Chasing Demons von yezz ================================================================================ Kapitel 8: Common Grounds ------------------------- Der grollende Klang eines Donners weckte Byakuya. Verschlafen glitt seine Hand über das Bett und… fand es leer wieder. „Renji?“ „Ich bedauere, dass ich es nur bin, mein Herr.“ Byakuya blinzelte, nun vollständig erwacht, und sah seinen Hausverwalter mit einem Tablett Tee. Mit dem schwarzen Haar, dass zu einem Zopf nach hinten gefasst wurde, war Eishirō ein ansehnlicher Mann, doch nicht im Geringsten der, mit dem Byakuya gehofft hatte, aufzuwachen. Das Licht in seinen Gemächern war vom Regen gedämpft, doch der Raum war mit der behaglichen Wärme eines Feuers gefüllt. Ein perfekter Tag, um im Bett zu bleiben. Byakuya setze sich auf, damit Eishirō das Tablett platzieren konnte. Es war Tee für 2, doch Byakuya konnte keine Spur von Renji in seinen Räumlichkeiten erkennen. Ein Blitz zog sich durch den Himmel und tauchte für einen Augenblick den Raum in ein grelles Weiß. Würde dieser Narr aus irgendeinem Grund draußen in diesem Sturm sein? Doch auch wenn, Renji konnte nicht weit sein, er hatte Zabimaru zurückgelassen. Eishirō zögerte, seine Hände waren immer noch auf dem Tablett und dieses noch nicht vollständig auf dem Bett abgesetzt. Offensichtlich war das eine Reaktion auf den düsteren Gesichtsausdruck von Byakuya. „Es sei denn, mein Herr wünscht zu versuchen, neben dem Feuer Platz zu nehmen? Ich bin mir sicher, dass es Frau Kuchiki nichts ausmachen würde.“ „Rukia?“, wiederholte er und sein Ausdruck verdüsterte sich weiter. Das Letzte, was Byakuya heute machen wollte, war etwas so anstrengendes wie im Seiza sitzen und höfliche Floskeln austauschen. Seine Pläne für den Morgen hatten tatsächlich Rukia nicht beinhaltet. Er hatte sich eher darauf gefreut, einen faulen Morgen mit Renji in seinem Bett zu verbringen und dabei nichts zu tun. Das höchste der Gefühle war vielleicht ein wenig Lesen und schlussendlich den Rest der Frösche auf dem Kimono zu finden. Und genug kuscheln, um Renji davon abzuhalten, ruhelos zu werden und irgendwohin zu rennen… … was er offensichtlich bereits getan hatte. Byakuya wurde sauer und gereizt. Verdammt sei dieser ungeduldige Mann. Warum hatte Renji nicht gewartet, bis er wach wurde? Und er war gegangen, ohne sich zu verabschieden. Dann fiel Byakuya auf, dass jemand seinen Nachttisch von seinem… Artefakt befreit hatte. Die Laken waren frisch. Der Raum war gelüftet und es waren Blumen auf der Frisierkommode. Es war nicht so, wie es nach Außen hin schien. Vielleicht war Renji nicht gegangen, sondern viel mehr hinausgekehrt worden, wie alle anderen unpassenden Dinge. Byakuyas Augen verengten sich gefährlich, fixierten Eishirō. „Der Vizekommandant. Wo ist er?“ „Im Badehaus, glaube ich, mein Herr“, sagte Eishirō. Er glaubte? Oh, er wusste es, alles klar. „Renji ist bei diesem Wetter zu den heißen Quellen gegangen und hat noch nicht einmal Wechselkleidung oder seine Schuhe mitgenommen?“ Eishirō öffnete seinen Mund, um zu antworten, doch Byakuya fuhr fort. „Hast du ihm zumindest erlaubt, den privaten Eingang zu verwenden? Oder musste er bezahlen?