beginnt
 

Yo war der erste der seine Sprache wieder gefunden hatte. Zugegeben, das ganze lief nicht so wie er es sich vorgestellt hatte, doch es würde schon irgendwie gut gehen, da war er sich sicher. Aus diesem Grund versuchte er zumindest die Stimmung der Anwesenden etwas aufzumuntern.

„So schlimm ist es jetzt auch nicht.“

„Überhaupt nicht. Das einzige was passieren kann ist, dass Kino meine Geister in die Geisterwelt verbannt.“

„Zu dem Punkt würde ich jetzt mal sagen, dass jemand wie du wissen müsste wie er das verhindern kann, oder etwa nicht.“

Hao erwiderte daraufhin nichts, dafür konnte sich Okami nicht zurückhalten und wendete sich gedanklich an ihren Schützling.

„Wo sie Recht hat, hat sie leider Recht…"

„Aber trotzdem drei Gegner im Auge zu behalten ist nicht ohne, besonders wenn es sich bei diesen Gegnern um Mikihisa, Kino und Yomei handelt."

//Stimmt da wären mir Ren und Co. doch deutlich lieber. Die sind zwar impulsiv, aber zumindest vorhersehbar. Plus ich bin mir nicht mal sicher, auf welche Seite Anna dann stehen würde und von Keiko will ich gar nicht erst anfangen.\

Spirit of fire nickte daraufhin nur. Ihm war die Situation auch nicht wirklich geheuer.

„Wie auch immer. Fürs erste solltest du dich etwas im Hintergrund halten…“

Weiter kam Keiko nicht da sie in dem Moment die Haustür zuschlagen hörte. Intuitiv hatte Hao seine Teleportationskräfte genutzt um schnellstmöglich von der Küchentür wegzukommen. Kurz darauf tauchte er hinter Anna wieder auf, wobei seine Hand reflexartig zum Griff seines Schwertes fuhr und dort für den Moment ruhen blieb. Keiko war von dieser schnellen Abfolge so irritiert dass sie nur kurz zu Hao blickte. Im selben Moment kam der Neuankömmling auch schon durch die Tür wobei er dabei fast in den Spirit of Fire gerannt wäre. Völlig erschrocken stolperte dieser mit einem erstickenden Schrei zurück und landete unsanft auf dem Boden.

„Manta?“

Für einen Moment hing der Name in der Luft, dann war es für Keiko zu viel und sie fing an zu lachen. Die Situation war einfach zu komisch um real zu sein.
 

Selbst die beiden Spirits of Elements schienen derweil um Fassung zu ringen. Die beiden schienen die Situation äußerst amüsieren zu finden. Manta währenddessen hatte sich von dem Schreck erholt, wagte jedoch noch nicht etwas zu sagen und Hao. Hao schien trotz der Recht harmlosen Situation nicht zu wissen ob er seine Kampfhaltung aufgeben sollte oder nicht.

„Entspann dich oder hast du wirklich Angst vor einem einfachen Menschen.“

Eigentlich hatte Keiko vor die Situation mit diesem kleinen Spruch aufzulockern, doch Haos anschließender Blick machten ihr klar, dass er diese Art von Scherz ganz und gar nicht zum Lachen fand. Insgeheim war sie sich sogar sicher, dass jeder andere nach so einem Kommentar seinen Kopf verloren hätte. Bei diesem Gedanken schüttelte Keiko nur bedauernd den Kopf. Mit etwas Glück konnte sie ihren Mann und ihre Eltern davon abhalten einen riesen Aufstand wegen Haos Anwesenheit zu machen, doch ihre Überzeugungskunst würde auf taube Ohren stoßen, wenn Haos Verhalten weiterhin auf Angriff programmiert war. Mit diesen Gedanken nahm sie eine der fertigen Teetassen und hielt sie diesem entgegen.

„Hier der beruhigt die Nerven.“

„Und was lässt dich glauben dass ich meine Nerven beruhigen müsste.“

„Wie wäre es mit der Tatsache, dass deine Hand immer noch auf deinem Medium ruht. Also nimm schon und komm runter.“

Für einen Moment sah er Keiko prüfend an, bevor er nachgab und ihr die Tasse mit der Hand abnahm die er eigentlich benutzte, um sein Medium zu führen. Eine Reaktion die Keiko erwartet hatte und welche sie erleichtert durchatmen ließ. Zumindest für den Moment allerdings hatte sie das dumpfe Gefühl, dass dieser selbst die harmlos aussehende Teetasse in ein Medium verwandeln konnte, wenn es hart auf hart kam.
 

Mit diesen Gedanken teilte sie die anderen vollen Teetassen aus ehe sie sich neben Anna setzte und vorsichtig einen Schuck nahm.

„Gut da das jetzt geklärt ist. Wen habt ihr beiden noch eingeladen?“

Diese Worte waren eindeutig an Anna und Yo gerichtet, wobei letzterer nur unwissenden mit den Schultern zuckte. Eigentlich wollte er die Gelegenheit nutzen um Hao besser kennen zu lernen und damit meinte er nicht den skrupellosen Feuerschamanen, welchen er bei Schamanenturnier begegnet war. Denn mittlerweile war ihm klar geworden, dass das eine Fassade war, die dieser sich selbst aufgebaut hatte. Nein er wollte viel mehr die Version von Hao kennen lernen, die nicht verbissen an irgendwelchen irrationalen Ideen festhielt. Denn dass es diese Version von seinem Bruder gab wusste er und sein Verhalten zu seinen Schutzgeistern war der beste Beweis den er haben konnte. Dennoch war er sich nun nicht mehr so sicher ob es eine gute Idee war, den heutigen Tag zu wählen.

„Na ja ich dachte es würde Yo mal gut tun seine Familie wieder zu sehen ohne dass die Welt um ihn herum unter geht. Und was Manta betrifft. Nachdem er so oft bei uns ein und aus geht schien er meines Erachtens einfach dazuzugehören…“

Bei dieser sachlichen Aussage zuckte Anna nur leicht mit den Schultern. Sie hatte sich nicht wirklich etwas bei dem ganzen Gedacht, was in gewisser Weise schon etwas Ungewöhnliches war.

„…aber ansonsten erwarten wir niemanden mehr.“

„Du meinst außer vielleicht Ren. Wäre ja nicht das erste Mal nach dem Turnier, dass er überraschend vorbei kommt.“

Auf Mantas Worte hin nickte Anna nur, bevor sie etwas missmutig etwas hinzufügte, was selbst Haos Stimmung noch weiter in den Keller brachte.

„Du meinst bei unserem Glück entschließen sich Yos Freunde alle dazu ihm heute einen Besuch abzustatten.“

„Sollte das der Fall sein bringt mich bitte vorher um. Die ganze Bagage auf einen Haufen ertrage ich nicht noch einmal.“

„Oh ich schätze in dem Fall kannst du dich an Kino und Yomei wenden, die beiden werden dir diesen Wunsch liebend gerne erfüllen.“

„Das Anna, glaube ich dir aufs Wort.“

Mehr sagte Hao nicht dazu. Und auch Anna sah keinen Sinn darin etwas zu erwidern. In gewisser Weise bedauerte sie den Feuerschamanen. Erst war Yo ihm solange auf die Nerven gegangen bis dieser zugestimmt hatte hier her zu kommen und dann das. Andererseits hatte er diese Entwicklung auch verdient.
 

