Der Skorpion von Haruki_ ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5 „Jess! Wach auf!“, hörte ich Ace entfernt rufen. Ich öffnete schläfrig die Augen und fand einen ziemlich erschöpften Ace über mir, der mich offenbar auf die Matratze nieder drückte, das Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzerrt. „Jess, könntest du mir den Gefallen erweisen und deine Flammen in Zaum halten? Deine Fähigkeit ist ja anstrengender, als ich dachte“, keuchte er und ein Lächeln formte sich um seine Lippen. Ich sah mich kurz verwirrt um und bemerkte rote Flammen überall im Zimmer. Auf dem Boden verteilt umhertanzend, in einer Art Kordel um den Oberkörper meines Freundes gewickelt und besonders meine Haare, die voll und ganz aus Flammen zu bestehen schienen. Schnell holte ich alle Flammen zu mir zurück, worauf hin Ace erleichtert ausatmete und sich neben mir aufs Bett fallen liess. Einen Arm über seine schweissnasse Stirn gelegt und eine Hand auf seiner, heftig atmenden, Brust. Er war fix und fertig. Ich setzte mich auf und strich ihm seine schweissgetränkten schwarzen Haare von der Seite seines Gesichts. „Ace, was genau hab ich…?“, ich konnte den Satz nicht beenden, als Ace zu lachen begann. „Du? Du hast gar nichts getan. Deine Flammen haben ein Eigenleben“, lachte er und setzte sich ebenso auf, „Du hast mich beinahe erwürgt damit“. Meine Augen weiteten sich schockiert. Ich? Ace erwürgt? „Aber ich bin beeindruckt, Jess. Du kannst mehr mit diesen Flammen anstellen, als ich dachte“, er strich sich über die Rippen, wo vorher noch meine Flammen gewesen waren „vor allem, wenn du sie mit Haki versetzt und jemand wie ich sie nicht mehr loswerden kann“, murmelte er mehr zu sich selbst, als er mit den Fingern über zwei rötliche Stellen strich. „Hab ich dich etwa verbrannt?“, fragte ich, noch immer schockiert. „Verbrannt? Bitte. Die Flammen an sich waren kalt wie Eis, die Konsistenz war das Problematische. Hart wie Stahlketten“, erklärte er und sah mich liebevoll an. „Mach dir keine Sorgen, Jess. Wir werden das trainieren, besonders, damit du mich nicht mehr im Schlaf umbringst“, er lachte laut, wuschelte mir spielerisch durch mein unordentliches Haar und sprang aus dem Bett. Während er ins Bad ging, um zu duschen, ging ich zur Abwechslung in mein eigenes Zimmer und machte mich dort frisch, zog mir eine neue schwarze Jeans an, ein weisses Top und band mir die Haare hoch in einen Pferdeschwanz. An die High Heels hatte ich mich inzwischen gewöhnt und beschlossen, sie doch nicht über Bord zu werfen. Als ich mein Zimmer verliess, wartete Ace schon vor der Türe, musterte mich grinsend und hob mich ohne Vorwarnung in seine Arme. „Meins!“, sagte er lachend und trug mich direkt zu Whitebeard an Deck. Die anderen lachten, als sie das Szenario sahen und besonders, als Ace mich runter liess und gleich drei Schritte Abstand zu mir nahm. Er richtete seinen Hut und grinste hämisch. „Gurarararara! Ihr beiden seid ja ein tolles Paar! Wirf ihn mir einfach nicht über Bord, verstanden Jess?“, sagte Whitebeard vergnügt und ich nickte. „Ich habe von Marco gehört, du hättest eine Teufelsfrucht gegessen? Möchtest du uns deine Fähigkeiten nicht zeigen?“, fragte Whitebeard und ich zögerte nicht, ihm die Flammen zu präsentieren. Grosses Interesse spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, und besonders, als er das Ausmass erkannte, in dem ich meine Fähigkeiten weiterentwickeln konnte. „Was für eine hervorragende Fähigkeit! Da wir erst heute Abend ablegen werden, wirst du mit Marco und Ace zusammen trainieren gehen. Ich will nicht, dass das Schiff dabei zu Schaden kommt.“, befahl er und liess uns gehen. Was das Kämpfen anging, war ich normalerweise auf einer Stufe mit den beiden, jedoch warf mich meine neue Fähigkeit ein wenig zurück, da das Timing, wie ich die Flammen einsetzte, überhaupt nicht stimmte. Doch ich lernte schnell. Immerhin musste ich diese Flammen innerhalb dieses einen Tages unter Kontrolle bringen, da sonst die Gefahr bestünde, dass ich im Schlaf das ganze Schiff abfackelte. Dank Marco und Ace lernte ich an diesem Tag jedoch nicht nur das, sondern auch, wie ich sie mit Haki versetzen konnte, was die beiden mehr als nur einmal eine Schramme kostete. Am späten Nachmittag lagen wir drei, erschöpft vom Training, keuchend nebeneinander im Gras. „Mensch Jess, mit dir ist echt nicht mehr zu spassen“, sagte Marco und fasste sich an eine Schramme am Arm. „Selbst schuld, wenn du mich Feuerhuhn nennst“, lachte ich und schlug gleich noch mal auf seine Verletzung. Ace lachte sich schlapp bei der Wiederholung des Kommentars, worauf hin ich mich aufsetzte und meine Hand in Flammen aufgehen liess. „Willst du etwas dazu sagen, Portgas?“, fragte ich bedrohlich und setzte mich auf ihn, damit er nicht entwischen konnte. „Nein, nein. Schon gut“, lachte er und löste seine Hand von seiner Stirn, wo er eine Platzwunde verdeckt hatte. Ohne zu überlegen strich ich meine Hand, immer noch in Flammen, leicht darüber. Ace verzog das Gesicht, als er die Flammen sah, entspannte sich jedoch, sobald sie die Wunde berührten. „Was bei allen Weltmeeren ist das?