Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 29: Ryuukossusei ------------------------ Der Taishou trabte die letzten Meilen in seiner Hundeform zum Tal der Mondjuwelen um seine Kräfte zu sparen. Er würde pünktlich ankommen und er bezweifelte nicht, dass ihn Ryuukossusei bereits ausgeruht erwartete. Da sollte er aufpassen. Zum letzten Mal dachte er an seine Gemahlinnen. Die Eine, die ihm nach nüchterner Youkaiart telefonisch schlicht einen guten Kampf gewünscht hatte, die Andere, die ebenso selbstbeherrscht nur gesagt hatte, sie hoffe, er kehre zurück ehe das Baby kommen würde. Doch, er konnte stolz auf sie beide sein. Sesshoumaru würde inzwischen schon in seinem Büro sein und dort bleiben, bis er selbst zurück war, um jeden Anschein einer Annäherung zu seiner Stiefmutter zu verhindern. Er hatte nur gefragt: „Wollen Sie wirklich allein gehen, verehrter Vater?“ Jetzt jedoch sollte er seine Gedanken von seiner Familie auf den bevorstehenden Kampf und seinen Gegner richten. Der Drachenherr war sicher niemand, der auch nur einen Fehler ignorieren würde. Er hatte bereits gegen Drachen gekämpft, auch gegen starke, aber nie zuvor war es mit einem schlauen Plan verhindert worden, dass er das Höllenschwert einsetzen konnte – ob er es wollte war ja dahingestellt. Ryuukossusei war einfach...Nein, das dachte ein Youkaifürst nicht einmal. Er erreichte die nur scheinbaren Berge um einen gewaltigen Talkessel. Der ehemalige Krater war mit Gras bewachsen, kleinere Büsche standen dort unten. Hätte Myouga nicht so sorgfältig wie immer recherchiert, hätte er in der Tat angenommen, der Vulkan sei erloschen, das fester Boden. So aber wusste er, dass es nur abgekühlte Lava war, in eine hauchdünne Schicht Humus verwandelt, darunter lag das Magma. Rund um ihn war noch dichter Wald, aber er erkannte, dass er - oder eher sein Youki – bemerkt worden war, denn ein großer Drache schlängelte sich von der gegenüberliegenden Seite in den Krater. So trat auch er vor, sich zeigend, ehe er seine menschliche Form annahm um reden zu können. Drachen konnten das, dank ihres zweiten Gesichts auf der Stirn, auch in ihrer Echsengestalt. Der Drache ringelte sich zusammen: „Wie schön, den Herrn der Hunde mal in der Klemme zu sehen. Los!“ Für einen Moment glaubte der Taishou das sei eine Aufforderung zum Duell, ehe er den Pfeilregen bemerkte, der von zwei Seiten auf ihn niederging – brennende Pfeile. Aus langer Kampferfahrung reagierte er instinktiv, wehrte mit den gepanzerten linken Arm einige der Pfeile ab, die nur scheinbar harmlos darin steckenblieben, das Metall jedoch aufheizten, während er mit der Rechten das Schwert von seinem Rücken zog. Eine Falle, in der Tat. Und er war hineingefallen. Er musste sich diese offensichtlich menschlichen Pfeilschützen schleunigst vom Hals schaffen, sonst würde er hier jämmerlich im Feuer zugrunde gehen. Gegen so viele Angreifer und auch Feuer war selbst ein starker Youkai irgendwann wehrlos. Ohne weiter nachzudenken überließ er sich seinem Zorn und aus der Klinge seines Schwertes stiegen schwarze, rauchähnliche Gestalten, die sich zu Drachenköpfen formten. Ein weiterer Regen aus brennenden Pfeilen traf ihn schmerzhaft, ließ seine Haare und seine Fellteile glimmen, die Seide seiner Hose schmoren, ehe er sich um die eigene Achse drehte, es seiner höllischen Waffe überließ nach den verborgenen Seelen seiner Angreifer zu suchen. Als die Aufschreie rasch endeten, wandte er sich keuchend wieder dem Krater zu, versuchte mit der Linken seine Kleidung und Haare einigermaßen zu löschen. Zu seiner negativen Überraschung erkannte er, dass die Drachen den Zeitraum genutzt hatten. Während sie menschliche Bogenschützen vorgeschickt hatten um ihn abzulenken und zu