Babylon-6 - 01 von ulimann644 (Geheimnisse) ================================================================================ Kapitel 2: Überraschungen ------------------------- Als Generalmajor Lynden B. Hayes am nächsten Morgen unter der Dusche stand ließ er den gestrigen Abend noch einmal Revue passieren. Was hatte sich Commander Irina Zaizewa nur bei ihrem Verhalten ihm gegenüber gedacht? Er hakte diese kleine Episode ab. Wenn sich herausstellte, dass Commander Zaizewa ein guter Offizier war, so wie es nach ihrer Dienstakte den Anschein hatte, dann würde er diesen Ausrutscher der Russin nicht mehr weiter thematisieren. Während er das heiße Wasser genoss verzogen sich seine Gesichtszüge gegen seinen Willen zu einem ironischen Schmunzeln. Auch er hatte sich gestern Abend, als er Irina Zaizewa androhte, sie über´s Knie zu legen, nicht gerade so verhalten wie er es nach Knigge hätte tun sollen. Er stellte sich wieder ihren Anblick und ihre Nähe vor, als sie seinen Unterarm berührt hatte und er spürte dabei ein seltsamen Kribbeln durch seinen Körper rieseln. Im nächsten Moment nannte er sich einen alten Narren. Hatte er sich etwa eingebildet als Mann Eindruck auf diese Frau gemacht zu haben? Sie könnte Jüngere haben, die besser aussahen als er. Etwas verwundert stellte er fest, dass ihn dieser Gedanke wütend machte und er konzentrierte sich darauf an etwas anderes zu denken. Ein Fehler, wie sich gleich darauf herausstellte, denn das PSI-Symbol erschien dabei vor seinem geistigen Auge und unwillkürlich durchzuckte ihn wieder brennender Hass, von dem er geglaubt hatte, ihn gut unter Kontrolle zu haben. Doch es gab immer noch Momente, so wie gestern Abend, in denen dieser längst besiegt geglaubte Hass wieder an die Oberfläche kam. Eine Zeitlang hatte er sogar geglaubt es wäre vorbei gewesen. Doch es war nicht vorbei... Gewaltsam riss sich Hayes von diesem Gefühl los, als er merkte, dass es ihn beinahe mit sich riss. Er musste sich davon befreien, und sich nun auf das konzentrieren, was vor ihm lag. Und dazu gehörte auch die zukünftige Zusammenarbeit mit Irina Zaizewa, die ihn in manchen Dingen so sehr an seine verstorbene Frau erinnerte. Dabei war es nicht nur eine gewisse äußere Ähnlichkeit, sondern auch die Art, wie sie ihn gestern angesehen hatte. Nun – er würde schon damit klarkommen, dessen war er sich sicher. Lynden B. Hayes lenkte sich ab, indem er an seinen Auftrag dachte, der ihn hierher geführt hatte. Einen Teil davon hatte er den Führungsoffizieren der Station bereits gestern Abend preisgegeben. Einen anderen Teil, darunter die wirkliche Neuerung dieser Militärbasis, würde er heute Vormittag enthüllen. Einen strategischen Vorteil, der allen Raumstationen, die bisher von Menschenhand gebaut worden waren, gefehlt hatte. Bei diesem Gedanken entspannten sich die verkniffenen Gesichtszüge des Generals etwas. MFB-VI-023 würde eine ganz neue Generation von Militärbasen darstellen. Schon in wenigen Jahren, so hoffte das Oberkommando der Erdstreitkräfte, würde man weitere Stationen dieses Typs bauen können – dann mit verbesserten Techniken und neuartigen Fertigungsmethoden, die man anhand der Zugehörigkeit zur Interstellaren Allianz zu erlangen hoffte. Doch das war noch Zukunftsmusik. Entscheidend würde sein, wie sich diese Station in der Praxis behaupten würde, bevor man einen Schritt weiter ging. Der grauhaarige Mann beendete seine Morgentoilette. Während er sich im Schlafraum seines Quartiers ankleidete beobachtete er seine Figur kritisch im Spiegel. Ein leichter Bauchansatz ließ sich nicht verleugnen, obgleich er sonst eine recht athletische Erscheinung machte. Breitschultrig, mit kräftigen Armen und Beinen machte er insgesamt eine gute Figur, auch wenn Hayes in dieser Hinsicht eine etwas andere Meinung vertrat. Er gehörte zu jenen Männern, die bei sich selbst höhere Maßstäbe anlegten, als bei anderen, und das in allen Belangen. Er aß einfach zu gerne und