Manchmal war das Leben einfach nur ein Witz. Da entschloss man sich einen Trip auszusetzen um gewissen Personen auszuweichen nur um dann festzustellen, dass man ihnen anderorts begegnete. Das stellte sich doch zwangsläufig die Frage wer hier eigentlich wessen Schicksal strickte. Nach seiner derzeitigen Meinung war es jemand, der ihn überhaupt nicht leiden konnte. Wobei Yomei, Kino und Mikihisa schienen sich auch nicht wirklich beliebt gemacht zu haben, immerhin konnte er sich vorstellen, dass die Situation für diese ebenso schlimm war wie für ihn.

„Also hab ich das jetzt richtig verstanden. Anna hat Yos gesamte Familie eingeladen und Yo hat Hao eingeladen?“

„Naja eingeladen ist irgendwie das falsche Wort dafür, aber im Groben und Ganzen stimmt es."

Noch ehe Manta etwas auf den Kommentar des Feuergeistes etwas erwidern konnte, kam ein pink haariges Mädchen durch die Tür.

„Kino und Yomei lassen ausrichten, dass sie sich noch etwas in der Stadt umsehen.“

„Sag nicht, sie wollen auch hier ihre elenden Elementarfallen aufstellen.“

„Hao? Was machst du denn hier?“

„Das Tamara, kann selbst ich dir gerade nicht wirklich verraten.“

Mit diesen Worten wendete sich Hao wieder seine Teetasse zu. Unter normalen Umständen wäre der Tee darin mittlerweile eiskalt, doch er wurde ja nicht ohne Grund als Feuerschamane bezeichnet und da war es für ihn ein leichtes den Tee warm zu halten.

„Sag mal, Tamara. Wie gut sind meine Eltern eigentlich gerade gelaunt.“

„Na ja, sie haben sich etwas mit Mikihisa gestritten…“

„Ernsthaft? Worüber?“

Für einen Moment blickte Tamara irritiert zu Hao. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie nicht wusste ob sie ihm antworten sollte oder nicht. Zu ihrem Glück schritt Keiko ein ehe sie die falsche Wahl treffen konnte.

„Ich glaube nicht dass dich das etwas angeht.“

Zugegeben ihre Stimme war in diesem Moment schroffer als sie es geplant hatte, doch vielleicht war genau dass die Richtige Strategie.
 

Sie wusste, dass Hao Aktionen unberechenbar war. Bei ihm konnte man nie wissen woran man gerade war. Mal ließ er sämtliche Beleidigungen an sich abprallen ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und dann gab es Momente in denen er einfach austickte. Wobei es nicht so war, dass er aufhörte zu denken, wie andere in einer vergleichbaren Situation. Es ließ sich nicht zu vorschnellen und unüberlegten Handlungen bewegen. Im Gegenteil bevor er dies tun würde strafte er seinen Gegenüber mit einem finsteren Blick und schwieg. Und genau das war das gefährliche an ihm. Denn wer diese Warnung nicht verstand durfte sich nicht wundern, wenn er in den nächsten Sekunden in Flammen stand. Und auch wenn sie gerade dem drohenden Blick des Feuerschamanen ausgesetzt war so ignorierte sie ihn. Nicht weil sie ihn nicht ernst nahm, sondern weil sie das Gefühl hatte, als würde Hao versuchen auszutesten wie weiter er gehen konnte und die erste Grenze hatte sie ihm gerade gesetzt.

„Ich fass es nicht, diese alten Sturköpfe.“

„Um was es auch immer ging, es ist eskaliert.“

Keiko konnte nicht so schnell reagieren wie Mikihisa in den Raum getreten war. Fast gleichzeitig viel sein Blick auch schon auf Hao. Was als nächstes passierte ließ die Miko sprachlos zurück. Binnen Sekunden waren die Schutzgeister ihres Mannes an seiner Seite und griffen an. Die restlichen im Raum konnten noch gerade zur Seite springen, während Hao, welcher bis eben mit Anna an dem Tisch saß, mittels Teleportation auf Abstand ging. Dass hatte zur Folge, dass der Angriff den Stuhl in tausend Stücke zerfetzte, dem eigentlichem Ziel jedoch kein Haar krümmte.
 

Anna hatte sich derweil keinen cm von der Stelle bewegt. Der Angriff war auch so ohne Schwierigkeiten an ihr vorbeigeflogen. Insgeheim versuchte sie jedoch tief durchzuatmen und bis 10 zu zählen, damit wenigstens sie in dieser Situation die Nerven behalten konnte und nicht ausfallen wurde, denn nachdem was sie gerade beobachte war dass das letzte was sie jetzt brauchten.

„Sag mal geht’s noch?“

Hao war derweil wieder aufgetaucht und sah sich das Geschehen fassungslos an. Wäre er nur eine Sekunde langsamer gewesen, hätte der Angriff ihn erwischt. Und es sollte nicht der letzte Angriff gewesen sein, denn dadurch, dass sich dessen Geistkontrolle sich verstärkte konnte er zwei Sachen deutlich erkennen. Ersten Mikihisas Laune war so auf dem Tiefpunkt, dass er sich nicht so einfach beruhigen ließ und zweitens dass er momentan nicht wirklich über die Konsequenzen seiner Reaktion nachdachte. Zugegeben es war nicht sein Problem, lediglich die Angriffe konnten ein Problem werden und er war nie jemand gewesen, der sich ohne Gegenwehr angreifen ließ. Und als wäre es das natürlichste auf der Welt wich er schon dem nächsten Angriff aus, welcher daraufhin aus dem Fester entfloh.

„Du hast Recht, Keiko. Eine Eskalation ist ausgeschlossen wenn sich die betreffenden ihres Alters entsprechend benehmen, aber wie du siehst haben sie das Vernunftalter eines Erwachsenen noch lange nicht erreicht.“

Mit diesen Worten nahm Anna einen weitere Schluck von ihrem Tee. Zumindest hatte sie das vorgehabt, doch dann stellte sich nüchtern fest, dass die Hälfte ihrer Teetasse nicht mehr existierte und somit auch kein Tropfen des Tees enthielt. Eine Tatsache die ihr nun auf einem Schlag klar machte wie nah Mikihisas Angriff ihr letzten Endes doch gekommen war. Wenn sie jemand jetzt gefragt hätte, wieso sie nicht ausgewichen war, dann wäre die entsprechende Antwort nun eindeutig. Weil sie verrückt war, denn sie kannte Haos Kräfte und hätte dieser den Angriff nur umgelenkt und wäre nicht ausgewichen, hätte dieser möglicherweise mehr erwischt als nur ihre Tasse.

Während Anna noch versuchte ihren leichten Schock abzuschütteln, hatte sich Keiko ohne Kommentar an ihren Mann und Hao gewandt. Insgeheim konnte sie nur den Kopf um ein solches unreifes Verhalten schütteln, doch sie sollte noch früh genug rausfinden, dass es noch wesentlich schlimmer kommen konnte.

„So jetzt reicht’s aber. Du willst ärger. Bitte!“

Mit diesen Worten flammte Hao Furyoko in so einer Intensität auf, dass sich Keiko sicher war, dass Yomei und Kino es selbst in Izumo hätten spüren können. Demnach blieb es ihnen wahrscheinlich jetzt wo sie in Tokio waren nicht verborgen. Was jedoch als nächstes passierte ließ sie völlig geschockt zurück. Anstatt einen Angriff zu starken, war Hao plötzlich verschwunden, nur um hinter Mikihisa wieder aufzutauchen. Kurz darauf wurden beide vom Feuer umschlossen und waren weg.

