One Night Stand von JCZoldyck (Levi x Eren) ================================================================================ Kapitel 1: One Night Stand -------------------------- Seine Fingerspitzen waren kalt, was in meinem vor Erregung heißen Körper ein reizvolles Kribbeln verbreitete. Nicht so wie seine Lippen. Sein Kuss lähmte mich wie ein süßes Gift, das durch meine Adern pulsierte. Mit geschlossenen Augen gab ich mich seinem Liebesspiel hin und vergrub eine Hand tief in seinem seidig schwarzen Haar, als er seine Zunge über meinen Hals gleiten ließ. Ich strich über seinen Nacken, deren kurzrasierten Stoppeln sich stachlig und weich zugleich anfühlten. Ich liebte es, durch kurzes Haar zu streicheln, besonders seine waren samtig. Aber man sah bereits vom Weiten, dass er sich pflegte, und natürlich gehörten die Haare dazu. Es war peinlich zuzugeben, aber keine Frau brachte mich je so sehr zum Beben wie er. Sein muskulöser Körper, seine kühle Haut und seine kurzen Haare. Er würde wohl mein One-Night-Stand bleiben, dennoch fühlte ich mich vollständiger als je zuvor. Zu spüren, wie hart er geworden war, als er eindrang und erst vorsichtig, dann gleichmäßig und intensiv stieß, versetzte mich in einen intensiven Liebesrausch. Ich zitterte, bebte, stöhnte, krallte über seinen Rücken, drückte mich an seinen Körper. Mein Atem stockte, dann beschleunigte er sich, wurde laut und verschmolz mit dem erregten Wimmern meiner Stimme. „Wie heißt du?“, flüsterte er in mein Ohr. „E-eren“, keuchte ich leise. „Eren“, seufzte er lang. Ein Schauer durchzuckte meinen Körper, als er meinen Namen nannte. Eine mich in einem ekstatischen Zustand umhüllende Strömung, die in das Eintauchen in ein warmes Meer erinnerte, ebbte allmählich ab, als ich unerwartet zu meinem Orgasmus kam. Erschöpft ließ ich ihn los und spürte seinen Atem, als sein Kopf auf meiner Brust ruhte. Wie sehr hatte ich mir gewünscht, einem komplett Fremden, der mir einen Moment der Unbeschwertheit schenkte, „Ich liebe dich“ zu sagen, aber das Schicksal wollte wohl, dass es bei einem einzigen Abend blieb. „Du bist spät“, begrüßte sie mich. Mein Kopf dröhnte. Der Alkohol wirkte leider viel länger als nur einen Abend. Schwerfällig setzte ich mich an den Küchentisch, den meine Freundin liebevoll gedeckt hatte. Sie legte viel Wert auf eine ausgewogene Ernährung, deswegen war es zur Gewohnheit geworden, jeden Tag gemeinsam zu frühstücken, selbst an Wochenenden. Im Gegensatz zu ihr vertrieb selbst die Routine nicht den Morgenmuffel aus mir, der jetzt gemeinsam mit dem Kater meinen Körper in Beschlag nahm. „Du weißt, ich hab gefeiert“, gähnte ich und sammelte Frühstücksutensilien zusammen. Alles gesund. Die Roggenbrötchen, der Frischkäse, der Putenaufschnitt. Ich sehnte mich nach einer fettigen Speckkruste, kross angebraten und auf einem dicken Butterbrot. Vielleicht noch etwas Rührei oder Bratkartoffeln, aber weder Mikasa noch ich stellten sich früh am Morgen an den Herd. „Vielleicht sollte ich einmal mitkommen, dann pass ich auf, dass du nicht so viel trinkst“, stachelte mich meine Freundin an. Als ich mit dem halben Brötchen im Mund den Kopf hob, lächelte sie. Ihr Lächeln war einer der Gründe, weshalb ich sie liebte. Das, ihr zierliches Gesicht mit den wunderschönen Mandelaugen und der Stupsnase, ihre zarten Lippen, der schlanke Körper, das seidige Haar. Ihr Haar. Es erinnerte mich an seines. Schwarz, samtig, glatt. „Alles okay?“, versicherte sich Mikasa, als mir der Orangensaft auf die Hose tropfte, nachdem ich das Glas schief hielt. Hektisch versuchte ich den nassen Fleck wegzuwischen. „Ich zieh mich mal eben um. Danach geh ich etwas joggen.“ „Bleib aber nicht zu lange weg“, sagte sie mir nach. Ich verabschiedete mich mit einer raschen Geste, schlüpfte im Schlafzimmer nebenan in eine bequeme Hose und zog Turnschuhe an, bevor ich die Wohnung verließ. Etwas frische Luft tat sicher gut. Zumindest sagte Mikasa das immer. Mittlerweile hatte ich es mir angewöhnt, regelmäßig zu joggen. Mal mit ihr gemeinsam, mal allein. Heute lieber allein, um meine konfusen Gedanken vom gestrigen Abend zu ordnen. Passanten strichen an mir vorbei wie gesichtslose Gestalten, während ich über den Bürgersteig lief, neben mir die Straße. Für eine Weile hielt ich mit einem Fahrradfahrer mit, bis dieser in eine andere Straße abbog. Am Stadtpark angekommen, wurde ich langsamer und hielt schließlich, um mir eine kleine Pause zu gönnen. Auf einer Parkbank sitzend, beobachtete ich die Familien, die ihre Decken auf der Wiese ausbreiteten und Picknicks veranstalteten. Kinder lachten, sprangen durch die Gegend oder kletterten auf Bäume. Normalerweise hätten Mikasa und ich den heutigen Sonntag ebenfalls so verbringen können, doch sie gab bereits einen Wochendendsworkshop im