Status Quo von xCxJx ================================================================================ Prolog: -------- Ich stehe in meinem Wohnzimmer. In meinem Haus. Bin in der Blütezeit meiner Jahre.   Jung, wohlhabend, populär, single, sehr attraktiv und dennoch genieße ich es alles andere als in vollen Zügen. Weil ich einen Blick auf ein anderes Leben, mein Leben, geworfen habe. Weil ich mich in dieses andere Leben verliebt habe. Und weil dieses andere Leben nicht existiert.   Wer hätte gedacht, dass diese verbotene Frucht mich so sehr verändern würde? Und was würde ich darum geben, es ungeschehen zu machen? Ja, was nur? Oder will ich diese bittersüße Erinnerung gar nicht missen, die in mir den Funken der Hoffnung nährt?   Ich werfe einen flüchtigen Blick auf dich, du, der Teil dieses anderen Lebens bist. Aber in Momenten wie diesen, in denen ich mir dieses andere Leben mehr als alles andere wünsche, kann ich dein Gesicht kaum ertragen. Denn es macht mir unmissverständlich klar, dass Hoffnung haarsträubend und unbegründet ist. Mit einem Ruck drehe ich mich herum und sehe aus dem Fenster.   Draußen ist es kalt und dunkel. Es herrscht der Winter und der Schnee hat die Welt in ein zauberhaftes, funkelndes Etwas verwandelt. Man kann die Straße selbst kaum erkennen, auf welcher der frisch fallende Schnee von den Straßenlaternen in ein gelbliches Licht getaucht wird. In dem einen oder anderen Vorgarten erblicke ich einen kleinen Schneemann. Eine kleine getigerte Katze hält sich in meinem Vorgarten auf und versucht die herabfallenden Flocken mit ihren Tatzen und Zähnen zu schnappen. Am Rande meines Blickfeldes erregt etwas meine Aufmerksamkeit. Langsam fährt ein dunkles Auto die Straße entlang, auf dessen Dach sich der Schnee wenige Zentimeter hoch gesammelt hat. Sanft rieselt er vom Dach herunter und fliegt in faszinierenden Schneewehen hinterher. Ein paar Häuser weiter, auf der anderen Straßenseite, hält es an. Ein Mann steigt aus, der glücklich lachend über das Dach seines Autos zur Beifahrerseite sieht. Im selben Moment steigt eine blonde Frau aus dem Wagen. Sie wirft ihr langes, lockiges Haar zur Seite und strahlt ihn an. Man kann regelrecht die rosarote Luft zwischen ihnen packen, so sehr strahlen sie das Liebesglück heraus. Bei dem von nur vor Glückseligkeit triefenden Anblick könnte ich... Innerlich fühle ich einen Hass auf das mir unbekannte Pärchen aufsteigen. Dieses Glück, diese Freude, die nur so von ihren Gesichtern, ihrem Lächeln und ihren Bewegungen fließt. Ich wünschte, das Auto würde augenblicklich in die Luft fliegen. Der Mann, der beinahe schon freudig durch die Luft springt, umrundet das Auto und streckt seinem Blödchen die Hand hin. Als ob eine richtige Frau auf einen Jungen wie den stehen würde, denke ich. Andererseits himmelt sie ihn an, als sei er der Weihnachtsmann. Nun denn, wer keine Ansprüche hat, braucht auch keine zu erwarten. Sie ergreift seine Hand und die Beiden verschwinden endlich in dem Haus, dessen Fenster auf der Innenseite mit verschiedenen Lichterketten geschmückt sind. Eine Lichterkette leuchtet ständig auf. Sie macht mich ohnehin jeden Abend rasend, aber in meiner momentanen Gemütsstimmung war dieses unerbittliche Blinken wie Öl ins Feuer gießen. Genauso wie das leuchtende „Merry Christmas“, das alle paar Sekunden die Farbe wechselt und munter vor sich hin blinkt. Es juckt mich so sehr in den Fingern, das Teil abzureißen und in den Schnee zu stampfen.   „Weihnachten, pah!“, sage ich laut und lasse den Vorhang zurück vors Fenster fallen. Durch ihn hindurch sehe ich dein Spiegelbild jedoch nur noch ganz undeutlich. Voller Erinnerung an damals betrachte ich es.   „Lass mich dir etwas erzählen“, sage ich ganz leise und drehe mich herum. „Eine Geschichte über mich. Über mich und dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)