zu reichhaltig, und er konnte Süßigkeiten nur schwer widerstehen. Dass er über die Jahre nicht längst aufgegangen war, wie ein Hefekloß verdankte er der Tatsache, dass er zum Ausgleich sehr viel und gerne Sport trieb. Friss die Hälfte, und du kannst mit den jungen Schnöseln locker mithalten, dachte er grimmig und zog etwas den Bauch ein. Seufzend, da er wusste, das dies kaum eine realistische Option war, kleidete er sich weiter an, betrat die abgeteilte Küche seines großzügig dimensionierten Wohnbereichs und machte sich ein Frühstück, das weniger reichhaltig war und mehr Obst beinhaltete, als gewöhnlich. Als ihm dies schließlich bewusst wurde murmelte er eine Verwünschung. Zumindest an seinen Trinkgewohnheiten brauchte er nichts zu ändern, denn seinen Kaffee trank der General schon seit seiner Akademiezeit schwarz. Er verwarf schließlich alle Gedanken an Idealmaße und an Flirts mit Frauen um sich langsam wieder auf den Auftrag zu konzentrieren, der ihn hierher gebracht hatte. Er sagte sich, dass er schon viel zu alt für solche Abenteuer war. Mit ernster Miene trank Hayes seinen Kaffee aus, stellte die Tasse in den Spülautomat und machte sich auf den Weg zur Kommandozentrale. Als er gute fünf Minuten vor der Zeit dort eintraf waren alle anderen Offiziere, die sich bis um 10:00 Uhr einfinden sollten, anwesend. Lediglich Commander Zaizewa fehlte noch, was dem Generalmajor missfiel. Also übte er sich in Geduld, bis die Frau schließlich eine Minute vor der Zeit eintraf. Da sie pünktlich war, hatte er keine Handhabe sie zu rügen. Vielleicht war es im Moment genau das, was ihn verstimmte. Lynden B. Hayes räusperte sich schließlich und blickte in die Runde. Zusätzlich zu den gestern auf dem Empfang anwesenden Offizieren, und der Basiscrew, die in der geräumigen Zentrale Dienst tat, war Commander Melanie Sterling anwesend, die von Hayes kurzfristig dazu gebeten worden war. Alle warteten gespannt auf das, was er am Vorabend bereits hatte durchblicken lassen. Lediglich die dunkelhaarige Melanie Sterling bildete hier eine Ausnahme. „Guten Morgen“, grüßte Hayes, der direkt an den Kommandokontrollen, neben Commander Zaizewa stand, in die Runde. „Ich habe Sie alle hierher kommen lassen, um ihnen zu demonstrieren, wozu diese Station in der Lage ist. Bisher wurden Militärbasen stets in der Nähe von Hypersprungtoren stationiert, wie Sie alle wissen. Dass dies bei dieser Station anders ist hat einen guten Grund, meine Damen und Herren.“ Damit beugte sich Hayes etwas vor und gab in schneller Folge einen Kommandocode ein, den er offensichtlich auswendig gelernt hatte. Danach folgte eine Freigabe der Stufe: Ultraviolett, wie Commander Zaizewa erstaunt feststellte. Dann sagte der Generalmajor lächelnd: „Bitte achten Sie auf den Frontsektor der Station.“ Die Anwesenden drängten sich hinter Zaizewa und dem General zusammen während Hayes eine spezielle Schaltung vornahm. Gleich darauf blitzte es an den Spitzen der Doppelgabel, die sich vor ihnen in den Raum hinaus reckte, grellweiß auf und im nächsten Moment ging ein überraschtes Raunen durch den Kommandoraum, als sich einhundert Kilometer vor der Station ein gelblich strahlender Hyperraumvortex etablierte. Auch Esposito, der bereits eine Menge gesehen und erlebt hatte, starrte gebannt aus dem gewaltigen Panzerglasfenster nach draußen. Eine Raumstation, die gleichzeitig in der Lage war ein Hyperraumvortex zu generieren, war ein absolutes Novum. Hayes ließ den Eindruck auf die Anwesenden wirken, bevor er die Demonstration beendete und den Vortex wieder deaktivierte. Lächelnd stellte er fest, dass seine Überraschung gelungen war, denn zunächst war niemand in der Lage etwas zu sagen. Als schließlich das erste unterdrückte Gemurmel laut wurde hob Hayes die Hand und wandte sich den Führungsoffizieren zu. „Diese bisher einmalige Neuerung an Bord einer Station der O´NEILL-KLASSE stellt einen bedeutenden strategischen Vorteil für uns dar, da wir hier, und bei zukünftigen Stationen dieser Klasse nicht mehr auf ein Hyperraumsprungtor angewiesen sein werden. Sprungtore sind schutzlos allen Angriffen und äußeren Einflüssen des Weltraums ausgeliefert. Die Vortex-Generatoren dieser Station liegen geschützt im Innern dieser Station – und sie sind durch die Waffensysteme dieser Station gleichzeitig gut gesichert.