Two Worlds Collide von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Kapitel 2: Schleppende Wochen ----------------------------- Die Wochen schleppten sich nur langsam voran. Noch immer durfte er das Bett nicht verlassen. Einzige Ausnahme war, wenn er auf Toilette musste. Täglich um 15 Uhr kam der Physiotherapeut Hanatarō Yamada, um einfache Bewegungsübungen zu machen. Natürlich noch nicht mit dem Knie. Das wäre viel zu früh. Sie machten diverse Übungen zum An- und Entspannen der Oberschenkelmuskulatur. Doch das alles ging Byakuya nicht schnell genug. Er hatte erwartet, dass er am Tag nach der Operation direkt mit der Reha beginnen würde. Mit einer richtigen Reha und nicht so einem lächerlichen Muskelspannungsprogramm. Dass er jeden Morgen die offene Operationswunde sah, machte es für ihn nicht besser. Man hatte es ihm alles erklärt. Die Notwendigkeit der offenen Wundheilung, warum er sich zurückhalten musste und noch vieles mehr. Aber er fühlte sich nutzlos und alleine gelassen. Sein Großvater war in den 2 Wochen Krankenhausaufenthalt 2 Mal da gewesen. Wirkliche Freunde hatte er nicht. Das hatte ihn aber auch niemals etwas ausgemacht. Lustlos las er in einer Zeitschrift über Kampfsport, die ihm Arisu und Miu aus dem Kiosk besorgt hatten, als es heftig an der Tür klopfte. "Ey, Kuchiki! Besuch ist da.", kündigte sich die, für ein Krankenhaus, viel zu laute Stimme Zarakis selbst an, bevor die Tür schwungvoll aufgestoßen wurde. Kritisch beäugte der Schwarzhaarige die beiden Kendo-Lehrer, die breit grinsend in der Tür standen. Madarame betrat als erstes den Raum und schmiss eine Tasche neben Byakuyas Bett. Es polterte und klirrte. "Wir haben dir ein bisschen was zum Spielen mitgebracht, damit unserer Prinzessin nicht zu langweilig wird. Außerdem wollen wir sicher gehen, dass du dir den Arsch nicht breit liegst.", mit anzüglichem Grinsen schmiss sich der Kahlkopf auf einen der Besucherstühle und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Leise pfiff er. "Einzelzimmer, was? Bist wirklich ein kleines Prinzesschen.", dabei lachte er laut. "Aber wo sind dann die Blumen, Holzkopf? Scheint mir fast so, als würde unser Kleiner hier keinen Besuch bekommen.", bemerkte Zaraki mit verschränkten Armen an der Wand gelehnt. Byakuya seufzte. Es war ihm ein Rätsel, warum er sich kurzzeitig überhaupt über den Besuch dieser beiden Barbaren gefreut hatte. Er beschloss, es war eindeutig Zeit, das Thema zu wechseln. "Wo ihr schon einmal hier seid. Vielen Dank für euer schnelles Handeln. Damit habt ihr mein Bein gerettet.", dabei deutete er eine höfliche Verbeugung an, was im Sitzen jedoch relativ schwierig war. "Ach, Quatsch. Man konnte doch sehen, dass was mit dem Knie nicht stimmte. Also haben wir den Notarzt gerufen. Keine große Sache.", winkte Madarame ab. "Außerdem wollen wir dir bald wieder deinen lilienweißen Hintern versohlen.", ergänzte Zaraki mit breitem Grinsen. "Und jetzt mach das nicht so theatralisch. Von einem Kreuzbandriss ist noch niemand gestorben." Byakuya seufzte. Natürlich wussten sie noch nicht, was die genaue Diagnose war. Woher denn auch? "Nein. Es war schon so richtig, wie ich es gesagt habe. Ein paar Stunden später und mir hätte die Amputation gedroht. Aber ob mein Knie noch einmal so hergerichtet werden kann, dass es für Sport tauglich ist, kann mir bisher keiner