„Was war das?“

„Ich glaub Hao hat den Kampf nach draußen verlegt. Besser so, sonst zerlegen die beiden uns noch die Wohnung.“

Mit diesen Worten war Anna aufgestanden und verließ die Küche. Es war nie klug sich zwischen die beiden Asakuras zu stellen aber dass hieß nicht, dass sie diese einfach so gewähren lassen konnte, nicht als Hausherrin.

„Sag mal, wann hat Hao eigentlich Geistkontrolle erschaffen.“

„Ich würde mal sagen nach seiner Teleportation … oder während… das ist bei ihm immer schwer zu sagen.“

Keiko konnte nicht leugnen, dass sie die Situation mehr als bizarr fand. Eigentlich hielt sie Yo für jemanden, der ohne zu überlegen in einen Kampf eingriff. Doch dieses Mal schien er nicht mal ansatzweise darüber nachzudenken.
 

In diesem Moment glitten ihre Gedanken wieder zu Hao. Sie hatte es belustigend gefunden, dass dieser auf Mantas Auftauchen so defensiv reagiert hatte. Nun jedoch wusste sie wieso. Die Gefahr eines unerwarteten Angriffes war allgegenwertig, weshalb er sich keine Unachtsamkeit leisten konnte. Insgeheim fragte sie sich wie er die letzten Jahre durchgestanden hatte ohne dem Wahnsinn zu verfallen, wobei andere würden diese Tatsache widerlegen. Immerhin strebte Hao nach einer reinen Schamanenwelt. Schnell schüttelte sie den Kopf. Das Ganze war ihr einfach zu hoch. Aus diesem Grund ließ auch sie die Küche hinter sich und ging in den Garten. Und wie erwartet fand sie die kämpfenden dort und auch Anna stand an der Eingangstür und betrachtete die Kämpfer eingehend.

„Falls es dich beruhigt. Hao kämpft nicht mit voller Kraft. Ansonsten würde er mehr offensiv kämpfen.“

„Wie kommst du darauf.“

„Weil er im Sternenheiligtum auch so gegen uns gekämpft hat. Erst als Yo wieder zu sich gekommen war hat er das erste Mal wirklich von selbst angegriffen ohne dass jemand ihm zu nahe gekommen war. Davor hatte er unsere Angriffe nur zerschlagen und einen Gegenschlag auf den Angreifer gestartet. Allerdings muss ich dazu sagen, dass er zu dem Zeitpunkt komplett den Verstand verloren hatte. Und bevor du fragst, ich weiß nicht wirklich was sich seitdem geändert hat nur eines, er scheint irgendwie ausgeglichener zu sein.“

„Und ziemlich angespannt!“

„Wenn er es nicht wäre, wäre er schon längst in der Geisterwelt. Du darfst nicht vergessen, dass die Hälfte der Schamanenwelt ihn Tod sehen möchte, wobei es größtenteils seine eigene Schuld ist, aber das ändert nichts an der Tatsache.“

Dem konnte Keiko nicht wiedersprechen, auch wenn sie der Meinung war, dass Anna in dem Punkt leicht untertrieben hatte. Dennoch sagte sie nichts dazu, stattdessen fiel ihr Blick ebenfalls auf die Kämpfer.
 

Es stimmte was Anna gesagt hatte. Hao bewegte sich kaum von der Stelle, sondern zerschlug die Angriffe nur an Ort und Stelle, als würde er den lieben langen Tag nichts anderes machen. Das verwunderliche war nur dass sein zweiter Schutzgeist unbeteiligt danebenstand, als würde er nichts mit dem Kampf zu tun haben. Entweder war sich Hao sicher, dass er auch mit einem Schutzgeist gegen die beiden Geister ihres Mannes bestehen konnte oder die drei planten etwas. Mit einem Mal wurde ihr Blick auf eine riesige Feuerwand gelenkt, die genau neben Mikihisa auftauchte. Dieser wich intuitiv zurück, doch in genau diesem Moment nahm sie eine Reaktion von Haos zweiten Schutzgeist war und auf einmal verstand sie.

„Vorsicht…“

Weiter kam sie nicht, da es schon zu spät war. Der Boden wölbte sich in dem Moment als ihr Mann einen Schritt zurückwich. Er konnte in diesem Moment noch so gute Reflexe haben, es hätte nichts daran gehindert, dass er ins Stolpern geriet. Ohne weitere Warnungen fand er sich auf dem harten Boden wieder und sah verdutzt zu der Wurzel, welche sich an die Erdoberfläche gekämpft hatte und sich nun langsam wieder ins Erdinnere zurückzog.

„Das musste jetzt sein, nicht?“

Annas Worte zerschnitten die Stille und zogen jedermanns Aufmerksamkeit auf sich. Hao zuckte daraufhin nur die Schultern und gab einen dementsprechenden Kommentar ab.

„Er hätte damit rechnen müssen.“

Diese Selbstverständlichkeit der Worte ließen Keiko den Kopf schütteln. Insgeheim fragte sie sich ob dieser Kampf wirklich ernsthafter Natur war oder ob Hao ihren Mann nur in die Schranken weisen wollte. Besonders die Tatsache, dass sich Mikihisa nur die Erde von den Sachen klopfte und Hao keinen weiteren Blick schenkte ließ sie doch etwas an ihrem Verstand zweifeln.

„Gut, da ihr euch ja anscheinend wieder beruhigt habt, können wir ja wieder rein gehen.“

„Nur wenn ihr mir eine Frage beantwortet. Wer…“

„Denk dreimal nach.“

Für einen Moment fürchtete Keiko schon, dass ein weiterer Kampf zwischen den beiden ausbrechen würde, doch Mikihisa drehte Hao überraschenderweise den Rücken zu.

„Halt dich aus meinen Gedanken raus, sonst kriegen wir richtig Schwierigkeiten miteinander.“

Bei diesen Worten hob Hao nur defensiv die Hände, doch das anschließende Grinsen machte allen deutlich, dass er Mikihisas Drohung kein bisschen ernst nahm.
 

Als sie zurück in der leicht ramponierten Küche ankamen erwartete sie schon ein über beide Ohren grinsender Yo.

„Na Kampf beendet.“

„Scheint dich ja nicht zu wundern.“

Yo antwortete nicht auf den Kommentar seines Bruders immerhin war zu dem Thema alles gesagt worden.

„Schön dass ihr beiden euch mal wieder blendend versteht. Aber jetzt zu einem anderen Punkt. Wie komm ich zu der Ehre.“

„Na ja eigentlich ist das eher Zufall….“

„Anna und Yo haben sich nicht abgesprochen wen sie einladen.“

„Yomei und Kino werden sich freuen. Die sind jetzt schon nicht zu ertragen und wenn sie erfahren dass er hier ist wird ihre Laune nur noch schlechter.“

„Das lässt darauf schließen, dass es bei eurem Streit um mich ging, richtig?“

„Nimm dich nicht zu wichtig Hao.“

„Ich frag doch nur?“

„Als ob du es nicht schon längst wissen würdest wenn du es wolltest. Entweder weißt du es schon, was jedes weiteres Wort sinnlos machen würde, oder du unterlässt es meine Gedanken zu lesen weil…“

„Weil ein gewisser Herr es mir gerade untersagt hat!“

„Du erwartest nicht wirklich, dass ich dir diesen Grund abkaufe, oder? Immerhin tust du sonst auch nicht dass was man dir sagt…aber nur um die Probe zu machen, wie wäre es…“

„Vergiss es. Ich werde meine Schutzgeister bestimmt nicht in die Totentafeln sperren nur weil du es von mir verlangst.“

Bei diesen Worten wusste Mikihisa nicht ob Hao gerade wirklich seine Gedanken gelesen hatte oder ihn einfach nur zu gut kannte. Es spielte auch keine wirkliche Rolle, da der Feuerschamane soeben seinen eigenen Worten widersprochen hatte.
 

