After all these Years von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 7: Hoffnung und Licht ----------------------------- Die Party neigte sich allmählich dem Ende entgegen. Es war nur noch der harte Kern übrig. Mimi jammerte bereits seit einer halben Stunde, dass ihr die Füße weh taten, während Taichi alles dafür tat, seine Frau etwas zu besänftigen. Miyako schmollte immer noch, weil sie den Brautstrauß nicht gefangen hatte und Ken das nichts auszumachen schien. Und Kari? Sie saß gedankenverloren auf einem Stuhl und dachte an ihr Gespräch mit Takeru zurück. Sora setzte sich zu der Jüngeren an den Tisch und sah sie erwartungsvoll an, da sie bisher mit niemanden gesprochen hatte und die Braut endlich wissen wollte, ob es ein Kari und Takeru Come-back gab. „Und wie ist das Gespräch verlaufen?“, fragte sie daher neugierig nach. Kari sah unsicher zur Älteren und zuckte mit den Schultern. „Eigentlich gut, aber...“ „Aber was?“, fragte die Ältere nach. „Aber, ich hatte mir etwas Anderes verhofft.“ Sora nahm den Brautstrauß der auf dem Tisch lag und den Kari aufgefangen hatte und legte ihn ihr auf den Schoß. Ein leichtes Glitzern lag in ihren Augen, während sie ihn betrachtete und daran dachte, wie sie die Blumen ausgesucht hatte. Sie war froh über die Bedeutung der Blumen und dass ein ihr sehr wichtiger Mensch ihn gefangen hatte. Somit konnte er eine weitere Bedeutung haben. Sie hob den Blick und betrachtete wieder die Jüngere. „Das hat was zu bedeuten“, sprach sie ruhig. Irritiert sah die Braunhaarige zur Braut. „Ich bin ja nicht mal vergeben“, nuschelte die Jüngere. „Was nicht ist, kann ja noch werden“, versuchte Sora der Jüngeren erneut Mut zu machen. „Ich hab ihn ja irgendwie wieder, aber er hat auch nochmal deutlich betont, dass er jetzt in Amerika lebt und Verpflichtungen hat. Ich bin wohl einfach zu spät“, erwiderte Kari traurig und blickte zu Boden, Sora legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter. Doch die Jüngere dachte mit schmerzendem Herzen an das Gespräch mit dem Älteren. „Also das glaube ich wirklich nicht, ich schätze das Takeru auch erst mal das Gespräch verdauen muss. Es ist ziemlich viel passiert und sehr viel Zeit vergangen, aber eines kannst du mir glauben und das kann hier auch jeder andere bestätigen, man hat euch heute den ganzen Tag über angemerkt, dass da noch ganz viel zwischen euch beiden vorhanden ist. Euch verbindet etwas, etwas, dass man nicht beschreiben kann, etwas einmaliges und Besonderes und vor allem etwas Wunderschönes.“ Kari blickte vom Boden wieder auf und direkt in die Augen der Braut. Hatte Sora Recht? War da noch etwas zwischen ihnen? Freundschaft natürlich, aber vielleicht auch etwas Anderes? In ihren Kopf schlichen sich unterschiedliche Gedanken, die sie hoffen ließen. Sie würde es nur allzu gerne glauben wollen. So konnte sie auch nicht anders und lächelte die Ältere dankbar an und umarmte sie. „Vielleicht hast du ja recht“, sprach sie mit neuer Hoffnung in ihrem Herzen. Noch war er in Japan, noch hatte sie eine Chance und aufgeben kam überhaupt nicht in Frage. Takeru stand an der Bar, blickte auf sein Glas und dachte an Kari, an seine letzten Jahre und daran wie sehr sie ihm gefehlt hatte. Plötzlich spürte er einen kurzen Schmerz auf seiner rechten Schulter, er blickte sich um und erkannte seinen großen Bruder der seine Hand gerade von der Schulter nahm und ihn anlächelte. „Und?“, wollte er wissen. „Und was?