schwächen, warteten nun drei Drachen unten auf ihn. Glaubten sie etwa er würde sich auf einen Nahkampf mit gleich drei von ihnen einlassen? Narren. Auch, wenn er nicht gewusst hätte, dass er das Höllenschwert dort unten nicht einsetzen konnte... Eiskalt durchfuhr ihn die Erkenntnis: keiner der Drachen dort unten war Ryuukossusei. Mehr als nur EINE Falle für ihn. Jahrhunderte als Heerführer und Krieger ließen ihn die bittere Wahrheit erkennen. Der Drachenfürst hatte ihn nicht einmal angelogen, als der sagte, er fordere ihn zu einem Kampf hier und jetzt. Er selbst hatte nur naiverweise angenommen, dass es sich um ein ehrbares Duell handeln sollte. Die Frage war jetzt, was dieser mordlustige Lindwurm vorhatte, wie er ihn treffen wollte, einen möglichst schmerzhaften Schlag, selbst wenn er selbst das hier überleben sollte. Izayoi und das Kind! Und er höchstpersönlich hatte Sesshoumaru in das Geschäftsviertel der Stadt geschickt. Selbst, wenn der zurück eilen würde, würde es dauern. Darüber hinaus mochten seine Youkaikrieger eine gewisse Anzahl sein, kampferprobt, aber gegen eine Drachenbande anzukommen war schwer, zumal ohne Führung. Sein Anwesen lag am Rande einer Berglandschaft, weil er die Natur gern nahe wusste, ja, auch gern dort auf dem felsigen Hügel die Landschaft betrachtet hatte, die anwachsende Stadt, ehe die Hochhäuser die Sicht verbargen. Das bedeutete aber leider auch, dass die Drachen durch den Wald herankommen konnten, ohne von Mensch oder Youkai bemerkt zu werden, ehe es zu spät war. Er musste zurück! Er war bereits zwei Tage abwesend, zwei Tage, in denen sonst etwas passiert sein konnte... Mit einem gewaltigen Satz entkam er gerade noch den Feuerkugeln der Drachen, die seine Geistesabwesenheit bemerkt und unverzüglich angegriffen hatten. Jetzt reichte es ihm wirklich. Der Höllendrachen seines Schwertes würde diese drei Drachen wahrlich in die Hölle schicken, wenn er den Krater dort öffnete: „Gokuryuuha!“ Und ihr Herr hatte sie bewusst geopfert, ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gesagt, was dort unter ihnen lauerte, sobald sie im Vulkantrichter waren. Der Boden im Kessel riss auf, als die schwarze Wolke aus Energie und Staub heranwirbelte, Bäume und Sträucher wie Spielzeuge mit sich nahm. Mit einem Aufschrei stürzten die Drachen in die rotglühende Tiefe. Immerhin musste er sich um ihre Körper nicht kümmern, dachte der Taishou, nur rasch um die der Menschen. So schob er das widerstrebende Schwert zurück in die Scheide auf dem Rücken. Mit jedem Toten war es schwerer zu kontrollieren, wollte der dunkle Geist darin den seinen beherrschen. Er hatte jedoch keine Zeit mehr, er musste nach Hause. Die Reise zurück als Hund dauerte zu lange, also blieb nur der Weg, den ihm Sesshoumaru bereits für den Hinweg vorgeschlagen hatte: ein Tunnel aus Youki. Das würde ihn ziemlich schwächen, da das einen enormen Energieverbrauch darstellte, aber er musste seine Familie, seine Leute, schützen, gleich, was Ryuukossusei plante, gleich, was ihn das selbst kosten würde. Er hatte schon lange keinen derartigen Tunnel erschaffen und fast vergessen wie mühsam das selbst für einen Daiyoukai war. Als er oberhalb des Anwesens, noch immer in seiner Hundegestalt, aus den Schatten trat, erstarrte er. Unter ihm lag sein Haus – und eindeutig hatte ein Überfall stattgefunden. Die Garagen brannten, er erkannte tote Menschen und Youkai in dem verwüsteten äußeren Garten, aber auch einen toten Drachen. Gegen einen Zweiten hielten sich dort hinten seine Krieger. Warum sie sich dem Dritten nicht näherten, der sich bereits im inneren Garten befand, hatte einen Grund, den er anhand der hinter diesem auf seinem Weg liegenden Toten identifizieren konnte – das war Ryuukossusei