Urlaubsfoto von Jaelaki ([Seto & Joey | Puppyshipping reloaded]) ================================================================================ Prolog: Urlaubsantrag --------------------- Joey rauschte in sein Büro und baute sich vor ihm auf, einen zerknitterten Zettel in der Rechten, mit der er herumfuchtelte, als würde es etwas erklären, an der anderen Hand seine fünfjährige Tochter. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder, atmete tief durch und entschied sich endlich für einige der Worte, die durch sein Gehirn jagten. »Bist du noch ganz bei Trost?«, grollte er, während Seto sich zurücklehnte, die Beine übereinander schlug und ihn anschaute, als würde ihm die bloße Anwesenheit des Anderen den letzten Nerv rauben. Er hatte geahnt, dass diese Diskussion kommen würde, aber er hatte gehofft, dass Karin nicht dabei wäre. Er wusste, warum.   Als er den Umschlag vier Wochen vor Sommerferienbeginn, in die Hand genommen hatte, hielt er inne und verdrehte die Augen, lehnte sich seufzend in seinem Bürosessel zurück und legte die Finger aneinander. Seine Computer sirrten um ihn herum, draußen war es bereits dunkel, aber hier in seinem Büro war es hell erleuchtet – wie meistens. Die Klimaanlage kämpfte gegen die Hitze draußen und ließ angenehme Temperaturen über seine Haut wandern. Das Papier legte er mit einem Kopfschütteln zurück. Er ahnte, dass es damit nicht getan wäre. Er ahnte nicht, wie schnell er mit seinen Prinzipien untergehen würde.   Setos Leben war eine Aneinanderreihung vorhersehbarer Ereignisse, die er in drei Kategorien unterteilte: Einmal die Büroarbeit, wie sie der Alltag brachte. Das schloss kleinere Projekte mit ein. Dann größere Verträge, die besonders in den Medien gehypet wurden – was ihm und besonders seiner PR-Abteilung natürlich recht war. Dann gab es die Zusammenarbeiten, die er platzen ließ, weil sie sich nicht mehr rentierten (oder weil ihn der andere schlicht mit seiner Inkompetenz nervte). Diese Vorkommnisse wurden oft genug ebenso durch die Medien getragen, allerdings ausgeschlachtet, bis es in Vermutungen und waghalsige Behauptungen abdriftete. Das brachte dann seiner Rechtsabteilung einiges an Arbeit. Alles in allem war sein Leben eine strukturierte Abfolge an Arbeitstagen. Etwas, das ihn beruhigt schlafen ließ. Umso beunruhigender war es, wenn Joey in seinem Büro auftauchte. Joey war die personifizierte Störung seines durchorganisierten Lebens. So wie eben in diesem Moment.   »Du hast meinen Urlaubsantrag abgelehnt! Ich hab dir extra einen Antrag dafür geschrieben! Ganz offiziell! So wie du es wolltest!«, fuhr Wheeler fort. Seine Stimme klang nach einer Mischung aus Unglaube, Ärger und Enttäuschung. Seto lehnte seine Fingerkuppen aneinander, während Karin in aller Ruhe zu ihm trippelte und den Platz auf seinem Schoß stillschweigend für sich proklamierte. »Das war kein Antrag, das war ein Schmierpapier«, erklärte er ihrem Vater nonchalant, was der nicht auf sich sitzen ließ. »Das war sehr wohl ein Antrag, Kaiba!« Sehr gut. Sie waren also auf der Wheeler-Kaiba-Ebene. Auf der konnte er am besten mit so etwas umgehen. Karin fragte ihn nach den Bonbons, die rein zufällig ihre Lieblingssüßigkeiten waren. Er öffnete die mittlere Schublade und hielt ihr das Glas entgegen, während er Wheeler mit Blicken drangsalierte. »Beim nächsten Mal ist dein Antrag ordentlich, kapiert?« »Mit Blumen und weißen Tauben?«, fragte Wheeler ironisch und reckte sein Kinn, wie immer, wenn er sich ihm gegenüber mehr herausnahm, als der gesunde Menschenverstand riet. Dann brach Joey in Lachen aus. Seto kannte sonst niemanden, der die Unverschämtheit besaß, jemanden in dessen eigenen Büro (eines der größten Unternehmen des Landes – der Welt!) auszulachen. Seine Augen verengten sich, während er Karin von seinem Schoß auf ihre Füße gleiten ließ und selbst aufstand. Er verabscheute es, wenn Wheeler auf ihn herabsehen konnte.   »Du hättest eben dein Gesicht sehen sollen«, schnaufte Wheeler und sorgte sich kein bisschen darum, dass sich der erfolgreichste Unternehmer des Landes gerade bedrohlich vor ihm aufrichtete. Stattdessen grinste er ihn an. Setos Fingerspitzen fanden von selbst an seine Schläfen, als diese zu pochen begannen. »Ich hoffe, dir ist klar, Wheeler, dass ich hier arbeite und du dasselbe einige Etagen weiter unten tun solltest.« »Und ich hoffe, dass dir klar ist, dass wir sehr wohl in Urlaub fahren werden, Seto!« Gefährlich. Die Seto-Ebene im Angriffsmodus, auf das Feld gelegt mit funkelnden Augen, die gefrorener Schokolade ähnelten, und dem Trotz eines Mannes, dessen Sturheit nur durch das Chaos überragt wurde, das er in das Leben des durchorganisierten Geschäftsmanns brachte. »Du kannst dir keinen Urlaub nehmen, ohne dass dein Chef das genehmigt«, hielt Seto dagegen, was Joey seine Augen verdrehen ließ. »Du bist mein Chef, Kaiba.« »Genau.« Sein vielsagender Ton lockte nur so ein Schnauben hervor, das belegte, dass Wheeler sich nicht so einfach von der Chef-und-Angestellter-Sache beeindrucken ließ. Das hatte er noch nie. Immerhin hatte er ihn damals deswegen angestellt – unter anderem. »Karin und ich wollen in den Urlaub, Seto.« Gefährlich. Er reanimierte die Seto-Ebene und spielte gleichzeitig Kinder-Bonus im Angriffsmodus. »Bitte, bitte, bitte. Ich will so gern an den Strand, Onkel Seto!« Karin schaute ihn von unten heraus an, eines der Bonbons stülpte ihre Wange aus und betonte ihre Sommersprossen dort. »Komm schon, Seto«, trällerte Joey und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Das wird dir mal richtig gut tun. Ein paar entspannte Tage. Keine Arbeit, kein Stress, super Essen, gutes Wetter, Strand, Meer.« Karins Blick traf ihn mit Wucht. Ihre Augen erinnerten ihn an die ihres Vaters – nur unschuldiger, größer. So wie damals die von Mokuba. Seto Kaiba gab nicht zu, wenn er verloren hatte, das hieß aber nicht, dass er es nicht wusste. Mit einem Seufzen fuhr er sich über seine Augen. Das triumphierende Grinsen auf Joeys Gesicht sah er trotzdem. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)