The Unreal Love von JayEs ================================================================================ Kapitel 1: Das Wiedersehen -------------------------- Draco wachte schweißgebadet auf. Sein Zimmer war im leichten Sonnenschein getaucht und die Vögel zwitscherten fröhlich. „Draco, du bist wach!“, sagte eine ihm bekannte Stimme, worauf Narzissa sich über Draco beugte. „Was war das?“, fragte Draco erschöpft und blickte sich nach seinem Vater suchend im Zimmer um. „Es war ein Test...“, antwortete Narzissa traurig. „Jeder der in seine Dienste tritt, muss einen gewissen Test bestehen.“ „Bist du auch...?“ Draco suchte nach einem passenden Wort, doch dafür ließ sich nicht der richtige Ausdruck finden. Man hätte es als Sklave bezeichnen können, der aber immer noch seinen freien Willen hat, ihn aber nicht frei leben darf. Sie zog ihren Ärmel hoch und Draco erkannte sofort dieses furchtbare Mal, wie es sich, beinahe so als sei es lebendig, aus der Haut schlängelte, sehen. „Hab ich?!“ Erschrocken zog auch er seinen Ärmel hoch und der Anblick ließ seinen Atem erfrieren. Jetzt war er auch einer von ihnen, die von jedem gefürchtet und missachtet wurden. „Es tut mir Leid, Draco“, fing Narzissa einfühlsam an. „Wir wollten dich da raus halten, doch auf einmal hatte der dunkle Lord nach dir gefragt und wollte dich unbedingt für sich haben.“ „Ihr wolltet mich da raus halten?“, fiel Draco ihr ins Wort. „Nun, ich will ehrlich sein. Deinem Vater war es egal, doch ich wollte nicht, dass unser Schicksal zu deinem werden sollte.“ Sie verdeckte wieder ihr Mal und sprach weiter. „Du musst ab sofort sehr vorsichtig sein, denn wenn einer das Zeichen des dunklen Lords sieht, dann wird man dich töten wollen.“ Draco musste lachen. Er hatte eh niemanden, der ihm so nahe treten würde, dass er sein neues Geheimnis sehen könnte. Narzissa schaute ihn mit einem Blick an, den er noch nie bei ihr gesehen hatte und weswegen sein Lachen sogleich verstummte. „Niemand wird es sehen, Mutter.“ Sie strich ihm durch die Haare ohne auch nur noch ein Wort zu sagen und ging nun zur Tür. „Hattest du auch so einen Traum als Test?“, wollte Draco noch unbedingt wissen. Narzissa senkte den Kopf und blieb kurz vor der Tür stehen. „Das war noch nicht der Test. Es war nur eine Einleitung zu dem, was noch kommen wird.“ Dracos Augen weiteten sich. Sollte dies bedeuten, dass alle die er in seinem Traum gesehen hatte, sterben sollten? Doch ehe er noch eine weitere Frage hätte stellen können, war Narzissa auch schon durch die Tür verschwunden. Draco konnte und wollte dies alles noch nicht so wirklich wahr haben und als er einen flüchtigen Blick auf die Uhr warf, verschluckte er sich. „Mist, wie lange habe ich geschlafen?!“, brach es aus Draco heraus. Er musste den ganzen Abend, die Nacht und den Morgen verschlafen haben, denn es war schon kurz nach Mittag. Ich muss noch meine ganzen Sachen packen..., dachte Draco, ehe er etwas anderes hätte denken können. Doch nichts führte an der Tatsache vorbei, dass sich sein Leben nun um einiges verändern würde. Es war nicht ganz eine Stunde in der er seine Sachen gepackt hatte. Nun saß er in seiner persönlichen Limousine und ließ sich von seinem Chauffeur zum Bahnhof bringen. Weder seine Mutter, noch sein Vater hatten sich von ihm verabschiedet, doch er fand eine Packung mit magischen Bohnen und einem Zettel „Viel Glück.