Hands of blood von lunalinn (Zabuza/Haku) ================================================================================ Kapitel 14: Accusations ----------------------- „Runter auf die Knie mit ihm!“ Allein mit diesem Befehl trafen sie einen empfindlichen Nerv bei ihm, denn er kniete vor niemandem…schon gar nicht vor diesem kleinen, fetten Scheusal in seinem lächerlichen Anzug. Zabuza Kiefer malmte, als er von zwei Männern in die Knie gezwungen wurde und einer ihm die Pistole gegen den Hinterkopf drückte. Seine Hände waren hinter seinem Rücken in Handschellen gelegt worden, was seine Aggressionen nur noch mehr anfachte. Es gab besser eine gute Erklärung für diese Scheiße, vor allem was Hakus Verschwinden betraf. Wenn er ehrlich war, machte ihm das weitaus mehr Sorgen, als die Tatsache, dass er in diesem lächerlich protzigen Büro vor dem Schreibtisch hockte und eine Knarre auf ihn gerichtet wurde. „Was soll der Scheiß eigentlich?!“, blaffte er und blickte dabei Pain an, der mit verschränkten Armen neben Gato stand und kalt zurücksah. Der Mann war ihm weitaus sympathischer, obwohl er ein gefühlloses Arschloch war…aber wenigstens stand er dazu und machte sich selbst die Hände schmutzig. Auch wenn er ihn dafür verachtete, diesem Mistkerl zu gehorchen…nichts weiter, als ein Hund, so wie sie alle es waren. Gatos Gesicht färbte sich schon rötlich, so wie immer, wenn er wütend wurde und direkt kam er näher, baute sich vor ihm auf. Zabuza hatte dafür nur ein spöttisches Grinsen übrig, auch wenn er ahnte, dass ihm das nicht gut bekommen würde. Allein mit ihm hätte der Kerl keine Sekunde überlebt, das wussten sie beide. „Du hältst dich wohl für unantastbar, was?“, zischte er ihn an. „Aber das bist du nicht!“ Es bedurfte nur einer flüchtigen Handbewegung und einer der beiden Gorillas hinter ihm schlug ihm die Pistole gegen den Kopf. Zabuza biss die Zähne zusammen, auch wenn sein Schädel dröhnte, und konzentrierte sich darauf, den Mann vor sich tot zu starren. „Aufmüpfig wie immer, ja, ja, das kenne ich ja schon…“ Zabuza schnaubte leise, sagte aber nichts dazu; sollte er doch labern und sich aufplustern, ihn interessierte nur eines. „…ich habe dir und dieser Schlampe wirklich lange freie Hand gelassen“, redete Gato weiter und umkreiste ihn einmal. „Mir war egal, ob du ihn vögelst, wenn er nur brav die Beine breit macht und du die Kämpfe gewinnst.“ Stur fixierte Zabuza den aufwendig verzierten Schreibtisch, der sicher mehr als die Monatsmiete seiner damaligen Bruchbude gekostet hatte. Der ganze Raum war so kunstvoll gestaltet und zeigte nur mal wieder, wie die Verhältnisse lagen; Leute wie er kämpften um ihr Leben und bekamen dafür gerade mal das Nötigste, während die reichen Säcke sich ihr hübsches, kleines Imperium aufbauten. Für die Worte wäre er dem Kerl am liebsten an die Kehle gesprungen, doch die beiden Gorillas hinter ihm würden das verhindern, also blieb er ruhig auf den Knien. „Ich war gut zu euch…und wie dankt es mir deine kleine Fotze?!“ Zabuza schaute unberührt auf, als Gato die Faust auf den Schreibtisch knallen ließ – sollte ihn das jetzt beeindrucken? Oh ja, er zitterte bereits…als ob. Jedoch würde er jetzt vielleicht erfahren, was das Problem war. „Wo ist er?!