Hi no Tori von Lilly_Mae (Vogel des Feuers) ================================================================================ Part I ------ Die Sonne knallte auf die arbeitenden Männer herab. Viele hatte schon ihre Shirts und Hemden ausgezogen, um der Hitze zu trotzen bzw. Sich ein bisschen Abkühlung zu verschaffen. Ein Schweißfilm hatte sich auf der Haut gebildet und dieser perlte ab und zu von ihren Körpern. Auch der Kommandant der ersten Division der Whitebeard – Piraten war von dem Wetter nicht an getan. Seufzend stand er auf dem Steg vor der Planke und sah auf seine Division, die die Einkäufe auf das Schiff trugen. Mit den Klemmbrett in der Hand kontrollierte er und notierte sich die hinein gebrachte Ware. Es war ein langweiliger aber notwendiger Job. Ab und zu kam Gejammer und Gemurre von den Männern, wurde aber durch einen gelangweilten Blick kaum zur Kenntnis genommen. Die Arbeit wurde trotzdem verrichtet. Auch er wusste, dass diese elendige Hitze unangenehm war, aber auf dieser Sommerinsel war es eben ein normaler Tag bei 'angenehmer' Temperatur, kannten sie doch noch größere Hitzen. Ein leises Tippen auf seiner Schulter ließ ihn sich umdrehen. Eine Braue wanderte nach oben, als er die kleine Person hinter sich sah. Eine junge Frau stand dort. Ein blaues Tuch hatte sie sich über ihre Haare gelegt – trotz der Hitze. Sie ging ihn gerade bis zum Kinn und sah ihn aus großen blauen Augen an, die einen leichten violetten Schein aufwiesen. „Ja?“, fragte er gelangweilt nach. Ein breites Grinsen war auf ihren Lippen und ein schelmisches Glitzern lag in ihren Augen. Ein leichtes Aufschwemmen einer Erinnerung kam Marco in den Sinn, wurde aber durch einen Schütteln wieder vertrieben. Der Blondschopf drehte sich nun ganz zu dem Mädchen um und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was?“, murrte er und schaute auf das kleine Persönchen. Irgendwoher kam sie ihn bekannt vor, doch er konnte es nicht einordnen. Bis sie den Mund aufmachte und er ihre Stimme hörte. ~~‖ • ‖~~ Die Sonne stand schon tief am Himmel und die Straßen der kleinen Stadt waren immer noch voll. Viele der Bewohner musste noch für ihren Lebensunterhalt arbeiten oder waren gerade unterwegs nach Hause oder zum Einkaufen. Niemand bemerkte den kleinen, blonden Jungen, der sich durch die Massen durch mogelte und hier und dort eine Brieftasche mitgehen ließ. War es doch seine Art von Geld verdienen. Und darin war er gut, schließlich tat er dies schon seit klein auf. Als er in eine Gasse seine Beute begutachtete, befand er den heutigen Tag als einen guten Tag. Seine Beute war sehr reichhaltig. Kurz fanden die Scheinen einen Weg in seine Hosentasche und die Brieftasche in die Mülltonne. Zufrieden grinsend trat er wieder auf die Straße. Mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte Marco seinen Weg entlang. Er überlegte, ob er sich von seinem gestohlenen Geld ein Abendessen kaufen sollte, entschied sich aber dagegen. In seinem Versteck hatte er noch genug Vorräte. Ein leises Schluchzen drang an sein Ohr. Ignorierend schritt er weiter. Jeder war hier sich selbst der Nächste. Nur einen kurzen Blick warf er in die dunkle Gasse. Konnte allerdings niemanden erkennen. Nun doch neugierig geworden, wandte er sich zu der Gasse. Vorsichtig und skeptisch betrat er die dunkle Gasse. Man wusste ja nie, was dort lebte. Kisten und Tonnen standen an den Wänden und Müll lag überall herum. Auch wenn er auf der Straße lebte, hatte er ein gewisses Maß an Hygiene. Mit Ekel verzogenem Gesicht trat er weiter in die Dunkelheit. Ein weiteres Schluchzen drang an sein Ohr. Mit gehobener Augenbraue sah er auf die Ursache dieses Schluchzen. Eine zusammen gekauerte Gestalt saß zwischen zwei großen Kisten. Der kleine Körper zuckte unter den Schluchzern. Viel konnte der blonde Junge nicht erkennen. War es doch zu dunkel in dieser Gasse und die Sonne war auch schon halb unter gegangen. Marco kniete sich vor der kleinen Gestalt. Sie hatte lange helle Haare – er wurde sie auf blond, wenn nicht sogar auf weiß schätzen – und irgendein zu großes Hemd über ihren schmalen Körper. Hände und Füße waren verschmutzt und mit Kratzern übersät, sowie auch ihre Arme und Beine. Die Beine hatte sie eng an sich gezogen und darin ihr Gesicht vergraben. Der Blondschopf hob die Hand und wollte ihre Schulter schütteln, als die Gestalt plötzlich ihr Gesicht hob. Große, ängstliche und tränenvolle Augen sahen zu ihm auf und sie wich erschrocken weiter zurück bzw. wollte es, und drückte sich somit enger an die Wand. Ein kurzes erschrockener Aufschrei entkam ihr. Ihre Augen huschten von links nach rechts, um einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Marco erkannte die Angst und Panik, glich sie doch einen in die Enge getriebenes Tier. Beruhigend hob er die Hände, um zu zeigen, dass er ihr nichts tat. Solch armes Persönchen hatte sogar er noch nie gesehen. Irgendwie tat sie ihm Leid, obwohl er sich für seine Mitmenschen sonst nie interessierte, bis auf ihre Brieftaschen. „Keine Angst, ich tu dir nichts, yoi.“, sprach er leise. Die großen Augen blinzelten zu ihm auf. Immer noch rannten ihr die Tränen über die Wangen und ein paar ihrer hellen Haare klebten an ihrer tränennassen Haut. Ihre Hände krampften sich in ihr übergroßen Hemd. „Ist alles in Ordnung, yoi?“, fragte er sie und bekam ein zögerliches Nicken ihrerseits. „Bist du verletzt oder tut dir was weh?“, kam die nächste Frage und bekam als Antwort ein Kopfschütteln. Noch immer sahen ihn übergroße Augen an. Aber das Weinen hatte aufgehört. Den Kopf schief gelegt, sah er auf die Kleinere. Er war in einer Zwickmühle. Schließlich konnte er sie hier nicht so allein lassen. Sie war doch ein kleines wehrloses Mädchen und diese Stadt war nicht gerade bekannt für seine Gutmütigkeit. Wie gesagt, jeder war sich selbst der Nächste. Seufzend erhob sich der Blondschopf und streckte ihr eine Hand hin, die sie verständnislos ansah. Marco verdrehte die Augen. „Na, komm.“, meinte er nur und wartete. Langsam löste sie eine ihrer Hände von den Shirt und tippte kurz seine Hand an, schaute wieder in sein Gesicht und dann auf seine Hand, bis sie ihre hinein legte. Warme Finger umschlossen ihre kalte Hand. Mit einem Ruck zog der blonde Junge das Mädchen auf die bloßen Füsse, was diese leicht straucheln ließ. Sie war klein. Reichte ihn kaum bis zur Schulter. Nachdem sie stand, zog er sie hinter sich her, denn die Nacht war angebrochen. Um diese Uhrzeit trauten sich nur noch die sehr Mutigen heraus. War es eine sehr raue Gegend. Wieder auf der Straße lief Marco diese entlang, mit zügigen Schritten. Wollte er sich doch nicht mit diesen Kriminellen in der Gegend anlegen. Hinter sich spürte er die Präsenz des kleinen Mädchens, das sich an seine Hand klammerte. Ängstlich drängte sie sich an den Größeren. Spürte sie doch eine gewisse Sicherheit bei ihm. Marcos Weg führte sie heraus aus der Stadt und in den angrenzenden Wald hinein. Mit sicherem Schritt durchwanderte er den Wald. Das Mädchen hinter sich stolperte eher, als das sie lief. Noch immer hielt sie seine Hand. Doch die Umklammerung hatte nach gelassen, als sie die Stadt verließen. Nach kurzer Zeit hörte man von weiten Wassergeplätscher. Kurz darauf traten die kleine Gruppe auf eine kleine Lichtung mit einem kleinen Teich und kleinem Wasserfall. Der blonde Junge zog das Mädchen weiter in seinen Unterschlupf, den er versteckt hielt hinter einem selbstgebauten Sichtschutz. Es war eine kleine Höhle, die sich der Blondschopf aus ausrangierten Möbeln zusammen gesucht hatte. Handwerklich begabt war er leider nicht. Würde er eher seinen Daumen als einen Nagel treffen. An der einen Seite hatte er Kiste jeglicher Größe aufgestellt, in denen er seine Vorräte lagerte, so wie einen Topf und eine Pfanne zum Kochen. Auf der anderen Seite gab es eine kaputte und leicht schiefe Kommode, in der er seine Sachen verstaute. Allerdings fehlte die unterste Lade. Daneben hatte er sich ein behelfsmäßiges Bett aufgestellt. Zusammen gesucht aus den Sperrmüll der Stadtbewohner. Ein Glückstreffer waren die Kissen und die Decke, die auf dem Bett lagen. In der Höhle ließ der Blondschopf die Hand das Mädchen los. Verloren stand sie nun im dunklen Raum. Sofort ging er auf die Feuerstelle zu und entfachte mir wenigen Handgriffen ein Feuer, dass seinen Unterschlupf erhellte und erwärmte. Erst dann sah er das junge Mädchen richtig. Hatte er sie doch noch nicht wirklich gesehen in der dunklen Gasse und den Weg hierher. Die langen hellen Haare reichten ihr bis knapp zum Steißbein. Der Feuerschein wurde von ihren Haaren reflektiert, was seiner Vermutung von Weiß leicht bestätigte. Das große Hemd war ihr viel zu groß, zerschlissen und an einigen Stelle zerrissen. Sie war von Kopf bis Fuß verschmutzt. Er ging auf eine der Kisten zu und entnahm ihr eine leichte Decke, die er ihr überreichte. Leicht zitternd nahm sie diese entgegen und wickelte das Stück Stoff um ihren Körper. Ein gewisser Beschützerinstinkt machte sich in ihm breit und so lächelte er ihr leicht zu. „Komm.“, meinte er nur und sah ihr in die Augen: „Am Feuer ist es schön warm.“, und zeigte auf einen Platz an diesen. Mit großen Augen schaute das kleine – noch namenlose – Mädchen zu ihm auf. Nickte dann und setzte sich nah ans Feuer. Grinsend besah sich Marco das kleine Persönchen. Dann wandte er sich wieder zu einer seine Kiste und holte etwas zum essen heraus. Damit begab er sich zu dem Mädchen, setzte sich neben sie und reichte ihr das Stück Brot. Verwirrt sah das Mädchen das Stück an und nahm es sehr zögerlich an. Dann biss sie ein Stück ab. Und noch einen. Und noch einen. Wieder musste Marco grinsen und aß selbst. Als sie fertig war, zog sie die Decke noch enger um ihren Körper. „Hey.“, sprach der blonde Junge sie an. Blaue Augen – mit einem Schimmer violett – sahen zu ihm. „Ich bin Marco, yoi. Wie heißt du?“, und sah neugierig auf seinen 'Gast'. Das kleine Mädchen zuckte zusammen und blickte Marco schüchtern an. Blieb aber stumm. „Du kannst doch sprechen, yoi?“, fragte der Blondschopf nach und bekam ein leises 'Ja.' als Antwort: „Also wie ist dein Name?“ Die Hellhaarige zog die Decke noch enger um ihren Körper. Als Marco schon keine Antwort mehr erwartete, ertönte eine leise Stimme. „Rei.“, und sah zu dem blonden Jungen. „Mein Name ist Rei.“, und ein kleines, zittriges Lächeln legte sich auf ihre Lippen, das von dem Blondschopf erwidert wurde. „Bist du müde?“, fragte Marco, hatte er doch das unterdrückte Gähnen mit bekommen. Schüchtern wurde ihm zu genickt. „Du kannst das Bett haben, yoi.“, bot er an. Rei sah auf dieses, stand auf und lief darauf zu. Sie ließ sich darauf fallen und rollte sich zusammen. Kurz darauf war sie schon eingeschlafen. Der Junge hatte Rei zu gesehen und schüttelte nur lächelnd mit den Kopf. Dann sah er in die Flammen und machte sich Gedanken. Über seinen Gast. Er war nicht herzlos genug, sie morgen wieder auf die Straße zu setzen. War sie doch jünger als er. Vielleicht zwei oder drei Jahre. Man hatte ihm ja auch geholfen, als er jünger war. Hatte ihm das Leben auf der Straße gezeigt. Hatte ihm alles Wichtige beigebracht, um zu überleben. Auch jetzt schon hatte sich ein gewisser Beschützerinstinkt in seinem Inneren fest gesetzt. Seufzend fuhr er sich durch die Haare. Damit war es wohl beschlossene Sache. Rei blieb bei ihm. Platz hatten sie ja. Auch um die zusätzliche Ausstattung konnte er sich schnell kümmern. Lagen die Dinge doch als Müll in der Stadt. Gedanklich machte er sich eine Liste, die er morgen abarbeiten würde. Müde rieb er sich über die Augen, erhob sich und suchte sich seine Sachen zusammen. Dabei ging er kurz auf das Bett zu. Die Hellhaarige schlummerte friedlich. Er legte ihr noch die Decke über und klaute sich ein Kissen. Mit diesem unter dem Arm suchte er sich noch ein großes Lacken, das er als Decke nutzen konnte und legte sich neben den Feuer auf dem Boden. War nicht das erste, und wahrscheinlich nicht das letzte Mal. Gähnend kontrollierte er noch kurz das Feuer und schloss dann die Augen. Murrend rieb er sich die Nase. Ein Sonnenstrahl hatte sich durch den Sichtschutz gestohlen und schien ihn nun genau ins Gesicht. Ein Niesen entkam ihn. Gähnend und sich die Augen reibend erhob sich Marco. Kurz streckte er sich und blinzelte in die Dunkelheit. Durch die Sonnenstrahlen wurde die Höhle leicht erhellt. Das Feuer war in der Nacht erloschen. Marco fuhr sich durch die Haare und gähnte noch einmal. Blinzelnd sah er sich um, bemerkte dabei, dass er allein war. Sein Blick huschte in den Raum umher. Aber niemand war mehr anwesend. Blitzschnell stand er auf den Füßen und stutzte kurz. Eine Decke lag zusammen mit den Lacken zu seinen Füßen. Stirn runzelnd sah er diese an und schaute dann zum Bett. Diese war zu seinem Erstaunen gemacht. Doch wo war das kleine Mädchen. Ein leises Plätschern ließ ihn aufmerksam werden. Neugierig trat er aus der Höhle. Die Helligkeit blendete ihn kurz, bis sich seine Augen an die Sonne gewöhnt hatte. Was er sah, ließ ihn kurz inne halten, bis sich ein Lächeln auf seinen Gesicht ausbreitete. In den kleinen Teich saß Rei und wusch sich den Dreck, Schmutz und sonst etwas vom Körper. Auch ihr Haar war nass und hing ihr in dicken Strähnen ins Gesicht. Es leuchtete in der Sonne weiß und gab ein paar silberne Reflexe preis. Ihre helle Haut harmonierte mit ihren Haaren, so dass sie noch heller wirkten. Der Blondschopf verschränkte die Arme und sah auf das kleine Mädchen. Ein leichtes Grinsen bildete sich auf seine Lippen. „Ist es nicht ein bisschen kalt, yoi?“, und machte sich damit auf sich aufmerksam. Erschrocken erhob sich Rei, drehte sich um und sah ihn mit großen blauen Augen an. Durch die Sonneneinstrahlung erschienen sie eher violett als blau. Sofort griff sie nach einem Handtuch, dass sie mit heraus genommen hatte. Leicht schuldbewusst senkte sie den Blick und wickelte sich in das Handtuch. Mit leichten Schritt trat sie aus dem Teich und stand nun tropfend am Ufer, da ihre Haare sich mit Wasser voll gesogen hatte. Zitternd stand sie dort und wusste nicht , was sie nun machen sollte. „Komm rein, yoi. Dann gibt’s Frühstück.“, und winkte sie zu sich. Das kleine Mädchen folgte ihm und nahm das Shirt entgegen, das er ihr reichte, als sie in der Höhle trat. Ein leichtes dankbares Lächeln erschien auf ihren Lippen und schnell zog Rei sich das Shirt an. Wie auch beim Hemd war es viel zu groß und diente bei ihr eher als Kleid. Marco wandte sich zur Feuerstelle und entfachte es. Wie am Abend ging er auf seine Vorräte zu und holte ihnen etwas zur Frühstück heraus. Mit diesen setzte sich der Blondschopf neben das Mädchen, und beide Kinder aßen. „Wenn du willst, kannst du hier bleiben.“, meinte Marco beiläufig und sah aus den Augenwinkel zu Rei. Diese hatte abrupt aufgeschaut und ihre blauen Augen fixierten sich nun auf ihn. Ein glückliches Lächeln erschien auf ihren Lippen und mit einem freudigen Aufschrei fiel sie ihm um den Hals. Marco, der sein Gleichgewicht verlor, lag nun auf dem kalten Boden und schlang lachend seine Arme um das Mädchen. Das hieß dann wohl ja. Damit hatte Marco wohl eine Mitbewohnerin bekommen. Leicht strich er durch ihr Haar und lächelte. 'Na das kann ja noch was werden.' *** Seit zwei Jahren lebten die zwei Kinder zusammen. Trotz erste Bedenken seitens Marco hatten sich diese kurz darauf verflüchtigt. Rei hatte sich als nützlich – trotz ihrer jungen Jahre – herausgestellt. War sie doch fleißig und handwerklicher begabter als der Blondschopf. So hatte sich die kleine Höhle als eine gemütliche Wohnung verwandelt, obwohl es immer noch eine Höhle war. Heute waren die zwei Kinder am Strand unterwegs. Es war ein sonniger Tag und nur leicht Wolken am Himmel. Am Wasser wehte eine angenehme Brise und der Geruch von Meer lag in der Luft. Die seichten Wellen schwappten um ihre Füße und das Wasser war angenehm warm. Ein leichtes Grinsen legte sich auf Marcos Lippen, als er seine kleine Freundin mit Wasser bespritzte. Ein erschrockenes Quietschen entkam der kleinen Hellhaarigen und schmollend blies sie die Wangen auf. „Das war gemein.“, gab sie von sich und verschränkte die Arme vor der Brust, was recht niedlich aussah. „Ach, komm.“, und hob beschwichtigend die Hände. „Schmoll nicht, yoi.“, und wuschelte ihr durch die Haare. Beleidigt schob sie seine Hand weg und schritt mit gehobener Nase am Strand entlang. Ihre Haare hatte sie zu einem leichten Zopf zusammen gebunden, der jetzt fröhlich hin und her wippte. Ein Lachen folgte ihr. Marco holte sie schnell ein und legte ihr einen Arm um die Schulter. Auch auf ihren Lippen lag ein leichtes Lächeln. Sehr lang konnte sie nicht auf ihn böse sein. Kurz bückte sich der Blondschopf und reichte ihr eine schöne Muschel. Ihre violett schimmernden Augen strahlten ihn begeistert an und sie nahm ihn diese ab. Die Muschel wanderte in einem kleinen Beutel an ihrer Hüften. Sie waren zum Strand gekommen, um eben solche zu sammeln. Das Beutelchen an Rei's Hüfte war schon gut gefüllt. Gemeinsam liefen sie weiter über den Strand. Mit einem lauten Platsch landete Marco im Wasser. Böse schaute er auf das kleine Mädchen vor sich, das sich kichernd die Hand vor den Mund hielt. Hatte sie ihn doch ins Wasser geschubst. Ein leichter berechnender Schimmer glitzerte in seinen dunklen blauen Augen und schon lag auch das kleine Mädchen im Wasser. Wütend funkelte sie ihn an und schon begann eine chaotische Wasserschlacht mit viel Gefluche (Marco) und Gequietsche (Rei), bis sie sich völlig erschöpft auf dem Sand fielen ließen. Dösend lagen sie am Strand und ließen sich von der Sonne trocknen. Ein dumpfes Pochen ließ Marco aus seinen Dämmerschlaf wecken. Murrend öffnete er die Augen und erhob sich in eine sitzende Position. Seine Augen schweiften über das Wasser und dem Sand. An einer Kiste unweit von sich und Rei blieb er hängen. Fragend und verwirrt sah auf den Kasten, der immer wieder gegen einen Stein stieß. Wurde er doch von den Wellen dagegen gestoßen. „Rei.“, und stieß sie leicht in die Seite. Grummelnd öffnete sie die Augen und strich sich ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht. „Was'n?“, nuschelte sie und rieb sich die Augen. „Schau mal.“, und zeigte in Richtung Kiste. Neugierde blitzte auf. „Was ist das?“, fragte sie und bekam ein Schulter zucken. „Wollen wir nach schauen?“, fragte Marco. Ein heftiges Nicken bekam er als Antwort und beide Kinder erhoben sich. Schüttelten sich den Sand ab. Daraufhin liefen sie zu der Kiste. Bei dieser angekommen, hob Marco die Kiste hoch und stellte sie auf den Strand. Schwer war sie nicht. Sie war es dunklem Holz mit metallischen Scharnieren an den Ecken. Ein dickes Schloss hing auf der einen Seite. Das kleine Mädchen lief einmal um die Kiste herum. „Was, meinst du, ist da drin?“, fragte sie ihren größeren Freund und stupste das Schloss an. „Keine Ahnung, yoi. Sieht aus, wie 'ne Schatzkiste. Meinst du, du bekommst sie auf?“, und sah erwartungsvoll zu Rei. Diese zuckte nur mit den Schultern und stupste nochmals das Schloss an. Klirrend schwankte dieses hin und her. „Wir nehmen sie mit, yoi.“, beschloss der Blondschopf und nahm die Kiste wieder auf. Mit der kleinen Weißhaarigen begab er sich auf den Heimweg. Schließlich wurde es schon leicht dunkel. Im Wald liefen sie einen Trampelpfad entlang. War der Wald doch einem Labyrinth gleich. Schnell konnte man sich in ihn verlaufen, wenn man sich hier nicht auskannte. Tierische Rufe erklangen aus dem Unterholz. Ein leises Kichern ließ Marco über seine Schulter blicken und seine Mundwinkel zuckten. Auf Rei's Schulter hatten sich mehrere kleine Vögel gesetzt, die seine Freundin nun durch das Gefieder strich. Das kleine Mädchen hatte ein mehr oder weniger nützliche Fähigkeit. Sie konnte mit den Tieren kommunizieren. Wie sie das machen konnte, verstand er nicht. Auch erklären konnte sie es nicht. Es war einfach so. Marco nahm es so hin und sagte auch nicht viel dazu. Zu Anfang jedenfalls. Als sie jedoch mit einen blutrünstigen Tiger auf der Lichtung stand, hatte er sie gebeten, nicht so viele Tiere auf 'ihre' Lichtung zu bringen, da ER nicht mit den Tieren sprechen konnte. Kopf schüttelnd wandte sich der blonde Junge wieder dem Weg zu. Bei ihrem Unterschlupf angekommen, stellte der blonde Junge die Kiste neben der Feuerstelle. Rei hatte ihren Beutel voll Muscheln ebenfalls abgelegt und einen kleinen Dolch geholt. Damit ging sie auf die Kiste zu und stocherte konzentriert im Schloss umher. Während dessen hatte Marco ein Feuer entzündet und saß nun gespannt neben seiner Freundin. Das metallische Knirschen hallte in der Höhle wieder, bis es mit einem Klick aufsprang. Ein zufriedenes 'Ha.' entkam dem Mädchen und das Schloss fiel scheppernd zu Boden. Neugierig hob sie den Deckel auf und bekam große Augen. Die Kiste war innen drin mit dunklem Samt ausgestellt und eine Art kleines Kissen – ebenfalls dunkles Samt – lag darin. Doch wirklich merkwürdig war die Frucht. Beide Kinder sahen sich diese skeptisch an. Es war eine leicht ovale hellblaue Frucht mit merkwürdigen Kringeln. Auch leichte gelbe Akzente konnte man sehen. Rei hob die Hand und wollte die seltsame Frucht anstupsen, traute sich aber dann doch nicht. Spürte sie doch eine eigenartige Kraft von dieser ausgehen. Auch Marco legte den Kopf schief und hob misstrauisch eine Braue. So eine hatte er noch nie gesehen. Was das wohl für eine Frucht war? Ob das überhaupt eine Frucht war? „Marco...“, und sah neben sich: „Das Ding ist mir unheimlich.“, meinte Rei nur. Nickend nahm der Angesprochene es zur Kenntnis, fixierte aber ihren Fund. „Und was machen wir nun damit, yoi?“, stellte er die Frage in den Raum. Das Mädchen hob nur die Schulter. „Weiß nich'“, und sah beschämt zu Boden, da ihr Magen sich lautstark gemeldet hatte. „Da hat wohl jemand Hunger, yoi.“, und grinste sie leicht belustigt an. Nur ein Grummeln kam als Antwort. Dann erhob sie sich und ging auf ihre Vorräte zu. Schnell hatte sie alles zusammen gesucht und sie bereitete das Abend essen vor. War das doch eine ihrer Aufgaben. Marco besorgte die Vorräte und sie verarbeitete sie dann. Schnell war das Essen fertig und die beiden Kinder nahm es dann zu sich. Ihren Fund hatte beiden noch im Hinterkopf und warfen der Kiste immer wieder verstohlene Blicke zu. Nach dem Essen räumte beiden zusammen noch auf und setzten sich wieder an das Feuer. „Marco?“, durch brach das Mädchen die Stille. Der Angesprochene sah Rei an. „Was machen wir jetzt damit?“, und zeigte auf die Kiste. Der Blondschopf richtete seinen Blick auf ihren Fund. Dann erhob er sich und ging auf die Kiste zu. Er hob die seltsame Frucht heraus und ging mit dieser wieder zum Feuer. Neben Rei setzte er sich hin und drehte die blaue Frucht im Feuerschein, um sie von allen Seiten zu betrachten. Der Blondschopf zückte ein Messer und schnitt ein kleines Stück aus der Frucht. Skeptisch sah das Mädchen darauf. War doch auch das Innere bläulich und wurde zur Mitte hin gelb. Doch gab es keine Vermischung zwischen den Farben, sondern blieb bei Blau und Gelb. „Willst du das wirklich essen?“, kam die misstrauische Frage von Rei und sah auf ihren Nebenmann, der das Stück Frucht betrachtete. „Wie sollen wir sonst erfahren, ob es schmeckt?“, kam die Gegenfrage. „Und wenn es giftig ist?“, gab die Hellhaarige ihre Bedenken kund. „Dafür hab ich ja dich, yoi.“, und grinste sie an. Schließlich hatte sie sich in den letzten Jahren um seine Gesundheit gekümmert. „Und wenn nicht.“, gab sie beleidigt von sich. „Das würdest du nicht tun, yoi.“, meinte er überzeugend und grinste sie weiterhin an. Seufzend verschränkte sie die Arme vor der Brust. Hatte er doch recht. Trotzdem sah sie skeptisch auf die blaue Frucht und das Stück, das Marco heraus geschnitten hatte. Dieser schüttelte nur innerlich mit den Kopf. Er kannte sie schon lang genug, um aus ihren Verhalten schlau zu werden. Auch er sah wieder auf das Stückchen. Leichte Bedenken machten sich in ihm breit, schüttelte diese aber ab und schob sich das Stück in den Mund. Bedacht kaute er darauf und verzog angeekelte das Gesicht. Bitter. Es schmeckte bitter und war kaum genießbar. „Und?“, kam die neugierige Frage. Marco schaute zu Rei und schüttelte nur den Kopf. „Eklig.“, gab er von sich und sah auf die seltsame Frucht. Morgen würde er sie entsorgen. „Fühlst du dich gut?“ Die Besorgnis war aus Rei's Stimme heraus zu hören. „Ja.“, gab er wahrheitsgemäß als Antwort. Er fühlte sich nicht unwohl. Nur den Geschmack würde er so schnell nicht loswerden. Sich streckend stand der Blondschopf auf und sah zu seiner kleinen Freundin. „Wir sollten schlafen gehen, yoi.“ Als wäre dies ein Signal, gähnte das kleine Mädchen und nickte ihm zu. Schnell wurde das Heim noch aufgeräumt, das Feuer gelöscht und die beiden Kinder legte sich ins Bett. Schnell schliefen sie ein. War es doch ein recht anstrengender Tag gewesen. Morgen würde ebenfalls ein anstrengender Tag werden, würden sie doch einen kleinen Ausflug in die Stadt machen. Die nächsten Tage verliefen ohne nennenswerte Vorkommnisse. Nur das Wetter hatte sich verändert. Regnete es doch ununterbrochen. Missmutig sah Marco nach oben in den Himmel. Dunkle Regenwolke hingen dort fest. Schnaufend ging er wieder seines Weges. Wollte er sich doch keine Erkältung einfangen. Der Boden war nass und aufgeweicht von ständigen Wasser von oben. Mehr stolpernd und schlitternd als normal lief er durch den Wald. Immer wieder rutschte er weg und fand eher schlecht als recht sein Gleichgewicht wieder. Fluchend ging er weiter. Er hoffte, dass sich das Wetter bald ändern würde. Der Regen nagten an seinen Nerven. Mit den Gedanken woanders vertrat er sich und rutschte schreiend einen kleinen Abhang herunter. Er überschlug sich mehrmals und wurde durch einen Baum gebremst, an den er anschlug. Stöhnend blieb er liegen. Durch seinen ganzen Körper zogen sich Schmerzen. Nach einiger Zeit erhob er sich langsam und schüttelte den Kopf. Dann sah er sich die Umgebung an. Naja, ein gutes hatte es ja – er war jetzt näher an der Höhle als vorher. Vorsichtig erhob er sich und spürte hier und dort noch ein leichtes Ziehen. Ein lautes Fluchen entkam ihm, als er die Risse in seiner Kleidung sah. Das sie nass und dreckig waren, war so nicht so das Problem. Dass es kaputt war dagegen schon. Seufzend nahm er wieder den Heimweg auf. Passte aber auf, wohin er trat. Noch so ein Sturz konnte er sich nicht leisten. 'Eigenartig.', dachte er sich und sah auf seine Hände. Er spürte gar keinen Schmerz mehr. War vielleicht nur der Schreck gewesen. Mit der Hand wischte er sich kurz über die Wange, kitzelte ihn dort ein Blatt. Das würde Ärger geben. Mit den Händen in den Hosentasche schlenderte er weiter. Auch wenn Rei kleiner war als er und ein Mädchen konnte sie doch beängstigend werden. Von weiten sah er schon die kleine Lichtung. Ergeben seufzend trat er darauf zu und dann in die Höhle. Ein wärmendes Feuer knisterte. Auf dem Feuer stand ein Topf, in dem ein Eintopf köchelte. Am Feuer saß Rei, die gerade an einem Stück Stoff nähte. Wahrscheinlich eins seiner Shirts, die er sich beim Jagen im Wald aufgerissen hatte. Als er eintrat, drehte sie sich um und wollte ihn gerade begrüßen, als sie seine Erscheinung sah. Mit großen Augen sah sie ihn an und sprang entsetzt auf. „Geht es dir gut?“, und kam auf ihn zu. „Keine Sorgen, yoi. Mir geht’s gut.“, und nahm ihre Hände in seine, damit sie mit den Umher - Tasten aufhörte. „Du blutest.“, widersprach sie. „Mir geht’s wirklich gut.“, ließ ihre Hände los und trat auf das Feuer zu. Langsam wurde ihm kalt. „Zieh die nassen Klamotten aus.“, wies Rei ihn an und ging auf die Kommode zu. Daraus holte sie Verbände und Pflaster, sowie ihr Kästchen mit Kräutern. Außerdem noch saubere und trockene Kleidung für den Blondschopf. Ohne Widerspruch entledigte sich Marco seine Kleider, warf sie in eine Ecke und setzte sich. Rei blieb neben ihn stehen und reichte dem Blonden ein Handtuch, damit er sich damit erstmal abtrocknen konnte. Dankend nahm er es an. Schnell rieb er sich die Nässe von Körper. Neben ihn kniete sich die Hellhaarige und besah sich seinen Körper. Er hatte recht gehabt. Verletzungen sah sie keine. Aber das Handtuch wies Blutspuren auf. Woher kam denn das Blut? „Marco? Was ist passiert?“, fragte sie ihn und reichte ihm ein sauberes Shirt, das er sich auch gleich über zog. „Ich bin gestolpert und einen Abhang herunter gerollt.“, gab er die Wahrheit zu. „Und dann hast du noch nicht einmal einen Kratzer?“, kam es ungläubig von ihr. Schulter zuckend sah er zu ihr. „Als ich unten ankam, tat mir so einiges weh. Aber war vielleicht nur der erste Schreck.“, und wandte sich den Topf zu, der einen köstlichen Duft verbreitete. „Der erste Schreck?“, und hob skeptisch eine Braue. „Mach dir keinen Kopf, yoi.“, und lächelte ihr zu. „Wann gibt’s essen?“, lenkte er vom Thema ab. Murrend erhob sie sich und räumte die Sachen wieder weg, die sie zur Versorgung gebraucht hätte. Dann holte sie Geschirr für das Essen und reichte ein Teil davon Marco. Dann verteilte sie den Eintopf und beide aßen. War es doch ein gutes Essen für so ein Wetter, dass draußen herrschte. Konnten sie doch noch den Regen hören. Mit erhobener Augenbraue sah Rei auf ihren Freund, der sich gerade den dritten Nachschlag nahm. Sonst aß er doch auch nicht so viel. „Ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte sie ihn. Marco schaute auf und zuckte mit den Schultern. „Is' alles in Ordnung.“, nuschelte er und schob sich den gefüllten Löffeln in den Mund. Er hatte einfach Hunger. Als er eine Hand an seiner Stirn spürte, sah er auf. Die Hellhaarige war neben ihn getreten und fühlte seine Temperatur. 'Normal', beschied sie und sah ihn in die blauen Augen. „Wirklich?“, besorgt musterte sie ihn. „Du bist komisch.“, gab sie von sich und hockte neben ihn. „Schon eine ganze Weile.“, gab sie kleinlaut von sich. Eine Braue hob sich und er richtete seinen Blick auf die Kleinere. „Ja.“, und stellte die leere Schüssel weg. Dann sah er auf seine Hände. Auch ihm befiehl ab und zu ein seltsames Gefühl. Ebenfalls der wiederkehrende Traum machte ihn zu schaffen. Konnte er damit doch nichts anfangen. Träumte er doch von einem flammenden blauen Vogel. Immer und immer wieder. Seufzend hob er den Kopf und violette besorgte Augen nahmen seine gefangen. Angst wallte in ihnen auf. „Komm her.“, und winkte die Kleinere zu sich. Die Angesprochene ließ sich in seine Arme fallen. Sofort kuschelte sie sich an ihn. Fühlte sie sich doch beschützt und sicher. Hier. In seinen Armen. „Mir geht es wirklich gut, yoi. Hab keine Angst. Mir wird schon nichts passieren.“, und strich ihr durch die Haare. „Ok.“, meinte sie. Er durfte nicht weg gehen. War er doch ihr einziger Vertrauter. Ihr Freund. Ihr Bruder. So saßen sie eine Weile da. Schweigend. Ab und zu legte Marco ein Stück Holz nach. Starrte dann in die flackernde Flamme. Machte sich Gedanken. „Was hast du gesagt?“, fragte plötzlich Rei und sah auf. Verwirrt sah Marco auf das Mädchen in seinen Armen. „Was?“, und runzelte die Stirn: „Ich hab nichts gesagt, yoi.“ „Aber da hat doch jemand gesprochen?“, und sah sich in dem Raum um. Niemand anderes war zu sehen. „Hä?“, gab das Mädchen von sich. Da! Da war schon wieder diese Stimme. Verwirrt sah sie sich um und löste sich somit aus Marcos Armen. „Was hast du?“, fragte er nun nach, da er ihr Verhalten nicht deuten konnte. „Hier ist noch jemand.“ Rei stand auf und sah sich um. Getäuscht hatte sie sich nicht. Aber wo kam die Stimme her. „Bist du dir sicher?“, fragte der Blondschopf nach und erhob sich ebenfalls. Als Antwort bekam er ein Nicken. Suchend sahen sich die beiden Kinder um. Fanden jedoch nichts. Ein Lachen drang an das Ohr des Mädchens. Wo kam es bloß er? Die Stimme klang nach einer sehr alten und war auch seltsam verzerrt. Hallte irgenwie nach. Sich um die eigene Achse drehend suchte sie alles ab. Fand aber immer noch nichts. »Du kannst mich nicht sehen, Mädchen.« bekam sie als Antwort. Abrupt blieb Rei stehen. „Warum?“, rief sie in den Raum. »Weil ich gleichzeitig da bin, aber auch nicht da bin.« „Du sprichst in Rätseln.“, gab Rei von sich. Wieder bekam sie ein Lachen zu hören. Marco, der dieses Verhalten kannte, verschränkte nur die Arme. Wenn sie mit sich selbst sprach, unterhielt sie sich meistens mit irgendein Tier. „Wo bist du?“, wollte sie nun eine Erklärung: „Und wer bist du?“ »Wer ich bin, ist nebensächlich. Das wo dagegen, eher wichtig.« Gab die Stimme von sich. „Und?“, kam die Nachfrage. »Marco.« Nur sein Name kam als Antwort. Verwirrt sah sie zu diesem, der neben ihr stand. „Hä?“ »Schneide ihn, dann erklär ich es euch. Denn er kann mich nicht hören.« Nach verwirrter schaute sie zu dem Blonden. „Nein.“, gab sie als Antwort. Eine Braue hob sich skeptisch bei dem Jungen. Was ging denn hier ab? »Mach es einfach.« forderte die Flüsterstimme. Nochmals gab sie ein 'Nein.' von sich: „Das werde ich nicht.“ „Was wirst du nicht?“, fragte nun doch der Blonde nach. „Ich soll dich schneiden.“, gab sie von sich und sah auf den Größeren. Seine Braue wanderte noch höher. Was sollte sie? Warum? Doch bevor sie etwas erwidern konnte, nahm er sich einfach sein Messer und machte es selbst. War er doch neugierig, warum man ihr dies auftrug. Er schnitt sich in die Hand. Sofort floss Blut daraus. Doch eine blaugelbe Flamme schloss die Wunde wieder. Erschrocken sahen die Kinder auf das Phänomen. „Was war das?“, warf Rei fassungslos in den Raum. »Seine neue Kraft.« „Neue Kraft?“, und sah weiterhin auf Marcos Hand. »Das waren seine Selbstheilungskräfte. Ein Phönix besitzt solche.« „Phönix?“, fragte nun Marco nach und bekam einen schockierten Blick von Rei. „Du kannst ihn auch hören?“, und bekam ein Nicken als Antwort. »Na endlich!« seufzte die Stimme. „Wer bist du?“, fragte der Junge nach. »Besagter Phönix. Seit Tagen versuche ich mit dir Kontakt auf zunehmen, Kleiner.« „Warum?“ »Um dir etwas zu erklären. Lange Zeit habe ich nicht mehr.« „Warum?“ »Kleiner, wiederhol dich nicht.« Man konnte das Grinsen fast greifen »Aber um deine Frage zu beantworten. Mein Bewusstsein wird sich bald auflösen und nur noch meine Kraft übrig lassen. Hör zu, Kleiner. Dir wurde eine mächtige Kraft gegeben. Missbrauche sie nicht. Du hast ein gutes Herz. Behalte es in dieser kalten Welt. Beschütze die, die dir am Herzen liegen.« Marco nahm sich diese Worte zu Herzen, wusste er doch um die schwarzen Seiten der Welt. »Aber nun zum Wesentlichen. Kleiner, du bist nun ein Phönix. Ein Feuervogel mit besonderen und starken Kräften. Mach sie dir zu eigen. Entwickle sie. Lass dich nicht fangen. Denn auch ein Phönix kann sterben, wenn er gefangen wurde. Lebe frei. Du bist noch jung. Behalte dir deinen Verstand. Dein Herz.« Die Stimme wurde immer leiser. »Versprich es mir, Junge.« gedanklich gab Marco es ihm. »Ich bin froh, dass du sie bekommst. Meine Kraft.« und verstummte. Marco als auch Rei sahen sich an, hatte sie doch der Stimme bisher gelauscht. „Und wie?“, stellte der Junge die Frage in den Raum. Doch keine weitere Antwort kam. Es war still in der Höhle. Plötzlich umhüllte ihn blaues Feuer. Mit einem ängstlichen Schrei sprang Rei nach hinten und besah sich Marco, der in Flammen stand. Entsetzt sah der Junge auf seine brennenden Hände. Er spürte eine unglaubliche Kraft. Sein Blickwinkel veränderte sich. Die Flammen erloschen. Verwirrt sah der Junge zu seiner Freundin, die ihn aus großen Augen ansah. Er legte den Kopf schief. „Marco?“, wurde er zittrig gefragt. Ihr Blick huschte um ihn herum. Mit einem 'Ja.' antwortete er, nur kam es nicht aus seinem Mund. Mit beschwichtigen Händen kam das kleine Mädchen auf ihn zu. „Marco?“, fragte sie nochmals nach und hob vorsichtig ihre Hand. Denn vor ihr saß nicht mehr der Junge, sondern ein blaue Vogel. Blaue Flämmchen umwehte seinen Körper. In ihren Kopf sprach ihr Freund ein genervtes 'Ja.' aus. Kurz tippte sie auf seinen Hals, der nun mit Federn bedeckt war. Die Flammen kribbelten angenehm auf ihrer Haut, waren aber nicht heiß. Vorsichtig strich sie ihn über die weichen Feder. „Du bist ein blauer Vogel.“, flüsterte das Mädchen und sah diesem in die Augen. Passte aber auf den gelblichen Schnabel auf. »Was?« fragte er nach und schnaubte leicht pikiert. „Du bist ein Vogel geworden.“, gab das Mädchen nochmals von sich und streichelte ihm über das Gefieder. »Was erzählt du da« fragte er erbost nach. Er schüttelte sich und fühlte sich nicht anders. Dann wollte er ihre Hand beiseite schieben und bemerkte dabei seinen Flügel. Erstaunt besah er ihn sich und stolperte erschrocken zurück. Dann sah er sich an. Er hatte zwei Flügel und zwei klauenbesetzte Krallen. Kleine blauen Flämmchen züngelten auf seinen Körper umher. Rei hatte recht. Er war ein Vogel! Ein blauer Feuervogel! Ein blauer Phönix! *** Seit diesem Tag waren fast fünf Jahre vergangen. In dieser Zeit hatte Marco gelernt, mit seiner neuen Macht um zu gehen. Die Macht eines Phönix. Vieles hatte er in dieser Zeit dazu gelernt und war stärker geworden. Auch wenn das Bewusstsein des Phönix verschwunden war, gab es da immer noch einen kleinen Teil, der ihn leitete. Auch Rei hatte in den letzten Jahren viel dazu gelernt. Hatte sie doch von ihm das Lesen und Schreiben beigebracht bekommen. Dadurch hatten die zwei Kinder viele Informationen über mystische Wesen gesammelt. Auch andere Gebiete interessierte sie. Die Welt. Geschichte. Navigation. Wo sie nur konnten, nahmen sie sich Bücher mit oder schrieben ihre Informationen ab. Es hatte sich schon viel zusammen gesammelt. Auch der Arbeitsbereich der zwei hatte sich geändert. So hatte sich Marco, vor zwei Jahren – also als er zwölf wurde - einen Job im Hafen gesucht. Rei verkaufte ihren selbst gemachten Schmuck aus Muscheln oder bot sie als Tauschware an. Auch Holzhandwerk – wie Schüsseln oder kleine Kisten – bot sie an. Machte sie diese durch ihre individuelle Verarbeitung und Gestaltung zu etwas besonderen. Dabei war sie gerade erst zwölf geworden. Zusammen sparten sie das Geld. Wollte sie doch auf das Meer fahren. Wollten mehr von der Welt sehen. Nicht nur nur diese einzige Insel, die mehr und mehr in den Abgrund fiel. In den letzten Jahren war die Kriminalitätsrate um das doppelte gestiegen. Niemand konnte ihnen aber einen Grund nennen. War er doch unklar. Auch die Besuche von Piraten hatten zugenommen. Hieß die Überfälle von diesen hatte zugenommen. Auch heute war ein neues Schiff angekommen. Eine bekannte Piraten – Crew, die über die Meere bekannt war. Viele Bewohner waren besorgt. Aber solange sie ihnen nichts taten, würde sie auch niemanden zur Hilfe rufen. Auch wenn sie einen grausamen Ruf hatten, wusste die Bewohner, dass sie nur angriffen, wenn man sie provozierte oder reizte. Gemütlich schlenderte Rei durch die Straße, war sie doch auf dem Weg zum Markt. Heute würde sie ihren wöchentlichen Einkauf hinter sich bringen. Waren ihre Vorräte auf ein Minimum geschrumpft. Die Sonne schien auf sie herab und brachte ihr gute Laune. Hatte es doch die letzten Tage wieder nur geregnet. Schnell war der Markt erreicht und Rei arbeitete ihre mentale Liste ab. Bei einem ungemütlichen Gesellen – sie war schon fast fertig – begann eine Diskussion über den Preis, fand sie ihn doch eindeutig zu hoch. Als sie das angesprochen hatte, plusterte sich der Verkäufer auf und beschimpfte sie. „Ja, aber das war doch gar nicht so gemeint.