“ bevor er ging, der von Narzissa unterschrieben war. Tss, sie weiß doch, dass ich nicht so auf Süßes stehe. Trotz allem war er froh im Zug, wenn er wieder alleine in seinem Wagon sitzen würde, etwas zum Genießen dabei zu haben. Er erinnerte sich wieder an Narzissas Worte, die ihm so eindringlich im Kopf herum spuckten, dass er sich kaum auf etwas anderes konzentrieren konnte. Noch nie zuvor war Narzissa so einfühlsam zu Draco gewesen wie bei diesem Gespräch, doch viel mehr machte es ihm Sorgen, dass sein Test noch kommen würde und der Traum ein Vorgeschmack darauf sein sollte. Unwillkürlich strich er über seinen Unterarm und zuckte bei den leichten Bewegungen seiner Haut zusammen, die durch das Mal hervorgerufen wurden. Aber wieso all diese Leute? Mit denen hab ich doch nichts am Hut...Wird es meine Aufgabe sein, sie alle zu töten? Aber warum dann auch meine Eltern? Sie arbeiten doch für ihn...Wird er mich etwa irgendwann kontaktieren oder sind meine Eltern die Nachrichtenüberbringer? Warum sollte ich, irgendein Junge, für ihn so wichtig sein? Je mehr er nach Antworten suchte, desto mehr Fragen stellten sich ihm. Da tauchte wieder ein altbekanntes Bild vor seinen Augen auf. Dein Schrei hat mir ganz schön zugesetzt, Granger. Ich spürte mehr Schmerz in dem Augenblick, als ich dich sterben sah, als in dem Augenblick, als ich meine Eltern so furchtbar hingerichtet sah. Es verursachte bei ihm Kopfschmerzen, wenn er versuchte einen Grund zu finden, warum er sich auf einmal so stark zu Granger hingezogen fühlte, doch auch darauf fiel ihm keine Antwort ein. Es wäre absurd, wenn ich mich doch tatsächlich in dich verliebt hätte, denn wir beide hätten eh keine Zukunft. Damit war das Thema Granger für ihn erledigt, worauf er aus dem Autofenster auf die vorbeiziehenden Häuser schaute. Es war immer ein langer Weg von seinem Zuhause aus zu dem Bahnhof, an dem wieder ein Jahr Unabhängigkeit beginnen würde, denn Hogwarts war für ihn wie ein Urlaub, da er sich Zuhause eher wie in einem Gefängnis vorkam. Als Draco den Bahnhof von weitem schon sah und der Wagen schließlich anhielt, freute er sich doch tatsächlich auf diesen schäbigen Zug. Seine Wagentür glitt auf und der Chauffeur verbeugte sich tief. Als Draco ausgestiegen war, wollte der Chauffeur seinen Koffer holen, doch Draco winkte ihn ab. „Das schaffe ich auch alleine, Danke.“ Dieser verbeugte sich abermals und schien zu hoffen, dass er nun nicht gefeuert werden würde. Lucius war vielleicht so und er hätte den Fahrer auch zu Recht gewiesen, doch Draco war ganz und gar nicht wie sein Vater, jedenfalls nicht in diesem Punkt. Draco schlug die Tür hinter sich zu und holte seinen Ziehkoffer. „Ich wünsche ihnen eine angenehme Reise, Mister Malfoy“, sagte der Fahrer noch, bevor er wieder einstieg und langsam davonfuhr. Es wird wie immer eine langweilige Reise... Mit diesem Gedanken ging er in den Bahnhof und suchte zielstrebig die Säule zwischen Gleis neun und zehn durch die er zum Gleis Neun Dreiviertel kommen würde. Doch dort traf er erstmal auf Potters Sippschaft. „Gut, dass Dumbledore dich da raus geboxt hat.“, sagte Hermine erleichtert. „Ja, sonst müssten wir jetzt ohne unseren Harry nach Hogwarts“, bestätigte Ron sie und versuchte es lustig rüber zubringen. „Halt doch einmal deine Klappe, Ronald.“, fauchte sie ihn an, worauf Ron nur ein beleidigtes Grunzen von sich gab und in der Säule verschwand. „Es ist ja toll, wie ihr versucht mich aufzumuntern, aber ich brauch das nicht, ok?“, sagte Harry genervt. „Sag das nicht mir, sondern dem Herrn Oberwitzig.“ „Sag mal, Hermine... Glaubst du mir eigentlich?“ „Du meinst die Sache mit demjenigen dessen Name nicht genannt werden darf?“ Harry zuckte mit den Schultern, als er diesen absurden Ausdruck hörte. Draco hatte ihn schon oft seinen richtigen Namen sagen hören, aber auch er selbst fand diese Umschreibung ziemlich lächerlich. Granger fing an in einem Flüsterton weiterzusprechen, weshalb Draco sich anstrengen musste um noch alles verstehen zu können. „Nun ja, Harry. Es gibt keine Zeugen...