Eine Situation die selbst dieser relativ schnell erkannt hatte und sich nur mit verschränkten Armen gegen die Wand hinter ihm legte.

„Scheint wohl als hätte ich dieses Mal gewonnen.“

„Anfängerglück.“

Mikihisa konnte bei dem Gegenkommentar nicht anders als sich kurzzeitig zu Fragen wie Alt der Junge vor ihm war. Zugegeben in diesem Leben würde er in wenigen Monaten 16 werden und zu diesem Alter würde das Verhalten durchaus passen. Doch wenn man sich die Tatsache vor Augen führte, dass er schon zwei Leben, demnach eine Zeitspanne von mindestens 70 Jahren, hinter sich hatte, war ein solches Verhalten mehr als unangebracht.

„Mach mich nicht älter als ich bin.“

„Wie war das jetzt mit dem Gedankenlesen?“

Hao zuckte daraufhin nur die Schulter. Es war für ihn leichter die Gedanken anderer zu lesen, als sie allesamt abzublocken. Was nicht hieß, dass es sein Leben einfacher macht. Ab und an war es ein Vorteil doch kamen zu viele Gedanken aufeinander, so war es schlimmer als inmitten einer Schamanenvollversammlung zu stehen, die sich entschlossen hatte wild durcheinander zu reden, sodass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte.

„Ihr beide seit schrecklich, wisst ihr das.“

„Na zumindest haben sie aufgehört zu kämpfen und reden wieder miteinander.“

„Beschrei es nicht, Yo. Beschrei es nicht.“

Anna wusste aus Erfahrung, dass das schlimmste nicht überstanden war immerhin fehlten noch zwei Personen, die die derzeitige Situation wieder eskalieren lassen konnte. Aus diesem Grund versuchte sie wenigstens die bereits Anwesenden zur Ruhe zu bewegen, wobei Keiko ihr eine große Hilfe war.
 

Sie wusste nicht wieso, doch aus irgendeinem Grund hatte sie einen guten Einfluss auf Hao, oder es lag daran, dass der Feuerschamane keine Lust auf einen weiteren Kampf hatte.

„Gut, kommen wir zurück zum Thema. Yomei und Kino. Was glaubst du wann die beiden hier auftauchen.“

Noch ehe Mikihisa etwas sagen konnte, meldete sich plötzlich Hao zu Wort. Doch seine Antwort hätte sie wenn sie ehrlich war am liebsten ignoriert. Nicht weil sie nicht hilfreich war, sondern weil es wahrscheinlich die Wahrheit war. Aus diesem Grund konnte Anna bei diesem Kommentar nicht anders als sich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. Womit hatte sie das verdient.

„Ich würde mal sagen in diesem Moment!“

„Na dann haben wir das schlimmste ja gleich hinter uns.“

Aufgrund dieser Worte kassierte Yo einen einheitlichen finsteren Blick von der Gruppe, doch das ließ das Grinsen auf seinem Gesicht nicht verschwinden.

„Irrenhaus!"

Das war der einzige Kommentar den Spirit of fire und Okami gleichzeitig abgaben und der bewirkte, dass sich ein leichtes Lächelns auf Haos Gesicht schlich. Oh ja ohne seine Schutzgeister würde er hier mit Sicherheit durchdrehen.

„Wie recht du hast.“

Mehr konnte Hao nicht sagen, da in diesem Moment die Haustür aufging und kurz darauf wieder ins Schloss viel. Wohlwissend dass die beiden Neuankömmlinge mindestens genauso ein großes Theater machen würden wie Mikihisa nur wenige Minuten zuvor, entschied er sich so viel Abstand von der Tür zu nehmen wie es ging, ohne zu nah an der Wand zu stehen. Dass er aus diesem Grund direkt neben Mikihisa stand war ein Risiko, allerdings konnte er dieses deutlich besser kalkulieren als alles was Yos Großeltern ihm entgegen werfen konnte. Zumindest hoffte er das. Denn allein der Anblick der beiden, als sie ihn bemerkten war alles andere als vielversprechen.
 

Insgeheim hatte Hao damit gerechnet, das gleich die Hölle losbrechen würde, doch alles was vor ihm lag war ein eisernes Schweigen Jedenfalls für den ersten Moment. Ein Moment in dem die Welt hätte unter gehen können und keinen der Anwesenden hätte es interessiert. Dann jedoch platzte es auf einmal aus Kino heraus und ihre Worte waren schärfer als das schärfeste Schwert und sprühten nur so vor Hass.

„Du?“

„Meisterin Kino, schön sie wiederzusehen.“

Obwohl Haos Stimme keinerlei Unterton erkennen ließ, kassierte er bei diesen Worten nur einen eiskalten Blick. Zugegeben vielleicht war es keine gute Idee sie so anzusprechen, besonders da sie es genau gegenteilig Verstand wie er es eigentlich meinte. Und insgeheim bezweifelte er dass die anderen es anders verstehen würde als Kino. Lediglich eines wusste er und zwar dass jeder der Anwesenden eines wusste. Wenn ein einfacher Blick reichen würde um jemanden qualvoll zu Grunde gehen lassen, dann war es dieser. Er jagte selbst Anna einen grauenhaften Schauer über den Rücken, obwohl dieser eindeutig an Hao gerichtet war. Dieser jedoch ließ sich davon nicht einschüchtern oder zumindest ließ er sich das Ganze nicht anmerken.

„Was hat er hier zu suchen!“

„Ein nicht einkalkulierter Zufall?!“

Anna hätte bei diesen Worten auch genauso gut übers Wetter reden können, denn ihr Tonfall war ruhig und ließ sie recht locker wirken. Zumindest für die meisten Beobachter, doch Hao konnte ihre innere Unruhe deutlich spüren.

„Erwartest du etwa dass ich dir das glaube.“

„Es ist die Wahrheit, Meisterin Kino.“

Bei diesen Worten viel ihr Blick zu Hao. Insgeheim befürchtete sie, dass er irgendeinen dummen Spruch zum Besten geben würde, denn wenn man es genau nahm, war es kein wirklicher Zufall. Man konnte es als Zufall bezeichnen, dass alle Asakura sich momentan in dieser Küche aufhielten doch Haos Anwesenheit war mehr Yos Werk als das des Zufalles.
 

Allerdings schien Hao genug Verstand zu besitzen um zu wissen wann er sich zurückhalten musste, denn das einzige was er bei ihren Blick erwiderte war ein knappes Nicken. Es wirkte fast so als wollte er ihr mitteilen, dass er nichts gegen ihre Aussage einzuwenden hatte. Zu ihrem Bedauern schien auch Kino diese kurze nonverbale Verständigung mitbekommen zu haben, was die derzeitige Situation nicht gerade erleichterte.

„Dafür versteht ihr beide euch etwas zu gut für meinen Geschmack.“

„Das ist doch…“

Wenn Anna Frustration ihn jemals die Sprache verschlagen hatte, dann in diesem Moment und es war der ungünstigste den sie hätte wählen können.

