Blaue Augen bleiben blau von Yanthara ================================================================================ Kapitel 2: Deine Blauen Augen machen mich so sentimental -------------------------------------------------------- Magnus setzte sich wieder an den Tisch. Der junge Schattenjäger war immer noch etwas verwirrt, da er nicht mit so einer Reaktion gerechnet hatte. Um ehrlich zu sein, hatte er sich das schlimmste vorgestellt, also das der Hexenmeister ihn beleidigen würde und dann verschwinden würde. Oder so etwas in der Art. Auch wenn der Hexenmeister schon einige hundert Jahre alt war, war ihm noch nie jemand untergekommen der Transsexuell war, dem entsprechend war er neugierig. „Alexander?", der Angesprochene setzte sich langsam wieder und ordnete sich. „Ja?" „Kannst du mir mehr von dir erzählen? Also wie das alles ablief?" Neugierig musterte Magnus ihn. Alec nickte zögerlich. „Gern, aber das dauert eine Weile. Wollen wir lieber an einen anderen Ort gehen? Ich möchte nicht unbedingt dass es hier jemand mit bekommt. Es ist dann doch sehr privat." Der Hexenmeister lächelte. „Gern, lass uns nur noch austrinken. Und ich glaube der Kuchen möchte gegessen werden." Demonstrativ stach er mit der Gabel in sein Stück Kuchen. Alec seufzte, mit so einer gelassenen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Er trank einen Schluck Tee. „In der Nähe ist ein Park, da könne wir dann gern hin." Es war erstaunlich wie schnell der Tee leer und der Kuchen gegessen war. Magnus legte Geld auf den Tisch, dann half er Alec in die Jacke und gab ihn seine Krücken. Dann machten sie sich auf den Weg in den Park. Der Hexenmeister lief langsam neben Alec her, er hätte gern nach seiner Hand gegriffen, durch die Krücken ging das aber leider nicht. Die Beiden nahmen die erstbeste leere Parkbank, welche etwas abseits stand. Sie setzten sich hin und der Hexenmeister sah Alec an. Er nickte ihn aufmunternd zu. Der Schattenjäger seufzte, verunsichert fing er an am Saum seines Hemdes zu spielen. „Hast du auch genug Zeit?", fragte der Schattenjäger. „Für dich immer Alexander.", er lächelte ihn sanft an. „Was möchtest du den wissen?" „Das was du mir erzählen möchtest. Ich dränge dich zu nichts." Das tat gut zu hören. Normalerweise war Alec so Fragen wie: 'Wie heißt du mit richtigen Namen?' 'Hast du einen Penis?' gewohnt. Aber der Hexenmeister war anders, er ließ ihn freie Hand bei dem Thema. „Ich... ich mochte schon als kleines Kind den ganzen Mädchenkram nicht. Ich weiß auch nicht. Ich konnte damit einfach nichts anfangen. Ich mochte Puppen nie. Klingt typisch nach einem Kliche oder? Aber meine Kindheit war nicht so toll, also doch, ich hab auch schöne Erinnerungen. Aber es war vieles schwer, ich hab mich so unwohl in meinem Körper gefühlt, so unsicher was einige Dinge angeht. Es hat sich einfach so vieles falsch angefühlt-", meinte er bitter. Aber schon nach den ersten Sätzen war er Magnus gegenüber offener als den meisten Leuten. Der Hexenmeister gab ihn das Gefühl von Geborgenheit, auch wenn er hier nur neben ihn saß und auch wenn er ihn kaum kannte. „Ich glaube mit acht Jahren hatte ich meiner Mutter gesagt, dass ich lieber ein Junge wäre. Oh sie war gar nicht begeistert, sie war richtig sauer als ich es ihr gesagt habe. Sie meinte ich bilde mir das nur ein. Aber sie versuchte mir zu helfen, mich wieder hin zu biegen, wie sie es nannte, weil sie dachte es sei nur eine Phase, sie zwang mich dazu mich wie ein Mädchen zu verhalten, mich so zu kleiden. Mein Vater entfernte sich immer mehr von mir in der Zeit. Auch jetzt ist unser Verhältnis nicht das beste. Mit meiner Mutter ist es zwar besser geworden, aber es ist nicht mehr so wie es war als ich Klein war. Ja und Izzy, für sie hat sich nichts geändert. Aber der Rat. Na du weißt ja wie er mit Leuten umgeht die.... anders sind." Alec hielt kurz inne und Magnus legte sanft seine Hand auf die des Schattenjägers und strich zögerlich darüber. „Oh ja und wie ich weiß, wie der Rat ist. Nur zu gut." „Meine Mutter hat versucht es zu verheimlichen, sie sprach nie über ihr 'kaputtes' Kind, naja