“ Eishirō wusste, dass er in Schwierigkeiten steckte. Er stand gerade und hielt immer noch das Tablett, doch er beugte den Kopf. „Natürlich habe ich dem Vizekommandant mitgeteilt, dass er den Hintereingang nutzen soll. Ich bin mir sicher, dass er sich beeilen wollte, wenn man seine… besonderen Zustand berücksichtigt.“ Die Missbilligung für Renjis Tattoos schwang deutlich in Eishirō vorsichtiger Formulierung mit. ‚Besonderen Zustand‘. Es war Körperkunst, keine grausame Krankheit! „Tatsächlich“, sagte Byakuya eisig. „Ich vermute, er ist im Glauben gegangen, dass ich es so bevorzuge. Und während du große Sorgfalt hast walten lassen, um Rukia und mir das Frühstück zu bringen, vermute ich, dass er ohne etwas Derartiges gegangen ist?“ Eishirō machte ein elendiges Geräusch. „Ich… nun ja, er hatte Tee, mein Herr“, sagte er dann. „Unakzeptabel“, sagte Byakuya einfach. Sein Reiatsu ließ die Laken des Bettes flattern. Der Hausverwalter fiel auf die Knie und nachdem er vorsichtig das Tablett abgesetzt hatte, drückte der die Stirn auf den Tatami. „Ich entschuldige mich zutiefst, mein Herr. Ich dachte, vielleicht…“ „Nein“, schnitt ihm Byakuya die Worte ab. Donner und Reiatsu rüttelte an den Fenstern. „Du hast nicht im Geringsten nachgedacht. Oder falls, dann über die falsche Person. Während der Vizekommandant hier verweilt, wirst du auch nach seinen Wünschen handeln. Was er wünscht, wünsche auch ich.“ Nachdem er scharf die Luft eingesogen hatte, stammelte Eishirō. „M-m-mein Herr?“ Überraschung stand in Eishirō Blick geschrieben, als Byakuya ihn kurz ansah. „Aber… zuvor haben sie von ihm als… einen Gast gesprochen.“ Ah. Verdammt noch mal. Unter dem Strich war es doch Byakuyas Fehler gewesen. Warum sollte das Personal glauben, Renji besser zu behandeln, als er es selbst getan hatte? Byakuya dachte, die Vorkehrungen für die Beerdigung hätte es klar gemacht, wie wichtig ihm Renji geworden ist. Doch ohne Zweifel waren die Diener unsicher wie es weiterging, jetzt wo Byakuya im Anwesen herumlungerte. Lebendig und unordentlich und kompliziert und so ganz anders, als man eine angemessene Begleitung für einen Herrn erachtete. Byakuya kniff sich in den Nasenansatz zwischen den Augen, spürte, wie leichter Kopfschmerz in ihm aufstieg. Er ließ seinen Zorn mit einem Seufzen hinaus. Ruhig und geduldig erklang danach seine Stimme. „Die Dinge zwischen Renji und mir haben sich… entwickelt, Eishirō. Ich wünsche mir, dass Vizekommandant Abarai behandelt wird, wie eine Erweiterung meiner selbst.“ Die Augen des Hausverwalters wurden bei diesen Worten groß, doch er nickte verstehend. Byakuya bedeutete ihm, aufzustehen. „Steh auf. Rukia und ich werden Frühstück im Bett zu uns nehmen. Ich überlasse es dir, einen angemessenen Weg zu finden, den Fehler beim Vizekommandanten wiedergutzumachen und dann werden wir nicht weiter darüber sprechen.“ Byakuya seufzte. „Bitte sag mir, dass sonst nichts mehr auf der Tagesordnung steht. Ich würde es wirklich bevorzugen, den Rest des Tages ungestört mit Renji zu verbringen.“ Eishirō stand auf und stellte das Tablett auf das Bett. Er schenkte Byakuya eine Schale ein. „Da ist eine Familienangelegenheit, mein Herr.“ Byakuya nahm dankbar den Tee, blickte Eishirō dabei jedoch irritiert und genervt dabei an. „Oh?“ „Ja, ihre Verletzung hat sich herumgesprochen. Frau Masami Kuchiki hat nach einer Audienz gefragt, ebenso wie einige Dutzend Cousins und Cousinen.