„…absurd.“

Eigentlich wollte Hao ihr damit nur etwas auf die Sprünge helfen, doch ihre Gestik sagte deutlich dass er das umgehend unterlassen sollte. Sie brauchte nicht noch mehr Ärger mit Kino. Sie würde ohnehin ein Wunder brauchen damit Kino sich wieder abregte. Allerdings schien Kino nicht im Traum daran zu denken Hao einen weiteren Blick zu schenken und auch seine kleine Hilfestellung schien sie nicht mitbekommen zu haben. Oder sie blendete Hao lediglich erfolgreich aus. Eine Tatsache, die Hao dazu veranlasste sich irritiert an Mikihisa zu wenden, wobei sein Blick weiterhin auf Kino gerichtet war.

„Sie ignoriert mich.“

„Wäre es dir lieber wenn sie dir irgendetwas entgegenwirft?“

„Nein, aber…“

Für einen Moment konnte Mikihisa ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Hao war jemand, der mit Hass und Wut umgehen konnte. Doch die Tatsache, dass Kino ihren Unmut über seinen Aufenthalt mit Anna ausdiskutierte und ihm keinen weiteren Blick würdigte, brachte ihn aus dem Konzept. Er konnte es dem Feuerschamanen daher nicht verübeln, dass dieser zum ersten Mal nicht wirklich wusste wie er reagieren sollte oder in dem Fall wie er am besten auf seine gestellte Frage antworten sollte.
 

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So das war's wieder. Ich hoffe es hat euch gefallen. Das 3. und letzte Kapitel dieser Kurz-FF werde ich Anfang Juni hochladen. Bis dahin wünsche ich euch einen schönen weiteren Mai und hoffentlich schönes Wetter.
 

Misato

Ein unerwartetes schnelles Ende

Kapitel 3: Ein unerwartetes schnelles Ende
 

Ein Wort folgte dem nächsten und Hao musste sich richtig zusammenreißen um nicht ab und zu mal seinen Kommentar dazuzugeben. Und es war für ihn wirklich nicht einfach, weil die Diskussion zwischen Anna, Yomei und Kino einfach danach schrie etwas einzuwerfen. Allerdings hatte er mittlerweile sowieso schon Schwierigkeiten einen klaren Verstand zu behalten und wenn er sich einmischte würden sich die allgemeinen Gedanken, welche mittlerweile den gesamten Raum einzunehmen schienen, direkt auf ihn richten und momentan hatte er wirkliche Schwierigkeiten sie auszublenden. Das war der Nachteil wenn er sein gedankliches Schild, welches er im Laufe der Jahrhunderte aufgebaut hatte um die Gedanken seiner Mitmenschen abzublocken, nicht zu 100% hochgefahren hatte. Geriet er nämlich in eine Extremsituation, wie in diesem Moment, bedurfte es erhebliche Konzentration um das Schild wieder hochzufahren aber gerade jetzt konnte er es sich einfach nicht leisten sich auf dieses Schild zu konzentrieren. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass er soweit abdriftete, dass er dem Drang nachgab und mit der Hand an seinen Kopf fuhr. Langsam aber sicher wurde es schmerzhaft all die Gedanken in diesem Raum ertragen zu müssen und das war wörtlich zu nehmen.

„Was denn jetzt schon Kopfschmerzen?“

Hao warf Mikihisa daraufhin nur einen kurzen undefinierbaren Blick zu. Es war riskant diesen zu ignorieren oder ihn zu unterschätzen, doch konnte er nicht wirklich etwas dagegen unternehmen, dass dieser durch seine Fassade sah.

„Bitte mach es nicht noch schlimmer.“

Insgeheim verfluchte er sich sofort für seine eigenen Worte, doch ändern konnte er jetzt auch nichts

mehr daran. Er konnte Mikihisa in diesem Moment nur zu Gute halten, dass er das Thema fallen ließ und nichts auf seine Worte erwiderte.
 

Derweil hatte sich auch Yomei in Rage geredet und die beiden ältesten der Asakura-Dynastie würdigten ihm nun gar keinen Blick mehr. Ansonsten hätte er jetzt wirklich Schwierigkeiten bekommen und dafür war er insgeheim dankbar.

„Ihr erwartet jetzt aber nicht wirklich, dass wir uns mit dem an einen Tisch setzen und so tun als wäre nie was gewesen.“

„Wieso nicht? Immerhin gehört er doch auch zur Familie…“

Bei Yos Worten trat Hao unbewusst einige Schritte zurück, sodass er etwas schräg hinter Mikihisa stand. Er war sich sicher, dass der Angesprochene gleich explodieren würde und da wollte er so

viel Abstand zwischen diesen haben wie nur möglich.

„Zur Familie…mit Sicherheit nicht. Das einzige wo er hingehört ist in die …die Geisterwelt wie jeder anderen auch.“

Man konnte Yomei richtig ansehen, dass er um Selbstkontrolle rang und er schaffte es sogar irgendwie zu verhindern, dass sie ihm komplett entglitt, denn sonst hätte er anstatt Geisterwelt das Wort Hölle verwendet. Doch auch so war es mehr als deutlich was er meinte. Besonders der verächtliche Blick den er Hao entgegenwarf machte das jedem langsam Denkenden deutlich.

„Wieso im Namen des Königs der Geister sind die beiden so klein kariert."

„Vielleicht sind die immer noch sauer weil ich sie bei Haos Geburt in ihrer Ehre gekränkt haben. Ich meine die haben sich wie die letzten Trottel angestellt…Nichts für ungut."

Bei dem letzten Teil des Satzes hatte der Feuergeist erkannt, dass Mikihisa ihn mit einem finsteren Blick musterte und versuchte seine Worte mit dieser Entschuldigung etwas abzuschwächen. Ihm war immerhin bewusst, dass Hao momentan in einer ziemlich nachteiligen Position stand und da dieser zusätzlich mehr auf die beiden Ältesten Asakura achtgab würde ihm ein Angriff von Seitens Mikihisa zumindest zurück werfen. Im Klartext es war nichts was er riskieren sollte.
 

Derweil hatte sich auch Yo zu ihnen gesellt, welcher nicht mal eine Minute nachdachte um seinen Bruder anzusprechen.

„Läuft doch besser als beim letzten Mal.“

„Das täuscht.“

„Von deinem Standpunkt her vielleicht. Aber wenn man davon Absicht, dass Yomei geschworen hatte dir persönlich den Hals umzudrehen, wenn du ihnen noch mal über den Weg läufst, dann würde ich Yo durchaus zustimmen.“

„Er hat was?“

Hao konnte den belustigten Unterton in seiner Stimme bei diesen Worten nicht verbergen. Zugegeben er wusste, dass Kino und Yomei ihn am liebsten für alle Zeit vernichten wollten, doch so eine extreme Äußerung nahm der gesamten Situation irgendwie den ernst.

„Überrascht?“

„Ne, eher schockiert. Dass ist keine Äußerung die ein Oberhaupt der Asakura-Dynastie in den Mund nehmen sollte.“

Nach diesen Worten verstummten sämtliche Gespräche im Raum. Sie hatten Haos Kommentar sehr wohl vernommen. Nicht weil sie ihm jetzt plötzlich ihre Aufmerksamkeit schenkten, sondern weil sie gerade um Worte rangen und somit den letzten Teil des kleinen Schlagabtausches zwischen den beiden Asakuras laut und deutlich mitbekommen hatte. Und gerade weil die Worte von Hao persönlich kamen konnte Kino ihren Kommentar nicht zurückhalten.