“, fragte der Jüngere nach. „Wie war das Gespräch? Seid ihr zusammen, sag mir wenigstens, dass ihr euch geküsst habt, dann kann ich Tai zum Abschluss des Tages noch eins reinwürgen, das würde mich freuen.“ Takeru schüttelte ungläubig seinen Kopf, er dachte an seine einsamen Jahre ohne Kari zurück und alles was sein Bruder interessierte war wie er Tai den Tag noch endgültig versauen konnte. Das waren Freunde. Aber trotzdem war das hier eigentlich seine Angelegenheit und Matt ging das nur wenig an. Trotzdem war es gut, einen Bruder wie ihn zu haben. „Nein, sind wir nicht und nein, haben wir nicht“, antwortete der Jüngere. „Hmm...darf ich es anders erzählen?“ Matt konnte sich das Grinsen vor Vorfreude nicht verkneifen. In seinem Kopf schlich sich bereits die mögliche Reaktion seines besten Freundes. Doch das Kichern, das ihn überkam, verkniff er sich. Trotzdem betrachtete er den Jüngeren mit einem teuflischen Glitzern in den Augen. „Nein!“, brummte Takeru und sah seinen älteren Bruder genervt an. „Ist ja schon gut, aber du scheinst nicht besonders glücklich über den Ausgang des Gesprächs zu sein, wenn ich das anmerken darf?“ Matt akzeptierte die Antwort und sofort war er wieder der große Bruder, der er sonst war. Die Gedanken an Tai waren vergessen und er machte sich nun doch ernsthaft Sorgen um seinen kleinen Bruder. „Doch, eigentlich schon aber... ich weiß nicht, ich hätte mir irgendwie eine andere Reaktion gewünscht, vielleicht das ich merke... keine Ahnung, vielleicht, dass sie mehr kämpft...“ „Na ja, dass sie Jahrelang auf dich gewartet und dich nie vergessen hat, ist doch mal ein starker Hinweis oder etwa nicht?“ „Doch schon, aber...ich weiß nicht... was soll ich nur machen? Ich will nicht mehr ohne sie sein, nie wieder, aber...“ „Kleiner Bruder, lass dir von deinem älteren, weiseren, schlaueren, hübscheren, kreativeren...“ „Wie lange geht das noch so weiter?“, redete Takeru dazwischen und sah seinen Bruder wieder mal genervt an. „..und musikalischerem Bruder“, sprach Matt unbeirrt weiter und ließ sich von Takeru nicht aus dem Konzept bringen, „der im Übrigen seine Traumfrau heute geheiratet hat und man förmlich sieht wie glücklich ich sie jeden Tag mache...“ Wieder grinste er und war sich einmal mehr bewusst, wie glücklich er war und wie sehr er sich freute, jemanden wie Sora gefunden zu haben. „Mein Gott, komm zum Punkt“, jammerte Takeru und bekam langsam Kopfschmerzen vom Gerede seines Bruders. "… folgendes sagen: Bekomm deinen verdammten Arsch hoch und sag Kari, dass was du wirklich von ihr willst, bevor wieder vier Jahre ins Land ziehen und ihr euch auf keiner Ahnung welcher Hochzeit gegenübersteht, anstatt deine eigene zu feiern.“ Jetzt sah der Jüngere doch wieder zu seinem Bruder. Seine Hochzeit? Mit seiner Traumfrau? Kari... gab es doch noch ein Licht am Ende des Tunnels? Gab es doch noch eine gemeinsame Zukunft? Matt und Sora ließen die beiden Jüngeren erstmal wieder alleine, damit sie darüber nachdenken konnten, was sie als nächstes tun sollten. Die meisten Gäste waren weg und so langsam wollte auch das Hochzeitspaar die nächsten Stunden lieber zu zweit bestreiten. „Ja, ich komme ja schon“, brummte Tai und fuhr sich mit einer Hand über seine Stirn und massierte seine Schläfe. Er ging zu seinen besten Freunden um dem Brautpaar wenigstens noch darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie nicht mehr da waren, auch wenn das sicher auch so jeder durch die plötzliche Ruhe bemerken würde. „Wir verabschieden uns dann auch mal... Mimi ist... anstrengend... ich meine müde...