“ „Ach, du denkst auch so?!“, unterbrach Harry sie und ging in Richtung der Säule. „Jetzt warte doch, Harry! Lass mich doch aussprechen.“ Sie war ihm hinter hergestürmt und hielt ihn nun am Arm fest. „Natürlich glaube ich dir, denn du hast überhaupt keinen Grund solche Lügen zu erzählen. Es ist nur eine Geschichte, die man erst einmal verkraften muss.“ „Es ist keine Geschichte, sondern die Wahrheit!“, schrie Harry ihr entgegen und riss sich von ihrem Griff los. Wut entbrannt schnappte er sich seinen Koffer zusammen mit dem Käfig von Hedwig und verschwand durch die Säule. „Harry…“, flüsterte Hermine. Sie schüttelte enttäuscht über ihre eigene Wortwahl den Kopf und nahm ebenfalls ihre Sachen. Ziemlich aggressiv geworden, der gute Potter, stellte Draco amüsiert fest. Als auch Granger verschwunden war, wartete Draco noch einige Minuten, denn er hatte keine Lust auf jemanden aus der Potter Clique zu treffen und ging dann auch durch die Säule. Als er in den Zug gestiegen war, waren die meisten schon in ihren Abteilungen und steckten ihre Köpfe aus den Fenstern um sich von ihren Familienmitgliedern zu verabschieden. Als er dann endlich in seinem Abteil angekommen war und gerade seine Koffer verstaut hatte, setzte sich der Zug auch schon in Bewegung. Draco hatte seine Zeit all die Jahre immer so gelegt, dass er einer der letzten war, die einstiegen, da er so ohne Gedrängel und ohne viel Körperkontakt zu seinem Platz gelang. Auch dieses Jahr hatte er es wieder perfekt gelegt, wenn dieses mal wohl eher aus Schicksal, da er ja beinahe die Abfahrt verschlafen hätte und das wäre für ihn undenkbar. Er lehnte sich zurück und blickte sich in seinem leeren Abteil um. In den vergangenen Jahren hatte er sich dieses leere Abteil richtig erkämpfen müssen, da sämtliche andere Zauberneulinge aus Slytherin am Anfang versucht hatten sich einzuschleimen und einen Platz neben ihm zu ergattern. Damals musste Draco ihnen mit fiesen, aber recht lustigen Zauber entgegen kommen, bis sie es im letzten Jahr endlich verstanden hatten. Endlich Ruhe... Er blickte aus dem Fenster und versank langsam in seinen Gedanken. Scheinbar versteht sich die Dreiergruppe nicht mehr so gut wie sonst immer. Na ja, ich hab ja einiges über Potters Behauptungen gehört und ich bin wohl einer der wenigen, der bestätigen könnte, dass er Recht hat. Draco musste grinsen. Als ob ich Potter auch noch unterstützen würde. Er soll sich ruhig an diesem Ereignis die Zähne ausbeißen. Immer noch zog sich ein Grinsen über seine Lippen, was schon fast ein wenig diabolisch wirkte. Potter wird eh noch eine Menge andere Probleme bekommen, wenn ich das alles so richtig einschätze. Ich hoffe nur, dass man mich daraus hält. Wenn ich ehrlich bin, will ich einfach nur meinen Abschluss machen und dann... Was eigentlich dann? Nachdenklich verschränkte er die Arme. Plötzlich tauchte wieder ein Bild von ihr auf, wie sie an einem See saß und verträumt auf das Wasser schaute. Oh nein, das sollte ich mir ganz schnell wieder aus den Kopf schlagen. Also langsam fangen diese Vorstellungen echt an zu nerven. Ich will das doch gar nicht... oder doch? Verwirrt von dem ganzen Nachdenken schüttelte er den Kopf und zog erstmal seinen Umhang aus. „Wie kannst du nur so stur sein, Ronald? Harry braucht jetzt mal etwas Ruhe und vor allem Ruhe vor deinen überhaupt nicht witzigen Kommentaren!“ „Harry sollte seine schlechte Laune nicht an uns aus lassen!“ „Nachdem, was er durchlebt haben muss, ist es ja wohl kein Wunder, dass er schlechte Laune hat, oder?!“ Draco schaute zur Abteilungstür und konnte zwei Schatten ausmachen. „Weasley und Granger...