Die Grotten von Necrandolas von -wolfsmoon- ================================================================================ Kapitel 32: Die Kraft der Hoffnung ---------------------------------- Unwirsch schlug Harry um sich, doch diese fledermausähnlichen Viecher ließen nicht locker. Plötzlich erschien ein gleißendes Licht und der Gryffindor verbarg seine Augen. Auch die Kreaturen ertrugen das Licht nicht, ließen von den beiden ab und versuchten eiligst zu fliehen. Harry sah auf, als Snapes Zauberstab kein Licht mehr von sich gab und leuchtete nun selbst wieder mit Lumos. Irritiert sah der Grünäugige, wie der Slytherin die letzten Wesen verfolgte. „Avada Kedavra“, rief er ohne Scheu und erwischte so drei Kreaturen, die leblos zu Boden fielen. Gelassen sammelte er die Tiere ein, begutachtete sie und kam zum Jüngeren zurück. „Ihnen kommt der Spruch ja leicht über die Lippen“, setzte Harry patzig die Diskussion fort, wofür er einen bösen Blick vom anderen kassierte. „Willst du was zu essen haben oder nicht?“, knurrte Snape. Sofort verstummte Harry und begutachtete nun auch diese Geschöpfe. Sie waren ungefähr Gnomgroß, hatten ledrige Flügel, spitze Stiftzähne, einen langen Pfeilschwanz und angedeutete Hörner auf dem Kopf. Einem Dämon sahen sie damit nicht unähnlich. Beim Anblick der gefährlich aussehenden Zähne, besah sich Harry behutsam seinen rechten Arm, der besonders viele Bisse abbekommen hatte. „Was sind das für Dinger?“, fragte er etwas ängstlich nach. Hoffentlich hatten sie keine Giftzähne. „Ich weiß es nicht“, antwortete der Tränkemeister schlicht und kassierte damit einen ungläubigen Blick. „Ich dachte Sie sind so gut in Verteidigung“, beschwerte sich der Gryffindor. Verärgert zog Snape die Augenbrauen zusammen. „Potter, ich bin nicht allwissend! Diese Biester sind wahrscheinlich schon vor langer Zeit ausgestorben.“ Harry wollte gerade etwas erwidern, als Snapes Blick sich plötzlich änderte und er die Wesen auf den Boden legte. „Nicht so viel bewegen“, murmelte er plötzlich wieder ganz ruhig und pfriemelte an seinem Umhang herum. Irritiert sah Harry ihm zu, bis der Slytherin sich ein Tuch zurecht gerissen hatte und dieses seitlich an Harrys Hals drückte. Völlig perplex wusste der Gryffindor nicht, wie er reagieren sollte. So dicht war der andere noch nie an ihn herangetreten, geschweige denn dass er seine Hand an seinen Hals gelegt hatte. Der Biss, ja, Harry hatte schon mitbekommen, wie er am Hals gebissen worden war, doch der tat nicht mehr weh als die anderen auch. Zudem sah Snape ebenso übel zugerichtet aus. Der Tränkemeister tupfte mit dem Tuch ein wenig herum und besah sich die Wunde genauer. „Das war knapp. Das Biest hat auf deine Halsschlagader gezielt“, murmelte er weiterhin ruhig. „Naja“, wusste Harry immer noch nicht weiter. „Scheint ja nicht getroffen zu haben.“ „Es fehlte aber nicht mehr viel.“ Snape hob seinen Zauberstab und begann den Biss zu behandeln, während Harry nichts tun konnte, als stillzuhalten. Verstohlen sah er sich Snapes Wunden genauer an. Genauso wie bei ihm selbst, hatten sich die Stoffe mit Blut vollgesogen. Snapes rechtes Ohr hatte ebenfalls was abbekommen und das Blut lief daran herunter und tropfte auf den Kragen. Wie konnte ein Ohr denn so stark bluten? „Hoffen wir, dass das keine Giftzähne waren“, überlegte Snape, während er sich nun die anderen Wunden bei Harry ansah. „Ich glaube aber, dass sie nur eine betäubende Wirkung haben.