“, rechtfertigte sich das hellhaarige Mädchen und zog den Kopf leicht an. „Von wegen nicht so gemeint! Ihr seid doch alle gleich! Dreckiges Pack!“, schimpfte der Verkäufer. „Ja, aber...“, begann sie wieder, wurde aber durch einer weitere Schimpftriade seinerseits unterbrochen. Immer mehr Menschen sahen auf sie und tuschelten hinter vor gehaltener Hand. Beschämt schaute Rei auf ihre Füße. War es ihr doch unangenehm, so angestarrt zu werden. „Willst du das Buch nun haben oder nicht?“, kam es kalt vom Verkäufer. Nickend kramte sie ihr Geld heraus und gab es den Mann. Dieser zählte nach: „Das ist zu wenig.“, kam es bissig von ihm. Schockiert sah sie auf: „Aber, aber.“, stammelte sie und biss sich gleich darauf auf die Lippe. Mehr hatte sie doch nicht. Und es war doch der genannte Preis von vorhin, oder hatte sie sich verhört. „Aber ich werd mal freundlich sein.“, kam es schon fast scheinheilig von dem Verkäufer, Erwartungsvoll sah Rei ihn an. „Das Buch gegen deine Kette.“ Erschrocken schnappte sie nach Luft und griff sich an dieser. Niemals würde sie ihre Kette weg geben. Hatte Marco ihr doch diese geschenkt. Dabei handelte es sich um eine Perle, die kunstvoll von einem Silberfaden gehalten wurde. Auch eine blaue Feder mit gelber Spitze hing daran. Verneinend schüttelte sie den Kopf und sah dann auf das Buch. Aber sie wollte doch dieses Buch. In ihrer Tasche kramte sie umher und zog eine weitere Kette hervor, die sie eigentlich bei einem netten Laden verkaufen wollte. Auch an dieser hing eine Perle, zwar nicht so groß wie ihre, aber kunstvoll mit Muscheln verarbeitet. Drei Tag saß sie an diesen kleinen Schmuckstück. „Wie wär's mit dieser?“, meinte sie kleinlaut und zeigte ihm ihre Arbeit. Mit begutachteten Blick sah der ältere Mann auf das Schmuckstück. Schüttelte dann aber mit den Kopf. „Nein.“, meinte er resolut und zeigte auf ihren Hals. „Diese.“ Fast schon den Tränen nahe sah sie auf das Buch. Es sollte ein Geschenk für ihren Bruder sein. Was sollte sie bloß machen? „Was nun, Mädchen? Ich habe hier nicht den ganzen Tag Zeit.“, mokierte er auf. Innerlich grinste er diabolisch. Wollte er diese Kette doch vom ersten Augenblick an. Seit er sie um den Hals des Mädchens sah. Aber durch ihren Begleiter und Beschützer traute er sich nicht, diese zu klauen. Wusste er doch, dass der Blondschopf stärker war als er. Trotz seines jungen Alters. Unsicher biss sich Rei auf die Lippe und seufzte dann ergeben. Sie wollte dieses Buch unbedingt. Langsam umfasste sie ihre geliebte Kette und griff nach dem Verschluss. Doch ein erboster Aufschrei ließ sie inne halten. Frau Tomoyo, die nette Apothekerin, kam auf sie zu und hatte schimpfend ihren Finger erhoben. „Die mieser Gauner! Lass das Mädchen in Ruhe!“, und stellte sich neben die Genannte. Mit großen Augen sah das Mädchen hoch. „Wie kannst du es wagen!“, schimpfte sie. „Misch dich nicht ein.“, kam es nur kalt vom Buchverkäufer. „Und wie ich mich einmische! Du kannst das arme Mädchen doch nicht um ihren Schatz bringen. Das war ein Geschenk ihres Bruders!“, zeterte sie. „Außerdem hat sie Recht.“, und verschränkte die Arme: „Es ist zwar ein altes Buch. Doch der Preis war wirklich zu hoch.“ „Verschwinde wieder.“, und knirschte mit den Zähnen. „Du machst nur Ärger. Das ist meine Ware. Und ich bestimme den Preis.“ „Und den hast du bekommen. Nach meiner Ansicht sogar ein bisschen mehr.“, eine Braue hob sich bei ihr und sie sah ihn leicht abfällig an. „Und wir beiden wissen, dass ihre Kette mehr wert ist, als so ein altes Buch. Also hör mit den Unsinn auf und gib es ihr einfach.“ „Du weißt doch gar nicht...“ „Und ob ich es weiß!“, fuhr sie ihn dazwischen: „Hab ich doch alles mitbekommen und ich kaufe selbst bei dir. Also weiß ich es! Lass sie in Ruhe.“, und sah ihn bestimmend an. „Da hat die Dame völlig Recht.“, kam es von der anderen Seite. Alle Blicke wandten sich zu den Sprecher. Ein großer, durch trainierte Mann mit dunkelbraunen Haar kam auf sie zu und stellte sich mit den Händen in den Taschen vergraben zu ihnen. „Auch ich habe Ihre kleine Unterhaltung mitbekommen und bin der selben Meinung wie die Dame hier.“ „Wer sind Sie?“, kam es argwöhnisch vom Verkäufer. „Dan.“, gab dieser Auskunft und besah sich das kleine Mädchen, das ängstlich zu ihm hoch schaute. „Darf ich mal sehen?“, fragte er lächelnd und zeigte auf ihre Kette. Dan ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit dem Mädchen zu sein. Diese sah ihn nur mit großen Augen an und wich ein paar Schritte zurück. Der Dunkelhaarige hatte mit solch einer Reaktion gerechnet. Hatte er sie doch die ganze Zeit beobachtete, als er mit seinen Leuten die Stadt erkundete. Durch ihre hellen Haare und den ungewöhnlichen Augen fiel sie hier sehr auf. „Und?“, fragte er nochmal nach und bekam ein leichtes Nicken zur Antwort, doch löste sie nicht den Verschluss, wusste sie doch nicht, ob er ihr die Kette nicht einfach klauen würde. Mit freundlichen Augen nahm er den Anhänger in seine Hand und betrachtete ihn. Die Perle war recht groß und war eine perfekte Kugel. Kunstvoll war ein silberner Faden darum geschwungen. Wenn er richtig mit seiner Vermutung lag, würde er die Kette in einem drei, wenn nicht vierstelligen Bereich schätzen. Doch die Feder interessierte ihn mehr. Hatte er doch von einem blauen Feuervogel gehört, der hier auf der Insel leben sollte. „Woher hast du die?“, fragte er daher und tippte auf die Perle. Er vermutetet kaum, dass das kleine Mädchen eine Diebin war. „Die Perle und Feder habe ich gefunden.“, erklärte sie. „Gefunden?“, und bekam ein Nicken. „Die Perle am Strand beim Muschel suchen.“, und hob dabei die andere Kette hoch, an der ebenfalls eine Perle hing. „Und die Feder?“ „Im Wald.“, und umfasste ihre Kette. „Keine Angst, ich will sie dir nicht weg nehmen.“, damit erhob er sich und sah auf den Verkäufer. „Also wie siehst aus. Geben Sie ihr nun das Buch?“, meinte er und hatte einen leicht bedrohlichen Unterton mit schwingen lassen. „Na gut.“, gab er zerknirscht nach, reichte dem Kind das Buch, sowie das Wechselgeld. Wusste er doch nicht, wie dieser Mann drauf war. Mit bösen Blick wandte er sich ab und vergrub seine Nase hinter der Zeitung von heute. Glücklich sah Rei auf das Buch in ihren Händen. Schnell verstaute sie es in ihrer Tasche und sah zu den Erwachsenen auf, die immer noch in ihrer Nähe standen. Auch die andere Kette verschwand wieder. Tomoyo sah dankend zu dem Mann. „Das war sehr nett von Ihnen. Sie sind zu Besuch, oder?“, fragte sie neugierig nach und bekam ein breites Grinsen. „Ja, wir sind heute angekommen.“ „Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“, fragte sie nach und legte ihre Hände aus Rei's Schulter, wusste sie doch, dass das Mädchen auch noch zu ihr wollte. Nachdenklich legte er den Kopf schief und schaute über seine Schulter. Durch diesen Blick kamen auch seine Kameraden, die bisher abseits gestanden hatten. „Sie könnten mir tatsächlich helfen.“, und lächelte zu der Dame. „Dann kommen Sie und ihre Freunde doch mit. Mein Laden ist gleich da hinten.“, und zeigte auf die kleine Apotheke in der Nähe. „Und du kommst doch auch mit, oder, Rei – chan?“, fragte sie das Mädchen, das zu ihr aufsah. Nickend wandte Rei sich aus den Griff und lächelte leicht schüchtern. „Ja, ich habe doch Ihre Kräuter.“, und hob ihren Korb leicht an. „Na, das klingt doch gut.“ Zusammen gingen sie zu der kleinen Apotheke und traten ein. Der typische Geruch von getrockneten Kräutern kam ihnen entgegen. „Kommen Sie ruhig mit nach hinten.“, und Tomoyo ging durch eine weitere Tür. Man stand dann in einen kleinen Flur, der in einer gemütlichen Küche endete. „Setzen Sie sich.“, und bot den drei Männern Platz an ihren doch recht großen Tisch an. Dan sah auf seine Kameraden, die nur einheitlich mit den Schulter zuckten. Also saßen sie am Tisch und sahen der quirligen alten Dame beim Hantieren in der Küche zu. Das kleine schüchterne Mäuschen half ihr. „Wie kann ich Ihnen denn helfen?“, und stellte Tassen und ein volle Kanne Kaffee auf den Tisch. Rei stand unentschlossen in der Küche und wusste nicht, was sie machen sollte. Frau Tomoyo war immer nett zu ihr, doch sie wollte nicht stören. Plötzlich wurde ihre eine dampfende Tasse vor die Nase gehalten. Ihr Lieblingstee. Lächelnd nahm sie diese entgegen und nippte an den Tasse. „Rei – chan, oder?“, wurde sie angesprochen und schüchtern sah sie auf. Dan hatte sie angesprochen und winkte sie zu sich. Langsam ging sie auf den größeren Mann zu. „Du brauchst keine Angst haben.Wir tuen dir nichts.“, und zeigte auf die Runde: „Obwohl einige zum Fürchten aussehen.“, gab er zwinkert von sich. Gespielt empört kam ein unisones 'Hey' seiner Freunde. „Kannst du uns sagen, wo genau du die Feder gefunden hast?“, und zeigte auf die Kette. „Warum?“, kam die leise Gegenfrage. „Wir haben Gerüchte über einen Feuervogel mit diesen Farben gehört. Kann doch sein, dass es eine von seinen ist.“ „Ich hab sie im Wald gefunden. Wo genau, kann ich nicht mehr sagen.“, erklärte sie und nippte an der Tasse. Diese stellte sie dann auf den Tisch und griff nach ihren Korb, den sie zuvor abgestellt hatte. Schnell holte sie die gesammelten Kräuter heraus und gab sie der älteren Dame. „Hier für Sie.“, meinte sie nur und holte auch die andere Kette heraus. „Für Ihre Hilfe vorhin.“, drückte sie ihr in die Hand, verbeugte sich verabschiedend von der Männer und verließ fast fluchtartig den Raum. Verdutzt sahen ihr die Erwachsenen hinterher. Dann wandte sich Tomoyo an die Herren in ihrer Küche. „Bitte entschuldigen Sie die Kleine. Sie hat es nicht so mit Fremden.“, doch es wurde nur ab gewunken. Verwirrend war es aber schon. „Können Sie uns ein bisschen mehr von der Kleinen erzählen?“, kam es von einem Rotschopf mit einer Narbe über seine Nase. „Natürlich.“, und setzte sich zu den Männern.Unterhielt sie sich doch gern mit anderen und verbreitete gutmütigen Klatsch und Tratsch. „Sie und ihr Bruder leben draußen im Wald. Sind aber weder verwildert, noch ungepflegt. Können sogar Lesen und Schreiben. Wie sie es da draußen aushalten, weiß keiner so genau. Sie waren und sind noch immer Straßenkinder. Machen aber kaum Ärger, wie die Restlichen hier. Versuchen sogar sich aus diesen heraus zu halten. Ihr Bruder war früher ein sehr geschickter Taschendieb. Hat jetzt aber eine Arbeit bei den Docks. Rei – chan verdient ein wenig Geld mit ihren Muscheln oder deren Schmuck.“, und tippte sich an das Kinn. „Außerdem kennen sich die beiden sehr gut im Wald aus. Sie sammeln für ein bisschen Geld Kräuter für mich oder auch für andere Damen hier im Ort. Doch bleiben sie eher unter sich.“, und sah auf ihren Besuch. „Wenn Sie wirklich nach diesen Vogel suchen, dann fragen sie Marco. Der kann Sie im Wald führen. Das ist übrigens ihr Bruder.“, und lächelte den Männern zu. „Sie sagten, er arbeitete an den Docks?“, kam die Frage von einem eher schmächtigen Schwarzhaarigen. „Ja, fragen Sie einfach nach ihn. Man wird Ihnen dann weiter helfen.“ Rei stand schnaufend in einer Gasse, war sie doch die letzten Straßen bestürzt entlang gelaufen. Ihre Hand schlang sich wieder um ihre Kette und ihre Gedanken rasten. Ein Feuervogel? Sie suchten einen Feuervogel? Das war nicht gut. War Marco doch vorsichtig gewesen, wenn er seine Flüge unternommen hatte. Aber man hatte ihn trotzdem gesehen. Ihr Herz pochte ängstlich. Sie musste unbedingt mit Marco sprechen und einen Plan ausarbeiten. „Hier bist du ja.“, kam die Stimme ihres Bruders von der Straße. Rei's Kopf schnellte zu ihn. Ein leicht panisches Ausdruck lag in ihren Augen. „Marco!“, und stürzte zu ihm. Doch bevor sie überhaupt den Mund aufmachen konnte, hatte sich der Blondschopf ihre Hand gegriffen und zog sie hinter sich her. „Ich muss dir unbedingt etwas zeigen, yoi.“ „Marco, warte. Nicht so schnell.“, protestierte sie und stolperte ihm hinterher. Er jedoch richtete seinen Blick kurz zu ihr. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht. Rei sah auf dieses Grinsen und hob verwirrt eine Braue. Hatte er sich doch in den letzten Jahren eine gelangweilte Maske zu gelegt, damit keiner seine Gefühle – außer sie – zu sehen bekam. „Was ist denn los?“, fragte sie ihm im Lauf. Bemerkte sie den Weg zum Hafen. „Das musst du einfach sehen, yoi.“, kam es geheimnisvoll als Antwort. „Marco, ich kann nicht mehr.“, japste sie nach Luft und der Angesprochene wurde wirklich langsamer, waren sie doch an ihrem Ziel angekommen – der Hafen. „Hey Marco.“, wurde der blonde Teenager von ein paar Arbeiter begrüßt. Ängstlich drückte sich Rei an den Größeren, waren ihr diese Männer doch nicht geheuer. Mit festen Schritt und wieder seiner Maske auf dem Gesicht führte er Rei durch die Docks, bis zu ihrem Ziel. Mit offenen Mund schaute die Hellhaarige auf. Kam aus dem Staunen kaum noch heraus. Vor ihr war ein riesen Schiff. Ein riesengroßes Schiff. Sprachlos legte sie den Kopf in den Nacken, um ein bisschen mehr zu sehen. Konnte von hier aber nicht viel erkennen. „Komm.“, und zog die Kleinere weiter. In einer kleinen Gasse verstaute Rei ihre Sachen, hatte hier doch auch Marcos Rucksack einen Platz gefunden. Dann liefen sie weiter in der Gasse, bis sie eine Leiter an der Wand erreichten. Geschickt kletterte Rei diese hinauf, gefolgt von Marco. Auf dem Dach liefen sie weiter und sprangen auch mal über Dächer, da der Spalt recht schmal war. Wieder sahen sie das Schiff und stellte sich genau vor der Gallionsfigur. Es war ein breit grinsender weißer Wal. „Cool, oder?“, und bekam nur ein leichtes Nicken, war sie doch genauso sprachlos, wie er, als er vor wenigen Stunden das erste Mal davor stand. Ein leiser warmer Wind, gefüllt mit einer leichten Melodie, umspielten die Kinder. Ein Grinsen breitete sich wieder auf Marcos Lippen aus. Auch wie beim ersten Mal. „Hast du das auch gehört?“, fragte Rei den Blonden. „Aye.“, gab er von sich und sah auf das mächtige Schiff vor sich. „Was war das?“, fragte das Mädchen und sah sich um. Wieder strich diese sanfte Melodie ihr Ohr. So wie ein Name, der wispernd in der Luft lag. „Moby Dick.“, flüsterte sie und sah auf den weißen Walkopf. Verwirrt sah Marco auf seine Freundin. „Das Schiff – es heißt Moby Dick.“ Eine Braue seitens Marco erhob sich. „Kannst jetzt auch schon mit Schiffen reden?“, fragte er sie scherzhaft und kassierte damit einen Schlag gegen den Oberarm. „Hey.“, und rieb sich leicht darüber. Weh getan hatte es nicht wirklich, trotzdem würde er sich rächen. Ein schelmisches Glitzern lag in seinen Augen, als er sich zu der Kleineren wandte und ihr in die Seite pikste. Erschrocken fuhr Rei zusammen und sah beleidigt zu dem Blondschopf. Dabei erkannte sie den Ausdruck in seinen Augen, verschluckte sich fast und wollte flüchten. Doch zu spät. Er griff nach ihr und behielt sie in diesen Griff. Nun hatte er sie. „Nein, bitte nicht.“, flehte sie, brachte es jedoch nichts. Denn im nächsten Moment kitzelte Marco die Hellhaarige durch und ihr Lachen erfüllte den Hafen. Die Anwesenden verharrten in ihren Bewegungen und sahen überrascht und verwirrt umher. Doch die Ursache des kindlichen Lachens fanden sie nicht. Mit einem Schulter zucken taten sie es ab und gingen wieder ihres Weges. Vielleicht der Wind, der das lachen aus der Stadt erwehte. Auch die Piraten hatte verwirrt aufgeschaut. Hatten sie doch hier nicht mit einem kindlichen Lachen gerechnet. Dann machten sie sich aber wieder an ihrer Aufgaben. Hatten die Blicke ihrer jeweiligen Vorgesetzten gesehen. Nur der Käpt'n sah sich noch um. Auf seinen Platz mitten auf dem Deck sah er 'seine' Kinder beim Arbeiten zu. Doch seine Gedanken waren noch bei diesem fröhlichen Lachen. Edward Newgate alias Whitebeard – und für seine Crew 'Pops' – erhob sich von seinem Platz und trat auf den Bug zu. Mit einem geschickten Sprung stand er in seiner vollen Größe auf dem Walkopf und entdeckte zwei sich neckende Kinder auf dem Dach gegenüber. Mit einem breiten Grinsen sah er auf die Zwei und stieß sein Lachen aus. Dann rief er noch zu den beiden Kindern, dass sie vorsichtig sein sollten. Marco hielt in seinem Tun inne, als er das lauten Rufen hörte. Sein Blick schnellte zu dem Walkopf, auf dem nun ein sehr großer Mann stand, der einen Kapitänsmantel auf den Schulter lag und einen sichelförmigen weißen Bart trug. Seine ockerfarbenden Augen hielten ihn gefangen. Ein kalter Schauer lief dem Jungen über den Rücken. Glaubte er doch fast, dass diese Augen in ihn hinein schauen konnte. Ein leichtes Zupfen an seinen Shirt riss ihn aus seiner Starre und er wandte sich zu Rei, die sich ängstlich hinter ihm versteckte. Auch ihr Blick war auf den großen Mann gerichtet. „Wir sollten gehen.“, gab sie zittrig von sich. Mit einem Nicken nahm Marco ihre Hand und führte sie den Weg zurück. Dabei spürten beide die Blicke des Bartträger. Am Abend saßen sie schweigend vor dem Feuer und hingen ihre Gedanken nach. Immer wieder warf Rei dem Blondschopf verstohlene Blicke zu. Genervt seufzte dieser auf und schaute ihr in die Augen. „Was?“, fragte er leicht gereizt, ging ihm dieses Gestarre auf die Nerven. Bei dem barschen Tonfall zuckte das Mädchen kurz zusammen. Nervös zupfte sie an ihren Shirt. „Naja, weißt du. Heute auf dem Markt, da... da war ein paar Männer, die mich nach deiner Feder gefragt hatten.“ Marco hob eine Augenbraue. „Sie meinten, sie suchen einen Feuervogel.“, und sah ihn leicht unsicher an. „Wirklich?“, gab er von sich und zuckte nur mit den Schultern. „Sollen sie doch. Finden werden sie ihn nicht, yoi.“ Eindringlich und ängstlich sah das Mädchen zu ihrem Gegenüber. „Marco, ich hab Angst, das sie dich trotzdem finden. Sie sahen stark aus. Nicht wie die letzten, die her kamen.“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf seinen Lippen. „Ich verspreche dir, vorsichtig zu sein, ok?“ Erleichtert nickte sie und gähnte dann ausgiebig. „Ich leg mich hin.“, kam es dann nur noch schläfrig von ihr und Rei begab sich zu ihrem Bett. Mit einem Grinsen verfolgte Marco sie und konnte nur den Kopf schütteln. Dann sah er wieder in die Flammen. Auch er hatte die Fragen über den Feuervogel an den Docks mitbekommen. So ganz ohne war Rei's Sorgen nicht. Seufzend fuhr er sich durch die Haare und starrte ins Feuer. Solange diese Piraten hier waren, würde er vorsichtiger sein müssen. Seine Flüge konnte er nicht weglassen, dass hatte er probiert. Die Konsequenzen waren dies nicht wert. War ein Phönix nun mal frei. Und er war ein Phönix. Der nächste Tag war schon lang angebrochen. Die Sonne schien wie am gestrigen und bescherte der Insel einen angenehmen Tag. So hatte Rei beschlossen schnell die Wäsche zu waschen, konnte diese dann in der Sonne trocknen. Marco saß ganz in der Nähe und schleifte ihre Messer. Waren diese doch stumpf vom vielen Gebrauch. Es herrschte ein harmonisches Schweigen zwischen ihnen. Nur das Plätschern von Wasser und das Klirren von Metall mit den Schleifstein erfüllte die Lichtung. Lauschend hob Marco den Kopf. Auch Rei sah von den nassen Kleidungsstücken auf. Wieder stob ein Schwarm der heimischen Vogel auf und verließ zeternd die Baumwipfel. Mit gehobener Braue erhob sich der Blondschopf und hielt fest das Messer in der Hand. Auch das Mädchen stand auf, sammelte schnell die Wäsche zusammen und begab sich zurück in den Unterschlupf. Wartend hinter den schützenden Sichtschutz. Gefluche und Getrampel drang aus dem Dickicht. Der blonde Teenager konnte ungefähr drei verschiedene Stimmen vernehmen, die sich einen Weg durch das dichte Unterholz bahnten. Normalerweise war es eher unüblich, dass sich Leute hier her verirrte. Und schon gar nicht als Gruppe. Misstrauisch achtete er auf jede Bewegung und war bereit, die Eindringlinge zu verscheuchen. Als drei Männer aus dem Wald stolperten und wild fluchten, spannte sich sein Körper kampfbereit an. Auch wenn sie zu dritt waren und größer, würde er sich nicht kampflos geschlagen gegeben. Auch deswegen nicht, da Rei in der Höhle saß. Hinter sich hörte er Geraschel und wusste, dass das Mädchen wieder aus dem Versteck kam. „Geh zurück.“, raunte er ihr zu, sah aber weiterhin auf die Männer vor sich. Diese klopften sich den Staub und Blätter von der Kleidung und den Haaren und wandte sich dem Jungen zu. Ein leichtes Zupfen an seinen Shirt und Marco wusste, das Rei nicht auf ihn gehört hatte. Stattdessen war sie zu ihm gekommen. „Geh zurück!“, wiederholte er sich und umfasste das Messer fester. Wurde aber nicht erhört. Die Gruppe von Männern kam auf die Lichtung und sahen sich um. Also hatte die alte Apothekerin recht behalten. Hier lebte wirklich das kleine Mädchen von gestern. Diese stand hinter einem blonden Teenager, der sie mit ausdruckslosen Gesicht anschaute. Nur die Anspannung in seinen Körper ließ eine Gefühlsregung vermuten. Mit einem beschwichtigen Lächeln trat Dan auf die Kinder zu. „Verschwindet wieder!“, kam sofort die Aufforderung des Jungen. Die Äußerung ließ keine Verunsicherung und Angst heraus hören, war sie doch selbstsicher und laut ausgesprochen worden. „Wir kommen in friedlicher Absicht.“, erklärte der Braunhaarige und sah auf den Jungen vor sich. Noch immer stand er erhobenen Hauptes dort und wich keinen Schritt zurück. Aus seinen dunkelblauen Augen strahlte ihn entschlossene Härte und auch innerliche Stärke entgegen. „Was wollt ihr?“, kam es barsch von dem Blondschopf. „Deine Hilfe.“, kam es dann geschäftsmäßig von Dan, da er mit Freundlichkeit nicht weiter kam. „Wir suchen etwas und brauchen jemand, der sich hier im Wald auskennt.“ Dabei verschränkte er die Hände vor der Brust und sah auf ihren Gegenüber. Aus diesem würde ein starker Mann werden. Gedanklich würde er mit Vater sprechen, suchte er doch solche Leute. „Kein Bedarf. Sucht euch jemand anderen, yoi.“, und verschränkte nun seinerseits die Arme. Der leichte Griff in seinem Kreuz nahm er war, ignorierte es aber. Eine Ablenkung konnte er sich nicht leisten. Sein Blick lag auf den Braunhaarigen, war er doch irgendwie der Anführer dieser kleinen Truppe. Mit so einer Antwort hatte Dan nicht gerechnet. Auch die anderen nicht. Skeptisch sahen sie auf die Kinder. War der Junge hart und unnahbar, so wirkte das Mädchen unsicher und beeinflussbar. Ein warmes Lächeln erschien auf Dans Gesicht und er winkte ihr kurz zu. Verschreckt versteckte sie sich hinter dem Blondschopf und lugte vorsichtig hinter seiner Schulter hervor. Etwas flüsterte der Junge ihr zu und sie sah zum ihm auf, schüttelte dann den Kopf und sah wieder zu ihm. Schwach winkte sie ihm zurück. „Rei – chan, oder?“, fragte er sie und bekam ein schüchternes Lächeln. „Kannst du uns nicht helfen?“, bekam aber sofort ein heftiges Kopfschütteln. Noch immer stand der Junge da, wie fest gewachsen. Seufzend fuhr sich Dan durch die Haare. „Ok, wir gehen wieder. Falls du es dir anders überlegen solltest, frag am Hafen nach Dan.“, und wandte sich zu seinen Kameraden um, die die ganze Zeit schweigend da gestanden haben. „Und nun?“, wurde er gefragt. „Zurück zum Schiff. Ich muss mit Pops reden.“, nickend nahmen sie es zur Kenntnis und machten sich auf den Rückweg. Hoffentlich fanden sie den Weg sofort. Marco sah der Männergruppe hinterher und entspannte sie, als sie im Dickicht verschwanden. Dann drehte er sich um und sah zornig auf Rei. „Warum bist du nicht drin geblieben?“, blaffte er sie an und bekam einen entschuldigen Blick. „Ich wusste, dass sie mir nichts tun werden.“ Mit einem argwöhnischen Blick sah Marco auf die Kleinere. „Du hast sie gestern auf dem Markt getroffen und sie suchen nach dem Feuervogel.“, es war eher eine Feststellung als eine Frage gewesen. Durch einem Nicken wurde er bestätigt. Sanft legte er ihr eine Hand auf die Wange und sah sie zuversichtlich an. „Sie werden ihn nicht finden. Sie werden mich nicht finden, yoi.“, gab er entschlossen von sich. Ein Lächeln erschien auf ihre Lippen. „Na, komm. Wir haben heute noch was vor.“, und strich ihr eine Strähne hinter das Ohr. „Ok.“, und verschwand daraufhin wieder im Unterschlupf, um ihre Aufgabe zu beenden. Schnell wurde die restliche Wäsche fertig gemacht und in die Sonne gehangen. Dann räumte beide die restlichen Sachen weg und Rei holte ihre Tasche, die sie sich über die Schulter warf. Wollte sie doch unterwegs neuer Kräuter sammeln. Draußen wartete schon Marco, der seine Hände in den Taschen vergraben hatte. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, das erwidert wurde. Das Mädchen stieß einen kleinen Pfiff aus. Kurz darauf konnte man ein Rascheln aus den Unterholz hören. Dann schlenderte ein großer Tiger auf die Lichtung. Gähnend streckte er sich und schüttelte sich kurz. Mit geschmeidigen Schritten kamen er auf das Mädchen zu und rieb sich schnurrend an die Hellhaarige. Diese kicherte leicht und kraulte den Tiger kurz. „Bleibst du hier und passt auf?“, fragte sie die Raubkatze und bekam einen leichten Stups als Antwort. Eine Aufforderung. Stolpernd fand sie schnell wieder ihr Gleichgewicht und sah leicht schmollend auf die große Katze. Rigoros wandte sie sich um und stolzierte zu den Blondschopf, der die Szene belustigt beobachtet hatte. Als sie neben ihn stand, legte er ihr einen Arm um die Schulter. Zusammen liefen sie dann los. Solch einen gemeinsamen Tag hatte sie schon lang nicht mehr. Musste er doch arbeiten und sie war meistens mit den Tiere des Waldes unterwegs oder kümmerte sich um den 'Haushalt'. Außerdem brauchte er auch seinen Freiraum. Auch wenn er Rei vertraute, konnte er ein Thema mit den kleinen Mädchen nicht besprechen. Dafür hatte er mit einen der Dockarbeiter gesprochen – auch wenn es ihm sehr unangenehm war. Es ging um das Thema der Hormone. Auch wenn er viel darüber gelesen hatte, hatte ihm das Gespräch eher weiter geholfen. Doch noch immer plagte ihn ein schlechtes Gewissen. War Rei doch seine engste Vertraute. Innerlich seufzend sah er auf das Mädchen neben sich. Auch jetzt spürte er diese Gefühle in sich, die er aber resolut zurück drängte. Heute wollte er einen schönen Tag mit seiner Freundin verbringen, und nicht an etwas anderes denken und so diesen Tag verderben. Am Hafen wurde die alltägliche Arbeit verrichtet. Schließlich musste alles laufen und die Kundschaft bedient werden. Schnaufend stolperten drei Männer zwischen den Bäumen hervor. Ein paar ihrer Nakama entdeckte sie und besah sich die Männer. Gaben dann ein paar scherzhaft - abfällige Kommentare von sich. Murrend erhoben sich die Angesprochenen und klopften sich den Dreck von den Klamotten. Mal wieder. Dieser Wald war echt ein Ärgernis. Dan fuhr sich durch die Haare. Mit einem mahnenden Blick zu seinen Kameraden nahmen diese wieder ihre Arbeit auf, war er doch ranghöher. Dann fiel sein Blick auf seine Leidesgenossen. Ein leichtes ironisches Grinsen legte sich auf seine Lippe. Alle samt sahen aus wie gerupfte Hühner, er wohl mit eingeschlossen. Da hatten sie diese Kommentare wohl verdient. Der Braunhaarige wandte sich wieder dem Hafen zu und lief auf das größte Schiff im Hafen. Schließlich gehörte er zu der Mannschaft. Dan war der Vize der Whitebeard – Piraten und auch der Kommandant der ersten Division. Er mochte seinen Posten und auch sein Leben. War es doch geprägt von Abenteuer, Nervenkitzel und Freiheit. Drei Dinge, die er als kleiner Junge immer erleben wollte. Ein lautes Lachen erfüllte das Deck und der Vize hob seinen Blick. Auf seinem Platz saß der große Whitebeard und sah seine Kinder ankommen. „Wie seht ihr denn aus?“, kam es mit dröhnenden Bass vom Käpt'n. „Wir waren im Wald spazieren.“, kam es sarkastisch vom Rotschopf alias Ross, Kommandant der 3. Division. „Ja, und waren mit den Waldelfen tanzen.“, fügte der schmächtige Schwarzhaarige alias Takeru, Kommandant der 2. Division, hinzu. Wieder hallte das Lachen in den Docks nach. Konnte er sich doch denken, warum seine Söhne so zerrupft aussahen. „Und? Hattet ihr Erfolg?“, und sah neugierig auf seine Rechte Hand. „Nicht wirklich. Der Junge war kratzbürstig und ungehobelt. Das wir zu dritt dort aufschlugen, hatte ihn kaum interessiert. Stand da, wie ein gestandener Baum. Hatte einen harten Blick drauf.“, schilderte Dan die Situation von vorhin. „Doch kaum war das kleine Mädchen bei ihm – von dem ich dir gestern erzählt habe – wurde er ein weniger sanfter. Hat ihr gegenüber wohl einen großen Beschützerinstinkt entwickelt.“ „Mh~, habt ihr denn Informationen über den Feuervogel bekommen?“, bekam aber nur eine Kopf schütteln als Antwort. „Nicht mehr als wir schon wissen. Aber ich glaube, diese Kinder wissen mehr.“ Bevor er seine Vermutung weiter kund geben konnte, wurde er durch ein Rufen unterbrochen. „Kommandant Dan. Das musst du dir ansehen.“, meinte einer seiner Divisionmitglieder, der an der Reling stand und ein Fernrohr ans Auge hielt. Mit einem Blick zu seinem Vater – der ihn nur abwinkte – wandte er sich zu dem jungen Burschen. Dieser reichte ihm das Fernrohr und Dan sah in die angegebene Richtung. Es war eine weite entfernte Klippe. Der Vize schnalzte mit der Zunge. Na, das war doch etwas. Sah er doch einen blauen Feuerschein an der Klippe. Also waren die Gerüchte wahr. Es gab diesen Feuervogel. Mit einem Grinsen sah er weiterhin zur Klippen. Doch was machte er da? Sah er da noch einen Schatten auf der Klippe? Das brachte ihn wieder zu dem blonden Jungen im Wald und dem kleinen schüchternen Mäuschen. Sie mussten diese beiden unbedingt mit ins Boot holen, waren sie doch die besten Führer durch den Dschungel von Wald. Jeder hier in der Stadt meinte das. Seine Mitkommandanten kamen zu ihm und Dan reichte das Fernrohr weiter. Mit verschränkten Arme lehnte er sich an die Reling und machte sich seine Gedanken. Dieses Vögelchen würde er gern einmal von nahen sehen. Missmutig landete Marco auf dem Stein unter sich und versenkte seine Hände tief in den Hosentaschen. Hätte er gewusst, wohin sie unterwegs waren, hätte er frühzeitig einlenken können. Doch war es dafür nun zu spät und er sah leicht verärgert zu dem Mädchen vor sich. Lächelnd stand diese auf und schaute ihrem Freund in die Augen. „Ach, komm. Ich hätte sie auch pflücken können.“, gab Rei von sich und klopfte auf ihre gefüllte Tasche. „Ja, klar.“, meinte er nur. Als wenn er es zugelassen hätte, sie an der Klippe Kräuter sammeln zu lassen, die nur an der Steilwand wuchsen. Ein Kreischen ließ sie aufschauen und eine kleine Gruppe von Möwen umkreisten sie. Ein kleines Lächeln umspielten Rei's Lippen, dagegen Marco nur ergeben den Kopf sinken ließ. Immer weider dasselbe mit ihr. „Na, komm. Lass uns weiter.“, und schnappte sich ihre Hand, bevor es noch mehr Möwen wurden. Es reichte schon, wenn sie im Wald unterwegs waren und da immer wieder alle Meter lang Tiere auftauchten. Ein beleidigtes 'Hey.' kam nur von ihr, eher sie stolpernd folgte. „Wollen wir noch zum Strand?“, fragte der Blondschopf, der einen kurzen Blick zum Himmel warf. Noch war Zeit dafür. Grinsend schaute Rei zu ihm und nickte heftig. Er selbst verzog auch belustigt den Mund, wusste er doch, wie er sie von den Tierchen abbringen und auch wieder aufmuntern konnte. Kurze Zeit später knirschte Sand unter ihren Füßen, kannten sie doch Abkürzungen durch den Wald. Immer noch schien die Sonne, stand aber schon recht tief. Die beiden Kinder blieben am Waldrand stehen und zogen die Schuhe aus. Rei legte noch ihre Tasche daneben und schon schoss sie zum Wasser. Marco schüttelte nur mit den Kopf und schlenderte langsam hinterher. War doch immer dasselbe mit ihr. Das hellhaarige Mädchen rannte in die Fluten und spürte das angenehme kühle Nass. Sie liebte einfach das Wasser. Das Meer insgesamt. Es war nur schade, dass Marco es nicht mehr so genießen konnte, wie früher. Ihn schwächte das Meerwasser sehr, so dass er nur noch selten mit ihr her kam. Woher das kam, wusste keiner der Beiden. Sie warf einen kurzen Blick zum Strand und sah ihren Bruder dort stehen. Mit einem unschuldigem Gesicht kam sie auf ihn zu und blieb vor ihn stehen. Eine Braue von Marco erhob sich und er sah leicht misstrauisch auf seine kleine Freundin vor sich. Dann spürte er Wasser im Gesicht. Sie hatte ihn mit Wasser voll gespritzt. Betont langsam wischte er sich das Wasser aus dem Gesicht und sah auf die Kleinere vor sich. „Das bekommst du zurück.“, meinte er und griff nach ihr. Doch Rei hatte damit gerechnet und war flink ausgewichen. War sie doch schneller in den letzten Jahren geworden. Ein leichtes Grinsen legte sich auf ihre Gesichter und ein kleines Fangspiel entwickelte sich daraus. Mit einem lauten Platsch endete diese kleine Rangelei. Schnaufend lag Rei im seichten Wasser und sah in die blauen Augen des Siegers. Der Blondschopf hatte sie auf den Boden gerungen und hockte nun über ihr. Mit einem breiten Grinsen schaute er auf die Kleinere unter sich. „Gewonnen.“, gab er von sich. Ein leichter Schmollmund wurde ihm nur als Antwort gegeben. Marco erhob sich und zog das kleine Mädchen mit sich. Beide waren klatsch nass und erschöpft. Seufzend fuhr sich der Blondschopf durch die nassen Haare. Dann sah er neben sich. Rei wrang gerade ihr Shirt aus und versuchte sich das Wasser vom Körper zu wischen – half aber nicht viel. Der Blondschopf trottete aus dem Wasser, spürte er doch die Erschöpfung. Kurz wandte er sich noch an seine kleine Freundin: „Warte kurz, ja?“, und bekam ein Nicken, bevor er im Unterholz verschwand. Rei sah ihm noch kurz hinterher, bis sie sich dem Boden unter ihren Füßen widmete. Wenn sie schon mal hier war, konnte sie auch gleich ein paar Muscheln sammeln. Summend lief sie auf dem Sand umher und hob hier und dort eine auf. Diese sammelte sie in ihrem Hemd, dass sie sich kurzer Hand aus gezogen hatte. Darunter hatte sie noch ein Top an, so dass sie nicht halbnackt herum lief. Schnell füllte sich ihr Hemd. „Und, was schönes dabei?“, hallte plötzlich eine tiefe Stimme über den Strand. Erschrocken fuhr das Mädchen herum und ließ ihr Hemd fallen. Die Muscheln verteilten sich um ihre Füße. Mit großen Augen sah Rei auf den Sprecher und stolperte ein paar Schritte zurück. Fiel dabei auf den Hintern. Mit schreckgeweiteten Augen sah sie zu dem großen Mann auf, der sich unweit auf einen Felsen gesetzt hatte. Mit einem breiten Grinsen saß er dort und schaute auf das kleine Mädchen. Bei seinem kleinen Spaziergang hatte er die kleine Balgerei beobachtet und schmunzelnd betrachtet. Nun hatten sich violette Augen auf ihn gerichtet. Sein Grinsen wurde breiter. Hatte sein Vize doch Recht gehabt. Diese Kinder waren recht interessant. Langsam erhob er sich und ging auf das kleine Mädchen zu. Diese wich zurück und sah ihn weiterhin mit großen Augen stumm an. Der weißbärtige Riese kniete sich nieder und sammelte die Muscheln wieder ein und wickelte sie in das kleine Hemd. Mit einem Lächeln überreichte er das Bündel dem kleinen Mädchen. Rei sah immer noch zu dem großen Mann auf. Kannte sie ihn doch von gestrigen Besuch im Hafen. Seine ockerfarbenen Augen sahen freundlich zu ihr hinunter. Vorsichtig nahm sie das Bündel entgegen und drückte es an ihre Brust. „He!“, kam es vom Wald und das Mädchen und der groß gebaute Käpt'n sahen auf. Der Blondschopf kam mit großen Schritten auf sie zu und stellte sich beschützerisch vor dem kleinen Mädchen. Whitebeard hob eine Braue und besah sich den blonden Jungen. Mutig war er ja, dass musste der Käpt'n zu geben. „Lassen Sie sie in Ruhe!“, forderte Marco und gab Rei ein Zeichen. Sofort kam Bewegung in das kleine Mädchen und es erhob sich. Ängstlich schmiegte sie sich an den Rücken des Größeren und lugte über seine Schulter zu dem großen Mann von gestern. Langsam ging Marco zurück, immer mit den Blick auf seinen Gegenüber. Als er den Mann bei Rei gesehen hatte, war er so erschrocken, dass er ohne zu überlegen gehandelt hatte. Schließlich war der halbe Riese wesentlich stärker als er. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Diese Augen machten ihn unbehagen. Whitebeard besah sich die Situation und musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Wusste er doch um seine Ausstrahlung. Auch bei den Jungen musste er seinen Vizen Recht geben. 'Interessantes Kerlchen.', dachte er sich und beobachtete den Rückzug der Kinder. Als es im Unterholz raschelte, hob er den Blick dorthin. Eine große getigerte Raubkatze kam hervor und ging zielstrebig auf die Kinder zu. Der Käpt'n wollte schon eingreifen, stutzte aber, da das Mädchen auf den Tiger zu lief und ihre Arme um ihn schlang. Auch der Junge ging ohne zu zögern auf die große Katze zu. Flink kletterte das Mädchen auf den Rücken des Tigers und schmiegte sich an das Fell. Der Blondschopf ging ein wenig weiter, hob etwas auf und setzte sich dann ebenfalls auf den Rücken. Mit einem letzten Blick auf den Weißbärtigen am Strand verschwand der Tiger im Unterholz. Whitebeard hatte sich in der Zeit erhoben und sah in das Dickicht. Das war mal etwas anderes. Er war schon lang auf dem Meer und hatte schon viel gesehen, aber das hier war neu. In Gedanken wandte er sich zum Meer und besah sich die untergehende Sonne. Wirklich ein faszinierender Sachverhalt. Ihr Aufenthalt würde wohl noch etwas länger dauern, als vor gesehen. Mit einem Grinsen wandte sich der große Käpt'n vom Wasser ab und ging zurück zu seinem Schiff. Er wollte mit seiner Rechten Hand sprechen. Am nächsten Tag hatte sich Marco wieder auf zu den Docks gemacht, um seine Arbeit zu verrichten. Das die Piraten hier noch umher liefen, gefiel ihm gar nicht. Bsonders nicht nach dem Vorfall am gestrigen Tag. Auch nicht, dass der Mann, der gestern auf die Lichtung kam, ihn immer wieder ansprach. Auch die beobachteten Augen des Weißbärtigen gingen ihn auf die Nerven. Aber er wollte keinen Ärger, also biss er die Zähne zusammen und versuchte sie zu ignorieren. Am Abend ging er zornig durch den Wald und versuchte sich ab zu reagieren. Wollte er doch seine schlechte Laune nicht bei Rei abladen. Schnaufend blieb er stehend und ballte die Fäusten. So würde das nichts werden. Er kletterte auf einen Baum und deponierte dort seinen Rucksack. Dann atmete er einmal kurz durch, bevor er sich verwandelte. Bläuliche Flammen züngelten um seinen Körper und er spürte sofort eine gewisse Ruhe. Mit seinen mächtigen Schwingen erhob er sich in die Lüfte, blieb aber unterhalb der Baumkronen. Suchten diese Fremden doch nach einem blauen Feuervogel. Und diese Genugtuung würde er ihnen nicht geben. Nach ungefähr einer Stunde kehrte er ruhiger zurück. Mit seinen Rucksack trat er wieder den Heimweg an, blieb aber kurz noch stehen. Er hob eine blaue Feder mit gelber Spitze auf. In seinen Finger drehte er sie und lief wieder los. Es war schon dunkel, aber für ihn kein Problem, da er sich hier auskannte. Kurze Zeit später betrat er 'seine' Lichtung und schlüpfte hinter den Sichtschutz. Ein wärmendes Feuer brannte, war es doch recht kühl in der Nacht geworden. „Du bist aber spät.“, wurde er begrüßt und Marco sah auf. Am Feuer saß das hellhaarige Mädchen und hatte ein Muschel in der Hand, die sie gerade auf einen Faden fädeln wollte. „Tschuldige.“, meinte er nur, schmiss seinen Rucksack in die Ecke und kam auf seine Freundin zu. Da überreichte er ihr die Feder, die sie mit leuchtenden Augen annahm. Dann sah sie argwöhnisch zu ihm. „Du warst fliegen.“, kam es anklagend von ihr. Doch bekam nur ein Schulter zucken als Antwort. „Marco.