“, gab Draco genervt von sich. „Und dann willst du auch noch zu Malfoy ins Abteil?“ „Nirgendwo anders ist Platz.“, gab Hermine genervt zurück. „Und jetzt halt endlich die Klappe.“ „Natürlich, der dumme Weasley soll seine Klappe halten.“ Draco stand auf und ging zur Abteilungstür. Das wollen die jetzt doch nicht wirklich, oder? Er überlegte sich schon sämtliche Gründe, warum die beiden keinen Platz hier finden würden und schob die Tür auf. Hermine seufzte genervt über Rons beleidigtem Verhalten und drehte sich gerade um, als sie Draco in der Tür stehen sah. „Was wollt ihr hier?“ „Wir finden nirgendwo anders mehr Platz, könnten wir zu dir ins Abteil?“ Er lehnte sich an den Türrahmen und guckte über die Schulter ins Abteil. „Mal sehen. Für eine Miss Neunmalklug und einen Taugenichts ist hier anscheinend kein Platz mehr.“ Das allerwenigste was er jetzt gebrauchen konnte, waren die zwei, die vor ihm standen. Für Granger hätte er bestimmt noch einen Platz finden können, aber mit diesem Mitbringsel wollte er sich nicht auseinandersetzen müssen. Alleine mit ihr in einem Abteil... Ich könnte ja mal ein wenig mit ihr reden. Er fand diese Idee gar nicht mal so schlecht, sie alleine rein zu lassen, nur wie sollte er das jetzt rüberbringen ohne, dass sie irgendwas Falsches denken würde. „Ich dachte du wärst endlich mal erwachsen geworden, Malfoy.“ „Und hättest was an deinem asozialen Verhalten geändert“, fügte Weasley noch hinzu und drehte sich mitsamt seinen Koffern um. Hermine guckte genervt zu Ron, wie er, so tollpatschig wie er war, mit seinen Koffern den Gang entlang stolperte und einen Krach machte wie kein anderer es konnte. Sie hatte nun absolut keine Lust mit Malfoy Ärger anzufangen, weshalb sie sich bückte um ihren Koffer zu nehmen. Eigentlich hätte sie ihm ihre Meinung ins Gesicht gesagt, doch sie war davon überzeugt, dass sie alle nun alt genug seien es auch ohne Ärger auf sich beruhen zu lassen. Draco fasste einen Entschluss und wollte es nun anders angehen. Wenn ich nicht endlich anfange einen positiven Eindruck bei ihr zu hinterlassen, dann wird es irgendwann zu spät sein und sie wird nachher noch an so einem Idioten wie Weasley vergeben sein. Er verstand selbst nicht, warum er plötzlich so dachte und vor allem warum er jetzt so handelte. Selbstsicher nahm er Grangers Kinn und hob ihr Gesicht, seinem gleich auf. „Für dich ist hier aber noch Platz. Aber nur für dich.“, flüsterte er, wobei Hermine schon seinen Atem an ihrem Mund spüren konnte, so nahe wie er ihr gekommen war. Überrascht über sein plötzliches Verhalten und diese eindeutige Anmache, wurde sie nervös, was bei ihr sehr selten vorkam. „Ähm. Ja also...“, stotterte sie und schielte hinter Weasley her, der das Geschehen gar nicht bemerkte. Draco konnte genau sehen wie leichte Röte in ihr Gesicht stieg. „Warum eigentlich nicht. Soll Ron doch sehen wo er bleibt.“, sagte Hermine, worüber sie in der nächsten Sekunde auch gleich erschrocken zu sein schien, denn ihr Blick verriet es. Was habe ich da gerade gesagt? Oh Gott, Hermine. Reiß dich zusammen!, forderte Hermine sich in Gedanken auf. Ich glaub nicht, was ich da gerade getan habe. Wie bin ich nur auf so etwas gekommen?... Aber schlecht ist es ja nicht. Sie ist jetzt hier, bei mir. Zufrieden über sich selbst ließ er ihr Kinn los und ging zurück ins Abteil. Hermine folgte ihm sogleich und verstaute ihren Koffer. Ihr kleiner Kater kam auch herein geschlüpft und legte sich auf einen freien Platz. Draco hatte sich wieder ans Fenster gesetzt und schaute hinaus als wäre nichts gewesen, auch wenn nun irgendwie ein anderes Gefühl ihn beschlich. Granger setzte sich ihm gegenüber ans Fenster und holte eins ihrer vielen Bücher hervor, worin sie auch gleich zu lesen begann. Scheinbar konnte sie sich aber nicht richtig konzentrieren, denn es sah eher nach einem ziellosen Herumblättern aus. Schweigend schaute Draco zu ihr rüber und beobachtete sie. Jetzt muss ich nur irgendwie ein Gespräch anfangen... Auch wenn mir diese Situation schon irgendwie gefällt, dachte Draco ein wenig zufrieden. „Gibt es ein Problem, Malfoy?