Das Rudel des Westens von GwathNaAranThranduil (- Erzählungen von Geistern und anderen Dämonen) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Vollmond voller Erinnerung ---------------------------------------- Knurrend stürzte sie sich auf den niederen Dämon welcher es gewagt hatte sich ihr in den Weg zu stellen und beobachtete diabolisch grinsend, wie er ungläubig drein blickend in sich zusammen fiel. „Niemand legt sich mit meiner Familie an.“ Knurrte sie leise und setzte anschließend beinahe schon unbeteiligt ihren Weg fort, während das leise Rascheln und das Trappeln von Kinderfüßen ihr verrieten, dass Rin sich aus ihrer Schockstarre gelöst hatte und nun wieder hinter ihr her rannte. „Sayumi-sama, wie lange wird Sesshomaru-sama weg sein?“ Erklang die Stimme des kleinen Mädchens zu ihrer Rechten und die Inuyokai schloss kurz die Augen, so oft wie Rin diese Frage in den letzten zwei Wochen gestellt hatte sollte man meinen sie würde die Antwort auswendig kennen und doch hing sie gespannt an den Lippen der braunhaarigen Yokai. „Ich habe es dir schon so oft gesagt, ich weiß es nicht. Wenn er all die Dinge mit seiner Mutter geklärt hat wird er uns finden, verlass dich darauf und nun komm.“ Leise seufzend senkte das Menschenmädchen den Kopf und trabte ergeben hinter ihrer Beschützerin her, welche mit ihren Gedanken mal wieder einige Jahrhunderte in die Vergangenheit schweifte, während ihre dämonischen Sinne die Umgebung nach möglichen Gefahren und gleichzeitig einem geeigneten Lagerplatz für die bald hereinbrechende Nacht absuchten. Das Gemecker des Krötendämons hinter sich nahm sie schon lange nicht mehr wahr, genauso wenig, wie den Gesang des Menschenkindes, oder das Stampfen von Ah-Uhn. Die Schreie der überrannten Wachposten am Dorfrand ließen sie aufhorchen und schon wenige Sekunden später konnte sie hören, wie die mordenden Nekoyokai ihren Blutrausch im Dorf auslebten. Verzweifelt klammerte sich das Mädchen an ihre Mutter, welche gequält die Augen schoss und die Krallen ihres Welpen aus ihrem Kimono löste. „Lauf Sayumi. Dein Bruder und ich werden sie aufhalten und dann kommen wir nach. Lauf jetzt und dreh dich nicht um, egal was du auch hören wirst.“ Gehorsam und dennoch vor Angst zitternd löste sie sich langsam von ihrer Mutter und blickte ehrfurchtsvoll zu ihrem kampfbereiten Bruder empor, welcher jetzt im Licht des Vollmondes noch mehr aussah, wie ihr Vater. Sanft strich er der jungen Yokai über den Kopf und zog anschließend sein Schwert, als er sich der kommenden Nekoyokai Horde in den Weg stellte. „Lauf!“ Knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und die Yokai mit den gezackten roten Streifen auf den Wangen machte auf dem Absatz kehrt und rannte in den Wald. Desto weiter sie sich vom Dorf entfernte desto leiser wurde der Lärm, den die Katzendämonen verursachten und dennoch drang ein Geräusch mehr als nur deutlich an die Ohren des Welpen: der Schrei ihrer Mutter ließ sie innehalten, kurz war sie versucht umzudrehen, ihrer Mutter und ihrem Bruder beizustehen, doch dann erinnerte sie sich an die Worte ihrer Mutter und auch wenn sie noch so jung war, so wusste sie, dass umzudrehen auch ihren Tod bedeutet hätte. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass weder ihre Mutter noch ihr Bruder je kommen würden, dass sie sich genauso für sie geopfert hatten, wie ihr Vater im Krieg gegen die Katzendämonen an der Seite des großen Inu no Taisho gefallen war. Der Abend an dem sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters erreicht hatte war grausam gewesen, der Krieg war doch beinahe gewonnen, die Nekoyokai zurückgedrängt und doch war ihr Vater gefallen. Der Soldat welcher ihnen die Nachricht überbracht hatte sagte ihnen, dass sie stolz darauf sein sollten, dass er starb, um das Leben seines Fürsten zu schützen, aber weder für ihre Mutter noch für die beiden Kinder waren diese Worte auch nur der Ansatz eines Trostes gewesen. Wie sollten diese Worte sie auch trösten? Ihr Vater war Tod, gefallen um einen Mann zu schützen, der ihn erst in diesen Krieg geführt hatte, um einen Mann zu schützen, den ihr Vater zwar vergöttert hatte, den aber dennoch nie einer aus seiner Familie zu sehen bekommen hatte. Wie oft hatte Sayumi nachts wach gelegen, um ihren toten Vater geklagt und versucht sich vorzustellen, wie dieser Mann sein müsste, damit ihr Vater bereitwillig sein Leben für ihn gab und doch hatte sie niemals eine Antwort auf diese Frage gefunden. Niemals hatte sie sich ein Bild von diesem großen Fürsten machen können, welcher sich angeblich so sehr um das Wohlergehen seiner Untertanen sorgte, auch wenn das für das junge Mädchen keinen Sinn ergab. Wenn er sich so sehr sorgte, wieso waren sie dann in diesen Krieg gezogen? Hätte er nicht verhindern müssen, dass ihr Vater starb und dann auch noch, um ihn zu schützen? Schreiend kam sie zum Stehen, als wie aus dem Nichts drei der Katzendämonen vor ihr auftauchten. „Na was haben wir denn hier? Ein hübscher kleiner Welpe, der doch wirklich der Meinung war uns entkommen zu können.“ Ein bösartiges Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Anführers aus, während Sayumi begriff, dass sie von acht Katzen eingekreist worden war. Gerade als sie dazu ansetzte um Hilfe zu schreien schlug ihr einer der Dämonen die Krallen ins Gesicht und schleuderte sie rückwärts auf den harten Waldboden. „Niemand wird kommen kleiner Welpe, sie sind alle Tod.“ Fauchte ihr Anführer erneut und wandte sich anzüglich Grinsend an sein Gefolge. „Für einen Köter ist sie hübsch und vor allem so unschuldig. Ein kleiner Zeitvertreib bevor wir nach Hause zurückkehren wird nicht schaden.“ Auch wenn Sayumi noch nicht einmal im Ansatz verstand, was der Dämon damit meinte kroch eine eiskalte Gänsehaut über ihren Körper, als er sich auf sie stürzte und ihre Handgelenke mit eisernem Griff über ihrem Kopf verschränkt auf den Boden presste. Egal was er vorhatte, es würde eine Qual werden. ~ Zwar war sie mit ihren gerade mal 750 Jahren viel zu unerfahren, um zu verstehen, was genau diese Katzen mit ihr taten, aber über eine Sache war sie sich im Klaren: es tat weh, unendlich weh. Nicht nur ihr Körper schmerzte, als würde er in Flammen stehen, auch ihre Seele schien mit jedem neuen Gewaltakt mehr und mehr zu zerbrechen. Als der siebente Kater sich auf sie stürzte schloss sie die Augen und machte sich nicht länger die Mühe ihre Tränen zu verbergen, nachdem diese Bestien mit ihr fertig waren würde sie so oder so sterben, also war ihr Ende nun nicht mehr weit entfernt. Allerdings blieb der erwartete Schmerz dieses Mal aus, stattdessen schrie der Kater über ihr gepeinigt auf und kurz darauf war sein Gewicht von ihr gewichen. Nur langsam wagte sie es die Augen zu öffnen, jeder einzelne Kater war niedergemetzelt worden und direkt neben ihr stand ein