“, fragte Marco verwirrt, als er sich neben uns aufgerichtet hatte. Die Flamme in meiner Hand fühlte sich anders an. Sie war ruhig wie ich es war, aber sie schien auch… besorgt zu sein, wie ich, als ich die Wunde an Ace‘ Kopf bemerkte. Als ich die Hand wegnahm hatte die Blutung aufgehört. Perplex starrte ich meine Hand an. Meine Flammen hatten… Gefühle? „Jess, kannst du damit etwa heilen?“, fragte Ace und setzte sich auf, während er mit den Fingern seine Wunde inspizierte. „Ich weiss es nicht“, murmelte ich und stand langsam auf. „Moment mal“, sagte Marco und erhob sich ebenfalls, „Du hast vom ganzen Training keinen einzigen Kratzer abbekommen, schau“, er hob einen meiner Arme und sah ihn sich an. „Stimmt. Ich hab dich doch genau da erwischt vorhin“, bemerkte Ace und zeigte auf meinen linken Oberarm, „Ich hatte sogar ein schlechtes Gewissen“. „Das ist ja interessant…“, murmelte Marco und hielt mir seinen verletzten Arm hin, „Da, versuch es nochmal“, forderte er und ich schaffte es tatsächlich, wenigstens die Blutung zu stoppen. „Das ist meine Freundin!“, rief Ace stolz und legte einen Arm um meine Schulter. Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Diese Fähigkeit war wirklich genial. Wir machten uns auf den Rückweg zum Schiff und da wir, im Grossen und Ganzen, nichts zu tun hatten, wenn wir ablegten, beschlossen wir, auf unser erfolgreiches Training anzustossen. Die Insel lag endlich hinter uns und somit konnte ich mich wieder ganz auf meine normalen Aufgaben an Bord konzentrieren, und meine neue Fähigkeit war mir dabei eine sehr grosse Hilfe. Einerseits liessen sich viele Dinge einfacher zubereiten, andererseits lernte ich bald, wie ich meinen Freund aus der Küche halten konnte. Martha war mehr als nur begeistert davon. „Ich muss ja fast gar nichts mehr tun, wenn du da bist, Kindchen!“, rief sie erfreut. Es war beinahe, als besässe ich mehrere Paar Hände, denn ich konnte nicht nur meine Gegner in Schach halten, sondern effektiv Dinge damit heben. Da Martha es sich aber trotz allem nicht nehmen liess in der Küche mitzuwirken und auch der Rest des Teams nicht alles mir überlassen wollte, wurden wir so schnell im Zubereiten der Mahlzeiten, dass uns nun tatsächlich ziemlich viel Freizeit blieb. Dies hiess wiederum, dass ich mehr Zeit mit Ace verbrachte, was nicht immer gut endete… …„Du hast was?!“, schrie ich und Flammen begannen von meinen Schultern und Armen auszugehen. Ace verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich unerbittlich an. „Ja Jess, ich habe Pops gefragt ob du Divisionskommandantin werden könntest“ Ich raste vor Wut. Wusste er nicht was das bedeuten würde? „Und wer glaubst du, kocht dann für die ganze Crew?!“ „Na dann müssen wir eben einen neuen Koch finden“ „Dir ist offensichtlich noch nie durch den Kopf gegangen, dass mir der Job gefallen könnte was?!“, schrie ich ihn an und auch meine Haare gingen in wütenden Flammen auf. Was für ein Idiot! Wie sollte ich eine Division anführen? Ich beherrschte ja noch nicht einmal meine Kräfte wirklich gut. „Jetzt hab dich nicht so, Jess! Als Kommandant hast du viel mehr Verantwortung und erlebst mehr Abenteuer! Du klagst doch immer darüber, fast nie von Bord zu kommen!“, konterte Ace wütend und auch er ging allmählich in Flammen auf. „Na und? Ich kann nichts anderes als Kochen! Das ist das einzige, was ich wirklich beherrsche und du willst, dass ich das aufgebe? Du spinnst wohl!“ Ich wandte mich von ihm ab und beschloss mit Pops zu reden. Er konnte das doch nicht eigenmächtig entscheiden. „Wo gehst du hin?“, rief Ace mir nach. „Mit Pops reden! Was denkst du denn?“, schrie ich zurück und stapfte davon. Plötzlich tauchte Ace als Feuerwand vor mir auf und zwei Arme bildeten sich aus dem Feuer und hielten mich an beiden Oberarmen mit festem Griff. Ace materialisierte sich vor mir und sah mir entschlossen in die Augen. „Jess, du bist eine Kämpferin! Du solltest dich nicht in der Küche verkriechen!“ Jetzt reichte es mir. Ich verkroch mich nicht in der Küche! Ich machte meinen Job! Ich explodierte förmlich und ging komplett in eiskalten Flammen auf. Einige davon schlangen sich um Ace, fixierten seine Arme an seinem Oberkörper und hoben ihn hoch. Ich schäumte vor Wut und liess Ace über die Reling hängen. Die Wellen unter ihm krachten gegen die Aussenwand des Schiffs und spritzen so hoch, dass ich sie über die Reling hinweg sehen konnte. Ich liess Ace kopfüber, über der unerbittlichen See hängen und kam wieder zurück in meine normale Form. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn an. „In der Küche verkriechen? So nennst du es also, tagtäglich die ganze Mannschaft zu bekochen und dafür zu sorgen, dass keiner von euch verhungert oder krank wird? Hast du eine Ahnung, was es bedeutet Koch in einer Piratencrew zu sein?! Alles, was du tagtäglich tust ist mir auf die Nerven zu gehen und mich von der Arbeit abzulenken!