höchstpersönlich und seine Leute hatten gegen den so keine Chance, zu viele waren an ihm gescheitert. Aber warum zögerte dieser verdammte Lindwurm das offenbar ungeschützte Haus anzugreifen? Izayoi befand sich sicher dort drin, vermutlich hatten sich auch menschliche Dienerinnen hinein geflüchtet. Dann erkannte er den Grund: zwischen dem Drachenfürsten und dem Haus stand ein großer, weißer Hund. Sesshoumaru! Wie kam der her? Aber es war nur zu gut.... Er musste seinen Leuten und seinem Sohn zeigen, dass er hier war – und auch den Drachen. Langjährige Erfahrung als Heerführer ließ ihn wissen, was Vertrauen und Furcht bei einem Kampf anrichten konnten. So heulte er kurz in den Himmel, ehe er mit gewaltigen Sätzen hinunter in den Garten sprang, auf Ryuukossusei und den weißen Hund zupreschte, die unwillkürlich zu ihm blickten. Im nächsten Moment erkannte er seinen Denkfehler. Das war nicht sein Sohn sondern seine Youkaigemahlin – noch überraschender SIE hier zu sehen, aber nun war auch klar, warum der so mächtige Drache sichtlich mit seinem Angriff auf sie gezögert hatte. Der Taishou sah neben ihr noch Schwärze verblassen. Sie hatte ihre magischen Fähigkeiten und die der Kette, die er ihr zur Geburt Sesshoumarus geschenkt hatte, eingesetzt, einen direkten Weg in die Unterwelt geöffnet. Und das war sicher nichts, was der Lindwurm erleben wollte. Sie blutete allerdings schon und schien sichtlich froh, dass er da war. Ohne zu zögern griff er an und versuchte seine Zähne in den ungeschützten Bauch des Reptils zu schlagen. Dieses wich aus, nur, um im selben Moment von der Hundedame in den Schwanz gebissen zu werden. Das war das, von dem der Youkaifürst Izayoi erzählt hatte und warum solche Ehen nie aufgelöst werden konnten. Jeder der Beiden besaß einen Anteil des Youki, der Lebensenergie, des Anderen. Man konnte den Partner nicht anlügen, nicht im Stich lassen, und man verstand sich wortwörtlich blind, wie es nun der Herr der Drachen zu spüren bekam, der sich plötzlich gegen zwei riesige Hunde in der Defensive sah. Ryuukossusei kam nicht mehr dazu sich aufzurichten und die gefürchteten Feuerkugeln aus seinem Maul zu schleudern, war er doch viel zu sehr damit beschäftigt seinen ungedeckten Bauch vor den Zähnen der Angreifer zu schützen, sich hin und herzuringeln. Aber ihm war bewusst – und das musste es seinen Gegnern auch sein - dass sie diese schnellen, wenngleich doppelten, Attacken nicht lange durchhalten konnten. Der Taishou zeigte Verletzungen, Brandwunden, auf dem weißen Fell, was verriet, dass die Falle zugeschnappt war. Überdies hatte dieser törichte Hund sich mittels eines Portals herbegeben, eine unglaubliche Energieverschwendung, die dem jetzt die Niederlage bescheren würde. Denn auch dessen Ehefrau war bereits angeschlagen, das wusste er selbst nur zu gut. Einige Male hatte sie seine Energiekugeln einstecken müssen, das hatte er gesehen, aber auch die Brandwunden zeigten es. Allerdings hatte sie ihn mit diesem netten kleinen Trick wirklich kalt überrascht. Beim Zuschnappen auf sie hatte er erst im letzten Moment bemerkt, dass das nicht ihr eigenes Youki war, das sich da neben ihr befand sondern schlicht der Eingang zur Unterwelt. Woher auch immer sie das konnte. Daher hatte er leider vorsichtiger sein müssen und das Haus noch nicht zerstören können. So konnte er nicht sagen, bedauerlicherweise, ob die zweite Frau des Taishou von ihm oder seinen Untergebenen schon gefressen worden war, oder noch im Anwesen darauf wartete. Egal. Er musste sich nur noch kurz verteidigen, dann würden bei einem der Daiyoukai die Kräfte nachlassen – der war leichte Beute und der zweite dann auch. Die Hundedame gab zu erleichtert zu sein, dass ihr Gefährte eingetroffen war, rechtzeitig