Vielleicht irgendwann von Juju ================================================================================ 32. Kapitel, in dem ein unverzeihlicher Fehler begangen wird ------------------------------------------------------------ Es war kurz vor den Sommerferien und Hikari machte sich gerade für einen Tag am Strand mit Takeru fertig. Der Tag versprach, heiß zu werden, wie auch schon die vorangegangenen Tage. Sich im Bikini an den Strand zu legen und hin und wieder ins Wasser zu hüpfen, schien die einzig vernünftige Tagesbeschäftigung zu sein. Es war schon Mittag und aus Taichis Zimmer hatte sie noch immer keinen Mucks gehört. Er war letzte Nacht irgendwo feiern gewesen und hatte ein Mädchen mit nach Hause gebracht. Das wusste Hikari, weil sie mitten in der Nacht von lustvollem Stöhnen geweckt worden war. Seit er studierte, brachte Taichi immer wieder mal Mädchen für eine Nacht mit nach Hause, die sich dann jedoch früh morgens wieder aus dem Haus schlichen. Oft wachte Hikari auf, wenn er sich mit ihnen mitten in der Nacht vergnügte. Meist zog sie sich, wie auch letzte Nacht, genervt die Decke über den Kopf und versuchte, wieder einzuschlafen. Hikari war gerade auf dem Weg zur Wohnungstür, als Taichis Zimmertür aufging und das Mädchen im Türrahmen stand. Hikari wollte eigentlich gleich weitergehen und Taichis Bettgefährtin gar nicht weiter beachten, doch sie kam ihr aus den Augenwinkeln so bekannt vor. Also drehte sie sich doch zu ihr um, um sich zu versichern, dass sie es nicht war. Doch sie war es. „Mimi?!“ Fassungslos starrten sich die Mädchen an. Mimi strahlte gerade nicht vor Schönheit, so wie sonst. Ihr Haar war zerzaust und teilweise plattgelegen. Offenbar hatte sie sich letzte Nacht nicht abgeschminkt, denn ihre Wimperntusche und ihr roter Lippenstift waren verschmiert. Sie war außerdem ziemlich blass und sah müde aus. „Hi-hikari“, stotterte sie und hielt sich am Türrahmen fest, als hätte sie Angst, umzufallen. „Was machst du hier mit meinem Bruder?“, fragte Hikari schrill. „Ich… wir… oh Gott… das war nur…“ Hilfesuchend drehte sich Mimi um und Taichi erschien hinter ihr, nur mit Boxershorts bekleidet und sah nicht weniger müde aus. Er kratzte sich am Kopf und musterte erst Mimi und dann Hikari. „Morgen“, murmelte er. „Tai, was bitte soll das?“, fragte Hikari anklagend und deutete auf Mimi. „Warum war sie in deinem Zimmer? Bitte sag‘ mir nicht, ihr habt…“ „Wir waren total betrunken, okay?“, unterbrach Mimi sie. „Es war nur eine einmalige Sache. Nicht von Bedeutung. Oh, bitte sag‘ Takeru nichts.“ Hikari starrte Taichi an. Sie war entsetzt. Wie hatte er das nur tun können? Wie konnte er Takeru so hintergehen? „Sie ist mit Takeru zusammen!“, erinnerte sie ihn. „T.K.! Weißt du noch? Kennst du den noch? Oder hast du dir gestern Nacht das Hirn weggesoffen?“ „Alter, Kari“, murmelte er und rieb sich die Schläfe. „Es ist einfach passiert, okay?“ „Einfach passiert?“, rief Hikari, dann starrte sie wieder Mimi an. Sie versuchte, so viel Abscheu, Empörung und Verachtung wie nur möglich in ihren Blick zu legen. „Du darfst es ihm nicht erzählen“, wimmerte Mimi und erwiderte Hikaris Blick verzweifelt. „Bitte.