“ Eine schwere Hand legte sich sanft auf meine linke Schulter: „Lass ihn runter, Tochter“, ertönte Whi-tebeards sanfte aber feste Stimme neben mir und ich holte Ace zurück an Deck, liess ihn aber aus drei Metern Höhe auf den Boden fallen, und da er klitschnass war, krachte er auch ungebremst auf dem Deck auf. Whitebeard ging einen Schritt auf Ace zu: „Ace, hast du das vorher nicht mit Jess abgesprochen?“, fragte er in strenger väterlicher Manier. Ace schüttelte den Kopf und stand auf: „Ich dachte, sie würde sich darüber freuen…“, murmelte er. Ich lachte kalt, schnaubte verächtlich und stapfte zurück zur Küche. Ace’s Pov Whitebeard lehnte sich an die Reling neben Ace. „Ace, Frauen sind sehr komplizierte Wesen. Du glaubst ihnen einen Gefallen zu erweisen, aber in Wirklichkeit ist es nur das, was du willst. Wenn dir Jess wirklich am Herzen liegt, Junge, dann rede mit ihr und frag sie, was sie will“, belehrte er Ace ohne ihn anzusehen. Ace nickte und seufzte: „Aber Pops… Was wenn ich nicht will, was Jess will?“ Whitebeard lachte und legte Ace eine Hand auf die Schulter: „Eine Frau ist wie die See. Wenn sie ein Schiff in die endlosen schwarzen Tiefen reissen will, dann tut sie’s. Findest du aber den Mut ihrem Wellengang zu folgen und deinen Kurs von Zeit zu Zeit daran anzupassen, wird sie dir den Weg in ruhigere Gewässer eröffnen“. Mit diesen Worten liess Whitebeard Ace stehen. Dieser starrte lange auf die endlose See und dachte bis spät in die Nacht über Whitebeards Worte nach. Es war nun einige Wochen her, dass sie von der Insel abgelegt hatten und auch einige Tage seit ihrem Streit. Seit damals hatte Jess in ihrem eigenen Zimmer geschlafen und Ace weitgehend ignoriert. Ace war es sich nicht gewohnt, dass es an ihm lag, wie die Freundschaft zu jemandem weiter ging. Aber das hier war anders. Whitebeard hatte Recht. Jess war wie die See. Genauso ungestüm, wild, eigenwillig und zerstörerisch. Aber dennoch war sie warm, ruhig, ausgeglichen und liebevoll. Sie hatte die Macht ihn, Portgas D. Ace, in die tiefsten Tiefen der Meere hinabzuziehen und ihn eiskalt seinem Schicksal zu überlassen. Rein durch ihre Anwesenheit konnte sie ihn, einerseits in seinen eigenen Gefühlen ertränken, ihm aber andererseits eine Geborgenheit verschaffen, welche er noch nie zuvor erfahren hatte. Ihre Abwesenheit, und äusserte sie sich nur darin, dass er von ihr ignoriert wurde, schmerzte ihn so sehr, als wäre er selbst in die See hineingefallen und jeglicher Kraft beraubt worden. Als falle er immer tiefer in einen Abgrund ohne Licht, ohne Hoffnung, ohne Jess... Sie war nicht einfach nur seine Freundin. Sie war seine Kameradin, seine beste Freundin und vor allem die Frau, die er über alles liebte. Nichts in der Welt konnte ihn vom Gegenteil überzeugen. Als Pirat hatte er sich auf die See eingelassen und ebenso auf diesen eigenwilligen Rotschopf. An ihm lag es nun ihre Beziehung zu retten. Er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte und auch endlich seinen männlichen Stolz runterschlucken musste. Für Jess würde er sich in alle Meere der Welt werfen. Da konnte es doch nicht so schwer sein über seinen eigenen Schatten zu springen und sich bei ihr zu entschuldigen. Jess‘ Pov Der leichte Nieselregen kühlte mein Gesicht. Das Abendessen war soweit fertig gekocht, Martha und das Team würden schon zurechtkommen. Sie hatten mir ja mehrmals deutlich genug gesagt, ich solle für heute Feierabend machen. Also stand ich alleine an der Reling am Heck und rauchte eine Zigarette. Ich hatte schon sehr lange nicht mehr geraucht. Das kribbelnde Gefühl, wenn der Rauch durch meine Atemwege strömte, beruhigte mich ein wenig. Es war der erste Moment seit Tagen, dass ich mich nicht in Arbeit vergrub. Diese letzten paar Tage hatte ich mich in der Küche verkrochen, wie Ace es mir vorgeworfen hatte. Und dies eigentlich nur, um ihm aus dem Weg zu gehen. Ich atmete langsam den Rauch aus und sah zu wie der Regen hindurchfiel und den Rauch auflöste. Die Zigarette war an ihrem Ende angekommen und ich holte sogleich eine neue heraus. Kaum hatte ich sie mir in den Mund gesteckt, brannte sie auch schon. Jedoch ohne mein Zutun. Ich nahm den ersten Zug und atmete lange aus. Mir war klar, dass Ace hinter mir stehen musste. Also drehte ich mich um, nur um ihn knappe 3 Meter von mir entfernt stehen zu sehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben und ohne seinen orangefarbenen Cowboyhut. Seine klitschnassen, rabenschwarzen Haare klebten zu beiden Seiten seines Gesichts und seine dunkelbraunen Augen sahen ruhig in meine. Der Regen war stärker geworden und die Nacht war über uns hereingebrochen, wie wir so dastanden und uns ansahen. Meine Zigarette brannte langsam ab, während sich der Regen seinen Weg durch meine Haare und Kleidung bahnte. Ein leichter Wind zog auf und wehte mir einige Locken ins Gesicht, was mich nicht