und lebend, wie sie es erhofft hatte. Es war eine fatale Falle gewesen und nur ihre Eigenart protokollgerecht handeln zu wollen, hatte sie hier sein lassen. Nun ja, auch gewisse Neugier auf diese zweite Frau, nach dem Anruf ihres Sohnes vor Monaten, aber das sollte sie selbst rasch wieder vergessen. Sie allein hatte gegen diesen Ryuukossusei nicht besonders gut ausgesehen, aber immerhin die Stellung halten können – und die Krieger motiviert auf die anderen beiden Drachen loszugehen. Ein Daiyoukai war eben ein Daiyoukai, gleich, ob männlich oder weiblich, und auf der eigenen Seite positiv. Aber auch ihr Partner kam aus einem Kampf, war sichtlich angeschlagen, und dieses Portal aus Dämonenenergie musste selbst ihm außergewöhnlich zugesetzt haben. Allerdings bemerkte sie, dass er etwas vorhatte, und suchte sein Youki in ihr. Was nur plante er? Der Taishou wusste, dass sie beide fast ausgebrannt waren und einen Kampf der rohen Gewalt, Kraft gegen Kraft, Schnelligkeit gegen Schnelligkeit, nicht mehr lange durchhalten würden – und dass der Drachenherr das wusste. Aber ein Narr war, wer annahm, er würde immer nur geradeheraus kämpfen, Kriegslisten kannte er auch. Und es wäre wahrlich töricht gewesen Ryuukossusei umzubringen,. Man musste ihn unschädlich machen. Da war der Hügel...die Felswand hinter dem Anwesen... Er griff wieder an, suchte die direkte Konfrontation. Sollte der Drache doch annehmen er sei verzweifelt. Er wusste, dass seine Gefährtin ihm vertraute und früher oder später durch diese unnennbare Verbindung die Sache begriff. Ja, genau, Ryuukossusei..schlängele dich weiter Richtung Berg, dachte er nur. Der große Drache bemerkte plötzlich, dass sie ihn nun immer frontal angriffen. Wollten sie verhindern, dass er sich aufrichten konnte? Fürchteten sie doch so sehr seine Feuerkugeln? Sein Schwanz berührte etwas und er riskierte einen raschen Seitenblick. So, so. Sie hatten ihn gegen die Felswand am hinteren Grundstücksteil getrieben. Wollten sie ihn verjagen? In die Wälder schicken? Wie naiv konnten solche Youkai sein? Ein Drache wich nie vor einem Gegner zurück – schon gar nicht, wenn das Futter so verheißungsvoll nahe war. Dann würde er eben diese zwei Daiyoukai auch fressen. Alles, was er noch tun musste, müde, wie sie sichtlich waren, war sich aufzurichten und ein oder zwei Feuerkugeln aus seinem Maul setzen. Oh, der Taishou schien schon fast am Ende seiner Kräfte, denn momentan griff nur noch das Weibchen an, versuchte seinen Bauch zu beißen. Mit gewissem Geringel bemühte sich der Drache ihr das zu erschweren, richtete sich mit der gleichen Bewegung aber mit offenem Maul auf. Brachte er den Anführer um, würden sich alle Youkai ihm unterwerfen und die Menschen waren hilflos. Das gäbe ein jahrelanges Festmahl. Millionen dieser Krabbelwesen bevölkerten inzwischen Japan. Endlich, dachte die Hundedame müde, als sich der Drache vor ihr aufrichtete, wagte aber nicht ihre Ablenkungsangriffe zu stoppen. Er durfte den Plan nicht mitbekommen, oder eher erst, wenn es zu spät war. Der Inu no Taishou hatte diese Pause benötigt um sein noch vorhandenes Youki zusammenzuziehen, sie konnte es spüren – Ryuukossusei hoffentlich achtete nicht darauf. Sie musste ihn weiter ablenken, damit ihr Gemahl ihn töten konnte. Wieder daneben gebissen. Und sie wurde wirklich erschöpft. Die Abwehr des Drachen, der Schutz des Hauses, das Herbeizwingen des Jenseitsportals hatte sie unglaubliche Energie gekostet. Lange würde das nicht mehr gut gehen. Wo steckte eigentlich ihr Sohn? Der musste doch mitbekommen, was hier ablief? Solche Youkimengen waren weit zu spüren – und er sollte niemand sein, der einem Kampf aus dem Weg ging. Hatte dieser Drache etwa für jeden der Familie Fallen