“ Er wandte sich zu Irina Zaizewa. „Ich werde Ihnen im Anschluss an diese Vorführung die Zugangscodes geben, und die Schaltung erläutern. In genau einer Stunde werden Sie dann, unter meiner Aufsicht, einen Vortex etablieren, und Commander Sterling wird an Bord ihres Starfury-Jägers in den Hyperraum eindringen.“ Zaizewa nickte knapp und nichts deutete dabei auf ihren Disput mit Hayes am Vorabend hin. Der General taxierte sie einen kurzen Moment lang und wandte sich dann Sterling zu. „Commander Sterling, Sie kennen den Code um eine Aktivierung des Vortex anzufordern, wenn Sie sich im Hyperraum befinden. Im Gegensatz zur Standardverfahrensweise erfolgt daraufhin eine Sicherheitsüberprüfung ihres Transponders, der Sie als zugangsberechtigt ausweist. Es genügt also nicht, lediglich den Code zu kennen, um den Vortex generieren zu können. Nur ein Schiff mit gültigem Transpondersignal wird als berechtigt anerkannt – und nur dann gibt der Stationscomputer die Schaltkreise zum generieren des Hypervortex´ frei.“ „Verstanden, General“, bestätigte die zierliche Frau mit den unternehmungslustig funkelnden, eisgrauen Augen. „Wie lange bleibe ich im Hyperraum?“ „Fünf Minuten, Commander. Bitte unternehmen Sie keinen längeren Ausflug.“ Melanie Sterlings Gesicht drückte so etwas wie Bedauern aus, als sie erwiderte: „In Ordnung, Sir. Also lediglich eine Runde um den Block.“ Hayes nickte schmunzelnd und wandte sich wieder an alle Anwesenden. „Gestern deutete ich bereits an, dass unser Hiersein einen ernsten Grund hat. Nun, unser Geheimdienst sammelt bereits seit einiger Zeit Informationen, nach denen die im Telepathen-Krieg entkommenen Telepathen des später aufgelösten PSI-Corps insgeheim ein neues Corps gegründet haben, und nicht nur das: Es erhärten sich Hinweise darauf, dass diese neue Organisation über erhebliche Macht- und Finanzmittel verfügt. Niemand konnte bisher ermitteln woher diese Mittel stammen, es gibt jedoch Hinweise darauf, dass unser Sieg gegen die Raiders, im Jahr 2258 nicht halb so erfolgreich war, wie es seinerzeit den Anschein hatte. Wenn das stimmt, dann erwartet uns möglicherweise ein neuer, interstellarer Konflikt, der sich eventuell über Jahre dahinziehen könnte. Das Oberkommando der Erdstreitkräfte rechnet mit einem möglichen Überraschungsangriff, darum wurde diese schwer bewaffnete Basis errichtet.“ Hayes endete und ließ seine Worte in die Gemüter der anwesenden Offiziere eindringen, bevor er meinte: „Das wäre im Moment alles, meine Damen und Herren. Bitte gehen Sie nun wieder auf Ihre Stationen.“ Während sich die Menge, angeregt mit einander unterhaltend, dem Ausgang zu wandte, widmete Hayes seine Aufmerksamkeit nun Irina Zaizewa. Die russische Frau hatte heute Morgen ihr Haar zu einem Bauernzopf geflochten, und es stand ihr ausgezeichnet, wie der General zugeben musste. Ihr ebenmäßiges Gesicht wirkte im hellen Kunstlicht der Kommandozentrale beinahe wie aus Porzellan. Hayes wischte den Gedanken daran beiseite und nestelte an seiner Uniformtasche, bis er eine Kunststofffolie zutage gefördert hatte. Während er Zaizewa die handtellergroße Karte überreichte, sagte er ernst: „Achten Sie gut auf diese Kommandocodes, Commander. Sobald Commander Sterling sich an Bord ihres Jägers vor der Station befindet, und uns ihre Bereitschaft signalisiert, erkläre ich Ihnen die Aktivierung des Vortex und Sie werden sie ausführen. Wenn Sie es erst einmal ein paarmal gemacht haben, wird es Ihnen in Fleisch und Blut übergehen.