Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 44: Wenn nichts mehr bleibt ----------------------------------- Juni 05.06.2011 Taichi lief aufgeregt in seiner Wohnung auf und ab. Er kam einfach nicht zur Ruhe und hatte auch in der Nacht kein Auge zubekommen. Die ganze Zeit hatte er Träume gehabt. Träume aus seiner Kindheit, Träume aus viel glücklicheren Zeiten. Irgendwann gab er es auf weiter zu schlafen und lenkte sich mit dem Fernseher ab, aber auch das bracht nicht wirklich viel. Schließlich versuchte er es mit Sport. Noch immer waren seine Leistungen bei weitem nicht so gut wie sie sein könnten. Er war nicht mehr so schlecht wie zu Beginn des Jahres, was aber auch an zusätzlichen Trainingseinheiten lag. Es klingelte an der Türe. Taichi starrte zur Türe und dann zur Uhr. Es war zehn Uhr morgens, an einem Sonntag? Wer kam denn freiwillig zu dieser Stunde an seine Tür? „Was ist?“, knurrte er in die Gegensprechanlage. „Hi Tai, ich bins Kari.“ Taichi hielt kurz inne, doch ließ dann seine kleine Schwester in die Wohnung. „Was gibt es um diese Zeit?“, fragte er verwundert, als er sie an der Wohnungstür erblickte. „Na ja...“, murmelte Hikari und wusste nicht ganz, wie sie das Thema beginnen sollte. „Ist was passiert? Geht es dir nicht gut?“, fragte er gleich besorgt nach, als Hikari in seiner Wohnung angekommen war. Hikari sah ernst zu ihrem Bruder. „Du weißt schon welcher Tag morgen ist?“, fragte sie nach. Taichi hielt kurz inne, dann dämmerte es ihm. Morgen war der Geburtstag seines Vaters. „Ja… und?“ Taichi verstand nicht ganz, worauf seine Schwester hinaus wollte. Geld zusammenzulegen für ein gemeinsames Geschenk kam ihm ziemlich sinnlos vor. „Also Mama und ich haben uns überlegt dass wir in das Restaurant gehen. Du weißt schon wo Papa früher auch immer mit uns hingegangen ist.“ „Du meinst das Takezo?“, fragte Taichi nach. Er wusste genau, welches Restaurant seine Schwester meinte, da er selber auch immer gerne dorthin gegangen war und genau genommen seit drei Jahren nicht mehr dort war. Keiner von ihnen. Hikari nickte. „Ja, genau. Es ist der erste Geburtstag seit… und na ja… wir wollen ihn eben trotzdem irgendwie feiern. Wir würden uns freuen, wenn du mitkommst“, murmelte Hikari und sah zu ihrem Bruder auf. Er verzog die Augenbrauen. „Wieso? Ich meine seit er damals gegangen ist, haben wir diesen Tag aus dem Kalender gestrichen. Warum also jetzt etwas feiern, was wirklich nicht mehr da ist?“ Taichi war verwirrt, denn er verstand wirklich nicht, was sie davon hatten. „Wir wollen es eben. Ihm nochmal gedenken, ganz in Ruhe… weißt du? Es ging damals alles so schnell…. Irgendwie... und es ist ja nur ein Essen“, stotterte Hikari unsicher. Taichi zuckte mit seinen Schultern. „Ich weiß es noch nicht, ich überlege es mir okay?“ Hikari nickte „Okay, solltest du doch kommen wollen. Wir haben einen Tisch für sieben Uhr reserviert“, erwiderte die Jüngere und verabschiedete sich kurz darauf von ihrem Bruder. Taichi starrte noch eine Zeitlang die verschlossene Tür an, während das Gefühl in seiner Brust wieder schwerer wurde. 06.06.2011 „Happy Birthday to you, Marmelade im Schuh, Aprikose in der Hose, Happy Birthday to you“, trällerte der kleine Taichi fröhlich, während seine jüngere Schwester mit zittrigen Händen einen kleinen Geburtstagskuchen trug. „Oh, das ist aber lieb von euch“, erwiderte Susumo lächelnd. Er ging auf die Knie und näherte sich der einzelnen Kerze die schief auf dem trockenen Schokoladenkuchen stand. Der Kuchen war unterschiedlich hoch und der Schokoladensirup ungleichmäßig verteilt. „Habt ihr den etwa selbst gebacken?