“ Betäubend? Harry besah sich die Anzahl seiner Wunden. Da war wohl was dran, denn für die Schwere seiner Verletzungen, hatte er erstaunlich wenig Schmerzen. „Zieh den Pullover hoch“, befahl Snape ihm ruhig und Harry sah auf. „Ich soll was?“, fragte er perplex. „Jetzt stell dich nicht so an, Potter“, grummelte Snape augenverdrehend. „Wie soll ich die Bisse sonst heilen?“ „Ähm“, machte Harry nur unsicher und zog dann langsam den Pullover hoch, um die Wunden an seiner Seite freizugeben. Snape hatte Recht, was stellte er sich so an? Es war doch nichts anderes, als wenn Madam Pomfrey ihn behandelte. „Wie gut bist du in Heilzaubern?“, fragte der Slytherin, während er den anderen behandelte. „Was?“, fragte Harry. „Ähm... ich weiß nicht... ich kenne nicht sonderlich viele.“ „War ja klar“, murmelte Snape kaum hörbar. „Kennst du wenigstens Tergeo?“ „Ähm... schon gesehen, aber noch nicht ausprobiert.“ „Dann wirst du es jetzt lernen müssen“, murrte der Slytherin. „Man kann Heilzauber nicht auf sich selbst anwenden.“ Er sollte also Snape heilen. Okay. Oder zumindest die Wunden reinigen, wenn er nach Tergeo fragte. Trotzdem würde er dann nicht drumherum kommen, genau das gleiche zu tun, was der andere gerade tat. Und ob Harry die Wunden wirklich komplett heilen konnte, wagte er zu bezweifeln. Nachdem Snape ihm also gezeigt hatte, wie man die Bisse behandelte, zog Snape seinen rechten Ärmel hoch, da er einen Biss kurz unter dem Ellenbogen hatte. Harry war erfolgreicher, als er es sich zugetraut hätte, allerdings konnte er die Wunde nur so weit behandeln, dass sie nicht mehr blutete, während Snape seine fast hatte verschwinden lassen. Für die nächsten Wunden musste Snape seine Robe öffnen und Harry schluckte. Das war gerade etwas seltsam. Er versuchte, sich so normal wie immer zu verhalten und tat dann so, als wäre er zu hundert Prozent mit den Gedanken bei der Behandlung der Wunden. Auch diese konnte er nicht ganz verschwinden lassen, aber besser als nichts. Zuletzt nahm Harry sich das Ohr des Tränkemeisters vor, während dieser einfach nur ausdruckslos nach vorne sah. Eine Haarsträhne war blutgetränkt und klebte hinterm Ohr, sodass Harry nichts anderes übrig blieb, als sie wegzustreichen. Oh hoffentlich musste er das nie wieder machen. Endlich war der Gryffindor fertig und Snape tastete nach der Wunde. „Besser als nichts“, murmelte der Tränkemeister und machte sich dann an die Kreaturen. Etwas unschlüssig besah er sich diese, während Harry versuchte die letzten Minuten zu vergessen und dann überlegte, wie sie die Fledermäuse nun überhaupt zubereiten sollten. Mussten sie die Haut abziehen? Und was war mit den Organen? Besonders glücklich waren beide nicht über die kommende Aufgabe, doch Snape schnappte sich Harrys Messer und tat, was getan werden musste. Konzentriert saß er da, strich sich die Haare hinters Ohr, damit sie ihn nicht störten und zerlegte ohne Mitleid die Kreatur. Durch seine Vorerfahrung als Tränkemeister, hatte er bei den Organen keine großen Hemmungen, während Harry zeitweise so tat, als würde er Wache halten. Schneller als gedacht konnten sie die Tiere mit Hilfe des Zauberstabs garen. Vollkommen ausgehungert machten sie sich über das Essen her und Harry fand, dass es nicht so schlimm schmeckte wie angenommen. Lecker war zwar was anderes, aber es war auch nicht ungenießbar. Mit vollem Magen hatte sich ihre Laune ein wenig gebessert. Zum Rasten