da kam es gerade recht, dass wir nach New York gekommen sind. Da waren wir weg vom Rat und meine Mutter konnte mir etwas mehr Freiheiten geben. Sie gab sich Mühe mich mit Alec anzusprechen. Irgendwann kam Hodge dann ins Institut. Er half mir am meisten. Er half mir, dass ich Hormone bekomme und auch bei so Dingen wie den Operationen. Also er hat mich nicht operiert, aber er half mir damit ich bei den Mundies weiter kam. Bei Schattenjägern gibt es ja so etwas nicht." Er seufzte. „Und naja, dann stand irgendwann Jace bei uns vor der Tür. Da war ich erst zwölf. Es war echt ein ungünstiger Zeitpunkt. Ich kam so langsam in die Pubertät und das war nicht gerade vom Vorteil. Mein Körper nahm langsam aber sicher weibliche Züge an. Hodge versuchte mit zu helfen, dass ich Blocker bekommen konnte, aber meine Mutter war dagegen. Und mir ging es immer schlechter. Beim Training mit Jace trieb ich mich an die Grenzen, um ihn in nichts nachzustehen und mich selbst zu bestrafen. Es war schwer das alles vor Jace zu verheimlichen. Nicht nur weil meine Stimme da noch sehr hoch war, auch weil ich trotz hartem Training arg hinter ihm zurück lag, was Kraft und alles anging. Das ist auch der Grund warum der Bogen meine Lieblingswaffe ist, weil dafür brauch ich nicht unbedingt Kraft. Ich hatte panische Angst das er heraus bekommen könnte, das ich nicht der Junge war für den er mich hielt! Ich trug beim Training immer weiter Sachen, oft auch lange Shirts, damit er nicht sah, dass ich langsam eine Oberweite bekam. Ich hatte irgendwann angefangen mich abzubinden, aber im Training war das nicht sehr förderlich, es schränkte mich ein, mir blieb die Luft weg. Und dann nach einem halben Jahr oder so, fragte er mich allen Ernstes, ob ich sein Parabatai werden wollte! Ich war so überrascht! Ich meine, ich hielt mich für sehr schlecht was meinen Trainingszustand anging. Und ich dachte auch, dass ich das nicht Wert bin. Ich hatte so viele Selbstzweifel und Angst. Aber Jace? Er nahm mich einfach so wie ich bin. Es tat so gut akzeptiert zu werden wie ich bin. Da meine Eltern nicht sooft da waren, fiel es Jace auch nicht so wirklich auf, dass mich viele noch als Mädchen sahen, weil unser Institut dann doch sehr wenig besucht wurde." Magnus hörte gebannt zu und lächelte liebevoll. „Ich denke jetzt stehst du kaum hinter Jace zurück was das Training angeht." „Naja er ist trotzdem besser. Aber das ist ok. Ich gebe lieber Rückendeckung und pass auf ihn und Izzy auf. Schließlich muss einer ja den kühlen Kopf bewahren. Die Beiden sind schon zwei Chaoten!" Alec grinste. „Aber ich mag sie trotzdem sehr gern." Er legte den Kopf in den Nacken und sah in den Himmel. „Mit 15 bekam ich dann zum ersten mal Hormone. Ich konnte es gar nicht erwarten. Ich kam endlich in den Stimmbruch, ich holte auch endlich beim Training auf. Es tat sich noch so einiges in der Zeit. Ich war so glücklich als ich die erste Spritze bekam! Auch wenn sie etwas weh tat. Na weh tat nicht direkt, es war ein komisches Gefühl. Man bekommt die ins Gesäß gespritzt und die hält dann circa drei Monate." „Musst du die immer nehmen? Also ein lebenlang?" Alec seufzte. „Theoretisch ja, ich produziere ja selbst nicht genug Testosteron. Also es ist so, ich könnte aufhören, wenn ich die gewünschten Veränderungen erzielt habe. Aber das wäre für den Körper nicht gut und ich will das auch nicht. Außerdem wurden mir die Eierstöcke und so entfernt. Ich produziere also nicht mehr in dem Maße eigene Hormone. Sie müssen also zugeführt werden. Naja das die Eierstöcke und die Gebärmutter entfernt wurden lag zum Teil auch mit am Rat. Sie haben gefordert dass ich zeugungsunfähig bin." Der Hexenmeister gab ein Geräusch der Empörung von sich. „Ernsthaft?", ungläubig schüttelte er den Kopf. „Ja, du weißt ja, alles was nicht der Norm entspricht sollte sich, laut Rat, besser nicht für Nachkommen sorgen." Alec sah zu Magnus und lächelte schief. „Na es musste ja auch so raus." Alec sah von Magnus, auf seinen linken Arm. „Die Ärzte können keinen Aufbau machen, wenn die Organe noch drin sind." Der Ältere sah ihn überrascht