Die Prophezeiung von Andreana (oder süße Katzen beißen nicht) ================================================================================ Kapitel 1: Sweet cat -------------------- Es war eine angenehme warme Nacht und ich konnte durch das Blätterdach über mir den schönen, klaren Sternenhimmel sehen. Eine leichte Brise kam auf und wehte kühlend über meine Haut hinweg. Ich saß an einem kleinen Lagerfeuer vor den Zelten und genoss die Ruhe hier oben auf den Bergen. Man hörte nur die Natur um sich herum. Den Wind in den Zweigen. Kleine Tiere, die über den Waldboden huschten und Vögel, die durch den Wald kreischten. Einfach herrlich. Meine Brüder, die mit mir hier oben zelteten, machten eine Nachtwanderung durch den Wald. Sie hatten zu ihrem Geburtstag eine neue Kamera bekommen und wollten sie ausprobieren. Ich lag mit verschränkten Armen hinter dem Kopf auf dem Rücken in der Wiese, die um das Lagerfeuer und den Zelten wuchs und betrachtete den Himmel über mir. Eine Zeit lang versuchte ich einige Sternbilder wie den großen, den kleinen Bären oder die Waage zu finden. Doch es blieb bei dem Versuch. Ich hörte ein Knacken im Unterholz und setzte mich auf. Am Überlegen, was das Geräusch verursacht hatte, sah ich in die Richtung von der ich vermutete, dass es gekommen war. Von meinen Brüdern könnte das Geräusch nicht gekommen sein. Dafür war es zu leise. Das waren richtige Trampel und schafften es nicht sich leise im Wald zu bewegen. Vielleicht war es ein Reh? Wenn ja, würden sich die Jungs ärgern diese Chance auf ein tolles Foto verpasst zu haben. Ruhig saß ich auf der Lichtung und lauschte auf die Geräusche des Waldes. Wartete ab, ob ein Tier die Lichtung betreten würde. Nach einer Weile kam ich zu dem Schluss, dass kein Tier auftauchen würde. Ich hatte kein weiteres verräterisches Knacksen im Unterholz gehört. Da es so langsam kühl an meinem Rücken wurde, wollte ich gerade aufstehen und mir eine Decke aus einem der Zelte hinter mir holen, als ich links von mir einen kleinen Schatten bemerkte. Als ich genauer hin sah erkannte ich eine gestreifte Katze. Sie kam auf das Feuer zu geschlendert und lies mich nicht aus den Augen. Zwei Meter vor mir setzte sie sich, in dieser für Katzen so typischen Haltung hin, die nach außen hin zeigte: Ich weiß alles. Ich kann alles, und wenn du Glück hast, bequem´ ich mich irgendwann mal zu dir und du darfst mich streicheln. Ich schmunzelte über das schöne Tier, das den Kopf schräg legte, als würde es darüber nachdenken ob es zu mir tapsen oder einfach wieder in den Wald zurückgehen wollte. „Na du süßes Kätzchen“, versuchte ich die Katze zu mir zu locken. Langsam um sie nicht zu verscheuchen streckte ich meine Hand in ihre Richtung und wartete auf eine Reaktion der Katze. Die Schnurrhaare der Katze zuckten als sie aufstand und an meiner Hand roch. Scheinbar hatte die Katze sich entschieden ob ich ihrer würdig war oder nicht. Sie fing an zu schnurren, rieb ihren Kopf an meiner Hand und kletterte danach geradewegs auf meinen Schoss und machte es sich bequem. Katzen waren schon sehr interessante Wesen. Sie wirkten immer als ob ihnen die Welt gehörte. Wie weggeblasen war der Gedanke sich eine Decke für den Rücken zu holen. Ich liebte Katzen und fasziniert fing ich an das Köpfchen des kleinen Tieres zu graulen. Intelligente gelbe Katzenaugen sahen mich an bevor sie sich einkugelte und auf meinen Beinen einschlief während ich sie streichelte. So saß ich einige Zeit lang bis meine Brüder zurück auf die Lichtung kamen. Ich hatte sie von weitem hören können und hatte befürchtet, die Katze würde aufgrund des Krachs aufwachen und weglaufen. Doch das einzige was sie tat war ein Auge auf zu machen und es gleich wieder zu schließen. Als ob meine Brüder es nicht wert wären von ihr beachtet zu werden. „Hey Sora, wir haben tolle Bilder geschossen!“ begrüßte Yusako, einer meiner beiden kleinen Brüder, mich begeistert. Yusako und Yoshimitsu waren eineiige Zwillinge. Sie hatten beide lockiges braunes Haar und grüne Augen wie ich. Früher wurde meine Mutter oft mitleidig belächelt, da die meisten dachten, wir wären Drillinge. Heutzutage kann ich meine Brüder zwar immer noch nicht verleugnen (was ich freiwillig auch nie tun würde) aber da ich einen kleinen Wachstumsschub hatte, sah ich wenigstens jetzt etwas älter aus als sie. „Die müssen wir dir unbedingt zeigen. Wir sind auf einen Jagdturm geklettert und haben von oben einige Fotos geschossen. Yu hat mich da oben so erschrocken, dass ich beinahe runter gefallen wäre.“ erzählte Yoshimitsu lachend und setzte sich zu mir ans Feuer. „Jungs, ihr solltet doch vorsichtig sein. Was, wenn euch beiden etwas auf dem Turm passiert wäre? Ich wusste doch nicht wo ihr gewesen seid.“ tadelte ich die beiden gutmütig. „Ja ja Mama.