„Und die halbe Welt aufzustacheln die Menschen zu vernichten ist etwas was sein Oberhaupt zu sagen pflegt, oder wie darf ich das verstehen.“

„Nein, aber da ich eh nicht zur Familie gehöre dürfte es euch doch egal sein.“

Hao warte waren mehr als beiläufig, doch insgeheim war er gespannt wie Kino auf diese Andeutung reagieren würde. Die Wahrheit war, dass er die Asakuras immer noch als Familie bezeichnete, auch wenn er mit den einzelnen Mitgliedern nicht besonders viel zu tun hatte. Dennoch aus irgendwelchen bizarren Gründen kam er nicht aus seiner Haut. Und das frustrierende war, dass er sogar sein Leben auf Spiel setzen würde, sollte es wirklich mal dazu kommen, dass jemand versuchte die Blutlinie der Asakura zu zerstören.
 

In dieser Hinsicht kannte er keine Kompromisse. Er war vor 1000 Jahren das Oberhaupt der Asakura und seine Aufgabe war es die Familie zu schützen. Wahrscheinlich lag es daran, dass er sich seit seinem 19. Lebensjahr diesem Ziel gewidmet hatte, vielleicht aber auch daran, dass ihm außer der Familie nicht viel mehr geblieben war. Eines war jedoch offensichtlich alte Gewohnheiten konnte man nicht so leicht ablegen und das galt auch für seine Einstellung der Asakura- Familie gegenüber.

„Ich geb’s auf.“

Mit diese Worten hatte sich Kino den nächstbesten Stuhl geschnappt und sich frustriert auf diesen gesetzt. In den ersten paar Sekunden hatte sie noch versucht eine passende Erwiderung zu finden, doch jedes Mal wenn sie den Mund aufgemacht hatte war es als wären ihr die Worte einfach so entflogen. Yomei warf ihr derweil nur einen entsetzen Blick zu, doch nach einem erneuten Blick auf die anderen Mitglieder der Familie atmete er einmal tief durch, bevor er sich ebenfalls auf einen freien Stuhl nieder ließ.

„Gut da wir uns ja mittlerweile alle beruhigt haben, kann das Abendessen ja ohne weitere Zwischenfälle durchgezogen werden.“

Während die älteren in dem Raum nicht einmal Anstalten machten etwas zu erwidern konnte Anna bei diesen Worten nicht anders als erleichtert durchzuatmen. Sie war sich sicher, dass sie diese Diskussion keine Sekunde länger mehr ausgehalten hätte.

„Bleibt nur noch das Problem mit der Plätzeverteilung.“

Auch wenn Annas Worte nur ein Flüstern war bekam Keiko sie trotzdem mit. Für einen Moment verstand sie nicht, was die jüngere damit meinte, doch dann wurde es ihr schlagartig klar. In der Asakuradynastie gab es alte Traditionen und Regeln. So wie in jeder alten Familie. Unter anderem gab es eine alte Sitzordnung bei Familienfeste.

Für einen Moment sah Keiko zu den restlichen Asakuras, dann jedoch schlich sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen.

„Ich glaube die vier sind nicht böse drum, wenn wir sie so weit voneinander wegsetzen wie es nur geht. Und außerdem ist es den anderen in diesem Raum, mich eingeschlossen, sowieso egal.“

„Gut, geben wir Yo das Hausrecht und setzen seine Großeltern auf die Ehrenplätze. Das heißt aber dass wir die Puffer spielen müssen. Entweder zwischen Kino und Hao oder Yomei und Hao. Hinzukommt, dass sich Mikihisa und Hao dann gegenübersitzen und….weißt du was ich ändere meine Meinung, dass ganze war die blödeste Idee aller Zeiten. Ich hätte ihn gleich wieder wegschicken sollen.“

Keiko konnte nicht anders als bei diesen Worten leise zu kichern. Sie kannte Anna lange genug um zu wissen, dass diese ein selbstbewusstes Mädchen war, welches ohne umschweifen sagte was sie dachte. In dieser Situation jedoch war sie das genaue Gegenteil.

„Ich glaube Mikihisa ist intelligent genug um nicht auf jede Anspielung seines Sohnes anzuspringen.“

„Sag dass nicht zu laut, sonst bist du die nächste, die von Yomei gedanklich erdolcht wird.“

Mit diesen Worten war Mikihisa zu den beiden Frauen gestoßen. Um genau zu sein war selbst ihm die Position, in der er stand, zu unsicher. Insgeheim fragte er sich, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass er auf einmal zwischen Hao und seinen Schwiegereltern stand. Gut das wie konnte er sich in gewisser Weise erklären, doch nicht das wieso. Hatte Hao wirklich gedacht, dass er sich hinter ihm verstecken konnte. Eher unwahrscheinlich, so eine Situation passte einfach nicht zu dem Feuerschamanen.

„Es ist wie es ist. Also hältst du es aus ihm einen ganzen Abend gegenüberzusitzen ohne auf seine Kommentare anzuspringen.“

„Schwerlich. Aber immer noch besser als ihn in die Nähe deiner Eltern zu lassen.“

„Weise Worte, jedenfalls für dich.“

Langsam riss Anna der Geduldsfaden. Kaum dachte sie es könnte wieder ruhiger werden, da kam auch schon der nächste provozierende Kommentar. In diesem Moment hätte sie den Feuerschamanen am liebsten eigenhändig erwürgt, doch im letzten Moment entschied sie sich für eine genervte Frage.

„Müsst ihr euch immer gegenseitig provozieren?“

„Nein!“

Dieses Wort kam sowohl von Mikihisa als auch von Hao, was dazu führte, dass Keiko nur die Augen verdrehen konnte. Anna hatte Recht, die beiden zusammen waren schrecklich und sie brachten früher oder später jeden unbeteiligten um den Verstand.
 

Zum Glück der beiden weiblichen Personen verlief das Essen alles andere als katastrophal. Was zum Teil auch daran lag, dass sich die beiden Spirits of Elements, die Hao begleitet hatten, zurückgezogen hatten. In diesem Moment hatte sie wirklich befürchtet, dass genau dass Anlass genug für die älteren Asakuras war Hao anzugreifen, doch das war nicht der Fall. Die Anwesenden versuchten sich wirklich zusammenzureißen. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie Manta neben Yomei und Tamara neben Kino gesetzt hatte. Anna hatte derweil die selbsterlegte Aufgabe übernommen Hao etwas zu bremsen, keine leichte Aufgabe, doch auch Keiko, welche neben ihrem Mann saß, konnte sich nicht übermangelnde Tätigkeiten beklagen. Die Tatsache, dass Mikihisa Hao genau gegenübersaß blieb ein Risiko. Um genau zu sein hätte man eher ein Feuer in einer Heu befüllten Scheune entfachen können, als die beiden für mehr als 5 Minuten alleine zu lassen. Aus diesem Grund hatte Keiko es nach einiger Zeit aufgegeben ihren Mann mit Blicken zu ermahnen und entschied sich dafür ihr Missfallen in Form eines Ellbogenstoßes deutlich zu machen. Anna hatte sich derweil eine andere Methode ausgedacht. Anstatt zu versuchen Hao auszubremsen versuchte sie ihn von der derzeitigen Situation abzulenken, in dem sie ihn zu reden brachte oder selber redete. Allerdings war das eine schmale Gradwanderung. Besonders bei Hao, da er ziemlich Konsequent war mit den Sachen die er erzählte und mit denen die er nicht teilen wollte.

