Wolkenbruch von Lemuria (Shikamaru x Samui) ================================================================================ Kapitel 4: Geisterjunge ----------------------- Mit der Zigarette im Mundwinkel und einer gehobenen Augenbraue, war Samuis Reaktion auf den Betrunkenen von Gleichgültigkeit und einer Nuance Abwertung geprägt. Trotz dessen war sie sich bewusst dass die Aufmerksamkeit der Menschen, welche durch ihn auf sie gelenkt war, einen weiteren Problemfaktor darstellte. Er ging einen Schritt auf sie zu und ihre Miene verdunkelte sich bei jedem weiteren schwindenden Zentimeter, der zwischen ihnen lag. Jedoch wäre jedwede weitere Handlung nur verfänglicher. Wenn der lallende Störenfried auf eine Konfrontation aus war, müsste sich Samui aus der Affäre ziehen ohne dass ihre Maskerade zu bröckeln beginnen würde. Denn ein Akt der Gewalt hätte zur Folge dass die friedlichen Absichten, die sie der Hokage vortäuschte, zu hinterfragen wären. Zu ihrem Glück übernahm jedoch eine andere Person diese Angelegenheit für sie. »Lass gut sein, die anderen warten sicher schon.« Der Mann der Samui eine Auseinandersetzung ersparte, hatte seine Hand auf die Schulter seines polemischen Trinkkumpanen gelegt. Letzterer ließ sich nur widerwillig beschwichtigen. Mit anklagenden Blick entfernte er sich von der großen Blondine, indem er von seinem Freund mitgezogen wurde. Bevor er in der Menschenmenge verschwand, ließ er noch »Wir wollen dich hier nicht!«, ertönen. Und die größtenteils missfälligen Blicke der Dorfbewohner auf Samui gaben ihm recht. »Ihr seid hier wirklich nicht grad' beliebt«, kommentierte Shikamaru den Zwischenfall. Seine Stimme war von Ruhe und Gleichgültigkeit gezeichnet. Verflogen war das warme Gefühl, das er noch vor wenigen Sekunden verspürt hatte. Seine Aufmerksamkeit galt wieder dem staubigen Boden, während er einen tiefen Zug des Tabaks inhalierte. Die angefeindete Jonin äußerte trocken: »Ich bin nicht hier um Sympathien zu sammeln. Das Dasein als Shinobi ist kein Beliebtheitswettbewerb.« Ihr Kommentar entlockte Shikamaru ein leicht schnaufendes Lächeln. Geprägt war es jedoch von Sarkasmus, was seine leblosen Augen verrieten. »Wir haben einen wirklich undankbaren Job, Kleiner..«,setzte Samui ein weiteres mal an. »..aber das ist nur ein geringer Preis wenn man seine Heimat beschützen kann.« Shikamaru wandte sich nun wieder seiner Gesprächspartnerin zu. Doch im Gegensatz zu dem magischen Moment von vorher, war kein Anzeichen von einer Emotion auf seinem Gesicht auszumachen. »Das habt ihr Kumo-Nins euch selbst zuzuschreiben.« In der Stimme des Nara-Jungen war Verbitterung zu hören. Samui entging der Tonfall nicht, was einen leicht abschätzigen Blick ihrerseits zur Folge hatte. Der Raucher mit dem Ananaszopf führte seine Bemerkung weiter aus: »Nach den Aktionen, die euer Dorf in der Vergangenheit gebracht hat, kann von einen Beliebtheitswettbewerb keine Rede sein.« Auf diesen anklagenden Satz hin, verengten sich Samuis Augen. »Du bist ziemlich gut informiert für dein Alter«, merkte sie an. Das Kompliment, welches eher Feststellung als Wertschätzung war, tat Shikamaru mit seiner Auffassung von Gefechten ab: »Information, Analyse, Vorbereitung, Strategie. Wenn man auf alles vorbereitet ist, dann...« Er brach mitten im Satz ab und Melancholie legte sich wie ein Schatten über sein Gesicht. Auf das Zögern reagierte Samui mit einem weiteren Statement. »Du scheinst ein ziemlich kluger Junge zu sein....