gingen sie ein Stück weiter den Tunnel entlang, da sie befürchteten, dass der Blutgeruch irgendetwas anlocken könnte. Dieses Mal übernahm Harry die erste Wache, während Snape sich schlafen legte. Bisher hatten sie sich doch gut geschlagen. Sie hatten es geschafft sich Wasser und Essen zu besorgen und hatten die ersten Angriffe von Kreaturen überstanden. Naja, halbwegs überstanden, denn langsam spürte Harry doch Schmerzen an den Stellen, wo er gebissen worden war. Anscheinend ließ die Betäubung nach und obwohl die Wunden geheilt waren, meldete sich der Schmerz wie ein Echo, das hoffentlich nicht lange anhalten würde. Doch dann trat ein neuer Schmerz auf, den Harry nur allzu gut kannte. Seine Hand schnellte zur Narbe hoch und er versuchte leise zu sein, während er Voldemorts Lachen in seinem Kopf hörte. Dann befand er sich im großen Saal, den er schon einmal gesehen hatte und vor ihm kniete ein Todesser. Voldemorts kaltes Lachen hallte durch den ganzen Raum. „Zwei Fliegen mit einer Klappe“, sprach er. „So müssen wir nur noch Jagd auf die kleine Levin machen. Jetzt, wo sie noch ein Familienmitglied verloren hat, kommt sie vielleicht sogar freiwillig zu mir.“ Wie durch einen Nebel drang Snapes verärgerte Stimme zu ihm durch: „Hast du denn wirklich gar nichts in Okklumentik gelernt?“ Harry war wieder bewusst im Labyrinth. Anscheinend war er doch nicht leise gewesen, denn Snape war erwacht, hatte sich leicht aufgerichtet und funkelte ihn verärgert an. „Wenn Voldemort sich so über etwas freut, ist es unmöglich abzuschalten“, verteidigte sich der Gryffindor. Während Harry seinen Gegenüber ansah, musste er an Levin denken und er bekam ein ungutes Gefühl. Er hatte bisher noch nicht daran gedacht, was ihr Verschwinden bei ihr ausgelöst hatte. Bei dem Gedanken daran, wie sie durchgedreht war, als ihr Sohn verletzt wurde... „Hat es wenigstens was gebracht?“, murrte der Slytherin. „Was?“, wurde Harry aus seinen Gedanken gerissen. Augenverdrehend antwortete Snape: „Irgendetwas informatives dabei?“ „Oh, ähm...“, zögerte Harry. „Er... er will sich nun... Professor Levin vornehmen. Beziehungsweise, er glaubt, dass sie von selbst zu ihm kommt.“ Eine kurze Stille trat ein, in der der Gryffindor den Blick des anderen nicht deuten konnte. Schließlich legte Snape sich wieder hin und sagte nur abschließend: „So dumm ist sie nicht.“ Harry runzelte die Stirn. Machte er sich denn gar keine Sorgen? Selbst Harry wusste, dass sie sehr emotional werden konnte. Nach einigen Minuten jedoch, wo Harry dachte, dass Snape schon schlief, setzte sich der Slytherin auf. „Ich übernehme erstmal die Wache“, murrte er und kommentarlos machte Harry sich lang. Also ließ es den Tränkemeister doch nicht kalt, wenn er schon nicht schlafen konnte. Nach einer Weile sah Harry nochmal auf. Snape sah Gedankenversunken auf einen Gegenstand, den er in seinen Händen drehte. „Ist das das Medaillon, das in der großen Halle gelandet war?“ „Nein“, murmelte Snape abwesend. „Es gibt zwei davon.“ Da der Slytherin keine Anstalten machte ausführlicher zu werden, fragte Harry weiter: „Was bedeutet es?“ „Das ist nur ein Familienerbstück“, wehrte Snape ab und steckte das Medaillon weg. „Du solltest endlich schlafen.“ Harry merkte, dass Snape sich wieder verschloss und gab auf. Es war sowieso erstaunlich wie offen er geworden war. Oder wirkte es nur so, weil sie rund um die Uhr zusammen waren?   