“, erwiderte Tai hastig und ließ seinen Kopf hängen. Matt lachte auf. „Ich sag doch, das gibt heute nichts mehr.“ Tai rollte mit seinen Augen. „Ich kann dazu nur sagen, passt lieber auf...so eine schwangere ist... wirklich etwas... grausames... ich meine wunderschönes.“ Sora ignorierte Tais Worte und hielt nach Mimi Ausschau, doch da hörte sie sie auch schon. „Boa Taichi, wie lange brauchst du eigentlich um tschüss zu sagen? Du siehst sie doch eh morgen wieder. Meine Füße tun weh, mein Bauch tut weh, mein Rücken tut weh und du stehst hier und laberst nur herum“, beschwerte sie sich lautstark, kam derweil näher und hielt ebenfalls vorm Brautpaar an. „Tschuldige“, entgegnete Tai zynisch und behielt jegliches weitere Kommentar für sich. „Dann viel Spaß noch“, rief Matt den beiden hinterher, nachdem Mimi nach Tais Hand gegriffen, ihn mitgezogen und losmarschiert war. Richtig verabschiedet hatte sich Mimi jetzt nicht, aber gut das waren sie ja bereits gewöhnt. „Ich glaube die Geburt wird einer der beiden nicht überleben“, schlussfolgerte Sora, als auch sie den Beiden nachsah. „Ich wette auf Tai“, lachte Matt wieder drauf los. „Glaub ich auch“, kicherte die Rothaarige. Die letzten vier waren Matt, Sora, Takeru und Kari. „Also wir verschwinden jetzt mal. Ich weiß ja nicht was ihr noch so vor habt, aber die Bar hat jetzt geschlossen“, erklärte Matt und nahm Sora an der Hand um sie zu sich zu ziehen. „Ich wollte jetzt auch langsam nach Hause“, erklärte Kari verhalten. „Soll ich dich noch nach Hause bringen?“, fragte Takeru nach, während Kari noch darüber nachdachte, übernahm der Bräutigam wieder das Wort. „Das ist eine gute Idee, du solltest um diese Uhrzeit nicht mehr alleine unterwegs sein, also T.K ich verlasse mich darauf, dass du sie sicher nach Hause bringst.“ Er wuschelte ihm durch Haar und zwinkerte Kari kurz zu. Sora umarmte schnell Kari und Takeru und umgriff wieder Matts Hand, als auch die beiden im Fahrstuhl verschwanden, da sie die Nacht hier verbringen würden. Unsicher blickte Takeru zur Kari. „Können wir los?“, fragte er sie unsicher. Die Braunhaarige nickte und gemeinsam gingen sie los. „Es war eine wiklich schöne Hochzeit“, murmelte die Jüngere nach einiger Zeit, in der keiner der Beiden etwas gesagt hatte und sie stumm nebeneinander her liefen. „Ja, das fand ich auch“, erwiderte er zügig und wieder schwiegen sie und gingen weiter. „und kommst du morgen auch zum Brunch?“ fragte die junge Yagami nach, da sie das Schweigen als sehr unangenehm empfand. „Ich denke schon... und du?“ „Ja...“ „Gut..., dann sehen wir uns ja nochmal bevor ich zurück fliege.“ „Fliegst du morgen schon zurück?“, fragte Kari geschockt nach und blieb wie angewurzelt stehen. Sie dachte nicht, dass Takeru so schnell einen Rückflug gebucht hatte. Er drehte sich zu ihr um. „Übermorgen ja...“ „Okay“, murmelte die Brünette betroffen und nahm ihre Schritte wieder auf. In zwei Tagen wäre er schon wieder weg. Sie blickte traurig auf ihre Schuhe und versuchte nicht vor ihm in Tränen auszubrechen. Sie fülte sich gerade wie erschlagen, er durfte noch nicht wieder zurückfliegen. Es gab doch noch so viel zu klären. Sie kamen nach weiteren zehn Minuten an Karis Wohnblock an und immer noch lag die Fassungslosigkeit in Karis Gesicht. „Also dann bis morgen“, wollte sich Takeru verbschieden und umarmte die Brünette zügig. Mit klopfendem Herzen löste sich Kari von dem Blonden und sah ihn sehnsuchtsvoll an. „Bleib bei mir“, hauchte sie und sah ihn entschlossen an. „Ähm was?