„Sag mal was machen eigentlich deine ehemaligen Anhänger.“

„Kommt darauf an auf welche du hinaus willst?“

„Auf wen wohl. Luca, die Mädels…und wie auch immer die anderen hießen.“

„Du erwartest nicht wirklich, dass ich dir das verrate, oder?“

Bei diesen Worten viel sein Blick kurz zu Yomei, dann jedoch wendete er sich wieder zu Anna und schien für einen Augenblick zu überlegen.

„Machen wir einen Deal. Ich gebe dir eine eindeutige Antwort und du sagst mir was Miss Gerechtigkeit neuerdings im Schilde führt.“

Bei diesem Vorschlag konnte Anna nicht anders als kurz auflachen bevor sie das Thema mit einem ‚vergiss es‘ beendete. Um ehrlich zu sein wusste sie nicht was Jeanne plante. Ihr war nicht mal klar ob sie Hao immer noch vernichten wollte und um ehrlich zu sein wollte sie sich auch nicht damit befassen.
 

Das hieß aber nicht, dass sie Hao Auskunft über diese gegeben würde, selbst wenn sie etwas Genaueres wusste. Und genau mit diesem Gedanken wendete sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Feuerschamanen zu. Dieser schien von Minute zu Minute ruhiger zu werden. Allerdings war es keine Ruhe, die sie begrüßte. Insgeheim hatte sie das Gefühl, dass er dem Ende dieses Treffens entgegensah und dass konnte sie ihm nicht verübeln. Immerhin war er nicht der einzige dem es so ging. Aus diesem Grund entschied sie sich nach dem Essen sofort mit Yos Großeltern zu reden, damit diese nicht doch noch etwas taten, was sie später bereuten. Insbesondere, da Yo schon mit der nächsten Idee herausgeplatzt war, die keiner wirklich gutzuheißen schien. Hao hatte Annas Verschwinden derweil genutzt um selbst etwas Abstand von der Gruppe zu gewinnen und vor allem um der Antwort zu entgehen, auf die sein werter Bruder insgeheim wartete. Auch wenn die Situation von außen mittlerweile recht entspannt wirkte, so war die innere Stimmung alles andere als ruhig. Yomei und Kino versuchten nicht gerade erfolgreich ihren Hass auf ihn zu unterdrücken, doch was sie nach außen hin verbargen erreichte ihn in unterschwelliger Weise und das war schlimmer als alles was sie ihm entgegenschmettern konnte. Dass der Hass ihm galt störte ihn nicht sonderlich, lediglich der Impulsiv war so intensiv, dass es so wirkte als hätte er gerade einen Stromschlag erhalten. Und eines konnte er mit Sicherheit sagen, auf Dauer war das alles andere als angenehm. Mit diesen Gedanken verließ er das Haus um zumindest etwas frische Luft zu kriegen und vor allem um wieder einen klaren Verstand zu erhalten.
 

Ohne nachzudenken lehnte sich Hao an die Brüstung der Veranda und atmete die Kühle Nachtluft ein. Der leichte Wind brachte eine gewisse Kühle mit sich und ließ ihn sichtlich entspannen. Für einen Moment schloss er die Augen und tauchte mit seinen Sinnen in die Tiefen seiner Umgebung ein. Erst als sich jemand genau neben ihn stellte öffnete er die Augen wieder, richtete seinen Blick jedoch zu den Sternen, welche heute heller zu scheinen schienen als sonst.

„Und nimmst du Yos Angebot an?“

„Damit ihr die Gelegenheit habt mich im Schlaf zu töten. Träumt weiter.“

„Das ist nicht unser Niveau.“

„Soso, nicht euer Niveau, was? Und hier dachte ich, dass ihr keine Skrupel hättet selbst Neugeborenen zu töten sofern es der Sache dienlich ist. Also wo ist der große Niveauunterschied, denn so ungern ich es auch sage, ich kann ihn nicht erkennen.“

Für einen Moment sagte Mikihisa nicht. Unter normalen Umständen könnte man antworten, dass sie ein Versprechen gegeben hatte. Das Versprechen ihren fehlgeleiteten Ahnen zu vernichten, sollte er ihnen je über den Weg laufen oder sein Unheil in ihrer Zeit verbreiten. Doch darum ging es in diesem Moment nicht. Im Gegenteil. Haos Kommentar war viel mehr auf Yo bezogen. Und das schlimmste an der Sache war, dass er Recht hatte. Sie waren bereit gewesen ihren eigenen Sohn zu opfern um denjenigen aufzuhalten, der in diesem Moment neben ihm stand. Und insgeheim konnte er nicht anders als dieses Verhalten als Fehler zu betrachten, denn was wäre passiert, wenn nicht Hao, sondern Yo als erstes geboren worden wäre. Schnell schüttelte er den Kopf, das waren Gedanken, die er in Haos Gegenwart nicht haben sollte.

„Es war die einzige Wahl die wir treffen konnten.“

„Ich hab nicht verlangt dass du dich rechtfertigst.“

Manchmal musste sich Mikihisa echt wundern, was Hao Verhalten anging. Es war nicht ungewöhnlich, dass dieser relativ lange ruhig blieb und deshalb meistens so wirkte als hätte er alles unter Kontrolle. Doch wer ihn wirklich beobachte stellte ganz schnell fest, dass er seine Gegner nie aus den Augen ließ es sei denn er wusste dass die Spirits of Elements diesen Part übernahmen und selbst dann noch behielt er die größte Gefahrenquelle in seinem Blickfeld.
 

Hier jedoch hatte er weder die Spirits of Elements an seiner Seite noch schien ihn seine Anwesenheit groß zu stören. Um genau zu sein schien eine gewisse Ruhe von ihm auszugehen. Eine Ruhe die jedoch genauso schnell wieder verschwand wie sie gekommen war. Es war nur ein kurzes Zucken, fast so als würde er innerlich erstarren und dann wendete er sich vom Sternenhimmel ab und sah zu Boden. Intuitiv sah Mikihisa nach hinten und erblickte Yomei, der nur kurz mit dem Kopf schüttelte, bevor er wieder den Rücktritt antrat. Eine Tatsache, die Mikihisa deutlich zeigte, dass Hao seine Umgebung, egal wie entspannt er auch wirkte, trotz allem nicht außer Acht ließ.

„Sie sind der Meinung, dass dein Verhalten darauf abzielt uns zu manipulieren.“

Diese Worte ließen Hao aufhorchen. Doch mehr kam nicht von diesen. Vermutlich versuchte er gerade die Situation zu begreifen oder den Sinn dieses Satzes. Aber scheinbar konnte sein Verstand sich die Antwort nicht selbst geben, weshalb ihm nichts anderes übrig blieb als nachzufragen. Und Mikihisa war sich sicher, dass dieser dass sehr ungern tat.

„Wieso erzählst du mir das?“

„Ich dachte du wolltest wissen, worum es in dem Streit zwischen mir und…und Keikos Eltern ging.“

Für einen Moment hatte er seine Antwort unterbrochen, weil er kurz ins Stutzen kam in wie weit er Kino und Yomei bezeichnen sollte. Sie waren seine Schwiegereltern daran bestand kein Zweifel, doch alles was mit Hao zu tun hatte brachte erhebliche. Wenn man es genau nahm war dieser wie Yo sein Sohn, ob er es jetzt zugeben wollte oder nicht. Andererseits würden Yomei und Kino ausrasten wenn irgendwer es wagen sollte zu behaupten dass sie zwei Enkel hatte. Während Yo den Feuerschamanen ganz offen als seinen Bruder bezeichnete. Allerdings hatte er keine Ahnung wie Hao reagieren würde wenn er ihm die offensichtlichen Tatsachen vor Augen führte. Er war genauso ein Teil der Familie wie jeder andere hier. In diesem Moment merkte er, wie Hao Blick auf ihn lastete. Eine Tatsache die ihn mal wieder darüber grübeln ließ ob dieser gerade seine Gedanken las oder einfach nur versuchte aus seinem Gesichtsausdruck oder einer vergleichbaren Gestik schlau zu werden.