“ lachte Yusako. „Wir müssen dir unbedingt die Fotos zeigen... Sag mal Sora, was hast du da auf dem Schoß?“ fragte mein Bruder, als er die Katze bemerkte. „Eine Katze Yo. Sie kam vorhin aus dem Wald und seitdem liegt das freche Ding auf meinen Beinen. Ich konnte mir noch nicht mal eine Decke holen.“ erklärte ich schmunzelnd. „Warte, ich geh dir eine holen. Soll ich auch das Grillzeug rausholen? Du hast doch noch nicht gegessen oder?“ fragte Yusako über die Schulter, als er zu den Zelten ging. Ich schüttelte den Kopf. Er brachte mir eine Wolldecke und fing an mit Yoshimitsu das Essen vorzubereiten. Sie wickelten Kartoffeln in Alufolie und warfen sie in die Glut. Nach getaner Arbeit setzten sie sich zu mir. „Die ist ja schon süß.“ merkte Yusako an und wollte die Katze streicheln. Mit einer Geschwindigkeit die wir drei nicht für möglich gehalten hatten, hob die Katze ihren Kopf und schlug mit ihrer Pfote auf Yusakos Handrücken, bevor dieser sie hatte berühren können. Erschrocken zog er seine Hand zurück und sah die Katze missmutig an. „Blödes Vieh! Zum Glück hat sie ihre Krallen drin gelassen.“ meckerte er. „Tja die Katze hat halt einen erlesenen Geschmack.“ zog ich ihn auf und hob in gespielter Eitelkeit die Nase in die Höhe. Yoshimitsu und ich lachten, während mein Bruder die Katze weiter misstrauisch ansah. Nach einiger Zeit fingen meine Bruder an Fleisch für uns zu grillen. Die Waldluft wurde mit einem leckeren Duft von Fleisch erfüllt. Als alles fertig war aßen wir unter dem nächtlichen Himmel unser Abendessen. „Meint ihr das Fleisch ist zu stark gewürzt um der Katze etwas abzugeben?“ fragte ich meine Brüder während des Essens. „Probier es aus.“ kam von Yoshimitsu, der genüsslich auf seinem Essen herum kaute. Ich schnitt ein kleines Stück Fleisch ab und pustete es kalt, bevor ich der Katze das Stück vor die Nase hielt. Sie beschnupperte es, sah mich mit ihren großen gelben Augen an und nahm es mit ihrem Maul langsam aus meiner Hand. Es schien ihr zu schmecken, denn sie starrte mich auffordernd an. Lachend aß ich weiter und gab der Katze immer wieder kleine Stücke vom Fleisch ab. Nach dem Essen saßen wir noch einige Zeit lang am Feuer und meine Brüder zeigten mir auf ihrer Kamera die Fotos, die sie diese Nacht geschossen hatten. „Guahhhh. Bin ich müde.“ gähnte Yusako ausgiebig. Nach einem Blick auf meine Armbanduhr musste ich ihm recht geben. Es war zwei Uhr in der Früh. „Dann lasst uns schlafen gehen Jungs.“ schlug ich vor und unterdrückte meinerseits ein Gähnen. Vorsichtig hob ich die Katze von meinem Schoss und setzte sie vor mir in die Wiese hinein, was ihr nicht gefiel. Sie sah mich vorwurfsvoll an. Ich musste lachen. „Nicht nur du möchtest es bequem haben beim Schlafen, meine kleine süße Katze.“ erzählte ich ihr und sammelte meine Wolldecke dabei auf. „Verwöhntes Ding.“ nörgelte Yusako herum. „So sind Katzen eben. Ich wünsche euch eine gute Nacht.“ verabschiedete ich mich von meinen Brüdern, umarmte sie und küsste sie auf die Wange. Sie grinsten und wünschten mir auch eine gute Nacht. Zusammen gingen sie in das größere der beiden Zelte. Ich streichelte der Katze, die mich erwartungsvoll ansah, über den Kopf und ging mit der Decke bewaffnet zu meinem Zelt. Dort schloss ich die Plane und zog mich um. Bevor ich mich aber in meinen Schlafsack kuscheln konnte, hörte ich von draußen ein ärgerliches Mauzen. Ich krabbelte zur Zeltöffnung zurück und zog die Plane auf. Davor saß die Katze und sah mich wieder einmal vorwurfsvoll an. „Was denn?“ fragte ich sie. „Willst du etwa mit ins Zelt?“ Sie erhob sich und tapste einfach an mir vorbei in mein Zelt herein. Verblüfft sah ich ihr zu wie sie sich auf meinen Schlafsack setzte und mich auffordernd ansah. So eine eigenwillige Katze hatte ich meinen Lebtag noch nie gesehen. Schmunzelnd zog ich die Plane wieder zu, ließ aber eine Lücke offen, damit die Katze gehen konnte wann sie wollte. „Du bist mir ja eine.“, sagte ich Kopf schüttelnd, hob sie von meinem Schlafsack und kuschelte mich endlich in ihn hinein. Kaum lag ich, kam sie zu mir und schlüpfte mit dem Kopf voran in meinen Schlafsack herein, drehte sich dort ein bis zwei Mal und legte sich so hin, dass sie in meinem Arm lag und ihr Kopf aus dem Schlafsack heraus schaute. Ich konnte nur den Kopf über dieses eigensinnige Verhalten schütteln und machte es mir bequem. Während ich den Kopf des schönen Tieres kraulte, schlief ich ein. Die Sonne ging langsam auf und es war drückend heiß in meinem Zelt. Im Halbschlaf versuchte ich meinen Schlafsack etwas von mir weg zu treten und mich von der Sonne weg zu drehen. Doch es klappte nicht. Irgendwas Schweres lag auf meinen Beinen und Armen. Verwundert öffnete ich meine Augen und starrte auf einen braunen Wuschelkopf, der auf meinem Arm lag. Erschrocken versuchte ich wegzurücken. Panik überfiel mich, als ich merkte, dass die Person neben mir einen Arm um mich geschlungen hatte und ihr Bein auf meinem lag. Ich kam nicht weg. War gefangen. Durch meine ruckartige Bewegung wachte die unbekannte Person neben mir auf. Ich starrte in zwei gelbe, katzenähnliche Augen, die mich verschlafen ansahen. Dann, zu meinem Schreck, kuschelte er sich enger an mich und nuschelte mit tiefer, verschlafener Stimme: „Nhhh, ich will weiter schlafen.