“, traute sich Takeru kaum zu fragen. Geschah gerade das, was vor ein paar Jahren schon mal passiert war und das Ende bedeutet hatte? „Komm mit mir nach oben, bleib bei mir...“ Takeru schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich glaube nicht, dass...“ Aber war es nicht das, was er eigentlich wollte? Er wollte doch, dass sie kämpfte, dass er sah wie wichtig er für sie war. Sie klammerte sich an seine Jacke und wollte nicht loslassen und verdammt... was dachte er eigentlich noch nach? Von einem inneren Gefühl getrieben presste er seine Lippen auf die der Jüngeren und küsste sie mit all der Liebe die er für das Mädchen empfand. Er wusste nicht wie viel Zeit verging, das spielte auch keine Rolle, er wollte nur mehr und er wollte das es niemals aufhörte. Hastig griff Kari nach ihrem Schlüssel und zog ihn aufgeregt aus ihrer Handtasche. Er fiel zu Boden als sie versuchte den Schlüssel ins Schlüsselloch zustecken. Takeru hob den Schlüssel schneller auf, als Kari es realisieren konnte und schloss die Haupttüre selber auf. Er drückte die Tür auf und zog Kari rückwärts rein, Sie steuerten auf den Fahrstuhl zu, während sie ihre Küsse nicht unterbrachen. Sie stiegen hinein. „Welches Stockwerk?“, fragte der Blonde schweratmend nach. „Siebter“, seufzte sie. Takeru drückte irgendwie die Etage 7 und gab sich wieder ganz der Braunhaarigen hin. Sie erreichten mit einem Pling die siebte Etage während sie die Fahrt nach oben benutzen um sich aus ihren Jacken zu befreien. Zügig eilten sie zur Wohnung der Yagami und öffneten auch diese wieder umständlicher als es ihnen lieb wäre. Auf dem Weg zum Sofa entkleideten sie sich immer mehr. Kari half Takeru aus der Krawatte, dem Hemd, der Hose, während der Blonde ihr das Kleid über den Kopf auszog. Sie erreichte die Sofalehne und ließ sich nach hinten fallen, während Takeru nicht lange darüber nachdachte und über sie stieg. Er lächelte sie liebevoll an, bevor er sie erneut küsste. Kari machte ein Hohlkreuz und war sich sicher noch nie in ihrem Leben das Gefühl zu haben einen anderen Menschen so zu begehren. Es dauerte nicht lange ehe die Beiden sich vereinten und den jeweils anderen ganz nah bei sich spürten. Es war nicht wie damals, als sie beide noch jung waren und nicht wussten was sie da eigentlich taten. Es war ihnen mehr als bewusst und sie machten gerade keine Erfahrungen um mitreden zu können. Nein, sie zeigten sich die Gefühle die sie tief in ihrem Herzen füreinander empfanden. Die sie verborgen und beschützt hielten und die jetzt mit aller Macht über sie hereinbrachen. Die Freundschaft, die Liebe, die Sehnsucht, das Verlangen. Kari zog den Blonden näher zu sich, sie wünschte dieser Moment würde nie enden und das er für immer bei ihr bleiben würde. Er konnte doch jetzt nicht mehr zurückfliegen. Takeru ließ sich ganz auf die Braunhaarige ein, auf das Mädchen das er in den letzten Jahren verzweifelt versucht hatte zu vergessen, was ihm jedoch nie gelang und spätestens nach dieser Nacht würde er es auch nicht mal mehr versuchen. Sie trieben sich gemeinsam zum Höhepunkt und in einem unglaublichen Rausch verblieben sie in ihrer Position, während Kari immer noch das Gefühl hatte, dass alles in ihr seinen Namen schrie und Takeru nicht mehr wusste wo oben und wo unten war. Alles drehte sich, war wie verschwommen, nur Kari sah er klar vor sich, soviel klarer als jemals zuvor. Es war die Hoffnung in ihrem Herzen und das Licht in ihren Träumen, dass sie einander nicht vergessen ließen und mit dem heutigen Tag zu einem neuen Anfang gefunden hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)