“, und ein leichter Unterton schwang mit, der so viel hätte sagen können. Doch würde er sich dafür nicht entschuldigen. Seufzend sah Rei auf den Blondschopf und erhob sich. Holte alles für das Abendessen, dass über den Feuer warm gehalten wurde. Sie hatte nämlich schon gegessen. Mit undefinierbaren Blick überreichte sie ihn alles und setzte sich auf ihren Platz. Wieder seufzend bediente sich Marco und beobachtete das Mädchen. Diese hatte ihre Kette gelöst, die er ihr vor ungefähr zwei Jahren geschenkt hatte, und befestigte die Feder bei der anderen. Dann band sie sich wieder um. Nun hingen neben der großen Perle zwei seiner seltenen Federn. Denn eigentlich gingen seine verlorenen Federn in bläulichen Feuer auf. Nur sehr, sehr selten blieben sie in solch einer Form zurück. Der Abend verlief schweigend. Niemand sagte ein Wort. War doch Rei eingeschnappt und Marco sich keiner Schuld bewusst. Es war ein unangenehmes Schweigen. Der Blondschopf fuhr sich genervt durch die Haare. Diese Bewegung brachte ihn nur einen Seitenblick der Hellhaarige ein. Resolut sammelte sie ihre Sachen zusammen und räumte sie weg. Ohne ein Wort legte sie sich ins Bett und drehte ihm den Rücken zu. So eingeschnappt war sie noch nie gewesen. Aber er konnte sich denken warum. Machte sie sich doch Gedanken und Sorgen um ihn. Was sie aber nun wirklich nicht brauchte. Kopf schüttelnd stand er auf, räumte ebenfalls seine Sachen weg, löschte das Feuer und begab sich auf seine Schlafstätte – getrennt von Rei's. Part II ------- So ging das fast zwei Wochen. Beide Kinder gingen sich aus dem Weg. Genervt sah Marco auf seine Füße und umfasste den Balken auf seiner Schulter anderes. Rutschte er ihm dieser doch aus der Hand. Die Situation mit Rei behagte ihm gar nicht. War es doch noch nie so gewesen. Seit Tagen hatte der Blondschopf versucht mit seiner Freundin zu reden, aber diese blieb stur. „Hey, Gedanken bei der Arbeit.“, rügte ihn einer der Dockarbeiter, der neben ihm lief. Ebenfalls mit einem Balken auf der Schulter. Nickend gab Marco zu verstehen, dass er verstanden hatte und folgte dem älteren Mann. Die Arbeit verlief schleppend und war ermüdend. Außerdem plagte ihn der Hunger, war er doch ohne Frühstück aus dem Haus gegangen. Ursache war ein Streit mit der Jüngeren gewesen. Innerlich seufzte er und nahm sich vor, am Abend nochmals mit ihr zu reden. Mit diesen Vorwand machte er sich wieder an die Arbeit. Dan saß auf der Reling und sah dem kleinen Blonden nach. Die Stirn gerunzelt schaute er ihm bei der Arbeit zu. Tüchtig war er ja, aber momentan wohl nicht wirklich bei der Sache. Schritte ließen den Vizen über seine Schulter schauen und erkannte seinen Käpt'n, der sich an die Reling neben ihn lehnte. Auch seine Augen fanden sofort den Blondschopf. „Was gibt’s, Pops?“, fragte der Braunhaarige nach und schaute auf den Horizont. Der Angesprochene schüttelte nur den Kopf: „Nichts, mein Sohn.“, und stützte sein Kinn auf die Hand. Gedanklich war er woanders. Er machte sich ein wenig Sorgen, hatte er doch beunruhigende Nachrichten gehört. Es sollte sich eine Banditenbande in der Umgebung herum treiben, die auch vor Menschenhandel nicht zurück schreckten. Ein Tumult ließ ihn sowie Dan aufschauen. Auf der Straße zur Stadt fand wohl eine kleine Verfolgungsjagd statt. Als ihnen ein heller Haarschopf ins Augen fiel, wurden sie aufmerksam. Kannten sie doch auf der Insel nur Eine mit solch speziellen Haar. Rei suchte sich schnell einen Weg durch den Hafen und schnitt dabei ein paar Arbeiter, die ihr wütend etwas hinterher riefen. Doch war ihr das im Moment egal. Panisch lief sie weiter. Hinter ihr hörte sie die stumpfem Schritte ihrer Verfolger. Sie spürte schon fast ihren Atem im Nacken. Ihre Tasche schlug ihr bei jeden Schritt fast schmerzhaft gegen die Hüfte. Ein harter Ruck ging durch ihren Körper, als Rei gegen einen Gegenstand lief. Schmerzhaft landete sie auf ihren Hintern. Hektisch stand sie wieder auf und wollte weiter, wurde aber durch einen schmerzhaften Griff an ihren Oberarm zurück gezogen. Wieder landete sie auf dem Boden. Zischend hielt sie den Atem an und verkniff sich die Tränen. Ängstlich sah sie auf und begegneten den Augen ihres Verfolgers, bzw. einen ihrer Verfolger. Sekunden später war sie von sechs Jugendlichen umzingelt, die höhnisch lachend und grinsend auf sie herab sahen. Die Hellhaarige wich zurück, kam aber nicht weit. „Wo willst du denn hin, hä?“, wurde sie gefragt und der Spott war kaum zu überhören. Zitternd saß Rei da, sah ihren Peiniger einfach an und zog ihren Kopf ein. Die ersten Tränen liefen ihr über die Wange. Wollte sie doch nur noch hier weg. „Bitte.“, flüsterte sie und zog die Beine an. Mit weichen Knien erhob sie sich und drückte ihre Tasche an die Brust. Das spottende Lachen ließ sie nur zusammen zucken. Wieder wurde nach ihr gegriffen. Nach einem heftigen Schubsen landete das Mädchen auf Knie. Ein stechender Schmerz fuhr ihr durch diese. Wieder lag sie am Boden, aber um sich keine Blöße zu geben, rappelte sie sich wieder auf. Weiterhin liefen Tränen ihren Wangen entlang. Nur durch ihre Gedankenlosigkeit war das Mädchen in dieser Situation. Hatte sie doch nicht auf ihren Weg geachtet und war gegen den Anführer der Jugendbande gestoßen, was dieser gleich zum Vorwurf nahm, um sie zu schikanieren. Dabei hatte sie sich sofort entschuldigt. Ängstlich lag nun Rei auf den Boden - nach einem weiteren Rempler - und sah wieder zu dem Jugendlichen hinauf. Dieser hatte nur ein boshaftes Grinsen im Gesicht und hob die geballte Faust. Mit panischer Angst kniff sie die Augen zusammen und hob schützend die Arme. Wartete auf den Schmerz. „Was wird das, wenn es fertig ist?“, kam es schneidend von Dan, der sich nun schützend vor das Mädchen gestellt hatte. Mit verschränkten Armen stand er dort und sah auf die Halbwüchsigen. „Was geht dich das an?“, blaffte wohl der Anführer. Mit der gehobene Faust schlug er zu, wurde aber von den Älteren einfach aufgehalten, in dem er die Faust mit Leichtigkeit abfing. Mit ein bisschen Druck, sah er den Jugendlichen in die Augen und konnte ein wenig Bedenken, aber auch Aufmüpfigkeit erkennen. „Ich sag es nur einmal: Seht zu, dass ihr Land gewinnt, oder ihr werdet mich richtig kennen lernen.“ Damit ließ Dan die Faust los. Immer noch lag einen gewisse Kälte in seinen Blick. Die Jugendbande erkannte ihre Unterlegenheit und nahmen reißaus, obwohl es ihnen nicht so gefiel. Kopfschüttelnd wandte er sich zu dem kleinen Mädchen. Dieses saß immer noch am Boden. Tränen benetzten ihre Wangen. Auch erkannte er einen werdenden Bluterguss auf ihrer Wange, sowie eine Blutspur unter ihrer Nase. Langsam kniete er sich zu dem verängstigten Kind. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte er nach und bekam ein leichtes Nicken. „REI!“, kam der Schrei hinter ihr und sofort sahen Dan und die Angesprochene auf. Marco kam mit großen Schritten auf sie zu. Das kleine Mädchen rappelte sich auf und warf sich in seine Arme. Ihr kleiner Körper zuckte vor Schluchzern. Sofort schloss der Blondschopf die Kleinere in die Arme und strich ihr über den Rücken. Der Streit am Morgen war vergessen. „Hey, was ist denn los?“, fragte er nach und bekam nur ein Kopfschütteln als Antwort. Dan erhob sich wieder und sah auf das ungleiche Paar vor sich. Blaue, ernste Augen nahmen seine gefangen. Abwehrend hob er die Hände: „Ich hab damit nichts zu tun.“ Bevor der Junge antworten konnte, wurde lautstark sein Name gerufen. Der Angesprochene sah nur über seine Schulter. Mit großen – und zornigen – Schritten kam ein breitschultriger Mann auf ihn zu. „Das war das letzte Mal! Pack deine Sachen!“, zeterte der Aufseher und verschränkte die Arme vor der Brust. Das letzte Mal? Innerlich schüttelte Marco nur den Kopf. War es doch das zweite Mal, dass er seine Arbeit kurzfristig unterbrochen hatte. Doch sein Chef legte es als Arbeitsverweigerung aus. Na gut, sollte er doch. Für diesen Ausbruch bekam der Aufseher aber nur ein typischen gelangweilten Blick von Marco. Schulter zuckend nahm Marco die Kündigung hin. Dieser ungehobelte Klotz wollte ihn so oder so los werden. Seit er hier angefangen hatte. Doch bisher hatte der Blonde ihm kaum Angriffsfläche geboten. Als ihn allerdings der unbewusste, mentale Hilferuf von Rei ereilt hatte, musste er einfach handeln. „Ma- marco.“, kam es zitternd von dem Mädchen in seinen Armen. Dieser wandte sich wieder zu Rei zu. Tränen verschleierte Augen sahen zu ihm auf. „Tut mir leid.“, gab sie kleinlaut von sich, wurde aber durch ein Kopf schütteln unterbrochen. „Nicht deine Schuld.“, dann runzelte er allerdings die Stirn. Er umfasste ihr Gesicht und drehte es leicht, so dass er ihre Wange sehen konnte, die sich langsam blau verfärbte. Innerlich kochte er vor Wut, versuchte sich aber zu beherrschen. „Wer war das, yoi?“, fragte er betont ruhig nach. Auch die leichte Blutspur unter ihrer Nase hatte war genommen. Stumm sah Rei ihn an. Sagte kein Wort. Blieb stumm. Nochmals blickte er auf Dan vor sich. Dieser stand mit den Händen in den Hosentaschen vor den Kindern und hatte alles beobachtet. Als dieser bullige Mann auf sie zu kam, wollte er kurz eingreifen, sah aber, dass der Bursche allein klar kam. Wieder sahen ihn diese ernsten, blauen Augen an. „Danke.“, gab der Junge von sich. Überrascht hob Dan eine Braue. Damit hätte er nun wirklich nicht gerechnet. Lächelnd wank er ab. „Wollt ihr noch durch den Wald?“, noch eine Überraschung. „Ja, das wäre hilfreich.“ „Findet ihr zur Lichtung?“, fragte der Blondschopf nach und bekam ein beschämtes Räuspern. Das war ihm Antwort genug. Marco löste sich von dem Mädchen und blickte sie an. „Kommst du allein nach Hause?“, fragte er sie und bekam ein zaghaftes Nicken. „Dann geh schon mal vor, yoi.“, und ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen, dass aber sofort wieder verschwand. Ein kleiner Kuss landete auf ihrer Stirn und er wischte ihr die Tränen weg. Mit einem Nicken wandte sich das kleine Mädchen ab und lief Richtung Wald. Der Blick des Blonden folgte ihr nur kurz, bevor er sich wieder zu dem Größeren drehte. „In einer Stunde hol ich euch ab, yoi.“, forderte und wollte gehen, wurde aber von dem Vizen aufgehalten. „Weißt du denn, wo wir hin wollen?“, fragte er nach, bekam aber ein einfaches 'Nein.' als Antwort. Mit verschränkten Armen stand der Jugendliche vor ihm. Beide starrten sich eine Weile an, bis der Ältere nur seufzte. „Wir wollen zur anderen Seite. Wie lang brauchen wir da?“, gab der Pirat nach. „Ungefähr drei bis vier Tage, vielleicht mehr. Kommt auf das Wetter an.“, kam die Auskunft. Nickend nahm Dan das an und beide gingen ihres Weges. Der Pirat zurück aufs Schiff und Marco wollte seine Sachen holen und noch ein paar Besorgungen machen. Nach ein bisschen mehr als eine Stunde kam Marco wieder am Hafen an. Zielstrebig ging er auf das große Schiff zu. Dort stand die Gruppen von letztens, obwohl – einer war noch hinzu gekommen. Vor ihnen blieb der Blondschopf stehen und machte so auf sich aufmerksam. Ohne ein Wort wandte er sich ab und ging auf den Stadtrand zu, hinter dem sofort der Wald begann. Die Schritte hinter ihm zeigten Marco, dass die Männer ihm folgten. „Hey, Kleiner.“, wurde er angesprochen und er richtete seinen Blick auf den Rotschopf der Gruppe: „Wie lang werden wir ungefähr brauchen?“ Schulter zuckend schaute der Junge wieder nach vorn. „Ungefähr zehn Minuten, yoi.“, antwortete er und lief weiter. Die Piraten sahen sich an. Alle ging das gleiche durch den Kopf. Zehn Minuten? Ein Scherz, oder? Schweigend folgten sie dem Jungen. Fluchend schlug Dan einen Zweig weg, der ihm ins Gesicht hing. Also irgendwie hatte er das Gefühl, dass dieser Wald etwas gegen ihnen hatte. Als er ein leicht gehässiges Kichern hörte, hob Dan nur argwöhnisch die Augenbraue. Doch der Junge ging stur weiter. Hatte er sich verhört? Als er zu seinen Kameraden sah, konnte auch er bei ihnen die Skepsis sehen. Takeru zuckte nur mit den Schultern. Als sich Dan umwandte, schlug ihn schon wieder so ein dämliche Ast ins Gesicht und er unterdrückte einen weiteren Fluch. Wie, bitte schön, kam der Junge hier klar? Marco hatte die Schwierigkeiten der Männer mitbekommen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Als der Braunhaarige zum wiederholten Male einen Ast ab bekam, entwich ihn ein kurzes Lachen, dass er aber sofort wieder unterdrückte. Auch die argwöhnischen Blicke der anderen spürte er in seinen Rücken, ignorierte sie aber gekonnt. Bald würden sie auf der Lichtung ankommen. Mit Sicherheit hatte Rei schon alles vorbereitet. Kannte sie ihn doch. Fluchend liefen die Männer hinter den Jungen her und sahen verwirrt – und überrascht – auf, als sie die Lichtung von damals erreichten. Eher hinein stolperten. In der drittel der Zeit, wenn nicht sogar weniger. Der Junge ging auf die Steilwand zu und strich ein paar Ranken beiseite. Bat sie damit herein. Die Männer traten ein und fanden sich in einem gemütlichen Heim wieder. Die Whitebeard – Piraten blinzelten einmal. Zweimal. Und konnte es immer noch nicht glauben. Hätte sie mit so etwas niemals gerechnet. Besonders nicht in dieser Wildnis. Ein gemütliches Feuer brannte in der Mitte und ein Topf hing darüber, aus dem es köstlich duftete. Rei hantierte auf dem Boden an der linken Wand herum. Bei näheren betrachten sah es aus wie ein Nachtlager. Die Hellhaarige drehte sich um, als die Männer eintraten. Schüchtern erhob sie sich und knetete an den Saum ihres Shirts. Besuch hatten sie bis jetzt noch nie gehabt, von dem tierisch mal abgesehen. Der Blondschopf sah das Unbehagen seiner kleinen Freundin. Er ging in ihre Richtung und schmiss seinen Rucksack in eine der Kisten vor sich. Als er sich wieder dem Feuer zu wandte, spürte er ihre Präsenz in seinen Rücken. Wie er es geplant hatte. Den Männer bot er Platz am Feuer an und setzte sich dann selbst. Neben sich platzierte sich Rei und schaute auf ihre Hände. Ihr waren die Männer zwar nicht unbekannt, doch waren sie immer noch fremd. Ross, der 3. Kommandant, sah sich fasziniert um. War er doch von dieser, ja Zimmermannskunst um sich herum begeistert. „Sag, wer hat das hier alles gemacht?“, fragte der Rotschopf und schaute auf den Blonden, der nur auf das Mädchen neben sich zeigte. „Wirklich?“, fragte er ungläubig nach. Rei zuckte zusammen und nickte dann schüchtern. „Hast du auch gekocht, Rei - chan?“, fragte Takeru, der neugierig auf den Topf starrte. „Habt ihr Hunger?“, kam es unsicher von dem Mädchen. Lächelnd wurde es bejaht. Fanden doch alle dieses kleine Mädchen putzig. Ein leichtes Lächeln legte sich Marcos Lippen. Die Kleinere war einfach zu gut für diese Welt. „Seit wann lebt ihr hier?“, wurde Marco gefragt und er sah auf den Fragenden - Dan. Der Blonde zuckte nur mit der Schulter. „Schon immer.“, gab er als Antwort und nahm die Schüssel entgegen, die ihm Rei reichte. „Danke, Rei – chan.“, meinte Dan, als er das Geschirr von dem Mädchen erhielt. Es war eine einfach Holzschüssel, die aber mit hübschen Schnörkeln verziert wurde. Er sah zu seinen Freunden, die ebenfalls auf ihre Schüsseln schauten. Anscheinend war jede Schale ein Unikat in ihrer Verzierung. Der Dritte fuhr über das Holz. Es war glatt und sehr gut bearbeitet. Holz in jeglicher Form war sein Spezialgebiet. War er doch für die Zimmerleute auf der Moby zuständig. Hatte er doch dieses Handwerk gelernt. Das, was er gesehen hatte, beeindruckte ihn wirklich, besonders, da es von so einen kleinem Mädchen kam. Ein lautes Grummeln ließ die Männer auf schauen. Leicht beschämt sah Marco auf seine Schale und versuchte die Blicke zu ignorieren. Ein leichtes Kichern ließ ihn nur aufschauen. War es doch seine kleine Freundin. Sofort teilte das Mädchen den Eintopf aus. Konnte sie sich doch denken, dass der Blondschopf noch nichts gegessen hatte. Ein leicht trauriges Lächeln erschien auf ihren Lippen, als sie sich einen Löffel in den Mund schob. Dachte dabei an den Streit am Morgen. Eine Hand legte sich auf ihr Knie und die Hellhaarige hob den Kopf. Ein aufmunterndes Lächeln lag auf den Lippen des Blonden. Das beruhigte sie. Lobend wurde ihr Essen gelöffelt, was sie allerdings leicht beschämte. Aß doch sonst nur ihr Bruder ihr Essen. Auch dieser ließ es sich schmecken. War es doch seine erste Mahlzeit am Tag gewesen. Nach dem Essen räumte das Mädchen das Geschirr weg, später würde sie es abwaschen und weg räumen. Shiro, der bis jetzt still gewesen war, besah sich das kleine Mädchen genauer. Auf ihrer Wange, genau unterhalb ihres Augen befand sich ein dünner, länglicher Bluterguss. Außerdem drei kleine kreisrunde Wunden, die sich auf ihrer Wange befanden. Er war ein Assistent des Doc, der ihn mit leichter Aufmunterung – sprich 'Wenn – du – nicht – mitgehst' – Drohung – zu Dan gesteckt hatte. Dabei hatte er ihm überhaupt nichts getan! Doch diese Anzeichen einer Behandlung kannte er nicht, besonders nachdem er die Geschichte vom Vizen gehört hatte. „He, Kleines.“, sprach er sie an und ein schüchterner Blick wurde ihm zu Teil. „Was ist mit deiner Wange?“, fragte er sie und tippte sich an seiner eigene. Vorsichtig fuhr Rei sich über ihre und zuckte mit der Schulter. „Tschuldige. Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt.“, und sah sie lächelnd an. „Mein Name ist Shiro. Ich bin so etwas wie ein Arzt.“ Diese Aussage brachte ihn ein paar Lacher von seinen Kameraden ein, die jeder ein Kommandant war. Hieß, dass er ihnen noch nicht einmal Widerworte geben konnte, ohne Konsequenzen zu erwarten. „Ja, so was 'wie ein Arzt'“, spottete Ross und schlug ihn kameradschaftlich auf den Rücken. Einen Stöhnen konnte er gerade noch so verkneifen, aber der böse Blick strafte den dritten Kommandanten. Dann wandte er sich wieder an das Mädchen, das mit großen Augen die Szenerie beobachtet hatte. „Darf ich mir das mal ansehen?“, fragte der Arzt Rei nochmals. Mit einem Seitenblick auf Marco – der ihr leicht zu lächelte – stand sie auf und ging auf Shiro zu. Vor ihm blieb sie stehen und zeigte die verletzte Wange. Sanft nahm der blonde Arzt das Kinn des Mädchen und drehte es weiter zur Lichtquelle hin. Der Bluterguss war so gut wie kaum vorhanden. Nur den kleinen dunklen Fleck unter dem Augen verriet ihn. Diese kreisrunden Wunden gaben ihm aber Rätsel auf. Leicht fuhr er mit den Finger darüber. „Wie hast du das behandelt?“, wollte er wissen und ließ vom Mädchen ab. Diese zuckte wieder nur mit der Schulter. „Egel.“, nuschelte sie und schaute in die braunen Augen, die sich entsetzt weiteten. „Du hast Blutegel benutzt?“, und sah auf die kleinen Wunden. Das erklärte diese, doch konnte er es nicht fassen, war es doch eine sehr veraltete Methode. Ein Nicken bekam er als Antwort. Dann setzte sie sich wieder neben Marco und lehnte sich leicht an seine Schultern. Dan sah auf die Kinder vor sich, saßen sie ihm doch gegenüber. „Aber Shiro hat Recht. Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt.“ Dann deutete er nacheinander auf seine Freunde. „Wir gehören alle der Whitebeard – Piraten an. Der Schwarzhaarige neben mir ist Takeru, Kommandant der 2. Division. Der Rotschopf ist Ross, Kommandant der 3. Division. Shiro kennt ihr ja und er ist Mitglied der Vierten Division. Ich bin Dan und Kommandant der 1. Division.“ „Whitebeard, yoi?“, kam der Frage von Marco und runzelte die Stirn. Hatte er doch grausige Geschichte über diesen Mann und seine Mannschaft gehört. Doch kamen ihm diese Leute gar nicht so vor, wie die Monster, als die sie beschrieben wurden. „Hast wohl schon Geschichten über uns gehört, was?“, grinste der Vize und bekam ein Nicken von dem Blondschopf. Das Gewicht an seiner Seite nahm zu und Marco sah auf Rei. Gleichmäßig atmete sie und war wohl eingeschlafen. War es doch ein nervenaufreibender Tag für sie gewesen. Vorsichtig erhob er sich und nahm das kleine Mädchen auf den Arm, um es auf das Bett zu legen. Kurz murrte sie, schlief aber weiter. Belächelnd sah der Blonde auf seine Freundin. Dann wandte er sich wieder seinen 'Besuch' zu. „Du hast sie wohl gern.“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage gewesen, sodass Marco nicht darauf antwortete. War die Antwort doch klar gewesen. „Seit wann kennst du die Kleine?“, fragte Takeru. „Seit sieben Jahren.“, kam es kurz von dem Jugendlichen. „Und du bist vierzehn?“, wollte Shiro wissen und bekam ein Nicken. Gesprächig war er ja nicht wirklich. „Wenn ihr wollt, Rei hat euch einen Schlafplatz vorbereitet.“, und deutete auf die Wand gegenüber des anderen Bettes. „Wo wirst du schlafen?“ - „Bei Rei.“, und zuckte mit der Schulter. Normalerweise hatte er seinen eigenen Schlafplatz, doch dieser wurde für den Besuch umfunktioniert. Damit wandte er sich wieder zu dem Bett und legte sich zu dem Mädchen. Sofort schmiegte sie sich an ihren Bruder, gab er ihr doch Sicherheit und Geborgenheit. Seufzend legte Marco den Arm um Rei und zog sie an seine Brust. Ob er schlafen könnte, war eine andere Sache. Die Piraten besahen sich das Schauspiel und wussten nicht, was sie denken sollten. Einerseits waren sie belustigt über die Situation, andererseits gab es da leichte Bedenken über die Beziehung zwischen den Kindern. Nachdenklich sahen sie sich an und begaben sich dann auf ihren Schlafplatz. Trotz Boden als Schlafstätte waren alle man recht schnell eingeschlafen. Langsam und leise löste sich Marco aus der Umklammerung von Rei, die sich leicht murmelnd auf die andere Seite drehte und wieder in einen Schlummer fiel. Grinsend sah er auf seine kleine Freundin und schüttelte den Kopf. Aus der anderen Ecken hörte durchdringende Schnarcher mit unterschiedlicher Tonlage. Also schlief auch noch ihr Besuch. Mit lautlosen Schritten bewegte er sich durch sein Heim und suchte sich alles für den Morgen zusammen. Damit verschwand er aus der Höhle und wandte sich dem kleinen Teich zu. Seine alten Klamotten warf er auf den Boden und stieg leicht in das morgendliche kalte Wasser. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinen Körper aus. Schnell wusch er sich und trocknete sich ab, nachdem er aus dem Teich getreten war. Seine sauberen Klamotten fanden ihren Weg an seinen Körper. Seufzend setzte er sich auf einen Stein und wartete. Die Sonne war gerade am Aufgehen. Seit er zu einem Phönix wurde, hatte er ein anderes Zeitgefühl entwickelt. Er wurde – egal zu welcher Stunde er einschlief – zur Dämmerung hellwach. Am Anfang hatte er noch versucht, wieder schlafen zu gehen, aber hatte es nie funktioniert. Ein leises Klappern ließ ihn zum Eingang schauen. Gähnend und mit schlaf zerzaustem Haar kam Rei auf ihn zu. In ihren Hände hielt sie die Abwaschschüssel, in dem sich das benutzte Geschirr von gestern befand. Außerdem hatte sie saubere Sachen unter dem Arm. Marco ging auf das Mädchen zu und nahm ihr die Schüssel ab. Morgens war kaum etwas mit ihr an zu fangen. Sich die Augen reibend drehte sie sich zum Wasser, um sich ebenfalls der Morgentiolette zu widmen. Der Blondschopf trat ebenfalls ans Wasser, schöpfte es in die große Schüssel und begann mit den Abwasch. Kurze Zeit später stand gähnend Rei neben ihn und trocknete das Geschirr ab. Nachdem sie fertig waren, begaben sie sich wieder nach drinnen. Immer noch waren laute Schlafgeräusche zu hören. Rei runzelte bei diesem Geräuschen die Stirn und sah auf ihren Bruder. Er hatte noch nie solche Geräusche von sich gegeben. Grinsend wuschelte ihr durch die Haar und entzündete dann das Feuer. Grummelnd richtete sie sich ihre Haare wieder und suchte sich die Zutaten für das Frühstück. Außerdem warf sie den Blonden seinen Rucksack zu. Immer noch lag ein großes Grinsen in seinem Gesicht. Machte er sich doch über sie lustig. Leise Geräusche von ihm, die unter gingen in den Getöse der Männer, konnte sie hören. Musste er doch noch Sachen packen für den 'Ausflug'. Ihre hatte sie gestern schon verstaut. Nur noch den Proviant musste sie verpacken. Seufzend nahm sie alles, was sie brauchte und ging auf das Feuer zu. Mit gekonnten Handgriffen war das Frühstück fast fertig. Nebenbei machte sie auch noch kleine Snacks in Form von Reisbällchen, die sie portioniert einpackte. Schließlich würden sie ein paar Tage unterwegs sein und die Vorräte nicht solang hier halten. Also packte Rei die Sachen ein. Marco setzte sich zu ihr und sah auf ihre Hände, die die Reisbällchen formten. Da sein Magen leicht grummelte, überreichte Rei eins der Snacks den Blondschopf. Dieser nahm es dankend an und biss hinein. Die Kochkunst seiner Freundin war gegenüber seiner um hundert Mal besser und er war froh nicht mehr allein kochen zu müssen. Aus der Ecke heraus kam ein Stöhnen und Dan erhob sich. Leise fluchte er, hatte er trotz gemütlicher Unterlage, nicht wirklich gut geschlafen. Die Geräuschkulisse war einfach zu laut. Da war er einmal wieder froh, eine Einzelkabine auf der Moby zu besitzen. Frustriert fuhr er sich durch die Haar und bemerkte dabei den Feuerschein. Erstaunt schaute er zu den Kindern, die schon darum saßen. Über dem Feuer hing wie am Vortag der Topf und ein angenehmer Duft kam aus diesen. Seit wann waren die Zwei denn schon auf oder wie lang hatte er geschlafen? War er doch meistens der Erste, der auf der Moby munter wurde. Ächzend erhob er sich und streckte sich einmal durch, bevor er kurz aus der Höhle trat. Bei den Kindern begrüßte er sie mit einem 'Guten Morgen.', was freundlich erwidert wurde. Nach ungefähr zehn Minuten setzte sich der Braunhaarige zu den beiden Kindern. Neugierig schnupperte er und wurde nicht enttäuscht. Das der Junge nicht dick und rund war, bei solchen Kochkünsten, war echt ein Wunder. Da würde sich ihr Chefkoch die Finger nach lecken. Vielleicht gab die Kleine ja ihre Rezepte weiter. „Kaffee habt ihr keinen, oder?“, stellte er die Frage und bekam ein Kopf schütteln. Woher sollte sie auch Kaffee haben. Seufzend fuhr Dan sich nochmals durch die Haare. Dann musste es eben so gehen. War ja kein Weltuntergang. Eine dampfende Schale wurde ihm unter die Nase gehalten und überrascht nahm er sie an. Dann sah er in das lächelnde Gesicht von Rei. Zwar immer noch schüchtern, aber etwas aufgeschlossener. Dankend sah er die Hellhaarige an und begann mit den Frühstück, wie auch Marco und das Mädchen. Obwohl die Pampe echt unappetitlich aussah, schmeckte sie doch recht gut. Auch die anderen erwachten langsam und begaben sich, nach kurzem Ausflug nach draußen, zu den Restlichen ans Feuer. Auch diese bekamen von dem kleinen Mädchen eine dampfende Schüssel vor die Nase gesetzt. Nach dem Frühstück räumten die Kinder noch schnell auf, wusste sie doch, wo alles hin kam. Da wollte die Piraten nicht dazwischen funken, obwohl sie ihre Hilfe angeboten hatten. Zum Schluss nahm sich die beiden Heimischen noch ihre Taschen bzw. Rucksäcke und zusammen mit den Älteren begaben sie sich auf die Lichtung. Das auch das kleine Mädchen mitkam, stieß die Piraten zwar auf, konnten aber nichts dagegen sagen. So marschierte sie los. Die Sonne stand noch nicht hoch am Himmel, war es doch erst früher Vormittag. Hinter den Kinder trotteten die Männer her. Das würde wohl für eine Weile so bleiben. Obwohl die Männer immer wieder eine Unterhaltung führen wollten, stießen aber bei ihren 'Führern' auf taube Ohren. Nur undefinierbare Blicke wurden ihnen zu geworfen. Themen dieser 'Unterhaltungen' waren unter anderem ihre Vergangenheit, ihre Streifzüge durch den Wald und auch dieser Feuervogel, den man an der Klippe gesehen hatte. Doch wurden sie mit Schweigen belohnt. Irgendwann hatte die Männer es aufgegeben und liefen nur noch hinter her oder unterhielten sich untereinander, so dass sie die Zeit ein wenig überbrücken konnten. Schließlich hielten sie nur zu den Mahlzeiten oder für die Nacht. Mit einem Stoßseufzer ließen sich die Männer auf den Boden fallen. Seit den Morgen waren sie unterwegs und sie merkten ihre Muskeln überdeutlich. Sie sind zwar starke Piraten, aber waren sie schon lang nicht so lang auf den Beinen gewesen. Und schon gar nicht über Stock und Stein gestiegen. Leicht lächelnd sah Rei zu den Männern und musste sich ein Kichern verkneifen. Mit einem Seitenblick auf Marco erkannte sie auch seine Belustigung. Eine Aufforderung durch ein Nicken sagte ihr, dass sie sich um das Nachtlager kümmern sollten. Mit geübten Handgriffen entstand in kurzer Zeit ein Nachtlager. Das Feuer prasselte munter und erhitzte den Topf, der darüber hing. Die Whitebeards waren erstaunt, was das kleine Mädchen alles aus ihrem Rucksack heraus holte. Noch erstaunter waren sie über diese Technik des Zusammen – und Auseinanderfaltens. Der Junge war seit geraume Zeit verschwunden. Wohin? Das konnte auch Rei nicht beantworten. Dan besah sich das kleine Mädchen, war sie doch seit gestern ein wenig aufgetaut. Der Vize versuchte ein Gespräch mit der Kleinen an zu fangen, aber schüchtern wie sie war, nickte sie nur oder schüttelte den Kopf. Das Gebüsch raschelte und Marco trat hervor. In den Armen hielt er Feuerholz und ließ dieses neben den Feuer fallen. Dann setzte er sich neben die Hellhaarige und überreichte ihr eine Feder. Mit glänzenden Augen nahm sie sie entgegen und drehte sie vor ihren Augen hin und her. Es war eine magentafarbene mit blauen Akzenten. Vorsichtig fuhr Rei mit den Fingern über die Feder. „Danke.“, meinte das Mädchen und verstaute die Feder sicher in ihrer Tasche. „Wo hast du die Feder her?“, fragte Takeru nach und schaute ihn neugierig an. „Hier in der Nähe gibt es ein Schwarm Nachtaugen.“, erklärte der Blondschopf: „Bin darüber gestolpert, yoi.“ „Also hast du auch die Federn an der Kette gefunden?“, wollte Dan wissen und zeigte erklärend auf Rei's Anhänger. Nickend bestätigte der Blondschopf und nahm die dargebotene Schüssel an. Auch den Männern wurde eine Schale in die Hand gegeben. Diese Schalen hatten wieder dieses spezielle Klappsystem. „Macht ihr so etwas öfters?“, fragte Ross die Zwei. „Nicht mehr so oft wie früher.“, gab der blonde Jugendliche zu. „Also hast du daher diese kleinen Schätze hier?“, sprach der Dritte zu dem Mädchen und hob die Schale in seiner Hand. Nickend sah Rei auf den Rotschopf. „Wie bist du denn auf die Idee gekommen?“, „Nimmt nicht so viel Platz ein und ist nicht so schwer.“, und Rei zuckte mit den Schultern. Verstehend nickte der rothaarige Kommandant. Nach dem Essen verteilten sich die kleine Gruppe um das Feuer herum und legte sich hin. Nur Rei lehnte sich an einen Baum und sah in den Sternen besetzten Himmel, der durch das Blätterdach durch schimmerte. Neben sich hörte sie einen Seufzen und Marco ließ sich neben ihr nieder. Fahrig fuhr er sich durch die Haare. Verwundert schaute die Hellhaarige zu dem Größeren auf. „Alles in Ordnung?“, fragte sie leise nach und bekam nur einen Blick, der so viel und so wenig aussagen konnte. Mit einem Lächeln bugsierte sie den Kopf des Blondschopf auf ihren Schoß und massierten ihn leicht die Schläfe. Konnte sie doch die Anzeichen von seinen Kopfschmerzen erkennen. Mit kreisenden Bewegungen versuchte sie ihm Linderung zu verschaffen. Ein erleichtertes Seufzen kam von dem Blondschopf und leicht schlummerte er weg. So fand Dan sie am nächsten Morgen, war er doch überraschenderweise als erster wach. Rei saß lehnend an einen Baum und Marco auf ihrem Schoß, wobei ihre Hand auf seiner Wange lag. Beide Kinder schliefen noch friedlich. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Gab es doch ein friedliches Bild ab. Diese beiden schienen eine Herz und eine Seele zu sein. Das hatten die Piraten schon mit bekommen, waren sie doch schon eine Weile mit ihnen unterwegs. Nicht nur die gute Ortskenntnis auch die Bewältigung des Weges zeigte den Zusammenhalt der Zwei. Meistens half der Junge dem Mädchen über die größere Hindernisse, wobei das Mädchen den Jungen einem sicheren Tritt zeigte. Marco blinzelte in die Morgensonne. Seufzend begab er sich in eine sitzende Situation und rieb sich kurz über die Augen. Sich streckend stand er auf und gähnte ausgiebig. Dabei fiel sein Blick auf Dan, der sich gerade an dem Feuer zu schaffen machte. Hieß so viel, dass er verhalten fluchend davor hockte und böse auf das Holz starrte. Leicht grinsend ging der Blondschopf auf die Feuerstelle zu. Der Vize sah auf, als Marco sich zu dem Feuer wandte. Mit zwei gekonnten Handgriffen und das Holz fing Feuer. Mit geschürzten Lippen sah der Ältere auf den Jungen vor sich, der leicht zufrieden zu dem Feuer schaute. „Die Übung macht's, yoi.“, schmunzelte der Jugendliche. Dan richtete seinen Blick auf den Jungen und gab einen Stoßseufzer von sich. Dann sah er grinsend auf. „Hast wohl recht.“, stimmte er zu. Leise Schritte ließen beide aufblicken und sahen auf das kleine Mädchen, dass sich verschlafen zu dem Feuer begab. Schwer fällig ließ sie sich neben den Blondschopf fallen und lehnte sich leicht an diesen. Morgens war mit ihr nicht viel an zu fangen, das stellte sich immer wieder deutlich klar. „Noch nicht wach?“, bemerkte der Braunhaarige und vom Schlaf verschleierte Augen richteten sich auf ihn. Nur ein leichtes Nicken kam von der Hellhaarigen und gähnte wieder herzhaft. Langsam kümmerte Rei sich um das Frühstück. Nach und nach wurde sie wacher und ihre Bewegungen nahmen wieder ihre üblichen Geschicklichkeit an. Auch ihre leicht fröhliche Art kam zum Vorschein. Auch die Restlichen wachten murrend auf. War es doch etwas anderes auf dem Waldboden zu schlafen. Doch der Unmut verfiel schnell wieder, denn das Frühstück, was Rei wieder fabriziert hatte, konnte sich sehen bzw. schmecken lassen. Ein plötzliches Gewicht ließ das Mädchen auf ihre Schulter schauen. Dort saß ein fast schwarzer Vogel. Aus dem Untergefieder allerdings schimmerte es pink auf. An den Flügelspitzen konnte man blau erkennen. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen und sie stellte ihre Schale beiseite. Vorsichtig hob sie den Vogel von ihrer Schulter und setzte das Vögelchen auf ihren angezogenen Knien ab. Ein leichtes Zwitschern entkam ihm. Mit sanften Händen strich Rei ihm über die Federn. Marco hatte den Vogel mit bekommen und sah sich skeptisch um. Wo einer war, kamen auch die anderen früher oder später. Ein mahnendes 'Rei' entkam ihn und violette Augen sahen auf. Sie verzog leicht den Mund. „Ist das dieser Nachtaugen, von denen du gesprochen hast?“, fragte Shiro nach, dessen Blick auf ihren Besucher hing. Ein 'Ja' bekam er als Antwort, sowie ein fröhliches Kichern. Der Blondschopf ließ leicht den Kopf hängen und kurz darauf spürte er ebenfalls ein Gewischt auf seiner Schulter: 'Das darf doch wohl nicht wahr sein!' Die Piraten beobachten erstaunt das Bild vor sich. Zu dem einen Vogel hatte sich doch tatsächlich ein halbes Dutzend, wenn nicht mehr, zu gesellt. Wobei die Vögel sich auch auf den blonden Jugendlichen positioniert hatten. Der damit nicht so wirklich glücklich war. Als die Männer ein geknurrtes 'Rei' vernahmen, sowie ein leises 'Entschuldigung.', konnten sie nicht mehr an sich halten und brachen in Gelächter aus. Sah die Situation doch sehr amüsant aus. Ein böser Blick seitens Marco bekamen sie als Antwort. „Mach sie weg!“, meinte er und sah auf seine Freundin. Diese sah kurz auf und pfiff eine kleine Melodie. Gemeinsam erhoben sich die Vögel und flogen mit fröhlichen Gezwitscher davon. Ein breites Grinsen lag auf Rei's Gesicht, als sie den Vögel nach schaute. Neben sich hörte sie nur ein Seufzer. Ihr Blick richtete sich auf Marco, der ihr einen leicht strafenden Blick zu warf. „Hatten wir das nicht geklärt, yoi?“, meinte er. Ein leichter Schmollmund bildete sich auf ihren Lippen. „Ich kann doch nichts dafür.“, rechtfertigte sie sich und stand auf. Sammelte das benutzte Geschirr ein. Takeru wollte ihr helfen. Wurde aber dankend abgelehnt. Schnell wusch die Hellhaarige das Geschirr und packte es wieder weg. „Ach, komm. Jetzt schmoll nicht.“, meinte der Blondschopf und stupste ihr in die Seite, was ihm einen leichten böser Blick einbrachte. „Passiert das öfters?“, fragte Dan. „Öfters als mir lieb ist, yoi.“, antwortete Marco und beobachtete das Mädchen. Dann wandte er sich zu den Piraten und ein leicht diabolisches Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. „Das werdet ihr noch sehen, yoi.“, und erhob sich. Dan hob eine Braue und sah leicht skeptisch auf den Jungen. Was meinte er denn damit? War das eine Drohung gewesen? Seine Freunde runzelte auch nur die Stirn. Wie die Kinder, packten auch die Männer ihre Sachen zusammen. Wieder machte sich die Gruppe auf den Weg. Wie Marco bereits angedeutet hatte, kamen auf den Weg noch mehr Tierchen. Immer wieder suchten sie die Nähe des kleinen Mädchen, das den Tieren freudig über das Gefieder, das Fell oder den Schuppen strich. Sogar bunte Schmetterlinge setzte sich auf ihre Hand. Die Männer staunten nicht schlecht. Ihnen kam der Gedanke an einer geheimnisvollen Kraft die durch eine Teufelsfrucht hervor gerufen wurde. Gedanklich machten sie sich eine Notiz, um die Kleine zu fragen. Der Blondschopf allerdings ging dieses ganzen Theater auf dem Keks. Zwar kannte er das schon, aber nagte es an seinen Nerven. Abrupt blieb er stehen und drehte sich genervt um. Ein böser Blick folgte. „Rei, lass es. BITTE!“, und verschränkte die Arme. Die Angesprochene zuckte zusammen und sah entschuldigend zu ihrem Bruder. Der Vogel auf ihrer Schulter erhob sich in die Lüfte. „Ich kann doch nichts dafür.“, rechtfertigte sich die Hellhaarige wieder. „Schraub es einfach runter, yoi?“, und bekam ein Nicken als Antwort. Kurz wuschelte er ihr durch die Haare. Ein beleidigendes 'Hey' kam von Rei und sie sah böse auf, was sehr putzig aussah. Dies entlockte dem Blondschopf ein kurzes Lachen, bevor er sich wieder den Weg zu wandte. Einige Stunde später blieb Marco stehen und sah auf den Himmel, den man schwer durch das Blätterdach erkennen konnte. Er erkannte die ersten Anzeichen. Mit einem Seitenblick zu Rei, die zu ihm schaute, begutachtete die Umgebung. Hinter ihnen seufzten die Piraten auf, waren sie doch recht froh über die Pause. „Wir bleiben hier, yoi.“, gab der Blondschopf als Auskunft. Verwirrt sah Dan auf die Kinder vor sich. War es doch noch nicht dunkel wie am Vortag, als sie ein Lager errichteten. „Warum?“, kam die Frage von Ross. „Wir bekommen Regen.“, antwortete Rei und stellte ihren Rucksack ab. Der blonde Jugendliche tat es ihr gleich, kramte ein Seil aus seiner Tasche heraus. Mit diesem ging er auf einen Baum zu und kletterte hinauf. „Können wir helfen?“, und der zweite Kommandant ließ seine Tasche auf den Boden fallen. „Könnt ihr Feuerholz sammeln?“, fragte Rei und bekam ein Nicken von den Männern. „Aber nicht so weit weg.“, und grinste leicht. Argwöhnisch schauten die Männer auf das Mädchen. War das ein Scherz gewesen? Sogar ein Grinsen? Kurze Zeit später war das Lager fertig und regen fest, wie sich herausgestellt hatte. Denn dieser hatte, nachdem die Männer mit Feuerholz wieder kamen, angefangen. Durch ein geschicktes Verknoten der Äste über sich hatte Marco ein kleinen Regenschutz gebaut. Nun saßen sie wie am Vortag am prasselnden Feuer und wartete, dass das Essen fertig wurde. Allerdings beobachteten die Piraten nicht das Feuer, sondern die beiden Kinder. Rei hatte sich beim Zusammenbau des 'Daches' verletzt und wurde nun von ihrem Bruder verarztet. Shiro hatte sich zwar angeboten, das zu behandeln, aber es wurde dankend abgelehnt. Nun saßen sie hier und schmunzelten über das Bild. „Nun halt doch still.