“ Kapitel 2: Crazy guy -------------------- Kapitel 2 crazy guy: Ich will weiter schlafen? wiederholte ich in Gedanken die Worte des Mannes neben mir. Ja spinne ich? Der Typ kommt einfach in mein Zelt, legt sich zu mir und verlangt, dass ich ihn weiter schlafen lasse? Meine Panik wurde von Zorn verdrängt. „Spinnst du. Lass mich gefälligst los, verdammt noch mal!“,fauchte ich den Typen neben mir an und versuchte mich von ihm zu befreien. Gelbe Augen blitzten mich schalkhaft an. „Willst du das wirklich? Für dein persönliches Wohl wäre es sogar besser, wenn du nicht so rum zappelst.“, schnurrte er schon fast. Gelbe Augen? „Was soll de..?“, der Satz blieb mir im Hals stecken und ich lief wie eine Tomate rot an. Hatte er wirklich angedeutet was ich dachte? Ich war glatt versucht den Schlafsack hochzuheben um zu sehen, ob er mich nicht nur aufziehen wollte. Doch ich besann mich eines Besseren. „Verdammt. Nimm die Decke, aber lass mich los.“ Ich wurde immer lauter. Einerseits hoffte ich, meine Brüder würden mich hören und mir helfen. Andererseits, wie sollte ich bitte diese prekäre Lage erklären? „Stell dich doch nicht so an.“, nörgelte er und rutschte vorsichtig von mir weg. Was bildete der Typ sich bitte ein? Als er mit der Decke weit genug von mir entfernt war, grabbelte ich so schnell wie möglich aus dem Zelt. Draußen angekommen stellte ich erst mal einen großen Sicherheitsabstand her. „Raus aus meinem Zelt und dann verzeih dich. Hast du verstanden?“, rief ich dem Zelt entgegen. „Ich komm gerne raus. Ich weiß nur nicht, ob das junge Fräulein sich dann nicht noch mehr geniert.“ hörte ich ihn aus meinem Zelt lachend rufen. Verdammter Scheiß, wie bekam ich den Irren am schnellsten aus meinem Zelt? Da fiel mir ein, dass ich meine Jogginghose dabei hatte, falls es zu kalt in der Nacht werden würde. „Vom Zelteingang aus gesehen rechts liegt eine schwarze Hose. Zieh sie an und dann zieh Leine.“, verlangte ich und trauerte innerlich meiner Lieblingsgammelhose nach. Einige Zeit später raschelte das Zelt und der braune Wuschelkopf samt Anhang kam heraus gekrabbelt. Vor mir stand nun ein gut gebauter junger Mann, der ziemlich lächerlich in meiner Jogginghose aussah. Sie war viel zu kurz und zu eng. Schnell wanderte mein Blick zu seinem Gesicht und mir fielen wieder seine abnormalen Augen auf. Gelbe Augen? Es reichte ja noch nicht, dass der Irre sich einfach zu mir ins Zelt legte, nein, er musste auch noch gut aussehen und einen Kontaktlinsen-Fetisch haben, dachte ich aufgebracht. Als ich bemerkte, dass er auf mich zugehen wollte, hob ich eine Hand um ihm zu zeigen, dass er stehen bleiben sollte. „Stopp, was soll das? Komm mir ja nicht zu nah du Irrer! Sonst setzt es Schläge!“, warnte ich ihn. „Gestern hast du mich noch zu dir gelockt. Was soll das Sora?“, schmollte er mich an. Wenn ich nicht so sauer auf den Verrückten vor mir gewesen wäre, hätte ich es schon fast süß finden können wie er mich an sah. „Zu mir gelockt? Hörst du dich eigentlich selber reden? Ich kenne dich gar nicht! Ich hab dich eben das erste Mal in meinem Leben gesehen. Oh mein Gott, bist du ein Stalker? Du weißt ja sogar meinen Namen!“, bombardierte ich ihn mit Fragen und wurde panisch. Vorsichtig sah ich mich nach einem Stock oder einem Fluchtweg um. Natürlich hatte ich kein Glück. Kein Stock und in den Wald laufen brachte wahrscheinlich auch nichts. Er sah aus, als ob er schneller wäre und wahrscheinlich auch eine bessere Kondition hatte als ich. „Gestern Abend hast du mich doch auch schon gesehen. Du hast mich gefüttert und gestreichelt. Was bitte ist ein Stalker?“, wollte er wissen. So langsam verstand ich was er meinte und fing fast schon hysterisch an zu lachen. „Weit und breit keine Menschenseele, aber du hast mal wieder das große Los gezogen, dass irgend so'n Irrer in dein Zelt gekrabbelt kommt und denkt, er wäre zeitweilig 'ne Katze.“, meckerte ich vor mich hin und fuchtelte zur Bekräftigung mit meinen Händen rum. Sauer zeigte ich mit dem Finger auf ihn. „Es ist mir so was von egal wer du bist und für was du dich hältst, verstanden? Du gehst jetzt da hin wo du hergekommen bist und lässt mich in Ruhe.“, verlangte ich. „Ich versteh nicht, warum du dich so aufregst Sora.“, verkündete er und kam mir näher. „Komm mir nicht näher!