One Piece - Urlaubs-Vorlesung zu Fanfictions von Lady_Siren ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die warmen Sonnenstrahlen des Nachmittags verliehen Spa Island die perfekte Atmosphäre für seine vielen Besucher. Aber leider konnten zwei Gäste das schöne Wetter sowie die Angebote der Insel nicht sonderlich genießen, denn Unmengen von Papieren forderten ihre gesamte Aufmerksamkeit. „Wie konnte Dekan Ruffy uns nur diese ganzen grauenhaften Geschichten nachschicken?“, grummelte eine junge Frau in Sommerkleidung und einem weißen Kittel. Sie wirkte gestresst und verloren durch all diese Zettel. „Selber schuld. Du hättest ihm ja nicht sagen müssen, wo wir hinfahren, Wiebke.“ „Aber du hast die Pakete angenommen, Trafalgar. Also ist es auch zum Teil deine Schuld. Und jetzt hilf gefälligst mit. Schließlich ist es unsere Arbeit.“ Der Chirurg des Todes zog seine Mütze ins Gesicht. „Nein.“ „Dann sortier wenigstens mit mir die Unterlagen. Sonst werden wir nie fertig.“ Trafalgar Law setzte sich auf seiner Liege auf. „Meinetwegen.“ „Verbindlichsten Dank.“ Unsere zwei Professoren Law und Wiebke hatten sich zwar Urlaub genommen, aber ihr Dekan Ruffy hielt es für eine witzige Idee, den beiden Pakete mit tausenden von Fanfictions zu schicken. Sie sollten alles sortieren, analysieren und im Anschluss durften sie alles wegwerfen. Die Gedankengänge des Dekans waren mysteriös und komplex. Aber jetzt hieß es erst einmal dafür zu sorgen, dass eine gewisse Ordnung herrschte. „Hey, ich habe hier zwischen den ganzen Schnulzen ein Drama gefunden, Trafalgar.“ „Wirklich?“ Skeptisch blickte er von seinem Berg an Liebesgeschichten zu seiner Kollegin. „Nein. Das Drama hier bezieht sich nur auf die anscheinend falsche Farbe des Ballkleides. Warum schreiben so viele überhaupt Liebesgeschichten? Und dann immer das gleiche Schema. Junge verliebt sich sofort in die hohle Göre.“ Law lehnte sich zurück und gab einen leisen Seufzer von sich. „Weil es meistens nur Kinder sind, die eine zwanghafte Liebe zu jemandem haben. Es geht ihnen nur darum, dass sie ihre eigenen Fantasien umsetzen.“ „Kannst du mir dann auch erklären, warum kleine Mädchen so perverses Zeug schreiben?“ Wiebke räusperte sich kurz und las ein paar Zeilen vor: „Leidenschaftlich riss er mir meine Unterwäsche mit seinen Zähnen vom Körper. Wer hätte gedacht, dass meine große Liebe Law so wild sein kann?“ Da schreckte der Chirurg des Todes hoch. „Was schreibt die da bitte über mich?“ „Das Übliche. Die meisten sind entweder über dich, Ace, Kid oder Zorro.“ Law erbleichte bei dieser Nachricht. Er wusste zwar, dass man über ihn schrieb. Aber dann gleich so etwas? Vielleicht sollte er in Zukunft dem Ganzen mehr Beachtung schenken. „Ich sehe, du bist genauso entsetzt wie ich.“ Gleichgültig warf Wiebke die Papiere zu den anderen. „An sich wäre es ja nicht so schlimm, wenn diese Mädchen wenigstens ein paar Punkte beachten würden.“ „Und das wäre?“ Langsam hatte sich Law von dem Schock erholt. „Als erstes damit aufhören, dass sich jeder von euch Jungs wie ein liebeskranker Softie aufführt. Dann sollten sich die zwei langsam näher kommen und eine richtige Bindung aufbauen. Wenn ich einen Jungen lediglich anlächel, muss er mir nicht gleich einen Antrag machen.“ „Wer würde dich überhaupt heiraten wollen?“ „Lenk nicht vom Thema ab und hör mit den fiesen Bemerkungen auf!“ „Okay. Beruhige dich mal wieder.