“ Zabuza gab sich Mühe, keine Miene zu verziehen, als er den Blick durch die dunkel getönte Brille erwiderte. „…woher soll ich das wissen?“, gab er schroff zurück. Dieses Mal erfolgte ein Fingerschnippen und einer der Kerle schlug ihm hart mit der Faust gegen die Schläfe. Zabuza ächzte leise, als sein Schädel dröhnte, doch direkt wurde er an den Haaren gepackt und zurückgezogen. „Verarsch mich nicht!“, fauchte Gato ihn an und wagte sich tatsächlich ein paar Meter näher an ihn ran. „Ihr…ihr beide steckt unter einer Decke!“ Nun, das taten sie wirklich – aber anders, als Gato das meinte. „Ich weiß nicht mal, wovon du sprichst“, grollte er finster. „Was ist mit Haku?“ „Du wagst es…?!“ Bevor Gato jedoch weitersprechen konnte, mischte sich Pain in das Gespräch ein. „Der Junge hat etwas Wichtiges entwendet, während er eine seiner Dienstleistungen erfüllt hat.“ Kein Muskel zuckte in Pains gepierctem Gesicht und auch seine Stimme war eine einzige Monotonie. Gatos Mimik war dagegen hasserfüllter denn je, was darauf schließen ließ, dass es tatsächlich um eine wichtige Sache ging. „Als es auffiel, ist er anscheinend verschwunden…es ist unwahrscheinlich, dass er es hinaus geschafft hat, jedoch wäre er nicht der Erste.“ Zabuza hielt dem eisigen Blick der grauen Augen mühelos stand, auch wenn es ihm den Magen umdrehte; Haku war verschwunden? Und er hatte etwas gestohlen? Was lief hier ab? Die Anspielung auf Kisames Ausbruch hatte er schon verstanden, aber der Rest sagte ihm gar nichts. „Wir wissen, dass er als letztes bei dir war...die Videoüberwachung zeigt dies deutlich. Was weißt du also darüber?“ Zabuza lachte trocken auf, einfach weil er es nicht fassen konnte; das musste ein schlechter Scherz sein. Jemand trat ihm fest in den Rücken, ließ das Lachen abrupt verstummen und er knurrte stattdessen seine Antwort. „Gar nichts!“ „Lüge!“, zischte Gato und beugte sich zu ihm vor. „Du lügst! Sicher weißt du es!“ Hinter Gato schloss Pain kurz die Augen, als müsste er sich sammeln…oder überlegte er? Es war bekanntlich nie gut, wenn der Kerl nachdachte, denn vermutlich würde die Entscheidung nicht zu Zabuzas Unversehrtheit beitragen. Wenn er wenigstens gewusst hätte, ob Haku etwas verbrochen hätte oder es sich nur um ein beschissenes Missverständnis handelte…und wenn der Junge nicht als verschwunden gegolten hätte. Das war eigentlich das Schlimmste an der ganzen Geschichte. Wehe, dem Kleinen war was zugestoßen…er würde denjenigen eigenhändig kastrieren! „Ich denke, wir haben genug gehört, Boss…“, hörte er Pains viel zu monotone Stimme. Gato stampfte vor Wut mit dem Fuß auf und sein Kopf leuchtete rot, während er ihn weiterhin fixierte, als sei er die Pest. „Er lügt!“, behauptete er zum wievielten Mal auch immer. „Selbstverständlich lügt er!“ Pain neigte leicht den Kopf, blickte ihn durchdringend an. „Nun…“, meinte er betont langsam. „…das finden wir nur heraus, wenn wir etwas deutlicher werden.