weiter kümmerte. Ich sah nur Ace an und wartete, die Arme vor der Brust verschränkt. „Es tut mir leid, Jess“, hörte ich Ace’s Stimme durch den Regen und den Wind hindurch. „Ich war ein Idiot. Wir sind ja schliesslich alle Piraten, um frei entscheiden zu können und frei zu handeln…“, fügte er hinzu und sah mich immer noch unverwandt an. Ich erübrigte ein leichtes Nicken. Entschuldigte er sich gerade wirklich bei mir? Ace kam ein wenig auf mich zu: „Jess, ich meine es ernst…“, sagte er nun nur noch einen halben Meter von mir entfernt. „Ich weiss, ich sollte bereuen, was ich gesagt habe, aber ich bereue es nicht. Dieser Streit hat mich erkennen lassen, wie wichtig du mir wirklich bist. Ich will dich niemals verlieren Jess…“, fügte er hinzu und sah mir direkt in die Augen. In seinem Blick lag solche Entschlossenheit und dahinter verborgen, sogar etwas… Angst. Angst wovor? In die Tiefe seiner dunkelbraunen Augen schauend, wurde mir klar, was mir längst hätte klar sein müssen. Dieser Mann vor mir liebte mich von ganzem Herzen. Er war zwar stur, launisch und Nerv tötend, aber er war gleichzeitig warm, mitfühlend und liebevoll. Er war nicht einfach nur mein Freund. Nein, er war mein Kamerad, bester Freund und der Mann, den ich liebte. Er schenkte mir eine Geborgenheit und Sicherheit, welche ich noch nie zuvor erfahren hatte. Bisher hatte ich mich immer selbst verteidigt und gegen andere behauptet. Die Wärme die von ihm ausging war deutlich zu spüren. Ich strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht. Als ich meine Hand senkte, nahm er sie in seine und kam noch ein wenig näher. Der Wellengang legte sich ein wenig und nur noch das sanfte Rauschen, einiger Wellen die gegen das Schiff liefen, war zu hören. Der Regen liess allmählich nach und der Wind legte sich zu einer sanften Brise. „Ein Idiot bist du tatsächlich“, gestand ich ihm zu und lächelte. Ace grinste erleichtert und küsste mich. Er vergrub seine freie Hand in meinem klitschnassen Haar und zog mich näher zu sich heran. Als wir uns voneinander lösten um Luft zu holen, standen wir lange da, seine Stirn an meiner. Ich hatte meine Arme um seinen Nacken gelegt und sah Ace an. Er hatte seine Augen geschlossen und lächelte, während er seine Arme um meine Taille gelegt hatte. Für einen Moment glaubte ich Tränen auf seinen Wangen zu sehen, doch ich musste mich täuschen. Es waren bestimmt nur Wassertropfen von seinem nassen Haar… Es waren nun einige Wochen vergangen seit der Beendigung unseres Streits. Ich vertrieb mir gerade die Zeit mit Krafttraining beim Heck und redete mit Marco, der mir Gesellschaft leistete und auf der Reling hockte. „Warum kann eine zierliche Frau wie du so viele Gewichte heben?“, fragte er aufs Neue. Diese Frage stellte er immer, wenn ich trainierte. „Ich bin als Köchin aufgewachsen, habe seit meiner Kindheit Mehlsäcke und dergleichen herumge-schleppt, mich mit Jungs geprügelt, und so weiter und so fort“, sagte ich meine immer gleiche Ant-wort auswendig auf und lachte. Marco schaute lachend auf mich herunter. „Hattest du nie die Nase voll davon?“, fragte er. „Wovon die Nase voll?“ „Na immer nur in der Gesellschaft von Männern zu sein. Und einfach allgemein immer in Gesellschaft zu sein“ „Die Gesellschaft von Männern ist mir lieber, als die von weinerlichen dümmlichen Frauen. Und ja, immer in Gesellschaft zu sein ist manchmal lästig. Darum freue ich mich schon auf die nächste Insel“, erklärte ich. „Wie meinst du das?“, fragte Marco verwirrt und wartete bis ich meine Hantel zur Seite gelegt und mich aufgesetzt hatte. „Auf der nächsten Insel, werde ich mich mal für einen Tag von euch abkapseln und die Stadt alleine anschauen, wenn es denn eine Stadt gibt. Ausserdem brauche ich neue Kleider, was euch eh nur langweilen würde“ Marco überlegte kurz: „Hast du das Ace schon gesagt?“ Ich schüttelte den Kopf: „Nein, aber das dürfte kein allzu grosses Problem werden“ „Land in Sicht! Land in Sicht!“, rief plötzlich jemand auf Deck und alle stürmten an Deck, um die Insel zu sehen. „Na dann halt dich mal ran“, sagte Marco und wuschelte mir durchs Haar. Er sprang von der Reling und erteilte Befehle, damit wir bald anlegen konnten. Um besser zu sehen sprang ich auf die Reling und hielt mich an einer der Leinen fest. Diese Insel sah aus, wie eine ganz normale Insel. Keine unbewohnte, im Gegenteil, sie sah aus wie eine sehr dicht bewohnte Insel. Sie musste also tatsächlich eine Stadt haben! Ace konnte ich in dem Durcheinander nirgends finden, also duschte ich, zog mich an, packte meine Tasche und erstellte eine Einkaufsliste für das Aufstocken der Vorräte. Als wir wenig später im Hafen anlegten, stürmte ich sofort von Bord und auf den Steg darunter; die Einkaufsliste für die Vorräte, sicher in meiner Tasche verstaut. Doch eine Feuerwand hinderte mich daran, den Steg noch weiter zu beschreiten. „Ace..“, knirschte ich zwischen meinen Zähnen. Er kam auf mich zu, grinsend, die Hände in seinen Hosentaschen vergraben. „Wo willst du denn so schnell hin, meine Hübsche?