“,rief ich, was er aber geflissentlich ignorierte. Sein Blick hielt mich an Ort uns Stelle gefangen. „Du warst gestern viel süßer, so wie du dich um mich gekümmert hast.“, erklärte er, als er vor mir stand. Seine Hand wanderte zu meinem Kinn und hob es etwas an, sodass mein Versuch weg zu schauen misslang. Sein Gesicht kam mir näher, als ob er mich küssen wollte. „Wo ist das süße Mädchen von gestern hin, dass mir den Bauch gestreichelt hat?“,verlangte er zu wissen. Sein Ton riss mich aus meiner Trance. Ich schlug seine Hand weg und schuf wieder einen Sicherheitsabstand zwischen uns. „Ich weiß nicht wovon du redest. Aber tu uns beiden einen Gefallen und geh dahin wo du hergekommen bist.“,fauchte ich ihn mit verengten Augen an. Er richtete sich zu seiner vollen Große auf. „Das geht nicht.“,verkündeter er. „Ich muss erst meine Aufgabe erfüllen.“ verriet er mir. „Dann geh und tu das. Aber bitte geh einfach.“,bettelte ich schon fast. Ich nahm mir fest vor zu Hause zu googlen, ob eine Nervenheilanstalt in der Nähe lag. „Naja, Recht hast du ja schon. Ich muss wirklich los. Ich hatte zwar gedacht, dass du mir bei meiner Aufgabe helfen könntest, da du gestern schon so nett warst mir etwas zu Essen zu geben, aber ich glaube, auf die Hilfe eines so zickigen Frauenzimmers kann ich verzichten.“,erläuterte er. Ich wollte mich schon über seine beleidigenden Worte aufregen, als ich es mir anders überlegte. „Genau, du schaffst das schon.“, stimmte ich ihm zu und streckte meine Daumen zur Bekräftigung hoch. „Ich wünsche dir viel Glück.“ Er lächelte mich wissend an. „Nun gut. Auf Wiedersehen Sora. Ich bin gespannt, welches Gesicht du mir bei unserem nächsten Treffen zeigst.“, verabschiedete er sich verbeugend und lief in den Wald hinein. „Hoffentlich gibt es kein Wiedersehen.“, nuschelte ich auf's tiefste verstört vor mich hin. Leider waren meine Hoffnungen vergebens, wie sich später zu meinem Leid zeigen sollte. Kapitel 3: School day or rather not ----------------------------------- Das Wochenende war viel zu schnell vergangen. Ich hatte den „Verrückten“ schnell aus meinen Gedanken gestrichen und mit meinen Brüdern noch einiges unternommen bis unser Dad uns am Sonntagabend abholen kam. Am darauf folgenden Tag fing eine neue Schulwoche an und der Morgen war für uns das reinste Chaos. Wir würden für drei Wochen im Wohnheim der Schule wohnen, da unsere Eltern arbeitsbedingt ins Ausland mussten. Eigentlich war ich der Meinung gewesen alles eingepackt zu haben. Doch mir fielen noch 1000 Dinge ein, die ich gestern vergessen hatte. Bei meinen Brüdern schien es nicht anders zu laufen. Kurz nach 7 saßen wir endlich alle im Auto und fuhren los. Es war nicht das erste Mal, dass wir in den Wohnheimen wohnten, während unsere Eltern auf Geschäftsreise waren. Wir hatten dort unsere Zimmer und bekamen das Essen und die Wäsche gemacht. Es war einfacher dort eine Zeitlang zu schlafen, als wenn meine Brüder und ich zu Hause blieben. Wir hatten weniger Arbeit, weil wir uns nicht um Haushalt und Co. kümmern mussten und unsere Eltern brauchten sich keine Sorgen um uns machen. Als wir endlich an der Schule angekommen waren, verabschiedeten wir uns von unseren Eltern, brachten unsere Sachen auf die Zimmer und liefen dann zum Unterricht. „Hey Prinzesschen.“, begrüßte mein Sandkastenfreund mich, als ich schlitternd und zum Glück pünktlich vor ihm und der Klassentür anhielt. „Morgen. Nenn mich doch nicht immer so Tatsumi.“, beschwerte ich mich. Nach so vielen Jahren nervte mich der Spitznamen, den er mir im Kindergarten gegeben hatte etwas. Wie ich zu diesem herzallerliebsten Namen gekommen war? Das verdankte ich meinen schlechten Baukünsten. Sand war eben doch kein gutes Baumaterial. Tatsumi war am Schaukeln gewesen und hatte mir, bei meinen missglückten Versuchen eine Burg für meine Puppen zu bauen, zugesehen. Irgendwann fing ich an zu weinen und er kam zu mir herüber und half mir bei meiner Arbeit. Als wir fertig waren hatte ich zu meiner Puppe gesagt, dass es doch noch Ritter gab. Seit diesem Tag nannte er mich Prinzesschen. Als kleines Kind fand ich das auch ganz toll nur man selber wird ja auch mal älter. Trotz meiner Beschwerde umarmte ich ihn zur Begrüßung. Ich musste mich auf die Zehenspitzen stellen, damit ich nicht die Schulter von ihm gegens Kinn geschlagen bekam. Ich war für eine Frau nun wirklich nicht klein, doch Tatsumi überragte mich trotzdem um eine gesamte Kopflänge. Er war schon immer größer als ich gewesen. Ich wuschelte ihm durch seine blonden, nackenlangen Harre und fragte grinsend: „Und wie war deine Wochenende mit den Jungs in der Stadt?“. „Ganz Lustig. Wie war deins?“, fragte er, während er zurück grinste und seine Haare versuchte unauffällig wieder in Ordnung zu bringen. „So an sich ganz gut. Ich muss dir unbedingt gleich was erzählen. Das wirst du nicht glauben. Aber erst später. Da kommt schon unsere Lehrerin.