“ Byakuya grummelte innerlich. Niemand dieser Leute wäre zu Rukias Beerdigung gekommen und nun gedachten sie, über ihn zu kommen wie eine Horde Heuschrecken. „Also schön, du wirst ihre Besuche arrangieren. Aber nicht heute und auch nicht alle auf einmal. Setze ihre Besuche so weit wie möglich auseinander. Und wenn ich sie schon ertragen muss, dann müssen sie ebenso Rukias Anwesenheit ertragen. Stimme es mit ihren Terminen ab, damit sie an meiner Seite ist. Außerdem werden wir beide ein Signal absprechen, sodass ich Erschöpfung vortäuschen kann, sollte es notwendig sein.“ Ein leichtes Lächeln kehrte auf Eishirōs Gesicht zurück. „Verstanden, mein Herr.“ „Gut. Dann lass nun Rukia hinein“, sagte der Schwarzhaarige. Als sich Eishirō verbeugte, um Byakuyas Wunsch nachzukommen, fügte er hinzu: „Aber Eishirō, denke nicht noch einmal daran, Renji aus meinem Bett zu werfen. Das ist meine Aufgabe.“ Der Hausverwalter lächelte, auch wenn ein satter Rotschimmer in seinem Gesicht zu erkennen war, als er sich noch einmal tief verbeugte. „Ich verstehe, mein Herr.“ Rukia war aus irgendeinem Grund nicht sehr gesprächig und Byakuya fand sich so selbst in der unkomfortablen – und offen gesagt auch unnatürlichen – Situation wieder, das Gespräch zu führen. „Geht es dir gut?“, fragte er schlussendlich. Sie brauchte einen Moment, um den geräucherten Lachs hinunterzuschlucken, in den sie gerade gebissen hatte, nickte aber dann. „Ja und du?“ Byakuya runzelte die Stirn. Er zerbrach ein Wachtelei über seinem Reis und mischte es dann. Das war der Grund, warum er Renjis Gesellschaft am Morgen bevorzugte. Es war kein Gerede notwendig. Renji würde die Stille brechen oder eben nicht, je nach seiner Laune. Trotz allen hatte er nie den Druck, irgendwelches höfliches Geschwätz aufrecht zu halten. Zudem war Renji beim Essen zuzuschauen immer… unterhaltsam. Byakuya versuchte sich daran zu erinnern, ob Rukia auch einmal so gegessen hatte. Mit diesem extremen Elan und dem Eindruck, dass wenn nicht alles schnell aufgegessen war, es vielleicht wegrennen würde. Er erinnerte sich daran, ihr einige Verhaltensregeln für öffentliche Abendessen erklärt zu haben, aber… Nein, niemand aß nur annähernd wie Renji. Er unterdrückte ein zärtliches Lächeln beim Gedanken an Renji. Byakuya versuchte stattdessen sich daran zu erinnern, wo ihr Gespräch geendet hatte. Mit Sicherheit hatte sie nach seiner Gesundheit gefragt oder vielleicht eher nach seiner Nacht? „Ich habe sehr gut geschlafen“, sagte Byakuya und nippte an der Suppe. „Ich habe sprichwörtlich wie ein Stein geschlafen. Ich scheine auf dem Weg der Besserung zu sein, wenn auch nervenaufreibend langsam.“ Rukia nickte und schob ihr Essen auf dem Teller hin und her. Byakuya schenkte sich die 3. Tasse Tee ein, bevor er ihr nachschenkte. Die Stille war furchtbar. Normalerweise war Rukia eifrig, ihm jedes Detail ihres Lebens zu erzählen oder dabei die Chance zu nutzen, ihn über seines zu fragen. „Was ist los mit dir?“, fragte er. Sie blinzelte ihre Träumerei hinfort. „Was meinst du?“, fragte sie. „Irgendetwas belastet dich. Was ist es?