“, fragte er und blockierte mir weiterhin den Weg. „Einkaufen natürlich. Hast doch gehört, dass wir morgen früh wieder ablegen werden. Oder will Mr. Feuerfaust etwa jämmerlich auf See verhungern?“, gab ich zurück und sah ihm trotzig in die Augen. „Dann lass mich mitkommen“ – „Nein“ – „Warum nicht?“ – „Weil ich mal fünf Minuten für mich brauche, ok?“ Das kam zickiger heraus, als ich eigentlich beabsichtigt hatte. Ich stand wortwörtlich in Flammen. Nur einen Tag, war das denn zu viel verlangt? Ace stockte leicht der Atem und er liess mich durch. Ace‘ Pov „Dann lass mich mitkommen“ – „Nein“ – „Warum nicht?“ – „Weil ich mal fünf Minuten für mich brauche, ok?“ Jess schien förmlich in Flammen aufzugehen. Warum war sie plötzlich so wütend? Heute Morgen war sie noch ganz anders gewesen. Er wollte sich nicht mit ihr anlegen, wenn sie so war. Er wusste, dass sie ihren Freiraum brauchte; den brauchten sie alle, immerhin war das der Grund warum die meisten von ihnen überhaupt Piraten geworden waren. Ace seufzte als er seiner Freundin nachschaute. Sie hatte sich wohl immer noch nicht ganz beruhigt, denn ihre Haare standen noch zur Hälfte in Flammen. Diese Insel stand zwar unter dem Schutz Whitebeards, aber dennoch… konnte er sie alleine gehen lassen? War es nicht zu gefährlich? „Oy! Marco! Lass uns einen trinken gehen! Hol Thatch!“, rief er Marco zu, der immer noch an Deck stand und die ganze Szene beobachtet hatte, Thatch rief und dann neben Ace hinunter auf den Steg sprang. „Alles klar zwischen dir und Jess? Warum war sie denn so sauer?“ „Keine Ahnung. Da versteh einer die Frauen…“, sagte Ace und zuckte mit den Schultern. Als Thatch sich zu ihnen gesellt hatte, stiefelten die drei los in die Stadt. Die Stadt an sich war riesig und Ace erkannte eine Vielzahl von Geschäften, welche Jess bestimmt gefallen hätten. Als er sich so umsah, fielen ihm Steckbriefe an einer Wand auf. Er ging darauf zu und riss einen davon ab, auf dem ein dümmlich grinsender Pirat mit Strohhut abgebildet war. Ein breites Grinsen dominierte Ace‘ Gesichtszüge und er steckte den Steckbrief ein. „Los! Lasst uns in die nächste Bar gehen und auf meinen kleinen Bruder anstossen!“, verkündete er plötzlich und ging Marco und Thatch mit grossen Schritten voraus… „Monkey D. Luffy ist dein Bruder?“, fragte Thatch verblüfft, als sie sich an einen Tisch gesetzt und Ace den Steckbrief in die Mitte gelegt hatte. „Jup! Haha! Das höchste Kopfgeld im ganzen East Blue, und dann ist es noch sein erstes!“, rief Ace stolz und trank sein Bier aus. „Auf Luffy!“, rief Ace aus. – „Auf Luffy!“ Jess‘ Pov Durch die Stadt schlendernd, fehlte mir plötzlich Ace an meiner Seite. Seit Monaten waren wir nun 0jeden Tag zusammen auf diesem Schiff gewesen und so wie ich ihn gerade hatte stehen lassen, war es nicht gerade fair gewesen meinerseits. Er sorgte sich doch nur um mich… … „Jess! Das war lausig!“, rief Marco und setzte mich ab. Das dritte Mal in Folge, dass ich von Bord gefallen war. Ich nahm wieder meine Kampfposition ein. Mein Gegenüber grinste hämisch. „Willst du nochmal baden gehen, Liebste?“, fragte Ace und liess seine Hand in Flammen aufgehen. „Heute nicht mehr, Süsser“, erwiderte ich und machte mich bereit. Er holte aus: „Hiken!“ Ein riesiger Feuerschwall kam auf mich zu. Dieses Mal wich ich nicht aus. Ich bildete eine schützende Wand aus Flammen um mich herum und stürmte durch den Feuerschwall hindurch, sprang dann in die Luft, gerade als Ace mich bemerkte und zu einem weiteren Schlag ausholte, und setzte eine neu erdachte Technik ein. Aus meinen Flammen formte ich einen Bogen und einen Pfeil, den ich kopfüber in der Luft auf Ace niederschoss. Der Pfeil löste seine Form auf und eine Schnur aus eiskalten Flammen wickelte sich um Ace’s Oberkörper und Arme. Die Flammen die ich benutzte waren bereits mit Haki versetzt, somit konnte Ace sich nicht in Feuer auflösen und entkommen. Ich landete knapp hinter ihm und verlängerte die Flammen, die ihn festhielten, dass eine Art Leine entstand, an welcher ich Ace hochheben und über Deck hängen konnte. „Wie wäre es wenn du mal ins Wasser fallen würdest zur Abwechslung?“, fragte ich triumphierend. „Ok Ok! Ich hab’s verstanden! Hol mich wieder an Deck!