“ Zusammen gingen wir in die nun aufgeschlossene Klasse und setzten uns an unsere Plätze. Ich packte meine Matheunterlagen aus, als ein Ellbogen mich von der Seite anstupste und Tatsumi mir ein Blatt 'rüber schob. „Was musst du mir denn erzählen?“, stand in einer schönen Schrift darauf geschrieben. Ich schaute durch die Klasse. Unsere Lehrerin war aus dem Raum gegangen. Auch wenn sie weg gegangen war wollte ich nicht, dass jemand anderes außer Tatsumi hörte, was ich zu erzählen hatte. Selbst meinen Brüdern hatte ich nichts von dem „Verrückten“ erzählt. „Am We ist mir voll der Scheiß passiert!!!!“, kritzelte ich auf den Zettel und schob ihn zurück zu ihm. T: „Okay. Was denn?“ S: „Ich bin am Wochenende aufgewacht, da lag irgend so'n Freak nackt neben mir. Der hatte gelbe Kontaktlinsen an und faselte irgendwas von wegen er wäre eine Katze, die am Abend vorher mit mir ins Zelt gekommen war.“ T: „Was bitte? Nackt? Der hat dich aber nicht angepackt oder? Wo habt ihr gezeltet?“ o.O S: „An der normalen Stelle wie immer. Ne ist nichts passiert. Bin schnell aus dem Zelt raus.“-.- T: „Ich hätte euch doch begleiten sollen -.- Fuck.. es gibt echt bekloppte Menschen.“ S: „Ja das dachte ich mir auch. Hab meinen Brüdern nichts gesagt. Du weißt ja wie die sind. T: „Kein Ding. Weißt doch, dass ich nichts weiter erzähl. Das nächste Mal komm ich mit. Kann ja nicht zulassen, dass meinem Prinzesschen etwas passiert. b^^d“ S: „Danke. Und nenn mich nicht so -.-“ Tatsumi schob das Blatt in seinen Block und sah mich prüfend an. Weiter schreiben konnten wir nicht, da die Lehrerin zurückgekommen war. „Kinder, ihr bekommt einen neuen Klassenkameraden. Das ist Ryoichi.“, verkündete sie laut und der Neue trat ein. Als ich den Jungen erkannte, klappte mir zuerst die Kinnlade runter. Meine zweite Reaktion war, meinen Kopf auf den Tisch fallen zu lassen. Ich weiß, das war sehr theatralisch, aber ich hoffte wirklich, dass ich mich verguckt hatte. Oder dass da vorne der gute Zwilling des Verrückten stand. Das Universum konnte doch nicht so gemein sein wie ich es gerade Befürchtete. Da vorne stand kein anderer als der Stalker/ Freak vom Wochenende. Der mit den gelben Augen. Nur, dass er jetzt keine Kontaktlinsen mehr trug und hellbraune Augen hatte. Er stand in unserer Schuluniform vor meiner Klasse und lächelte in die Runde. Ich hoffte, dass er mich übersehen würde und machte mich etwas kleiner in meinem Stuhl. Leider hatte ich nicht so viel Glück, denn ich sah wie sein Lächeln sich vertiefte als er mich erkannte. So viel zur Theorie, dass er der guter Zwilling war. Tatsumi stieß mich mit seinem Ellenbogen an und zog fragend seine Augenbraue hoch. Natürlich hatte er meine Reaktion auf den Neuen bemerkt. „Der sieht aus wie der Freak vom Wochenende.“ Flüsterte ich ihm zu und hielt ihn wohlweißlich fest. Mein bester Freund versuchte nämlich aufzustehen und zu dem Neuen zu gehen. Darauf konnte ich gut verzichten, dass Tatsumi wegen mir auf den Neuen los ging. „Bleib sitzen.“, funkelte ich ihn an. „Vielleicht erinnert der sich ja nicht an mich.“ Leider war auch diese kleine Hoffnung die nach seinem Blick geblieben war vergebens. Nur am Rande bekam ich mit, dass unsere Lehrerin ihn vorstellte und verkündete, dass sich diese Woche jemand um den Neuen kümmern sollte. „Da du noch keinen in der Klasse kennst, wird sich unser Klassensprecher um dich kümmern.“ „Entschuldigen Sie Mrs. Sodo. Das ist nicht ganz richtig. Ich kenne bereits Jemanden aus der Klasse.“, erklärte Ryoichi und lächelte die Lehrerin charmant an. Mir sackte das Herz in die Hose und es schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf: Bitte sag nicht meinen Namen. Ich wollte keinen Menschen in meiner Klasse oder meiner Nähe haben, der sich nackt unter meine Decke legt und behauptet, er wäre eigentlich eine Katze. Das war mir einfach zu viel. Und ganz bestimmt wollte ich so einen nicht auch noch die ganze Woche betreuen müssen. „Ich habe mich am Wochenende mit Sora bekannt gemacht.“. Ich sah ihn wütend an. „Oh gut. Dann wird sie sich um dich kümmern.“. Ich kam mir vor wie bei „Die versteckte Kamera.“ nur leider sprang bei mir keiner vor und rief: „reingelegt!“ oder was die sonst so von sich gaben. „Entschuldigen sie.“, mischte sich mein bester Freund ein, während er Ryoichi mit seinen grünen Augen böse anfunkelte. „Wäre es nicht sinnvoller, wenn er von jemanden betreut werden würde, den er noch nicht kennt? Damit er sich schnell in die Klasse integrierten kann?“ Der Einwand war gut. Ich lächelte meinen Kumpel erfreut an. Gut, dass er so schnell geschaltet hatte. Ich hätte hier wahrscheinlich nur dumm auf meine „Hinrichtung“ gewartet. „Ich würde gerne von Jemanden die Schule gezeigt bekommen, den ich schon was länger kenne. Da fühl ich mich wohler bei.