“, gab Marco genervt von sich und sah auf die kleine Weißhaarige. Mit bösen funkelnden Augen schaute diese nur zu dem Größeren. „Ich kann das auch allein.“, kam es beleidigt von Rei. Danach schnappte sie sich die Sachen, wurde aber wieder auf gehalten. Seufzend nahm der Blondschopf die Salbe und das Pflaster aus ihrer Hand. Sanft drehte er ihr Gesicht so, dass er den Kratzer wieder sehen konnte. Vorsichtig strich er ihr die Salbe auf die Wange und klebte dann das Pflaster drauf. „War doch gar nicht so schlimm, yoi.“, und gab ihr die Sachen wieder. Verärgert schlug Rei den Blonden auf die Schulter. Von wegen nicht so schlimm! Ein Grinsen bekam sie nur als Antwort. Schnaufend packte sie die Sachen weg. Der sollte nochmals zu ihr ankommen. Ein verhaltenes Kichern ließ sie aufschauen. Shiro lächelte entschuldigend, als er ihren Blick bemerkte, und winkte ab. Mit schief gelegten Kopf hockte sie vor dem Feuer, zuckte dann aber innerlich mit den Schultern. Sollte er doch. Ein Arm legte sich um ihre Schultern und zog sie an einen warmen Körper. „Schmoll nicht, hm?“, kam es von Marco. Seufzend lehnte sie sich an ihren Bruder. Verzieh ihm somit. Das Wetter hielt auch am nächsten Tag. Doch weiter warten konnten sie nicht. Nicht so nah an der Grenze. Die Spannung der Kinder nahm von Minute zu Minute zu. Auch das Rei immer näher an ihren Bruder rückte, nach seinem Ärmel griff, machten die Piraten misstrauisch. Dan begab sich auf Höhe des Jungen, der weiterhin mit festen Schritt voran schritt. „Wo sind wir hier?“, wollte er wissen. Marco sah ihm aus den Augenwinkel an und dann wieder auf den Weg. „Wir sind hier im Grenzgebiet. Hinter uns das Buraito – das helle Land. Hier beginnt das Burakku – das dunkle Land. Die Insel ist seit Jahren gespaltet. Buraito ist die helle Seite der Insel. Dort herrscht eher die Harmonie und Tugend. Alle wollen in Sicherheit leben und sich nicht den Abschaum der Gesellschaft unterwerfen. Dort gibt es Regeln und Vorschriften. Burakku ist das genaue Gegenteil. Wer sich dort rumtreibt, hat richtig was auf dem Kerbholz. Richtiger Abschaum, der dort lebt.“, erklärte der Jugendliche. „Ich werde euch auch nur bis zum Rand bringen, yoi. Danach werde ich mit Rei in der Nähe Stellung beziehen und auf euch warten.“ Nickend nahm der Vize der Whitebeards das hin, konnte er sich doch denken, warum. „Wie lang werden wir noch brauchen?“- „Ungefähr einen halben Tag. Aber ich würde die Nacht noch abwarten. Nachts kann es dort sehr ungemütlich werden, yoi.“ Die Warnung wurde dankend entgegen genommen. Ängstlich rückte Rei noch ein Stückchen näher an den Blondschopf, der es ohne zu Murren hin nahm. Die Atmosphäre hier gefiel ihr nicht. War sie doch mehr als gefährlich. Auch die Tiere, die hier lebten, kamen nicht wie sonst zu ihr, sondern mieden die Fremden. Der Griff am Ärmel ihres Bruder wurde merklich fester. Kurz umfasste Marco ihre Hand und lächelte ihr beruhigend zu, bevor er sich wieder den Weg zu wandte. Der Weg gestaltete sich als einfacher, als bisher. Am Abend bauten sie wieder ein Nachtlager auf. Alles wurde schweigend gemacht. Eine bedrückende Stille hatte sich über das Lager gelegt. Spürten die Piraten doch die Anspannung bei den Kindern. Der Junge wurde noch schweigsamer und das Mädchen, dass sich in den letzten Tagen aufgetaut war, wurde wieder verschlossener und schreckhafter. Um die Situation nicht zu verschlimmern, blieben die Whitebeards stumm. Beobachten nur die Sachlage und hielten Augen und Ohren offen. Auch die Nachtruhe blieb eher unruhig. Einer hielt immer Wache, denn was sie von dem Blondschopf gehört hatten, behagten ihnen gar nicht. Aber für einen Rückzieher war es definitiv zu spät. Zum Anbruch der Nacht hatte auch der Regen auf gehört. Dan übernahm die erste Wache und schaute ins prasselnde Feuer. Seine Kameraden hatte sich schon zum Schlafen gelegt. Nur noch Marco war wach. Starrte auch er ins Feuer. An dem Blonden gelehnt, schlief Rei. Der Vize sah auf die Zwei. „Du magst sie gern, oder?“, fragte der Braunhaarige den Jugendlichen. Dieser zuckte nur leicht mit den Schultern. „Sie ist meine Schwester, yoi.“, gab er von sich. „Ein bisschen mehr, oder?“, kam es weiter. Der nächste Blick sagte ihm alles. „Sie ist meine Schwester.“, flüsterte er nur und legte den Arm um das Mädchen an seiner Schultern. Stille legte sich um sie. Nur das Knistern und Knacken des Feuer ertönte im Lager. Dan machte sich seine Gedanken und dachte an das Gespräch mit seinem Käpt'n zurück. „Was hast du jetzt vor?“, fragte er nun doch nach. Verwirrte blaue Augen richteten sich auf ihn. „Ich meint, du hast deinen Job im Hafen verloren...“, wurde aber durch Marco unterbrochen: „Ich find schon was anderes.“ „Hättest du nicht Lust mit uns zu kommen?“, kam es zögerlich. Whitebeard hatte auch schon diesen Gedanken aus gesprochen. Ein Kopf schütteln bekam er als Antwort. „Warum?“, konnte es sich aber die Antwort denken. Hatte er den Blondschopf in den letzten Tagen doch kennen gelernt. Und der Blick, den er auf Rei warf, sagte dem Piraten alles. Wieder wurde es still. Jeder hing seinen Gedanken nach. Der nächste Morgen begann, wie der letzte Abend aufgehört hatte – im Schweigen. Schnell wurde gefrühstückt und das Lager abgebaut. Keine zwei Stunden später liefen die Piraten allein weiter, hatte Marco ihnen doch den Weg gezeigt. Mit den Kindern hatte sie einen fixen Punkt ausgemacht zum Treffen. Damit die Whitebeards auch den Rückweg fanden. Rei mochte diese Umgebung nicht. Sie setzte ihr zu. Eng an den Körper von Marco geschmiegt, stand sie am Waldrand und sah den netten Piraten hinter her. In den letzten Tagen hatte sie sie leiden gemocht. Marco wandte sich ab und zog das kleine Mädchen mit sich. Spürte er doch ihre Angst. In den nächsten Stunden würden sie sich einen Platz suchen, an denen sie verweilen konnten. Ganz in der Nähe gab es einen kleinen geschützten Strand. Es war eine kleine Lagune. Ein kleines Paradies in dieser dunklen Welt. Hier würden sie die nächsten Stunden verbringen. Freudig sah sich Rei um. „Es ist sicher, yoi.“, bemerkte Marco an und Rei schaute ihn dankend an. Mit einem Lächeln zog sich die Hellhaarige aus und verschwand im Wasser. War es doch ein angenehmer Ort hier. Der Blondschopf schüttelte nur resigniert lächelnd den Kopf. Mit geschickten Sprüngen setzte er sich dann auf einen großen Findling, der aus dem Wasser ragte. Ein heller Haarschopf tauchte aus dem Wasser auf und violette Augen sahen zu ihm auf. Irgendwann war ihn mal der Gedanke gekommen, dass sich Rei im falschen Körper befand - Sah sie doch im Wasser aus wie eine Meerjungfrau. Lachend schaute das Mädchen zu ihm hoch. Mit einem Grinsen überreichte sie ihm eine Muschel. Neugierig nahm er sie an und bestaunte sie von allen Seiten. So ging das eine ganze Weile. So fanden die Whitebeard – Piraten sie Stunden später. Immer noch saß Marco auf dem großen Stein im Wasser und Rei im Wasser. Der Blondschopf bemerkte die Männer wieder und erhob sich. Daraufhin wandte sich auch Rei zu den Männern. Mit gekonnten Zügen schwamm das Mädchen auf den Strand zu. Tropfend kam sie aus dem Wasser. Von Marco bekam sie ein Handtuch gereicht, dass er aus dem Untiefen ihres Rucksack heraus gesucht hatte. Mit großen Augen besah sich Rei die Männer, die leicht ramponiert zu ihnen gestoßen waren. Auch Marco erkannte die Verletzungen und schnell sammelte er ihre Sachen zusammen. Ein beunruhigende Blick warf er auf den zurückgelegten Weg der Piraten. „Wurdet ihr verfolgt?“, fragte er nach und nahm die Hand der Kleineren. Zusammen begaben sie sich zu einem versteckten – und damit sicheren – Platz. „Nicht, dass ich wüsste.“, antwortete Takeru und sah sich nach hinten um. Man konnte nie sicher genug sein. Mit einem Nicken nahm der blonde Jugendliche das zur Kenntnis und führte die Gruppe im Zick Zack durch den Wald. Immer Richtung Grenze. Bei einer kleinen, versteckte Höhle hielten sie an. Da der Blondschopf vor Jahren schon einmal hier war – und es als sicheres Versteck kennzeichnet hatte – war auch schon Feuerholz vorhanden. Schnell wurde das Feuer entfacht. Ein großer Wasserschlauch wurde ihm in die Arme gedrückt und Rei gab ihm die Anweisung Wasser zu holen. Da er diesen Unterton kannte, begann er keine Diskussion. Mit ernsten Augen sah das kleine Mädchen auf die Verwundungen der Piraten. Dan hatte eine kleine Wunde an der Wange und leicht hielt er sich die Rippen. Takeru hatte eine große Schnittwunde am Oberarm, Ross dagegen hatte ein Platzwunde an der Stirn, so wie ein sich bildender Bluterguss am Kiefer. Shiro dagegen hielt sich die Schulter. Alles im allen musste jeder behandelt werden. Aus ihrem Rucksack kramte Rei ein paar saubere Klamotten, die sie sich sofort anzog, und eine Schatulle hervor, in dem sie ihre medizinischen Utensilien aufbewahrte. Außerdem holte sie ein Kräuterkästchen hervor. Mit geschickten Händen wurde der Topf über den Feuer gehangen und mit den restlichen Wasser befüllt. Ein paar Kräuter kamen dazu. Dann wandte sie sich zu den Männern. Als erstes nahm sie Dan ins Visier. Ohne Scheu ging sie auf ihn zu und griff nach seinem Hemd, das si kurzer Hand nach oben schob. Überrumpelt ließ dieser das mit sich geschehen. Ihre kleine Hand fand auf Anhieb seine verletzte Rippe. Zischend zog der Vizen den Atem ein. Ein 'Hey.' entkam ihn, doch wurde es ignoriert. Seine Seite verfärbte sich schon leicht blau. „Was wird das, wenn es fertig ist?“, wurde Rei gefragt, die eine Salbe heraus holte und sie aufschraubte. Ohne eine Antwort zu geben, verteilte sie die Salbe auf seine Seite. Erstaunt bemerkte er eine gewisse Linderung. Das Döschen beiseite stellend nahm Rei jetzt sein Kinn in einen festen Griff und drehte seinen Kopf zu Seite. Schon wieder wollte er protestieren, doch war er viel zu erstaunt, über dieses Verhalten des Mädchens. Diese schnalzte kurz mit der Zunge, kramte wieder in ihrer Kiste umher und ein kleine Fläschchen kam zum Vorschein. Geschick öffnete sie es und nahm sich ein sauberes Tuch heraus. Auf dieses träufelte sie ein bisschen von der Flüssigkeit und tupfte dann über den Schnitt. Ein stechender Schmerz durchfuhr den Vizen und er musste sich auf die Zunge beißen, um ihn nicht heraus zu lassen. Herr Gott, ätzte sie ihn da gerade ein Loch in die Wange? Der Blick des Mädchens sagte aber alles. Eigentlich kannte er diesen nur von den Krankenschwestern auf der Moby, wenn die Jungs sich mal anstellten. Er glaubte aber, diesen Blick hatte jede Frau drauf. Ob alt oder jung. Es sagte so viel aus, wie 'Nun habt dich nicht so.' und 'Was für eine Memme.'. Danach gab es eine kühlende Salbe und ein Pflaster. Dann wandte sich das Mädchen an den nächsten Patienten. Mit einem Fingerzeig auf das Hemd des Zweiten meinte sie nur 'Ausziehen' in einem sehr autoritären Ton. Der Angesprochene hob nur eine Braue. „Macht lieber, was sie sagt. Sonst kann Rei echt ungemütlich werden, yoi.“, kam es vom Höhleneingang. Marco war zurück und hatte die Behandlung Dans ein bisschen verfolgen können. Wenn Rei erst einmal in ihren Element war, konnte sie keiner mehr aufhalten. Der Blondschopf legte den Wasserschlauch neben das Feuer und warf noch ein paar Holzstücke hinein. Ein schadenfrohes Grinsen lag auf seinen Lippen. Bekam doch diesmal nicht er ihre Behandlung zu spüren. Seufzend und geschlagen zog sich Takeru sein Hemd aus. Vorsichtig, da die Wunde doch recht schmerzte. Mit sanften und gekonnten Händen behandelte sie die großflächige Wunde, die sie auch im Nachhinein nähen musste. Auch dafür hatte sie alles dabei. Shiro beobachtete die Handgriffe der Kleinen genau, war er doch in der ärztlichen Ausbildung und war erstaunt über das Können und die Präzision. Nach dem sie auch mit dem zweiten Kommandanten fertig war – ein dicker Verband lag nun um seinen Oberarm, wandte sie sich zu dem Rotschopf der Gruppe. Der Dritte sah Rei auf sich zukommen. Da er sehr groß war, beugte er sich leicht nach unten. Er hatte ihr bei der Behandlung seiner Freunde zu gesehen und vertraute auf ihre Kenntnisse. Schnell wurde auch er behandelt. Bei der Platzwunde musste sie nicht nähen. Auf seinem blauen Kiefer gab sie ihm nur einen andere Salbe. Zum Schluss war der angehende Arzt an der Reihe. Dieser hielt sich immer noch die Schulter. Mit sanften Augen schaute sie auf ihn. „Kannst du das Hemd ausziehen?“, fragte sie ihn. Mit verwirrten Augen sah der Vierte auf das Mädchen vor sich. Mit vorsichtigen Bewegungen schälte er sich aus dem Hemd. Der Schmerz durchzuckte seinen Körper. Zischend griff er nach seiner Schulter. Kleine Hände fasste nach seinen und legte sie beiseite. Mit kundigen Finger strich sie über die blaue Schulter. „Marco.“, rief sie ihren Bruder zu sich. Takeru hatte eine ausgerenkte Schulter und sie mussten sie wieder einrenken. Da sie aber nicht die Kraft dafür besaß, musste ihr Marco helfen. Misstrauisch verzog der angehende Arzt den Mund. Was wurde das jetzt? Auch seine Freunde sahen skeptisch zu dem ungleichen Paar. Doch die Situation war so schnell vorbei, dass es kaum zwei Minuten dauerte. Nur ein lautes Knacken und der darauffolgende – unterdrückte – Schmerzschrei ließ die Höhle kurzzeitig erzittern. Rei als auch Marco ließen gleichzeitig von dem Blonden ab. Dieser war merklich blass um die Nase. Ein entschuldigendes Lächeln lag auf Rei's Lippen. Wieder nahm sie das Döschen mit der Salbe und schmierte sie großflächig auf die Schulter. Danach bekam Shiro noch einen festen Verband um die Schulter und den Oberkörper, sowie improvisierte sie eine Schlinge aus einem weiteren Verband. Zufrieden ließ Rei von dem Vierten ab und räumte ihre Sachen wieder in den Rucksack. Das Wasser im Topf kochte schon eine ganze Weile. Der Tee war also fertig. Mit den Schalen in der Hand portionierte sie den Tee und gab sie den Männern, die wieder leicht misstrauisch in die Brühe schauten. „Das ist Tee.“, erklärte das Mädchen. „Der wird euch gut tun.“ Die Männer sahen sich an und zuckten dann mit den Schultern. Vorsichtig nippten sie an den Tee. So schlimm schmeckte er gar nicht. Innerlich schüttelte Rei den Kopf. Kannte sie doch dieses Verhalten von Marco. Doch der Tee sollte helfen. War er doch gleichzeitig ein Schmerzmittel, als auch eine Verbeugung von Entzündungen. Als alles so weit fertig war, bereitete das kleine Mädchen mit Hilfe von Marco das Essen zu. Hatten sie doch in der Wartezeit nicht nur Muscheln gesammelt, sondern auch gefischt. Diese hatte Marco während ihrer Behandlung der Männer vorbereitet. „Was ist passiert?“, kam die neugierige Frage vom Blondschopf und sah auf die Piraten vor sich. Ein Murren bekam er als Antwort. „Falschen Fragen gestellt, yoi.“, vermutete er nur und bekam ein resigniertes Seufzer von Dan, denn der Junge hatte genau ins Schwarze getroffen. Sie hatten die falschen Fragen gestellt. Bei den falschen Leuten. Der Rückweg zum Hafen war relativ kurz. Da man sich nun schon an das Tempo der Kinder gewohnt hatte, sowie an das Geländer. Auch die Kinder unterhielten sich nun mit den Piraten. Interessiert lauschten sie ihren bisherigen Abenteuern und Erlebnisse. Immer wieder wurden Fragen gestellt und auch beantwortet. Shiro und Rei hatten sich dem hiesigen Kräutern zu gewandt. Schließlich sammelte sie diese zwischen durch immer mal wieder auf. Der junge Arzt fragte nach diesen und das Mädchen erklärte ihr die Wirkungsweisen und wie sie sie einsetzte. So vergingen die Stunden in kürzester Zeit. Auf einer Lichtung – drei Tage später – verabschiedete sich die Piraten von dem kleinen Mädchen. Fröhlich winkte sie ihnen zu, was erwidert wurde und Rei verschwand im Unterholz. Die Piraten spürten einen kleinen Stich des Abschiedes, hatten sie doch das Mädchen lieb gewonnen. Waren sie doch in der Nähe von ihrem 'Zuhause'. Marco würde sie noch bis zum Hafen bringen. Keine halbe Stunde später errichten sie die Zivilisation wieder. Am Hafen arbeiteten die Dockmitarbeiter wieder in voller Konzentration. Die Whitebeard - Piraten waren erleichtert. Wieder aus dem Dschungel heraus, auch wenn es sehr lehrreich war. Dan wandte sich an den Blondschopf und bat ihn noch mit zur Moby Dick. Wollte er doch mit ihm und seinem Käpt'n noch reden. In den letzten Tagen wurde das Bedürfnis, diesen Jungen mit auf das Meer hinaus zu nehmen, immer größer. Hatte er doch die Sehnsucht in seinen Augen gesehen, wenn sie von ihren Abenteuern erzählt hatten. Marco sah zu dem Braunhaarige auf und willigte dann ein. Schließlich hatte er ein gewisses Interesse an der Moby Dick. Zusammen mit den Piraten lief er den Hafen entlang. Hier und dort wurden die Whitebeards gegrüßt und nach ihrem Befinden gefragt, doch diese wurden einfach abgewunken. Bei der Moby angekommen, liefen sie über die Planke auf das Deck. Auf dieses sah sich der Vize um, entdeckte aber den Käpt'n nirgends. An seine Freunde gewandt, entließ er sie. Sollten sie doch noch einmal zum Doc gehen. Auch wenn Rei sie behandelt hatte, sollte der Doc noch einmal darüber schauen. Mit den Jungen an seiner Seite begab sich Dan auf den Weg zur Kajüte seines Vaters. Dort klopfte er an. Kurz darauf schaute eine Krankenschwester aus der Tür. Diese teilte ihn mit, dass Whietbeard gerade untersucht wurde. Da dies einige Zeit dauern würde, lud der Vize den Blondschopf zum Essen ein. Dieser zuckte nur mit der Schulter und nahm die Einladung an. Rei würde auch allein klar kommen. Außerdem würde die Tiere sie willkommen heißen. Da sörte er nur. Zusammen liefen sie in den Esssaal und holten sich etwas. Da gerade Mittagszeit war, war dementsprechend der Saal voll und laut. Auch seine Mitkommandanten fand Dan dort. War der Doc doch mit ihrem Käpt'n beschäftigt. Zusammen mit Marco setzte er sich an seinen Platz und begann zu essen. Nach dem Essen gingen sie wieder an Deck, da der Doc während des Essens zu ihnen kam und erklärte, dass Whitebeard auf Deck auf sie wartete. Wie üblich saß der große Mann auf seinem Platz an Deck. Mit seinen durch dringenden Augen sah auf den Jungen an den Seite seiner Rechten Hand. Dann wandte er sich wieder an Dan. „Habt ihr alles erledigt?“, dröhnte sein Bass über das Deck. Seine Vize erklärte ihm den Sachverhalt und auch die Begebenheit von der anderen Seite. Der Blondschopf stand mit verschränkten Armen neben Dan. Immer noch verspürte er einen gewissen Respekt vor dem großen Mann vor sich. Nachdem Dan geendet hatte, richteten sich der Blick von Whitebeard auf Jugendlichen. Standhaft wie eh verblieb er neben Dan. Ein kleines Starrduell entbrannte zwischen den beiden. Dann brach Whitebeard in schallendes Gelächter aus. Dieses Bürschchen gefiel ihm außerordentlich. Und so machte er ihm das Angebot, wie jedem seine Kinder. Er fragte ihn, ob er sein Sohn werden wollte. Mit gehobener Braue sah Marco auf und machten den Mund auf. Doch bevor er antworten konnte, wurde er durch einen Aufruhr an der Reling unterbrochen. Ein paar der Piraten standen dort und feuerten wohl jemanden an. „Na, komm schon.“ „Du schaffst das.“ „Genau, halte dich gut fest.“ „Jetzt still halten.“ „Gut so, Kleines.“ Durch die Ausrufe richtete sich Marcos Augen auf die Klippe. Entsetzte sah er die Szenerie dort. Sein Herz setzte kurz auf, bevor es mit doppelter Geschwindigkeit wieder einsetzte. Das, was er dort sah, machte ihm Angst und Bange. Denn dort an der Klippe hing Rei an der Steilwand. Ohne zu überlegen, handelte er. Er nahm Anlauf, sprang über die Reling und im Fall breitete sich hellblaues Feuer auf seinem Körper aus. In seiner Phönixgestalt flog er über das Wasser. Auf die Klippe zu. Die Whitebeard – Piraten starrte auf den Vogel. Dan traute seinen Augen nicht. Da suchten sie diesen Vogel seit Wochen und er spazierte mit ihnen durch den Wald. „Dan!“, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. „Es ist das Mäuschen!“, verwirrt sah er auf Ross, der an der Reling stand und das Fernglas in der Hand hielt. Schnell überwand er die Distanz und nahm das angebotene Fernglas an und schaute selbst. Auch Whitebeard stand nun neben ihn. Auffordernd rief der Käpt'n ein paar Namen und die Angesprochenen kamen auf ihn zu. Zusammen mit den Käpt'n verließen sie die Moby und begaben sich irgendwie zur Klippe, um zu helfen. Rei hüpfte durch den Wald und wurde von den Tieren begrüßt. Lachend strich sie hier und dort über Gefieder und Fell. Waren sie doch irgendwie ihre Freunde. Summend machte sie einen kleinen Umweg, um noch ein wenig Zeit mit den Tieren zu verbringen. Als sie schon nah an ihrem Unterschlupf war, verabschiedete sie sich von den tierischen Freunden und trat auf die Lichtung. Abrupt blieb sie stehen und sah sich einer Verwüstung gegenüber. Erschrocken lief sie auf den offenen Eingang. Überall sah sie Zerstörung. Die ganze Einrichtung war zertrümmert und lag überall herum. Bücher lagen verstreut auf dem Boden. Ihre selbstgemachte Schüsseln und Vasen lagen zerbrochen am Boden, dabei waren diese aus stabilen Holz. Ihre Kleidung und die Decken waren zerrissen worden und lagen ebenfalls verteil in der Höhle. Alles war zerstört worden. Ein leichtes Knirschen ließ Rei aufblicken. Drei korpulente Männer kamen aus dem hinteren Bereich der Höhle und schimpften vor sich her. Hatte sie doch nur eine kleine Beute gemacht. Das wenige Geld, dass sie gefunden hatte, machte sie nun auch nicht glücklich. Einer der Eindringliche sah auf und erblickte Rei, die sich immer noch in einer Schockstarre befand. Mit geweiteten Augen stand sie dort im Eingang und blinzelte fast eulenhaft zu den Männer. Ein breites Grinsen lag sofort auf dem Lippen des Einen. „Schaut mal. Wir haben doch noch Glück.“, meinte er zu seinen Freunden. Die Angesprochenen wandten sich ebenfalls zum Eingang und boshaft lächelten sie. „Na, so was. Was hat uns das Lüftchen denn da angeweht.“, und ging mit großen Schritten auf Rei zu. Bevor sich diese flüchten konnte, griff er nach ihren Arm. Ein kurzer Aufschrei entkam ihr und sie versuchte sich aus den Griff zu befreien. Misslang allerdings. Tränen traten ihr in die Augen. Was wollten diese Leute? „Hör auf zu zappeln!“, wurde ihr zu geraunt, doch sie hörte nicht auf den Mann. Wütend schlug er ihr ins Gesicht und ließ sie los. Durch die Wucht knallte sie an die Höhlenwand. Kurz verschwamm ihr die Sicht, aber ihr Überlebensinstinkt sagte ihr – beschwor sie – nicht ohnmächtig zu werden. Schnell rappelte sie sich auf, griff sich an die Schläfe und spürte Blut. Schmeckte auch Blut, da sie sich ein kleiner Riss in ihrer Lippe zu gezogen hatte. Mit großen Augen sah sie auf die Männer. Rückwärts schritt sie aus dem Eingang. Immer mit den Augen auf ihre Peiniger. „Wo willst du denn hin?“, kam es von den einen. Ohne eine Antwort drehte sich Rei um die eigene Achse und stürmte in den Wald. Weg. Hauptsache weg. Weit weg. Ohne Ziel lief sie durch den Wald. Hinter sich hörte sie die Schritte und Gefluche ihrer Verfolger. Unbewusst schlug sie den Weg zur Klippe ein. Dort angekommen, keuchte sie nach Luft. Hektisch sah sie sich um. Auf der Lippe kauend besah sie sich ihre Situation. Schmeckte wieder Blut. Doch lange Zeit hatte sie nicht, konnte sie doch die Stimmen hinter sich hören. Rei ließ sich auf die Knie fallen und suchte sich einen Weg an der Steilwand hinunter. Dies hatte sie das schon öfters gemacht, sammelte sie doch ab und zu hier Kräuter. Sich an den kleinen Kanten festhaltend kletterte sie die Steilwand hinab. Ab und zu rutschte sie ab, da ihre Finger von Blut verschmiert waren. Ihre Sicht verschwamm. Der Schweiß lief ihr die Schläfen hinab und vermischte sich dort mit den Blut von der Platzwunde. „Wo ist dieses kleine Biest?“ „Weit kann sie nicht gekommen sein!“ „Für dieses kleine Ding bekommen wir bestimmt 'ne Menge Schotter.“ „Dafür müssen wir aber erst einmal diese Kleine finden.“ Schritte kamen dem Rand näher. Als sie Stimmen von ober hörte, blieb sie auf ihrer Position. Still. Bewegungslos. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Leicht verlor sie den Halt, rutschte sie doch durch das Blut von ihrer Hand ab. Beim Nachgreifen rieselten kleinere Steinchen die Klippe hinab. Ein kurzes Aufschrei entkam ihr, als sie den Halt unter ihren Füßen verlor. Die Kante, auf der sie stand, brach kurzer Hand weg. Schnell suchte sie wieder Halt, fand ihn auch. Aber ihre Verfolger schauten über die Kante. Panisch sah Rei nach oben. „Na, wen haben wir denn da?“, und eine Hand griff nach ihr. Geschickt kletterte sie aus den Fängen, doch spürte sie die Angst weiterhin im Nacken. Ihr Versteck war gleichzeitig eine Sackgasse. Hektisch sah sie sich um. Wo sollte sie hin? Die Wind riss an ihren Klamotten. Tränen benetzten ihre Wangen. Sie war in Schwierigkeiten. Aufschluchzen lehnte sie kurz ihre Stirn an den Stein. Kleinere Steinchen fielen auf ihren Kopf. Gefährlich knackte der Felsen unter ihren Finger. Ein bekanntes Pfeifen trat an ihr Ohr und glücklich schluchzte sie auf. Er kam. Er kam um sie zu retten. Marco kam. Ein warmer Windstoß spürte sie an ihren Rücken und sie wusste, sie war gerettet. Marco war auf dem schnellste Weg über das Wasser geflogen. Nahm den Wind gekonnt. Unter sich spürte er das kalte Wasser. Bei der Klippe erhob er sich senkrecht an der Steilwand entlang. Der Wind war ihm wohl gesonnen. Seine blauen Flammen züngelten unermüdlich über seinen Körper. Zeigten seine Wut. Ein erschrockener Fluch kam ihn entgegen, als er die Spitze der Klippe erreichte und einen von Rei's Verfolger somit erschreckte. Mit wenigen Flügelschlägen verblieb er an Ort und Stelle und analysierte die Situation in Sekundenschnelle. Drei ungepflegte Männer sahen ihn mit großen Augen an. Durch den Weg durch den Wald war ihre Kleidung zerrissen und kleiner Kratzer hatten sie sich zugezogen. Dann ging er zum Angriff über. Gekonnt wirbelte der Phönix zwischen die Männer und verteilte mit seinen Klauen und Flügeln ein paar Schläge, bis er sich wieder in einen Menschen zurück verwandelte. Auch hier teilte er Schläge und Tritte aus. Die Männer waren zu verwirrt über diesen Überfall. Doch schnell hatten sie sich wieder gefangen und wehrten sich gegen die Schläge, hinter denen wirklich Wucht stand. Der Kampf zog sich in die Länge. Auch die Umgebung nahm Schaden. Leichte Risse hatten in den Untergrund gebildet und der Stein knackte gefährlich. Blaues Feuer leckte an der Lippe von Marco. Ein Riss verheilte wieder. Schwer atmend stand Marco am Rand der Klippe. Durch eine undurchdachte Handlung wurde er hier in die Enge gedrängt. Unter sich hörte er das Schluchzen seiner kleinen Freundin, sowie das gefährlich Wegbrechen der Felsen. In seinen Kopf arbeitete es. Er könnte sich mit Leichtigkeit selbst retten, doch dann war Rei immer noch nicht sicher. Plötzlich gab der Boden unter seinen Füßen nach. Ein kurzer Aufschrei war zu hören. Wieder handelte er ohne nach zu denken und sprang über die Klippe. Sicher griff er nach Rei und umschlang ihren kleinen Körper mit den Armen. Sofort klammerte sie sich in sein Shirt. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht an seine Brust. Mit hoher Geschwindigkeit fielen sie die Klippe hinab. Blaue Flämmchen zogen ihre Kreise auf seinen Armen und innerlich hörte er einen Aufschrei vom Phönix. Wusste aber, dass er mit dem kleinen Mädchen in den Armen nicht fliegen konnte. Mit starren, aber immer noch entschlossenen, Blick sah Marco auf das Wasser, das immer näher kam. Zog Rei näher an sich. Dann wurde alles schwarz. Die Whitebeard – Piraten stolperten aus dem Wald auf den kleinen Strand und sahen den Fall der Kinder. Entsetzt sah ihnen zu. Mit den Zwei fiel auch die zerstörte Klippe hinab. Große Steinbrocken schlugen auf die Wasseroberfläche auf. Von den Angreifern war keine Spur. Wahrscheinlich konnten sie sich im letzten Moment retten. Jetzt konnte nur noch ein Wunder den Kindern helfen. Plötzlich tauchte ein großer Seekönig auf. Seine leuchtend gelben Augen suchten und fanden sein Ziel. Sein rotgeschuppter Körper setzte sich blitzschnell in Bewegung und er öffnete sein übergroßes Maul und schnappte zu. Erschrocken keuchten die Piraten auf. Das Monster hatte die Kinder verschluckt. Whitebeard knurrte. Dieses Vieh sollte ihn nur in den Finger kommen. Kaum eine Minute später brodelte es im seichten Wasser und das Ungeheuer tauchte wieder auf. Seine gelben Augen fixierten die Piraten am Strand. Der Käpt'n umfasste sein Bisento fester und schritt auf den Seekönig zu. Wollte diesen schon eine Abreibung verpassen. Dieser war aber nicht beeindruckt und beugte sich zu dem Strand. Er öffnete sein Maul und hob dann den Kopf wieder. Ein leises Schluchzen war zu vernehmen und die Piraten bekamen große Augen. Auf dem Sand saßen Marco und Rei. Das Seeungeheuer stupste den Blondschopf kurz an und dieser hob den Kopf. Mit seiner Hand fuhr er ihm kurz über die Nase. Dankte ihm so für die Rettung. Dann verschwand der rote Riese wieder. Aus ihrer Starre gelöst, liefen die Whitebeards auf die Kinder zu. Ein ältere Mann mit grauen Haaren ließ sich auf die Knie fallen und besah sich die Kinder. Konnte er doch das Blut an den Kinder sehen. Das meiste Blut kam von den kleinen Mädchen. Marco besah sich die Männer und erkannte die Piraten wieder. Leicht ließ er die Schultern sinken und wandte sich zu dem Mädchen in seinen Armen zu. Immer noch weinte sie und drückte sich eng an ihn. Ließ ihn nicht los. Sanft strich er ihr über den Rücken. Versuchte sie zu beruhigen. „Alles klar bei euch?“, fragte Dan nach, der sich neben den Doc gekniet hatte. Der Blondschopf sah auf und nickte nur. Dann zeigte der Vize auf seinen Nebenmann: „Das hier ist der Doc. Kann er deine Wunden sehen, Rei – chan?“, fragte er das kleine Mädchen. Keine Reaktion. Mit fragenden Augen sah Dan auf den Blondschopf. Dieser schüttelte nur den Kopf. Das Schluchzen wurde langsam zu einem Schluckauf. Ein Rascheln im Unterholz ließen die Männer aufschauen. Mit ein paar heftigen Flüchen stolperten die Peiniger Rei's auf den Sand. Noch mehr zerzauster als so wie so schon richteten sie sich auf. Ihre Blicke fanden die kleine Ansammlung am Strand. „Hey!“, rief einer: „Das ist unsere Beute! Also Finger weg!“ Die Piraten sahen zu den Banditen. Beute? Whitebeard ging ein Licht auf. Das waren diese Menschenhändler. Mit erzürnten Gesicht ließ er seine Waffen auf den Boden aufkommen und der Strand – die gesamte Insel – erzitterte. „Beute?“, fragte er nach. Auch seine Söhne positionierten sich um ihn herum. Sie waren zwar Piraten, aber hatten alle etwas gegen den Menschenhandel. Jeder sollte frei sein und nicht wie Ware verkauft werden. Auch Marco sah auf. In seinen Armen war Rei furchtbar zusammen gezuckt und vergrub ihr Gesicht in seinem Shirt. Der Blondschopf legte eine Hand auf ihren Kopf und zog sie näher zu sich. Sie wollten sie verkaufen? Nur über seine Leiche. Ein Blick von Dan fing er auf und er wusste, dass die Piraten sie nicht allein ließen. Der Doc hockte immer noch vor ihnen und begutachtete immer noch das kleine Mädchen. „Hey, Kleines.“, kurz zuckte die Hellhaarige zusammen und löste sich leicht von Marco. Verweinte Augen sahen zu dem Arzt, der ungewöhnliche rote Augen besaß. „Darf ich mir 'mal deine Hände ansehen. Ich bin Arzt.“ Schniefend drehte sich Rei leicht um und wischte sich leicht über die Wange. Verschmierte damit das Blut. Das Mädchen schmiegte sich noch immer an den Blondschopf. Der Mann vor ihr war ihr nicht wirklich geheuer. Diese roten Augen strahlten gewiss nichts Vertrauenwürdigendes aus. Auch das leichte Lächeln auf seinen Lippen machte die Ausstrahlung nicht besser. „Keine Angst. Ich möchte dir nur helfen.“, unsicher schaute das Mädchen zu ihrem Bruder auf, der sich von ihr löste und leicht lächelnd nickte. Zaghaft wandte sich Rei zu dem Doc um und wischte sich nochmals über die Wange. „Darf ich?“, und der Doc zeigte auf ihr Hände, die ihm zögerlich hin gehalten wurden. Mit sanften Händen nahm er ihre Finger und begann das Mädchen zu behandeln. Marco sah kurz auf Rei und erhob sich dann. Seine kleine Freundin schien in guten Händen zu sein. Mit undefinierbaren Blick schaute er auf die Situation vor sich. Hatten sich die Piraten doch ohne Gnaden um die Banditen kümmert. Geschlagen lagen sie am Boden. Mit verschränkten Armen stand der Junge nun da. Whitebeard wandte sich schnaubend ab. Diese Idioten waren Abschaum der Gesellschaft. Mit harten Blick stand er dort hoch aufgerichtet und sah zu dem blonden Jugendlichen. Seine Rechte Hand ging mit Händen in den Hosentaschen auf den Blondschopf zu. „So, Kleiner. Hast uns ja richtig dumm da stehen lassen, was?“, kam der leichte Vorwurf von Dan. Nur eine Braue hob sich. Blieb ihm aber eine Antwort schuldig. „Nun lass ihn doch.“, meinte der Weißbärtige und legte seinem Vize eine Hand auf die Schulter. „Aber mir bist du noch eine Antwort schuldig, Bursche.“, und wandte sich an den Blonden. „Komm auf mein Schiff und werde mein Sohn.“, dabei hielt er ihm die Hand hin. Ein leichtes Zupfen an seinem Oberteil ließ ihn zur Seite schauen. Violette Augen sah zu ihm auf. „Geh mit ihm.“, meinte Rei. Der Doc war fertig mit ihrer Behandlung. Nun zierte ein großes Pflaster ihre Stirn und auch ihre Hände waren verbunden. Verwirrt sah Marco auf seine Freundin und konnte sie nicht verstehen. Er würde sie niemals allein lassen. Hatte er ihr doch versprochen, immer auf sie auf zu passen. Bevor er ihr seine Entscheidung mitteilen konnte, sah er eine gewisse Härte in ihrem Blick. Sowie Entschlossenheit. „Nimm sein Angebot an. Ich brauche deine Hilfe nicht mehr.“, dabei stand sie – trotz ihrer kleinen Statur – hoch aufgerichtet da. Mit einem entschlossenen Blick drehte sich Rei um und verließ den Strand. Die verwirrten Blicke der Männer bekam sie nicht mehr mit. Im Wald fing sie an zu laufen und wieder verschwamm ihre Sicht vor Tränen. Marco brauchte sich nicht mehr um sie zu Sorgen. Sie würde stark werden. Allein klar kommen. Der blonde Jugendliche sah immer noch verwirrt der Hellhaarigen hinterher. Was war denn mit ihr? Er konnte es sich nicht erklären. „Und?“, kam die Nachfrage vom Käpt'n, der ihm immer noch die Hand reichte. „Ich kann nicht.“, gab Marco als Antwort, obwohl ihm das Angebot reizte. „Es geht um Rei, oder?“, riet Dan und bekam ein Nicken. Der große Mann überlegte. Ein kleines Mädchen mit aufs Meer zu nehmen, war schon riskant. Aber er hatte von Dan und auch zwischen zeitlich vom Doc erfahren, dass die Kleine über gute medizinische Kenntnisse verfügte. Doch war sie erst zwölf. Mit sich ringend kniete der große Whitebeard am Boden und überlegte. „Pops?“, wurde er angesprochen und der Doc stand vor ihm. „Ich könnte er kleine Assistentin gebrauchen. Jetzt, da Shiro ausfällt.“, und gab dem Weißhaarigen einen Ausweg. Mit einem Nicken nahm er es zur Kenntnis und sah auf den Jungen. „Du hast es gehört, Junge. Hol deine kleine Freundin und komm zusammen mir ihr auf's Schiff.“ Zuerst geschockt, doch dann breitete sich ein riesen Grinsen auf seinem Gesicht auf. Mit diesen drehte er sich zum Wald und lief dem Mädchen hinterher. Die Männer blickten Marco nach und konnten sich selbst das Grinsen kaum verkneifen. „Damit habe ich wohl einen Sohn und eine Tochter bekommen.“, kam es nüchtern von dem Riesen, was Gelächter bei seinen Söhnen hervor rief, in das er schließlich mit ein stimmte. So kam es, dass Marco und Rei Teil der Whitebeards wurden. *** Seit dem Eintritt in der Mannschaft waren drei Jahre vergangen. Marco als auch Rei wurden fröhlich in die große und seltsame Familie auf genommen und wurden so Mitglieder der Whitebeard - Piraten. In den letzten Jahren hatten sie verschiedene und kuriose Inseln gesehen. Genauso wie verschiedene und kuriose Leute getroffen. Beide Kinder waren in den letzten Jahren gewachsen. Nicht nur körperliche, sondern auch geistig. Rei war zu einem hübschen 15 – jährigen Mädchen geworden mit doch schon weiblichen Rundungen. Sie war sehr fröhlich und aufgeschlossen. Manchmal kam zwar noch ihre schüchterne Seite durch, aber eher sehr selten. Wie zu erwarten, half die Hellhaarige den Doc, aber war sie doch ein volles Mitglied der dritten Division geworden. Dafür hatte sich Ross, ihr Kommandant, stark gemacht. Marco war zu einem Mann geworden. Sein Körper zeigte die Fortschritte seines Trainings. Dan hatte ihn vom ersten Tag hart ran genommen. Dadurch wurde er ein starke Kämpfer. Auch mit seiner Teufelskraft – man hatte ihn das mit den Teufelsfrüchten ganz zu Beginn erklärt – hatte er stetig weiter entwickelt. Er war ein vollwertiges Mitglied der ersten Division und übernahm hier und dort schon organisatorische Sachen, die ihm Dan auf's Auge gedrückt hatte. Schnelle Schritte hallten im Gang wieder. Flink nahm die kleine Gestalt gekonnt die Kurven. Ihr Ziel vor Augen, denn keine 100 Meter weiter schlenderte die gesuchte Person den Gang entlang. Mit einen Sprung war sie auf den Rücken der Person gesprungen. Ein Ächzen entkam das Opfer. Lachend schlang sie die Arme um seinen Hals. „Hab dich.“, flüsterte sie in sein Ohr. Ein abgrundtiefer Seufzer kam von den jungen Mann. „Rei.“, knurrte er und sah über seine Schulter:„Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du das lassen sollst.“. „Aber Marco.“, schmollte sie und ließ sich von seinen Rücken gleiten. Mit den Händen in den Hosentaschen drehte er sich zu dem Mädchen um. Sein gelangweilter Blick lag auf ihren Gesicht. „Was gibt’s, yoi?“, fragte er nach. „Wir erreichen doch bald die nächste Insel, ne. Gehen wir zusammen hin?“, stellte sie die übliche Frage. „Tut mir Leid, Kleines. Aber Dan hat mir jetzt schon zig Aufgaben aufgebrummt.“ Die Schmolllippe kam zurück. „Aber , Marco~! Wir haben so lang nichts mehr zusammen gemacht.“, entrüstete sie sich und stemmte die Hände an den Hüften. „Sorry, Kleines.“, und wuschelte ihr durch die Haare. Eine beleidigendes 'Hey' entkam ihr, wusste er doch, dass sie das gar nicht mochte. Lachend legte er ihr die Hand um die Schulter. So liefen sie zusammen durch die Gänge der Moby und wanderten zum Esssaal. War es doch Zeit dafür. Einen kleinen Klapps bekam der Blondschopf ab: „Das war gemein.“ „Mitnichten, yoi.“, und grinste ihr zu. Ein kleines Kribbeln machte sich in Rei breit und ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. Gott sei Dank war es hier so dunkel. Seit ein paar Monaten verspürte sie bei ihren Bruder diese seltsamen Gefühle. Mal kamen sie, mal blieben sie aus. Bei den Krankenschwestern hatte sie einmal beiläufig das Thema angesprochen und entfesselte damit eine halbe Diskussion. Doch eins hatte sie bei dieser mit bekommen. Das Gefühl, dass sie verspürte, war wohl das Zeichen, das man verliebt war. Aber spürte sie dieses Kribbeln nur bei ihrem Bruder und das kam der Hellhaarigen falsch vor. War es doch Marco, ihr Bruder, den sie schon seit klein auf kannte. Lautlos seufzte sie und schüttelte den Kopf. „Na, wieder da?