Syndia stapfte durch die Gänge von Hogwarts Richtung Dumbledores Büro. Die Schüler, denen sie unterwegs begegnete, wichen ihr aus und trauten sich erst sie anzusehen, wenn sie an ihnen vorbei war. Seit offiziell verkündet worden war, dass Harry Potter und Severus Snape in einem alten Labyrinth gelandet waren und wohl nie wieder auftauchen würden, kassierten Syndia, Ron und Hermine ständig diese Blicke. Während die Gryffindors jedoch gemeinsam leiden konnten (und Neville und Ginny ihnen zur Seite standen), war Syndia nun mit ihrem Schmerz allein. Sie hatte schon überlegt ihren Sohn zurück nach Amerika zu schicken, damit er nicht zu viel mitbekam, doch Luca schlief noch viel zu unruhig, als das sie ihn hätte alleine lassen können. Als Lehrerin war sie nun nicht mehr eingesetzt, auch wenn Dumbledore sie darum bat den Unterricht zu übernehmen, wenn sie konnte, denn es war schon schwer genug für Severus' Stunden eine Vertretung zu organisieren. Beim Büro des Direktors angekommen, klopfte die Hexe und wurde hereingebeten. „Hallo Syndia“, begrüßte Dumbledore sie mit forschendem, aber freundlichem Blick. „Wie geht es Ihnen?“ „Könnten wir die Frage überspringen?“, antwortete Syndia emotionslos. Der freudige Ausdruck, der in ihren Augen in den letzten Wochen immer größer geworden war, war wieder vollkommen verschwunden und sie wirkte bald noch kühler als ihr Bruder. „Natürlich“, nickte der Direktor und kam zur Sache. „Was sind Ihre nächsten Anweisungen? Sollen Sie noch hier in Hogwarts verbleiben oder werden Sie woanders gebraucht?“ „Ich soll mich weiterhin an Voldemort heften“, erklärte sie ruhig. „Es ist mir überlassen, ob ich meine Nachforschungen in Amerika oder hier weiterführen möchte.“ „Und?“ „Ich halte es für besser, wenn ich hier direkt vor Ort mit meinem Team arbeite. Vielleicht finde ich sogar eine Möglichkeit Voldemort aufzuspüren.“ „Das Aufspüren wird nicht das Problem sein...“, murmelte Dumbledore und sah analytisch über seine Brille hinweg. „Es steht eher die Frage im Raum, was Sie tun wollen, wenn Sie ihn gefunden haben.“ Kurze Zeit rang Syndia mit sich, ehe sie antwortete: „Ich finde einen Weg ihn aufzuhalten.“ „Das wäre natürlich erfreulich, ich selbst suche schon seit 20 Jahren nach einem Weg. Aber ich habe die Befürchtung, dass Sie etwas zu kopflos an die Sache herangehen. Syndia, ich verstehe, warum Sie ihn unbedingt finden wollen. Doch wenn Sie ihm gegenüberstehen ohne einen handfesten Plan zu haben, setzen Sie damit nur unnötig Ihr Leben aufs Spiel.“ Nun konnte Syndia doch nicht mehr an sich halten und sagte mit unterdrückter Wut: „Sir, dieser Mann hat meinen Mann ins Koma versetzt, meinen Sohn gefoltert und meinen Bruder in ein unterirdisches Labyrinth gesteckt, wo er einen qualvollen Tod erleidet! Ich. Werde. Ihn. Suchen. Egal was das kostet.“ „Sie haben also die Hoffnung schon aufgegeben?“, fragte Dumbledore ruhig. Das brachte die Hexe aus dem Konzept. Ihre Augen weiteten sich und sie musste trocken schlucken. Der Schulleiter fuhr fort: „Sie glauben nicht, dass Severus und Harry das durchstehen? Wie sollen die beiden denn um ihr Leben kämpfen können, wenn es niemanden gibt, der an sie glaubt?“ „Ich glaube schon daran, dass die beiden sich gut schlagen werden“, murmelte Syndia mit belegter Stimme. „Aber ich bin auch realistisch. Keiner weiß, was sie dort erwartet und selbst wenn sie es durchstehen, ist nicht einmal sicher, ob sie den Ausgang finden und öffnen können.