“, fragte Susumo amüsiert nach. Die kleine Hikari nickte stolz und Taichi versucht mit Mühe und Not die Kerze gerade zu rücken, aber es war gar nicht so einfach. „Du musst sie auspusten und dir was wünschen?“, sprach die kleine Hikari freudig. Susumo lachte, holte tief Luft, schloss seine Augen und pustete die Kerze aus. Taichi klatschte aufgeregt die Hände zusammen und sah seinen Vater erwartungsvoll an „Und was hast du dir gewünscht?“, wollte er gleich wissen. „Das darf er doch nicht sagen, sonst geht es nicht in Erfüllung!“, ermahnte ihn die kleine Hikari gleich. „Ich will es aber trotzdem wissen!“, entgegnete der kleine Taichi trotzig. Susumo lachte. „Ich verrate es euch, aber ihr dürft es nicht weiter sagen, okay?“ Taichi und Hikari nickten aufgeregt mit dem Kopf. „Genau das“, antwortete Susumo freudig. „Genau was?“, fragte der kleine Taichi verwirrt nach. „Das alles so bleibt wie es ist“, erklärte sein Vater mit einem Lächeln auf den Lippen. „Verstehe ich nicht, also ich hätte mir ein neues Fahrrad gewünscht“, sagte Taichi aufgeregt.“ „Oh… und ich eine neue Puppe“, kicherte Hikari. „Na… vielleicht bekommt ihr das ja zu eurem Geburtstag , aber jetzt lasst uns erstmal euren tollen Kuchen anschneiden, okay?“ „Jaaa“, gröllten Taichi und Hikari glücklich im Chor. Taichi erwachte aus seinem Traum. Zum dritten Mal innerhalb von nur einer Woche träumte er von einer vergangenen Kindheitserinnerung. Irritiert griff er in seine Mähne. Was war das nur immer? Und warum wurden diese Träume immer mehr? Er sah auf die Uhr. Ein neuer Tag. Heute war sein Geburtstag. Taichi nahm seine Flasche Wasser, die auf seinem Nachttisch stand und trank ein paar Schlucke. Er stellte die Flasche zurück und legte sich wieder hin. Er starrte an die dunkle Decke, versuchte in den Schlaf zurückzufinden, doch es gelang ihm zum wiederholten Male nicht. Er dachte an das Gespräch mit seiner Schwester zurück. Sollte er zum Abendessen in dem Restaurant gehen? – Mit gesenktem Kopf und die Hände in den Hosentaschen vergraben, machte Tai sich langsam auf den Weg zum Restaurant. Er war spät dran und wusste gar nicht so recht, was er hier eigentlich machte und auch nicht, ob es ihn irgendwie weiter bringen sollte, aber es war ja nur ein Essen mit seiner Familie, schaden konnte es ihm auch nicht. Er öffnete die Türe des Restaurants und staunte nicht schlecht als Taichi den Tisch ausmachte, den sie immer hatten, wenn Susumo sie zum Essen eingeladen hatte. Es war immer schon sein Lieblingsrestaurant gewesen und auch der Brünette war immer gerne hier gewesen. Sie hatten hier viele schöne Abende verbracht. Vielleicht war das der Grund, weshalb Taichi danach nie wieder hier war. Takeru stupste Hikari mit seinem Ellenbogen an, deutete zur Eingangstür und Hikari folgte dem Blick des Blonden. „Tai?“, rief die junge Yagami freudig und winkte ihm zu. Taichi lächelte unsicher und nahm neben seiner Mutter Platz. „Hi Leute, ich weiß ich bin zu spät“, murmelte er entschuldigend. Yuuko lächelte abwinkend. „Ist doch nicht schlimm, setzt dich. Schön, dass du es geschafft hast“, erwiderte sie. Taichi saß gegenüber von Takeru, der neben Hikari saß, diese seiner Mutter gegenüber. „Habt ihr schon bestellt?