Der Skorpion von Haruki_ ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog (Jess‘ Pov) Im Grossen und Ganzen betrachtet hatte es mich nicht so schlimm erwischt. Schätzungsweise zwei gebrochene Rippen, ein verstauchtes Handgelenk und einige Platz- und Schnittwunden hier und da. Die Sonne brannte unerbittlich auf mich nieder, wie ich so im Staub lag. Die Augen hielt ich vorsichtshalber geschlossen und meine Atmung verlangsamte ich auf ein Minimum. Noch einem Kampf stand zuhalten würde mich womöglich ins Grab bringen. Ich konnte froh sein, dass ich noch am Leben war und sich der Tumult um mich herum gelegt hatte. Nur entfernt konnte ich noch das Kampfgeschrei dieser Piratenmistkerle ausmachen. Sie waren wohl schon wieder auf dem Weg zur Küste. Auch als gelegentlich das Gejohle verstummte und sich der Staub um mich herum gelegt hatte, blieb ich wo ich war und machte keinen Mucks. Ich atmete den Geruch langsam abkühlender Erde ein, in welcher die linke Hälfte meines Gesichts immer noch gedrückt war und lauschte. Es hatte wohl ausser mir niemand überlebt. Ich konnte den Geruch von Blut wahrnehmen und wusste, dass mein ganzes Dorf entweder verschleppt oder abgeschlachtet worden war. Ich unterdrückte die aufkommenden Tränen und hielt meine Atmung unter Kontrolle. Nun hatte es unser Dorf auch erwischt. Wie schon einige von umliegenden Inseln. Wir waren immer verschont geblieben, doch seit nunmehr einem Jahr schützte uns niemand mehr gegen solche Banden. Was sollte ich nur tun? Ich traute mich nicht aufzustehen; ich fürchtete den Anblick, der sich mir bieten würde. Was wenn immer noch Piraten hier waren? Wenn sie mich entdeckten wäre das das Ende, auf die eine oder andere Weise. Ich durfte mich nicht verraten. Unter keinen Umständen. Unter der Anstrengung mich nicht zu bewegen und der Tatsache seit zwei Tagen weder Wasser noch Nahrung zu mir genommen zu haben, wurde ich wohl an irgendeinem Punkt ohnmächtig. Als ich aufwachte, traute ich mich noch immer nicht meine Augen zu öffnen, doch spürte ich klar eine Präsenz neben mir und definitiv ein weiches Bett unter mir. Wo war ich bloss? Meine Umgebung schwankte ein klein wenig, als wäre ich auf einem Schiff. Ein starker Geruch nach Holz und Meerwasser drang mir in die Nase. Ich wagte es leicht zu blinzeln und fand mich tatsächlich in einem weichen Bett wieder und einen Jungen an meiner Seite. Er hatte etwa dasselbe Alter wie ich, also etwa elf oder zwölf, und blonde Haare, welche sein kindliches Gesicht umspielten. Er grinste breit, als er mich unentwegt anstarrte und bemerkte, dass ich aufgewacht war. „Sie ist wach! Kommt schnell! Sie ist aufgewacht!“, rief er aufgeregt, worauf gleich ein Mann mittleren Alters ins Zimmer stürmte und begann meine Bandagen zu untersuchen. Der Junge plapperte so wild drauf los, dass ich erst gar nichts davon verstand. Geschweige denn davon, was der Arzt von sich gab, während er die Bandagen wechselte. Der Junge begann mir allerlei Essen in den Mund zu stopfen, während ich ihn erzählen liess. Sie hatten vor ein paar Tagen bei meiner Insel mit ihrem Schiff angelegt, um ihre Vorräte aufzufüllen und fanden nur ein völlig zerstörtes Dorf und hunderte von Leichen vor. Sofort begannen sie nach Überlebenden zu suchen und fanden dabei mich. Der Junge selbst hatte mich gefunden, sagte er, als er mir beschrieb in was für einem schlimmen Zustand er mich vorgefunden hatte. Sie brachten mich also auf ihr Schiff und setzten Kurs auf die nächste Insel, während sie mich ihrem Schiffsarzt übergaben, der mich wieder zusammenflickte. Der Junge war mir keine Sekunde von der Seite gewichen, erklärte der Arzt mit einem leichten Grinsen. Ich schluckte erst mal das Essen runter und spülte Wasser nach, wobei ich erst merkte, wie sehr ich unter Wasserentzug stand. Nachdem ich drei volle Gläser Wasser geleert hatte, wandte ich mich meinem Retter zu: „Ich danke dir“, krächzte ich mit heiserer Stimme, was den Jungen zum Lachen brachte. Er winkte ab. „Hab ich gern getan. Ich bin Sanji“, stellte er sich vor und hielt mir eine bandagierte Hand hin. „Jessica“, erwiderte ich mit einem breiten Lächeln. Als ich wieder einigermassen auf den Beinen war, führte Sanji mich auf dem Schiff herum und stellte mich der Crew vor. Ihrer Erscheinung und ihrem Benehmen nach zu urteilen, schienen mir alle ziemlich unkultiviert zu sein, aber es konnte nun mal nicht jedes Handelsschiff aus Gentlemen bestehen. „Und er ist der Captain“, sagte Sanji schliesslich und brachte uns zu einem gross gewachsenen Mann mit langem Schnurrbart, blondem Haar und strengem Blick. Er musterte mich kurz und gab Sanji mit der Faust eine Kopfnuss. „Warum seid ihr beiden noch nicht in der Küche!? Es gibt noch viele Kartoffeln zu schälen!“. Sanji rieb sich die Stelle, wo die Faust ihn getroffen hatte und nickte, während er mich am Arm packte und mit sich zur Küche schleifte. „Du musst entschuldigen. Wir scheinen wohl bald da zu sein“, murmelte er vor sich hin. „Da? Wo ist da?“, fragte ich verwundert. „In der Baratie, dem schwimmenden Restaurant“. „Aber da verkehren doch hauptsächlich Piraten, nicht wahr?“, fragte ich schockiert. „Ja klar“, erwiderte Sanji „Ist ja auch das Restaurant vom Captain. Red Leg Zeff“. „Ich bin auf einem Piratenschiff!“, schrie ich aus und löste mich von Sanji „Piraten? Ich kann nicht bei Piraten sein! Piraten töten dich, Piraten verschleppen dich!“. Ich hockte mich an die Wand und umklammerte meine zitternden Knie. Sanji liess sich neben mir nieder und legte einen Arm um mich. „Zeff ist gar kein übler Kerl. Und die anderen sind auch ganz ok. Weisst du… Der Captain hat mir das Leben gerettet, als mein Schiff in Flammen aufging“. Sanji blickte an die gegenüberliegende Wand. Als ich mich einigermassen gefasst hatte, seufzte ich und fand mich vorübergehend damit ab an Bord eines Piratenschiffes zu sein. Sanji erhob sich und reichte mir eine Hand: „Komm mit. Da du in der Küche mithelfen musst, lernst du bestimmt ganz toll kochen“. Er grinste breit und fügte noch hinzu: „Eines Tages werde ich ein hervorragender Koch und werde den All Blue finden“. Ich lachte, nahm seine Hand und folgte ihm in die Küche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)