“ Zabuza verengte die Augen, während Gato zustimmend nickte und mit wichtigtuerischer Miene die Arme verschränkte. Er schluckte unwillkürlich, als Pain etwas aus seiner Tasche holte. Na ja, der Schlagring würde ihn nicht sofort töten, ihm aber zumindest ziemlich die Fresse demolieren. Beunruhigt sah er zu, wie Pain diesen über seine Hand streifte, während er selbst tief durchatmete. Nicht einknicken…er wusste nichts, also konnte er es nicht ändern. Davon abgesehen, dass er Haku niemals verpfiffen hätte. Bedrohlich hallten die Schritte auf dem Boden wieder, doch er zuckte nicht mal…auch nicht, als Pain sich über das Eisen an seinen Knöcheln rieb. Jedoch schlug er nicht zu, denn in dem Moment ertönte ein penetranter Klingelton und Gato fluchte leise, ehe er an sein Handy ging. Pain warf ihm einen Blick zu, der deutlich machte, dass er ihm direkt nach dem Auflegen eine reinzimmern würde. „Was?! Wo?! Ja…ja, natürlich!“ Oder auch nicht, denn irritiert sahen sie alle nun zu Gato, der viel zu freudig zu grinsen begann. Zabuza ahnte, dass diese gute Laune nichts Gutes bedeuten konnte…leider drückten die Gorillas ihn immer noch auf den Boden und die Knarre bohrte sich nach wie vor in seinen Hinterkopf. „…bringt ihn hoch! Ich will ihn sehen! Sofort!“ Dann wurde aufgelegt und Gato wandte sich ihm zu…Gott, wie er diesen Kerl hasste, vor allem wenn dieser so widerwärtig grinste. „So, so…du weißt also nicht, wo er ist?“, flötete sein Boss und Zabuza wurde schlecht. „Wir haben ihn gefunden…oh ja, das hast du wohl nicht erwartet? Jetzt werden wir ja sehen, ob du gelogen hast!“ Es dauerte auch nicht lange, bis es an der Tür klopfte und einer der Lakaien den Raum betrat – Haku an den Haaren hinter sich her zerrend. Ein Ruck ging durch Zabuzas Körper, doch sie drückten ihn gleich wieder runter. Wie ein Kaninchen wurde der Junge im Nacken gepackt und ebenfalls auf die Knie gedrückt. Panisch wirkte Haku nicht, genau genommen konnte Zabuza den Ausdruck in seinen Augen nicht deuten. Er war angespannt, so wie er die Lippen aufeinanderpresste, aber ansonsten riss er sich am Riemen. „So, so…da haben wir ja die kleine, diebische Hure…“, schnarrte Gato und beugte sich zu ihm runter. Hakus Blick war pures Eis, doch kein Laut verließ seine Lippen – so kannte Zabuza ihn gar nicht. Jedoch schien ihrem Boss diese Reaktion zu missfallen, so dass er ausholte und seinem Schützling eine schallte Ohrfeige verpasste. Haku zuckte zusammen, doch in seinem Blick änderte sich nichts, er drehte nicht mal den Kopf weg. „Fass ihn nicht an!“, entfuhr es Zabuza, woraufhin abermals Metall seinen Hinterkopf traf. Hakus Blick traf ihn plötzlich und er sah es darin flackern, ehe sich seine besorgte Miene glättete und er wieder ausdruckslos zu Gato schaute. Seine Wange schimmerte rötlich, aber das war bei der hellen Haut auch kein Wunder. „Wo ist es, du Hure?!“, wurde er angezischt, doch einschüchtern ließ sich der Junge davon nicht. „Ich habe nichts entwendet“, lautete die leise Antwort und Zabuza hoffte wirklich, dass er nicht log. Bei der zweiten Ohrfeige fletschte er die Zähne wie ein Hund; niemand hatte den Jungen anzurühren! Dieser nahm es hin, sah Gato abermals direkt an…was normalerweise ein Zeichen dafür war, dass man nichts zu verbergen hatte. „Lüge! Du lügst…du hast mir irgendwas untergejubelt! Irgendwas ins Glas geschüttet! Und dann hast du mich dreist bestohlen!“ „…vielleicht war der Wein einfach zu viel?