sagen.", schloss er und schaute in zwei Gesichter, die ihn fassungslos ansahen. Der Schwarzhaarige holte tief Luft. "In Ordnung. Ich fange von vorne an." Auch wenn Byakuya es nicht zugeben wollte, hatte der Besuch ihm gut getan. Ihre aufbauenden Worte hatten ihm geholfen. Zum ersten Mal hatte er keine unterschwelligen Beleidigungen oder Drohungen aus ihren Worten heraushören können. Als sie verstanden, wie heikel die Verletzung tatsächlich war, entpuppten sich beide plötzlich als grandiose Motivatoren. Sie hatten es sogar einmal geschafft, dass sich Byakuya ein Schmunzeln hatte verkneifen müssen. Das erste mal seit seinem Krankenhausaufenthalt hatte er sich gedacht, dass es vielleicht doch nicht sinnlos war, zu kämpfen. "Guten Abend, Herr Kuchiki. Zeit für ihr Abendessen.", hörte er eine freundliche, aber unbekannte Stimme von der Tür. Er war leicht zusammengezuckt, so vertieft war er noch in den Erinnerungen der aufbauenden Worte. Er blickte auf und sah eine junge Frau mit langen, orangenen und glatten Haaren. Sie stellte ihm sein Tablett auf den Nachtisch und verbeugte sich dann förmlich, aber auch ein wenig steif. "Mein Name ist Orihime Inoue, ich bin die neue Nachtschwester." Irritiert blickte er die junge Frau an. Das Orange ihrer Haare faszinierte ihn sehr, doch schien sie ihm viel zu kindlich, als dass er sie für attraktiv hätte halten können. Ihr strahlend weißes Lächeln und die grauen Augen waren vielleicht ein Blickfang, aber dennoch wirkte sie seltsam deplatziert. Er blinzelte kurz. "Es ist mir eine Freude.", sagte er förmlich und deutete eine Verbeugung an. "Kann ich ihnen noch etwas bringen oder für sie tun, Herr Kuchiki?", fragte sie fröhlich. Er schüttelte den Kopf. "Nein. Ich will auch keine Sonderbehandlung. Bitte kommen sie die Nacht nicht regelmäßig gucken, ob ich noch etwas benötige. Wenn, dann klingel ich. Machen sie sich nicht die Mühe.", als der Nachtschwester bei seinen Worten die Röte in die Wangen stieg, wusste er, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Um die entstandene Stille zu überbrücken, blickte er kurz auf das Abendessen und verzog das Gesicht. Warum musste es jede Woche Okonomiyaki geben? Dann waren diese hier auch noch so furchtbar süßlich. "Stimmt etwas nicht?", fragte Orihime mit einem Stirnrunzeln. "Nein, nein.", gab Byakuya schnell zurück. Merkte jedoch, das dies nicht sehr überzeugend geklungen hatte. "Ich bevorzuge nur schärferes Essen.", erklärte er wahrheitsgemäß. "Dann lass ich es zurückgehen und besorge ihnen etwas anderes.", schlug die Krankenschwester sofort vor. "Das ist nicht nötig.", beharrte er und nahm das Tablett an sich, um zu zeigen, dass sie so nicht weiterkommen würde. Sehr zu seiner Erleichterung ging sie kurz darauf. Allerdings erntete er sofort einen mahnenden Blick, als sie zum Abräumen hereinkam und sah, dass er kaum etwas gegessen hatte. Er warf ihr einen Blick zu, den man nicht fehlinterpretieren konnte und so verschwand sie ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Fast tat es Byakuya ein wenig leid, so mit ihr umzugehen, aber er wollte direkt klarstellen, dass er nicht bemuttert werden wollte. Das hatte er bei Arisu und Miu bereits versäumt und er fühlte sich manchmal schon ein wenig von den beiden belästigt. Dummerweise konnte er auch nicht einfach weglaufen. Lustlos blätterte er wieder in