“ „Ich habe in letzter Zeit viel über Kaien nachgedacht“, sagte Rukia. Ah, ja. Dieses Desaster. Byakuya hatte noch immer Ukitake nicht ganz verziehen, dass er seinen abtrünnigen Vizekommandanten nicht selbst zur Strecke gebracht hatte. In seinen Augen war dessen Krankheit keine Entschuldigung. Er sollte für seine Pflicht sterben wollen, dabei, seine Untergebenen zu beschützen. Ukitake war immer noch der Kommandant und Rukia gerade erst dazu gekommen. Es hätte niemals ihre Aufgabe sein dürfen, einen Vorgesetzten zu töten. Besonders denjenigen, den sie so anhimmelte. Ukitake konnte verdammt glücklich darüber sein, dass Rukia stark und fähig genug war, um jemanden zu töten, der auf dem Niveau eines Vizekommandanten war. Sonst hätte die ganze Situation wesentlich schlimmer ausgehen können. Als er Rukias düstern Blick sah, schmerzte Byakuyas Herz. Er hätte sie vor diesem Albtraum bewahren müssen. Ihr die Bürde abnehmen müssen, das Monster zu töten, zu dem ihr guter Freund und Mentor geworden war. Byakuya hatte lange vermutet, dass Kaien ihr erstes Blutvergießen, ihr erster Todesstoß war. Dieser Gedanke machte ihn nur wütender auf dieses Geschehnis. „Da gibt es nichts, wofür du dich schämen musst“, sagte er leise. „Du hast deine Pflicht getan, die Soul Society um jeden Preis zu schützen. Und das hast du bewundernswert gemeistert.“ „Ja“, sagte sie und aß etwas Reis. „Aber ich habe den Bruder von jemanden getötet.“ „Das haben wir alle. Tatsächlich ist es sogar das, was wir trainieren.“ Sie schaute zu ihm und schüttelte den Kopf. „Ich töte lieber Hollows.“ „Auch diese gehörten einmal zu jemandem, Rukia.“ Byakuya wartete darauf, dass sie noch etwas sagte, doch trotz ihres Gesprächs schien ihr Blick eher auf Zabimaru zu kleben. Sie konnte ihre Augen nicht von dem Fleck lenken, an dem Renjis unverwechselbares Zanpakutō gegen die Wand gelehnt stand. „Renji ist in den heißen Quellen und wäscht sich scheinbar Schmutz eines ganzen Lebens ab“, erklärte Byakuya mit einem Seufzen. „Man könnte meinen, er müsste schon längst zurück sein.“ „Oh“, sagte sie und wandte schuldbewusst ihr Blick von der Waffe ab. „In Ordnung.“ Vielleicht sollte er ihr erklären, warum Zabimaru hier, in seinen privaten Gemächern war? Es fiel Byakuya auf, dass er tatsächlich angedeutet hatte, dass er einen Liebhaber hatte, doch er ihr nie wirklich erklärt hatte, wer es war. Hatte Renji irgendetwas zu Rukia gesagt? Byakuya nahm einen tiefen Schluck von seinem Tee. Auch wenn Renji offener mit ihrer Beziehung umging, konnte Byakuya nicht erwarten, dass er diese besondere Verantwortung ihrer Beziehung übernahm. Rukia war Byakuyas Schwester. Er war derjenige, von dem sie es erfahren sollte. Er räusperte sich. „Du weißt bestimmt bereits über Renji und mich Bescheid?“ „Nii-sama!“, brachte sie nervös hervor. Sie errötete sehr und ließ beinahe ihre Stäbchen fallen. „Ich würde verstehen, wenn du dagegen bist“, sagte Byakuya und stellte seine Teeschale ab, um ihr in die Augen zu schauen. „Er ist mein Untergebener. Ich plane nicht, ihn zu versetzen, was mich der Unzucht mit Untergebenen schuldig macht. Ich fürchte, ich kann nicht schwören, dass meine Intentionen absolut ehrenhaft sind - wie könnte jemand die Hoffnung haben, solch einen Mann zum Niederlassen zu bewegen? Du kennst ihn besser, als ich es tue, doch ich vermute, dass Renji Abarai zu lieben auch bedeutet, ihn loszulassen und ihm Freiraum zu geben.“ Rukias große, violette Augen blinzelten mehrfach. „Liebe?“ „Habe ich dieses Wort verwendet?“, fragte Byakuya erschrocken. Sie lächelte in etwas schelmisch an. „Da bin ich mir sehr sicher.