“, wurde sie gefragt. Marco hatte den Gesichtsausdruck des Mädchens bemerkt und wusste, das sie mit ihren Gedanken weit weg war. Nun richtete sich ihre Augen wieder auf ihn und ein Lächeln erschien auf ihren Lippen. Mit einem Schubser stieß Marco die Tür auf und sie betraten den Speisesaal, in dem schon ein lautstarkes Spektakel – wie immer eigentlich – herrschte. Der Erste nahm den Arm von Rei's Schulter und wuschelte ihr ein letztes Mal durch die Haar. Danach wandte er sich zu seinen Freunden und sie zu ihren bzw. wandten sie sich zu ihren Divisionen. Waren sie doch in verschiedenen. Am nächtlichen Himmel erstrahlten die Sterne. Tief einatmend betrat Rei das Deck. Sie mochte die nächtliche Atmosphäre. Mit geschmeidigen Schritten lief sie auf dem Deck entlang. Whitebeard beobachtete die Szene und ein leichtes Lächeln bildete sich. Mit einem fröhlichen Winken ging sie an ihren Vater vorbei, der es ebenso erwiderte. Lachend lief sie zur Reling und lehnte sich daran. Solche Momente, in dem sie einmal allein auf dem Deck war, gab es selten. Träumend ließ sie ihre Gedanken freien Lauf. Die dunklen Wolken am Himmel nahm sie kaum war. Erst als der erste Tropfen auf ihrer Nase landete, hob sie ihren Blick. Der Regen war warm, also blieb sie an Ort und Stelle. Die leisen Schritte hinter ihr bemerkte sie nicht. Als sie allerdings eine Hand auf ihrer Schulter spürte, drehte sie sich fragend um. Ein großer, schlanker Mann mit giftgrünen Augen stand vor ihr. „Ja?“, fragte sie nach. Im ersten Moment fiel ihr der Name nicht ein, wusste aber, dass er zur vierten Division gehörte. Doch bekam sie keine Antwort. Sein Blick schweifte über ihren Körper und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Klebten ihr die nasse Klamotten doch eng am Körper. Schnell verschränkte sie die Arme vor der Brust, um sich ein wenig zu schützen. Diese Geste tat allerdings das Gegenteil, zog sie doch so die Blicke auf ihre Brüste. „Was gibt’s denn?“, fragte sie nochmals nach. Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie wurde an die Reling gedrückt. Harte Lippen trafen auf ihre. Geschockt riss Rei die Augen auf. Sie hob die Hand und verpasste ihrem Nakama eine Ohrfeige. Entsetzt hielt sie die Hand vor die Lippen. Was sollte das denn? „Jetzt zier dich nicht so.“, gab er von sich und griff wieder nach dem Mädchen. Diese wich geschickt aus. Fand schnell einen sicheren Tritt auf den nassen Planken. „Lass mich.“, und setzte sich rückwärts in Bewegung. Gefolgt von dem Schwarzhaarigen. Das Wetter schlug um. Der Wind nahm zu. Die Wellen wurden höher und durch schüttelten die Moby. Rei verlor den Halt und fiel auf das Deck. Leicht rutschte sie weiter. Auch ihr Gegenüber verlor den Halt, blieb aber auf den Füßen. Sofort kam Bewegung auf dem Deck. Die Divisionen kümmerten sich um die Segel und das Verstauen der Kisten an Deck bzw. Befestigen dieser. Hier und dort wurden Befehle gerufen. Die Regen nahm zu und leichter Hagel kam dazu. Immer noch saß Rei auf dem Deck und sah auf ihren Nakama, der wieder auf sie zukam. Den Tumult seine Leute nahm er kaum zu Kenntnis. Mühsam rappelte sich das Mädchen auf die Beine. Eine große Wellen schlug gegen die Seite der Moby und ließ diese gefährlich schwanken. Eine schwere Kiste erwischte das Mädchen und sie fiel wieder auf das Deck, knallte damit ungünstig gegen die Reling. Bewusstlos lag sie nun dort. Auch der Vierten hob diese Welle von den Füßen und er rutschte zu seinen Kollegen, die ihn sofort auf die Beine halfen und zur Arbeit zwangen. Rei lag auf den Planken und bekam von den ganzen drumherum nichts mehr mit. Neben ihr krachte etwas in die Reling und nahm ein Teil mit in die Fluten. Der Körper des Mädchens fiel den Wetter zum Opfer. Rutschte über das nasse Deck. Richtung zerstörte Reling. Mit einer weiteren Welle fiel der bewegungslose Körper in die Tiefen des Wassers. Niemand bekam davon mit. Erschöpft ließen sich die Whitebeard – Piraten auf dem Deck nieder. War doch die ganze Nacht geprägt durch den Sturm. Marco fuhr sich durch die nassen Haare. Müde schloss er die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Hatte in doch die Nacht geschlaucht, wie seine restlichen Kameraden auch. Mühsam stellte er sich auf die Beine und wollte sich in seine Kabine zurück ziehen, als ein weiterer Tumult seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Shiro hatte die Tür mit Wucht aufgestoßen und sah sich gehetzt um. „Habt ihr Rei gesehen?“, stellte er die Frage. Jeder schüttelte den Kopf oder beneinte seine Frage. Dachten sie doch allem, dass ihre kleine Schwester wohl bei ihm oder dem Doch war. Oder doch bei den Schwestern. Dann kam er auf Marco zu. „Hast du Rei gesehen?“, doch auch der Blondschopf schüttelte den Kopf. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit. Dann fiel sein Blick auf Dan, der mit ziel gerichteten Schritten auf ihn zu kam. Eine undefinierbare Miene auf dem Gesicht. Vor ihm blieb er stehen und überreichte ihn etwas. Verwundert und dann entsetzt sah Marco auf die Kette. Es war eine Perle mit zwei blauen Federn. Rei's Kette. Blut war an dieser zu sehen. Vorsichtig nahm der Blonde die Kette an sich. „Wo hast du die her?“, fragte er leise und schloss die Finger um die Perle. „An einer kaputten Reling. Sie hing an dieser.“, das Blut trotz des Regens noch vorhanden war, sagte Dan lieber nicht. Immer noch hielt Marco die Kette fest. Drückte sie an sein Herz, das schmerzvoll pochte. Ein leiser Verdacht keimte ihn auf. Und bekam die Bestätigung von Dan. Nur noch die Lippen bewegte sich. Die Worte nahm der Blondschopf kaum noch war. Innerlich zerbrach etwas in ihm. „Es tut mit Leid, aber wir haben sie verloren.“ ~~‖ • ‖~~ „Hi Marco. Na wie geht’s dir so?“, kam es aus dem Mund von Rei. Innerlich hüpfte sie glücklich auf und ab. Die Überraschung war geglückt. Hatte sie doch seit Jahren nach ihm gesucht. Marcos Augen weiteten sich mit jeder Sekunde. Das Klemmbrett fiel mit einem Poltern auf den Steg. Seine Aufgabe war vergessen. „Hat's dir dir Sprache verschlagen?“, neckte sie ihn. Vorsichtig hob der Kommandant der ersten Division seine Hände und schob ihr blaues Tuch von den Haaren. Die silbernen Reflexe in ihrem weißen Haar reflektierten die Sonnenstrahlen. Ungläubig nahm Marco das Gesicht vor sich in die Hände. Konnte es immer noch nicht glauben. Seine Augen huschten über ihr Gesicht. Prägten sich alles ein. Es war fraulicher geworden. Die kindlichen Rundungen hatte sie ganz verloren. Große violette Augen sahen belustigt zu ihm. Die kleine Stupsnase und die vollen Lippen waren geblieben. Neu war eine Narbe an ihre linken Schläfe, was ihrer Schönheit aber keinen Abbruch tat. Ihre Haare trug sie anders als damals. Kürzer. Reichte sie ihr nur noch bis zu den Schultern. „Du lebst.“, flüsterte er: „Du lebst.“ Ein leicht schuldiger Ausdruck lag in ihren Augen. „Entschuldige, ich hätte mich...“, kam aber nicht weiter, denn sie wurde in einer schnellen Bewegung in seine Arme gezogen. „Das ist egal.“, murmelte Marco, wusste er doch, was sie sagen wollte. Ihm war dies aber egal. Hauptsache sie lebte. Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Nahm ihren Geruch – ihren natürlichen Geruch von Wald und Sonne – in sich auf. Das ihm alle zu sahen, interessierte ihm momentan nicht. Nur der Gedanke, dass seine Rei lebte, kreiste in seinen Gedanken. Langsam löste er sich von ihr und schaute wieder in ihre Augen. Die Augen, in denen er sich schon in jungen Jahren verliebt hatte. Dann löste er sich komplett von ihr, hob sein Klemmbrett auf und wandte sich zur Moby Dick. In seiner Hand die der Weißhaarigen. Neugierige Augen sahen zu ihrem Vizen, der diese gekonnt ignorierte. Kannten sie ihn doch nicht so. Einen seiner Divisionsmitglieder drückte er die Liste in die Hand, und gab somit seine Aufgabe weiter. Er musste dringend zu 'Pops'. Mit der geglaubt Verstorbenen. Das er von seinen Freund Thatch angesprochen wurde, bekam er nur am Rande mit. Mit schnellen Schritten begab er sich zu der Kajüte von Whitebeard und klopfte an dieser. Nach einem lauten 'Herein.' öffnete der Phönix die Tür und zog die ruhige Rei mit sich. Allerdings verdeckte er sie durch sein breites Kreuz. Whitebeard drehte sich in seinem Stuhl um und sah verwirrt auf seine Rechte Hand. „Was ist los, mein Sohn.“ Ein breites Grinsen lag auf Marcos Gesicht, dass den Riesen verwirrt die Stirn runzeln ließ. Seit wann ließ Marco denn seine Maske fallen? Dann trat der Blondschopf einen Schritt beiseite und gab den Blick frei auf Rei, die leicht verschüchtert in der Kabine von Edward Newgate stand. Dieser legte den Kopf leicht schief und starrte auf die junge Frau vor sich. Kurz darauf weiteten sich seine Augen. Erkannte er doch seine geliebte Tochter in den Auftreten der jungen Frau. „Rei?“, fragte er nach und ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Hallo Pops.“ Whitebeard stand auf, hockte sich vor die junge Frau und zog sie dann auch an seine Brust. Seine verstorbene Tochter war von den Toten wieder auf erstanden. Ein Schluchzen kam von der jungen Frau und sie lehnte sich an ihn. Eine ganze Weile standen sie so da. Auch dem großen Whitebeard lief einen Träne die Wange entlang. Dann löste er sich von seiner Tochter und begutachtete sie. Aus dem damaligen Mädchen war eine hübsche Frau geworden. „Was für eine Freude.“, gab der Riese von sich und ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen. Rei wischte sich über die Augen und erwiderte das Lächeln. „Ich hab dich auch vermisst.“, kam es von der Hellhaarigen. „Aber wie?“, wollte der Käpt'n wissen. Marco gesellte sich zu Rei und legte ihr einen Arm um die Schulter. Auch ihn interessiertes dieses 'Warum'. „Ich muss beim damaligen Sturm über Bord gegangen sein. Ganz genau kann ich mich auch nicht mehr erinnern. Alles ist verschwommen über die Nacht. Als ich wieder die Augen aufschlug, war ich bei einem älteren Ehepaar, dass mich versorgt hatte. Ich war wohl am Strand angespült worden. Ohne Erinnerung. Die kam erst vor ein paar Jahren wieder.“ Das der Ausschlag Marcos Steckbrief war, verschwieg sie. „Als ich meine Erinnerungen wieder hatte, wollte ich sofort zu euch zurück, aber Ji – san wollte mich nicht gehen lassen. Jedenfalls nicht soweit ich mich nicht verteidigen und kämpfen konnte. Erst vor zwei Jahren ließ er mich mit guten Gewissen gehen. Seit da an habe ich mich auf die Suche nach euch begeben.“, erklärte Rei den beiden. Die beiden Männer hatten den Erklärungen der jungen Frau gelauscht. Nahmen die Erklärungen auf. Für weitere Fragen blieb noch genug Zeit. Oder? „Du wirst doch bleiben?“, stellte Whitebeard die Frage. „Wenn ich darf.“, kam es unsicher von Rei. Ein väterliches Lächeln lag wieder auf seinen Lippen. „Du bist und bleibst meine Tochter.“, bekam sie nur als Antwort. Und das reichte ihr auch. Mit einem glückliche Lachen fiel ihr ein riesen Stein vom Herzen. In diesen Lachen stimmten zwei weitere – männliche – Stimmen mit ein. Am Abend stand Rei an der Reling und sah in den Sternen besetzten Himmel. Seit Jahren spürte sie wieder eine gewisse Zufriedenheit in ihrem Körper. Seit sie sich wieder an ihrer Familie erinnern konnte, hatte sie sie vermisst und sehnte sich nach ihnen. Dass sie so ohne Hintergedanken wieder aufgenommen wurde, machte sie glücklich. Leise Schritte ließen sie über ihre Schulter schauen. Marco stellte sich neben die junge Frau. Auch er war glücklich seine frühere Freundin wieder an seiner Seite zu haben. Zusammen genossen sie die Zweisamkeit, die sie von ihrer Kindheit her kannten. „Rei?“, sprach er sie an und sie wandte sich fragend zu ihm. „Ich hab hier etwas, dass dir gehört.“, und kramte in seiner Tasche. Nun drehte sich Rei ganz zu ihm. Aus einer Hosentasche zog er etwas und hielt es ihr vor die Nase. Mit großen Augen griff sie nach dem Anhänger. Ihren Anhänger. Die Perle mit den zwei Federn. Ihre Kette hatte sie als verloren abgestempelt. Dankend sah Rei den Blonden an. Marco nahm ihr die Kette wieder aus der Hand und band ihr das Schmuckstück um. Gehörte sie doch ihr. Seit Jahren hatte er diese Kette aufgehoben. Ab und zu herausgeholt und in Erinnerung geschwelgt. In den letzten zwei Jahren allerdings eher weniger. „Danke.“, und umarmte den Blondschopf. Glücklich schloss auch er die Arme um die Kleinere. War sie doch immer noch kleiner als er. Beide spürten die Wärme des jeweils anderen. Marco spürte auch die Zufriedenheit und Harmonie des Phönix in seinem Inneren. Hatte doch auch dieses Unterbewusstsein getrauert. Kleine blaue Flämmchen rollten auf seine Arme und kitzelten das Gesicht der Hellhaarige. Kichernd wand sie sich aus der Umarmung. Fasziniert, wie schon als Kind, schaute sie auf das blaue Feuer. Mit den Fingern fuhr sie darüber und spürte die heilende Hitze. Ihre Augen wurden von seinen Blauen gefangen gehalten. Dann spürte sie warme Lippen auf ihre. Überrascht riss sie die Augen auf, schloss sie dann aber. Genoss das Gefühl, dass sich in ihr ausbreitete. Das Kribbeln von früher tauchte wieder auf. Warme und sanfte Lippen lagen auf ihren. Bewegten sich leicht. Beide genossen die Nähe und den Geschmack des Anderen. War es doch ein vertrautes, aber auch neues Gefühl. Langsam löste sie sich wieder von einander. Die beiden sahen sich tief in die Augen. Jeder hatte ein sanftes Lächeln im Gesicht. Stirn an Stirn standen sie an Deck. Der sanfte Wind umspielte ihre Körper. „Lust auf einen kleinen Ausflug?“, fragte er leise in die Stille. Immer noch züngelten seine blauen Flammen auf seinen Körper. Ein aufregendes Glitzern lag in ihrem Blick, was ihm Antwort genug war. Die Flammen breiteten sich auf seinem Körper aus und kurz darauf saß ein blauer Phönix vor ihr. Eine Hand strich ihm über das Gefieder. Ein kleines schelmisches Glitzern legte sich in seinen Augen. Rei spürte die weichen Federn und wieder glitten die blauen Flämmchen auf ihrer Haut. Kitzelten sie. Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie schaute dem Phönix in die Augen. Marco wandte ihr den Rücken zu und flink kletterte Rei auf den Rücken. Sanft strich sie über die weichen Federn und schmiegte sich eng an den Phönix. Kurz darauf erhob sich der mächtige Vogel in die Lüfte. Auf seinem Rücken die glückliche Rei. Special #01: Das Leben auf der Moby Dick ---------------------------------------- Hi no Tori – Vogel des Feuers Special # 01: Das Leben auf der Moby Dick Staunend und ängstlich stand Rei hinter ihrem Bruder und besah sich die Männer auf dem Deck. Viele Augen waren auf sie und Marco gerichtet. Mit ihren restlichen Habseligkeiten, die sie aus den Trümmern ihres Zuhauses geholt hatten, standen sie dort am Deck. Jedenfalls das, was noch übrig geblieben war. Hatten die Banditen doch so gut wie alles zerstört. Lächelnd kamen Dan und Ross auf die Kinder zu. „Na, kommt! Ich zeige euch, wo ihr schlafen könnt.“, meinte der erste Kommandant. Marco nickte nur und folgte dem Größeren. Zögernd ging auch Rei den beiden hinterher. Doch die kleine Truppe kam nicht weit. Eine vollbusige Blondine in einem knappen Schwesterntracht kam auf sie zu. Die blonde Frau blieb vor ihnen stehen und schaute auf die Kinder, besonders auf das Mädchen. „Die Kleine kommt mit mir.“, forderte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Dan hob eine Braue. Dann huschte sein Blick zu dem kleinen Mädchen. Ängstlich schmiegte sie sich an den Blondschopf. Waren ihr diese fremden Leute nicht ganz geheuer. Ohne eine Antwort von Dan hockte sich die Krankenschwester zu den Kindern. Ihre hellblauen Augen lagen auf Rei. „Hi.“, und winkte dem schüchternen Mädchen zu: „Ich bin Kelly. Kommst du mit mir?“, und hielt ihr die Hand hin. Marco trat ein wenig beiseite, damit Rei selbst entscheiden konnte. Blieb aber die ganze Zeit wachsam. Rei's Blick huschte von der Hand, die ihr entgegen gestreckt wurde, zu Marco, weiter zu Dan, und dann wieder zurück zu der Blondine vor ihr. Durch ein aufmunterndes Lächeln seitens ihres Bruders legte die kleine Hellhaarige ihrer Hand zaghaft in die der Krankenschwester. Mit einem sanften Lächeln erhob sich die Krankenschwester und schloss ihre Hand um die des kleinen Mädchen. Dan schüttelte nur den Kopf und Ross grinste vor vorgehaltener Hand. Krankenschwestern waren hier eine Nummer für sich, besonders die blonde Oberschwester: Kelly. Doch war sie eine gute Seele und kümmerte sich um ihre Kameraden sehr sorgfältig. Die Männer – und angehenden – sahen die beiden weiblichen Wesen hinterher. Der Vize wandte sich wieder an seinen Schützling. Hatte er doch bei Pops halb darum gebettelt, den Kleinen unter seine Fittiche zu nehmen. War es doch nicht üblich. Normalerweise wurden die Neuen eine zeit lang divisionslos gehalten, bis sie ihre Probezeit hinter sich gebracht hatten und dann einer Divisionen zugeteilt wurde. Doch Dan hatte Pläne mit den blonden Jugendliche. Große Pläne. Zusammen mit Marco lief Dan weiter unter Deck und zeigte den neuestens Crewmitglied – und eines der jüngsten – sein neues Reich. Er würde sich sein Zimmer mit zwei weiteren jungen Männern – noch nicht ganz erwachsen – teilen. Der dritte Kommandant verabschiedete sich an einer Abzweigung und ging seines Weges, während Marco immer noch Dan folgte. Verwirrend besah sich der Blonde die Gänge an und hob die Braue. Na, hier würde er sich garantiert verlaufen – in den ersten Tage, wohl bemerkt. Obwohl er doch einen guten Orientierungssinn besaß. An einer normalen Holztür blieb der Kommandant der ersten Division stehen und klopfte kurz an. Dann öffnete er die Tür und ein recht großer Raum zeigte sich. Drei Schreibtische standen an der Wand, der Tür gegenüber, wobei zwei davon mit Papieren übersät waren. Rechts von der Tür hingen zwei Hängematten und links stand ein großes Bett, sowie drei identische große Kleiderschränke. Hier und dort hingen noch Regale an der Wand und standen Kisten an dieser. Zwei Personen waren im Raum. Ein halber Riese mit schwarzen Haar saß auf dem Bett und schaute von seinem Buch aus. Ein zweiter Schwarzhaariger junger Mann saß an einen der Schreibtische und wandte sich zur Tür. Er war recht schmächtig und hatte feminine Züge. „Jozu, Izou – hier ist euer neuer Zimmerbewohner – Marco. Helft ihm hier ein bisschen.“, stellte Dan Marco und die die zwei Piraten vor und schob den blonden Jugendlichen in das Zimmer. Danach verabschiedete sich der Vize und ließ die drei Männer allein. Izou erhob sich lächelnd und kam auf den Blondschopf zu. „Hi, ich bin Izou und gehöre der 16. Division an. Der Muffel da hinten“, und zeigte auf dem großen Mann auf dem Bett: „ist Jozu. Er ist Mitglied der dritten Division.“ Ein Schnauben kam von ihm. Izou lachte kurz auf, da er die gehobene Braue seitens Marco sah, der auf Jozu schaute. „Keine Sorge. Er guckt immer so.“ Der Blonde nickte nur: „Bin Marco, yoi.“, gab er nochmals von sich. „Du bist wohl nicht der gesprächigste, was?“, meinte der 16. und kicherte leicht. „Du kannst die hintere Hängematte besetzen. Der mittlere Kleiderschrank ist deiner und diese Kiste und das Regal ebenfalls.“, dabei zeigte er auf die genannten Dinge neben der zugewiesenen Hängematte. Ein leichtes Lächeln erschien auf den Lippen des Phönix und er ging auf den Schrank zu. Seine Sachen bzw. seine Tasche warf er unausgepackt in den Schrank. „Komm, ich zeig dir noch den Rest.“, und winkte Marco zu sich. Der Blonde folgte Izou schweigend nach draußen auf den Gang und Izou erklärte den neuesten Mitglied das System der Moby Dick. Normalerweise war es so, dass die Divisionen ihren eigenen Flur bzw. Gang besaßen und dort die gesamte Division lebte. Jeder Gang besaß ein gemeinsames Bad, sowie eine Gemeinschaftsdusche. Jede Division stand unter der Leitung eines Kommandanten. Die Whitebeard – Piraten bestanden aus 16 Divisionen, wobei momentan nur die Hälfte auf dem Mutterschiff waren. „Und warum bist Jozu und du in einem Zimmer, yoi?“, fragte der Blondschopf nach. Ein Grinsen kam von den Schwarzhaarigen, hatte sein neuer Kamerad doch gut aufgepasst. „Das kommt daher, dass wir zu erst seit kurzem den Divisionen zu geteilt wurden. Außerdem hatte Jozu und ich selbst beschlossen, erst mal in diesem Zimmer zu bleiben, da die Zimmeraufteilung in den Divisionen noch recht durcheinander ist. Die Zimmer werden gerade renoviert.“, erklärte Izou. Nickend sah sich Marco um und versuchte sich die Wege auf der Moby zu merken. „Nach einer Woche kennst du dich in der Moby aus.“, mutmaßte der Schwarzhaarige und schlug dem blonden Jugendlichen auf die Schulter, was diesem einen bösen Blick von Marco einbrachte. War er doch darauf vorbereitet und stolperte vorwärts, konnte aber das Gleichgewicht halten. 'Na, das konnte ja was werden.', dachte sich der Blonde. Verschüchtert ließ sich rei hinter der Krankenschwester her ziehen. Die große Blonde hatten einen festen Schritt und durchmaß das Deck mit diesen. Ein paar Pfiffe folgten ihr, was die Oberschwester nur mit einen bösen Blick kommentierte. Als sie an einer Tür ankamen, huschten noch mehr Krankenschwestern auf sie zu und in ihren Augen blitzte Neugierde. „Wen hast du uns da mit gebracht, Kelly – san?“, fragte ein rosahaariges Mädchen und beugte sich leicht zu Rei. Diese rückte näher zu Kelly und sah ängstlich zu den Krankenschwestern auf, die um sie herum standen. Neben der Rosahaarigen standen noch ein Rotschopf und eine Grünhaarige. „Das ist Rei.“, stellte die Oberschwester das Mädchen vor. Ein dreifaches Lächeln kam der Hellhaarigen entgegen und die grünhaarige Frau kniete sich zu dem Mädchen hinunter. „Du brauchst keine Angst haben. Wir tuen dir nichts. Versprochen.“, und hob die Hand auf ihr Herz – zum Zeichen des Versprechens. Rei nickte zaghaft. Die Grünhaarige vor sich sprach weiter: „Ich bin Olette, aber alle nennen mich Lettie. Der Rotschopf ist Missy und die quirlige Rosahaarigen ist Sakura.“, stellte Lettie sie vor und zeigte jeweils auf die Personen. Ein leichtes Lächeln seitens Rei bekamen sie als Begrüßung. „Na komm, Rei – chan. Ich zeig dir, wo du schlafen wirst.“, meinte Kelly und betrat dabei die Moby Dick durch die Tür. Kurz war Rei orientierungslos, da sie sich erst an das dunkle Licht gewöhnen musste. Mit sicheren Schritten ging Kelly durch die Gänge. Hier und dort kamen ihnen Piraten entgegen, die die Oberschwester freundlich grüßten. In einem Gang, der sehr nach Desinfektionsmittel roch, blieben die beiden vor einer Tür stehen, die Kelly kurz darauf öffnete und in einem weiteren Gang eintrat. Hier verfolg der beißende Geruch sofort, eher roch es hier blumig frisch. Es war nur ein kurzer Gang, der auf beiden Seiten mehrere Türen aufweisen konnte. Die ersten beiden Türen rechts und links von dem Eingang ignorierte Kelly und öffnete die dritte Tür links. Ein geräumiges Zimmer kam zum Vorschein. Zwei Betten standen jeweils rechts und links an der Wand. Über diesen hing ein kleines Regal, wobei auf dem rechte Bücher standen. Am Fuße der Betten standen jeweils eine Truhe und an der Wand ein Kleiderschrank. Der Tür direkt gegenüber standen zwei Schreibtisch. Auch hier war der rechte belegt. Neben diesen hing an der Wand eine Pinnwand, an der verschiedenen Zettel angepinnt wurden. Rei sah sich neugierig um. „Du wirst das Zimmer mit mir teilen, da die restlichen alle belegt sind.“, erklärte Kelly und besah sich das kleine Mädchen, dass sich interessiert umsah. Mit verschränkten Armen lehnte die Blondine an der geschlossenen Tür. Seit sie erfahren hatte, dass Whitebeard Rei aufgenommen hatte, freute sie sich auf die Kleine. Sie hatte sie sofort die Verantwortung für das Mädchen beansprucht, egal, was die Kommandanten als Gegenargument gebracht hatten. Doch bevor es zu einem heftigen Streit zwischen Ross, Shiro (und dem Doc) und sie ausarten konnte, hatte der Käpt'n ein Machtwort gesprochen und somit einen Kompromiss zwischen den Parteien vorgeschlagen. Somit hatte Kelly die Verantwortung für das Mädchen – so wie der Doc, bei dem sie in die Lehre gehen sollte bzw. Kelly sollte ihr das Krankenschwester – Handwerk lehren. Oder anders gesagt Rei sollte ihre medizinischen Fähigkeiten verbessern bzw. verfeinern sollte. Nach der Eingewöhnungsphase sollte dann Ross, der Kommandant der dritten Division, die Verantwortung übertragen würde und Rei somit die Piraterie näher bringen. Hieß, Rei sollte das Kämpfen lernen und noch so einiges mehr. Schließlich war sie handwerklich sehr begabt. „Und gefällt's dir?“, fragte die Oberschwester nach. Die Angesprochene drehte sich zu Kelly um und nickte lächelnd. „Das freut mich.“, und stieß sich von der Tür ab. „Dann sollten wir es dir hier mal gemütlich machen , was?“, und ging damit auf ihren Schrank zu. Daraus kramte sie Bettzeug heraus und warf es auf ihr Bett und ging dann auf ihre Truhe zu. Ein Kissen und eine Bettdecke holte sie heraus. Mit diesen ging sie auf das noch ungenutzte Bett zu. Ein kurzes 'Huch.' entkam ihr, als die Oberschwester sich umdrehte und fast in Rei hinein gelaufen wäre. In den Händen des kleinen Mädchen lag das Bettzeug. Ein Lächeln bildete sich auf Kelly's Lippen. „Danke, Kleines.“, und nahm ihr dieses ab. Schnell bezog die Blondine das Bett und drapierte es. „Schnell noch die Tasche ausgepackt, dann zeig ich dir ein wenig die Moby, okay?“, und bekam ein Lächeln als Antwort. Rei nahm sich ihre Tasche, kramte ein paar Bücher heraus, die sie auf die Truhe legte, und dann zum Schrank ging. Schnell waren ihre Sachen verstaut, was nur ein Schnalzen mit der Zunge von Kelly zur Folge hatte. „Na, das müssen wir aber auf der nächsten Insel ändern.“, meinte Kelly nur beiläufig. „Warum?“, fragte Rei und schaute zwischen Kelly und den Kleiderschrank hin und her. „Weil das für ein Mädchen oder jungen Frau viel zu wenig ist.“, kam die Erklärung. Mit einem Handwink folgte Rei der Krankenschwester. „Aber ich hab doch alles, was ich brauche.“, wider sprach die Kleinere. Weibliches Gelächter kam als Antwort und Kelly stieß eine Tür auf. Mehrere Augenpaare lagen auf die beiden weiblichen Wesen. „Was ist so lustig, Chefin?“, wollte eine weitere Blondine wissen. „Hey, Mädels. Das hier ist Rei.“, und schob das Mädchen in den Raum. „Sie wird ab sofort und bei der Arbeit helfen. Und zu deiner Frage Kay: Unser Schützling hier besitzt maximal drei Hosen und fünf Oberteile und meint, dass ist alles, was sie braucht.“ Entsetzte Blicke lagen auf der hellhaarigen Kleinen. „Ihr wisst schon, was das heißt, oder?“, kam es von einer Braunhaarigen mit eisblauen Augen. Ein paar Minuten war es totenstill, bis alle Anwesenden lachend und kichernd aufsprangen. Jubelnd sahen sich die Frauen an. Ein synchrones 'Shoppen!' erklang im Raum. Verschreckt versteckte sich Rei hinter Kelly, die ein breites Grinsen im Gesicht hatte. Ihre Mädels – trotz zwischenzeitliche Zickenkrieg – waren eine gute Truppe und gute Freundinnen. Schnell würde Rei hier integriert werden und auch gegenüber den Jungs einen gewissen Schutz erfahren. Auch wenn sie als Krankenschwester bei den Whitebeard – Piraten akzeptiert wurden und auch mit Respekt behandelt wurden, gab es hier und dort Ausnahmen – unerwünschte Ausnahmen. Doch unter den 15 Schwestern war die Kleine sicher. *** „Kelly- san. Hier sind die Unterlagen, die du haben wolltest.“, sagte Rei und überreichte die Akte an der Oberschwester. Gedanken verloren nahm diese die Mann entgegen. „Danke, Kleines.“, und wandte sich wieder ihren Schreibtisch zu. Rei verabschiedete sich von der Krankenschwester, die dies winkend abnahm, und verschwand aus ihrem Zimmer. Seit sechs Monaten waren sie und Marco Mitglieder der Whitebeard – Piraten. Hatten sich in dieser Gemeinschaft eingelebt. Die Krankenschwestern hatten ihre 'Drohung' wahr gemacht und waren mit ihrer ersten gemeinsamen Insel einkaufen gewesen. Schockiert hatte Rei bei der Auswahl und der Verschwendung an Kleider bzw. Geld zu gesehen. Die Frauen dagegen hatten ihren Spaß an ihrer kleinen 'Anziehpuppe'. War es doch eine Abwechslung für die Krankenschwestern gewesen. Immer noch schüttelte Rei den Kopf über diese Shoppingtouren, war es doch nicht die nicht die Letzte gewesen. Gezielt lief Rei durch die Gänge der Moby. War sie doch verabredet. Ab und zu kamen ihr Nakama entgegen, die sie freundlich grüßte. Immer weiter drang sie in die Moby vor – Immer weiter nach unten. Von weiten hörte sie schon das Hämmern auf Holz. Mit einem Grinsen stieß sie die Tür auf und nahm den Geruch von Holz war. Das hier war ihr persönlicher Himmel. Drei Männer standen an drei verschiedenen Arbeitsbänke und bearbeiteten Holz. Überall lagen Holzbalken und Bretter umher. Auch ganze Baumstammstücke lagen in einer Ecke. Mit einem fröhlichen 'Hi.' begrüßte Rei die Zimmermänner, die den Gruß erwiderten. Suchend sah sich das nun 13 – jährige Mädchen um und durchschritt die schiffseigene Werkstatt. Sich umblickend lief das Mädchen herum und fand den Gesuchten. Er stand mit dem Rücken zu ihr und wühlte sich durch einen Stapel Zettel. Seine braunen Haare, die jetzt schon mit grauen Strähnen durch zogen war, standen total wirr vom Kopf ab. Mit einem Lächeln stellte sich Rei neben den größeren Mann und tippten ihm auf den Oberarm, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Knurrend fuhr der Braunhaarige um und hatte schon eine barsche Abfuhr auf den Lippen. Als er das Mädchen neben sich erkannte, verstummte dieser. Sofort bildete sich ein fröhliches Grinsen in seinem Gesicht und seine schlechte Laune war plötzlich verschwunden. „Rei – chan! Auf dich habe ich gewartet.“, lachte er und legte ihm einen Arm auf die Schultern. Dann bugsierte er sie neben sich, so dass die Kleinere Sicht auf die Werkbank hatte. Neugierig sah sie auf die Zettelwirtschaft und dann zu dem Größeren. „Was ist das, Leon – san?“, fragte sie den Zimmermann. Der Angesprochene lachte nur kurz auf und erklärte ihr dann ihre heutige Aufgabe, bei der sich Leon Unterstützung von dem kleinen Mädchen erhoffte. Leon war der Chef – Zimmermann der Moby Dick und Mitglied der dritten Division. Intern war er sogar – irgendwie – der Vize vom Ross, seinen Kommandanten, da er ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Doch das Angebot auf den Kommandantenposten hatte der Zimmermann abgelehnt. Das war nicht seine Schiene. Lieber vergrub er sich in seiner 'Höhle' alias die Werkstatt und bastelte bzw. arbeitete mit Holz. Das war einfach seine Welt. Nicht die Bürokratie und Organisation einer Division. „Wollen wir dann?“, fragte Leon und bekam ein heftiges Nicken. Das Glitzern in Rei's Augen sagte alles. Lachend wandte er sich mit dem Mädchen den Zetteln zu. Rei mochte den alten Brummbären. War er doch neben den Krankenschwester, den Kommandanten und Marco ihr Vertrauter. Hielt sie ihm als einen Lieblingsonkel. Beide hatten dieselbe Aufwartung dem Holz gegenüber. Beide mochten die Arbeit mit Holz. Hart knallte Marco an die Holzwand und rutschte an dieser hinunter. Mit zornig blitzenden Augen sah der Blondschopf auf seinen Gegner, der zufrieden und mit den Händen in den Taschen mittig im Raum stand. Dan wippte auf seinen Füßen vor und zurück und lächelte zu seinem Schützling. „Was denn? Schon genug?“, fragte er Marco. Dieser erhob sich, stolperte kurz, bis er sein Gleichgewicht wieder fand. Hier und dort spürte der blonde Junge ein Kribbeln, was ihm zeigte, dass der Phönix bzw. seine Selbstheilungskräfte aktiv waren. Seit Stunden waren er und sein Kommandant im Trainingsraum der ersten Division. In dieser Zeit wurde der Jugendliche von seinem Vorgesetzten ordentlich durch gerüttelt. Marco überdachte seine Strategie. Mit überlegten Schritten lief er auf den Vizen zu und griff ihn daraufhin an. Dan sah auf seinen Nakama. Seit den ersten Tag, besser gesagt nach der ersten Woche, hatte der Vize den Jungen unter seine Fittiche genommen. Lehrte ihm die Navigation, die Organisation. Taktisches und strategisches Denken. Und den Kampf. Durch seine Kindheit – das Leben auf der Straße und das Leben bzw. Überleben im Wald – hatte sich Marco schon einen eigenen Stil angeeignet. Auch durch seine Teufelskraft, die Kyptic – Frucht, Typ Phönix – war sein Kampfstil sehr eigen. Obwohl der Kleine keine Ahnung hatte, was eine Teufelskraft war, hatte er instinktiv diese richtig gehandelt und war vor allem vorsichtig. Auch hatte er sie sehr gut unter Kontrolle. Dabei sagte man, dass seltene, wie die Kryptic – Teufelsfrüchte, sehr schwer zu bändigen war. Der braunhaarige Pirat wehrte den Faustschlag des Jungen ab und hob die Braue. Denn der Kleine vor ihm grinste leicht. Ein blaues Leuchten erschien und der Blondschopf hatte plötzlich statt Hände Flügel. Marco stieß sich ab und holte mit dem Fuß aus. Mit den Flügeln hielt er sich in der Luft da Gleichgewicht und nahm somit noch ein bisschen Schwung. Durch die überraschende Aktion traf er Dan relativ stark – der Vize konnte aber noch blocken -, so dass er ein Stück nach hinten geschoben wurde. Der Ältere hielt dagegen, umfasste den Knöchel des Jungen und warf Marco wieder von sich. Noch im Flug drehte sich der Phönix um die eigene Achse. Er stieß sich von der Wand ab, an der er geknallt wäre, und kam mit hoher Geschwindigkeit auf den Vizen zu. Dan reagierte sofort und wehrte den kommenden Schlag ab. Mit ein, zwei Handgriffen pinnte Dan den Jungen auf dem Boden. Damit war der Trainingskampf vorbei. Der Vize grinste. Erhob sich dann und war zufrieden mit den blonden Jungen. Von Einheit zu Einheit wurde er besser. „Gut gemacht.“, meinte Dan und reichte Marco die Hand. Mürrisch sah dieser auf die angebotene Hand und schlug dann schnaubend ein. Mit einem Ruck stand der Blonde auf seinen eigenen Füßen. „Du wirst von Mal von Mal besser und denkst sorgfältig über deine Schritte nach. Mit deiner Aktion hast du mich echt überrascht.“, lobte der Vize und legte dem Jugendlichen anerkennend eine Hand auf seine Schulter. Ein Grinsen schlich sich auf dem Gesicht des Älteren: „Aus dir wird mal ein ganz größer.“ Peinlich berührt, aber auch stolz, verschränkte Marco die Arme und schaute weg – gab sich ablehnend. Innerlich jedoch freute er sich über das Kompliment. Ein Lachen ließ ihn wieder zu dem Vizen blicken. „Na, komm. Gehen wir 'was essen.“, meinte der Braunhaarige und wandte sich zur Tür Grummelnd folgte der 15 – jährige seinem Kommandanten, hatte er doch auch Hunger. Doch vorher machte er noch einen Abstecher in sein Zimmer, wollte er sich doch umziehen. Noch immer teilte er sich das Zimmer mit Izou und Jozu. Diese hatten – wie auch die Krankenschwestern bei Rei – einen 'Einkaufsbummel' mit den Blondschopf gemacht. Es war aber nicht so ausgeartet, wie bei den Frauen. Zwischen den Männern hatte sich nach kurzer Zeit eine Freundschaft entwickelt. Auch Rei gehörte zu diese Gruppe, obwohl sie meistens bei den Krankenschwestern blieb. Doch auf den an gefahrenen Inseln verbrachte die kleine Hellhaarige ihre Zeit bei Marco und den anderen, die sich die Inseln ansehen wollten – nachdem sie alle ihre Aufgaben erledigt hatten, wohl bemerkt. Zusammen hatten die schon eingeschworende Viere – Gruppe immer ihren Spaß und die angehenden Männer – Jozu war 19 und Izou 17, einschließlich Marco – passten mit Argusaugen auf ihre kleine Schwester auf. So fiel von Marco eine kleine Last von den Schultern, war seine Rei doch nun sicher, da nicht nur er ein Augen auf sie hatte, sondern auch seine Brüder. Rei war der Hit bei den Whitebeard – Piraten. War sie doch die erste Schwester, die sie bekommen hatten. Auch der Käpt'n hatte die Kleine von der ersten Minute ins Herz geschlossen und war zufrieden mit ihrer Entwicklung. Hatte sie doch ihre Ängstlichkeit und Schüchternheit abgelegt, jedenfalls in den meisten Situationen. Auch Marco wurde freudig in die Mannschaft eingegliedert. Dafür sorgte sein Vize schon. Außerdem war der Phönix durch seine Teufelsfrucht sehr gefragt, obwohl Marco kaum auf die Anspielungen einher ging, wenn er wieder seine Streifflüge machte. Whitebeard war glücklich über diesen Zustand. Behandelte sich seine Kinder doch wie in einer richtigen Familie. Man neckte sich. Man stritt sich. Man vertrug sich. Wie eine Familie eben. Und der Weißbärtige wollte eine große Familie haben. Der Sternen besetzte Nachthimmel zeigte sich in seiner ganzen Pracht. Keine Wolke versperrte die Sicht. Mit einem Grinsen sah der große Mann auf seine Kinder, die in Gruppen auf dem Deck saßen. Es war keine Feier im Gange, eher ein fröhliches Beisammensein. Hier und dort wurde auch Alkohol getrunken, doch blieb es im Rahmen. Stimmengewirr und Gelächter drangen an sein Ohr und Whitebeard lehnte sich gemütlich in seinen Platz weiter zurück. Wie immer mit seinem Sake in der Hand. Diesmal hatte seine Oberschwester nicht einmal widersprochen. Sondern einfach mit einem Seufzen hin genommen. Das war eine Seltenheit. Eine kleine Bewegung auf seiner Lehne ließ den Käpt'n aufmerksam werden. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er seine kleine Tochter auf der Lehne klettern sah. Rei schaute auf, als sie ihr Ziel erreicht hatte. „Hi, Pops.“, gab sie von sich, winkte ihm kurz zu und setzte sich dann so, dass sie das ganze Deck überblicken konnte. Das hier war einer ihrer Lieblingsplätze. Eine bassartige Vibration ließ das Mädchen über ihre Schulter blicken und erkannte das unterdrückte Lachen ihres Käpt'ns. Verwirrt drehte sie sich um. Im Schneidersitz schaute sie nun zu dem großen Mann auf und hatte fragend den Kopf schief gelegt. „Warum lachst du?“, fragte Rei nach Whitebeard grinste nur weiter und nahm einen Schluck von seinem Sake. „Nur so, meine Kleine.“, antwortete er auf ihre Frage und bekam einen weiteren verwirrten Blick. Der Weißbärtige fuhr dem Mädchen mit der freien Hand über den Haarschopf. Ein paar der Whitebeards besahen sich die Szene und lächelten darüber. Konnten sie sich doch noch an Rei's Anfangszeit erinnern. Immer total verschüchtert und versteckte sich hinter den Leuten, die sie kannte, wie Marco oder Dan und Shiro, Oder verblieb ganz bei den Schwestern. Doch nun saß sie oft bei dem Käpt'n und fragte ihn meistens Löcher in den Bauch – über seine Abenteuer und bisherige Reise. Ein dumpfer Knall ließ der Blick der Meisten zur Tür wandern, die ins Innere führten. Im Türrahmen stand Dan, ein sperriges Brett unter dem Arm und einen kleinen Beutelchen in der Hand. Hinter ihm trottete der Blondschopf her mit den Händen in den Taschen und einem mürrischen Gesichtsausdruck. Die beiden Ersten setzten sich auf die Treppe neben den Sitz von Whitebeard und der Vize baute das Spiel auf, dass er mitgebracht hatte. Marco setzte sich ihm gegenüber. Neugierig geworden, erhob sich Rei und schaute auf die Zwei. Legte den Kopf leicht schief, als der Vize die Spielfiguren auf das gemusterte Brett stellte. Dass sie den Käpt'n fragen wollte, warum er gelacht hatte, war vergessen. Viel mehr interessierte es sie, was die beiden da machten. Dan, der die Blicke spürte, drehte sich leicht um und lächelte zu dem hellhaarigen Mädchen hoch. „Was macht ihr da?“, kam auch prompt die Frage. „Komm 'runter, dann zeig ich's dir.“, und grinste leicht, über die wissbegierigen Augen der kleinen Schwester. Rei nahm ihm beim Wort und kletterte flink hinunter, bis sie neben den Braunhaarigen stand. Dieser zog sie kurzer Hand auf seinen Schoß, so dass sie bequem saß und er auf das Spielbrett schauen konnte. Marco nahm seine Spielfiguren entgegen und stellte sie dann auf. „Das Spiel nennt sich Schach.