“, erklärte der Neue und funkelte Tatsumi auch böse an. Es entstand ein regelrechtes Blickduell zwischen den Beiden. „Meinst du nicht, dass du es dir damit viel zu einfach machst?“, fing mein Kumpel an mit ihm zu diskutieren. Bevor der Neue etwas darauf erwidern konnte, schaltete sich unsere Lehrerin dazwischen. „Tatsumi, Sie haben Recht. Auch wenn ich Ihre letzte Aussage sehr unhöflich fand. Sora wir sich heute um unseren Neuzugang kümmern und ab Morgen wird ausgelost. So, nun setzten Sie sich bitte hin Ryoichi.“ Der komische Typ setze sich auf den Platz den ihm unsere Lehrerin gezeigt hatte und schaute zu uns 'rüber. Er saß nun eine Tischreihe vor und zwei Tischreihen seitlich von mir entfernt. Leider ein Platz, den ich aus dem Augenwinkel sehen würde. Zum Glück für mich konnte er nicht mit mir reden. Ich Ignorierte ihn und lächelte meinen Freund dankend an. Dank Tatsumi musste ich mich wenigstens nicht die ganze Woche um ihn kümmern. „Ich bleib bei dir solang du den Typen betreuen musst und hey, wenn man es genau nimmt, sind es ja auch nur 70 Minuten Pause.“ versprach er mir und stupste mich aufmunternd mit seiner Schulter an. Ich lächelte ihn an: „Danke.“ Ich dachte einige Zeit über diesen komischen Neuen nach. Irgendwie war ich total angepisst von dieser ganze Situation. Ich merkte wie ich von zwei Seiten immer wieder angeschaut wurde. Tatsumi beobachtete mich, weil er merkte, dass ich wütend wurde. Aber warum der Neue mich beobachtete verstand ich nicht und es war mir auch ziemlich egal. Ich ignorierte ihn und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Als es zur Pause klingelte versuchte ich zu trödeln. Die Taktik brachte mir leider überhaupt nichts. Ryoichi ging nicht wie ich gedacht hatte raus sondern wartete auf mich. Nein er kam zu uns rüber. „Morgen. Können wir Sora?“ fragte Ryoichi. „Wenn´s denn sein muss.“, rutschte es mir heraus. Ich war normalerweise nicht unhöflich, aber ich dachte mir, dass in meiner Situation keiner großartig anders reagieren würde. Ich schulterte meine Tasche, ging mit den Jungs im Schlepptau in den Flur und begann dort meine Führung. „In diesem Bereich des Gebäudes werden nur Fächer unterrichtet, bei denen die Lehrer keine besonderen Utensilien für den Unterricht brauchen. Zum Beispiel Mathe, Fremdsprachen und so weiter.“ Ich zeige den Gang hinauf. „Von außen wirst du gesehen haben, dass das Gebäude 3 Etagen hoch ist. Die Klassen sind so untergebracht, dass die Unterrichtsräume der Neuzugänge oben liegen. Jedes Jahr geht es eine Etage runter, so lang man nicht sitzen bleibt. Deswegen sind wir als Abschlussklasse auch im Erdgeschoss.“ Ich ratterte die Informationen die mir einfielen und die wichtig sein könnte runter. „Das Ganze Schulgebäude hat die Grundform eines riesigen U´s.“, erklärte ich und ging mit den Jungs vom Seitenflügel in den Hauptflügel. „Hier im Hauptflügel sind die Cafeteria, die Schulbüros und die Büros und Wohnbereiche der Lehrer. Nicht alle Lehrer wohnen hier. Die Wohnbereiche dürfen von den Schülern nicht betreten werden. Auch nicht wenn wir von einem Lehrer dazu aufgefordert werden sollten. Die Büros dürfen wir nur betreten wenn die Lehrer uns den Zutritt erlauben. Dir wird in Kürze ein Lehrer als „Betreuer“ zugewiesen werden. Zu ihm kannst du gehen wenn du Probleme, Fragen wegen deinem Berufs- oder Studiumswunsch hast und noch andere Sachen.“ Da ich noch nichts gefrühstückt hatte, ging ich mit den Jungs in die Cafeteria. Sie lag auch im Erdgeschoss. „Will einer von euch was?“ fragte ich und steuerte auf den Tresen zu. Die Cafeteria war riesig und in Sandtönen gehalten. Die Tische und Stühle waren ein Abschlussprojekt und daher sehr bunt und unterschiedlich gestaltet. Jeder Abschlussjahrgang machte ein Projekt an der Schule um sich zu verewigen. „Ne Prinzesschen. Wir setzen uns und warten auf dich.“ Ich verdrehte die Augen als mein bester Freund den Neuen wegführte und sich an einen Tisch in der Nähe setzte. Tatsumi: „Hier, setzt dich.“, verlangte ich, auf einen Stuhl zeigend, von dem Neuen und setzte mich so hin, dass ich Sora und den Neuen auf einmal im Blick hatte. Mir gefiel ganz und gar nicht was sie mir heute Morgen erzählt hatte. Und dann tauchte der Typ auch noch in unserer Klasse auf. Ich nahm mir vor, jetzt nachdem der Typ aufgetaucht war, besonders auf Sora aufzupassen. „Warum nennst du sie Prinzesschen?“ fragte Ryoichi und holte mich damit aus meinen Grübeleien heraus. „Warum willst du das wissen?