Fitnessstudio, weshalb ich den Tag allein totschlagen musste. Ein Pärchen setzte sich direkt in mein Blickfeld. Ohne es beabsichtigt zu haben, betrachtete ich es für eine Weile. Insgeheim stellte ich mir vor, wie ich mit ihm an einem warmen Sommertag im Park auf einer Picknickdecke saß, seine Hand hielt und mich an ihn lehnte, während wir zwitschernde Vögel im Baum beobachteten. Sehr kitschig, ich weiß, doch manchmal hatte selbst ich solche Gedanken. Ihre Hand griff durch sein schwarzes Haar und streichelte über seinen Nacken. Mir kam das sehr bekannt vor. Sein eisiger Blick durchstach die Luft, als er über seine Schulter blickte. Ich erschrak für eine Sekunde. Ein unbekanntes Gefühl schnürte meine Kehle zu, als ich ihn mit seiner Freundin weiterhin ansah. Dass der Mann, mit dem ich einen unerlaubten Abend verbracht hatte, eine Beziehung führte. Wie ich. Ich durfte die Hoffnung gleich doppelt aufgeben. Ob ihn dieselben Schuldgefühle plagten wie mich? Mein Handy aus der Hosentasche kramend, um auf den leeren Bildschirm zu starren, tat ich so, als hätte ich nicht gesehen, wie er auf mich zuging. „Hey.“ Ich hob den Kopf, als er mich ansprach. Jetzt da er vor mir stand, kam er mir viel kleiner vor als gestern Abend. Zugegeben, ich hatte einiges gebechert und kaum klare Bilder mehr sehen können. „Kannst du dich noch an gestern Abend erinnern?“ Ich nickte knapp, während er sich neben mich setzte, beide den Blick nach vorn gerichtet. „Du sagst doch nichts, oder?“, flüsterte ich. „Ich meine …“ Als ich mit einer Geste zu seiner Freundin zeigte, verstummte ich automatisch. Er schüttelte den Kopf. Ich nahm seinen milden Duft wahr, leicht süßlich, aber dennoch etwas herb. Wie ein Wald nach einem Regentag im Sommer. Ich mochte den Geruch von frischem Moos und Laubbäumen. Vorsichtig musterte ich ihn, während ich zögernd fragte: „Wollen wir das lieber alles vergessen?“ „Besser wär’s“, antwortete er trocken. Ja, besser wär’s. Ich schluckte. Seine Freundin schwenkte die erdbeerblonden Haare nach hinten, als sie sich nach ihrem Liebsten umsah. Freudig winkte sie uns entgegen. Mein Sitznachbar machte eine knappe Geste, ich blieb still. Bevor sie aufstand, tat er es. „Ich muss wieder weg“, verabschiedete er sich. „Warte!“ Ich drückte ihm einen Schmierzettel, auf den ich meine Handynummer gekliert hatte, in die Hand, als er sich ein letztes Mal zu mir umsah. „Mach’s gut“, sagte ich schließlich. Bevor seine Freundin Verdacht schöpfte, verschwand er. Mein Blick blieb an seinem Rücken haften, den er mir zuwandte. Ich atmete tief durch und riss mich zusammen. Bevor ich einem völlig Fremden hinterherrannte, trat ich den Rückweg an. Was tat ich da? Ich hatte ihm meine Telefonnummer gegeben, anstatt nach seinem Namen zu fragen. Wahrscheinlich würde er mich nicht anrufen, den Zettel gleich zerreißen und in den Müll werfen. Ich hatte es wohl für den kurzen Moment getan, in welchem ich seine Fingerspitzen berühren durfte. Sie waren kalt und weich wie gestern Abend, als sie meine Haut streiften. Ich verbrachte die kommenden Tage wie bisher und hatte bereits nach einer Woche das Warten auf eine Nachricht von ihm aufgegeben. Es hätte uns beiden sowieso nur Probleme bereitet. Er hatte sein hübsches Mädchen und ich Mikasa, und das war auch gut so. Schließlich liebte ich sie. Den kleinen Seitensprung konnte ich mir selbst nicht verzeihen. Wir saßen am Samstag tatsächlich gemeinsam im Stadtpark auf einer ausgebreiteten Picknickdecke und aßen kleine Obststückchen und Kuchen. So stellte ich mir einen angenehmen Nachmittag vor – eine frische Sommerbrise wehte durch die Haare, das Laub der Birken raschelte leise, die Sonne wärmte das Gesicht. Neben mir lehnte sich Mikasa an meine Schulter und streichelte meinen Nacken, was mir angenehme Schauer bereitete. Ich erinnerte mich, wie er nicht weit entfernt von unserem Platz mit seiner Partnerin gesessen hatte. Immer wieder starrte ich auf das jetzt leere Fleckchen nahe einer Birke. „Gehst du heut wieder feiern?“, fragte mich meine Freundin beiläufig. Ich schreckte aus meinem Tagtraum. „Ja, ich wollte mit ein paar Kumpels weg, wenn es dir nichts ausmacht.“ Gleichgültig zuckte sie die Schultern. „Heut ist bei uns sowieso Mädelsabend. Ich möchte dir nur sagen, dass du nicht so viel trinken sollst. Letzte Woche hast du ziemlich durchgehangen.“ „Passiert schon nicht“, würgte ich ab und stand auf. „Ich bring das mal weg.“ Mit einer leeren Verpackung bewaffnet, trottete ich zum Mülleimer, als plötzlich mein Handy klingelte. Eine unbekannte Nummer wurde auf dem Display angezeigt. Dennoch nahm ich ab. „Ja? Wer ist da?“ „Ich bin’s, Levi. Hast du heute Zeit?“ Mein Herz blieb für eine gefühlte Stunde stehen, als ich eine mir bekannte Stimme vernahm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)