“, rief Ace und zappelte wie ein Fisch am Haken. Marco und ich lachten und ich liess Ace an Deck fallen. Unsere täglichen Trainings zahlten sich wirklich aus. Ich dachte mir oft neue Techniken aus und pro-bierte sie Scherzes halber an Ace, Marco und Thatch aus. Zum Beispiel lernte ich kleine Flammen auf dem Boden herumtänzeln zu lassen, ohne dass sie jemandem auffielen, und sie dann in einer x-beliebigen Form aufgehen zu lassen. So liess ich beispielsweise oft Ace über solche Flammen stolpern, wenn er noch völlig verschlafen durchs Schiff irrte. In den Monaten, die wir seit der letzten Insel auf See verbracht hatten, waren es zahlreiche Techniken, die ich mir auf diese Weise ausgedacht hatte. Es bedurfte allerdings noch ziemlich an Training, bis ich sie alle wirklich beherrschte… Aber was sollte schon gross passieren in einer so friedlichen Stadt wie der hier? Ich konnte mich prima verteidigen und die Leute hier schienen wirklich nett zu sein. In einer Einkaufsstrasse begab ich mich ins nächst gelegene Geschäft. Es war ein Kleidergeschäft. Ich schlenderte gemächlich durch die Regalreihen und schnappte mir dieses und jenes, um es später anzuprobieren, als ein plötzlicher Tumult, gleich vor dem Laden, meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Kleider legte ich auf den Tresen, begab mich langsam aus dem Laden, blieb dort hinter einem runden Kleiderständer stehen und analysierte die Situation. Ein Marineoffizier und mindestens zwanzig weitere Soldaten hinter ihm, hatten ihre Waffen auf einen Mann am Boden gerichtet. Er zitterte und hatte seinen Arm schützend vor sein Gesicht gehoben. Eine Frau mit blonden langen Haaren eilte schreiend herbei und kniete sich neben ihn in den Staub. Sie schien hoch schwanger zu sein. „Auf deinen Kopf sind 700‘000 Berry ausgesetzt, Pirat! Warum sollte ich dich nicht gleich erschies-sen?“, sagte der Marineoffizier und trat einen Schritt näher an ihn heran. Der Steckbrief, den er ihm entgegenstreckte, sah dem Mann zwar ähnlich, jedoch konnte es unmöglich er sein. Eine markante Narbe fehlte über seinem linken Auge. Ich trat mit langsamen bemessenen Schritten vor, direkt zwischen die gezogene Waffe des Offiziers und den keuchenden Mann am Boden. „Gibt’s hier ein Problem?“, fragte ich und sah den Marineoffizier unschuldig an. „Treten Sie beiseite, Miss. Das ist ein gefährlicher Pirat hinter Ihnen!“, wies er mich an und wollte mich gerade mit der Hand zur Seite schieben, die den Steckbrief hielt. Ich schnappte mir den Steck-brief und sah ihn mir an: „Das ist nicht der Gesuchte. Sehen Sie selbst. Er hat keine Narbe“, sagte ich, immer noch wie ein Unschuldslamm, und zeigte ihm die Narbe auf dem Bild. Der Offizier besah sich nochmals das Bild und verglich den Verdächtigen damit. „Sie hat Recht. Männer, wir haben den Falschen! Zurück zum Schiff. Hier gibt’s nichts mehr zu tun“, befahl er seinen Männern, ich lächelte ihn an und wandte mich dem Mann und seiner Frau am Boden zu, um ihnen aufzuhelfen. Dabei rutschten mir jedoch meine Haare nach vorne und entblössten mein tätowiertes rechtes Schulterblatt. „Sie ist ein Whitebeard Pirat! Ergreift sie!“, rief der Offizier hinter mir und ich hörte wie die Soldaten auf mich zu schiessen begannen. Ich empfahl mich den beiden unschuldigen Bürgern mit einem Lächeln und rannte die Strasse zurück. Ausgerechnet an diesem ruhigen Nachmittag. Konnte ich denn nicht ein einziges mal in ruhe shoppen gehen?! Auf meinem Weg hinterliess ich einige kleine rote Flammen, blieb etwas weiter vorne stehen und drehte mich lächelnd zu den Soldaten um: „Ihr wollt doch keiner Frau etwas zu leide tun“, sagte ich und sah wie einige von ihnen tatsächlich verunsichert ihre Gewehre sinken liessen, beim Anblick meines Schmollmundes. Mit einem Schnippen liess ich die Flammen zu ihren Füssen in einen riesigen Feuerschwall aufgehen, der die Hälfte der Männer in sich verschlang und rannte weiter. Der Offizier selbst verfolgte mich nun an der Spitze seiner übriggebliebenen Soldaten. Irgendwann wurde ich jedoch des Laufens müde und blieb wiederum stehen. Dieses Mal aber ausserhalb der Menschenmenge, gleich am Strand am Stadtrand, damit niemand zu Schaden kam. „Gibst du also endlich auf, Pirat?“, rief der Offizier triumphierend. Ich schnaubte: „Als ob“, formte die Flammen um mich herum zu einem Bogen und einem Pfeil und schoss genau auf die Soldaten. Der Pfeil teilte sich im Flug in duzende von kleinen Flammen auf, welche alle auf Soldaten trafen und auf ein Schnippen meinerseits, wiederum explodierten. Dieses Mal jedoch in die Form von Stahlketten, welche die Soldaten nur in Schach halten sollten. „Eine interessante Fähigkeit hast du da. Erinnert mich irgendwie an die von Portgas D. Ace…“, be-merkte der Offizier und hob langsam eine Hand. Hatte er etwa Teufelskräfte? Wie um meine Fagge zu beantworten begann der Boden unter mir zu beben. Und plötzlich schoss ein spitzer Felsen unter meinen Füssen hervor, der mich offensichtlich hätte aufspiessen sollen. Aber indem ich komplett in Flammen aufging, wehrte ich diese Attacke problemlos ab. Ich landete wenige Meter vor ihm wieder auf den Füssen. Ein triumphales Lächeln formte sich um meine Lippen und ich zog meinen Dolch, den ich sogleich mit Haki versetzten Flammen einhüllte. Ich ging auf ihn zu, seine Attacken waren nutzlos gegen Logia wie mich. Doch die Tatsache, dass er nicht einmal versuchte mehr Abstand zwischen uns zu bringen, machte mich ein wenig stutzig. Immer dieselben Attacken zu bringen würde ihm nichts nützen. Die pausenlos hochschiessenden Felsen umging ich mühelos, wie ich es vorhin schon getan hatte. Als ich den Dolch in Richtung seines Kopfes