“, fragte er nach. „Ja, aber erst vor fünf Minuten“, erwiderte Hikari. Der Kellner reichte Taichi eine Karte. Er bestellte sich eine typische japanische Nudelsuppe mit Hühnerbrühe und Ramen. Eigentlich brauchte er dafür nicht mal in die Karte zu sehen, da er das immer bestellt hatte, wenn er hier gewesen war, aber er wollte auch nicht unhöflich sein. „Schon seltsam, der erste Geburtstag an dem er nicht mehr wirklich mit uns feiern kann, aber dennoch habe ich das Gefühl, dass er uns niemals ganz verlassen hat und dieser Gedanke hilft mir manchmal wirklich sehr“, lächelte Yuuko herzlich. „Ja, das geht mir auch oft so. Letzte Woche war ich vor meinem Auftritt unheimlich nervös. Ich habe die Augen fest verschlossen und als ich sie geöffnet habe, sind durch ein paar Fensterscheiben einige Sonnenstrahlen auf die Bühne getroffen und dann musste ich einfach lächeln. Ich war auf einmal gar nicht mehr nervös“, erzählte Hikari stolz. Sie hatte das Gefühl, als wäre ihr Vater da gewesen und hätte ihr Mut gemacht. „Und du hast wirklich unheimlich schön getanzt“, erzählte Takeru weiter und lächelte seine Freundin breit an. „Ach was, so toll war das auch nicht“, winkte die Jüngere verlegen ab. „Oh doch, du warst mit Abstand die Beste.“ Hikari kicherte. „Ich hatte einen Solotanz, da ist das nicht so schwer“, klärte sie ihren Freund auf und stupste mit ihrem Finger gegen seine Stirn. „Ja schon, aber davor und danach sind noch andere aufgetreten und du warst trotzdem die Beste“, fügte er stolz hinzu. Die Brünette rollte mit dem Augen, schenkte dem Blonden aber dennoch ein verliebtes Lächeln. „Du hast auch besonders toll gespielt an diesem Tag...“ „Ha… aber ich spiel immer ganz besonders toll“, prahlte Takeru da schon, was zu einem lautem Lachen der Jüngeren folgte. „Ach, ich freue mich schon auf den Tag an dem ihr Beide mal heiratet“, grinste Yuuko verschwörerisch. Hikari schenkte ihrer Mutter einen -Bist du denn wahnsinnig, so etwas in Gegenwart meines Freundes zu sagen -Blick. Der Basketballspieler zuckte jedoch nur unbeeindruckt mit den Schultern und ergänzte. „Ich mich auch.“ Die Brünette lächelte ihn erneut zuckersüß an. „Was? Wirklich?“ Takeru nickte. „Ja, aber natürlich. Du bist meine große Liebe Kari und das und dich werde ich niemals aufgeben.“ Die Jüngere sah überglücklich zu ihrem Keru. Wie immer wurde ihr klar, wie viel Glück sie mit ihrem Freund hatte. Taichi hatte die gesamte Zeit seine Familie nur stumm beobachtet. Er freute sich für seine kleine Schwester, wenn es jemand verdient hatte, dann ganz klar sie, aber er musste auch zugeben, dass ihm flau im Magen wurde, als er Zeuge dieses Glücks sein durfte. Damals, vor genau einem Jahr, fing das mit Mimi an. Anfang Juni kam sie für drei Monate zurück aus Amerika, Ende des Monats kamen sie zusammen und was war jetzt? Niemals hätte er erwartet, dass sie auseinander gehen und dass es so ein Ende nehmen würde. Niemals. Er konnte gar nicht sagen, wie sehr sie ihm fehlte. Ihre fröhliche Art, mit der sie alles und jeden anstecken konnte. Ihren Humor und wie sie gemeinsam Spaß hatten und lachen konnten. Ihre Zärtlichkeit und… daran durfte er gar nicht erst denken. „Tai, ist alles in Ordnung?“ Überrascht sah der Brünette zu seiner Mutter und nickte gedankenverloren. „Wir sind ja jetzt fertig. Ich bin ziemlich erledigt und würde mich ganz gerne schon verabschieden, wenn das ok ist.“ „Natürlich, kein Problem“, erwiderte Yuuko. Tai wollte nach seinem Portmonee suchen, doch seine Mutter winkte ab. „Nein, Tai. Ich wollte dass du kommst, du bist eingeladen...