“ „Oh. Nun ja. Ich verstehe“, Byakuya richtete einige der Körbe auf dem Tablett neu aus, während er versuchte, dass Gewirr seiner Gedanken zu ordnen. „Ich meinte natürlich im übertragenden Sinne.“ „Natürlich hast du das“, stimmte sie ihm mit einem wissenden Grinsen zu. Mit Mühe konnte Byakuya das Gespräch auf etwas anderes lenken, als – unbeabsichtigt oder nicht – weiterhin über seine Gefühle für Renji zu reden. Rukia ließ es zu, auch wenn er bemerkte, dass sie ihn gelegentlich mit eigenartig glänzenden Augen anschaute. Doch zumindest schien sich Rukia endlich nach ihrer zweiten Schale Tee zu entspannen und redete nun ununterbrochen von ihren Sorgen über ihre Freunde, die Vizekommandanten Kira und Hinamori. Aio war gerade erschienen, um die Überreste des Frühstücks mitzunehmen, als man Geräusche vor den Gemächern hören konnte. „Ja, aber meine Klamotten sind da drin und mir ist kalt!“, dröhnte Renjis Stimme deutlich. Die ruhigere, beharrlichere Stimme konnte nur von Eishirō sein. Byakuya lehnte sich gegen das Kopfende es Bettes. Das würde eine interessante Vorstellung geben. Eishirō war in einer Zwickmühle. Wie sollte er Renji als Hausherren behandeln, wenn dieser nicht im Geringsten handelt wie es Byakuya in eine Million Jahre tun würde? Rukia und Aio starrten ungeniert auf die geschlossene Tür, als würden sie auch darauf warten, was nun passierte. Endlich öffnete sich die Tür weit genug, dass Eishirō hindurchschlüpfen konnte. Sofort schloss er sie jedoch wieder und stand für einen Moment mit dem Rücken zum Raum. Er hing an der Tür, sein Kopf leicht gebeugt, als würde er sich konzentrieren oder versuchen, mit seinem Willen die wilde Bestie auf der anderen Seite zu zähmen und Benehmen beizubringen. Byakuya unterdrückte ein Lächeln, als er dachte, viel Glück damit. Offensichtlich zufrieden, drehte sich Eishirō schlussendlich herum. „Mein Herr“, er verbeugte sich leicht. „Meine Dame, bitte entschuldigen sie mein Eindringen.“ Dann ging er entschlossen, mit erhobenem Kopf auf die andere Seite von Byakuyas Bett. Er beugte sich nach vorne und sammelte den Haufen von Renjis Kleidung auf, den er offensichtlich irgendwann unters Bett geschoben hatte und klemmte ihn sich unter dem Arm. Alle Augen in diesem Raum folgten den Bewegungen des Hausverwalters. Rukia hatte ihr Gesicht hinter einem Ärmel versteckt und versuchte ihr Gelächter zurückzuhalten. Ein leises Kichern entschlüpfte, als Eishirō beim Versuch, würdevoll aus dem Raum zu gehen, Renjis Sandalen hinunter fielen. Nicht nur einmal, sondern gleich 5 Mal. Byakuya entschied, dass die ganze Szene zu lustig war, um nicht noch etwas zum Unbehagen seines Hausverwalters hinzuzufügen. Er streckte die Hand aus und deutete dorthin, wo Zabimaru neben dem Bett stand. „Eishirō“, rief er, dabei hatte er absichtlich gewartet, bis der Hausverwalter die Tür erreicht hatte. „Hast du nicht etwas vergessen?