der Kampfsportzeitschrift, als es verhalten an seiner Tür klopfte. Doch noch bevor er etwas sagen konnte erschien ein bekannter, orangener Schopf in der Tür. "Es tut mir wirklich leid, aber ich kann sie doch nicht hier verhungern lassen.", gab sie etwas verlegen zu und reichte ihm eine Tüte vom nahegelegenen Imbiss. Es enthielt 4 Onigiris. "Einer mit Lachs, einer mit Shrimps, mit Thunfisch und einer mit frittiertem Hähnchen. Alle mit Chili und Frühlingszwiebeln. Ich hoffe es schmeckt ihnen.", damit drehte sie sich wieder zur Tür um. "Warte! Du kannst mir doch nicht einfach was zu essen schenken! Es hat sich doch Geld gekostet!", sagte er fassungslos mit der Tüte in der Hand. Sie lachte hell und fröhlich. "Doch. Das geht einfach, wie sie sehen. Allerdings habe ich sie auch nicht bezahlt. Meinem Freund gehört der Laden.", lächelnd legte sie den Kopf schief, während Byakuya nun endlich die Skrupel ablegte und nach einem der verpackten Onigiri griff. Doch er hielt inne und blickte wieder zu der orangehaarigen Krankenschwester an der Tür. "Möchten sie nicht auch eins?", fragte er dann. Verstohlen blickte sie auf die Uhr und lächelte dann wieder. "10 Minuten Pause hab ich noch. Das sollte möglich sein." Es war eine traumlose Nacht gewesen und so war er nur wenig erholt, als er von den ersten Sonnenstrahlen in seinem Zimmer geweckt wurde. Er lag nun seit 4 Wochen im Krankenhaus. Wenn alles gut verlief, dann müsste er nur noch eine weitere Woche ausharren. Ein leises Klopfen kündigte Besuch an. Orihime steckte ihren Kopf in gewohnter Art und Weise durch die Tür. Sie lächelte wieder mit der Sonne um die Wette. "Ich habe gleich Feierabend, kann ich noch etwas für sie tun?", fragte sie. "Alles in Ordnung, Schwester Inoue. Bitte richten sie ihrem Freund meinen Dank für die gestrige Bento aus. Das Hühnchen war wirklich fabelhaft.", es war zur Gewohnheit von Orihime geworden, ihm am gefürchteten Okonomiyaki-Tag etwas aus dem Imbiss ihren Freundes mitzubringen. "Gerne. Ulquiorra wird sich über das Lob sehr freuen. Dann bis heute Abend.", lachte sie. Kurz hielt sie inne und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. "Ich habe eben den Chefarzt mit Yamada sprechen hören. Sie wollen die Tage eine Motorschiene bei ihnen anpassen. Das heißt, sie könnten bald zumindest wieder etwas laufen! Aber das haben sie nicht von mir!", sie grinste dabei, als sie die Freude in seinem Gesicht sah. Kurz winkte sie noch und verschwand dann aus der Tür. Noch als er dachte, dass er viel zu freundlich zu der Nachtschwester war, fiel ihm auf, dass die Tür zurück ins Schloss fiel. Er erhob den Blick und schlagartig war seine gute Laune dahin. "Guten Morgen Großvater.", begrüßte er seinen Besuch höflich. "Von all den Krankenschwestern hier wirfst du ein Auge auf dieses Wesen? Ich verstehe dich langsam nicht mehr." Zornig verengte der Schwarzhaarige die Augen und wünschte sich einmal mehr, dass Blicke töten könnten. "Schwester Inoue ist in festen Händen. Ich habe keinerlei Intentionen in dieser Richtung. Sie ist nur freundlich.", gab er missmutig zurück. "Und die anderen Schwestern? Sind sie etwa nicht freundlich?", fragte Ginrei zornig. "Doch. Aber absolut überzogen. Ich bin an keiner der Krankenschwestern interessiert.", gab er fest zurück. "Ach ja. Ich vergaß. Der junge Mann möchte uns ja weiß machen, dass er