“ Wiebke sah ihn misstrauisch an, fuhr aber fort. „Und es ist ganz nett, wenn sie Gemeinsamkeiten haben, aber doch nicht gleich eins zu eins. Ich glaube kaum, dass es eine Frau gibt, die genauso bescheuert und aggressiv drauf ist wie Eustass.“ „Wahrscheinlich werden diese Weiber sowieso nur aggressiv dargestellt “, spekulierte Law, als er sich wieder zurück auf die Liege legte. „Erraten.“ „Na ganz tolle Charakterentwicklung...“ „So läuft das eben.“ Die junge Frau nahm sich einen wesentlich kleineren Stapel mit Zetteln und ließ ihren Blick darüber schweifen. Die Liebesgeschichten waren jetzt wohl abgehakt. „Waren das etwa alle Probleme?“ „Nein, Trafalgar, aber wenn wir sie jetzt alle ansprechen würden, sitzen wir bis morgen noch daran. Deswegen habe ich was ganz Feines für uns, um von den Schnulzen abzulenken.“ Ein unschuldiges Lächeln lag auf ihren Lippen, dennoch konnte der Chirurg des Todes das Unheil hinter ihrer Aussage erkennen. „Sag mir bitte nicht, dass es Komödien sind “, hoffte Law, als er sein Gesicht in den Händen vergrub. „Du hast Glück. Es ist genau das Gegenteil.“ „Also Tragödien? Gib mir mal die Blätter. Ich möchte selber lesen, was da geschrieben wird.“ Leicht genervt schnappte er sich die Unterlagen und seufzte erleichtert auf. „Eigentlich ist es ganz harmlos. Es fehlen lediglich Spannung und Mitgefühl.“ „Ich weiß, was du meinst. Die Verfasser gehen manchmal zu selten auf ihre Charaktere ein. Man erkennt nicht, was in ihnen vorgeht oder was sie bewegt. Dabei beschreiben sie die Lage auch so monoton. Mit ein paar mehr Adjektiven könnten diese Tragödien richtig gut werden.“ „Aber das ist es nicht alleine “, fügte Law hinzu. „Einige Tragödien beziehen sich auf den Verlust von bedeutungslosen Gegenständen wie einem billigen Armband oder weil die Protagonistin sich ihr neues Kleid ruiniert hat.“ Er schnaubte abfällig und gab Wiebke die sogenannten Tragödien zurück. Sofort warf sie diese gleichgültig hinter sich und fuhr mit ihren Ansichten fort. So konnte sie seine Aussage nicht stehen lassen. „Klar, dass es diese Problematik gibt, aber dann sind es keine Tragödien.“ „Und was macht die Tragödie zur Tragödie, wenn ich dich das fragen darf?“ „Nun...“, sie pausierte kurz. „Definitiv der Tod eines geliebten Menschen, der Verlust des gesamten Besitzes oder der Menschlichkeit, wirklich schreckliche Ereignisse. Aber nicht so etwas wie die Mutter, die eines ihrer Kinder bevorzugt, indem sie dem einen Kind ein wenig mehr Nachtisch gibt. Das ist wiederum nur lächerlich.“ „Bist du fertig?“ „Ja.“ „Dann her mit dem nächsten Unfug.“ „Gerne, Herr Professor Doktor Trafalgar.“ „Danke, Frau Professor Doktor Wiebke.“ Sie wühlte sich durch einen Berg von unsortierten Geschichten und zog auf gut Glück einen zerknitterten Zettel hervor. „Was haben wir denn hier?“, fragte die junge Professorin verzückt. „Eine kurze Action-Fanfiction. Leider ist sie sehr kurz.“ „Steht die Protagonistin mal wieder im Vordergrund?“ „Ja.“ „Wird beschrieben, wie mächtig sie doch ist?“ „Ja.“ „Hat es irgendwas mit Action zu tun?“ „Nein.“ „Warum hast du es dann so bezeichnet?“, fragte Law leicht irritiert. „Weil ein Kampf und zahlreiche Schimpfwörter darin vorkommen.“ „Als ob das mit Spannung und Action zu tun hat...“ „Ja, ich weiß.“ „Es sollte auf beide Seiten der Geschichte eingegangen werden. Den Protagonisten und den Antagonisten. Der Fokus muss auf das Geschehen, den Kampf fixiert sein. Und nicht auf Beleidigungen.“ „Mehr nicht?“ „Kurze Geschichte, kurze Erklärung.“ „Ergibt Sinn.“ „Kommen wir zum nächsten Übel.“ Der Chirurg des Todes nahm sich nun selber ein paar der Unterlagen. Als er die Geschichten durchlas, stöhnte er entsetzt. „Dein Thema, Fishgirl.