“ Der absolut entsetzte Gesichtausdruck des Hausverwalters beim Gedanken daran, den ganzen Weg erneut zurückzulegen, um noch etwas zu holen, machten in Byakuyas Augen alle Unannehmlichkeiten des Morgens wieder wett. Genauso wie all das Gelächter, welches damit verbunden war, dass Renji den Kopf durch die Tür steckte, um zu sehen, was da gerade vor sich ging. Renji versuchte Rukia zum Bleiben und mit ihnen ‚abzuhängen‘ zu bewegen. Doch sie tauschte noch ein letztes Lächeln mit Byakuya aus und verabschiedete sich dann. Scheinbar wollte sie nach ihren Freunden schauen und versprach, zurückzukommen, wenn sie irgendwelche Neuigkeiten hatte. Trotz Eishirōs energischen Bemühungen dem Vizekommandanten gegenüber, hatte sich Renji nicht umgekleidet. Er trug immer noch den zerschlissenen Kirschblüten-Kimono. Seine roten Haare fielen offen über seine Schultern, schwer von der Feuchtigkeit. Nur ein paar der dunklen Tattoos auf Renjis Stirn waren nicht vom dichten Vorhang der Haare verdeckt. Renji war im Augenblick damit beschäftigt, ein kleines Nest aus Decken und Kissen in der Nähe der Feuerstelle im Wohnzimmer zu errichten, während der Sturm immer noch an den Fenstern rüttelte. „Abhängen?“, wiederholte Byakuya knapp, als Renji zurückkam und ihm eine Hand anbot, um ihm aus dem Bett zu helfen. „Ich bin überzeugt, dass Kuchikis eine solche Tätigkeit nicht ausführen. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich die Bedeutung dieses Wortes kenne.“ „Quatsch“, sagte Renji einfach und schlang den Arm um Byakuyas Rücken, um ihm bei dem langsamen Gang über den Tatami zu unterstützen. „Ihr noblen Typen wisst alles darüber. Zum Beispiel ohne Grund auf einer Teezeremonie abzuhängen… Oder diese kleinen, ausgefallenen Kuchen.“ „Ich verstehe“, sagte Byakuya, da er den leicht spöttischen Unterton in Renjis Stimme bemerkt hatte. Doch Renjis Lächeln war ungezwungen, als er einen Kuss auf Byakuyas Scheitel platzierte. „Ja, also weißt du Bescheid, Kommandant. Aber fühle dich frei, dich für Expertenrat an mich zu wenden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Abarais dafür geboren sind. Das und das Trinken.“ Byakuya versuchte das Lächeln zu erwidern, doch es nervte ihn, wie erledigt er bereits war, als sie das Areal erreichten, welches Renji für sie am Feuer hergerichtet hatte. Renji wusste ohne ein Wort von Byakuya, was dieser brauchte und half ihm, sich langsam auf den Boden niederzulassen. Sobald Byakuya saß, rannte Renji förmlich zurück, um noch eine weitere Decke zu holen. Nachdem er zurückgekehrt war, legte er sie über Byakuyas Schultern. Dann hielt er inne. Er kniete auf dem Boden, seine Hände hielten die Enden des Stoffes auf Höhe von Byakuyas Hals. Dann zog er leicht daran, um Byakuya in einen tiefen Kuss zu ziehen. Renji war… ein enthusiastischer Küsser. Was ihm an Fähigkeit und Finesse fehlte, glich er mit Leidenschaft wieder aus. Dennoch brachte es Byakuya immer ein wenig aus der Fassung, wie sehr er den Kopf in den Nacken legen musste, um Renjis Lippen auf seinen spüren zu können. Doch zum Glück hatte Renji eine Art an sich, dass er Byakuyas Sinne so vollkommen überwältigte, dass er schnell an nichts anderes mehr denken konnte, als an seine Zunge und seinen Geschmack und diesem faszinierenden, aber auch angsteinflößenden brummenden Geräusch, das scheinbar unbewusst aus Renjis Kehle kam. Genauso vibrierte Renjis Reiatsu gegen seine Haut. Immer drängend, immer eifrig. Byakuya war vollkommen in dem Moment verloren… bis eine dicke Strähne des kalten, nassen Haares gegen seine geschlossenen Augen und seine Stirn strich. Das kühle Kitzeln ließ Byakuya zurückfahren und den Kuss unterbrechen. Er wischte über sein Gesicht und fand ein langes, leuchtendrotes Haar, welches noch an seiner Wange klebte. Er zog es von seiner Haut ab und blickte darauf. „Ugh.