schwang, blockte er meinen Arm mit seinem. Ich setzte sofort einen Kick auf seine Schläfe nach, welchen er mit seinem anderen Arm abwehrte, den er zu Stein hatte werden lassen. Er konnte also Gestein nicht nur kontrollieren… Weitere Kicks folgten; in seine Magengrube, auf die Schläfen, auf die Beine, alle wurden sie geblockt. Dann sprang ich auf, drehte mich schnell in der Luft und schmetterte meine rechte Ferse direkt auf seinen Kopf herunter. Im ersten Moment war er noch komplett zu Stein geworden, im nächsten zerbarst sein ganzer Körper zu Staub. Es schien, als hätte er sich zu Kalkstein verwandelt bevor ich zum Sprung angesetzt hatte. Denn die winzigen Staubpartikel, erschwerten mir nicht nur die Sicht, als ich wieder auf dem Boden landete, sondern drangen auch in unangenehmer Anzahl in meine Atemwege ein, sodass ich heftig zu husten begann. Ein triumphales Lächeln breitete sich dennoch auf meinem Gesicht aus und ich wandte mich gerade zum Gehen, als ich bemerkte, dass etwas nicht stimmen konnte. Keine drei Meter hatte ich mich von unserem Kampfplatz entfernt, da schien der Staub in meinem Mund sich zu verfestigen. Ich fasste mir reflexartig mit meiner freien Hand an die Kehle, als diese auch auszutrocknen schien. Meine Lungen schienen keinen Sauerstoff mehr aufnehmen zu wollen und eine schnappende Atmung setzte ein. Es fühlte sich an, als wären sämtliche Atemwege mit Beton ausgekleidet. „Deinem Gegner den Rücken zuzuwenden, ist keine sehr weise Entscheidung, ausser du bist dir absolut sicher, dass er tot ist…“, erklang die überhebliche Stimme des Offiziers hinter mir. Ich drehte mich zu ihm um. Er hatte eine Hand gehoben und formte sie ruckartig zur Faust. Ein reissender Schmerz durchfuhr meine Kehle, als wäre gerade meine Luftröhre entzwei gerissen worden. „Ich kann die Staubpartikel in deinen Atemwegen so weit verfestigen, dass deine Organe zu bröckeln beginnen, solltest du dich falsch bewegen“, hörte ich den Mistkerl sagen. Ich fiel keuchend auf die Knie, denn das Wenige, was ich noch an Sauerstoff aufnehmen konnte, reichte knapp, um nicht ohnmächtig zu werden. Sollte das geschehen, war alles vorbei. Mit langsa-men Schritten, welche ihre Spur im Sand hinterliessen, kam der Offizier auf mich zu. Der Dolch in meiner Hand, war nur noch sehr spärlich von Flammen umhüllt und das bisschen, was noch übrig war, schien ebenso zu schwinden, wie mein Bewusstsein. Die Flammen, die bis anhin die Soldaten in Schach gehalten hatten, hatten sich auch bereits aufgelöst, was mir das Geräusch sich schnell nähernder Schritte und das mehrmalige Klick-Geräusch der geladenen Gewehre, die wohl auf mich gerichtet waren, verriet. Allmählich begannen schwarze Punkte meine Sicht zu verschleiern und nur durch mehrmaliges Blinzeln konnte ich den langsam auf mich zukommenden Mistkerl im Auge behalten. Mehrere Hände packten mich plötzlich an Schultern und Armen und rissen mich hoch. Ich fuchtelte wild mit dem Dolch um mich, in der Hoffnung möglichst viele von diesen Typen zu verletzten, damit sie mich losliessen. Der Offizier stand bereits vor mir und packte mich mit einer Hand fest am Kinn. Er drückte so fest von beiden Seiten in meine Wangen, dass ich begann Blut zu schmecken und gezwungen war, ihm in seine unerbittlichen, machtbesessenen Augen zu schauen. „Eigentlich sollte ich dich gleich töten, aber wenn ich dich lebend nach Impel Down bringe, winkt mir eine schöne Beförderung“, er grinste hämisch und entblösste dabei seine ekligen gelben Zähne. Nur schon der Gedanke an das Hochsicherheitsgefängnis liess mich panisch werden und ich holte noch einmal mit dem Dolch aus. Mit einem letzten Hieb, hinterliess ich einen tiefen Schnitt auf der gesamten linken Gesichtshälfte des Offiziers, der mich schreiend losliess und zurück wich. Seine Teufelskräfte liessen, dank des Kairouseki an meinem Dolch, augenblicklich nach, jedoch fiel mir das Atmen, aufgrund des Staubs immer noch sehr schwer. Ich nutzte die Gelegenheit, eine weitere würde sich mir nicht mehr bieten, und ging in Flammen auf, was die Soldaten veranlasste mich loszulassen. Normalerweise wäre es für mich kein Problem gewesen in dieser Form bis zurück zur Moby Dick zu fliegen, in meiner jetzigen Verfassung schaffte ich es jedoch nur knapp bis zur Stadt zurück. Ich krachte sehr unsanft auf dem Boden einer belebten Strasse auf. Der Aufprall löste einen reissenden Schmerz in meinem rechten Bein aus, der mich kurz aufschrien liess. Ich biss mir kräftig auf die Lippen, um den Schrei zu unterdrücken und zwang mich aufzustehen. Weit hinter mir konnte ich schon das Geschrei der Soldaten hören, die auf dem Weg hier her waren. Den Dolch behielt ich in der Hand, darauf bedacht ihn jederzeit einsetzen zu können. Die Menschen um mich herum starrten mich mit Schrecken und Besorgnis an. Doch ich machte mir nichts vor. Ihre Besorgnis galt nicht mir, sondern ihnen selbst, da sie fürchteten in irgendeine schlimme Sache verwickelt zu werden, würden sie mir