“, entgegnete Haku leise und schien damit das Fass zum Überlaufen zu bringen. „Prügel die Wahrheit aus ihm heraus!“, befahl er Pain herrisch, doch dieser seufzte nur. „Und seine Unverschämtheit gleich mit!“ „Sicher?“, fragte er noch einmal nach. „Sein Körper ist Kapital…wäre doch eine Verschwendung, die sich vermeiden ließe.“ „Du wagst es, mir zu widersprechen?!“, plusterte sich Gato auf, was Pain aber nicht aus der Ruhe brachte. „Ich rate Ihnen lediglich dazu, den Jungen nicht körperlich zu bestrafen, weil er danach zu nicht mehr viel taugen würde. Er ist nicht so robust…“, erklärte sich Pain und ließ den Blick zu ihm schweifen. Ah…so wollte er Haku also zum Singen bringen, war vermutlich wirklich die bessere Option. Zabuza war es sowieso lieber, wenn sie ihn in die Mangel nahmen – auch wenn er nicht scharf drauf war. Gato schien endlich zu begreifen und seine Wut legte sich direkt, denn nun zeigte sich ein maliziöses Grinsen auf seiner hässlichen Visage. Er rieb sich die Hände, als wäre es seine Idee gewesen, die Prügel auf Zabuza abzuwälzen. „Ja!“, meinte er genüsslich. „…ja, das ist richtig. Immerhin war der da bestimmt eingeweiht, also muss er auch die Konsequenzen tragen!“ Haku schaute erschrocken auf, ehe er den Kopf schüttelte. „Nein! Wir…wissen beide nichts! Wirklich nicht!“, beteuerte er erneut, doch keiner schien ihm das abzunehmen. Zabuza rührte sich nicht, als Pain näher kam, sondern warf Haku einen warnenden Blick zu; der Junge sollte den Mund halten. Immerhin war er kein Weichei und konnte eine Menge ertragen, Pain würde ihn nicht schnell kleinkriegen. Innerlich hoffte er weiterhin, dass Haku von nichts wusste…dass das hier ein verdammtes Missverständnis war. Doch würde es das besser machen? Anscheinend war Gato davon überzeugt, dass Haku ihm irgendwas untergejubelt und ihn bestohlen hatte. Das Knacken von Pains Knöcheln ließ ihn aufsehen – und in der nächsten Sekunde explodierte der Schmerz in seinem Gesicht. Gnadenlos traf das Eisen sein Nasenbein und es brauchte nur diesen einen Schlag, um es ihm zu brechen. Er stöhnte auf, kippte reflexartig zur Seite, da ihm kurzzeitig schwarz vor Augen wurde; er hatte nicht damit gerechnet, dass Pain schon am Anfang so hart zuschlagen würde. Grob wurde er an den Armen gepackt und hochgerissen, während ihm das Blut in den Mund lief. Er spuckte es Pain vor die Füße, doch diesem schien das vollkommen egal zu sein, so kalt, wie er ihn musterte. Der nächste Schlag traf seinen Magen – und zwar nicht nur einmal. Bei jedem verstärkten Schlag schoss das Blut aus seiner Nase, was dafür sorgte, dass er schlechter Luft bekam. Jedoch hielt Haku den Mund, zwang sich sogar zum Hinsehen, auch wenn es in seinen Augen verdächtig schimmerte. Er konnte nichts damit zu tun haben…sonst hätte er doch längst was gesagt oder? Haku war ehrlich. Immer. „Nun gut, ich denke, das reicht!“, meinte Gato plötzlich und Erleichterung zeigte sich in Hakus angespannter Mimik. Pain runzelte die Stirn, ließ aber die blutige Faust sinken und wartete anscheinend auf einen weiteren Befehl. „Erschießt ihn!