an und blinzelte. „Moment. Die Narbe am Arm... heißt das. Naja. Du hast einen Penis? Es tut mir leid, wenn ich so direkt frage. Aber ich wusste nicht dass das möglich ist." Etwas beschämt über seine Frage sah Magnus zur Seite. Der Schattenjäger musterte den Älteren eine Weile. Klar wusste er das diese Frage kommen würde und normalerweise reagierte er pampig. Aber bei Magnus? Hier war die Situation eine ganz andere. Alec konnte sehen wie sehr sich Magnus für die Frage schämte und das für ihn ernstes Interesse hinter der Frage lag, an ihn als Person und an der Transsexualität. Der Schattenjäger rückte noch etwas näher zu Magnus. „Ist schon ok. Glaub mir. Ich hab die Frage schon öfter gehört. Für die meisten spielt es nur eine Rolle ob und was man zwischen den Beinen hat." Magnus schluckte. „Ich wollte nicht so oberflächlich sein! Es tut mir leid.", meinte der Hexenmeister. Alec schenkte ihn ein Lächeln. „Nein, es ist alles ok. Es war nicht seine erste Frage. Und... du scheinst es ehrlich zu meinen. Und ja." Er atmete geräuschvoll aus. „Ja ich habe einen Penis. Endlich. Aber noch nicht so lange, es sind auch noch einige Operationen offen. Es kommt also noch etwas auf mich zu." „Wie darf ich mir das vorstellen? Also nur wenn du es mir erzählen möchtest, wenn nicht ist es auch ok." Alec lächelte. „Naja ich kann noch keine Erektion bekommen, da muss noch eine Pumpe eingesetzt werden. Und er muss quasi noch etwas aufgehübscht werden." Sein Lächeln wurde zu einen Grinsen als er Magnus Gesichtsausdruck sah. „Was ist Magnus? Du wolltest doch das ich ehrlich bin." „Ja schon, aber ich kann es mir trotzdem nicht vorstellen. Kannst du mir das vielleicht auf malen wie das mit der OP funktioniert beziehungsweise wie ich mir das vorstellen kann, oder einfach genau erklären?" „Gern, ich erkläre es kurz. Sonst wird das ein abendfüllendes Programm. Sie nehmen quasi vom linken Unterarm die Haut und formen daraus eine neue Harnröhre und den Penis. Stumpf gesagt nähen sie das dann an. Wenn es alles verheilt ist, setzen sie eine Pumpe ein, damit der Penis steif werden kann, dann kommen noch Hoden dazu und die Glans. Fertig.“ Der junge Schattenjäger konnte Magnus Blick nicht deuten. War er angeekelt? Konnte er damit nicht umgehen? Waren es zu viele Informationen für ihn? „Magnus? Ist alles ok bei dir?“ Der Hexenmeister nickte zögerlich, er streckte seine Hand aus, rieb seine Fingerspitzen aneinander, so dass sich blaue Funken bildeten. Dann strich er zögerlich mit seinen Fingerspitzen über die Narbe. Der Schattenjäger schaute ihm gebannt zu und war fasziniert von den blauen Funken. „Magnus? Was tust du?“ Der Angesprochene lächelte. „Ich versuche deine Narben zu heilen.“ Alec merkte wie Tränen in ihm aufstiegen, dann blinzelte er einige Male. Er war gerührt von Magnus Geste. Noch nie hatte er es erlebt, dass ihn jemand versuchte auf diese Art zu helfen. Bisher hatte auch noch nie jemand so Anteil genommen an seiner Vergangenheit. Leider veränderten sich die Narben am Arm nicht durch Magnus Magie und man konnte es den Hexenmeister ansehen, dass er enttäuscht war, dass seine Magie nicht helfen konnte. Selbst mit der Iratze konnte man diese Narben nicht verschwinden lassen. Aber Alec wollte sie auch nicht loswerden. Sie waren ein Teil von ihm, wie seine blauen Augen, wie seine Runen. „Magnus?“, Alec räusperte sich und löste seinen Blick von seinem Gegenüber. „Ich habe trotz allem das Gefühl, dass ich nicht gut genug bin. Für mich ist es schon schwer zu verstehen, warum du mich nach einem Date gefragt hast. Ich bin doch nichts besonderes und gerade mit der Vergangenheit. Wer möchte den so jemanden als Partner?" Magnus zog ihn in eine Umarmung. „Du bist so ein Dummkopf. Wie kann man den jemanden wie dich nicht mögen? Ich finde dich beeindruckend! Du hast so viel erreicht und durch gemacht. Und hast nicht aufgegeben." Magnus lächelte breit, dann zog er Alec noch ein Stück näher zu sich und drückte ihn einen Kuss auf die Lippen. Der junge Schattenjäger war zu überrumpelt um den Kuss zu erwidern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)