gelegt und auch ihr Einziger steckte in Problemen? Dann sollte, musste sie sich zusammenreißen, nicht nur für ihren Gemahl und Fürsten sondern auch für ihren Sohn. Erneut griff sie an. Endlich, dachte auch der Taishou. Er spürte, wie niedrig das Youkilevel seiner Gemahlin bereits war, nun, nicht, dass es ihm besser erging. Der Tunnel hatte unglaublich gezehrt. Es würde nur diese eine Chance geben, diesen einen Angriff durch ihn – und er konnte bloß hoffen, dass der Drachenfürst zu spät mitbekommen würde, was er plante. Noch während Ryuukossusei vor dem Biss seiner Gattin weg zuckte, ließ er alle Energie, die er noch besaß, aufflammen und griff seinerseits den Drachenfürsten an. Dieser rechnete mit einem Angriff gegen die Kehle und duckte unwillkürlich vor den gefletschten Zähnen weg. Erst dann registrierte er, dass das Maul an ihm vorbeiging – aber die linke Klaue sich tief in seine Brust schlug. Das tat weh, aber was sollte der Unsinn? Daran starb kein Drache... Mist. Es war keine tödliche Verletzung, so war sie nicht einmal gemeint gewesen, sondern handelte sich um eine ungeheuer starken Bannkreis. Sein Bewusstsein schwand. Das Letzte, das er mitbekam war, wie diese Hündin den Bann nur noch verstärkte, und er wusste sie würde lächeln. Der Taishou fuhr herum und verwandelte sich in seine Menschengestalt, als er sah, dass seine Krieger inzwischen den zweiten Drachen besiegt hatten. Die Ursache stand neben ihnen: Sesshoumaru. Der hatte bemerkt, was hier ablief, und hatte nicht gezögert gegen den Befehl doch herzukommen. Gut gemacht. Er bemerkte, dass sich seine Gemahlin ebenfalls verwandelte: „Ich erwarte dann Bericht von Ihnen und ihm,“ sagte er noch, ehe er losrannte, in das Anwesen: „Izayoi?“ Es hatten dort draußen auch menschliche Tote gelegen. Teilweise angefressen. Bitte nicht! „Izayoi?“ Er hastete in den Trakt der Fürstin. Alles hier war leer und schweigend. „Izayoi?“ Ihre Schlafzimmertür stand halb offen und er konnte einen fürchterlichen Geruch wahrnehmen: nach Blut, Schweiß, Tränen, nach Angst und Schmerz. „Izayoi?“ Er stürmte förmlich hinein und erstarrte. Sie lag regungslos auf ihrem Bett, die Augen geschlossen, nur mit einer Seidendecke geschützt, die mit Blutflecken übersät war. Neben ihr, unter ihrer Hand, lag ...Tessaiga?! „Izayoi!“ brachte er nur mehr hervor und ließ sich neben ihr nieder, berührte behutsam ihr Gesicht. War er zu spät gekommen? Sie öffnete die Augen. Er war nur erleichtert, dass sie lebte, und merkte erst daran, dass sie vorsichtig nach seiner Wange suchte, dass sie wohl an eine Halluzination glaubte. So nahm er ihre Finger und drückte sie an sein Gesicht: „Izayoi!“ Er war da, war endlich gekommen...und er lebte. Trotz der Pfeile in seiner Rüstung, trotz des Blutes an seiner Hand, seiner Kleidung. Irgendwie schaffte sie es mit der anderen Hand die Decke zurückzuschlagen, um ihm das zu zeigen, was sie darunter verbarg und noch immer beschützen wollte. Der Inu no Taishou starrte auf weiße Haare, winzige spitze Ohren oben auf dem Kopf, als sein Blick einen anderen traf, der ihn so sehr an seinen eigenen gemahnte. Behutsam löste er seine Hand von der der jungen Mutter. „Das Baby...“ hauchte er, ehe er doch neugierig weiter hinabsah: „Ein Sohn...“ „Die Fürstin Fukuwara benötigt zu trinken und ein Bad. Überdies viel Ruhe, mein Herr und Gebieter,“ meinte eine kühle Stimme von der Tür aus: „Und jemand sollte die Nabelschnur durchtrennen.“ Der Taishou war mehr als überrascht seine erste Gemahlin hier zu sehen, geschweige denn mit dieser, doch für sie ungewöhnlichen, Anteilnahme. Sie schätzte Menschen nicht im Mindesten. Er bemerkte, dass auch Izayoi fast ungläubig beiseite guckte, sichtlich überlegte, wer das sei. „Inu Yasha.