“ Zabuza verschluckte sich vor Schreck an dem Blut in seinem Mund und er röchelte erbärmlich; das war nicht Gatos beschissener Ernst! Jedoch spürte er sehr deutlich, wie sich der Lauf der Pistole gegen seinen Hinterkopf presste und der Abzug gespannt wurde. Scheiße. So hatte er nicht sterben wollen…doch eine Wahl würde man ihm kaum lassen. Dennoch begann er, sich erneut zu wehren, biss und wand sich wie verrückt…er konnte Haku nicht allein lassen. Nicht jetzt…nicht so! „…nicht! Lasst ihn in Ruhe! Er hat damit nichts zu tun!!“ Er hörte Hakus Rufen wie aus weiter Ferne, blinzelte einen Moment lang…dann kapierte er langsam, was die Worte bedeuteten. Nämlich, dass der Junge sehr wohl etwas damit zu tun hatte. Anscheinend verstand das sogar ein Vollidiot wie Gato – und Pain sowieso, denn dieser fuhr direkt herum. „Wiederhol das!“, fuhr er Haku mit einer Schärfe an, die diesen zusammenzucken ließ. „Ich…ich sagte nur, dass er nichts…nichts damit zu tun hat“, stammelte der Junge und Zabuza schloss resigniert die Augen. Was auch immer Haku gestohlen hatte, es war wichtig. So wichtig, dass das hier übel ausgehen würde – wenigstens wurde die Pistole an seinem Hinterkopf gesenkt. Beinahe wünschte er sich, Haku hätte die Klappe gehalten…dann wäre ihm vielleicht nichts passiert. Sie konnten ihm eigentlich doch nichts beweisen oder? Gato würde sicher keine Überwachungskameras in seinen eigenen Räumlichkeiten installieren, um Beweise zu riskieren. „Und das weißt du woher so genau?“, fragte Pain mit trügerisch sanfter Ruhe. Als ob diese grauen Augen Mitleid kennen würden – und er war sicher, dass Gato ebenfalls kein Verständnis haben würde. Haku hatte seinen Fehler längst erkannt, das war ihm anzusehen, doch er schwieg auf die Frage hin. War vielleicht besser, denn sie würden ihm jetzt nichts mehr glauben. Zumindest nicht, dass er von nichts wusste. Verdammt, warum hatte er das überhaupt getan? Pain kniete sich nun vor den Jungen, hob dessen Kinn an. „Junge, meine Geduld hat Grenzen“, teilte er Haku, der weiß wie die Wand geworden war, mit. „Ich möchte dir nicht wehtun müssen, also sagst du mir besser, wo du es versteckt hast.“ Hinter ihm stapfte Gato vor Wut mit dem Fuß auf. „Grenzen?! Die Grenzen hat er längst überschritten! Er hat mich hintergangen! Jawohl!“, machte sich der Mann Luft und trat neben Pain. „Wenn er gesteht, bekommt er höchstens einen nicht allzu schmerzvollen Tod! Das ist aber auch alles! Also spuck es aus, du verlogenes Flittchen!“ Hakus Blick huschte für einen Moment zu ihm und es lag so viel Reue darin, dass Zabuza ganz übel davon wurde. Warum jetzt? Wo es gerade so gut gelaufen war…das Gefühl der Hilflosigkeit schien seinen Brustkorb zu spalten. Haku bedeutete ihm so unglaublich viel...viel zu viel, als dass er es aushalten könnte, ihn zu verlieren. Dann festigte sich Hakus Miene wieder und er schaute zu den beiden Männern auf. „…Asano-san…hat mich gezwungen…“, flüsterte er so leise, dass es kaum zu verstehen war. „Er hat mich erpresst…wollte Zabuza etwas antun und-“ Gleich darauf ertönte ein hässliches Klatschen, als Pain dem Jungen einen Schlag ins Gesicht verpasste, der diesen umgerissen hätte, wenn er nicht festgehalten worden wäre. Blut tropfte von Hakus Unterlippe, doch lediglich ein leises Wimmern entwich ihm. „Asano-san ermöglicht uns durch seine Beziehungen und sein Vermögen sehr viel. Warum sollte er uns also auf diese Weise hintergehen?