„Na sieh mal an. Und hier dachte ich, dass ihr unfähig seid auch nur für 5 Minuten ohne Streit auszukommen. Ich bin überrascht.“

Nach diesen Worten stieß sich Hao etwas heftiger als nötig vom Geländer ab. Eine Reaktion, welche die anderen kurz zusammenzucken ließ. Anschließend wendete sah er sich kurz zu Keiko bevor er seinen Blick wieder gen Himmel richtete.

„Wir gehen!“

Noch ehe Mikihisa oder Keiko auch nur ein Wort sagen konnte, tauchte plötzlich der Spirit of Fire neben ihm auf. Für einen Moment schien es so als würden sie sich lautlos unterhalten, doch dann wendete sich Hao noch einmal an die anderen beiden.

„Sagt Yo wenn er das nächste Mal so etwas plant, soll er mich aus der Sache rauslassen.“

Mit diesen Worten wurde er von Flammenumhüllt und war verschwunden. Keiko verdrehte daraufhin nur die Augen.

„Dafür, dass dieses Zusammentreffen scheinbar die reinste Folter für ihn war, hat er es ziemlich lange an diesem Ort ausgehalten.“

„Versuch nicht erst ihn zu verstehen. Es wird dir nicht gelingen!“

„Aber du tust es?“

„Manchmal wäre es mir lieber, dann wüsste ich wenigstens wie er tickt.“

Allerdings tat er das nicht. Damit war jedes Zusammentreffen wie ein Russisches Roulett. Man konnte nie wissen wie es ausgehen würde.

„Ist Hao schon abgehauen?“

„Gerade eben!“

Anna nahm diese Antwort nur zu Kenntnis. Allerdings konnte sie sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Seit dem Destaster im Sternenheiligtum war einiges geschehen, aus diesem Grund war es auch nicht verwunderlich dass sich der eine oder andere verändert hat. Dass aber ausgerechnet Hao so eine Wandlung vollzogen hat überraschte sie immer wieder. Wobei, sie war sich nicht mal sicher ob sich Hao überhaupt verändert hatte, oder einfach nur anfing seine selbsterstellte Maske fallen zu lassen.
 

Was auch immer der Grund war sie konnte es nicht leugnen, dass es immer lustig wurde wenn Hao auf seine Nachfahren traf. Nervenaufreibend aber auch unheimlich erheiternd.

„Schade. Ich hätte ihn gerne noch zu einem Kartenspiel überredet.“

„Kartenspiel.“

„Haos Siegesquote liegt bei 50 %.“

„Aber nur wenn er gegen eine bestimmte Person antritt, Mikihisa. Ansonsten würde ich sagen sie liegt bei 100% und ich wage zu bezweifeln, dass er sich diese Quote erschwindelt hat…aber zurück zu Thema…Hao ist schon etwas sonderbar und langsam bekomme ich das Gefühl, als würde er es genießen dich aus dem Konzept zu bringe.“

„Eine Tatsache, auf die ich ganz gut verzichten kann.“

„Sieh es als notwendiges Übel? Ich kann Hao nicht einschätzen. Dass kann niemand außer vielleicht die Spirits of Elements. Allerdings bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass du einer der wenigen neben Yo bist, denen er nicht ernsthaft gegenübertritt.“

Anna sah sehr wohl das Mikihisa ihr kein Wort glaubte, doch irgendwie konnte sie nicht anders als ihre Meinung durchzusetzen.

„Ich meine es ernst. Wenn man von euren Kämpfen und verbalen Auseinandersetzungen absieht, scheint ihr eigentlich ganz gut zu Recht zu kommen. Fast so wie…“

Anna beendete ihren Satz nicht, dennoch wussten alle Anwesenden was sie meinte. Und in gewisser Weise stimmte es sogar.

„Du hörst dich so an, als würdest glauben, dass er sich nach einer Familie sehnen würde!“

„Wer weiß. Yo würde es sich wünschen, soviel kann ich sagen. Aber Hao. Selbst wenn er es tun würde, schätze ich würde er es niemals zugeben.“

In dieser Hinsicht tat Yo ihr Leid. Er versuchte wirklich alles um seinen Bruder in seinen Freundeskreis und auch zurück in die Asakurafamilie zu integrieren. Zu gern hätte sie ihm gesagt, dass es sinnlos war, dafür war der Konflikt innerhalb einfach zu groß. Und Hao war nun mal Hao. Er wusste dass es keinen Sinn hatte nach etwas zu streben was unerreichbar war, selbst nachdem er einige unmögliche Dinge selbst vollbracht hatte. Oder vielleicht auch genau deshalb. Alles hat seine Opfer und in diesem Fall wäre es der Familienzusammenhalt der zerbrechen würde.

„Ich weiß nur eines und zwar dass dieser Tag einer der chaotischsten war, die ich je erlebt habe und ehrlich gesagt, für die nächsten zwei bis drei Wochen kann ich getrost auf diese Aufregung verzichten.“

„Stimmt, ich kann mir auch besseres Vorstellen als jede Minute darauf zu achten, dass sich die Mitglieder meiner Familie nicht die Köpfe einschlagen.“

Insgeheim musste Anna bei Keikos Worten lächeln. Für sie gehörte Hao auch zur Familie und auch wenn Mikihisa es nicht offen zugab, so konnte man dennoch eine gewisse wachsende Akzeptanz zwischen ihm und Hao erkennen. Doch Yomei und Kino würden nicht einlenken. Dafür waren sie einfach zu stur und dasselbe traf auf Hao zu. Für den Feuerschamanen gab es in diesem Millennium keinen Platz in der Asakurafamilie, jedenfalls nicht als Yos Bruder. Momentan war eine zeitlich begrenzte Toleranz ihm gegenüber alles was er bekommen würde, doch Akzeptanz war etwas was er nicht finden würde, zumindest nicht von allen und das war immerhin in einer Familie des wichtigste. Vielleicht würde sich das im nächsten Millennium ändern, sie hoffte es jedenfalls für ihn. Bis dahin jedoch war sie sich sicher, dass das hier nicht der letzte chaotische Abend mit den Asakura war und auch wenn sie dies niemals laut zugeben würde, sie sah dem nächsten Zusammentreffen insgeheim schon amüsiert entgegen.
 

- Ende -
 

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Ok zugegeben ein etwas schnelles Ende, aber ich finde es passt zu der Situation. Hinzukommt, dass diese FF nie als Langzeitprojekt geplant war, sondern als kurzer Zwischenstopp um wieder ins schreiben reinzukommen. Und ich finde dafür ist sie mit 3 Kapiteln doch recht lang geworden. Doch wie sagt man so schön, man soll aufhören wenn es am schönsten ist. Also eventuell bis demnächst
 

eure Misato



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Kari-Asakura
2015-05-07T11:15:17+00:00 07.05.2015 13:15
Yaaaaaay ^^
Die Story geht weiter :D
Es fängt devinitv schon mal sehr interessant an ;p
Die Kampfszene ist wie immer super toll umgesetzt worden
und das absolut beste: HAO ist endlich wieder ZURÜCK !!! >\\<
Mach weiter so ^-^
Freu mich auf ne super Shaman King Story <33


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