Einblicke in das Leben meiner Gildenkrieger von VonArrcross ================================================================================ Kapitel 2: Auf der Suche nach sich selbst ----------------------------------------- 1327 N.E. “Willkommen, Sprößling.“ “Wer seid Ihr?” “Warum so abweisend?” … Keuchend erwachte ich umgeben von tiefer Dunkelheit. Suchend nach dem Besitzer der Stimme. Oder besser der Besitzerin. Stille. Alles was ich hörte war mein schneller Atem und das Rascheln des Grases unter mir. Seit meiner Existenz verfolgt mich der Albtraumhof in meinen Träumen. Mein erster Traum… meine… Geburt... Da wünschte ich mir lieber von Torten gejagt zu werden, wie damals eine Mitgeborene lachend erzählte. Der Himmel war sternenklar und ich spürte wie wieder Ruhe in mich einkehrte. Als wäre der tiefschwarze Himmel die Wiege meiner Seele. Ich bin im Zyklus der Nacht geboren und fühlte mich trotz des Sturzes aus meiner Kapsel damals geborgen. Vermutlich lag das auch einfach nur am Blassen Baum. Lange hielte ich es aber nicht bei ihm aus. Oder bei all den anderen fröhlichen Gesichtern. Immer wenn ich die Augen schloss, hörte ich das Flüstern der Frau. Also beschloss ich sie aufzusuchen und zu verstehen, warum sie mich so vehement verfolgte. Es gab eine Basis ganz in der Nähe des Hains, wo ich sogar auf die Sylvari die ich suchte traf. Unsere Begegnung endete in einem Gemetzel, aus dem ich schwer verwundet entkam. Sie jedoch hatte ihren letzten Atemzug gemacht. Ich wollte das nicht, doch wusste ich nun, dass ich weder dem Blassen Baum noch dem Albtraumhof trauen konnte. Wobei trauen das falsche Wort ist… ich mag einfach die Gesellschaft nicht. Von anderen abhängig sein. Nicht einmal das Leben der Lautlosen würde mir vermutlich zusagen. Also verschwand ich. Ich kapselte mich vom Einfluss meiner Mutter ab und ging auf Reisen. Seitdem sind ein paar Jahre vergangen und ich habe neue Erkenntnisse über mein Dasein bekommen. Ich habe es nie geschafft, der Sylvari aus meinen Träumen zu entkommen. Ich habe mich nie gänzlich von Mutter getrennt. Und ich habe es nie geschafft länger als nötig in Gesellschaft zu verbleiben. Oft geriet ich in Konflikt mit dem Albtraumhof, welcher mich aus irgendeinem Grund auf seine Seite ziehen will, doch würde ich deren Denken niemals annehmen. Ich sah im Traum was sie waren… was ich bin… Verstanden habe ich es aber erst vor kurzem als ich einem Mordrem gegenüber stand. Ein Wesen aus hölzerner Struktur wie ich. Meinem Bruder. Ich verstand seine Worte, obwohl er keinen Mund hatte. Ich spürte unsere Verwandtschaft, obwohl er nicht vom Blassen Baum war. Drachendiener nannte er mich. Für einen Moment hatte ich sogar darüber nachgedacht. Ich spürte wie dornenbesetzte Ranken langsam, beinahe zärtlich meinen Geist zu umschlingen begannen. Dieses Gefühl hatte ich schon mal. Damals auf der Südlicht-Bucht, als mein älterer Bruder Canach dort für Unruhe gesorgt hatte. Ein Parasit hatte sich bei mir eingenistet als ich einen Moment unvorsichtig war. Auch er hatte versucht meine Sinne zu übernehmen, doch konnte ich mich dem widersetzen. Los wurde ich ihn jedoch nicht mehr. Inzwischen war er ein Teil von mir und deckte mir sprichwörtlich den Rücken. Zu Anfang keimte er wie ein unförmiger Pilz auf meinem Rücken, doch mit der Zeit gelang uns eine bessere Symbiose indem ich meine Rückenblätter über ihn legte und er in diese einsickerte. Seitdem ist mein Rücken viel stabiler und im Notfall kann ich aus dem Nichts Tentakeln wachsen lassen. Die Ranken des Drachen jedoch waren so viel verheißungsvoller, lockend, inspirierend. Es war schwer mich nicht sofort der Verführung zu ergeben. Ich merkte nicht einmal, dass ich bereits von weiteren Mordrems umzingelt war. Nicht mal die knorrigen Ranken selbst spürte ich an meinem Körper. Erst als der Parasit mich innerlich zu beißen begann und gegen meinen Willen seine Tentakeln brutal um meinen Hals schloss, konnte ich mich der Verführung des Drachen entziehen. Mich traf der Schlag als nicht mehr nur die Tentakeln um meinen Hals mich zu würgen begannen. An meine Dolche kam ich nicht mehr heran, zu fest waren die Dornenranken um meine Beine und Hüfte gewickelt. Dann griff auch noch der Mordrem von vorhin an. Ich konnte mich nicht wirklich gegen ihn wehren. Nicht mal der Parasit der mir nun half seine Schläge abzuwehren, konnte auf lange Zeit etwas ausrichten. Die Ranke schlangen sich fester um mich, pressten ihre Dornen immer tiefer in meinen Körper. Die Ohnmacht drohte mich zu übermannen. Dann gelang dem Mordrem der treffende Schlag und ich verlor das Bewusstsein. Doch irgendwo in der Finsternis glomm ein kleines schwaches Licht. Ohne zu wissen was es war, sendete ich meine Gedanken zum Licht aus. Dann war ich endgültig bewusstlos. Dies war das Letzte woran ich mich vor meinem Erwachen erinnerte. Nirgends war eine Spur der Mordrems. Die Wunden die mir die Dornen zugefügt hatten, waren dafür nur allzu präsent. „Wie geht es dir?“ Erschrocken wollte ich meine Dolche greifen, doch sie waren weg. „Wer bist du?“ Fragte ich in die Dunkelheit und ganz langsam trat eine Sylvari in mein Blickfeld. Ich erkannte sie sofort, obwohl ich sie seit meiner Geburt nicht mehr gesehen hatte. „Ich habe deinen Hilfeschrei gehört. Mutter hatte kurz eine Verbindung zu dir und dadurch wusste ich, wo ich dich finden würde.“ „Ich habe nicht um Hilfe gerufen.“ Entgegnete ich, zu stolz mir meinen eigenen Fehler einzugestehen. „Du bist in Sicherheit, das ist alles was zählt.“ Auf die Frage wie sie mich gerettet hatte, antwortete sie nur mit einem Lächeln. Vermutlich war es nichts, worauf sie stolz war. Sie setzte sich zu mir und ich ließ es geschehen. Zum ersten Mal im Leben war ich dankbar über Gesellschaft. „Was machen deine Torten?“ „Die schmecken gut. Willst du mal?“ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)