“ Pains Stimme glich einer Klinge, leise und schneidend – die Frage war jedoch berechtigt. Das ergab einfach keinen Sinn…der Mann beteiligte sich seit Jahren an diesem dreckigen Geschäft. „Ich…ich weiß es nicht“, murmelte Haku. „Aber es ist die Wahrheit!“ Vielleicht hatte er ebenfalls erkannt, dass er sich mit seinen Worten auf sehr dünnem Eis bewegte. Zabuza wusste, dass Kakuzu sich niemals auch nur den Hauch einer Schuld zuweisen lassen würde – selbst, wenn es stimmte, und er für seinen Teil glaubte Haku. Warum sollte sein Schützling plötzlich auf eigene Faust aufbegehren? Oder war es seinetwegen? Hatte er irgendwas getan, das Haku zum Widerstand animiert hatte? Diesbezüglich war er ein beschissenes Vorbild…aber was konnte Haku gestohlen haben? „Holt Asano-san her…und sein verrücktes Monster ebenfalls!“, knurrte Gato, den die Neuigkeiten wohl ebenfalls ziemlich verstimmten. Und das war noch milde ausgedrückt. Zabuza überlegte fieberhaft, wie sie hier rauskommen konnten, doch ihm fiel nichts ein, was die Situation hätte entschärfen können. Er suchte Hakus Blick, doch der starrte immer noch zu Boden. Wenig später öffnete sich die Tür ein weiteres Mal und so langsam wurde es im Raum ziemlich voll. Kakuzus Mimik ließ lediglich Verärgerung erkennen, doch Zabuza kaufte ihm nicht ab, dass er nicht wusste, was hier vor sich ging. Haku würde niemals einfach so lügen…und jemand wie Kakuzu war skrupellos. Dessen Anhängsel hörte dagegen nicht auf zu schimpfen und zu fluchen, was die ganze Scheiße hier sollte. „…wer hat euch eigentlich ins Hirn geschissen, ihr verwahrlosten, schwanzlosen-“ „Hidan!“ Kakuzus Tonfall rollte wie ein Donnergrollen über die Flut aus Schimpfwörtern hinweg und stoppte sie somit. Gehorchen tat Hidan selten, doch sein Besitzer schien ihn im Griff zu haben. Letzterer richtete den Blick aus blutunterlaufenen, grünen Augen nun auf Gato, der gestresst wirkte. War natürlich ungünstig, dass einer seiner zuverlässigsten Investoren verdächtigt wurde – und Kakuzu wirkte auch nicht wie jemand, der eine falsche Beschuldigung einfach so auf sich sitzen lassen würde. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte er ruhig, aber mit gereiztem Unterton. Gato räusperte sich, straffte seine Haltung, doch gegen Kakuzu mit seinen breiten Schultern und der hünenhaften Statur, sah er immer noch jämmerlich aus. Dennoch war der Mann am Arsch, wenn sich rausstellte, dass er was mit der Sache zu tun hatte. „Diese Nutte hier hat mich beklaut!“, erläuterte er und deutete auf Haku, dessen Blick weiterhin am Boden klebte. Zabuza fiel erst jetzt auf, dass er zitterte…etwa, seit Kakuzu eingetreten war? Gezwungen hatte er ihn…und ihm fielen da einige Möglichkeiten ein. Hatte dieser Drecksack ihn etwa angefasst? Hätte man ihn nicht festgehalten, hätte er sich auf dieses Schwein gestürzt und ihm die Frankenstein-Fresse noch mehr demoliert. „Und er behauptet, dass Sie ihn dazu angestiftet haben!“ Kakuzus vernarbter Mund verzog sich abschätzig, während er Haku eine Weile still betrachtete. Dann formten sich seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln, das sein Gesicht gruselig verzerrte. Der Kerl kam doch ebenso wie Hidan direkt aus der Hölle oder? „Was wurde gestohlen?