Die Zahnräder von London von DameEvieFrye ================================================================================ Kapitel 14: Ring frei! (Jacobs Sicht) ------------------------------------- Ich lag auf den Bett, in der Wohnung, und strich mir über die Fingerknöchel. Über die kleinen Schrammen und Kerben, die Narben. Gott sahen die aus! Langsam schloss ich die Augen und dachte an früher. An den Regen und an die kleine Gasse. Damals gab es nur Evie und mich... "Hier Evie", wisperte ich und zupfte etwas Brot von dem Leib ab. Meine Schwester nahm es und robbte etwas enger zu mir.Sie froh wie ich auch. Schon wieder regnete es und schon wieder saßen wir zittern und kauernd hier in dem Pappkarton in der kleinen Gasse, zwischen Müll und anderem Unrat. Es war spät. Die Laternen gingen schon an. Ich musste los. "Ich muss noch mal weg", wisperte ich zu ihr und und erhob mich. "Wohin?" "Ich...", fing ich an und schüttet den Kopf, "der Supermarkt schmeißt doch immer so viel Essen weg. Viellicht finde ich was brauchbares noch und ich beeile mich Evie." Ohne noch weiter zu diskutieren rannte ich los. Ich wusste selbst, das es eine Lüge war und meine Schwester auch. Heute war Samstag.. Samstag war der Tag, an dem die Straßenkämpfe stand fanden. Eine Möglichkeit hier in London auf der Straße Geld zu verdienen, Geld was wir dringend brauchten. Einmal satt sein...das wäre was. Evie war schon wieder Krank, oder immer noch. Es machte mich verrückt, sie so leiden zu sehen, doch es gab mir auch meinen eisernen Willen. Den Willen immer weiter zu machen, egal wie schlecht es aussah. Ich musste stark sein, auch wenn die blauen Flecken von letzte Woche noch zu sehen war und die Rippe unglaublich weh tat. Ich schätze, dass sie angebrochen war, doch das war alles egal. Für Evie würde ich noch so manchen Schlag einstecken. Schon bald erstreckte sich ein altes baufälliges Gebäude vor mir. Die Türen waren zugenagelt, aber es gab genug andere Öffnungen zum hinein schleichen. Man musste nur wissen wie. Ich schätze, dass das Gebäude eine alte Fabrik war. Hier wurden wohl im neunzehnten Jahrhundert, zur Zeit der industrielle Revolution, an Stahl und Co. gearbeitet. Die schweren Tiegel sah man noch gut, die einst das heiße Metall aufgefangen hatten. Geschickt schlüpfte ich durch ein zerbrochenes Fenster hinein und sah ihn schon. Den Ring. Es war eigentlich nur ein abgetrennter Bereich, begrenzt durch einen schrägen Holzzaun. Früher hatte ich Respekt von ihm gehabt, doch heute war er nur eine Möglichkeit Geld zu verdienen. Eine stinkende Möglichkeit. Es stank in wahrsten sinne des Wortes. Ein Gemisch aus Blut, Erbrochene und Unrat. Einfach widerlich! Mir wurde immer wieder schlecht davon, obwohl ich das jede Woche machte. Um den Ring standen schon Schaulustige und begafften die Kämpfer, wie Tiere im Zoo. Auf einer kaputten und abgenutzten Tafel waren die Namen mit schmutziger Kreide geschrieben worden. Ich ging hin und setzte meinen Namen dazu. Es war mein Glück, dass es hier keine Anmeldegebühr gab. Einige Männer, Kämpfer und Zuschauer, die Wetten abschlossen, sahen zu mir auf und lachten. Sie wahren wohl das erste Mal hier. Aber das war gut. Je mehr sie mich unterschätzen, umso leichter war es zu gewinnen. Doch ein Mann schien gar nicht ins Bild zu passen. Er stand am Rande. Gekleidet in einem weißem Anzug mit Schirm und Hut. Ein richtiger Gentleman, wie man sich ihn vorstellte. Ich fragte mich wirklich was SO einer hier wollte, aber im Grunde war es doch unwichtig. Für mich jedenfalls. So dachte ich. Mein Ziel waren es ein paar Kämpfe zu gewinnen. Dann das Geld krallen und abzuhauen. Einfacher Plan. Eigentlich. Aber ich musste siegreich sein. Aufgeben war kein Option! Dieser Wille hatte mich schon oft wieder auf die Beine getrieben, aber auch schon an den Rand des Todes. Dennoch musste ich hier durch! Erst nach drei gewonnenen Kämpfen bekam man 5 % des Gewinns. Und die mussten auch noch hintereinander liegen. Nicht viel, aber besser als nichts. Es würde für etwas Brot reich und vielleicht, wenn es besonders gut laufen würde, für Hustensaft. Eine Glocke läutete und ein Mann, stand auf einem Stuhl. Das war der Ringrichter. Daniel. Er veranstaltete die Kämpfe auch. Ein Arsch, wenn man mich fragte, aber das war auch egal. Ich schloss die Augen und versuchte die Kontrolle zu finden. "Die Kämpfer Evan und Marcus in den Ring!", schrie Daniel. Langsam öffnete ich die Augen um mir beide anzusehen. Die Chance, das der Sieger aus dem Kampf mein Gegner sein könnte waren gut. Zwei grobschlächtige Kerle betraten den abgetrennten Bereich und die