“ Das ließ beide Frauen zu ihm blickten. Daher ergänzte er, damit das Baby in die Familie aufnehmend und als seinen Sohn anerkennend: „Der Name des Kindes ist Inu Yasha.“ Die Hundedame nickte nur und sagte: „Ich schicke Dienstboten.“ Während sie das Haus verließ, sah sie sich kurz um. Niemand hier drin, weder Youkai noch Menschen. Sie empfand etwas, das sie zu ihrer eigenen Überraschung als bitteren Zorn erkannte. Sie hatte ihren Sohn geboren, in einem sicheren Schloss, umgeben von Dienerinnen, die ihr jeden Wunsch von den Lippen ablasen, Heiler und Hebammen. Und dennoch hatte sie beschlossen das nicht unbedingt ein zweites Mal durchleben zu wollen. Diese Mutter hatte – nun, soweit sie wusste, eher schwerer, da es sich um schwache Menschen handelte, - ihr Kind allein, vollkommen allein, zur Welt gebracht, begleitet von den Schreien Sterbender, Kampfgeräuschen und dem Wissen gefressen zu werden. Und sie hatte immer noch ein Schwert in der Hand gehalten. Nun, ohne Grund hatte ihr Gemahl sie wohl auch nicht geheiratet. Dennoch. Nein. Keine Frau sollte derart eine Geburt durchleiden müssen. Sie ging auf ihren Sohn zu, der sich soeben die Berichte der Wachen anhörte, Verluste abfragte. Sesshoumaru, nur zu vertraut mit der Art der Hundefürstin, sah seitwärts und verneigte sich lieber. Da war jemand wirklich aufgebracht. „Verehrte Mutter?“ Hatte er einen Fehler begangen, in dem er Vaters Befehl nicht gehorcht hatte? Oder eben dadurch, dass er zu spät bedacht hatte, dass diese Youkimengen von Zuhause kamen? Mutter zeigte ungewohnte Flecken auf ihrer weißen Boa: Blut und Verbrennungen. Das würde heilen, aber... „Wer hatte heute Dienst bei der Fürstin Fukuwara?“ Das wurde ja immer befremdlicher, dachte der junge Inuyoukai, wohlweislich mit unbewegtem Gesicht. Nicht mehr: die zweite Gemahlin deines Vaters oder die Menschenfrau, die unser Herr zu sich emporgehoben hat? „Eri, ihre Zofe, ein Mensch, und Ayame, eine Wolfsyoukai.. Ich sehe diese dort hinten.“ Das Mensch mochte geflüchtet sein, aber die Youkai war fällig: „Ich will sie sprechen.“ Das war ein klarer Befehl und so schickte Sesshoumaru eilig nach Maseos Enkelin, die kam und sich hastig verneigte. Da war etwas schief gelaufen, das konnte sie spüren. Hatte sie nicht gut genug gekämpft? „Dein Befehl lautet an die Fürstin Fukuwara.“ Die Stimme der Youkaifürstin erinnerte an frisch polierten Stahl unter dem Nordlicht einer Arktisnacht. „Was tust du hier?“ „Ich...ich wollte das Haus beschützen, oyagata-sama.“ brachte Ayame hervor, zumal auch Sesshoumaru mehr als aufmerksam wurde. Bei allen Sternen, dachte der. Wenn Izayoi gestorben war, oder auch nur das Kind, aufgrund eines Fehlers der Wachen, ergo, aufgrund seines Fehlers als deren Vorgesetzter, war Mutters Zorn nur das Vorspiel. Vater würde gnadenlos sein. „Du bist als Leibwächterin zugeteilt,“ sagte er daher, ähnlich kalt wie seine Mutter: „Das bedeutet, du bist die letzte Linie für Angreifer. Was trieb dich hier heraus statt bei der Fürstin Fukuwara zu sein?“ Ayame erkannte, dass ihre ehrliche Antwort – da waren Drachen und ich wollte gegen die immer schon mal kämpfen, überhaupt, richtig kämpfen – nicht gut ankäme: „Ich wollte sie ja beschützen...“ „Geh,“ sagte die Hundedame kühl: „Und besorge der Fürstin Fukuwara zu trinken, wasche sie lauwarm ab und sorge dafür, dass sie ungestört ist, eine Dienerin erhält. Des Weiteren besorge einen menschlichen Arzt für deine Herrin und eine Hebamme aus dem Schloss für Inu Yasha.“ „Inu Yasha?“ Sesshoumaru warf ihr einen schrägen Blick zu. „Du hast einen Halbbruder, ja. - Auf was wartest, du, Wölfin? Ab!“ Ayame eilte in einem Tempo davon, das ihrem Verlobten Kouga alle Ehre gemacht hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)