“ „Dann erzähl‘ du es ihm“, forderte sie. „Okay“, willigte sie kleinlaut ein. „Heute“, betonte Hikari. Mimi wandte den Blick ab und presste die Lippen aufeinander. Hikari setzte gerade dazu an, sie zu schimpfen, als Taichi sich einmischte. „Kari, jetzt mach‘ mal halblang. Setz‘ sie nicht so unter Druck“, sagte er und trat einen Schritt auf sie zu. „Ich soll… sag‘ mal, spinnst du?“ Hikari platzte der Kragen. „Rafft ihr überhaupt, was ihr getan habt? Ihr habt Takeru hintergangen! Macht es euch etwa Spaß, auf den Gefühlen anderer Menschen herumzutrampeln? Könnt ihr euch nicht mal eine Nacht lang zusammenreißen? Das ist wirklich das Letzte!“ „Hör‘ auf, dich einzumischen! Das geht dich überhaupt nichts an. Das ist unsere Sache“, fauchte Taichi und sah sie feindselig an. „Ich werde es ihm sagen, okay?“, sagte Mimi und schien den Tränen nahe. „Ihr seid so widerlich!“, zischte Hikari und verschwand aus der Wohnung. Rauchend vor Wut machte sie sich auf den Weg zum Strand, wo sie sich mit Takeru treffen wollte. Sie konnte einfach nicht glauben, was da passiert war. Sie wusste, dass Mimi jetzt zufällig an der gleichen Uni wie ihr Bruder studierte und die beiden sich eventuell ab und an auf dem Campus über den Weg liefen, doch sie hätte nie gedacht, dass sich daraus etwas entwickeln könnte. Sie hatte gedacht, die Affäre, die sie vor einer Weile gehabt hatten, war längst Geschichte. Doch vielleicht war es ja auch gar kein Zufall gewesen, dass Mimi sich an der gleichen Uni wie Taichi beworben hatte? Hikari blieb wie angewurzelt stehen. Ihre Gedanken rasten, suchten nach einer Situation, die ihren plötzlichen Verdacht bestätigte. Hatte Taichi Mimi in den letzten Monaten vielleicht mal erwähnt? Oder sie gar gesehen? Nein, nicht dass Hikari wüsste. Aber vielleicht war er auch sehr vorsichtig gewesen. Vielleicht war dieser Betrug schon seit langem geplant. Sie zuckte zusammen, als ihr plötzlich jemand von hinten die Augen zuhielt. „Hier ist dein schlimmster Alptraum“, raunte eine tiefe, verstellte Stimme in ihr Ohr. „Scherzkeks“, murmelte Hikari, konnte sich jedoch ein Grinsen nicht verkneifen. Sie drehte sich um und Takeru nahm die Hände von ihren Augen und lächelte sie an. „Hi“, begrüßte er sie gut gelaunt. Angestrengt wich Hikari seinem Blick aus und ging sogleich weiter Richtung Strand. „Warum standest du hier eigentlich so in der Gegend rum?“, fragte Takeru, als sie keine Anstalten machte, etwas zu sagen. „Ähm… hab‘ nur überlegt, ob ich meine Sonnencreme eingepackt habe“, log Hikari hastig. „Ich hab‘ welche mit, die du haben kannst. Die ist noch von Mimi. Hat sie mal bei mir vergessen“, sagte Takeru. Hikari spürte einen schmerzhaften Stich in der Magengegend. Mimi. Sollte sie es ihm sagen? Es würde ihm das Herz brechen, doch er musste es erfahren. Jedoch hatte Taichi im Grunde genommen Recht. Eigentlich ging es sie ja wirklich nichts an, aber Takeru war ihr bester Freund. Sie konnte ihn doch nicht so einfach im Dunkeln tappen lassen. Sie musste Mimi bei Gelegenheit ein Ultimatum setzen. Eine Woche würde sie ihr noch Zeit geben, es Takeru zu erzählen, bevor sie es ihm selbst sagen würde. Sie schlenderten zum Strand, wo es an diesem heißen Tag besonders voll war, und suchten sich ein freies Plätzchen nahe des Wassers. Sie breiteten die Decke auf dem heißen Sand aus, schlüpften aus ihren Klamotten und ließen sich auf die Decke fallen. „Es ist viel zu heiß“, beschwerte Takeru sich und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Vielleicht hätten wir doch in unseren kalten Wohnungen bleiben sollen.