“, meinte der Vize und darauf hin erklärte er dem Mädchen die Figuren und damit das Spiel. Mit gerunzelter Stirn schaute Rei auf das Spielbrett und versuchte die Züge zu verstehen, denn Marco und Dan schoben die Figuren hin und her. Mal nahm Marco eine Figur weg. Mal Dan. Aber ganz verstand das Mädchen das Spiel nicht. Je älter der Abend wurde, desto müder wurde Rei. In den Armen von Dan war es so gemütlich und warm, so dass sie so langsam eindöste. Dem Vizen störte dies nicht, da er Rei einfach lieb gewonnen hatte – sah er sie doch fast als seine Tochter an. Lächelnd sah er auf das schlummernde Mädchen in seinen Armen. Kurz war er drauf und dran ihr einen kleinen Kuss auf den Haarschopf zu geben. Auch auf Marcos Lippen legte sich ein kleines Lächeln. Wusste er doch über die Gefühle von Rei Bescheid. Sie fühlte sich wohl bei dem Vizen – schon von Anfang an. Sonst wäre sie nicht in seinen Armen eingeschlafen. Auch wenn Marco und Rei in letzter Zeit miteinander verbracht hatten, erzählte sie ihm trotzdem noch alles, was sie bedrückte, fröhlich machte oder sonst etwas, was ihr gerade durch den Kopf schoss. War er doch immer noch ihr engster Vertrauter. „Machen wir Schluss für heute.“, seufzte Dan, als er sah, dass er schon wieder verloren hatte. „Du hast gewonnen. Schon wieder.“, meinte der Vize und ließ gespielt leicht den Kopf hängen. Dann grinste er leicht und sah zu seinem Mitglied. Nicht nur im Training unterrichtete Dan ihn, sondern auch im strategischen Denken – eben durch das Schachspiel. Es war schon irgendwie zu einem Ritual geworden. Saßen sie doch jeden Abend beim Spiel zusammen – zuerst nur in der Kombüse oder der Bibliothek, aber heute zum ersten Mal am Deck. Ein kleines Grinsen bildete sich auf Marcos Gesicht. Spürte er einen gewissen Stolz in sich aufsteigen. Schnell packten sie das Spiel zusammen und Marco erhob sich streckend. Ein Gähnen konnte er gerade noch so unterdrücken. Auch Dan erhob sich und nahm dabei das kleine Mädchen auf den Arm, da sie sich immer noch schlafend an ihn schmiegte. Leicht grummelte das schlafende Mädchen und kuschelte sich näher an die Brust von Dan und gab einen kleinen Seufzer von sich. Ein sanfter Blick legte sich auf das kleine Mädchen und der Vize strich ihr kurz über den hellen Haarschopf. Der Blonde nahm das Spiel auf und die beiden Ersten begaben sich unter Deck. Marco verabschiedete sich von seinem Kommandanten und lief in sein Zimmer. Das Spiel nahm er mit. Der Braunhaarige schlug einen Bogen in der Moby Dick, um noch seine kleine Last bei der Oberschwester ab zu setzen. Im Gang der Krankenschwestern blieb er an einer Tür stehen und klopfte an. Die Tür wurde geöffnet und Kelly stand mit zerzausten Haaren vor ihm. Bevor er einen lautstarken Protest von sich geben konnte, schob sich Dan mit einem Lächeln an der Blondine vorbei. Dann trat er auf das Bett zu und legte die schlafende Rei in dieses. Sofort schmiegte diese sich in das Kissen. Der Vize erhob sich wieder und schaute in das mürrische Gesicht der Oberschwester, die mit verschränkten Armen da stand. „Gute Nacht.“, wünschte er ihr grinsend und verschwand. Kelly schüttelte nur den Kopf, schloss die Tür und kümmerte sich um ihren Schützling. *** Die Sonne ging gerade unter und zauberte ein Farbspektakel an den abendlichen Himmel. Gemütlich saß Rei auf der Galionsfigur und sah auf den Horizont. Wie jeden Abend nach ihrer Schicht bzw. Arbeit saß sie dort und klang somit den Tag aus. Unbewusst spielte sie mit ihrer Kette und drehte sie zwischen den Fingern. Ein leises blaues Leuchten konnte sie am Himmel erkennen. Ein leichtes Lächeln erschien auf Rei's Lippen und beobachtete den blauen Phönix, wie er immer näher kam. Seine blauen Flammen züngelten um seinen Körper und gaben ihm etwas geheimnisvolles. Neben den hellhaarige Mädchen landete der blaue Feuervogel und verwandelte sich zurück in den blonden Jugendlichen. Leicht kitzelten sie die Flammen, als Marco wieder ein Mensch wurde, und darauf hin kicherte sie. Mit einem 'Plums' ließ sich der Blondschopf neben seiner Freundin nieder und legte den Kopf in den Nacken. Diese Flüge gaben ihn immer etwas beruhigendes und entspannendes, besonders nach einem anstregenden Tag, wie heute. Das leise Kichern ließ ihn nur die Braue heben und seine blauen Augen fixierten das Mädchen neben ihn. Gab dabei aber seine entspannte Haltung nicht auf. „Was gibt’s da zu lachen, yoi?“, kam es ruhig von den Blonden. „Dein Feuer kitzelt.“, kam auch prompt die Antwort. Schnaubend nahm er das zur Kenntnis und schüttelte nur den Kopf. Rei sah auf ihren 'Bruder' und bemerkte ein leichtes Kribbeln im Bauch. Dies passierte ihr immer öfters, konnte es sich aber nicht erklären. Sie müsste einmal mit Kelly darüber sprechen. Vielleicht wurde sie ja krank. Seufzend fuhr sie sich durch die Haare und schüttelte sie dann aus. Waren sie doch gewachsen und reichten ihr fast bis zum Po. Sie sollte sie sich vielleicht kürzen lassen. Mit flinken Fingern flechtete sich die Haare. Marco sah aus dem Augenwinkel zu seiner Freundin. Der 16 – jährige konnte seine Gefühle ihr gegenüber kaum noch verstecken. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seinen Wangen und er wandte sich dem rotglühenden Abendsonne entgegen. Ein leichtes Gewicht lehnte kurzer Hand an seiner Schulter und etwas kitzelte leicht seine Wange. Der Erste legte einen Arm um die Schulter der Kleineren und zog sie an seiner Seite. Gemütlich lehnte sich Rei an den Größeren. Genoss die Nähe ihres Bruders. Lang war es her, dass sie so die Zweisamkeit genießen konnten. Hatten sie doch in ihren Divisionen zu tun. Dan hatte immer wieder Aufgaben für Marco und Rei rotierte zwischen der dritten Division und dem Krankenzimmer hin und her, ob nun bei den Krankenschwestern oder bei dem Doc bzw. Shiro. Doch zwischenzeitlich nahmen sich die beiden aber die Zeit, um so beisammen zu sitzen. Ob nun im Gespräch oder schweigend. Beide sehnte sich nach diesen abgezwackten Stunden. „Hey.“, wurden die beiden angesprochen und beiden sahen überrascht über ihre Schultern. Dort standen Jozu und Izou breit grinsend. Marcos Braue wanderte nach oben. „Ja?“, kam es von Rei und sah zu den beiden Freunden. „Können wir uns dazu setzten?“, fragte der 16. und hob die Hände, in denen sich zwei Krüge befanden. „Wir haben auch eine Bestechung für euch.“, und grinste die beiden an. Langsam lösten sich der Blonde und das Mädchen von einander und nahmen jeweils einen Krug entgegen – Marco von dem Dritten und Rei von den Kleineren von beiden. Lächelnd bedankte sie sich und nippte daran. Zu viert saßen sie nun da und fingen eine Unterhaltung an, die sich später zu einer wilden Diskussion entwickelte. Diese blieb aber weiterhin freundlich, auch wenn lautstark argumentiert wurde. „Kelly?“, fragte Rei und faltete gerade das Bettzeug zusammen. Die Angesprochene hob fragend den Kopf. Hatte sie doch den unterschwelligen Ton heraus gehört. „Was gibt es denn, meine Kleine?“, wollte die Krankenschwester wissen. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf Rei's Wangen. „Naja, weißt du, ich...“, und schluckte kurz. Es war ihr unangenehm. Aber sie wusste nicht, mit wem sie sonst darüber reden sollte. Ein sanftes Lächeln legte sich auf Kelly's Lippen. Sie setzte sich auf das Bett, dass sie gerade bezogen hatte, und klopfte neben sich auf den Platz. Unsicher setzte sich die 14 – jährige hin und zupfte an ihrem Shirt herum. „Es wird schon nicht so schlimm sein.“, munterte Kelly ihren Schützling auf. „Ich weiß nicht.“, nuschelte die Hellhaarige: „Ich habe seit kurzem so ein komisches Gefühl im Bauch. So ein Kribbeln.“, und spielte mit den Fingern. „Du meinst, wie Tausend krabbelnde Ameisen?“, fragte Kelly nach und schmunzelte, als sie das Nicken des Mädchen sah. „Und wann taucht dieses Gefühl auf?“, wollte die Ältere noch wissen. Die Röte nahm daraufhin zu. „Ähm.“, nuschelte sie: „Mal da und mal da.“, wich Rei aus. War es ihr doch nach wie vor peinlich. „Na komm, Schätzchen. Mir kannst du es doch sagen. Ich bin doch deine Schwester, mh?“, und stupste sie leicht mit der Schulter an. Das Mädchen sah kurz zu Kelly. Dann sah sie wieder an ihren zupfenden Händen. Die Hitze in ihren Wangen nahm ständig zu. „Bei Jungs.“, gab sie leise und ausweichend von sich. „Bei einem besonderen, oder?“, und bekam nur ein zaghaftes Nicken. „Das ist ganz normal, Kleines.“, dabei legte Kelly ihr den Arm um die Schulter und zog sie zu sich: „Dein Körper wird langsam den einer Frau und deine Gefühle werden erst einmal Achterbahn fahren. Aber das hat jeder von uns durch. Diese Gefühle werden entweder verschwinden oder größer werden.“, erklärte die Oberschwester ihrem Schützling. „Aber er ist doch mein Bruder.“, gab Rei zu bedenken und schaute verzweifelt zu den Älteren. „Er ist doch mein Bruder.“, schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht an Kelly's Schulter. Diese strich nur beruhigenden über den weißblonden Haarschopf und gab beruhigende Laute von sich. Kannte sie doch auch dieses Gefühl. So saßen sie eine Weile da, bis das Schluchzen sich zu einem Schluckauf entwickelt hatte. Immer noch strich Kelly ihr über den Rücken und die Haare. „Besser?“, fragte sie und bekam ein leichtes Nicken. „Hab keine Angst vor diesen Gefühlen. Genieße sie. Lerne aus ihnen.“, riet die Krankenschwester. Ein Klatschen löste die bedrückte Stimmung auf. „Komm! Wir machen hier fertig und dann suchen wir die Anderen. Ein Mädelsabend wäre jetzt genau das Richtige.“, und erhob sich. Rei stand ebenfalls auf und wischte sich über die Tränen nassen Wangen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und nickte neben den Vorschlag. Schnell wurden die letzten Betten im Krankenzimmer bezogen und die restlichen Sachen weg gepackt. Danach liefen die beiden Frauen in den Schwestern – Gang und sammelten die anderen zusammen. Der Vorschlag wurde freudig aufgenommen. Schnell wurden die Aufgaben verteilt und der Abend soweit vorbereitet. Rei bekam die Aufgabe die Snacks für den Abend zu besorgen, da sie guten Kontakt zu den Köchen hatte und diese ihr kaum etwas abschlagen konnten. Ab und zu schoben sie ihr sogar kleine Naschereien zu. Mit einem Grinsen – und leicht knurrenden Magen – schritt sie den Gang entlang und war mit den Gedanken schon bei dem Abend, so dass sie die sich öffnende Tür nicht bemerkte. Dementsprechend rannte das Mädchen die Person und und beide fielen mit einem Poltern auf den Gang. Ein verhaltenes Fluchen entkam dem Opfer. Verdutzt schaute Rei in die blauen Augen. Blaue Augen, die sie schon ihr halbes Leben lang kannte. Erstarrt lag sie auf Marco, der nur leicht verärgert zu Rei aufsah. Bevor er allerdings seinen Unmut kund tun konnte, erstarrte er in der Bewegung. Eine leichte Spannung legte sich über die beiden. Sahen sie sich einfach nur in die Augen. Blau traf blau – violett. Blau – violett traf blau. Ein Kribbeln ging durch ihre jeweiligen Körper. Spürten sie doch beide diese Anspannung zwischen ihnen. Ein Rotschimmer legte sich auf Rei's Wangen und sie wollte sich von den Blondschopf erheben, wurde aber von diesen aufgehalten. Marco hob seine Hand , strich ihr eine verirrte Strähne hinter das Ohr. Dann legte sich diese an Rei's Wange und wieder trafen sich ihre Blicke. Blieben aneinander kleben. Dann – wie bei einem Startschuss – fuhren die zwei auseinander und wandten beschämend – und peinlich berührt – den Blick voneinander ab. Ein leises 'Tschuldige.' bekam der Erste noch zu hören, als das hellhaarige Mädchen an ihr vorbei schob. Der blonde 16 – jährige starrte seiner Kindheitsfreundin nur wortlos hinterher. Schon wieder war es passiert. Diese seltsamen Augenblicke mit Rei. Auch sein Körper war nur ein Verräter. Schwer seufzend fuhr er sich durch die Haare und ging seines Weges. Das war doch einfach zum Verzweifeln. Rei war seine Schwester und engste Freundin. Sie waren beide Nakama der gleiche Bande. Und Nakamas waren unantastbar. Bei seinem Ziel – sein Zimmer – angekommen, trat er herein und sah seinen Kameraden in seiner Hängematte liegen. Izou hatte ein Buch in der Hand und las. Seit ungefähr einem Jahr hatte das Mitglied der 16. Division einen kleinen Tick – Mode – Tick – entwickelt, und zwar hatte er Geschmack an Kimonos und Yukatas gefunden. Seit dem trug er diese Kleidungstücke täglich. Aber sollte er doch. Der Blonde redete seinen Freund da nicht hinein. Mit einem kurzen Nicken begrüßte er Izou und setzte sich dann an seinen Schreibtisch. Hatte er doch von Dan Aufgaben für den nächsten Tag gekommen. Grummelnd ging er den Papierkram durch. Seit kurzem hatte Marco das Gefühl, dass sein Kommandant irgendetwas mit ihm vorhatte. Auch das Training wurde härter, da Dan nun mit voller Kraft kämpfte. Auch ein, zwei Tricks hatte der Vize ihm beigebracht, wie die beiden Haki – Formen, obwohl er sie noch nicht perfekt beherrschte. Mit jeder weiteren Zahlenreihe nahm seine Konzentration ab und seine Gedanken schweiften ab. Zu der Szene mit Rei. Zu den Szenen mit Rei. War es doch nicht das erste Mal oder die einzigen Dinge, die ihm aufgefallen waren. Schließlich war Rei nicht nur das kleine Mädchen von früher. Ihre Abenteuerlust faszinierte ihn. Ihre Neugier. Ihr fröhliches Lachen. Die normalen Berührungen seinerseits, die aber mit den Jahren sich verändert hatten. Gefühlsmäßig. Es war momentan nur unmöglich ihre 'normale' Beziehung bzw. ihre geschwisterliche Beziehung als solche zu bezeichnen. Dann die 'abnormalen' Gefühle kamen immer deutlicher durch. Seufzend warf Marco seinen Stift beiseite und fuhr sich durch die Haare. „Marco? Alles klar?“, wurde er gefragt und der Angesprochene drehte sich au seinen Stuhl um. Izou hatte sich aufgesetzt und sah mit interessierten Augen auf seinen Freund. Zuerst haderte der Blondschopf mit sich, gab dann aber auf und erklärte Izou das Problem. Schließlich war er sein Freund und vielleicht wusste er einen Rat oder sogar eine Lösung. Aufmerksam hörte der Schwarzhaarige zu. Dass sich zwischen den beiden etwas anbahnte, dass hatte Izou schon seit einiger Zeit bemerkt. Auch ihm war das kleine Mädchen ans Herz gewachsen, aber nur als Schwester und platonische Freundin. Als Marco mit seiner Erzählung geendet hatte, entstand eine kurze Stille, in dem jeder seine Gedanken nach hing. Der Yukata – Träger verschränkte seine Arme: „Wenn ich es mal grob ausdrücke, bist du in Rei verliebt.“ Als Antwort bekam er ein abfälliges Schnauben. Das wusste er selbst – oder war auf dem besten Weg dorthin. „Aber sie ist unsere Schwester.“, gab Marco zu bedenken. „Das heißt ja nichts.“. Meinte Izou: „Trotzdem liebst du sie. Marco, sei mal ehrlich zu dir selbst. Du kennst Rei – chan schon dein halbes Leben lang Hast mit ihr zusammen gelebt. Ihr wart und seit immer noch ein Herz und eine Seele – von Anfang an. Und wenn du mir jetzt sagst, dass du da schon nichts für sie empfunden hast, dann muss ich dich 'nen Lügner nennen.“, und grinste. Eine Braue hob sich von Marco. Dann wurde der Schwarzhaarige wieder ernst: „Aber ernsthaft, Marco. Jeder auf dem Schiff hat bemerkt, wie ihr miteinander umgeht. Ihr seid euch immer noch so vertraut, wie am Tag eurer Ankunft. Da war es irgendwann klar, dass sich da Gefühle mit ein nisten. Auch Pops wird das so sehen. Also brauchst du dir da keine Gedanken machen.“ Nachdenklich hatte Marco zugehört und machte sich seine Gedanken. Dass es so, ja offensichtlich war, hätte er nicht gedacht. War wohl alles unbewusst geschehen. Trotzdem war das irgendwie nicht seine Lösung. Aber vielleicht ein Anfang. Seufzend fuhr sich Marco nochmals durch die Haare und erhob sich dann. Schnell suchte er sich saubere Sachen heraus und ging dann ins Bad. Vielleicht konnte er seine trübsinnigen Gedanken mit einer heißen Dusche wegwaschen. Gedanken hatte er sich für den heutigen Tag genug gemacht. Special #02.1: Rei's Reise -------------------------- Hi no Tori – Vogel des Feuers Special #02: Rei's Reise „Marco! Nun warte doch!“, rief Dan und griff nach den Arm des Blonden. Dieser ruckte an diesen. Befreite sich somit und wollte wieder los. Da wurde er an den Schultern gepackt und umgedreht. Marco wehrte sich vehement gegen den Griff und sah verzweifelt zu seinen Kommandanten. „Lass mich los.“, keifte er und wollte die Hände abschütteln, doch der Griff blieb eisern, fast schmerzhaft. Kurz schüttelte Dan den Blondschopf und sah ihn fest in die Augen. „Marco!“, kam es von dem Vizen. Noch immer wehrte sich der Jugendliche gegen den Griff von Dan. In der Hand – eine Kette, die er an sein Herz gedrückt hielt. „Beruhige dich, Junge.“, meinte Dan und fixierte seinen Blick. Ein leises Schluchzen kam von Marco und er erstarrte in der Bewegung. Starrte in die Augen des Vizen. Seine Abwehrversuche hatte der Blonde eingestellt. Spürte er doch eine gewisse Taubheit in sich. Auch der Phönix in ihm hatte aufgehört sich zu regen. War er doch die ganze Zeit aufgewühlt und fühlte mit seinem Nutzer. Fühlte die Leere im Herzen seines Nutzers. „Marco.“, wurde der Blonde wieder angesprochen und dieser schaute auf. Eine Hand legte sich auf seine Wange und da erst spürte er die Tränen, die langsam seinen Wangen hinab liefen. Das er seine Maske verloren hatte, bemerkte er nicht. Zu sehr war er in seiner Trauer gefangen. „Es ist vorbei, Marco.“, flüsterte Dan sanft und hob auch die zweite Hand an das Gesicht des Jungen. Hielt somit seine Gesicht in den Händen. Sah in die stumpfen Augen seines jungen Mitglieds. „Wir haben sie verloren, mein Junge. Es ist vorbei.“, und zog den Blondschopf in seine Arme. Trauerte er doch auch um die verlorene Schwester. Jeder auf dem Schiff trauerte um die verlorene Schwester. War sie ihnen doch alle ans Herz gewachsen. Stille. Eine bedrückende Stille legte sich um das Schiff. Nur das Schluchzen durchbrach diese. Whitebeard stand an der Reling und sah auf die dunkle See hinaus. Eine Hand hatte er auf das Holz gelegt. Seine Kinder weinten. Weinten herzzerreißend. Eine Träne rollte dem großen Mann über die Wange. Weitere folgten. Die See gab und die See nahm. So war das eben. Trotzdem gab es einen schmerzhaften Stich, tief im Herzen. Heute war ein schwarzer Tag für die Whitebeard – Piraten. ~~ || Δ || ~~ Eine sanfte Brise wehte über die grüne Wiese, die nahe dem Strand lag. Sanft wiegte sich das Gras im Wind. Leichte Wellen brachen sich auf dem Sandstrand. Eine Gruppe Möwen zog am Himmel ihre Kreise. Es war eine friedliche Umgebung mit dem hellblauen Sommerhimmel und den feinen hellen Sandstrand. Ein kleines Paradies. Gemütlich schlenderte ein älteres Ehepaar über den kleinen Weg am Strand entlang. Seit ein paar Jahren lebten sie schon auf dieser Insel. Farion J. Smith und seine Frau Charlotte, kurz Lottie, hatte sich nach seinem Austritt aus der Marine in diesem Idyll zur Ruhe gesetzt. Seit über dreißig Jahren war er mit seiner Frau verheiratet. Hatte schwierige Zeiten hinter sich, aber auch viele Gute. Mit Lachen, Liebe und auch Tränen. In seiner Kadettenzeit hatte er sich sofort in seine Lottie verliebt und liebte sie noch heute, wie am Anfang. Das einzige, was ihnen nie vergönnt war, waren eigene Kinder. Nun in seiner Rente zogen sie ein ruhigeres Leben vor, als die Hektik im Hauptquartier. Oder in einer der Basen auf der ganzen Welt. Zufrieden genossen sie ihr Leben auf ihrer neuen Heimat und liefen am Strand entlang. Erfreuten sich an den frühen Sonnenstrahlen. Wie fast jeden Morgen spazierte sie, um sich Appetit für das Frühstück zu holen. Es war zu einem Ritual geworden, dass sie sich seit Beginn ihres neuen Lebens angeeignet hatten. Lottie genoss die Zweisamkeit mit ihren Mann. War er doch während seiner Dienstzeit kaum da gewesen. Sein Dienst auf See war immer sehr lang gewesen und auch ungewiss, da man nie so recht wusste, ob er zurück kommen würde. Auch wenn er zu Hause war, war er kaum zu Hause. Es gab immer Training, Versammlungen, Besprechungen, etc.. Ein leichter Wind blies Lottie ein paar Strähnen ihres Haares ins Gesicht. Diese hatten sich aus dem hohen Zopf gelöst, den sich die Dame am Morgen gemacht hatte. Der Duft des Meeres umspielte ihre Nase und Lottie wandte sich zu dem Wasser. Ihr Blick schweifte über das Meer. Das dunkle Blau grenzte am Horizont an den hellblauen Himmel. Einfach ein wunderbarer Anblick. Mit einem Lächeln verfolgte sie eine Möwe bei ihrem Flug. Fary regte sich immer über diese Vögel auf. Nannte sie 'Ratten der Lüfte'. Sie allerdings fand die Tierchen ganz interessant. Der beobachtende Vogel ließ sich vom Wind tragen und sank leicht ab. Setzte zu einer Landung an. An einem Platz, an dem schon viele seiner Artgenossen saßen. Lottie blieb stehen und kniff leicht die Augen zusammen. Hatte sie da eine Hand gesehen zwischen all den Möwen? Als sich die Meute leicht bewegte, sah sie noch einen Fuß. „Fary!“, rief die Gattin ihren Mann zurück, da dieser schon leicht vor gegangen war. Verdutzt blieb dieser stehen und drehte sich zu seiner Frau um, die auf den Strand zu lief. „Was ist denn los?“, wollte er wissen und folgte ihr. Mit gehobener Augenbraue beobachtete der pensionierte Marine – Käpt'n, wie seine Frau eine Gruppe von Möwen aufscheuchte. Als er den Grund für das Verhalten seiner Gattin sah, beschleunigte er seine Schritte. Lottie lief zu den Möwen und klatschte ein paar Mal in die Hände. Scheuchte somit die Wasservögel weg. War aber etwas verwirrt. Denn die Möwen saßen auf dem Körper und schienen ihn zu schützen und zu wärmen. Nicht so, wie Lottie dachte, dass sie die Person verletzen bzw. anpicken würden. Die ältere Frau kniete sich zu der Person am Boden und besah sie sich. Es war ein kleines Mädchen mit weißen Haaren, die ihr über das Gesicht hingen. Eine verschmierte Blutspur war auf ihrem Gesicht zu erkennen. Sie nahm ihrem Anfang von einer Platzwunde an der linken Schläfe. Nass und Sand verklebt lag die Kleine dort. Leicht rüttelte Lottie an ihrer Schulter und sprach die Gestrandete an. Doch reagierte das Mädchen nicht. Nur ein leises Stöhnen kam ihr über die Lippen. Farion kniete sich seiner Frau gegenüber und berührte die Wange des Mädchen. Ihre Haut war kalt und nass. Ob das nun vom Meerwasser kam oder von den Kaltschweiß, wusste er nicht. „Los, nach Hause.“, forderte er nur seine Frau auf und hob das bewusstlose und zitternde Mädchen auf seine Arme. Besorgt schaute Lottie auf die Kleine. Sie konnte nicht älter als 13 oder 14 sein. „Fary, wir müssen uns beeilen.“, meinte sie und legte noch mal einen Schritt zu, wie auch ihr Mann. Von weiten konnten sie ihr Heim sehen. Es war ein kleines und gemütliches Häuschen, nahe des Strandes. Eine kleine Veranda umgab das Haus und führte einmal komplett um es herum. Der Ex – Marine stieß die Haustür auf und lief mit den Mädchen auf dem Arm ins Badezimmer, seine Frau hinter ihm her. Er legte sie in die Wanne und ließ seine Frau machen, so dass er den Raum verließ. Danach lief er kurz ins Schlafzimmer und holte ein frisches Hemd von ihm für die Kleine und reichte es Lottie durch die Badezimmertür. Seufzend begab er sich in das kleine Gästezimmer und war in den Gedanken bei der Gestrandeten. Mit gekonnten Handgriffen richtete er es her. Würden sie doch die Kleine hier einquartieren. Nochmals seufzte er und fuhr sich durch die ergrauten Haare. Wo kam sie wohl her? Hatte der Sturm, der vergangene Nacht gewütet hatte, sie hierher geschwemmt? War sie über Bord gegangen? Und wie hatte sie es bewusstlos nur überlebt? Die Gattin des Ex – Marines zog das gefundene Mädchen ihre Sachen aus. Sie waren von recht guter Qualität. Eine hellblaue Bluse, eine schwarze Jeans und lederne Schnürstiefel. Auch ihre Unterwäsche wich schnell. Durch das warme Wasser, dass sie geschickt angestellt hatte, spielte sie das Salzwasser und den Sand vom Körper des Mädchen. Wärmte sie dadurch auch auf. Die Wunde an ihrer Stirn würde wahrscheinlich eine Narbe geben. Nachdem Lottie das Mädchen abtrocknete und ihr das Hemd ihres Mannes angezogen hatte, rief sie nach ihrem Mann. Kurz darauf kam er zu ihr. Der Grauhaarige hob das schmächtige, immer noch bewusstlose, Mädchen hoch und brachte sie in das vorbereitete Zimmer. Dort legte er sie auf die Matratze. Fürsorglich deckte seine Frau ihren Fund' zu und verließ gemeinsam mit ihm das Zimmer. Beide begaben sich in die Küche. Lottie ging zum Kühlschrank und bereitete das Frühstück vor. Ihr Mann stellte die Kaffeemaschine an und goss sich, als dieser durch gelaufen war, eine Tasse ein. Das war nun genau das Richtige, was er brauchte. Schweigend setzten sie sich an den Tisch. Schweigend verbrachten sie das Frühstück. Jeder hing seinen Gedanken nach. „Was meinst du, wo sie herkommt?“, durch brach Lottie die Stille und umfasste ihre Tasse. „Das möglichste ist, dass sie beim letzten Sturm über Bord gegangen war. Das sie überlebt hat, ist ein Wunder.“, meinte Farion und nippte an seiner Tasse. Sein Blick richtete sich aus dem Fenster und er schaute auf die ruhige See. Dann wandte er sich wieder an seine Frau: „Ist sie denn aufgewacht?“, bekam aber ein Kopf schütteln als Antwort. Plötzlich kramte Lottie etwas aus ihrer Tasche und holte ein Armband heraus. Es war ein schlichtes Lederband mit einem kleinen Metallplättchen in der Mitte. Auf diesem war der Name 'REI' graviert, der von zwei Federn umgeben war. „Rei.“, las die Marine – Gattin vor und fuhr mit den Daumen über den Namen. „Bitte?“, fragte Farion nach und sah fragend zu seiner Frau. Daraufhin zeigt Lottie ihm das Lederband. „Rei.“, wiederholte sie: „Ist wahrscheinlich ihr Name.“ . Der pensionierte Marine nahm das Schmuckstück entgegen. Betrachtete es von allen Seiten. Obwohl es eher schlicht war, erkannte er die Qualität. „Schöne Arbeit.“, bemerkte er und legte das Armband auf dem Tisch. Dann hätte das Mädchen wenigstens einen Namen. „Was machen wir mit ihr?“, stellte nun Lottie die Frage des Tages. Die leichte Sehnsucht in ihrem Ton konnte er heraus hören. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seinen Lippen und ein sanfter Ausdruck erschien in seinen Augen. Dann zuckte er mit den Schultern. „Sie kann bleiben, solange sie will.“, meinte er. „Aber.“, fügte er hinzu, als er das vor Freude – strahlende Gesicht seiner Frau sah: „Du musst sie gehen lassen, wenn sie will. Das sie hier ist, ist nicht für immer. Sie hat vielleicht Familie und könnte dahin zurück wollen. Wir können sie dann nicht dazu zwingen, bei uns zu bleiben. Verstehst du?“, und umfasste ihre Hand, die auf dem Tisch lag, und drückte sie sanft. Ein verstehendes Nicken bekam er als Antwort. „Warten wir einfach ab.“, gab Lottie zu verstehen. „So kenn ich meine Lottie.“, lachte Fary auf und überbrückte die kurze Distanz des Tisches, um ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen zu geben. „Lassen wir sie erst einmal aufwachen und erholen. Dann sehen wir weiter.“, flüsterte er an ihre Lippen. Eine Woche war seitdem vergangen. Rei war bis dahin noch nicht aufgewacht. Eher wurde ihr Zustand schlimmer, denn sie hatte Fieber bekommen, der das Mädchen sehr zu setzte. Der Doktor hatte den beiden versucht zu beruhigen, aber gelang es nicht wirklich. Er erklärte ihnen, dass es eine normale körperliche Reaktion auf den Schock wäre und der Körper mit dem Fieber den Stress abbauen würde. Das würde vergehen. Das Ehe – Paar saß an dem Bett des Mädchen und überwachte ihren Zustand. Noch immer war es unklar, wann die Weißblonde erwachte. Entweder saßen sie zusammen bei ihr oder einzeln. Spielte ein Spiel oder lasen ein Buch und/oder die Zeitung. Es war zu einem kleinen Ritual geworden, wie der morgendliche Strandspaziergang. Ihr war so warm. So warm. Ein leichtes Pochen war in ihrem Kopf. Ein schmerzhaftes Pochen. Etwas kitzelte ihre Nase. Leicht wurde diese gerümpft. Etwas war sehr hell. Schwer fällig öffnete sie die Augen und blinzelte gegen die Helligkeit. Ihr Kopf dröhnte. Vorsichtig setzte sie sich auf und sah sich um. Sie saß in einem Bett mit gelb gemusterte Wäsche. Das Bett war aus einem hellen Holz, wie auch die Kommode, die gegenüber dem Bett stand, und ein großer Kleiderschrank, der links neben dem Bett an der Wand stand. Rechts von ihr unter einem Fenster gab es eine kleine Couch mit floralem Muster. Insgesamt war es ein gemütliches Zimmer. Langsam erhob sie sich und tapste barfuß zur Tür. Noch immer war ihr zu warm und ihr Kopf tat ihr weh. Ein zu großes, hellblaues Hemd bedeckte ihren Körper. Reichte es ihr doch fast bis zu den Knien. Weiter tapste sie durch einen kleinen Flur. Hörte sie doch Stimmen, der sie folgte. In einem Türbogen blieb sie stehen und sah in das Zimmer. An einem Tisch saßen zwei ältere Herrschaften, die wohl gerade zum Mittag gegessen hatte. Durch ein plötzliches Geräusch hob Farion den Kopf und blickte direkt in violette Seen. Verdutzt verschluckte er sich an seinen Kaffee und musste husten. Lottie hob nur erstaunt die Braue und schaute auf ihren Mann. Dann folgte sie den Blick ihres Mannes und bemerkte das Mädchen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Endlich bist du aufgewacht, Kleines.“, und erhob sich von ihrem Platz. Schritt auf die Kleinere zu. Kniete sich vor ihr nieder. „Wie geht es dir?“, fragte Lottie. Doch wurde sie nur eulenhaft angeschaut. Vorsichtig hob Lottie ihre Hand und strich der Jüngeren eine Strähne ihres weißblonden Haares zurück. Verblieb dann an ihrer Wange. „Verstehst du mich?“, fragte Lottie und besah sich nochmals die Kleinere. In dem Hemd ihres Mannes verlor sie sich fast. „Kleines?“, und bekam dann ein leichtes Nicken. „Möchtest du etwas?“, wollte Farion wissen. Mit neugierigen Augen schaute er zu ihr. „Durst.“, nuschelte die Angesprochene. „Na, dann komm.“, meinte die Braunhaarige und reichte das Mädchen die Hand. Zögerlich wurde die Hand angenommen und die zwei Frauen gingen zum Tisch. Setzten sich an diesen. Der frühere Marine – Käpt'n überreichte der Hellhaarigen ein gefülltes Glas. Dankend nahm sie das Glas an und trank. Hatte sie doch ein gar trockenes Gefühl im Hals. „Auch Hunger?“, wurde aber durch ein Kopfschütteln beneint. „Wo bin ich?“, wollte das Mädchen wissen. „Wir sind hier auf der Grand Line. Eine kleine Frühlingsinsel. Kaum angefahren.“, mit großen Augen schaute die Hellhaarige den Ergrauten an. Ein kleines Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. „Zu viele Informationen, oder?“, und ein leichtes Nicken kam als Reaktion: „Gut, fangen wir nochmal an: Ich bin Faron J. Smith und das ist meine Frau Charlotte, kurz Lottie. Du bist hier bei uns zu Hause.“. Das Mädchen nickte nur. „Und wie heißt du?“, kam die Frage von Lottie. Nachdenklich runzelte die Angesprochene die Stirn und sah auf ihre Hände. Das leichte Pochen in ihren Kopf wurde stärker. „Weiß nich'.“, nuschelte sie nach reichlicher Überlegung. „Du weißt nicht? Kannst du dich denn an irgendetwas erinnern?“, fragte Fary. Doch ein 'Nein.' wurde ihm als Antwort gegeben. „Vielleicht sagt dir das 'was.“, meinte die braunhaarige Frau und übergab das Armband. Die Angesprochene hatte gar nicht bemerkt, dass Lottie aufgestanden und kurz weggegangen war. Leicht neugierig nahm das Mädchen das Lederband entgegen und begutachtete es. Drehte es in ihren Händen. Besah es sich von allen Seite. Leicht verschwommene Bilder wanderten durch ihren Kopf. „Hey, Kleines! Warte mal bitte.“, die angesprochene drehte sich um die eigene Achse und ein breites Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. „Was gibt’s denn, I---?“, fragte sie und sah neugierig auf die Näherkommenden.Zwei verschwommene Gestalten blieben vor ihr stehen.“Hier. Für dich.“, meinte die kleinere Gestalt und überreicht ihr ein kleines braunes Säckchen. Freudig nahm sie das Säckchen entgegen und besah sich den Gegenstand. Hielt es auch ans Ohr schüttelte es leicht. Ein leichtes Klirren war daraus zu hören. Mit funkelnden Augen öffnete sie das Säckchen und holte den Gegenstand heraus. Es war ein ledernes Armband mit einem Metallplättchen in der Mitte. Auf diesen war der Name 'REI' eingraviert, so wie rechts und links vom Namen eine Feder aufgedruckt. „Damit du dich immer an deinen Namen erinnerst.“,drang an ihr Ohr. Als Reaktion darauf gab sie nur ein beleidigendes Schnauben von sich.“Und natürlich als kleines Erinnerungsstück an uns.“, brummte die größere Gestalt. Lang konnte sie den beiden nicht böse sein und fiel ihnen somit um den Hals. Lachend. Ein stechender Kopfschmerz fuhr ihr in den Schädel und sie griff sich an den Kopf. Ein Stöhnen entkam ihr. Das Armband drückte sie an die Brust. „-nes. Klei---. Hey“, und jemand holte sie grob aus ihren Gedanken. Blinzelnd fixierte sie braune, sanfte Augen. Eine Hand lag auf ihrer Wange. „Hey.“, kam es von Lottie: „Alles gut.“, denn große Tränen nasse Augen schauten zu ihr auf. Ein sanftes Lächeln lag auf Lottie's Lippen. „Nicht weinen, Kleines. Du brauchst doch nicht zu weinen. Hörst du?“,und strich ihr über die Wange. Ein zittriges Lächeln erschien auf Rei's Lippen. „Es ist deins, oder?“, und tippte auf das Armband. Ein Nicken kam als Antwort: „Ja, es ist meins. Ich bin Rei.“. „Dann freut es mich, dich kennen zu lernen, Rei – chan.“, schmunzelte Lottie: „Kannst du dich denn an irgendetwas erinnern? Wo du her kommst? Oder wer deine Familie ist?“. „Nein.“, und Rei schüttelte den Kopf. Sie schniefte nur kurz und ein gähnen entkam ihr. „Na, komm. Ab ins Bett mit dir. Noch bist du nicht ganz gesund. Wir besprechen alles, wenn du wieder wach bist, hm?“, mütterlich legte Lottie den Arm um Rei's Schulter und führte sie in das Zimmer, in dem sie aufgewacht war. Schnell wurde das Mädchen ins Bett gesteckt und fürsorglich zugedeckt. „Schlaf schön, Rei – chan. Morgen sieht alles wieder besser aus.“, meinte Lottie und verließ dann leise den Raum, nach dem sie die Vorhänge zu gezogen hatte. Rei sah der Älteren hinterher. Immer noch hielt sie das Armband fest an sich gedrückt. Es war ein Geschenk gewesen. Doch von wem? Wer waren diese Schemen gewesen, die ihr das Armband geschenkt hatten? War das ihre Familie? Suchten sie sie? Vermissten sie sie? Wo kam sie überhaupt her? So viele Fragen. So wenig Antworten. Vielleicht hatte Lottie Recht. Morgen würde alles besser aussehen – Vielleicht. ~~ || Δ || ~~ Eine Hand landete mit Wucht auf seine Schulter. Seine Braue hob sich skeptisch. „Nun, mach mal nich' einen auf Miesepeter. Komm, Feiern.“, und dem Angesprochenen wurde ein voller Krug unter die Nase gehalten. Seufzend nahm Marco den Krug mit Sake entgegen und schüttelte die Hand von seiner Schulter. „Heute nicht, Thatch.“, stand auf und ließ den Braunhaarigen auf dem unteren Deck stehen. Mit verwirrten Gesicht sah Thatch seinem Kameraden hinterher. Der Braunhaarige war erst seit einem knappen Jahr auf dem Mutterschiff. Angeheuert hatte er bei der Vierten Division auf einen der Tochterschiffe. Erst mit der Vierten Division war er auf das Mutterschiff gekommen. Dort wurde der Braunhaarige in das Zimmer von Marco und Izou einquartiert, da dort ein Bett frei geworden war. Denn die Flure der Vierten wurden renoviert, um Platz zu schaffen für die neuen Mitglieder. Izou war ein lustiger Zeitgenosse, mit dem man sich gut unterhalten konnte. Der auch nicht vor Klatsch und Tratsch davon rannte. Dagegen war Marco ein eher schweigsamer Kerl, der zwar gut zu hören konnte, aber kaum die Lippen auseinander bekam. Auch seine gleichgültige – manchmal genervte – Gesichtshaltung brachte ihm kaum Sympathiepunkte ein. Doch heute war er noch schweigsamer als sonst. Und nicht nur er – auch die halbe Crew lief mit bedrückten Gesichtern und aufgesetzten Lächeln herum. Vielleicht konnte ihn sein Kommandant aufklären. Also machte er sich auf den Weg zu ihm. Mit einem breiten Grinsen hob Thatch grüßend die Hand, als seine Freunde Izou und Jozu, seit kurzem Kommandant der Dritten Division, auf ihn zu kamen. Auch ein paar weitere Mitglieder der Dritten folgten dem Duo. Seine Freunde lächelten kurz zurück, wobei es bei Jozu eher ein Mundwinkel zucken war. Aber diese Lächeln erreichten nicht ihre Augen. Jetzt noch mehr verwirrter, als vorher, schaute er der kleineren Gruppe hinter her, die ebenfalls auf das obere Deck zu gingen. Was war denn heute los? Marco stand an der Reling, nippte an seinen Sake und schaute in den Wolken verhangenen Himmel. Es sah fast so aus, als würde der Himmel noch weinen wollen. Mit verschränkten Armen auf der Reling gestützt, hing er seinen Gedanken nach. Die bedrückte Stimmung an Bord hatte er war genommen, aber er war selbst zu sehr darin gefangen. Die vierte Division und die siebte waren von der Stimmung nicht betroffen, kannte bzw. wussten sie den Grund dafür nicht oder waren damals nicht involviert. Schwermütig richtete sich der Blick des Erstens auf die dunkle See. Langsam glitt die Moby durch das Wasser und ihre Crew zur nächsten Insel. Wahrscheinlich eine Winterinsel, da die Temperaturen stetig abnahmen. 'Schnee hatte sie geliebt.', schoss es dem Blondschopf durch den Kopf. Wieder landete eine Hand auf seine Schulter und Marco schaute nach links. Dort hatte sich Jozu an die Reling gelehnt, so wie Izou, der wieder seine Hand weg genommen hatte. Der Blonde sah sich um und bemerkte den kleinen Ansammlung um ihn herum. Ein kleines, wehmütiges Lächeln erschien auf seinen Lippen. So verblieben sie schweigend. Jeder hing seinen Gedanken nach, aber durch diese kleine Zusammenkunft hielt sich der Schwermut in Grenzen. Auch ein paar Kommandanten waren dazu gekommen, so wie die Krankenschwester. Jeder hier spendete jeden irgendwie Trost. Dan setzte sich schweigend neben den Blondschopf und gab ihm einen aufmunternden Klapps. Hob prostend seine Flasche. Einige stimmten mit ein. Denn jeder hier wusste, worauf dieser Gruß aufbaute bzw. für wen er gedacht war. Jeder hier Anwesende ging der gleiche Gedanke durch den Kopf. Auch Marco hob seinen Krug und stimmte mit ein. „Auf Rei.“, sprach er es aus und seine Brüder stimmte mit ein: „Auf Rei – chan.“. Denn heute wäre 16 Jahre alt geworden. ~~ || Δ || ~~ „Rei – chan. Komm, wir wollen los.“, rief Lottie zu dem Mädchen, dass am Strand saß. Die Angesprochene warf noch einen letzten Blick auf das Meer, bevor sie sich erhob und abwandte. Sie lief fluchs zum Haus und trat ein. „Bin da, Miss Lottie.“, meinte Rei. Mit einem Lächeln kam die Braunhaarige ihr entgegen. „Und? Etwas interessantes gesehen?“, wollte sie wissen. „Eine Schule Delphine, sonst nichts.“, erzählte Rei. „Nun, hopp. Mach dich fertig. Wir wollen doch in die Stadt.“, lächelte die Ältere und bekam ein Nicken, bevor die Jugendliche in ihr Zimmer verschwand. Lottie sah ihrem Schützling hinterher. Seit knapp einem Jahr war Rei nun bei ihnen. Die Hellhaarige hatte sich gut eingelebt und ihr grauste davor, sie gehen zu lassen, da sie Rei irgendwie als ihre Tochter sah. Eine Tochter, die sie sich immer gewünscht hatte. Auch Farion – auch wenn er sich immer hart gab – mochte die Jüngste. Sie war ein fleißiges und hilfsbereites Mädchen, obwohl sie eher in sich gekehrt war. Schritte waren aus dem Flur zu hören und Rei stand kurz darauf wieder neben ihr. Die lockere Bluse und weite Hose war einem hellblauen, luftigen Kleid ausgetauscht worden. Um ihre Haare hatte sie sich locker ein hellblaues Tuch gelegt. Um ihre auffällige Haare zu verdecken. Erregten diese doch sehr die Aufmerksamkeit, die Rei überhaupt nicht mochte. Bequeme Sandalen und ihr Armband rundeten das Outfit ab. „Dann können wir ja los, hm?