“ Renji grinste in breit an, als er die Decke losließ und sich im Schneidersitz niederließ. „Du glaubst, das ist ekelhaft? Du solltest sehen, an welchen Stellen ich schon deine Haare gefunden habe. Einmal habe ich sogar ein ganzes Knäuel gefunden war, dass um mein…“ „Renji!“, sagte Byakuya. „Bitte. Ein wenig Decorum.“ Renji lachte. „Ich habe keine Ahnung, was das ist. Decorum.“ Byakuya seufzte. „Glaub mir, das ist absolut offensichtlich.“ Nachdem er ein Kissen aufgeschüttelt hatte, legte Renji es gegen Byakuyas Knie. Dann streckte er seinen langen Körper aus und legte seinen Kopf halb auf das Kissen und halb auf Byakuyas Oberschenkel. Seine immer noch nassen Haare durchtränkten Byakuyas Kimono ein wenig, Renjis Zehen wippten in der Nähe des Feuers. Der Regen trommelte weiterhin unregelmäßig gegen die Oberlichtfenster, die geöffnet waren, um den Rauch hinauszulassen. Byakuyas Hand ruhte auf Renjis Brust, während er abwesend versuchte, das Chaos von rubinroten Strähnen zu entwirren. „Du bist ein einziges Durcheinander“, bemerkte Byakuya. Renji grunzte bestätigend. Byakuya schüttelte in stiller Betroffenheit über sie beide den Kopf. Das Schicksal musste schon einen verrückten Sinn für Humor haben, dass sich Byakuya immer wieder mit Menschen umgab, die so drastisch unpassend für ihn waren. Hisana hatte zumindest ein großes Repertoire an Nettigkeiten und gesellschaftlichen Umgangsformen beigebracht werden können. Tatsächlich hatte sie Byakuya überall mit hinnehmen können. Dieser eine… Byakuya seufzte, während er einen weiteren Knoten in Renjis Haaren auflöste. Doch Renji hatte den Schutz seines Ranges. Byakuyas Familie hatte Hisana immer absichtlich verletzt, indem man sie immer an ihre niedere Herkunft erinnert hatte. Sie hatten ihr immer wieder gesagt, dass sie nur diese Stellung hatte, weil sie einen Adligen geheiratet hatte. Renji kam vielleicht von der gleichen sozialen Klasse, doch niemand konnte ihm vorwerfen, er hätte sich seine aktuelle Position nicht selbst verdient. Renji hatte mit Zähnen und Klauen gekämpft, um Vizekommandant zu werden. Diese Macht würde immer ihm gehören. Niemand konnte ihm das wegnehmen. Er würde immer seinen eigenen Mann stehen, mit oder ohne Byakuya. Das war ein tröstlicher Gedanke. Nicht, dass seine Familie jemals einen Weg finden würde, diese besondere Verbindung zu billigen. Es war sogar schlimmer als das, was er damals mit Hisana getan hatte. Es war wirklich ‚illegal‘, zumindest nach Regeln des Militärs. Den Druck, den Renji und er eventuell gegenüberstehen müssten, würden alle Schwierigkeiten überragen, was er mit Hisana durchgemacht hatte. „Weißt du, wo ich vor ungefähr 60 Jahren war?“, fragte Renji aus dem Nichts, er beobachtete, wie der Regen gegen die Oberlichter prasselte. „Wo?“ „Nackt auf der Straße“, lächelte er. „Oh?“ Er nickte. „Strömender Regen wie jetzt? Das war Badewetter in Inuzuri. Man suchte sich einen relativ trockenen Platz, um die Klamotten zu verstecken und dann hoffte man, dass eine nette alte Dame irgendwo ein bisschen Seife zum Teilen hatte. Manchmal waren Dutzende von uns auf der Straße. Körperliche Intimität der armen Leute, weißt du? Denn später endete man immer in einem Haufen, die splitterfasernackt zusammenrückten, während man darauf wartete, zu trocknen. Wir haben dabei Lieder gesungen und uns die Zeit vertrieben, bis das Unwetter vorbei war“, er gluckste bei der Erinnerung vor sich hin. „Gute Zeiten.