“, fragte sie während sie über den Rand ihres Buches schaute. „Nein, nein. Du hast dich nur ganz schön verändert.“ „Das sagt der, der plötzlich so ein nicht typisches Malfoy Verhalten an den Tag legt.“ Beide mussten leise Schmunzeln. So eine trockene Unterhaltung fanden wohl beide etwas unpassend und sogleich lockerte sich auch die Stimmung. „Sag mal, Granger. Wieso hängst du eigentlich mit diesen zwei Typen rum?“ „Wenn du Harry und Ron meinst, dann sage ich dazu nur, dass sie meine Freunde sind.“ „Ach ja, stimmt. Dafür warst du gerade aber ganz schön genervt von dem guten Weasley.“ „Der kann aber manchmal auch so ein verdammter Idiot sein.“ Draco lachte, als er diese Feststellung aus Grangers Mund hörte. „Was ist daran so lustig, Malfoy?“, fragte Hermine verwirrt. „Nun, so redet Granger also über ihre Freunde. Wirklich interessant.“ „Es ist nur eine Feststellung, außerdem hat Ron das ja nicht gehört.“ Sie vergewisserte sich, dass dies auch wirklich so war und guckte sich flüchtig im Abteil um. „Dein Ruf als Miss Neunmalklug ist dir wohl sehr wichtig, was?“ Hermine blickte ihn verdutzt an. „Du bist der Einzige, der mich so nennt und warum sollte mir das wichtig sein?“ „Ich meine zum Beispiel deine Noten. Du strebst wirklich von alleine danach die besten Noten zu bekommen?“ Hermine erkannte plötzlich so etwas Ernstes und zugleich Trauriges in Malfoys Stimme. „Nun, ich will einfach nur beweisen, dass so eine wie ich auch eine gute Zauberin werden kann.“ „Du meinst als Sch...“ Draco hielt inne. Schlammblut. Das war das Wort, was er ihr damals an den Kopf geschmissen hatte. Wertloses Schlammblut... Draco erinnerte sich zu gut an diese Worte, die ihm damals so selbstverständlich über die Lippen gekommen waren und sie zutiefst verletzt haben mussten, wie Draco nun an ihrem damaligen Blick feststellte. Nun merkte er, dass er dies damals nicht hätte sagen sollen und bereute es. Hermine wusste genau welches Wort Malfoy hätte sagen wollen, doch er hielt inne. Sie hätte alles erwartet, aber nicht dass der große Draco Malfoy einen Rückzieher machen würde und das vor ihr. „Ich hätte das damals nicht sagen sollen... Tut mir Leid“, sagte Draco reumütig. Hermines Augen wurden groß und sie war sich nicht ganz sicher, ob sie das gerade wirklich verstanden hatte. „Du entschuldigst dich bei mir?“, fragte sie nun vollkommen von seinem Verhalten verwirrt. Hermine hatte ihn noch nie so einsichtig und nett erlebt, vor allem nicht ihr gegenüber. Was ist nur mit ihm los?, fragte sich Hermine ratlos. Sie wusste nicht wie es in seinem Freundeskreis war, aber in ihrer Nähe war er sonst immer gemein und nutzte jede Möglichkeit sie niederzumachen. „Es war einfach falsch. Wenn ich ehrlich bin, habe ich noch nie so wirklich über meine Worte nachgedacht und deswegen möchte ich mich für all die gemeinen Dinge, die ich zu dir gesagt habe, entschuldigen.“ Sie lachte. „Na ja, besser spät als nie. Warum diese plötzliche Einsicht?“ „Vielleicht ist mir bewusst geworden, was für eine tolle junge hübsche Frau du eigentlich bist.“ Hermine verschluckte sich an ihrem Lachen und blickte überrascht über diese Antwort zu ihm rüber. „Ähm... Das ist jetzt doch nicht dein Ernst, oder?“ „Also in diesen Punkten mache ich nur ungern Witze.