“, meinte die Braunhaarige und nahm einen leeren Korb. Überreichte ihn Rei, die ihn nur nickend abnahm. Ein weiterer Korb fand ihren Weg in Lotties Hand. Wollten sie doch auf den Markt gehen. Zusammen verließen sie das Haus und schlugen den Weg in die Stadt ein. Es war eine kleine Stadt, aber alles war vorhanden, was man brauchte. Der Weg dorthin war kein langer, wohnte Familie Smith doch am Strand in der Näher des Städtchens. Das Ehepärchen genossen einerseits die Ruhe, anderseits war es nur ein Katzensprung bis in die Gesellschaft. Im Städtchen angekommen ,wurde Lottie freundlich von den Bewohnern begrüßt. War sie doch eine gute Seele und Helferin, wo sie nur konnte. Auch ihre Begleitung wurde höflich mit einbezogen, doch warfen die Einheimischen ihr eher skeptische Blicke zu. Den eigenen Blick gesenkt, folgte Rei ihrer 'Retterin'. „Bleib in meiner Nähe.“, wies Lottie sie an, da auch ihr die ständigen Blicke nicht verborgen blieben. Ein paar Mal wäre es fast zu einer verzwickten Auseinandersetzung gekommen, die aber glücklicherweise konfliktfrei gelöst werden konnte. Gemeinsam gingen die beiden Frauen auf den Markt und arbeiteten die Einkaufsliste ab. Das Rei mit den Gedanken woanders war, bemerkte Lottie nicht. Denn Rei kam diese Szene sehr vertraut vor. Mit fröhlich wippenden Zopf sprang das Mädchen den Weg entlang und besah sich alles mit neugierigen und wissbegierigen Augen. Alles sah hier so interessant aus. So anders als ihre Heimat. „Rei – chan! Nicht so schnell, Kleines.“, wurde ihr hinter her gerufen. Die Angesprochene drehte sich lachend um und sah auf die kleine Gruppe, die auf sie zukam. Drei Gestalten von unterschiedlicher Statur schlenderten zu dem Mädchen. „Du hast uns doch etwas versprochen, oder?“, kam es von den kleinsten der Gruppe. Schmollend schob sie ihre Lippe vor. „Aber, Iz---. Hier ist doch alles so schön!“, und wirbelte um die eigene Achse. Eine Hand legte sich auf ihren Kopf. „Rei – chan. Wir wollen nicht, was uns hier auf der Insel. Und wir wollen doch nicht, dass etwas passiert, mh?“, wurde ihr erklärt. Mit großen Augen schaute sie zu den Schemen auf, nickte dann aber. „Ok.“, gab sie von sich und nahm die dargebotene Hand an. „Bleib in unserer Nähe.“---- „...Danke. Das wäre dann alles.“, drangen die Stimmen der Außenwelt wieder an ihr Ohr. Kurz schüttelte Rei den Kopf, um die Bilder zu verscheuchen. Solche kleinen Szene kamen ihr öfters in den Sinn. Aber immer waren die Personen verschwommen. Wenn sie versuchte, sich die Personen scharf zu stellen – sich an sie zu erinnern -, dann bekam sie immer starke Kopfschmerzen. Der Doktor meinte, dass sei ganz normal. Irgendwann würden die Erinnerungen sicher wieder kommen. Etwas würde ihre Erinnerungen blockieren, und wenn diese Blockade sich lösen würde, kamen auch die Erinnerungen wieder. Mit einem aufgesetzten Lächeln verabschiedete Rei sich von der Verkäuferin und folgte Lottie. Ihr Körbchen war mit frischen Obst und Gemüse gefüllt. Die zwei Frauen verließen den Markt und machte noch einen kleinen Schaufensterbummel. Zeit hatten sie zur Genüge.War es doch erst früher Vormittag. Eine Blondine kam auf sie zu und verwickelte Lottie in ein Gespräch. Etwas abseits stellte sich Rei hin und sah sich das Material im Schaufenster an. Lauschen wollte sie nicht. Lustlos beschaute sie die Auslage des Juweliergeschäfts. Überall glitzertes es und blinkte. Goldene Ringe – ob Fingerringe oder Ohrringe. Goldene Ketten mit verschiedenen Anhängern. Große und kleine. Schmucksteine in verschiedenen Farben. Ein paar davon echt, der Großteil nicht. Woher sie das wusste, konnte sie nicht sagen. Das Wissen war einfach da. Sowie ihren Geschmack. Denn sprach sie ehe der Silberschmuck als der Goldene an. Ihr Augenmerk lag auf einer schwarzen, schimmernde Perle, die durch einer Glaskugel an einer silbernen Kette gehalten wurde. Vor ihren Auge blitzte eine gleiche Perle auf, die aber weiß schimmernd war und durch einen Silberfaden kunstvoll gehalten wurde. Ebenfalls hingen zwei blaue Federn mit gelber Spitze an den Anhänger. Kurz darauf verschwand das Bild wieder und Rei's Blick lag auf der Auslage. „Rei – chan.“, wurde nach ihr gerufen und die Angesprochene drehte sich zu Lottie um, die wieder allein stand. Zügig ging die Kleinere auf die Ältere zu und gemeinsam nahmen sie wieder ihren Weg auf. Vor einem Laden blieben sie stehen. 'Book Store' stand über der Eingangstür und in der Auslage lagen viele Bücher.Unverkennbar ein Buchladen. „Wollen wir hinein gehen?“ Du kannst dir auch ein neues Buch aussuchen. Schließlich hast du es dir verdient.“, meinte Lottie und lächelte dem Mädchen neben sich zu. Ein aufregendes Funkeln trat in Rei's Augen und sie nickte begeistert, als auch dankbar. Liebte sie doch Bücher. Ein Grinsen bildete sich auf Lottie's Lippen und zusammen mit Rei betrat sie das Geschäft. Sofort roch man altes Leder und Papier. Ein dämmriges Licht tauchte den Verkaufsraum in eine mystische Atmosphäre. Einige decken hohe Regale standen in Raum von Wand zu Wand. Kleinere standen dazwischen. Eine kleine Spielecke befand sich rechts neben der Tür. Links gab es eine kleine Verkaufstheke mit einer altmodischen Kasse. An dieser stand eine junge Frau mit schwarz – grünlichen Haaren. „Na los. Geh dich umschauen.“, und schob die kleinere weiter zu den vollen Regalen. Ihren Korb nahm Lottie dem Mädchen ab, bevor sie sich zu der Verkäuferin wandte. Voller Freude ging Rei durch die Regale. Hier und dort zog sie ein Buch heraus und durchblätterte es kurz. Stellte es dann aber wieder weg. Ihr Büchergeschmack war sehr vielfältig. Las sie doch so gut wie alles. Doch besonders gern mochte sie Geschichten über Mythen und Sagen. Diese fantastischen Erzählungen gaben ihr ein besonderes Gefühl und warn irgendwie tröstend. Sich umblickend suchte sie etwas besonderes. War aber fast bereit, die Suche auf zu geben, bis ihr ein großer Wälzer ins Augen fiel. Neugierig ging sie darauf zu und nahm es in die Hand. Vorsichtig fuhr sie über das schwarze Leder. Unter ihren Händen spürte sie das Raue. Rei drehte das Buch um. Auf der Vorderseite befand sich eine silberne Prägung in Form eines Vogels, der seine Schwingen weit ausbreitete. Darunter stand in verschnörkelter Schrift 'Der Phönix'. Kurz blätterte die Hellhaarige das Buch durch und blieb auf einer Seite hängen. Die Geschichte, die ihre Aufmerksamkeit gefesselt hatte, faszinierte sie so, dass sie ihre Umwelt komplett ausblendete. Erschrocken schrie sie auf, als sie eine Hand auf ihre Schulter legte, und das Buch fiel mit einem Poltern zu Boden. Mit klopfenden Herzen sah Rei über ihre Schulter und erkannte Lottie. Erleichtert legte die Jugendliche eine Hand auf ihr Herz und atmete kurz durch. „Du hast mich erschreckt.“, lächelte Rei zu Lottie und wandte sich zu ihr. „Tut mir Leid.“, meinte die Angesprochene und hob das heruntergefallene Buch auf. „Möchtest du es haben?“, fragte Lottie lächelnd nach und Rei nickte schüchtern. „Na dann – lass uns bezahlen und nach Hause gehen. Fary ist bestimmt schon da und nagt am Hungertod.“, dabei zwinkerte die Ältere Rei zu, was mit einem Kichern quittiert wurde, sowie ein schelmischen Funkeln in den Augen der Jüngeren. Schnell war das Buch bezahlt und die beiden Frauen machten sich auf den Heimweg. Wie schon vermutet, scharrte der Ex – Marine mit den Hufen – metaphorisch gesehen. Denn er saß auf der Veranda und blickte mürrisch auf die heimkommenden Frauen. „Na, endlich. Da seid ihr ja.“, meinte er nur und nippte an seinem Glas Limonade. Die beiden weiblichen Wesen schauten sich an und begannen dann zu kichern. Eine Braue erhob sich bei Farion und schnaubte abfällig. 'Weiber', dachte er sich nur. Lottie ging auf ihren Mann zu und gab ihn einen kleinen Kuss auf die Wange. „Wir beeilen uns, damit du uns ja nicht vom Fleisch fällst.“, und zwickte ihn in die Wange. Ein schmollender Ausdruck bildete sich in seinen Augen. Auch Rei gab den älteren Mann ein Küsschen, folgte dann Lottie ins Haus, um ihr beim Kochen zu helfen. Es machte ihr Spaß zu kochen. Besonders mit der älteren Dame, denn zusammen machten sie beim Arbeiten meist Unsinn. Ihre Einkäufe wurden, so weit sie nicht gebraucht wurden, weg geräumt, und das Mittagessen wurde zubereitet. Es gab einen einfachen Gemüseeintopf, da es ein leichtes Essen und für einen Sommertag gut geeignet war. Rei deckte gerade den Tisch, als auch Fary hinein kam. Immer noch zog er ein mürrisches Gesicht, aber es fiel ihm sehr schwer, nicht zu lächeln. Er setzte sich an den Tisch und seine zwei Frauen taten es ihm nach. Eine entspannte und gemütliche Atmosphäre lag im Raum. Nach dem Essen räumten die Frauen den Tisch ab und solidarisch wusch der Herr des Hauses ab. „Nun geh schon.“, stupste Lottie Rei an, als sie den Blick des Mädchen sah, dass auf das Meer gerichtete hatte. Ein Grinsen legte sich auf ihre Lippen und verschwand aus dem Haus. Rei liebte einfach das Meer. Sein Geruch. Sein Leben. Seine Vielfältigkeit. So oft sie konnte, saß sie auf den Strand und schaute auf den Horizont. Kurz bevor sie hinaus gelaufen war, hatte sie sich ihr neues Buch geschnappt. Sanft fuhr sie über den blauen Einband und den eingravierten Titel. Mit funkelnden Augen schlug das Mädchen das Buch auf. Mit den ersten Zeile hatte sie ihre komplette Umwelt vergessen. Nur das Geräusch der Wellen drang an ihr Ohr. Erst als es dunkel wurde und die Abendsonne mit einem farbenfrohen Spiel unterging, schlug Rei das Buch zu und ging wieder zum Haus. In der Drehung blieb sie stehen und schaute auf den Weg vor sich – dem Weg zum Dorf. Denn dort stand eine Gestalt und starrte sie an. Das Buch drückte sie an ihre Brust und schaute auf den Unbekannten. Dieser räusperte sich kurz und kam dann zögerlich auf das Mädchen zu. Es war ein Junge aus dem Dorf, vielleicht ein oder zwei Jahre älter als sie selbst, obwohl Rei ihr Alter nicht kannte. „Tut mit Leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.“, und rieb sich beschämend den Nacken. Ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen. „Wer bist du?“, fragte Rei unsicher und klammerte sich an ihr Buch. Der Jugendliche versenkte seine Hände in den Hosentaschen und das Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Ich bin Shawn und habe dich heute auf dem Markt gesehen. Du bist Rei, oder?“, und bekam als Antwort ein Nicken. Bevor Shawn weiter fragen konnte, kamen schwere Schritte auf sie zu. Die beiden Jugendliche sahen zu dem älteren Mann, der mit verschränkten Armen auf der Veranda stand. Farion hatte aus dem Fenster den Jungen gesehen und war dann hinaus getreten. „Tja, dann.... ich geh dann mal.“, stammelte Shawn und verschwand mit einem Winken wieder ins Dorf. Das Mädchen schaute dem Jungen hinterher, bevor sie sich zu ihrem 'Gastvater' wandte. „Alles klar?“, wollte er wissen und bekam ebenfalls ein Nicken. Dann schritt sie wieder auf das Haus zu. Bei der Veranda angekommen, legte sich ein Arm um ihre Schulter. Rei blickte auf und traf die freundlichen Augen von Fary. Ein Lächeln bildete sich auf ihre Lippen und sie schmiegte sich leicht an den Größeren. Bei ihm fühlte sie sich wohl. Zusammen betraten die das Haus und wurden von einer lächelnden Lottie begrüßt, die die letzten Vorbereitungen für das Abendessen vollbrachte. Alle man ließen sich am großen Tisch nieder und begannen zu essen. Ein fröhliches Gespräch mit viel Lachen begleitete das gute Essen. Nach diesem räumte die Frauen auf, denn Farion gönnte sich eine seiner Zigarren. Die Eine am Tag, die seine Frau erduldete. Als er fertig war, saßen seine beiden Frauen am Tisch und tranken noch eine Tasse Tee. Da es noch nicht wirklich spät war, schlug der Ex – Marine dem Mädchen ein Spiel vor. Neugierig sah Rei ihn an und bejahte das Angebot. Zu dritt gingen sie in das angrenzende Wohnzimmer. Lottie setzte sich in ihren Sessel und nahm sich ihr Nähzeug. Ihr Mann und das Mädchen ließen sich auf zwei gegenüberliegenden Stühlen, zwischen den ein gemusterter Spieltisch stand, nieder. Aus einer Klappe holte der Ex – Marine Spielfiguren heraus und übergab eine Farbe – schwarz – dem Mädchen. Er selbst behielt die weißen. Ehrfürchtig fuhr Rei mit den Fingern über das geschmeidige und glatte Holz. Dann stellte sie die Figuren auf und Farion hob erstaunt eine Augenbraue, denn sie hatte die Figuren richtig aufgestellt. „Kennst du das Spiel?“, fragte er nach. „Nein, eigentlich nicht. Wieso?“, wollte sie wissen und neigte leicht fragend den Kopf. „Nichts, schon gut. Ok, ich erkläre dir die Regeln.“, und begann die Erläuterungen. Aufmerksam hörte das Mädchen zu und dann begannen sie das Spiel. Die ersten beiden Runden verlor das Mädchen. Beim dritten Mal allerdings bewies schon leicht strategisches Denken, verlor aber trotzdem. Mit einem Lächeln beendete Farion das Spiel, da e schon recht spät geworden war, und sah in das schmollende Gesicht von Rei. „Morgen wir morgen noch ein Spiel wagen?“, und Rei nickte begeistert. Irgendetwas vertraute gab ihr das Spiel. Gähnend streckte sich das Mädchen und ging in ihr Zimmer. Zog sich zum Schlafen um. Vor dem Fenster blieb sie kurz stehen und blickte zum Mond beschienenden Meer. Auf der glatten Oberfläche spiegelte sich die runde Kugel. Verträumt verweilte ihr Blick auf den Ozean. Eine Hand fand unbewusste ihr neues Buch und Rei nahm es an sich. Mit den Finger fuhr sie die Gravur des Phönix nach und Gedanken verloren lag ihr Blick auf dem Wasser. Mit einem Seufzer legte sie das Buch wieder weg, zog die Vorhänge zu und stieg dann ins Bett. Schnell ar sie eingeschlafen. Es war die erste Nacht, in der sie von einem blauen Feuervogel träumte. Der nächste Tag war schon eine Weile angebrochen, als es plötzlich an der Haustür klopfte. Verwundert schauten die Bewohner auf und Lottie ging zur Haustür. An dieser stand ein junger Mann und grinste die Ältere an. „Ja, bitte?“, fragte die Braunhaarige nach und schaute zu dem Jugendlichen. Er war von schlaksiger Figur mit freundlichen, hellblauen Augen und blonden Haaren, die von der Sonne leicht gebleicht wurden. „Hi, ich bin Shawn. Ist Rei da?“, fragte er zugleich nach und ein breites Grinsen bildete sich auf seine Lippen. Das Mädchen schlug ihr Buch zu und trat auf die Tür zu. „Ja?“, und große violette Augen richteten sich auf ihn. Stand nun an der Stelle, die Lottie freigegeben hatte. Diese hatte sich zurück gezogen zu ihrem Mann, der misstrauisch auf das Bürschchen schaute. Eine Hand legte sich auf seinen Oberarm, um ihn – wenn möglich – zurück zu halten. Kannte Lottie doch diesen Blick eines Marine – Käpt'ns. „Ja, hi.“, begrüßte Shawn nochmals das Mädchen. „Hast du Lust in die Stadt zu kommen? Also mit mir? Ich wollte mich mit ein paar Freunden treffen und zusammen abhängen, und so.“, meinte der Blonde und verschränkte die Arme hinter den Kopf. „Ok?“, kam es etwas unsicher von dem hellhaarigen Mädchen und schaute zu den älteren Pärchen über ihre Schulter. Ein kurzes Aufkeuchen seitens Farion war zu hören. Von Lottie kam nur ein 'Natürlich. Geh nur.', da sie ihren Mann in den Arm gekniffen hatte und dafür sorgte, dass er seinen Mund hielt. Schließlich wollte sie nicht, dass der erste Kontakt mit Gleichaltrigen durch einen ihm gedankenlose Handlung ihres Mannes verderben konnte. „Na, dann komm.“, meinte Shawn und ergriff die Hand des Mädchens. Zog sie aus dem Haus und Richtung Stadt. Ein Grinsen warf Shawn über seine Schulter und bekam ein zögerliches Lächeln. Vor einem halben Jahr war ihm dieses fast unscheinbare Mädchen aufgefallen und er wollte sie kennen lernen. Doch hatte sich der Blonde nie getraut. Bis gestern. War er doch auf seinen Spaziergang auf das Mädchen am Strand fast gestolpert. In der Stadt bog Shawn um eine Ecke und in die Gasse hinein. Betrat somit einen kleinen eingezäunten Hinterhof. Eine Gruppe von vier Jugendlichen – drei Jungen und ein Mädchen – saßen verteilt auf Kisten oder Fässern. „Hey, Leute. Ich habe hier wen mitgebracht.“, und grinste in die Runde. Zog das Rei neben sich. Sein Arm legte sich auf ihre Schulter – leicht besitzergreifend. Mit einer Bewegung aus der Schulter fiel Shawns Arm von ihrer Schulter und Rei trat einen Schritt beiseite. Dann sah sie auf die Personen vor ihr, die sie alle samt anstarrten. „Ok, dass stell ich dich 'mal vor. Der Blauhaarige dort auf dem Fass ist Lloyd.“ - der Angesprochene winkte ihr höflich zu. Er hatte braune Augen und eine schlanke Figur. - „Der Rotschopf Ian.“ - der Genannte nickte nur kurz. Grüne Augen musterten sie genau und er verschränkte die muskulösen Arme über der breiten Brust. - „Der Winzling dort ist Flip. Eigentlich heißt er Phillip, aber jeder nennt ihn Flip.“ - Dieser sah nur böse zu Shawn, der ihn als Winzling betitelt hatte. Er besaß braune Haare, leicht rot schimmernde Augen und war der kleinste in der Runde. - „Und die Hübsche auf der Kiste ist Rose.“ Diese warf Rei nur einen abschätzenden Blick zu. Rose war eine schwarzhaarige Schönheit mit großen grünen Katzenaugen. „Und das Leute ist Rei.“, stellte nun Shawn die Weißblonde vor. Llyod hopste von seiner Kiste herunter und ging auf das Mädchen zu. Bei ihr hielt der Blauhaarige die Hand hin, die Rei zögerlich annahm. „Nett, dich kennen zu lernen.“, meinte er und grinste ihr zu. „Ok.“, murmelte sie kleinlaut. Dann wurde Llyod unsanft beiseite geschoben und er stolperte zur Seite. Fing sich aber noch rechtzeitig. Vor Rei stand nun Flip, der ihr knapp bis zur Schulter ging. „Hey, auch wenn ich hier der kleinste bin, bin ich doch der größte!“, posaunte er heraus und grinste großspurig. „Und auch der eingebildetste.“, fügte Shawn hinzu und verschränkte die Arme vor der Brust. Sofort wandte sich Flip an den Blonden und fuhr ihn ruppig an. Ein Streit entbrannte. Rei schaute mit großen Augen zu den zwei Streitenden und zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Llyod nickte in die Richtung der Kisten. Zusammen gingen die zwei zu den restlichen der Gruppe. Zwei grüne Augenpaare lagen auf ihr und Rei fühlte sein etwas unwohl. „So, Rei – chan, erzähl doch mal.“, forderte Rose und warf dem Mädchen einen hochnäsigen Blick zu. Wollte sie doch die gesamte Aufmerksamkeit der Jungs und war es nicht gewohnt, diese zu teile, gar ab zu geben. „Was denn?“, fragte Rei unsicher nach. „Naja, wie alt bist du? Woher kommst du? Was magst du am liebsten? So etwas eben.“, erklärte der Blauhaarige. Rei senkte ihren Blick und zupfte nervös an ihren Top. „Ich weiß nicht.“, gab sie von sich: „Ich kann diese Fragen nicht beantworten.“. „Wie 'Du weißt nicht'?“, nahm Ian das erste Mal das Wort an sich. Das Mädchen's Blick huschte kurz zu dem größten der Jugendlichen, der gesprochen hatte. „Kann mich nicht erinnern.“, nuschelte sie. „Wer kann sich nicht erinnern?“, kam die Nachfrage von Shawn, der sich den Staub von den Klamotten klopfte. Auch Flip kam auf sie zu und rieb sich wehleidig die Rippen. „Die Kleine meint, sie kann sich nicht erinnern.“, kam es beiläufig von Rose, während sie sich ihre perfekten Nägel anschaute. „Wirklich? An gar nichts?“, wollt Flip wissen und die Jungs schauten auf Rei, die einfach nur den Kopf schüttelte. „Das muss echt hart sein, nichts von sich zu wissen. Aber wie kommst du zu deinen Namen?“, fragte Shawn nach. Rieb sich dabei den Hinterkopf. Daraufhin zeigte Rei den Jugendlichen ihren Armband. „Das hatte ich um, als mich Miss Lottie und Fary – san gefunden hatten.“, erklärte sie. Shawn nahm ihr Handgelenk und besah sich das Schmuckstück von Nahen. Leicht fuhr er ihr über die Haut und schaute ihr in die violetten Augen. Ein leichter Rotschimmer hatte sich auf Rei's Wangen gebildet und sie entwandte ihm ihre Hand. Der Blonde nahm das nur hin und grinste dann in die Runde: „Und was haben wir heute vor?“, warf er in die Runde. Seine Freunde zuckten nur mit den Schultern und verschränkten die Arme. Die 'Neue' der Gruppe sah sich die Jugendlichen an. Mit schief gelegten Kopf schaute sie fragend in die Runde. Die Jungs überlegten fieberhaft. Das bisher einzige Mädchen nahm alles mit teilnahmsloser Langeweile hin. Interessierte sich nur für ihre Nägel. Ein abgrundtiefer Seufzer entkam dem Blondschopf der Gruppe und ließ die Schultern fallen. „Ach, kommt schon Leute. Keine Ideen? Gar nichts?“, und richtete seinen Blick auf seine Freunde. Die nur den Kopf schüttelten oder mit den Schultern zuckten. „Dann also wie immer.“, und grinste in die Runde. Nickend wurde das angenommen. Rei runzelte die Stirn, wusste sie doch nicht, wovon Shawn da sprach. Hände klatschend erhob Shawn seine Stimme: „Dann auf. Auf!“, die Jungs erhoben sich auf ihre Füße und warteten auf das Kommende. Auch Rose stellte sich auf ihre Füße. „So wer will, was?“, sofort hoben sich die Hände von Llyod und Flip, die wie aus einem Mund 'Weißhemden' von sich gaben. Ian schnaubte nur kurz und Rose verschränkte die Arme. Der Blonde gab ein Seufzen von sich: „Also wie immer.“, meinte er ergeben. Ein leichtes Zupfen ließ Ian zur Seite schauen und Rei stand neben ihn. Fragend hob er die Braue und beugte sich leicht nach unter, war die Weißblonde kleiner als er. „Was heißt 'wie immer'.“, wollte sie wissen. „Das heißt, wir teilen uns in zwei Gruppe. In Marine und Piraten.“, erklärte der Rotschopf mit tiefer Stimme. Und so kam es auch. Die Jugendliche jagten als 'Marine' und 'Piraten' durch die Stadt, wobei Ian und Rei die Piraten 'spielten'. Special #02.2: Rei's Reise -------------------------- Hi no Tori – Vogel des Feuers Special #02: Rei's Reise Die kühle Herbstluft wehte um ihre Nase. Ihre silbrigen Haare wellten sich in der leichten Brise. Tief durchatmend stand die Jugendliche am Strand und genoss den lauen Abend. Träumend beschaute sie sich die abendliche Sonne. Mit einem Seufzer erhob sich die Hellhaarige und klopfte sich den Sand von der Hose. War es doch Zeit für das Abendessen. Rei streckte sich durch und begab sich auf den Heimweg. Seit nun mehr zwei Jahren lebte sie hier auf der Insel bei Miss Lottie und Fary – san. Bisher hatte sie ihr Gedächtnis nicht wieder erlangt. Nur kurze Ausschnitte und die Sehnsucht nach dem Meer gaben ihr einen kleinen Auftrieb, das sie jemand war. Die Jugendliche war nun 17 Jahre alt – laut Schätzung von Miss Lottie. Das ältere Ehepärchen kümmerte sich wunderbar um das leicht verlorene Mädchen. Ein leicht wehmütiges Lächeln erschien auf ihre Lippen. Auch wenn Rei ihre Wohltäter in ihr Herz geschlossen hatte, vermisste sie doch instinktiv ihre unbekannte Familie. Diesen Gedanken schüttelte sie ab, bevor sie das Haus betrat. Es hatte sich in den letzten zwei Jahren kaum verändert. Ein paar Vorhänge und Läufer waren ersetzt worden. Hier und da war Nippes dazu gekommen. Ansonsten war es das gleiche Haus, in dem sie, nach ihrer Strandung, aufgewacht war. „Hallo, Kleines.“, wurde Rei begrüßt und sie wandte sich an die Braunhaarige vor sich. Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren Gesicht. „Genug gegrübelt?“, wollte Lottie wissen und trocknete sich ihre Hände an einem Geschirrtuch ab. Ein fröhliches 'Jab.' kam von der Jugendlichen und sie begab sich in die Küche, um zu helfen. ~~ || Δ || ~~ Seufzend saß er auf seinem Bett und schaute auf den Gegenstand in seiner Hand. Leichte Lichtreflexe bildeten sich an den Wänden. Strahlte doch die Sonne direkt durch das Bullauge. Leicht schimmerte die Perle im Licht, das durch sein Zimmer fiel. Silberne Fäden hielten die natürliche Schönheit an Ort und Stelle. Zwei blauen Federn waren an dem Anhänger befestigt und strahlten in ihrer vollen Farbenpracht. Zwei Jahre war es jetzt her, dass ein mächtiger Sturm ihnen die Besitzerin nahm. Seine Vertraute. Seine Freundin aus Kindertagen. Rei war eine lebenslustige, junge Frau gewesen. Alle hatte sie von Anfang an gemocht und als kleine Schwester akzeptiert. Alle hatten immer ein Augen auf sie – war sie doch, wie gesagt ihre kleine Schwester. Mit einem Seufzen erhob sich der Blondschopf von seinem Bett und trat an seinen Schreibtisch zu. Öffnete einer der Schubladen und holte ein kostbares Kästchen hervor. Es war eine kleine Schatztruhe, die er bei einen ihrer Streifzüge gefunden hatte. Mit einem kleinen Schlüssel öffnete der junge Mann die Truhe und legte die Kette zu seinen weiteren, kleinen Schätzen. Einige Wertvoll, andere weniger – dafür waren sie erinnerungsträchtig. Seine Tür ging schwungvoll auf und in der Tür stand grinsend einer seiner Freunde – Thatch. Mit gehobener Braue, aber kommentarlos, schaute Marco über seine Schulter. „Oi, Marco. Komm raus. Wir sind angekommen.“, grinste der Braunhaarige. Ein brummende Bejahung kam als Antwort und der Blondschopf schloss das Kästchen wieder. Legte es in die Lade zurück und wandte sich an die Tolle. Mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte er aus seinem Zimmer und folgte dem Hilfskoch durch die Moby. Eine eisige Böe kam ihnen entgegen, so dass Marco sich seine Jacke enger um die Schultern zog. An Deck durchlief ihn eine kurzer Schauer, bevor er sich zu seinen Kameraden stellte, die alle auf die nächste Insel starrten. Dicke, weiße Flocken fielen vom Himmel. Das Festland strahlte in einem strahlenden Weiß des Schnees. Kalte Winde kamen ihnen entgegen. Nur hohe Fichten gaben ein bisschen grün und braun in die weiße Landschaft. Ein stummer Seufzer ging durch die kleine Gruppe, die sich an der Reling gestellt hatte. Drei der Anwesenden ging ein Gedanke durch den Kopf. 'Schnee hatte sie geliebt.', und betrachteten die Schneeflocken, die vom Himmel fielen. ~~ || Δ || ~~ „Hey, Rei.“, wurde die Hellhaarige angesprochen und Rei wandte sich zu der Stimme. Es war Shawn, der auf sie zugelaufen kam. Neugierig blieb sie stehen und schaute auf den Braunhaarigen vor ihr, der sich auf die Knie stützte und einmal durch atmete. Mit einem breiten Grinsen erhob er sich zu seiner vollen Größe und schnappte sich ihre Hand. „Komm! Ein Marineschiff ist gerade eingelaufen.“, bemerkte er und zog das Mädchen hinter sich her. Ein erschrockenes Quietschen kam von ihr und stolpernd folgte sie dem jungen Mann. „Shawn, nicht so schnell.“, japste sie. Über der Schulter warf er ihr nur ein Grinsen zurück und zog weiter. Hinunter zu den Docks. Das Marineschiff war eine dreimastige Fregatte. Die drei, weißen Segel waren gerafft, die Takelage gespannt. Nur die Flagge der Marine wehte im Wind. Überall sah man Leute in Uniformen herumlaufen. Der Offizier der Fregatte stand mit wehenden Mantel an der Reling und besah sich seine Leute. Befehle von seinen Untergebenen wurden über das Deck gerufen. Zufrieden schaute der Offizier zu. Vizeadmiral Kamiu war ein ältere Mann mit graumelierten Haar. Klare, blaue Augen bemerkten jede Kleinigkeit, dass in seiner Umgebung geschah. Auch die Schaulustigen am Hafen hatte er war genommen. Aber daran war er gewöhnt. Als die Planke ausgelegt wurde, lief der Vizeadmiral und ein paar seiner Leute auf den Steg und in die Stadt. Die Bewohner säumten die Straße und neugierige Augen blickten auf die Marine. Darunter auch Shawn und Rei, die sich zu ihrer kleinen Gruppe gestellt hatten. Flip und Llyod standen gespannt am Rande und starrten mit funkelnden Augen den Weißhemden hinterher. Die Freude war in ihren Augen ab zu lesen, genauso wie in Shawn's. Rose stand nur unbeteiligt daneben. Ian dagegen hatte die Arme vor der Brust verschränkt und hatte eine undeutbare Miene auf dem Gesicht. Und Rei? Rei stand etwas abseits von der kleinen Gruppe und schaute skeptisch auf die Marine. Eine innere Unruhe hatte sich in ihr aufgebaut, seit sie die Uniformierten gesehen hatte. Eine innere Ablehnung war in ihrem Herzen und diese konnte sie nicht einfach abschütteln. Das war schon bei ihren Spiel 'Piraten und Marine' aufgefallen. Woher dieses Gefühl kam, konnte sie nur vermuten. Mit einem letzten, abfälligen Blick wandte sie sich ab und lief ein wenig von der starrenden Menge weg. Ian, der den Abgang von seiner Freundin bemerkt hatte, folgte ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Große, violette Augen blickten zu ihm hoch. War er doch gut zwei Köpfe größer und doppelt so breit wie sie. „Alles in Ordnung, Kleines?“, brummte er und bekam ein leichtes Lächeln. „Bestens, Ian.“, und grinste ihn an. Nickend nahm er wieder seine Hand von ihrer Schulter. Die Kleine war dem Rotschopf sehr ans Herz gewachsen, wie eine kleine Schwester. Dabei war es ihm egal, dass sein Freund meistens sein Gegner war. Shawn hatte von Anfang an ein Augen auf die Kleine geworfen. Doch diese wehrte sich gegen diese Annäherungen, obwohl dieser das eher als Ansporn nahm und nicht als Abweisung. Ian hatte ihn einmal darauf angesprochen und es war in einem großen Streit zwischen ihnen ausgeartet, trotz der sonstigen Ruhe des Größeren. Lachend wandte sich Rei an den Rothaarigen und verschränkte die Hände hinter den Rücken. Ihre Augen funkelten leicht. Eine Braue hob sich nur misstrauisch bei Ian. „Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?“, fragte sie ihn und nickend bejahte der Größere die Frage. Hatte er doch mit etwas anderem gerechnet. Und da ihre Freunde der Marine bis zu ihrem Ziel hinterher laufen würde, hatten sie noch Zeit. Zusammen ging das ungleiche Paar in ihr Stammcafé, in das sie immer gingen, wenn die anderen aus ihrer Gruppe wieder ihr Marine – Ding durch zogen. Die Kellnerin begrüßte die beiden freundlich und Rei setzte sich an einen der Tische, die draußen standen. Ian nahm ihr gegenüber Platz. Die Sonne strahlte nicht ganz so intensiv, wie in den vergangenen Tage und auch die leichte Brise war angenehm. Schnell wurde ihre Getränke aufgenommen und das ungleiche Paar saß in einvernehmlichen Schweigen dort. Ihre Bestellung kam kurz darauf und die gleichaltrige Kellnerin blieb auf einen kleinen Plausch, trotz ihre kleine Abneigung gegenüber des Mädchen. Aber sie hatte sich ein wenig in Ian verguckt, da nahm sie kleine Unannehmlichkeit auf sich. Zehn Minuten später ließ sich Shawn neben Rei nieder und streckte die Beine aus. Breit grisend. Llyod und Flip taten es ihm gleich. Nur Rose blieb mit missmutigem Gesicht stehen, da für sie kein freier Platz mehr war. Einen weiteren Stuhl zog sie sich daher von einem leeren Nachbartisch heran und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. „Wenn er wiederkommt, werde ich mich bei ihm melden.“, grinste der Braunhaarigen und gab somit seine Zukunftspläne preis. Wild nickten der andere Braunhaarige und der Blauhaarige und stimmten somit zu. „Stellt euch das mal vor: Wir Fünf – eine eingeschworende Einheit. Zusammen hoch arbeiten und gemeinsam auf ein Marineschiff – unser Marineschiff – auf dem Meer.“, schwärmend schaute er in den Himmel. Rei zog nur skeptisch die Augenbraue in die Höhe und verschränkte die Arme vor der Brust. Die instinktive Abneigung gegenüber der Marine war ihr ins Gesicht geschrieben. Mit einem Seufzer erhob sich die Hellhaarige und strich sich kurz die Klamotten glatt. Mit einem Handwink verabschiedete sich das Mädchen und nahm den Weg nach Hause. Die verwirrten Blicke ihrer 'Freunde' bemerkte sie nicht oder ignorierte sie gekonnt. Die Meinungen anderer war ihr regelrecht egal. Es war noch nicht spät – recht früher Nachmittag. Gemütlich schlenderte Rei den Weg zu Lottie und ihren Ehemann. Er ging durch ein kleines Waldgebiet. Am Waldesrand blieb sie stehen und schaute in den Dickicht. Aus einer Laune heraus nahm sie den Weg hinein. Gekonnt kletterte sie durch das Unterholz. Es wäre, als wenn sie nach Hause kommen würde. Dieses Gefühl kam ihr auch, wenn sie mit Fary – san auf das Meer hinaus fuhr, um zu angeln. Schließlich besaß der Ex – Marine ein kleines Boot, mit das er die kleine Bucht befuhr. Als er die aufgeregt funkelnden Augen seines Schützlinges sah, hatte er sie spontan mitgenommen. Hatte ihr die Schifffahrt grob erklärt, doch überraschte sie in ihren doch detaillierten Wissen. Seit dem brachte er ihr alles bei, was er wusste. Vogelgezwitscher und leises Getrappel von Kleintieren drangen an ihr Ohr, aber Angst verspürte sie nicht. Fühlte sich sogar heimisch in diesen Urwald. Mit einem Lächeln drang Rei immer weiter in den Wald. Die letzte Etappe ging leicht bergauf, so dass sie schnaufend Luft holen musste. Vor sich erhob sich ein Buschdickicht, durch das sie sich durch kämpfte. Dahinter blieb sie mit offenen Mund und funkelnden Augen stehen und schaute auf dieses kleine Paradies. Ein kleiner See wurde von einer farbenfrohen Wiese umgeben. Leise plätscherte ein kleines Bach durch die Wiese und verschwand im Wald. Kleine Vogelschwärme badeten sich und eine kleine Herde Rehe mit ein, zwei Kitze tranken. Als Rei näher trat, stoben die Vogelschwärme auf und das Wild hob erschrocken die Köpfe. Verschwanden mit großen Sprüngen wieder im Wald. Das Mädchen schauten den Tieren hinterher und ließ den Kopf in den Nacken fallen, um den Vögeln, die in fantastischen Formen ihres Weges flogen. Verwirrt kniff sie die Augen zusammen. Hatte sie doch einen blauen Schimmer war genommen. Einen blauen Feuerschimmer. Kurz schüttelte sie den Kopf und sah nur noch die schwarzen Stare am Himmel. Tief atmete sie die Luft ein und wieder aus und betrat die Lichtung. An dem See zog sie sich ihre Stiefel aus und senkte die Füße in das klare Wasser. Es war kalt, aber nicht unangenehm. Auf einen Felsen setzte sie sich und genoß die Ruhe dieses kleinen Paradies. Am Abend – die Sonne war schon am untergehen – erreichte Rei wieder ihr momentanes Zuhause. Total zerzaust und verdreckt von der Erkundungstour im Wald. Leicht beschämt betrat sie das Wohnhaus und bekam von Farion nur eine skeptisch erhobene Braue als Willkommensgruß. „Was hast du denn gemacht, Kleines?“, wollte Lottie wissen und kam auf ihren Schützling zu. Diese kratzte sich verlegen den Hinterkopf und zuckte leicht mit den Schultern. „Tschuldige, Miss Lottie.“, und senkte den Kopf auf die Brust. Doch diese schüttelte nur resigniert den Kopf und ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Ihre Hand legte sich auf Rei's Schulter. „Hast du Hunger?“, bekam aber nur ein Kopfschütteln als Antwort. „Dann macht dich mal sauber und ab ins Bett mit dir.“, brummte der Ex – Marine und schaute über seine Brille zu ihr, die nickend die Anweisung nach kam. Wieder einmal traf sich die kleine Clique an ihren Stammplatz. Alle sahen skeptisch auf den Anführer, der breit grinsend vor seinen Freunden stand. Mit verschränkten Armen blickte er erwartungsvoll zu den anderen. Hatte er doch gerade seinen Entschluss kund getan. Flip und Llyod sprangen enthusiastisch auf und klatschten bejahend in die Hände. Auch Rose hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Rei und Ian blieben dagegen ruhig. Waren sie doch nicht ganz einig mit dem Entschluss von Shawn. Hatte er doch lauthals verkündet, sich bei der Marine, die gerade hier an Land war, als Rekrut zu melden. Nervös spielte Rei mit ihrer Unterlippe. Das war nicht in ihrem Sinne, auch wenn sie sich die Abneigung gegen die Marine nicht erklären konnte. Kam sie doch auch mit Farion aus, der ein Ex – Marine war. Auch Ian war nicht begeistert von der Idee. Der Marine traute er nicht. Nicht so, wie seine Freunde es taten. Irgendetwas war an der Marine nicht koscher. „Nun zieht nicht solche Gesichter. Das wird bestimmt lustig.“, grinste Shawn Rei und Ian an. Mit einem Handwink forderte er die beiden auf mit zu kommen. Missmutig erhoben sich die Angesprochenen und folgten schlurfend den Rest der Gruppe. An der Taverne des Dorfes blieben sie stehen. Eine Wand voller Plakate hatte die Aufmerksamkeit von Shawn auf sich gerissen. Mit aufgeregt funkelnden Augen schaute er sich die WANTED – Plakate an und begann zu träumen. Diese und andere Verbrecher würde er zur Strecke bringen, wenn er erstmal ein hoher Marine wurde. Vielleicht auch schon früher. Auch die anderen beschauten sich die Such – Poster. Desinteressiert stand Rei hinter ihren Freunden und versenkte ihre Hände in den Hosentaschen. Sah unentschlossen auf die kleine Clique. Was sollte sie eigentlich hier? Weder wollte sie der Marine beitreten, noch sonst irgendetwas. Das einzige, was sie wollte, war ihr Gedächtnis zurück. Mit einem Seufzer erhob sie ihren Kopf gen Himmel, der heute in einem azurblau erstrahlte. Nur ihre Erinnerungen zurück – mehr nicht. Die begeisterten Ausrufe und Ausschmückung ihres noch nicht erfüllten Traums drangen nur langsam an ihr Ohr. Einen kurzen Seitenblick warf sie auf die 'Männer' vor sich. Dabei fiel ihr Blick auf ein Plakat mit einem Blondschopf. Ein Grinsen, das einen das Blut in den Adern gefrieren ließ, war auf seinen Lippen. Mit gerunzelter Stirn drängelte sich Rei durch ihre Freunde und besah sich das WANTED – Plakat genauer. Marco, der Phönix. Dead or Alive. 122.000.000 Berry. Stand darauf. Marco – dieser Name kam ihr äußert bekannt vor. Vor ihren Augen kam das Bild eines blauen, Feuervogels hoch. Ihr Herz begann zu rasen. Leichte Kopfschmerzen machten sich bemerkbar und Rei hob eine Hand an die Schläfe. Das Stechen wurde immer schlimmer, bevor sie mit einem leisen Stöhnen auf die Knie fiel. Beide Hände an den Kopf hob und ihn umfasste. Die erschrockenen Rufe ihrer Freunde bekam sie nicht mehr mit. Nur noch das Bild des blonden Piraten hatte sie vor Augen. Ein gemurmeltes 'Marco' kam ihr noch über die Lippen, bevor ihr schwarz vor Augen wurde. Blinzelnd öffnete sie die Augen. Ein erleichtertes Seufzen kam von der Seite und Rei schaute dorthin. Lottie saß an ihren Bett und erhob sich langsam. Vorsichtig strich sie dem Mädchen ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Kleines.“, und legte ihr die Hand auf die Wange. Ein kleiner Kuss ladete auf ihrer Stirn, bevor Lottie aufstand. „Ich hole dir einen Tee.“, meinte die ältere Dame und verschwand aus ihrem Zimmer. Rei folgte Lottie mit ihren Blicken, bevor diese hinter der Tür verschwand. Langsam erhob sie sich in eine sitzende Position. Traurig und auch leicht schuldbewusst schaute sie auf ihre Hände. Immer noch leicht pochte ihr der Kopf, aber ansonsten war sie klar. Klar, wie seit langen nicht mehr. Denn sie konnte sich wieder erinnern. An alles erinnern. Nervös knetete sie ihre Hände. Wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Denn seit zwei Jahren lebte sie in einem Marine – Haushalt. Dabei war sie eine Piratin. Eine Piraten und Tochter des stärksten Mannes der Welt. Schließlich gehörte sie zu Whitebeard's Bande. Unschlüssig kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Als sich die Tür wieder öffnete, hob das Mädchen ihren Kopf. Fary – san und Lottie kamen hinein, wobei der Marine ein Tablett in seinen Händen trug. Darauf befanden sich drei Tassen und einen kleinen Teller Suppe. Mit einem leichten Lächeln setzten sich das ältere Ehepaar zu dem Mädchen. Lottie auf das Bett und Farion zog sich einen Stuhl heran. Das Tablett drapierte Lottie auf den Schoß der Jüngsten. „Iss, Kleines.“, munterte der Ex- Marine seinen Schützling auf und mit einem Nicken nahm Rei den Löffel. Begann zu Essen. Das Ehepaar nahm sich ihre Tassen. Beide waren glücklich, dass das Mädchen wieder wach war. Hatten ihre Freunde sie doch vor zwei Tagen bewusstlos nach Hause gebracht. Hohes Fieber hatte sie gequält, sowie ein lang widriges Zittern. Rei nippte an ihren Tee, nachdem sie ihren Suppe aufgegessen hatte. Immer noch wusste sie nicht, wie sie ihren Wohltätern die Wahrheit sagen sollte. Der Offizier roch wohl die Lunte und hob die Braue. Mit einem verständlichen Lächeln legte er seine Hand auf ihre, die Rei auf dem Bett abgelegt hatte und nervös knetete. Drückte leicht zu. Das Mädchen hob den Kopf und traf auf verständnisvolle Augen. „Du kannst dich wieder erinnern, oder?“, wollte er wissen. Traurige Augen, die sich langsam mit Tränen füllten, schauten zu ihm. Nickten leicht. „Das ist doch schön, Rei – chan.