“ beantwortete ich seine Frage mit einer Gegenfrage. Ich konnte meinen Gegenüber nicht einschätzen. Was wollte er hier? Das Einzige, was ich über Ryoichi wusste war das, was die Lehrerin erzählt hatte. Er war aus dem Ausland, genaugenommen aus England, hierher gezogen. Er war genauso alt wie ich und er würde im Wohnheim wohnen. Zum Glück hatte ich schon einen Zimmergenossen. Dann noch die Informationen von Sora?! Ich befürchtete das mein Gegenüber uns sehr viel Ärger bereiten würde und hoffte, dass ich mich täuschte. „Weil ich wissen möchte wie ihr beide zueinander steht.“ „Und was hast du davon?“ „Sie sieht hübsch aus und…“ Weiter kam er nicht denn ich fing an zu lachen. „Mal ganz unter uns. Du glaubst doch selber nicht, dass du eine Chance bei ihr hast? Sie hat mir erzählt was für eine Show du am Wochenende abgezogen hast. Du kannst schon froh sein, dass ich dir dafür nicht die Hölle heiß mache Kleiner. Lass die Finger von meiner Prinzessin.“. „Sieht sie das auch? Ich meine, dass sie deine Prinzessin ist?“, fragte Ryoichi frech und grinste mich an. „Ja, weiß sie. Im Gegensatz zu dir muss ich nicht bei fremden Frauen nackt ins Zelt klettern, damit ich Aufmerksamkeit bekomme.“, stichelte ich und schaute den Typen vor mir angewidert an. „Ja ja ich habe schon erklärt bekommen, dass das hier verpönt ist.“. „Erklärt bekommen? Verpönt? Ach du Scheiß. Das ist ja wohl selbstverständlich.“. „Was ist Selbstverständlich?“, wollte Sora wissen. Mit dem Fuß schob sie einen Stuhl unter dem Tisch hervor und stellte dabei ihr Essen auf dem Tisch ab. Sie hatte sich näher zu mir und weiter weg von dem Neuen gesetzt. Das war mehr als eine klare Ansage. „Dass man seine Klamotten in der Öffentlichkeit oder vor Fremden anlässt.“, erklärte ich und fing an mit ihrer Eisteeflasche rum zu spielen. „Ach ja.“, Soras Gesicht verdüsterte sich. „Du brauchst nicht zu meinen, dass ich das vergessen habe! Ich zeig dir nur alles, weil die Lehrerin es gesagt hat. Ich will das du mich danach in Ruhe lässt.“, verlangte sie. „Und wenn ich dich nicht in Ruhe lasse? Bekomm ich es dann mit deinem Hofnarr zu tun?“ Hofnarr? Ich wollte aufstehen als Sora mich zurückhielt. „Der Einzige Narr hier bist du. Obwohl mir noch ein paar passendere Spitznamen einfallen würden. Ich brauche keinen, der für mich meine Kämpfe austrägt.“. „Ach nein?“ Ich musste grinsen. Alle die Sora nicht kannten dachten, sie wäre ein süßes liebes Ding. Doch dieser Schein trügte. Sie war eine charakterfeste Person, vertrat ihre Meinung, half gerne und liebte Kampfsport. Sie konnte süß sein. Doch diese Seite hatten bis jetzt nur ihre Familie und ich kennengelernt. „Nein. Beim nächsten Mal wirst du sehen was du davon hast.“, warnte Sora ihn vor. So kannte ich mein Mädchen. Sora: Ich aß nach diesem „Gespräch“ mein Frühstück in Ruhe auf. Keiner von beiden sagte mehr was. Eine 4-tönige Melodie erschallte aus den Lautsprechern und gab das Ende der Pause an. Ich stand auf, warf meinen Müll weg und ging den Jungs voran zum nächsten Unterreicht. Vor dem Klassenraum, in dem wir Geschichte haben würden, warteten schon die Mädchen auf Ryoichi. Ich war froh ihn bei den anderen stehen lassen zu können und ging mit Tatsumi ein paar Schritte weiter. „Erste Pause geschafft.“, versuchte Tatsumi mich aufzuheitern. „Ja zum Glück. Was machen wir eigentlich heute Abend? Meine Brüder haben vorgeschlagen, dass wir uns bei euch im Aufenthaltsraum treffen.“. „Ach stimmt, ihr wohnt ja wieder im Wohnheim. Ja klar. Filmeabend?“, schlug mein bester Freund vor. „Horrorfilme?“. Wir grinsten beide, denn es gab selten ein anderes Genre was wir uns ansahen. Ich freute mich auf den Abend. Die Geschichtsstunde ging schnell vorbei. Unterricht den man mochte ging immer schnell vorbei. Ich packte meine Tasche und wollte mit Tatsumi schon rausgehen, als der Lehrer ihn zurück rief. „Tatsumi wegen ihrem Projekt, da gibt es noch etwas zu klären. Ich weiß, dass Sie beide unzertrennlich sind, aber so viel wie ich weiß haben Sie eine Aufgabe in der Pause bekommen Sora. Also gehen Sie bitte los.“, ermahnte mich der Lehrer als ich auf Tatsumi warten wollte. Tatsumi entschuldigte sich mit einem Schulterzucken und ich ging alleine hinaus. „Kommt dein Freund nicht wieder mit?“, grinste mich Ryoichi an. „Nein. Wir gehen zum anderen Seitenflügel. Da zeig ich dir wo die Aula ist und so.“ „Seid ihr zusammen?“, fing Ryoichi mich auf dem Weg zum anderen Seitenflügel an auszuquetschen. „Nein. Geht dich aber auch nichts an.“. „Warum nennt er dich Prinzesschen?“. „Längere Geschichte, die dich auch nichts angeht.“. „Warum bist du so kurz angebunden?“. „Denk mal scharf nach!“. „Ich hab mich doch entschuldigt.“. „Wann das denn bitte?“, fragte ich, zog meine Augenbraue hoch und drehte mich im Treppenhaus zu ihm um. „Ich hab deinem Aufpasser gesagt, das mir erklärt worden ist, dass mein Handeln falsch war.“. „Ach, schön für dich, dass du es Tatsumi erzählt hast. Du weißt aber schon, dass das keine Entschuldigung war, sondern nur eine Erklärung und dass man sich bei dem entschuldigt dem man „Schaden“ zugefügt hat?