“ Es war schockierend eine Geschichte wie diese aus Renjis Vergangenheit zu hören – eine Glückliche noch dazu. Byakuya wollte diesen Moment nicht damit ruinieren, dass er sein Grauen über den Gedanken äußerte, dass es scheinbar noch nicht einmal eine Geschlechtertrennung dabei gegeben hatte und sich also Männer und Frauen gemeinsam gewaschen hatten. „Das hört sich…“, nun ja er konnte nicht wirklich ‚nett‘ über etwas aus Inuzuri sagen, oder? „…interessant an“, sagte er stattdessen. Renji blickte in Byakuyas Gesicht, als er dort die Wahrheit las, ließ er ein kurzes, dunkles Lachen hinaus. „Ja. Es war sehr ‚interessant‘. Ich vermute, du hast damals Kalligraphie geübt oder so, huh?“ „Vor 60 Jahren an einem regnerischen Tag? Nein, da war ich mit Bett und habe Liebe gemacht.“ „Hey, dann waren wir beide nackt“, Renji grinste und gestikulierte anerkennend. „Fantastisch.“ „Zumindest eine Gemeinsamkeit“, neckte Byakuya und strich leicht mit der Hand über Renjis Brust. „Um ehrlich zu sein, habe ich das auch für heute geplant gehabt. Doch letzte Nacht hat mir gezeigt, dass ich vermutlich noch nicht die Ausdauer dafür habe.“ Renji saß auf, strich mit den Fingern über die Seite von Byakuyas Gesicht. „Weißt du, da gibt es immer noch eine Welt der Sanftheit, die wir noch nicht erkundet haben. Wir könnten uns ein wenig küssen, ein bisschen schlafen, etwas mehr küssen… und immer wieder wiederholen. Wir müssen uns nicht immer beeilen, um zur Ziellinie zu kommen, weißt du.“ „Oh, ich verstehe“, sagte Byakuya als Reaktion auf Renjis leicht mahnenden Ton. „Du glaubst, ich bin der Gierige?“ „Bist du das nicht? Du bist auf jeden Fall der Perverse. Und überhaupt, ich kann mehr als nur einmal am Tag.“ Byakuya schüttelte den Kopf über das, was bei jedem anderen Mann wohl prahlerische Übertreibung wäre. „Ich bin mir sicher, dass du das kannst. Dein Durchhaltevermögen ist… unmenschlich.“ Renji grinste einfach nur noch breiter. Dann griff er nach der Decke um Byakuyas Schulter und zog ihn auf die ausgelegten Decken hinunter. Seine schwieligen Finger glitten unter die Decke und fuhren über Byakuyas Kimono. „Zabimaru und ich nehmen das als Kompliment.“ „Mmmm“, murmelte Byakuya, als Renji an dessen Hals knabberte. „Ich weiß.“ Überraschenderweise schien Renji damit zufrieden zu sein, genau das zu tun, was er versprochen hatte. Seine Hände erkundeten die Konturen von Byakuyas Rücken und Schultern, während er Gesicht und Hals küsste, doch mied behutsam alles, was zu viel Leidenschaft schüren könnte. Und dann, nach einigen Momenten, zog sich Renji zurück und legte sich auf den Rücken. Er fand ein Kissen, um seinen Kopf darauf zu legen und zog Byakuya näher an sich, damit er sich an Renjis Seite kuscheln konnte. Der Rothaarige hatte wohl aufmerksam auf Byakuyas spirituellen Druck geachtet, denn er hatte die richtige Menge an Aktivität abgepasst. Dankbar legte Byakuya seinen Kopf gegen Renjis breite Brust und hörte dem sanften Schlagen von Renjis Herzen zu. In kürzester Zeit war er eingeschlafen. Warm und geborgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)