hochgewachsener Inuyokai, dessen Augenfarbe nun langsam von Rot zurück zu flüssigem Gold wechselte. Seine langen silbernen Haare hatten sich zum größten Teil aus seinem ehemaligen, hochgebundenem Zopf gelöst und tanzten wild um seine Schultern, welche von schweren Rüstungsteilen geschützt waren, während sein zweischweifiges Mokomoko leicht im Wind flatterte. Die Dämonenmale auf seinen Wangen waren ebenso gezackt wie ihre, nur waren seine Blau, während ebenfalls blaue Streifen auf seinen Handgelenken begannen und sich mit großer Sicherheit über seinen ganzen Körper zogen – ein definitives Zeichen dafür, dass der Yokai vor ihr ein überaus mächtiger Daiyokai sein musste. Während nieder Dämonen rein gar keine Zeichnung trugen – was auch damit zusammen hing, dass sie noch nicht einmal in der Lage waren eine menschliche Form anzunehmen – trugen Yokai verschieden geartete Dämonenmale in ihren Gesichtern, nur die mächtigsten unter ihnen, die Daiyokai trugen diese Zeichnungen auch auf dem Rest ihres Körpers. Ängstlich blickte sie vorsichtig zu dem einschüchternden Dämon hinauf, während dieser noch immer die Umgebung nach möglichen Gefahren absuchte, dann blickte er langsam zu dem jungen Mädchen hinab. Als ihre Augen sich trafen zuckte Sayumi intuitiv zurück, zwar zeigte das Gold seiner Iriden nichts weiter als grenzenlose Güte und Mitleid und doch waren seine Augen von Jahrtausenden des Erlebens und Lebens geprägt. Der Dämon vor ihr musste unglaublich alt sein und seine Kräfte dementsprechend stark ausgeprägt, wahrscheinlich würde er noch nicht einmal seinen ganzen kleinen Finger benötigen, um ihr zierliches Leben mit einem Schlag auszulöschen. Sanft lächelnd ließ er sich neben ihr auf die Knie sinken und bedeckte ihre Blöße mit seinem Mokomoko während er ihr beruhigend über den Kopf strich. „Keine Angst kleiner Welpe. Ich lasse nicht zu, dass dir noch einmal jemand zu nahe kommt. Wie ist dein Name?“ Verwundert blickte sie ihn an und kuschelte sich unbewusst in die Wärme des ihr übergelegten Schulterfells, auf unerklärliche Art und Weise glaubte sie den Worten des Fremden und begann ihm zu vertrauen. „Ich – ich danke Euch, mein Herr. Mein Name ist Sayumi.“ Antwortete sie schüchtern und brachte den Daiyokai nur dazu noch ein wenig breiter zu Lächeln. „Kannst du aufstehen Sayumi? Ich werde dich mit auf mein Schloss nehmen, dort wirst du dich erholen können und vor allem wirst du dort sicher sein. Mein Name ist Tashomaru.“ Einladend hielt er ihr die Hand hin, welche die junge Yokai nach kurzem Zögern auch ergriff, allerdings gaben ihre Beine kaum das sie stand auch schon unter ihr nach und sie hätte mit großer Wahrscheinlichkeit unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden gemacht, hätte der Yokai keine so ausgeprägten Reflexe gehabt. Ohne ein weiteres Wort zu sagen fing er sie ab, hob sie sanft auf den Arm und trug sie anschießend davon, wobei er sehr genau zu wissen schien wohin er sie zu tragen gedachte. „Schlaf ein wenig Sayumi, das wird helfen deine Wunden heilen zu lassen, wenn auch nur deine Körperlichen.“ Leicht nickend legte sie den Kopf gegen seine Brust und schloss die Augen, egal was er mit ihr vorhatte, es könnte nicht schlimmer werden, als ihre Begegnung mit den Katzendämonen. Nur seine Aussage darüber, dass er sie in sein Schloss bringen würde, verunsicherte sie – wer war er? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)