“ „Ja, Sir“, antwortete die Russin. Es klang distanziert und Hayes störte sich etwas daran. Er war versucht etwas wegen des gestrigen Abends zu sagen, unterließ es dann aber, da er nicht in der Lage war, die richtigen Worte zu finden. Mit der Zeit würden sie sich schon zusammenraufen, und der General verwünschte die Tatsache, dass sein brennender Hass auf Telepathen ihm momentan dabei im Weg stand, denn tief in seinem Inneren, auch wenn es ihm in diesem Moment noch nicht bewusst war, erwuchsen ganz und gar andere Gefühle für Irina Zaizewa.   * * *   Commander Melanie Sterling saß in ihrem X-förmigen Jäger und starrte durch die offene Hangarrampe der SHERIDAN ins All hinaus. Dieses neuartige Trägerschlachtschiff besaß derer gleich vier Stück – zwei, über einander liegend für je 24 Jäger oder Jagdbomber und diverse Shuttles, an Steuerbord und an Backbord. Als die Startfreigabe einlief, startete sie den kleinen aber schwer bewaffneten, wendigen Raumjäger und raste in den Weltraum hinaus. Eine sanfte Linkskurve fliegend, nahm sie Kontakt zu BABYLON 6 auf, und meldete ihre Bereitschaft für den kommenden Test. Durch die entspiegelte Scheibe ihres Helmes blickte die brünette Frau auf die Instrumente und Zielerfassungssysteme. Dies war zwar nur ein Routineflug, aber die, in Australien geborene und aufgewachsene, zierliche Frau hatte sich angewöhnt, auch bei Kurzeinsätzen mit allen Eventualitäten zu rechnen und sich darauf vorzubereiten. Ihr Vater hatte oft behauptet, dies sei ein Erbe ihrer deutschen Mutter. Im nächsten Moment krachte die Stimme des Operations-Offiziers aus den Helmempfängern: „Hier BABYLON 6 Kontrolle – Wir haben verstanden. Hyperraumvortex wird generiert, Commander.“ Melanie Sterlings schmale Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Grinsen. Der inoffizielle Name der Station hatte offensichtlich bereits im dienstlichen Sprachgebrauch Einzug gehalten. Dann antwortete sie: „Verstanden, BABYLON 6.“ Gleich darauf schlugen die Anzeigen der Energieortung des kleinen Raumjägers aus, und vor dem Schiff bildete sich rasch der bekannte, gelblich glühende Eingangskanal in den Hyperraum. Sterling aktivierte die vier Triebwerke des Jägers und flog schnell beschleunigend auf das tiefschwarze Zentrum das Vortex zu. Als sie die Randausläufer des mehrere Kilometer durchmessenden Hyperdurchgangs erreicht hatte, wurde ihr Jäger von den Einflüssen des Hyperraums erfasst und erfuhr eine signifikante Beschleunigung, deren Auswirkungen jedoch nicht spürbar wurden, da bereits im Innern des Vortex andere Naturgesetze ihre Gültigkeit besaßen. Im nächsten Moment wurde draußen das düsterrote Wallen und Wabbern des Hyperraums sichtbar, während sich hinter ihr der Vortex bereits geschlossen hatte. „Nun denn!“, murmelte Melanie Sterling zu sich selbst, nahm die Leistung ihrer Triebwerke zurück und blickte hinaus in die stürmische und albtraumhaft rot glühende Umgebung, die keinerlei Referenzpunkte bot. Sie sollte nicht zu weit weg fliegen hatte der General angeordnet. Sie würde nun etwas länger als zwei Minuten geradeaus fliegen, dann wenden und zurückkehren, um den Hyperraum wieder zu verlassen. Wenn alles gut ging. Für den Fall, dass etwas mit der Erzeugung nicht klappen sollte, gab es den Ausweichplan, dass die EAS ANDROMEDA ihr nach weiteren fünf Minuten folgen sollte, um ihren Jäger an Bord zu nehmen, um anschließen mit ihr den Hyperraum zu verlassen. Die Zeit schien sich zu dehnen und die erste Minute schien Sterling eine halbe Ewigkeit zu dauern. Als die zweite Minute beinahe um war, schreckte sie ein Signal von den Instrumenten aus ihren Gedanken. Sie kontrollierte die Anzeigen und zu ihrer Verblüffung zeigte der Ortungsschirm ihres Jägers das schwache Peilsignal eines Hyperraumleitstrahls an. Ein solches Signal durfte es in der Umgebung von BABYLON 6 gar nicht geben, denn in der näheren und weiteren Nachbarschaft der Geheimbasis gab es keine Hyperraumsprungtore. Und nur sie sendeten ein solches Signal in den Hyperraum. Diese Peilstrahlen dienten dazu, im Hyperraum zwischen den Sprungtoren navigieren zu können. Entfernte sich ein Raumschiff zu weit vom Leitstrahl dann verirrte es sich, ohne Aussicht auf Rettung in den Strömungen des Hyperraums. Lediglich die älteren Völker, wie die Vorlonen oder die Schatten hatten es verstanden ohne solche Hilfen im Hyperraum zu navigieren, weil sie in der Lage gewesen waren die Energieunterschiede und Strömungen anzumessen. „Computer, bestätige das Vorhandensein eines Hyperpeilsignals auf 01-92-266.