Männer bevorzugt.", kam die sarkastische Antwort. Byakuya biss die Zähne zusammen, damit sein Temperament nicht mit ihm durchging. "Ich werde dafür sorgen, dass sie in eine andere Abteilung versetzt wird.", beendete der Ältere das Gespräch. "Was? Nein! Das kannst du nicht machen!", entfuhr es Byakuya. "Meine Herren, dürfte ich sie erneut darauf aufmerksam machen, dass wir ein Krankenhaus sind?", mischte sich Chefarzt Iemura wieder ein und drängte den Oberhaupt der Kuchikis ins Krankenzimmer, um die Tür hinter ihnen zu schließen. "Ich verlange die Verlegung dieser orangehaarigen Nachtschwester.", fiel der Weißhaarige sofort mit der Tür ins Haus. Irritiert schob der Arzt seine Brille nach oben. "Dürfte ich fragen, warum?" "Sie ist kein guter Einfluss für meinen Enkel.", stellte der Angesprochene klar und Byakuya verschluckte sich fast an dem Wasser, von dem er getrunken hatte, um ja kein Wort zu sagen. Unter keinen Umständen dürfte er seinem Großvater vor anderen widersprechen. "Verehrter Herr Kuchiki.", begann Iemura belehrend und blickte zwischen Großvater und Enkel hin und her. "Das ist ein Krankenhaus und kein Wunschkonzert. Bitte haben sie Verständnis, dass ich nicht einfach eine Nachtschwester verlegen kann. Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass Frau Inoue ein schlechter Einfluss ist. Sie arbeitet bereits seit 4 Jahren für unser Krankenhaus und es gab nie Beschwerden, ganz im Gegenteil. Wenn ich nun zu dem Grund meines Erscheinens kommen dürfte?", dabei blickte er Ginrei mit hochgezogenen Augenbrauen von der Seite an. Dann wandte er sich dem Schwarzhaarigen zu. "Wir passen heute im Rahmen ihrer Reha noch eine Motorschiene an. Diese erlaubt es euch, das Bein bis zu 90 Grad anzuwinkeln, wird aber die meiste Zeit gestreckt sein. Aufgrund der offenen Wundheilung dürfen sie diese Schiene allerdings maximal, ich betone maximal, zwei Stunden am Tag tragen. Diese hat nicht die Aussparung, wie ihre aktuelle Schiene. Daher ist das extrem wichtig. Für den Rest des Tages heißt es dann weiterhin das Bein ruhig halten.", erklärte er. Byakuya nickte. Vielleicht konnte er so wieder etwas Lebensqualität gewinnen. Der Arzt nickte und zückte sein Stift, während Ginrei Richtung Fenster ging. "Armer Junge. Mit so einem Großvater geschlagen zu sein. Kein Wunder, dass er meist so kalt wirkt. Ich an seiner Stelle hätte mich vermutlich schon vom nächsten Hochhaus gestürzt”, murmelte der Chefarzt wieder vor sich hin, während er sich etwas notierte. Sein Großvater schien es gar nicht zu hören, aber ihm war es mittlerweile aufgefallen, dass immer wenn er etwas notierte, dabei murmelte. Er wusste nicht, ob es das war, was er aufschrieb. Er hoffte es zumindest nicht. Aber manchmal trafen ihn die Aussagen schon. Meistens ging es darum, warum er sich nicht einfach gegen seinen Großvater wehren würde. Doch diese Frage hatte er sich bereits mehrfach beantwortet. Er war der Erbe des Kuchiki-Imperiums. Er hatte keine Wahl, es war sein vorhergesehenes Schicksal. Dagegen konnte er sich nicht sträuben. Und genau aus diesem Grund wirkte er auch so kalt. Je weniger Leute er an sich ran ließ, desto weniger würden ihn später im Stich lassen oder ausnutzen. Das war eine Lektion, die ihm sein Großvater beigebracht hatte. Menschen taten alles für Geld. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)