“ „Was stellst du dich so an? Es sind doch nur Komödien. Auch wenn die meisten viel zu verkrampft versuchen lustig zu sein.“ „Sie sind nicht lustig!“ „Das sehe ich selber.“ Dabei warf Wiebke ihm einen leicht gereizten Blick zu. „Es liegt halt daran, dass die Verfasser sich an uralten Scherzen orientieren oder die Charaktere nur noch dumm dargestellt werden. Es ist nichts originell oder gut umgesetzt.“ Jetzt ließ sie sich seufzend auf die Liege nieder. „Wenn sie wenigstens die Charaktere sich normal verhalten lassen würden.“ „Dein Lieblingsthema und du wirkst jetzt schon, als wolltest du das Handtuch werfen.“ „Ich weiß, Trabert... Dabei ist das nicht so schwer. Es wird unterhaltsam durch absurde Situationen, in die ein Charakter geraten kann. Aber der Verfasser darf nicht mittendrin Anmerkungen schreiben wie „Hast du gelesen, was ich gemacht habe?“ „So witzig!“ „Ich bin lustig!“. Dem Leser vorschreiben, dass er darüber lachen muss. Und genau dann und dann. Da hätte ich keine Lust mehr weiterzulesen.“ „Hätte ich schon zu Beginn nicht.“ „Du bist ja auch Trabert.“ „Was soll das denn bitte heißen?“ Ein falsches Wort und der Professor des Todes hätte seine Kollegin ins Meer geworfen. „Dass du zu ernst bist. Kann ich mit der Aufzählung dann weitermachen?“ Law sah sie leicht mürrisch an, stimmte ihr aber zu. Mit einer simplen Handbewegung deutete er ihr, dass sie fortfahren konnte. „Ansonsten fällt mir nur noch ein, dass alltägliche Situationen in überspitzter Form als Basis genommen werden können. Es sollte allerdings natürlich rüberkommen und, wie vorhin schon erwähnt, nicht übertrieben dumm. Man kann aus etwas Einfachem, wie einer Kochshow, eine unterhaltsame Komödie gestalten. Starke Kontraste, es ein wenig lächerlich und absurd darstellen und ein Hauch Kreativität sorgen für Unterhaltung.“ „Bist du endlich fertig?“ Wiebke warf Law für diese Bemerkung eine zerknüllte Schnulze an den Kopf. „Ich nehme das mal als „Ja.“ .“ Im Augenwinkel entdeckte Law einen rosafarbenen Zettel, der neben Wiebke lag. Eine Schreiberin hatte ihn mit Glitzer verziert. „Was für eine Sorte von Geschichte liegt eigentlich neben dir? Die mit dem Glitzer.“ „Meinst du die da?“ „Genau.“ Die junge Professorin nahm das Blatt genauer unter die Lupe. Schlagartig verzog sich ihr Mund zu einem schelmischen Grinsen. Law ahnte Übles. „Hey. Was ist es nun?“ Ein bisschen Gegluckse entkam ihren Lippen. „Nur eine kleine Romanze. Mit dir und unserem Dekan Ruffy.“ Jetzt konnte sie sich nicht mehr zusammenreißen und heulte vor Lachen. Law fand es jedoch überhaupt nicht amüsant. Seine Gesichtsmimik entgleiste ihm völlig. Ihm blieb nur eines. „ROOM!“ Sofort schuf er eine Kuppel um die gesamte Insel. „SHAMBLES!“ Und im nächsten Augenblick verschwanden sämtliche Fanfictions von der Bildfläche und anstelle davon erschien eine Portion Reisbällchen. Irgendwo vernahmen die beiden Professoren einen Hilfeschrei, der aber äußerst gedämpft klang. Als ob Tonnen von Papier ihn daran hinderten nach draußen zu gelangen. „So kann man auch aufräumen “, kommentierte Wiebke, die sich wieder beruhigt hatte. „Kurz und schmerzlos.“ Law hatte genug, nahm sich die Reisbällchen und stand auf. „Genau wie unser Urlaub. Also komm. Wir kehren zur Universität zurück. Bevor unser Dekan uns noch mehr Unsinn schickt.“ „Spielverderber. Gib mir wenigstens was von den Reisbällchen ab, Trafalgar.“ „Nein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)