« Vor den Füßen der beiden Ninja trieb der Abendwind eine Getränkedose die Straße hinab. Shikamaru legte seinen Kopf in den Nacken und blickte abwesend in die Sterne. Das Dunkelblau des Firmaments wirkte kalt. Zwischen den gedämpften Geräuschen von euphorischen Menschen und künstlichen Lichtkegeln die die Straße erhellten, stand ein Junge, beraubt von Träumen und Hoffnung. »Ich bin alles andere als klug....«, ließ er resigniert verlauten. Die ruhigen Worte waren geschwängert von Reue und Trauer. Gerichtet waren sie an das Nichts. An die Leere, die Shikamaru ausfüllte. Doch vielleicht auch nicht mal an diese. Mit geschlossenen Augen ließ der Chunin seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden. Ohne ein Wort des Abschieds verlauten zu lassen, dreht er sich um und entfernte sich langsam von Samui, die ihm nachdenklich hinterhersah. Sie beobachtete ihn, wie er langsam durch die Menschenmenge schritt. In diesem Augenblick schien er gar nicht real zu sein. Ein roter Lichtstrahl, welcher von einer Werbetafel ausging, fiel leuchtend auf seine linke Körperhälfte und ließ ihn aussehen als würde er verdunsten. Wie ein Geist, der mehr schwebte als den festen Boden unter sich zu berühren, verschwand er. Auf Wiedersehen, Geisterjunge. Als Samui sich ebenfalls von der belebten Straße abwandte und sich wieder in das Lokal begab, zeichnete sich hinter ihrer kalten Erscheinung ein Gefühl der Nostalgie ab. Sie spürte die misstrauischen Blicke der Einwohner Konohas im Rücken, doch war ihr vorrangiger Gedanke dieses mal nicht auf die Mission gerichtet. Im Gegensatz zu den unterschwellig argwöhnischen Reaktionen der restlichen Gäste auf sie, wurde Samui an ihrem Tisch von drei lächelnden Ninja begrüßt. »Wo ist Shikamaru?« Nachdem Choji das Fernbleiben seines Freundes bemerkte, schwand seine Heiterkeit. Die Aufmerksamkeit, die er bis zu diesem Moment Karui gewidmet hatte, war nun auf die wieder eingekehrte Samui gerichtet. Selbige setzte sich an ihren Platz und griff nach ihrem, mit Sake gefüllten, Becher. »Er ist gegangen«, antwortete sie dem besorgt dreinschauenden Akimichi-Jungen und nahm einen großen Schluck. Bevor Choji sich weiter erkunden konnte, kam Omoi ihm zuvor. »Wieso das?« Die befragte Jonin, auf die drei Augenpaare gerichtet waren, antwortete mit einem Schulterzucken. »Entschuldigt dass ich die Stimmung drücke«, sprach Choji, nachdem die ausgelassene Atmosphäre am Tisch von bedrückender Stille verzehrt wurde. Omoi wollte gerade seine Stimme erheben. Doch seine Teamkameradin Karui streckte mahnend ihre Hand in seine Richtung. Der dunkelhäutige Chunin schluckte seine Frage herunter. Chojis Blick richtete sich indessen an die Teamführerin der Kumo-Nins. »Er ist im Moment etwas neben der Spur...« Bevor er seine Ansprache fortsetzte, sah er zu Karui, die ihm von den drei Gästen am meisten zusagte. »Er hatte es in der letzten Zeit nicht leicht.« Die Rothaarige auf der sein Blick ruhte, fragte vorsichtig nach. »Was ist ihm denn passiert?« Bevor der beste Freund Shikamarus eine Antwort gab, holte er tief Luft. »Ich sollte nicht so offen darüber reden. Es gab nur …..Schwierigkeiten während einigen Missionen.« Die schwermütig gewordene Stimmung ließ abermals Stille anbrechen. Samui hörte aufmerksam zu. Sie wusste wovon dieser Choji sprach. Wie viele Missionen, an denen sie beteiligt war, waren schon gescheitert? Abgesehen von den Selbstzweifeln, gebar Versagen auch den Verlust von Respekt und Kameraden. Mit einem weiteren Schluck betäubte Samui ihre Gedanken. Dabei spürte sie dass sie mit jedem Schluck des Alkohols weiter in eine emotionale Spirale rutschte. Der Sake in ihrer Kehle brannte wie die Einsicht in ihrem lange nicht mehr beachteten Herzen Sie hatte nicht nur Kameraden und Respekt verloren, sondern auch sich selbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)