helfen. Einen Schritt nach dem anderen bahnte ich mir so schnell ich konnte meinen Weg durch die Leute, die aufgrund meines Anblicks, zur Seite wichen. Den Schmerz in meinem Bein ignorierte ich so gut es ging und begann zu rennen. Meine Kehle füllte sich zwar einigermassen mit Luft, dennoch gelang es mir nicht richtig zu atmen. Hastig sah ich mich immer wieder um. Meine Verfolger begannen aufzuholen. Ich konnte schon die Gewehrschüsse hören. Schliesslich erreichte ich wieder den Laden, vor dem zuvor alles angefangen hatte. Schnell duckte ich mich in den kühlen Schatten der Gasse zwischen dem Laden und dem nebenstehenden Haus. Ich keuchte schwer und hielt mir die Hand vor den Mund, damit meine heftige Atmung mich nicht verriet. Doch die plötzliche Präsenz einer Person zog meine Aufmerksamkeit auf sich und ich wirbelte herum, packte die Person am Hals und drückte sie gegen die Wand, gegen welche ich mich gerade noch gelehnt hatte. Mein Dolch ruhte an ihrer Kehle. Ich riss ihr die Kapuze ihres dunkelbraunen Umhangs vom Kopf und starrte in die verängstigten hellblauen Augen einer blonden Frau. Sofort erkannte ich sie als jene Frau, deren Mann ich vorhin vor der Marine gerettet hatte. Ich liess sie augenblicklich los und wich einen Schritt zurück. „Tut mir leid… ich dachte…“, flüsterte ich unter enormen Schmerzen, da meine Kehle mir scheinbar nicht zu sprechen erlauben wollte. „Schon gut. Komm schnell“, flüsterte die Frau hastig und warf mir ihren braunen Umhang über. Sie zog die Kapuze sorgfältig tief in mein Gesicht, damit ich nicht erkannt werden konnte und sah mich an. „Sag mir wo ich dich hinbringen soll. In der Stadt bist du nicht sicher“ „Hafen… Moby Dick…“, krächzte ich und hustete. Blut tropfte auf meine vorgehaltene Hand und ich wischte sie mir schnell an meiner Hose ab. „Der Hafen. Gut. Hier zieh die hier an und gib mir deine“, fuhr die Frau fort und hielt mir ihre Schuhe hin. Ich sah sie fragend an und tauschte meine Schuhe. „Sie würden dich erkennen mit den Schuhen“, sagte sie schlicht „So und jetzt komm. Geh geduckt und halte dich an meiner Seite. Ich bin übrigens Marie“. Sie lächelte mich an und ich war ihr jetzt schon aus tiefstem Herzen dankbar. Ich öffnete meinen Mund, um ihr meinen Namen zu nennen doch ich hustete wieder und spuckte Blut auf den Boden. „Glaubst du, du schaffst es bis zum Hafen, ohne zu husten?“, fragte Marie unsicher und ich nickte. Wir traten aus dem Schatten. Marie hatte einen Arm um meine Schultern gelegt und ich musste mir mit meinem Bein nicht einmal grosse Mühe geben, geduckt zu gehen. Wir gingen geradewegs auf eine Gruppe, mich verfolgenden Soldaten zu, als uns einer von ihnen ansprach. „Hey! Ihr da! Habt Ihr eine Frau gesehen? Rote Haare, etwa so gross wie Ihr und schwer verletzt?“ „Ja. Das habe ich!“, antwortete Marie panisch „Sie hat meine arme Mutter hier beinahe zu Tode erschreckt, das Weibsbild! Sie ist da lang gerannt! Zwischen den Häusern hindurch in eine Gasse“ „Verstanden. Danke!“, erwiderte der Soldat und bedeutete seinen Kameraden ihm zu folgen. Alle Soldaten schienen über ein Dendenmushi informiert worden zu sein, denn alle weiteren Soldaten, die uns noch entgegen gerannt kamen, schienen sich nicht mehr für Informationen zu interessieren und beachteten uns nicht weiter. Als wir aus der Stadt traten und die Stege erreichten, machte Marie plötzlich Halt. „Ist das die... Moby Dick?“, fragte sie ungläubig und wie ich erkennen konnte, als ich leicht den Kopf hob, mit riesigen Augen. Ihr Blick verriet sowohl Bewunderung, in Anbetracht des riesigen Schiffs, das vor ihr lag, aber auch Unsicherheit, oder gar etwas Angst. Ich nickte: „K-keine Angst…“, krächzte ich und liess mich von ihr zum Schiff führen. Kaum hatten wir das Schiff erreicht erschien plötzlich eine blaue Flamme vor uns und Marco nahm Gestalt an. Mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen sah er auf die eingeschüchterte Marie neben mir und auf mich hinunter. „Was wollt ihr denn hier?“, fragte er kalt. „I-Ich… also wir… ich habe…“, stotterte Marie und ich nahm die Kapuze ab, richtete mich auf und hustete schwer. Sofort fing mich Marco auf, als ich drohte vornüber zu kippen, und hob mich in seine Arme. „Jess! Was ist passiert?“, rief er aus und sah Marie fragend an, „Komm mit“, sagte er und ging an Bord, Marie hinter sich her trottend. „Ein Arzt! Schnell!“, befahl Marco und trat die Tür zum Unterdeck auf. Ich konnte kaum noch was erkennen, nur dass blaue Flammen mich umgaben und offenbar versuchten mich zu heilen. Marco hatte diese Fähigkeit nämlich auch. Die Tür zum Krankenzimmer wurde aufgetreten und Marco legte mich sachte auf eines der Krankenbetten. Ich sah noch wie Marie durch die Tür kam und mich besorgt ansah und leicht aufmunternd lächelte, dann verschwamm alles um mich herum. Die Geräusche verschmolzen zu einem Rauschen und ein dunkler Schleier vernebelte meine Sicht und meine Sinne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)