“ Draco stand auf und beugte sich vor ihr runter, was wieder sehr nahe war, wie Hermine es empfand. Was soll das jetzt? Will er? Aber warum? Hermine, bleib jetzt ja cool!, forderte sie sich selber auf. Sein Mund berührte schon fast ihren, als Hermine plötzlich etwas neben sich hob. „Petrificus Totalus!“ Draco fiel steif geworden zu Boden und konnte sich weder bewegen, noch sprechen. Was sollte denn das jetzt?, dachte Draco empört, unfähig sich zu bewegen oder zu sprechen. Hoch rot geworden stand Hermine auf und kramte ihre Sachen zusammen. „Ähm, mir ist gerade was eingefallen. Ich muss noch was erledigen. Also muss ich weg, sofort“, erklärte sie in einem hektischen Ton. „Wir sehen uns dann irgendwann mal.“ Als sie die Abteiltür aufriss eckte sie mit ihrem Koffer noch an den Türrahmen, worauf Krummbein erschrocken aufwachte und ihr angsterfüllt folgte. Anscheinend hatte Krummbein Granger auch noch nie so aufgekratzt erlebt, denn sonst war er immer die Ruhe in Katzengestalt. „Ähm, ach ja.“ Sie drehte sich um und machte eine kleine elegante Bewegung mit ihrem Zauberstab, worauf sich der Zauber auflöste. Ohne das Draco auch nur eine Chance hatte etwas zu sagen, hatte Granger auch schon die Tür zugemacht und quetschte sich nun durch den engen Gang. Oh, Hermine! Das war ja jetzt wohl total überflüssig... Wahrscheinlich wollte er sich nur mal wieder aufspielen. Wie komm ich eigentlich darauf, dass er vorhatte mich zu küssen?! Hab ich mir das etwa vorgestellt oder mir gar gewünscht? Hermine, hör auf so viel zu denken. Ich sollte wohl besser wieder zu Harry gehen. Er wird sich bestimmt wieder beruhigt haben und ich kann mich erstmal wieder sammeln so rot wie ich wahrscheinlich bin, überrannten die Gedanken Hermine. Oh, Mann. Das war ja wohl nichts. Ich wollte ihr näher treten, aber sie gibt mir einen Zauber als Antwort. Nett, aber warum habe ich auch was anderes erwartet?, huschte es durch Dracos Kopf. Nachdenklich stand Draco auf und befreite seine Klamotten vom Staub und Dreck, der vorher den Boden verschönert hatte. „Wirklich toll gemacht, Draco.“, lobte er sich selbst voller Ironie und setzte sich wieder ans Fenster. Wie es wohl geworden wäre, wenn sie es zugelassen hätte? Was wäre danach passiert? Wären sie ein Paar geworden? Fragen, die sich Draco in diesem Augenblick stellte und dessen fantasievollen Antworten er sich bildlich vorstellte. Draco hatte eindeutig das Verlangen Granger näher zu kommen. Ich wollte sie wirklich... küssen. Meine Gedanken haben sich einfach ausgeschaltet und ich wollte ihr einfach nur nah sein. Warum ausgerechnet sie? Warum diejenige, die ich all die Jahre so verachtet und missverstanden habe? Vielleicht ist es einfach so! Ich sollte nicht zu viel nachdenken und einfach den Zufall bestimmen lassen, beschloss Draco. Draco war eigentlich nie der Typ, der viel nachdachte und vor allem nicht über solch gefühlsvolle Angelegenheiten, aber seitdem er sich gegen das Denken seiner Familie gerichtet und Dinge auch mal anders betrachtet hatte, hatte er sich um einiges verändert. Die Sommerferien gaben ihm immer die perfekte Zeit um über viele Dinge nachzudenken und um immer einige Entschlüsse zu fassen. Er nickte ein und träumte von allerlei Dingen, die er sich so nicht wagte vorzustellen. Die Fahrt über passierte nichts Aufregendes und verlief somit recht ruhig. Ein Mädchen aus der Klasse unter Draco hatte versucht einen Platz bei ihm zu ergattern, doch Draco hatte es mal wieder geschafft sie abzuwimmeln, aber dieses Mal irgendwie auf eine nettere Art und Weise als sonst immer, denn er hatte aus einem ihm unerklärlichen Grund sehr gute Laune. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)