“, munterte Lottie sie auf, doch das Mädchen schüttelte nur den Kopf. Gab ein herzzerreißendes Schluchzen von sich. Vergrub das Gesicht in ihren Händen. „He, he, Kleines.“, murmelte Lottie, die das Mädchen an sich zog: „Ist doch kein Grund zu weinen.“. Leicht strich sie ihrem Schützling über den Kopf, die währenddessen noch weiter weinte. Es wurde aber besser, so dass ihr Schluchzen zu einem Schluckauf wurde. Beruhigende Laute gab die ältere Dame von sich. „Es tut mir Leid.“, flüsterte die Hellhaarige und wischte sich über die Augen. Dabei richtete sich ihre Aufmerksamkeit komplett auf Farion, der die Arme verschränkte. In leichtes, aufmunterndes Lächeln lag auf seinen Lippen und gab dem Mädchen somit den Mut, den Mund auf zu machen. Stockend erzählte sie ihren Wohltätern ihre Geschichte. Beide hörten gespannt zu. Kommentarlos. Schweigend. Nach dem sie geendet hatte, verbreitete sich Stille im Raum. Alle hingen ihren Gedanken nach. Versuchten das Gehörte zu verarbeiten. Rei schaute auf ihre Hände, die sich wieder nervös ineinander verharkten. „Whitebeard also.“, murmelte Farion und rieb sich das kratzige Kinn. Er kannte den alten Seeräuber und war ihm auch ab und zu mal in seiner aktiven Zeit begegnet. Immer fair zu Zivilisten und zuverlässige zu seinen Leuten, die er als seine Familie ansah. Das er das Mädchen in seine Crew aufnahm, sprach auch für den weißbärtigen Käpt'n. Wäre sie doch allein auf ihrer Heimatinsel zurück geblieben. „Du kennst ihn, oder?“, fragte seine Frau nach und bekam ein bedächtige Nicken als Antwort. Verwirrte, violette Augen hoben sich und richtete sich auf ihn. „Du kennst Pops?“, nochmals strich sie sich über die Augen. „Er ist ein guter Mann.“, gab er von sich und hob eine Hand auf ihren Schopf. „Aber... aber.“, stammelte Rei: „Du gehörst zur Marine?!“. Ein leichtes Lächeln zog sich auf seine Lippen. „Das hat doch damit nichts zu tun.“, erklärte der Ex – Marine: „Ich respektiere den alten Mann. Er hat ein großes Herz.“, und wuschelte ihr durch die Haare. „Dann.. dann bist du nicht böse?“, und eine sofortiges Kopfschütteln war seine Antwort. Mit einem weiteren Aufschluchzen warf Rei sich in seine Arme und drückte sich an ihn. Ein mildes Lächeln bildete sich auf Lotties Lippen. Dieses Mädchen war schon eine Sache für sich. Machte sich über so etwas Gedanken, dabei lebte sie seit zwei Jahren bei ihnen. Kopfschüttelnd erhob sich die ältere Dame und nahm sich das dreckigen Geschirr an. Ließ die beiden allein. „Aber ich lass dich nicht so schnell gehen.“, meinte Farion und schob das Mädchen leicht von sich. Überrascht hoben sich ihre Brauen. Ein Finger landete auf ihrer Nase. Diese rümpfte leicht ihre Nase und musste sich ein Niesen verkneifen. „Warum?“, fragte Rei und runzelte die Stirn. „Wir müssen dich noch ein wenig trainieren.“, belehrte er sie und ein Grinsen bildete sich auf ihre Lippen. Mit einem 'Ok.' nahm sie die Bedingungen an. ~~ || Δ || ~~ Eine Hand landete mit einem Klatschen auf seiner Schulter und auf der anderen Seite bemerkte man ein grinsendes Gesicht. Mit gehobener Braue nahm der Blondschopf die Geste seines Freundes hin. „Glückwunsch, du Miesepeter.“, griente Thatch und lachte. Nur eine Brummen kam als Antwort und der Angesprochene nahm einen Schluck aus seinem Krug. Jozu und Izou grinsten sich einen. Kannten sie doch den Blondschopf zur Genüge. Freuten sich aber für ihn. War Marco doch zum Vizen ernannt worden. Trotz seinen jungen Alters von 21 Jahren. Leichter Stolz machte sich in ihn breit, trotz der leichten Trauer um den alten Vizen. Dan hatte vor ungefähr einen Monat den Posten aufgegeben und ihn so zu sagen an Marco weiter gereicht. Der alte Vize konnte seine Pflichten als Rechte Hand der Whitebeard – Piraten nicht mehr nachkommen, nach einer nicht heilbaren Verletzungen durch den letzen Kampf mit der Marine. Hatte er doch seinen Brüder Vorsprung gegeben, da sie in einen Hinterhalt geraten waren. Schnell war Hilfe nachgerückt, aber zu spät – Dan's Schulter wurde irreparabel beschädigt. Nun fristet er mit seiner großen Liebe Kelly, die einstige Oberschwester, ein ruhiges Leben auf einer von ihnen beschützten Insel. „Yoi.“, kam es von Marco und schüttelte die Hand vom Koch ab. Hob seine Krug zu einem kurzen Tost zu seinen Freunden, die freudig mit einstiegen. Izou, Jozu und Thatch hoben ihre Krüge und nahmen einen großen Schluck Rum. Vista, Kommandant der Fünften Division, war ein neues Mitglied der kleinen Truppe, sowie Namur – ein Fischmensch und Kommandant der Achten Division. Ein Papier rascheln wurde ihnen zu Teil und die Männer hoben ihre Köpfe zu dem Neuling ihre Gruppe. Mit einem breiten Grinsen kam Takeru, immer noch Kommandant der Zweiten Division, auf die kleine Gruppe zu und fuchtelte mit einem Zettel durch die Gegend. Freundschaftlich legte der Schwarzhaarige dem Blonden die Hand um die Schulter und zeigte das Wanted – Plakat seinem neuen Vizen. „Na, Kleiner.“, begann er und grinste in die Runde. Marco besah sich sein neues Suchposter und ein zufriedener Zug legte sich um seinen Mund. „Gut gemacht.“, bemerkte Takeru und klopfte ihm stolz auf der Schulter herum. Das Bild war recht gut aufgenommen worden. Kleine Flämmchen zündelten um seine Gesicht und ein mörderisches Grinsen lag auf seinen Lippen. Der Zeitpunkt des Bildes war in einem Kampf mit der Marine entstanden und auch das aktuelle Kopfgeld. 122 Mio. Berry war eine ansehnliche Summe. Ein Grölen ging durch die kleine Gruppe und wieder wurden die Krüge zu einem Tost erhoben. In dem Marco stolz mit anstieß. War es doch ein Grund zu Feiern für jeden Piraten, wenn ein neuer Steckbrief für einen gedruckt wurde. ~~ || Δ || ~~ Ein metallisches Zurren ertönte in den kleinen Raum. Kurz wischte sich Rei über die Stirn und besah sich ihre Tasche, die sie gerade geschlossen hatte. Zufrieden mit sich hob sie diese und eine zweite Tasche auf und trat in das Wohnzimmer. Noch war es ruhig im Haushalt. Nur die leichte Dämmerung erhellte das Zimmer. Leise stellte die nun 19 – jährige ihre Taschen ab und zog sich ihre Jacke an. Schlich aus dem Haus, wobei sie ihre gepackten Taschen noch nicht mit nahm. Ihre Füße nahmen den Weg zu ihren Lieblingsplatz auf der Insel. Vorbei an den Strand, durch den kleinen Wald und vorbei an ihrer kleinen, geheimen Lichtung. Auf den kleinen Berg hinauf. Mit einem Seufzen trat die junge Frau durch den Wald auf eine Klippe. Das weite Meer erstreckte sich in seiner ganzen Farbenpracht. Der blaue Himmel grenzte sich kaum von dem Wasser ab. Die kühle Brise umwehte ihre Nase und Rei schritt auf die Klippe zu, bis zum Rand. Tief zog sie die frische, kühle Luft in die Lunge und schloss die Augen. Seit zwei Jahren trainierte Fary – san sie in Nahkampf und der Schwertkunst, wobei die Hellhaarige eher mit Dolchen kämpfte anstatt mit einem Schwert. Sie kam mit diesen Waffen eher aus, als mit einem schweren Schwert. War sie doch nicht sehr in die Höhe gewachsen. Auch mit einem Degen, der ja leichte und wendige war, kam sie nicht wirklich klar. So dass sie sich für die Dolche entschieden hatte. Dumpfe Schritte kamen aus dem Wald und Rei blickte über ihre Schulter. Ian fluchte kurz vor sich hin und fuhr sich durch die roten Haare. Blätter und kleine Zweige fielen zu Boden. Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihre Lippen und ihr Blick richtete sich wieder auf den Horizont, bei dem gerade die Sonne aufging. Mit einem 'Plums' ließ sie sich auf die Klippe nieder und zog die Beine an die Brust. Mit einem Murren platzierte sich der Rotschopf neben der jungen Frau und verschränkte die Arme. Seine grünen Augen hingen an den Sonnenaufgang. „Du wirst nicht allein gehen.“, murrte der Größere und verschränkte die Arme. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf Rei's Lippen und sie lehnte ihre Wange an ihr Knie. Seit dem sie ihr Gedächtnis wieder erlangt hatte, war das Verhältnis zu ihren 'Freunden' irgendwie anders geworden. Shawn und die anderen waren immer noch der Meinung zur Marine zu gehen und hatte diesen Entschluss dem Offizier auch mitgeteilt, der die kleine Gruppe nur mit einem Schulterzucken entgegen nahm. Nur Rei und Ian hatten sich dagegen entschieden, zur Marine zu gehen. Dabei war ein Streit unter der Clique entbrannte, so dass sich diese in zwei Lager gespalten hatte. Die Pro – Marine zog sich zurück und Ian und Rei blieben zurück. Nach eine Vetrauensphase hatte die junge Frau dann ihren Freund ihre Beweggründe erzählt, der dies schweigend entgegen genommen hatte. Danach waren sie zu einem guten Team geworden, wobei ihr Verhältnis zu einem Geschwisterbund heran wuchs. So war es ihr auch klar, dass Ian sie niemals allein gehen lassen würde. „Das war mir klar, Ian.“, gab sie zu und seufzte: „Dir ist aber schon klar, dass wir uns auf die Suche nach Piraten machen würden.“ Mit einem Schulter zucken nahm der Rothaarige das hin und ein kleines Kichern entkam der jungen Frau. Gemeinsam beobachteten sie den Anfang des Tages und auch der Anfang ihrer Reise. Zum Frühstück saß Rei das letzte Mal am Tisch ihrer Wohltäter. Traurigkeit und auch Wehmut lag im Blick von Lottie, die gar nicht begeistert war, als sie heute morgen die gepackten Taschen ihres Schützlinges sah. Ihr Mann hatte ihr aufmunternd die Hand gedrückt und ihr stillen Zuspruch gegeben, da auch ihm der Abschied schwer fiel. Das kleines Mädchen, dass sie damals am Strand gefunden hatte, war ihm sehr ans Herz gewachsen. Liebevoll nahm Lottie ihr Mädchen in den Arm. Verabschiedete sich so von ihr. Niemand sagte ein Wort. War doch alles schon gesprochen worden. Eine starke Hand wurde ihr auf die Schulter gelegt und Rei hob den Kopf. Traf auf verständnisvolle Augen. Tränen bildeten sich in ihren Augen und leise schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in der Halsbeuge von Lottie, die sie fest an sich drückte. „Danke.“, nuschelte die junge Frau: „Danke für alles.“. Langsam löste Rei sich aus der Umarmung und wischte sich über die Augen. Ein zittriges Lächeln lag auf ihren Lippen. „Ich werd dann mal.“, und nahm sich ihre gepackten Taschen. „Warte.“, meinte Farion noch und holte einen kleinen – voll bepackten – Rucksack, den er der jungen Frau überreichte. Dankend nahm die Jüngere den Rucksack an und schulterte ihn auf den Rücken. Ihre Taschen in den Händen. „Ich melde mich.“, versprach Rei und wandte sich mit einem Grinsen von dem Ehepaar ab und nahm den Weg in das Dorf. Wartete doch da ihre Mitfahrgelegenheit. Für den Beginn ihrer Reise hatte sie sich eine dunkle Röhrenjeans angezogen, sowie ein dunkelblaues Shirt, über das sie sich eine leichte Jacke gezogen hatte. Um ihrer Hüfte lag ein lederne Gürtel, in dem ihre Dolche befanden. An ihren Füßen saßen bequeme und wetterfeste Stiefel. Um ihr zusammen gebundenes, weißes Haar hatte sie sich wie gewohnt ein Tuch gebunden. Am Hafen angekommen grinste sie ihren Begleiter vor freudig an. Ian stand ebenfalls mit einem Grinsen an Bord eines kleinen, robusten Bootes. Der Rotschopf hatte ebenfalls eine dunkel Jeans und einen dunkelblauen Pulli an, von dem er die Ärmel hoch geschoben hatte. Er reichte ihr die Hand und nahm die Taschen von ihr entgegen. Mit einem gekonnten Sprung landete Rei auf dem kleinen Deck. Die ganze Woche über hatten die beiden Reisenden ihre Reise geplant und vorbereitet. Zusammen mit dem Ex – Marine, der ihnen geholfen hatte. Proviant und andere Güter, die sie brauchten, waren schon an Bord gebracht worden. Rei's Taschen landeten in einer der Kajüten. Es war eine kleine zweimastige Karavelle, die sich auch gut zu zweit steuern ließ. Die Kabine war in einem Gemeinschaftsraum mit Küche und Aufenthaltsraums auf geteilt, sowie im hinteren Bereich mit zwei, abgetrennten Kojen, für die beiden Bewohner des Schiffes. Ein kleines Bad grenzte sich an, sowie ein kleine Lagerraum, in dem sich ihre Vorräte lagern konnten. Das Steuer fand sich mittig im Aufenthaltsraum mit dem Blick durch ein großes Fenster, damit man auch bei stürmischen Wetter im Trockenen stand. „Fertig?“, fragte Rei und bekam ein Nicken von Ian, der gekonnt, trotz seiner Größe, auf den Mast kletterte und sich auf der Rah platzierte. Die junge Frau sprang wieder zurück auf den Steg und band ihr Schiff los. Stieß es leicht von den Holz ab. Wieder mit einem gekonnten Sprung landete sie auf dem Deck und nahm sich das Steuer an, an dem sie gekonnt ein LogPort befestigt hatten. Beide kannten sich mit der Navigation aus – hatten es in den letzten zwei Jahren gelernt –, so dass beide das Schiffchen steuern konnten. Mit einem Nicken zu ihren Freund löste dieser die Takelage von den Segeln und hisste diese somit. Ein Ruck ging durch die Karavelle, da der Wind sich in den Stoffbahnen verfing und sie aufs Meer hinaus führte. Schnell knotete der Rotschopf die Leinen fest, bevor er sich zu der jungen Frau stellte. Beide grinsten sich an – begann doch ihre Reise. Gähnend trat Rei auf das Deck und rieb sich den Hinterkopf. Ein Kreischen einer Möwe ließ sie aufschauen und tatsächlich, auf der Rah saß die NewsQ und beugte sich leicht hinunter. Aus ihrer Hosentasche zog Rei eine Münze und schnippte sie nach oben, wo sie gekonnt von der Möwe aufgefangen wurde. Eine morgendliche Zeitung landete daraufhin in ihre Hand. Kurz überprüfte die junge Frau die Umgebung, befand sie als sicher und begab sich zurück in die Küche, in der sie die Zeitung auf den Tisch ablegte und sich dem Frühstücksvorbereitung annahm. Ein Grummeln kam aus der anderen Koje und schlaftrunken trat Ian hervor. Ein leises 'Morgen' murmelte er vor sich hin, bevor er im Bad verschwand. Leicht lächelnd schüttelte Rei den Kopf und wandte sich wieder ihrem Kaffee zu. Ohne den morgendlichen Kaffee war Ian kaum ansprechbar. Auch der neuer Zuwachs der Gruppe kam ohne den Wachmacher nicht aus den Federn. Der Angesprochene trat eben aus dem gleichen Zimmer wie Ian und rieb sich noch die Augen. Zane war ein kleiner, schwarzhaariger Junge, den sie auf der letzten Insel mitgenommen hatten. Hatte er ihr doch den Hintern gerettet. Seine roten Augen hatte noch einen schläfrigen Glanz an sich und mit einem 'Plums' saß er am Tisch. Den Kopf legte er noch müde auf der Tischplatte ab. „Guten Morgen, Kleiner.“, begrüßte Rei ihn und schob ihn eine dampfende Tasse vor die Nase. Wie fern gesteuert nahm er den Kaffee an und nippte an der Tasse. Danach blinzelte der Schwarzhaarige und runzelte die Stirn. „Du bist hier doch die Kleinere.“, gab er beleidigt von sich. Ein Grinsen umspielte ihre Lippen. Da hatte er nicht ganz unrecht, aber er war der Jüngste von dem Trio, auch wenn Rei körperlich die kleinste war. Lachend wuschelte sie ihm durch die Haare und trank selbst von ihrem Kaffee. „Gibt er wieder Widerworte?“, brummte der Rotschopf und nahm die dargebotene Tasse dankend an. Ein empörtes 'Hey!' kam von dem Jüngsten und er zog eine Schnute. Ohne Kommentar nahm Rei das hin, grinste sich einen, und stellte das Frühstück auf den Tisch. Gemeinsam nahmen sie dieses schweigend ein. Derweil Rei in der morgendlichen Zeitung schmökerte. Seit nun mehr zwei Jahren waren sie auf der Reise. Immer auf der Suche nach den Whitebeard – Piraten, die durch die gesamte Grand Line schipperten. Die Schwesterschiffe waren ihnen schon begegnet, aber nicht das Mutterschiff, auf das sie ihre Suche aufgestellt hatten. Nur mit den Neuigkeiten der Zeitung und den Berichten auf den bereisten Inseln war die kleine Truppe ganz nah dem Piraten auf den Fersen. Die beiden Männer an Bord saßen nun bei einer kleinen Diskussion, bei der die junge Frau nur die Lippen leicht verzog. Der Kleine war schon ein Unikat. Neben ihr, der silbirgen Schönheit mit den mystischen Augen, und Ian, der breitschultrige Seemann mit den wilden Feuerlocken, war Zane doch eine Einzigartigkeit. Der schwarzhaarige Teenager von 17 Jahren hatte vor kurzen unbewusst von einer Teufelsfrucht gegessen. Dadurch wurde er von seiner Gemeinschaft gemieden, da sie solche Andersartigkeit nicht duldeten, so dass er sich allein durch schlagen musste. Er hatte von der Papierfrucht gegessen, so dass er allerhand mit diesen Medium machen konnte. Als Rei auf der letzten Insel am Abend zurück zum Schiff gehen wollte, war sie in einen Hinterhalt geraten. Mit ihren Dolchen konnte sie sich sehr gut wehren, allerdings konnte sie gegen die Übermacht nicht ankommen. Da war ihr Zane zur Hilfe gekommen, war dabei aber selbst verletzt worden. Deshalb hatte Rei den Jungen aufs Schiff gebrracht und verarztet. Unter Misstrauen von Ian. Doch nach kurzer Zeit – und Betteln des Jungen – hatte auch Ian ihrem neuen Mitglied zugestimmt. Seit dem Tag an hatten Rei und Ian ihm Unterricht gegeben – in der Seefahrt, in der Navigation und in allen weiteren Bereichen. Mit einem freudigen Aufschrei stand Rei auf ihren Beinen und strahlte die Zeitung freudig an. Erschrocken fuhr Zane ebenfalls von seinem Platz und sein kleiner Dolch lag in seiner Hand. Nur Ian blieb ruhig und schlürfe seine zweite Tasse Kaffee. „Was ist? Was ist los?“, wollte der Jüngste wissen und sah sich vorsichtig um. „Setz dich, Kleiner.“, meinte der Rotschopf nur und wandte sich dann an seine, kleine Schwester. Immer noch starrte sie auf die Morgenzeitung. „Und?“, fragte der Älteste nach und aufgeregt – funkelnde Augen trafen auf seine. „Wenn es stimmt, was hier steht, treffen wir sie auf der nächsten Insel.“, gab sie ihren Mitfahrern preis und tanzte dann durch den Raum. Mit eine Grummeln ließ sich der Schwarzhaarige wieder auf seinen Stuhl fallen und verschränkte leicht beleidigt die Arme vor der Brust. „Kann mich einer mal aufklären?“, verlangte er und besah sich den Freudentanz der jungen Frau. Sie war ihn in den letzten Wochen zu einer großen Schwester geworden, so wie sie sich um ihn gekümmert hatte. „Der Grund unsere Reise.“, meinte Ian nur und räumte sein Geschirr in die Spüle. War doch der Jungspund mit den Spülen dran. Immer noch verwirrt starrte Zane dem Rothaarigen hinterher, der sich streckend auf das Deck begab. „Nee – san.“, quengelte er und große, rote Augen blickten ihr entgegen. Lachend umarmte sie den Jüngsten von hinten und gab ihn noch einen dicken Schmatzer auf die Wange. „Der Grund unsere Reise ist die Suche nach meiner Familie.“, antwortete sie auf die gestellte Frage. Immer noch nicht schlauer wandte er sich aus dem Griff der Hellhaarigen und zog eine Schnute. „Denk an den Abwasch.“, schmunzelte sie und verschwand ebenfalls nach draußen. Mit aufgeregt funkelnden Augen schaute sie auf das große dreimastige Flagschiff am Hafen. Der weiß grinsende Wal strahlten in der strahlenden Sonne. Leicht wehte die schwarze Piratenflagge im Wind und gab das Zeichen und den Stolz der Piraten zum Ausdruck. Die Piraten hatten sich in der ganzen Stadt verteilt, um Vorräte oder andere Kleinigkeiten zu besorgen. Seit nun mehr zwei Tagen wartete sie auf den Ankunft dieses Schiffes und hatte damit ihre beiden Begleitern fast in den Wahnsinn getrieben. Als sie mitbekommen hatte, dass ihr Ziel am Hafen angelegt hatte, waren sie schon den halben Tag an der Insel. Ohne Rücksicht auf ihre beiden Männern war sie auf die Straße gestürmt und auf den Hafen zugelaufen. Kurz richtete Rei ihre Kleidung, bestehend aus einer weißen Hotpants und einem dunkelblauen Top, sowie ein blaues Tuch um ihre Haare, und nahm ihren Mut zusammen. Mit einem breiten Grinsen trat sie auf den Steg und zu die Moby Dick zu. An der Planke stand ein großer Mann. Oberkörper frei. Eine ¾ dunkelblaue Jeans hing tief auf seinen Hüften, die mit einer hellblauen Tuch und einer goldene Gliederkette befestigt war. Seine Füße stecken in braune Sandalen. Schweißtropfen liefen seine muskulösen Rücken hinunter und die blonden Haare strotzten der Hitze. Mit einem Klemmbrett bewaffnete kontrollierte der Blondschopf die Einkäufe, die seine Leute die Planke hoch hievten. Leichte Proteste kamen von seinen Freunden, die er nur mit einem kühlen Blick hinnahm, aber kommentarlos beließ. Hinter ihm blieb Rei stehen und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, wobei sie ihn kaum bis zur Kinn reichte. Mit einem Tippen auf der Schulter machte sie sich auf sich aufmerksam. Mit gehobener Braue drehte sich der Blondschopf um und musterte die junge Frau vor sich. Mit einem desinteressierten 'Ja?' wollte er die Unterbrechung seiner Arbeit wissen. Erkenntnis lag nicht in seinem Blick. Leichte Enttäuschung machte sich in Rei breit. Doch ließ sie sich nicht entmutigen und fröhlich sprach sie ihn an: „Hi, Marco. Na wie geht’s dir so?“, und da blitzte Erkenntnis in den blauen Augen des Vizen auf. Special #03: Das Willkommen --------------------------- Hi no Tori – Vogel des Feuers Special #03: Das Willkommen Thatch hob erstaunt die Braue, als er über die Reling auf seinen blonden Vizen schaute. Dieser stand in einer innigen Umarmung mit einer ihm unbekannten Frau. Auch die verwirrten Blicke der ersten Division nahm der Blondschopf nicht war. Noch immer lag sein Augenmerk auf die kleine Frau in Marco's Armen. Ein Grinsen bildete sich auf die Lippen des Koches. Dabei dachte er, dass der kühle Vize vom anderen Ufer war, da er sich kaum mit Frauen abgab. Jedes Mal, wenn sie auf eine neue Insel kamen, hingen mindesten drei Weiber an seinen Hacken und verführten den jungen Mann. Doch niemals hatte Marco anstallten gemacht, diese Angebote an zu nehmen – jedenfalls so fern Thatch davon wusste. Jetzt sah es wohl ganz anderes aus – mit dieser unbekannten, jungen Frau, die Marco in seinen Armen hielt. Als er sich von ihr löste und seine Arbeit an seinen Stellvertreter weitergab, stieß Thatch einen leisen Pfiff aus. Der Vize kam mit seiner Begleitung die Planke hinauf – die Blicke der Piraten folgtem ihm. Die Älteren unter ihnen schaute geschockt auf die junge Frau, als erkannte sie sie wieder. Verwirrt runzelte der Brünette die Stirn und sprach seinen Freund an, der an ihn vorbei lief. Doch wurde er rigoros von dem Vizen ignoriert. Beleidigt zog der Koch eine Schnute und verschränkte die Arme vor der Brust. 'Dieser Piepmatz war so was von dran.', dachte sich der Tollenträger und richtete seine Aufmerksamkeit auf die gerade ankommenden Kommandanten. Jozu hob nur eine Braue, da er die Aufregung in den Reihen bemerkte. Izou besah sich die Männer um sich herum und spielte mit seinen Fächer herum. Was war denn geschehen, das alle so verwirrt aussahen, als hätten sie einen Geist gesehen. „Oi, Thatch. Was ist denn los?“, sprach der Kommandant der 16. Division seinen Freund an, der nur die Schultern zuckte. „Keine Ahnung.“, begann der Koch und wandte sich zu seinen Mitkommandanten: „Vor ein paar Minuten kam eine kleine Frau zu Marco und sprach ihn an. Danach hatte er sie umarmt, wie eine vermisste Verwandte.“. Die Männer sahen sich verwirrt an. Konnten doch nicht glauben, was sie da hörten. „Nun schaut nicht so.“, brummte der Koch: „Das ist die Wahrheit.“, schmollend zog er eine Schnute: „Nachdem unser lieber Vize die Unbekannte durch geknuddelt hatte, zog er sie unter Deck.“, erklärte der Vierte weiter. Gedanken verloren schaute er in den blauen Himmel: „Dabei war sie eine hübsche, junge Frau mit ungewöhnlicher Haarfarbe und einzigartigen Augen.“. Leicht kam der Koch ins Schwärmen. Eine leichte Alarmglocke ertönte in den Köpfe des Dritten und 16. Kommandanten. Ungewöhnliche Haarfarbe? Einzigartigen Augen? Beide schaute sich skeptisch an, bevor Izou wieder das Wort an sich nahm: „Wie meinst du das mit der Haar – und Augenfarbe?“. Seufzend ließ Thatch sein Blick wieder fallen. „Das, was ich sehen konnte, waren es wohl silberne Haare und violette Augen. Echt...“, und schon waren seine Freunde an ihm vorbei. Überrascht und noch verwirrter als vorher sah er seinen Freunden hinterher: „ … seltsam.“, beendete er seinen Satz und fragte sich insgeheim, was mit seinen Freunden los war. Jozu und Izou rannten durch die Gänge der Moby und nahmen schlitternd die Kurven. Ihre Kameraden, die ihnen entgegen kamen, ignorierten sie vollkommen. Nur ein Gedanke erfüllte momentan ihren Kopf. Diese Beschreibung von Thatch kam einer tot geglaubten Freundin und Schwester sehr nahe. Vor der Tür ihres Käpt'ns kamen beide ins Stolpern und schlitterten die letzten Meter auf den Holzboden zu ihrem Ziel. Ineinander verharkt versuchte sich die beiden Kommandanten fluchend zu lösen, als die Tür des Käpt'n auf ging und Marco heraus trat. Skeptisch besah er sich seine Freunde auf dem Boden und fragte sich insgeheim, was die beiden dort trieben. Ein leichtes – bekanntes – Kichern kam hinter seinen Rücken und Rei linste über seine Schulter. Die am Boden liegenden Kommandanten schnappten nach Luft und rappelte sich wieder auf, bevor sie den Vizen einfach beiseite schoben und ihre kleine Schwester in die Arme zogen. Ein erschrockenes Keuchen kam von der Kleinere, trotzdem lachte sie über die überstürzte Begrüßung. „Rei – chan.“, murmelte Izou und fuhr der jungen Frau durch die Haare, bevor er ihr Gesicht in die Hände nahm. „Gut siehst du aus.“, meinte er nur und strich ihr sanft über die Wange. „Izou, Jozu.“, begrüßte sie ihre alten Freunde und gab den jeweiligen einen kleinen Kuss auf der Wange. „Schön euch zu sehen.“, damit trat sie einen Schritt zurück von den beiden Männern. Daraufhin legte der Vize ihr den Arm um die Schulter, bugsierte sie durch ihre Freunde und zog sie den Gang weiter. Mit einem zufriedenen, kleinen Lächeln auf den Lippen. Zusammen mit seinen Freunden lief er wieder zurück an Deck. Vor der Tür hatte sich eine Traube Menschen versammelt, die alle neugierig auf die Kommandanten gewartet hatten. Hatten die älteren Nakama die Nachricht über die Rückkehr Rei's schon weiter gegeben. Mit einem Jubel wurde die junge Frau begrüßte, die leicht beschämt sich die Wange kratzte. Hatte sie doch nicht mit so einer Begrüßung gerechnet. Nur die, die nach ihren Verschwinden dazu kamen, konnten mit der momentanen Situation nichts anfangen und sahen nur verwirrt auf ihre Kollegen und Freunde. Der kühle Blick Marco's wanderte über die versammelte Mannschaft. Zog die junge Frau näher zu sich. „Habt ihr nichts zu tun?“, blaffte er sie leicht erbost an und mit einem missmutigen Gemurmel zogen die, die Rei nicht kannten ab. Doch der Rest – wie die gesamte Dritte Division – blieb unberührt stehen. Ungehalten wollte der Vize seinen Befehl nochmals aussprechen, doch eine sanfte Hand auf seiner Brust hielt ihn auf. Violette Augen trafen auf seine, bevor sich Rei von ihn löste und auf ihre Division zu lief. Eine schwere Hand legte sich auf Marco's Schulter. Ein Seitenblick verriet ihn, dass es Jozu war. „Lass sie doch.“, und ein leichtes verziehen des Mundes verriet ein Lächeln: „Schließlich ist sie Mitglied der Dritten.“. Ein Schnauben kam vom Blondschopf und er verschränke nur die Arme vor der Brust. Mit einem Ruck wurde Rei auf die Arme gehoben und im Kreis gewirbelt. Lachend hielt sie sich an den Schultern Leon's fest, der sie im Armen hielt. So wurde sie durch die Reihen gereicht und jeder begrüßte sie auf seine eigene Weise. Am Ende drehte sich ihre Welt und sie hakte sich kichernd und überglücklich bei Leon unter. Leicht lehnte sie ihre Wange an seine Schultern und unterhielt sich mit ihren alten Leute. „Kann mir einer mal erklären, was hier los ist?“, hallte Thatch's Stimme durch die Reihen, der die ganze Zeit am Rande gestanden und dieses Wuhling beobachtet hatte. Missmutig zog er eine Schnute. Mit einem Lächeln wandte sich die Hellhaarige aus der Umarmung von der dritten Division und kam auf den Koch zu. „Hi, ich bin Rei.“, und streckte ihm die Hand entgegen. Überrumpelt nahm er die Hand an. „Thatch.“, stellte er sich vor. Die kleine Frau machte ihn neugierig auf mehr. Wieder legte sich eine Arm um ihre Schulter und der warme Körper von Marco schmiegte sich leicht an sie. „Trotzdem würde ich gern erfahren, was mit euch los ist.“, wiederholte der Koch seine vorher gestellte Frage. „Die Kurzform: Vor Jahren ging ich über Bord und galt wohl als vermisst oder tot. Dabei strandete ich ohne Erinnerung an einer Insel, wo ich von einem älteren Ehepaar aufgenommen wurde. Meine Erinnerungen kamen erst ein paar Jahre später und ab da machte ich mich auf die Suche nach euch. Und jetzt.“, dabei grinste die junge Frau in die Runde: „Jetzt habe ich euch gefunden.“. Alle umherstehenden hatten interessiert gelauscht, auch wenn es nur die Kurzform war. Im Laufe der nächsten Zeit würde die ganze Geschichte wohl noch erzählt werden. Hauptsache ihre kleine Schwester, auch wenn sie nicht mehr ganz so klein war, war wieder unter ihnen. Ein Klopfen riss den Käpt'n aus den Aufzeichnungen seines Log – Buches. Nach seinem 'Herein.' betrat seine zurück gekehrte Tochter ein. Mit einem Lächeln wank er sie in sein Zimmer und drehte sich zu ihr, nachdem er seine Aufzeichnungen beendet hatte. Rei stand leicht zurückhaltend vor ihren Käpt'n und Vater, der sie aber väterlich angrinste. „Was gibt es, meine Tochter?“, wollte der Piratenkaiser wissen. Mit einem Seufzen fuhr sich die junge Frau durch die Haare und entwirrte ihre Gedanken. Hatte sie doch ein wichtiges Anliegen, das sich nicht auf morgen verschieben lassen würde. Schließlich war sie seit heute wieder in der Crew aufgenommen worden. „Pops, ich habe eine Bitte.“, und schaute ihm damit eindringlich und bittend in die Augen. Eine Braue hob sich bei Whitebeard und er nickte ihr stumm zu, damit sie weiter sprechen konnte. „Auf meiner Reise – nein, seit dem Beginn meiner Reise habe ich einen Weggefährten gefunden, der mich begleitet und mir geholfen hatte.“, begann sie ihre Bitte aus zu formulieren und der Kaiser wusste, wohin es führen würde. „Ian ist mir ein guter Freund geworden, schon vor meiner Reise, und irgendwie kann ich ihn jetzt nicht allein lassen.“. Dabei spielte sie nervös mit ihren Fingern. Noch einmal seufzte Rei und hob das Gesicht zu ihren Vater. „Dann vor ungefähr vier Monaten kam noch eine weitere Gefährte hinzu. Zane ist ein kleiner Junge, der aus seiner Familie geschmissen wurde, da er eine Teufelsfrucht zu sich genommen hatte. Danach mieden sie ihn, da sie Angst vor ihm hatten.“. Nachdenklich rieb sich Whitebeard das Kinn. „Bring sie morgen zu mir. Dann entscheid ich.“, bestimmte der Käpt'n und hatte ein erleichtertes Lächeln bei Rei zur Folgen. „Danke, Pops.“, leicht verbeugte seine Tochter sich und wünschte ihm noch eine 'Gute Nacht.'. „Aber, aber Nee – chan.“, jammerte der schwarzhaarige Teenager und hing sich an Rei's Hand. Die zog genervt ihre Hand aus seiner und drehte sich zu dem Jungen um. Streng stemmte sie ihre Hände an den Hüften. „Mensch, Zane. Benimm dich nicht so wie ein kleine Junge.“, meinte sie nur und hob die Hände in die Luft. Ließ sie dann wieder fallen. Ian stand neben ihr mit verschränkten Armen. Aber vertraute er ihr. Und wenn sie sagt, es wäre in Ordnung, dann nahm er es so hin. Seine Sachen standen neben ihn gepackt. Auch der Teenager hatte sein Zeug gepackt, doch sträubte er sich noch gegen ihren Vorschlag. Ein Klopfen an der Tür ließ die drei dorthin schauen und Rei öffnete sie. Mit einem breiten Grinsen begrüßte sie die Neuankömmlinge mit einer Umarmung. Marco erwiderte diese, ehe er sich an die Männer vor sich wandte. Auch Thatch wurde von der jungen Frau begrüßte. Hatten sich die beiden doch gestern Abend irgendwie angefreundet. „Fertig?“, fragte der Vize und schaute auf seine Kindheitsfreundin, die einen Arm um seine Hüfte gelegt hatte. „Soweit schon, nur der Knirps macht ein wenig Probleme.“, ein empörtes 'Hey,' kam von Zane und bekam nur eine heraus gesteckte Zunge von der Hellhaarige. „Dann lassen wir ihn eben hier.“, brummte der Rotschopf nur und schulterte seine Tasche. Auch Rei löste sich von den blonden Vizen und nahm sich ihre Tasche, wobei Thatch sich die zweite und dritte über die Schulter geworfen hatte. Murrend hob auch der Teenager sein Zeug und schlurfte den anderen hinterher. Allein gelassen wollte er nun auch nicht. Mit einem Grinsen nahm die junge Frau das hin und hakte sich bei Marco unter, der wie gewohnt die Hände in den Hosentasche versenkt hatte. Ihre Tasche allerdings hatte er ihr kurz hinter der Tür abgenommen. Schließlich hatten ihn Pops und auch Dan Manieren eingetrichtert. „Sag mal, Kleines. Was ist denn das für eine Kette?“, wollte der Vierte Kommandant wissen und betrachtete neugierig die beiden Federn. Kamen sie ihn doch irgendwoher bekannt vor. Glücklich hob Rei ihre Kette an und strich leicht über die blauen Federn. „Weißt du, Thatch. Diese Kette hat mir Marco in unsere Kindheit geschenkt. Und als ich vom Bord ging, irgendwie verloren. Gestern hat er“, dabei stieß sie den Blondschopf leicht an: „sie mir zurück gegeben.“ „Ihr kennt euch von klein auf?“, wunderte sich der Koch und bekam ein Nicken als Antwort. Dann legte sich seine freie Hand um ihre Schulter. „Davon musst du mir unbedingt erzählen. Aus diesem Eisklotz war bisher nichts heraus zubekommen.“, schmollte die Tolle leicht und brachte damit die junge Frau zum Lachen. Kannte sie doch die Schweigsamkeit des Blonden. Obwohl Eisklotz für sie ein wenig übertrieben klang. Dann beugte sich Thatch zu ihr hinunter und flüsterte – aber noch laut genug, das die umstehenden es hören konnten: „Jedes schmutzige und peinliche Detail, okay?“. Ein wissendes Grinsen erschien auf ihren Lippen und sie gab ein 'Mal sehen.' von sich. Waren sie doch bei der Moby Dick angekommen. Gemütlich schlenderten sie die Planke hinauf, wobei die Kommandanten den Vortritt mit Rei hatten. Ian und Zane folgten schweigend. Auf seinem Platz in der Mitte des Decks saß der Käpt'n des Schiffes und besah sich die Neuankömmlinge. Seine Söhne und Tochter kannte er ja. Nur die Nachhut war wohl die Begleitung von der Rei gestern gesprochen hatte. Auf dem Deck befreite sich seine Tochter und nahm jeweils die Hand der fremden Männer. Zog sie vor den Thron und somit vor den Käpt'n. „Pops, das sind Ian und Zane.“, dabei zeigte sie jeweils auf die Angesprochenen. Der Rotschopf nickte nur kurz und Zane verzog missmutig das Gesicht. Ein breites Grinsen lag auf Whitebeards Gesicht. „Dann willkommen in der Crew.“, meinte der Alte nur und nahm einen großen Schluck aus seiner Sake – Flasche. Erschrocken schnappte der Schwarzhaarige nach Luft und entsetzt und überrascht starrte er den großen Mann vor sich an. So einfach war das? Aber wahrscheinlich nur mit einem Wort Rei, die ja die Piraten kannte. Mit einem Strahlen wandte sich ihre Freundin zu dem beiden Männer oder angehenden Männer um. Ein Räuspern hinter ihnen ertönte und die drei wandten sich zu dem Vizen um, der hinten ihnen stand. „Rei, du kommst erstmal mit mir. Und ihr beiden“, dabei sah er die Begleitung seiner Freundin an: „Folgt einmal Jason. Er wird euch hier ein bisschen rumführen und auch euer Zimmer zeigen.“. Der Angesprochene, ein junger Mann mit dunkelblauen Haar und ebenfalls blauen Augen, trat neben den Vizen und nahm den Befehl entgegen. Die Hellhaarige nahm die dargebotene Hand an und verschwand mit dem Blondschopf unter Deck. Ihre Brüder wusste sie in guten Händen. Auch Thatch folgte den beiden, da er noch immer ihre Tasche trug. „Du wirst bei mir schlafen.“, berichtete der Phönix seiner Freundin auf ihren Weg zu seiner Kabine. „Da bei den Krankenschwestern kein Platz ist und auch in den Division keine Einzelkabine gibt, habe ich das so mit Pops geklärt.“, erklärte Marco diese Entscheidung. Rei zuckte nur mit den Schultern. Das war ihr Einerlei. Nur Thatch runzelte leicht die Stirn. Sonst war der Vize doch auf seine Privatsphäre bedacht. Auch wenn es seine Kindheitsfreundin war, so war sie doch nun eine junge, erwachsene Frau. Allerdings bekam der Koch winzige Nuancen zwischen den beiden zu spüren, die die reine Freundschaft ausschließe. An seiner Tür angekommen, öffnete Marco sie und schob Rei hinein, die sich interessiert umsah. Ihre Taschen stellten der Vize und der Vierte neben das Bett, so dass der Koch seinen Freund vor die Tür zog. Diese hinter sich schloss. Mit wachsamen Augen betrachtete er den Blondschopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was läuft da zwischen dir und unserer kleinen Schwester?“, ein kühler Blick wurde ihm zu Teil. Doch davor schreckte Thatch nicht zurück. Ein kleines Blickduell entbrannte zwischen den beiden Kommandanten. Mit einem Seufzen wandte sich der Koch ab, was nur eine gehobene und höhnische Augenbraue zur Folge hatte. Mit einem Kopf schütteln wandte sich der Tollenträger ab, bekam aber noch ein 'Sie ist alles für mich.' zu hören, bevor der Erste in seinem Zimmer verschwand. Überrascht blieb der Koch stehen und wandte sich zur Tür. Das war neu für ihn. Dabei dachte er, dass er Marco gut kannte. Aber das war wohl ein Irrtum. Mit einem listigen Grinsen verschränkte er die Hände hinter den Kopf und pfiff auf den Weg Richtung Küche. Die Kleine würde er schon ihre Geheimnisse entlüften. Marco lehnte sich an die geschlossene Tür und beobachtete die junge Frau vor sich. Rei besah sich mit großen Augen den Raum des Vizen. Sie kannte den Raum noch von der Zeit Dan's. Von der Grundstruktur hatte sich nichts verändert, allerdings hatte Marco diesen Raum seinen eigenen Stempel noch aufgedrückt. Gegenüber der Tür stand sein Schreibtisch beladen mit allerlei Zetteln. Rechts neben Marco's Arbeitsplatz befand sich ein kleine Schrank, in dem er seine Dokumente aufbewahrte. Sein großes Bett stand rechts neben der Tür, und darüber hing ein kleines Regal, auf dem einige Bilder standen, sowie zwei alte Bücher. Links an der Wand stand ein großer Kleiderschrank gleich neben einen Bücherregal, das voll beladen mit Büchern und Karten war. In der hintersten Ecke, unter einem größeren Bullauge, wurde eine kleines Sofa mit einem Sessel platziert, der zum Ausspannen einlud. Zwischen Bücherregal und Couch gab es eine Tür in das angrenzende Badezimmer. Mit funkelnden Augen drehte sich Rei um die eigene Achse. Bemerkte hier und dort kleine Erinnerungsstücke von den Blondschopf, die er im ganzen Raum verteilt hatte. Ein Arm würde ihr um die Taille geschlungen und die junge Frau wurde an eine starke Brust gezogen. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Dann wurde ihre Mimik ein wenig traurig. „Es tut mir Leid um Dan.“, gab die Hellhaarigen von sich. Kopfschüttelnd wehrte der Vize dies ab und vergrub seine Hand in ihren Haaren. „Das muss es nicht.“, und ein leichter Kuss landete auf ihre Stirn. „Er ist wohlauf und glücklich.“, berichtete Marco, nachdem er das Verschwinden des früheren Vizen erklärte. „Zusammen mit Kelly.“, und grinste über das überraschte Gesicht der Kleineren. „Dan – san und Kelly?“, geschockt hob Rei den Kopf und runzelte die Stirn. Rauen Lachen erfüllte die Kajüte. Es war schon etwas her, dass Marco dieses ausstieß, aber es tat auch irgendwie gut. Leicht zupfte er an ihren Haaren, die ihr kurz auch noch standen. Trotzdem war es ungewohnt. Kurz zupfte der Vize an den silbernen Strähnen. „Was ist eigentlich passiert?“, wollte er wissen. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen und beschämt vergrub sie ihr Gesicht in sein Hemd. War es ihr doch unausgesprochen peinlich, von diesen Vorfall zu erzählen. Wieder zupfte der Blonde an ihren Haaren. „Weißt du, da gab es einen Vorfall mit einem Baum im Dschungel.....“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)