Menschen versammelten sich um sie. Das Gröhlen der Männerstimmen halte in meinen Ohren. Es tat so weh. "KÄMPFT!" Wieder Daniel. Ich hätte ihn zu gern das Maul gestopft. Und dann ging das fröhliche Schlachten los. Hier war alles erlaubt. Es gab kein Safeword, keine Schläge, die verboten waren oder sonstiges. Nur Waffen waren Tabu, dennoch hatte ich schon miterlebt, wie hier Leute totgeprügelt worden waren. Wer hier mitmachte war entweder arm und brauchte das Geld (so wie ich), oder aber liebte den Kitzel einfach Leute, ohne Hemmungen, zu schlagen oder geschlagen zu werden. Na ja, solche sollte es wohl auch geben. Ich kramte aus meiner alten Jacke zwei Verbände und wickelte sie mir über die Fingerknochen. Sie waren schon gelblich und blutig, aber sie leisten noch einen guten Dienst. Im Hintergrund hörte ich den Schrei eines Mannes, etwas brach, wohl der Arm oder die Hand. So genau hörte ich nicht hin, als ich die Verbände fest zog und verknotete. "Jacob und Karl!" Ja, ich hasste Daniel, jedes mal wenn sein wulstigen Lippen meinen Namen so misshandelten. Langsam sah ich auf und kam zum Ring. Viele belächelten mich, das kannte ich schon. Sollten sie nur und Karl lachte wohl am meisten. Gut für mich, schlecht für ihn. Er war etwa 1,70 Meter groß und dick, sehr dick. Masse statt Klasse. "Na du Würstchen? Ich verspeise ich zum Frühstücke!", gröhlte er. Ich musterte ihn. Er stütze sich auf den rechten Fuß ab, der Linke schien nicht so kräftig. Gut. Ein Kampf wurde nicht nur von der Schlagkraft des Gegners bestimmt, sonder auch von der Taktik und ob man Schwachstelle sah bei seinem Gegner und ich hatte gerade eine gefunden. Mein Gedanken wurden jäh von dem "KÄMPFT" unterbrochen. Karl griff nach mir, aber ich entkam, indem ich einfach zwischen seinen Beinen durchrutschte. So weit so gut. Eilig packte ich im Schwung das Bein des Anderen und riss ihn um. Der Dickmann machte einen Bauchklatscher vom feinsten. Ich sprang ihm auf dem Rücken und setzte drei Schläge nach Voll in die Fresse! Blut spritze und ich spürte es an der Wange. Dann sprang ich zurück auf den Boden Schwankend erhob sich der Kerl erneut und wischte sich das Blut ab. "DU MADE!", schrie er und stampfte auf mich zu. Perfekt! Ich nahm reißaus, doch nur bis zur Absperrung, dort machte ich zwei Schritte hoch und sprang in die Luft, drehte mich und schlug mit voller Wucht erneut in seine fette Fresse. Dann war es vorbei. Der Kerl ging zu Boden und blieb liegen. "JACOB GEWINNT!" Ohne zu Lügen konnte ich nicht sagen, dass es mir nicht gefallen würde diese Worte zu hören. Damit kletterte ich aus dem Ring und einige der Zuschauer wichen zur Seite. Das tat schon gut... Etwas entfernt, aber noch in Hörweite, lies ich mich auf ein Fass fallen und wischte mir das Blut aus dem Gesicht. "Einen hab ich...zwei fehlen noch." Ich konnten nur hoffe, dass der Rest auch so einfach werden würde, aber meistens war es nicht der Fall. Die erste Runde war kein Problem, doch ab der Zweiten trennte sich die Spreu vom Weizen. Es wurden härter und die Kämpfe brutaler... Ich senkte den Kopf, atmete ruhiger. Ich musste meine Fassung wieder finden. Mein Blut pulsierte in meinen Adern. Ich war unter Adrenalin. Plötzlich war da ein Stofftaschentuch in meiner Sicht. Langsam sah ich auf. "Was?" "Das war ein guter Kampf Junge." Ich blickte in das Gesichts des Mannes im weißem Anzug, mit der roten Anstecknadel. War das ein Kreuz? Etwa ein pädophiler Pfaffe? Ne, die Kreuze sahen anderes aus...glaube ich.. "Ja und?", fragte ich wenig begeistert. "Na ja. Ich hätte da ein Angebot..." "Sorry, aber ne alter Sack!" Ich sprang von dem Fass und rempelte ihn ungeniert an. Sicher so ein Deal würde vielleicht gut laufen, aber die Welt war Scheiße und ich glaube nicht an einem weißem Ritter der mich plötzlich hier aus der Scheiße holen würde. Außerdem dachte ich an Evie. Wenn ich nicht mehr zurückkommen würde, wer würde sich dann um sie kümmern? Ich musste Geld besorgen, klar, aber nicht unter Einsatz meines Lebens, auch wenn das hier schon fast an der Grenze dazu war. Ich ging zum Ausgang und lächelte in mich hinein. Der Kerl war wohl doch so etwas wie mein Retter. Auf der Straße machte ich einen Schlenker und stellte mich unter ein Vordach. Langsam zog meine Hand die Geldbörse des "Ritters" hervor, die ich ihm beim Anrempeln entwendet hatte. Meine Augen weiteten sich, als ich durch die Scheine sah. Das würde für die Medizin und essen reichen. "Danke für die edle Spende", lachte ich und ging heim. Zurück zu meinem wahren Schatz, meinem Schwesterlein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)