“ „Hoffnung ist etwas, ohne das die Menschen nicht leben können und ohne sie hätten sie viele dunkle Zeiten nicht überstanden“, sprach Dumbledore sanft und ging zum Fenster. „Es...“, sagte Syndia mit einem Kloß im Hals. „Es i-ist nicht so, dass ich Severus schon aufgegeben hätte. Das werde ich nie. Aber... ich wage es nicht... mir Hoffnungen zu machen ihn je wiederzusehen.“ „Selbst wenn er die Grotten nie verlassen sollte, denke ich nicht, dass Sie ihn nie wiedersehen werden“, sagte Dumledore und drehte sich sanft lächelnd zu Syndia um. „Der Tod bedeutet noch nicht das Ende von allem.“ Syndia schluckte und nickte leicht. „Nicht einmal Scrimgeour hat Harry und Severus für Tod erklärt. Sie sind erst drei Tage fort, also denke ich, dass es ihnen noch weitestgehend gut gehen wird“, erklärte der Direktor und ging zurück zu seinem Schreibtisch. „Doch um zum Thema zurückzukommen: Severus wird es nicht wollen, dass Sie auf diese Art und Weise Jagd auf Voldemort machen. Rache ist kein guter Antrieb.“ „Und was soll mich dann dazu bringen weiterzumachen?“, beschwerte die Hexe sich. „Die Familie ist mir sehr wichtig.“ „Und gerade deshalb sollten Sie auf sich aufpassen, damit Sie Ihren Sohn nicht alleine zurücklassen.“ Syndia öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch sie brachte keinen Ton heraus. Seufzend senkte sie den Blick. Lächelnd fuhr Dumbledore fort: „Sie haben noch nicht alles verloren. Bleiben Sie vorsichtig.“ „Ich habe nie behauptet alles verloren zu haben“, erwiderte Syndia leise und kühl. „Aber Sie erwarten von mir, dass ich tatenlos dabei zusehe, wie Voldemort Menschen quält, die ich liebe.“ „Ich sage nicht, dass Sie tatenlos bleiben sollen“, korrigierte Dumbledore sie ruhig. „Ich bitte Sie nur dabei nicht den Kopf zu verlieren.“ Nun erwiderte die Schwarzhaarige nichts mehr, sondern hatte den Blick abgewandt. „Vielleicht sollten Sie sich ein wenig ausruhen.“ Stumm nickte die Angesprochene, drehte sich um und verließ, ohne noch einmal zurückzublicken oder etwas zu sagen, das Büro.   Der Magen knurrte. Warum knurrte er, verdammt nochmal?! Er hatte nicht zu knurren. Harry wusste, dass ihre Mahlzeit schon wieder eine ganze Weile her war, aber dennoch dachte er sich, dass sein Körper zu verwöhnt war. Bei den Dursleys hatte er auch mal eine Woche lang nichts bekommen und er ist nicht dran gestorben. Ein Mensch konnte theoretisch sogar viel länger ohne Essen auskommen. Ächzend ließ Snape sich an der Wand nieder, offenbar mit der Absicht eine Pause zu machen und Harry gesellte sich nach kurzem Zögern zu ihm. Der Tränkemeister untersuchte einige Bisse, die Harry notdürftig geheilt hatte. „Schmerzt es noch?“, fragte der Gryffindor. „Schlechtes Gewissen, Potter?“ Einen kurzen Moment wurde der Grünäugige verärgert, doch dann murmelte er: „Ich könnte es nochmal versuchen.“ „Ich habe mich schon mit schlimmerem rumgeschlagen, ich überlebe das schon“, murrte Snape. Stumm nickend dachte Harry nach. Als Todesser hatte Snape sicherlich einiges wegstecken müssen. Doch... wann war er selbst eigentlich zu dem Schluss gekommen, dass Snape kein Todesser mehr war? Er hatte den Slytherin schon immer verdächtigt für die andere Seite zu kämpfen. Was also hatte seine Meinung geändert? Lag es an Levin? Musste es ja, anders konnte sich Harry das nicht erklären. Hatte sie ihm unbewusst weiß gemacht, wer Snape wirklich war? Vielleicht lag es auch daran, dass er von der Freundschaft zu