“ „Aber ich...“ „Nein, wirklich und jetzt geh!“ Yuuko ließ keinen Widerspruch zu und Taichi nickte resigniert mit dem Kopf. „Okay… wünsche euch noch einen schönen Abend.“ 22.06.2011 Betrunken versuchte Taichi die Tür des nächsten Clubs aufzustoßen, doch wurde vom Türsteher aufgehalten. „Was soll das denn werden?“, fragte dieser unbeeindruckt nach. „Isch will da jetzt… hicks… rein...“, lallte der Sportstudent. „Glaube ich eher nicht. Du bist total hinüber, geh nach Hause!“ „Du hascht mit gar nüx zu… zu… Isch will jetzt da… da...zu sagen...“ „Nein, Betrunkene haben keinen Zutritt!“, wurde der Türsteher ernster in seinem Ton. „Isch bin ja gar nicht… betrun...ken...“ „Doch, deine undeutliche Aussprache wäre schon ein eindeutiges Indiz, aber deine Fahne reicht von hier bis nach Osaka… geh nach Hause!“ Der Türsteher schlug die Arme vor seiner Brust zusammen und legte seine Stirn in Falten. „Hau ab! Jungs wie du machen nur Ärger!“ „Tzz...“ zischte Taichi zurück und drehte sich langsam um. „So ein dämlicher...“ Weiter kam der Yagami jedoch nicht, denn er verlor sein Gleichgewicht und landete mit seinem Hintern auf dem Bordstein. „Schlaf deinen Rausch aus, Junge.“ Etwas unbeweglich versuchte Tai aufzustehen, verlor aber immer wieder sein Gleichgewicht. Er stand für zirka drei Sekunden und machte dann schon wieder mit dem Asphalt Bekannschaft. Egal wie sehr er sich bemühte, er schaffte es einfach nicht aufzustehen. -- Lachend lief Hikari neben Takeru her. Sie hielten sich an den Armen und kamen gerade aus der Spätvorstellung des neuesten The Fast and the Furious Film. „Nur damit das klar ist, du wirst niemals solche Autos fahren und an solchen Rennen teilnehmen.“, kicherte die Jüngere, während sie sich enger an die Brust ihres Freundes schmiegte. „Hatte ich jetzt eigentlich nicht vor, allerdings wenn du dann mein spezielles Boxenluder wärst, würde ich mir das nochmal überlegen… Ich glaube...“, „Oh mein Gott, ist das Tai?“, kreischte Kari auf einmal los und zog an Takerus Jacke. Der Blonde folgte ihrem Zeigefinger und erkannte einen brünetten, jungen Mann, der betrunken auf der Straße lag. Ein paar Leute standen um ihn herum, manche traten leicht nach ihm um zu gucken, ob er noch atmete, aber sonst unternahm keiner etwas. „Scheiße, das ist Tai...“ Kari lief augenblicklich los und Takeru folgte ihr. „Macht sofort Platz! Tai?“ Kari hockte sich neben ihrem Bruder und rüttelte an seiner Schulter. „Lass...“, nuschelte ein betrunkener Tai. Takeru drehte Taichi um und stütze ihn etwas, damit dieser aufrecht sitzen konnte. Tais Oberkörper schwankte unruhig und Kari verzog angewidert ihr Gesicht. „Hat er einen Schnapsladen überfallen?“, fragte sie überfordert nach. „Keine Ahnung, er ist wirklich schwer. Wir müssen ihn erst mal hier weg bringen“, erwiderte Takeru. Hikari nickte besorgt und Tränen traten in ihre Augen. „Keine Sorge, Hika. Er ist nur betrunken, er wird schon wieder...“ Die Brünette nickte nur mit dem Kopf. Ja, nur betrunken, aber das war er in der letzten Zeit sehr oft. Kari wollte ein Taxi rufen, doch als diese Tai sahen, fuhren sie einfach weiter. „Das darf doch nicht wahr sein...“, ärgerte sich die junge Yagami, bereits zum dritten Mal. „Das bringt alles nichts, sowie Tai drauf ist, wird ihn keiner mitnehmen.“ „Und was jetzt? Wir können ihn doch nicht tragen...