“, hakte er nach und klang dabei erstaunlich gefasst. „Das…es ist…“, stammelte Gato und sah nervös von einem zum anderen. „…eine Zugangskarte.“ „Eine Zugangskarte…“, wiederholte Kakuzu langsam, als würde er überlegen. „Und inwieweit bringt mir diese Karte etwas? Welche Vorteile hätte ich, wenn ich die Schlampe da tatsächlich angestiftet hätte? Geld? Davon habe ich offensichtlich genug…und sofern sich zukünftig nichts daran ändert, kann ich hier ein- und ausgehen, wie es mir beliebt. Nicht wahr?“ Hidan untermalte die Worte seines Besitzers mit einem gehässigen Kichern, das jedoch nach einem scharfen Blick von diesem direkt verstummte. Gato zögerte merklich und sein Gesicht färbte sich ein paar Nuancen dunkler, jedoch schien er die Anschuldigung nicht direkt fallen lassen zu wollen. „Die Karte enthält die Zugangsdaten für jeden Raum…es existieren nur zwei. Man kann mit ihr in die Kontrollräume gelangen…“, erklärte er widerstrebend. Zabuza sah wieder zu Haku, der keinen Laut mehr von sich gab und nur wie festgefroren da saß und vor sich hin schaute. Hatte der Junge fliehen wollen? Aber wieso war er dann noch da? Plötzlich kam es ihm eigenartig vor, dass Kakuzu diese Karte wollen könnte. Wozu? Warum sollte der Mann den Schuppen lahmlegen wollen? Oder ging es doch um mehr? Wenn man in jeden Raum gelangen konnte, gab es da vielleicht etwas zu holen, das Kakuzu haben wollte…doch was könnte er wollen, das man ihm nicht gegen die entsprechende Summe geben würde? Und wenn Haku tatsächlich log? Zabuza drehte sich der Magen um, als ihm der Gedanke kam, dass der Junge vielleicht jemand anderen decken könnte. Hatte Kisame etwas damit zu tun? Er würde ihn umbringen, wenn sein Kumpel Haku in seinen Plan verwickelt hatte. Sicher würde Haku Kisame vertrauen, immerhin tat auch Zabuza dies…und deshalb konnte das nicht sein. Sein bester Freund wusste doch, wie wichtig Haku ihm war…er würde ihn da nicht mit reinziehen. Schon gar nicht ohne sein Wissen…oder? „Soso…das klingt alles immer noch nicht danach, als würde es mir sonderlich viel nützen“, meinte Kakuzu und keiner schien ihm widersprechen zu wollen. „Es sei denn, Sie sind ein Verräter.“ Fast keiner. Es war Pain, dessen graue Augen sich nun in Kakuzus bohrten – es war unmöglich zu sagen, wessen Blick todbringender war. „Eine schwere Anschuldigung…besonders von einem Lakai“, konterte Kakuzu kalt. „Sie ist gerechtfertigt, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass der Junge sonst sehr gehorsam ist.“ „Und natürlich macht ihn das zum Unschuldslamm…weil man Nutten auch so bedenkenlos vertrauen kann.“ Pain zog die Brauen zusammen, sah dann seitwärts zu seinem Boss. „Ich hätte gern die Erlaubnis, Asano-sans Glaubwürdigkeit eingehender zu prüfen.“ Gato schien nicht zu wissen, was er davon halten sollte, doch er nickte schließlich. Offenbar war er froh, dass Pain das Gespräch in seinem Namen führte, obwohl der Mann unter ihm stand. Womit allerdings keiner gerechnet hatte, war, dass Pain seine Pistole zog und keine Sekunde zögerte, ehe er einen Schuss abfeuerte. Noch mehr Blut färbte den Boden rot… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)