seiner Mutter erfahren hatte. Oder an der Entführung von Luca, denn dort hätte Snape Levin verraten können. Verärgert schüttelte Harry den Kopf. Was hatte er schon wieder für komische Gedanken? Er hatte doch jetzt deutlich wichtigeres zu tun, als über so etwas nachzudenken. Schon bald zogen die beiden weiter, denn der Hunger trieb sie an. Nur ein kleines Stück weiter hörten sie plötzlich Getrappel. Vollkommen erstarrt blieben sie an der Wand stehen und starrten in die Dunkelheit vor sich. Es klang nach vielen Beinen, die sich sehr schnell bewegten... und sie waren groß. Offenbar wurden sie nun entdeckt, denn die Schritte verschnellerten sich und hinzu kam ein merkwürdiges Geklacker. Unter Strom stehend hielten Snape und Harry ihre Zauberstäbe bereit und warteten auf den Angriff. Als erstes erschienen lange, haarige Beine im Lichtkegel und schon bald waren große Zangen zu sehen. „Spinne!“, rief Harry und tatsächlich kam eine Acromantula zum Vorschein, die auf die beiden losging. Noch bevor Harry reagieren konnte, wurde er von einem der Beine an die Wand geknallt und schon hatte er die Zangen und Augen vor sich. Das Vieh war schneller als gedacht. Sein Denken schaltete aus. Er saß in der Falle und jeden Moment würden die Zangen nach ihm greifen. Während die Spinne auf ihn zuschoss, hob er instinktiv die Arme, doch dann schob sich etwas vor ihn. Was tat Snape denn da?! Schützend hatte er sich vor Harry gestellt und hielt die Spinne nun mit den bloßen Händen von sich fern. Das würde nicht ewig gut gehen. Da ihm nichts besseres einfiel, ließ Harry seinen Arm nach vorne schnellen und stach der Acromantula mit seinem Zauberstab ins Auge. Diese gab ein merkwürdiges Geräusch von sich und wich zurück, so dass die beiden sich von der Wand lösen konnten. „Von unten schocken! Zusammen!“, rief Snape Harry zu. „Das weiß ich!“, antwortete dieser verärgert. Beide bückten sich und schickten einen Stupor los und trafen die Acromantula am Bauch. Sofort kugelte die riesige Spinne sich ein und kippte zur Seite. Das war leicht gewesen, zumal Harry bereits beim Trimagischen Turnier eine solche Spinne zusammen mit Cedric besiegt hatte. „Potter, wenn ich Anweisungen gebe, dann nicht nur um zu klugscheißern!“, rief Snape verärgert und kam dichter zum Jüngeren. „Ach nein?“, zog Harry die Augenbrauen hoch und erhielt einen zornigen Blick. „Ich wusste das aber schon! Eine Acromantula habe ich schon mit Cedric besiegt. Sie brauchen nicht immer so zu tun als sei ich dumm!“ „Woher soll ich wissen, was Sie schon können und was nicht?!“, giftete Snape weiter. „Wir können uns schlecht während des Kampfes austauschen. Da ist ein kurzer Befehl doch wohl um einiges effektiver.“ Grimmig biss Harry sich auf die Zunge und starrte seinen Professor an, der ebenso zurück sah. Wie gerne hätte Harry ihm jetzt Beschimpfungen um die Ohren geschlagen, doch ihre Lage hier war zu heikel, als das sie sich streiten durften. „Können wir jetzt weiter?“, grummelte Snape und wandte sich wieder der Spinne zu, um sie nachdenklich zu mustern. Der Blick des Gryffindors ging zwischen dem Schwarzhaarigen und der Spinne hin und her. „Sie denken doch nicht etwa darüber nach das Ding zu essen?“, fragte Harry geschockt. „Wahrscheinlich ist der Panzer dafür zu dick“, murmelte der Slytherin, während er die Spinne weiter musterte und bekam so nicht mit, wie Harry der Mund aufklappte. „Also ich werde die garantiert nicht essen!