“, seufzte die Jüngere und versuchte immer wieder mit kleinen Klapsen Tais aufzuwecken, aber mittlerweile war dieser eingeschlafen. „Wir rufen Joe. Er hat einen Führerschein und wenn uns einer helfen kann, dann ist das Joe.“ Kari nickte gleich und suchte nach ihrem Handy. Schließlich fand sie Joes Nummer und rief ihn gleich an. „Hallo?“, murmelte dieser schlaftrunken. „Joe? hier ist Kari. Tai liegt hier in Shibuya betrunken auf der Straße. Er ist so gut wie eingeschlafen, wir bekommen ihn hier nicht weg und kein Taxi will ihn mitnehmen… bitte, kannst du uns helfen?“ „Natürlich, schickt mit euren genauen Standpunkt zu, ich bin gleich bei euch...“ – „Kari? T.K.?“ Die beiden Schüler drehten ihren Oberkörper und sahen wie Joe aus dem Fenster zu ihnen winkte. „Gott sei Dank!“ Erleichtert atmete Kari aus, als sie den Medizinstudenten sah. Saori saß neben ihm auf dem Beifahrersitz. Zu zweit stiegen sie aus und musterten den Brünetten. „Ist er ansprechbar?“, fragte der Brillenträger nach. „Na ja, gelegentlich kommt etwas unmissverständliches heraus und dann driftet er wieder ab.“ „Okay… T.K komme mal hier rüber...“ Der Basketballspieler gehorchte und ging auf die andere Seite von Tai. Zu zweit trugen sie den Yagami auf dem Rücksitz des Wagens. Kari setzte sich ebenfalls nach hinten und hielt Tais Kopf auf ihrem Schoß. Takeru setzte sich zu Saori nach vorne und vorsichtig fuhr Joe los. Sie kamen nach zwanzig Minuten in Tais Wohnung an. Kari hatte zum Glück immer einen Ersatzschlüssel an ihrem Schlüsselbund und schloss die Türe von Tais Wohnung auf. Mit aller Kraft legten Takeru und Joe den Braunhaarigen auf seinem Sofa ab. Joe sprach Tai immer wieder an und allmählich antwortete dieser wieder. „D-dieser blöder Pisser...“, nuschelte der Yagami und drehte sich mit seinem Oberkörper um. „Wer?“, fragte Takeru verwirrt nach. Der Brillenträger winkte ab. „Ach, der weiß doch gar nicht was er sagt.“ „Was machst du da?“, fragte die junge Yagami nach, als sie sah dass Joe und Saori in einem kleinen Arztkoffer wühlten. „Ich habe mir sowas...“ Joe deutete auf den Betrunkenen. „schon gedacht und vorgesorgt...“ Der Medizinstudent zog Einmalhandschuhe, eine Desinfektionsflasche und sterile Wattetupfer heraus und begann sich die Hände zu desinfizieren und die Handschuhe überzuziehen, während Saori damit beschäftigt war, den Infusionsschlauch mit dem Infusionsbeutel zu befästigen. „Und was ist da drinnen?“, fragte Kari nach und deutete auf den Infusionsbeutel. „Nur normale Kochsalzlösung, dass hilft um den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt des Körpers wieder anzukurbeln“, erklärte Saori sachlich. „Da Alkohol durch vermehrte Urinausscheidung dem Körper Wasser entzieht, gibt es immer so einen schönen Kater am nächsten Morgen, weil Flüssigkeit im Körper fehlt. Man könnte ihm theoretisch auch ganz viel Wasser anbieten, aber ich bezweifle das Tai gerade Wasser aufnehmen kann, daher ist so eine Infusion einfacher“, ergänzte Joe die Aussagen seiner Freundin. Kari lächelte Joe dankbar an. „Ach, du denkt immer so toll mit, Joe.“ „Ihr seid ein echt tolles Team“, nickte auch Takeru anerkennend. „Ja, stimmt. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr zwei Mal eine Praxis aufmacht oder so“, lächelte die Brünette. Joe und Saori sahen sich kurz an, lächelte und winkten dann ab. „Wir müssen ja erst einmal all unsere Prüfungen bestehen und unseren Doktor machen, das dauert noch.