“ „Leitstrahl bestätigt auf 01-92-266“, meldete die modulierte Stimme des Bordcomputers. Melanie Sterlings Neugier war geweckt. Sie pfiff darauf umzukehren sondern flog weiter geradeaus, wobei sie eine leichte Kurskorrektur nach links oben vornahm. Dabei erkundigte sie sich: „Computer: Welches Hyperraumsprungtor sendet diesen Leitstrahl?“ „Der Leitstrahl besitzt keine Kennsignatur“, antwortete der Computer prompt, und Melanie Sterling spürte ein seltsames Gefühl in ihrer Magengegend. Ein Hyperleitstrahl ohne Kennung – das konnte es gar nicht geben. Noch dazu hier. Sie überlegte kurz und befahl dann: „Computer, setze einen Kurs entlang des Leitstrahls in Richtung des Peilsignals!“ Im nächsten Moment ertönte der Ortungsalarm und Melanie Sterling dachte ironisch daran, dass dieser Flug nun alles Andere war, als langweilig. Sie justierte die Scanner und machte mehrere Objekte aus, die sie jedoch nicht identifizieren konnte. Im nächsten Moment waren sie fort, und es dauerte einen Moment, bis die Frau erfasste, dass sie aus eigener Kraft den Hyperraum verlassen haben mussten. Einen Hyperraumtor-Vortex hätte sie deutlich angemessen. „Verdammt!“, fluchte sie und entschied spontan umzukehren. Sie war bereits eine Minute überfällig und Hayes würde sich sicherlich für diese rätselhaften Vorgänge interessieren. Möglicherweise war sogar die Station von den unbekannten Raumschiffen geortet worden, um wen immer es sich dabei handeln mochte. Dabei fielen ihr wieder die Worte des Generals ein. War ihnen der erwähnte Gegner bereits zuvor gekommen und wusste um BABYLON 6?“ Wieder fluchte die Frau mit den braun-schwarzen Haaren und beeilte sich schließlich das Aktivierungssignal für die Hypervortex-Projektoren der Militärbasis zu senden. Es dauerte etwas länger, als üblich, bis sich vor ihrem Jäger der bläulich schimmernde Austrittskanal etablierte. Durch den Kanal jagend verzögerte das kleine Raumschiff und vor Melanie Sterling lag die Raumstation MFB-VI-023 in ihrer gesamten Pracht. Noch während sie auf die SHERIDAN zu glitt, nahm sie Verbindung zu BABYLON 6 auf und verlangte General Hayes zu sprechen. Als der Generalmajor sich gleich darauf meldete, erklärte die Australierin ihre Verspätung und berichtete von dem, was sie während ihres kurzen Ausfluges erlebt hatte. Ohne viel zeit zu verlieren entschied Hayes: „Sobald Sie an Bord sind, wird die SHERIDAN, zusammen mit der ANDROMEDA und der LEXINGTON, die Sache untersuchen. Sie halten ihre Geschwader bereit, Commander. Wenn uns da draußen jemand aufgespürt hat, dann will ich wissen wer er ist, und woher er kommt! Gute Jagd.“ „Verstanden, Sir!“ Noch während sie in den Hangar der SHERIDAN einflog informierte Hayes seinen Stellvertreter und kaum dass sie gelandet war und den Jäger erneut auf die Ausflugsöffnung ausrichtete, erkannte sie, dass die SHERIDAN Fahrt aufnahm. Gleichzeitig meldete sich Esposito: „Melanie, ich habe die Alpha- Beta- und Gamma-Staffel alarmiert. 24 Starfurys sollten zunächst einmal genügen um den Verband vor Ort zu decken, wenn wir unser Ziel erreicht haben. Sobald ich das Signal gebe starten Sie und fächern vor den drei Schiffen auf.“ Melanie Sterling, die sich bereits seit zwei Jahren mit Esposito duzte, bestätigte die Anweisungen und schloss dann für einen kurzen Moment die Augen. Ihr Gefühl sagte ihr, dass ihnen allen unruhige Zeiten bevor standen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)