“ Snape seufzte auf und sah zum anderen. „Also gut“, murmelte er und sie gingen weiter, die Acromantula zurücklassend. Erleichtert atmete Harry aus. „Links oder rechts?“, fragte der Tränkemeister sogleich, als sie nur wenige Meter später auf eine Kreuzung stießen. „Ähm... links?“ „Dann laufen wir Gefahr im Kreis zu laufen.“ „Warum fragen Sie mich erst, wenn Sie eh schon entschieden haben?“, beschwerte sich der Gryffindor. „Um dir die Illusion zu geben Mitspracherecht zu haben“, kam nur zurück. Langsam reichte es. Wütend holte Harry auf und funkelte den anderen an. „Wer hat gesagt, dass Sie immer Recht hätten? Niemand hat Sie hier zum Leader ernannt!“ Snape zischte zurück: „Ich lege mein Leben einfach nicht gerne in deine Hände.“ „Das kann ich genauso zurückgeben“, rief Harry. „Was haben wir denn hier?“, hörte Harry jemand zischend hinter sich sagen und verjagte sich tierisch. Sofort wirbelte er herum und stellte sich neben den Slytherin, ihren Streit nun vollkommen vergessend. „Was war das?“, murmelte Snape nun auch wieder konzentriert und lauschte. Zu sehen war noch nichts. „Naja, es gibt nicht viele Möglichkeiten, oder? Nicht alle Kreaturen können sprechen“, überlegte Harry und sah in die Dunkelheit. „Sprechen?“, sah ihn Snape verwirrt an. „Ich denke nicht, dass mein Gehör schon so gelitten hat, Potter. Das war eindeutig ein Zisch...“ Der Tränkemeister hielt inne, als ihm klar wurde, was das zu bedeuten hatte und auch Harry ging ein Licht auf. Wenn Snape nichts verstanden hatte, musste es eine Schlange sein. Wieder sah Harry in die Dunkelheit und bemühte sich, in Parsel zu rufen: „Wer ist da?“ „Sieh an, sieh an“, kam die Antwort und etwas sehr großes kam auf sie zugeglitten. Panisch riss Harry die Augen auf, als ihm bewusst wurde, was für eine Schlange er vor sich haben könnte. Sofort senkte er den Blick und packte Snape hektisch am Mantel. „Basilisk!“, rief er schnell und Snape wandte den Blick ab. In dem Moment war die Schlange zu sehen und Harry betrachtete den Boden knapp vor der Schlange, damit er wenigstens wusste wo sie war. „Es ist lange her, dass ich einen Menschen getroffen habe, der diese Sprache beherrscht“, berichtete die Schlange und schien vorerst nicht angreifen zu wollen. Allerdings klang sie auch nicht besonders freundlich und so zermarterte Harry sich das Hirn, was er sagen sollte, damit sie kein Schlangenfutter wurden. „Es gab also schon vorher Gefangene, die Parsel sprachen?“, versuchte er eine Unterhaltung in Gang zu bringen. „Nur selten. Bevor ich hierher gebracht wurde, habe ich allerdings mit einigen dieser Zauberer zu tun gehabt. Meine Rasse wurde gerne von der Familie Slytherin als Haustier gehalten, um Feinde abzuschrecken“, berichtete der Basilisk weiter, klang jedoch verärgert, was Harry gar nicht gefiel. 'Denk nach Harry', ermahnte sich der Gryffindor fieberhaft. „Du... Du lebst also schon länger als das Labyrinth existiert... Dann weißt du doch sicherlich... wo sich der Ausgang befindet.“ Die Schlange begann sich zu bewegen, was Harry nervös machte. Nicht so nervös jedoch wie Snape war. Immerhin lag ja nun, wie er es vorhin genannt hatte, 'sein Leben in Harrys Hand'. „Warum sollte ich es dir sagen?“, fragte die Schlange. „Ihr seid doch ohnehin ein gefundenes Fressen für mich. Ich habe so lange schon kein Menschenfleisch mehr gekostet.“ Der Gryffindor schluckte. 'Denk nach!' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)