“ „Sowie ich das sehe, seid ihr schon verdammt gut“, lobte Takeru die beiden Medizinstudenten. Diese beendeten gerade die Arbeit und versuchten Tai wieder anzusprechen. -- 23.06.2011 „Wo bin ich?“, fragte Taichi rau nach. „Bei dir zu Hause“, zischte eine helle Stimme, die gerade einen Waschlappen auf Tais Stirn wechselte. „Okay...“ „Du weißt gar nicht, wie du nach Hause gekommen bist, oder?“, fragte die Brünette bei ihrem Bruder verärgert nach. „Nein, aber du wirst es mir sicher gleich sagen...“, nuschelte der Yagami. „Du lagst fertig und komplett hinüber vor einem Club auf der Straße“, entgegnete Kari. „Weil der Pisser von Türsteher mich nicht in den Club lassen wollte“, rechtfertigte sich Tai. „War ja auch richtig so.“ „Ach… ich habe nur kurz den Überblick verloren...“ „Kurz?“ „Ja...“ „Tai, Joe und Saori waren hier, falls du dich wunderst warum eine Nadel in deinem Unterarm steckt. Sie haben dir eine Infusion gegeben und nur deshalb geht es dir jetzt einigermaßen, sonst würdest du immer noch auf der Straße liegen. Das geht so nicht weiter.“ „Kari...“ „Nein, warum hast du dich diesmal so aus dem Leben geschossen?“ Tai musste nicht lange darüber nachdenken. Gestern hätten er und Mimi Jahrestag gehabt, wenn er nicht so dämlich gewesen wäre und den größten Fehler seines Lebens begangen hätte. „Sie ist weg und ich habe es vermasselt...“, murmelte Tai niedergeschlagen. „Mimi?“ „Ja, wer denn sonst?“, zischte der Ältere. Kari boxte ihren Bruder gegen die Schulter. „Sei lieb, du hast heute schon genug Unsinn gebaut.“ „Warum rufst du sie nicht mal an oder schreibst ihr?“ „Das geht nicht...“ „Warum?“ „Weil es eben nicht geht… Ich habe sie weggeschickt, ich habe sie gehen lassen. Ich kann jetzt nicht einfach anrufen und sagen; Hey Mimi, wie gehts denn so? und ach weißt du eigentlich vermisse ich dich doch, sollen wir es nicht nochmals versuchen?“ „Na ja, ganz so dumm musst du dich ja nicht anstellen...“ „Kari, es tut mir leid, dass ich mich heute so benommen habe, wirklich. Ich werde dafür sorgen, dass es in diesem Ausmaß nicht mehr vorkommt, aber… halte dich da bitte raus. Ich muss jetzt damit leben und versuchen klar zu kommen. Ich muss nur über sie hinweg kommen.“ „Na dann… viel Glück dabei...“, zischte Kari und schüttelte ihren Kopf. „Auch wenn ich nicht glaube, dass das der richtige Weg für dich ist… Du könntest doch...“ „Kari...“, unterbrach Tai sie scharf. „Dann bleib doch unglücklich...“, zischte sie und stand vom Sofa auf. „Geht es dir besser?“ Tai nickte. „Gut, dann gehe ich jetzt.“ „Kari?“, Die Jüngere, die gerade an der Türe angekommen war, sah zurück zu ihrem Bruder. „Danke.“ „Ruhe dich aus, Tai und mache das nicht noch mal.“ Mit diesen Worten verschwand Kari aus der Wohnung und Tai legte sich zurück auf das Sora. Er schloss die Augen und versuchte zu schlafen, während seine Gedanken an vor über einem Jahr zurückgingen. Wie er für Mimi die Schnitzeljagd organisiert hatte und wie sie danach ihre erste gemeinsame Nacht verbracht hatten. Wie sie zusammen kamen und glücklich waren. Damals, in der Zeit vor einem Jahr. Könnte er die Zeit doch nochmal zurückdrehen. Er würde so viele Dinge anders machen, aber wieder einmal wurde dem Yagami schmerzlich bewusst, dass man die Zeit nicht zurückdrehen konnte. Die Zeit nahm ihrem Lauf, unaufhörlich schritt sie immer weiter voran und es gab nichts was man tun konnte um vergangene Fehler wieder gut zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)