“ Wieder dachte Hikari an Taichi und Mimi zurück, die sich in der kalten Wohnung vergnügt hatten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wäre Takeru plötzlich noch dazugestoßen. „So warm ist es doch gar nicht“, murmelte Hikari, obwohl es unerträglich heiß war. Verstört sah Takeru sie an. „Es sind gefühlt tausend Grad“, murrte er und blickte sehnsüchtig Richtung Wasser. „Kommst du mit eine Runde schwimmen?“ „Nein, geh‘ allein. Ich tanke noch ein bisschen Sonne“, erwiderte Hikari ausweichend. Sie lag auf dem Rücken und tat, als würde sie ein Nickerchen in der Sonne halten wollen, doch Takeru beugte sich über sie und musterte sie misstrauisch. „Sag‘ mal, stimmt irgendwas nicht mit dir?“, fragte er. „Nur ein bisschen müde“, antwortete Hikari und gähnte herzhaft, wie um ihre Lüge zu bestätigen. „Ehrlich? Mir kommst du eher vor, als hättest du heute Morgen ein Gespenst gesehen“, sagte er. „Ach, so ein Quatsch“, nuschelte Hikari. „Los, geh‘ schwimmen, sonst jammerst du noch weiter über die Hitze.“ „Vielleicht hast du ja auch einfach nur deine Tage“, überlegte Takeru weiter. „Boah, Keru!“ Er lachte, stand auf und ging zum Wasser, während Hikari zurückblieb. Sie musste sich unbedingt zusammenreißen, sonst würde er noch herauskriegen, dass sie ihm etwas verheimlichte. Sie hasste Mimi und Taichi dafür, was sie getan hatten und auch dafür, dass Hikari nun davon wusste. Wie sollte sie es nur schaffen, den ganzen Tag mit Takeru zu verbringen, ohne ihm etwas zu sagen? „Hikari?“ Sie zuckte zusammen, setzte sich auf und blickte in Makotos Gesicht. „Oh, hallo“, begrüßte sie ihn verwundert. „Hi! Ich habe dich gerade gesehen und mir gedacht: Mann, die kennst du doch“, erklärte er grinsend. „Wie geht’s dir so?“ „Ähm… gut, danke und dir?“ Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Zuletzt hatte sie Makoto am Abend seines Abschlussballs gesehen und seither keinen Kontakt zu ihm gehabt. Gefunkt hatte es nicht gerade zwischen ihnen. „Auch“, antwortete er. „Wie läuft dein Studium bisher so?“, fragte sie interessiert. Sie konnte sich noch daran erinnern, dass er ihr erzählt hatte, dass er ein Sportstudium anfangen würde. „Gut“, erwiderte er. „Ist ganz cool eigentlich und die Leute sind ganz nett. Aber ich bin echt froh, dass jetzt fast Ferien sind.“ Hikari nickte. „Kann ich mir vorstellen.“ Noch konnte sie sich nicht vorstellen, selbst mal die Schule zu verlassen und zu studieren. „Sag‘ mal, bist du ganz allein hier? Ich bin mit ein paar Kumpels gekommen. Wenn du willst, kannst du zu uns kommen“, bot er ihr dann lächelnd an. „Nein, ich bin mit Takeru hier. Aber danke für das Angebot“, antwortete sie, sein Lächeln erwidernd. „Oh, achso. Na, dann geh‘ ich mal wieder rüber“, verkündete er. Er hatte sich schon halb zum Gehen umgedreht, als er sie noch einmal ansah. „Sag‘ mal, hättest du Lust, mal was zusammen zu machen? Was trinken gehen oder so?“ Verwirrt hob Hikari die Augenbrauen. „Ähm… klar, wieso nicht?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)