“, fauchte ich ihn an und wollte weitergehen. Doch Ryoichi hielt mich an meinem Handgelenk zurück und trat auf meine Stufe. „Sora glaub mir, wenn ich dir sage, dass mir mein Verhalten leid tut, meine ich es ernst.“. Während er sich entschuldigte kam er mir immer näher. Erst als ich die Wand in meinem Rücken spürte, bemerkte ich, dass ich zurück gewichen war. Im Nachhinein würde ich mich ärgern, dass er mich hatte so in die Ecke drängen können aber in diesem Moment war ich zu sehr von seinen Augen hypnotisiert. Obwohl ich mich schon an die Wand lehnte, kam er immer noch auf mich zu. Er kam mir mit seinem Gesicht näher und stütze sich mit seinem Arm neben meinem Kopf an der Wand ab. „Da wo ich herkomme, ist die Nacktheit eines Körpers nichts, worüber man sich aufregt. Es ist etwas Natürliches und ich wusste nicht, dass es hier anderes ist..“ Seine Stimmer wurde immer leiser und bekam einen tieferen Klang. Seine Hand ließ mein Handgelenk los und strich über meinen Arm hoch zu meinem Gesicht, wo er sie auf meine Wange legte. Unsere Blicke waren ineinander verschlungen, als er sich weiter zu mir runter beugte um mich zu küssen. Sein Blick. Seine Augen. Seine gelben Augen. Erschrocken schubste ich ihn weg. Er stieß mit der Hüfte ans Geländer und hielt sich mit der Hand daran fest, damit er nicht stolperte. Zum Glück hatte ich eine Sinnestäuschung gehabt, sonst hätte ich mich von dem Deppen küssen lassen. „Verdammter Mist! Was sollte das?“, fauchte ich ihn an und lief mit stampfenden Schritten die Treppe hoch. Ich hörte wie er mir folgte. „Ich wollte mich bei dir Entschuldigen?!“. „Kann das nicht eine normale Entschuldigung sein? Du wirst ab jetzt einen Meter Abstand halten!“, blökte ich ihn an und stieß die Tür zum Flur auf, der zur Aula führte. „Wer´s glaubt!“, hörte ich ihn hinter mir schnaufen. Ich drehte mich so ruckartig zu ihm um, dass er beinah in mich hinein gelaufen wäre. Mein Finger stieß spitz gegen seine Brust, als ich ihn böse anfuhr: „Du wirst mir nicht mehr …“ Ich wurde mitten in meinem Satz unterbrochen, als aus der Aula mehrere Schüler kamen. Ich drehte mich schnell von Ryoichi weg. Ich war so verdammt wütend! Ich holte ein paar mal tief Luft, nahm mir für Sport vor, ein bisschen Frust abzubauen und meinte etwas freundlicher: „Mir egal was du denkst. Um 15 Uhr muss dich sowieso wer anderes betreuen. Komm jetzt, damit ich dir die Aula zeigen kann.“. Etwas ruhiger ging ich weiter. Komisch, dass er mich so auf die Palme brachte. In der Aula erzählte ich Ryoichi im nüchternen Ton, dass hier die Schulversammlungen stattfanden und welche Theaterstücke demnächst anfangen würden. Von den Theateraufführungen kam ich zu den AG´s und Lerngruppen. Ich erklärte ihm, das sein betreuender Lehrer ihm alle Infos geben würde. Danach ging ich mit ihm zurück. Ich ignorierte seine Versuche noch einmal ein Gespräch mit mir aufzubauen und dachte darüber nach, warum der Typ mich so auf die Palme brachte. Ich war ja wirklich kein Engelchen, aber normalerweise ließ ich mich auch nicht so gehen. Der Physikunterricht war interessant und ging schnell vorbei. Ryoichi wurde von einem Mädchen aus unserer Klasse so beansprucht, dass ich in Ruhe mit Tatsumi den Versuch und das Protokoll anfertigen konnte. Die Pause über liefen Tatsumi und ich mit Ryoichi durch die Gärten. Scheinbar liebte der Neue Pflanzen, denn er blieb bei mehreren stehen und schnupperte an ihnen. Auch sah er sich alles mit großen Augen an. Die letzte Pause ging eine halbe Stunde, sodass Tatsumi und ich uns auf eine Bank setzten währen Ryoichi durch den Garten stromerte. Es war ein schöner Sommertag und ich beschloss etwas zu lesen, während Tatsumi sich an mich lehnte und einschlief. Der Sportunterreicht war an unserer Schule etwas Besonderes. Da ein ganzer Jahrgang immer zusammen Sport machte, gab es verschiedene Bereiche die man nutzen konnte. Man hatte die Wahl zwischen Schwimmen, Leichtathletik, Ballsport, Kampfsport und vielen anderen Sachen. Bei fünf Klassen pro Stufe und 25- 30 Schülern in einer Klasse konnte man viel anbieten und die Schüler hatten jede Stunde die Chance an einem anderen Sportunterricht teilzunehmen. Man sollte meinen, dass durch dieses System eine Sportart total überlaufen war, doch dieses Problem entstand nicht. Tatsumi: Ich kam aus der Umkleide. Sora lehnte, in ihren Sportsachen und mit verschränkten Armen vor der Brust, an der Wand. Sie hatte ihre Haare zu einem Zopf zusammen genommen und lächelte mich an. „Wie wärs mit 'ner Runde?“. „Klar Prinzesschen.“, stimmte ich zu und runzelte die Stirn. Das war ihre Kurzform von: Ich muss Dampf ablassen sonst raste ich aus. Sie hatte mir zwar eben nicht erzählt was los gewesen war, aber ihre Anspannung hatte ich trotzdem gespürt. Zusammen gingen wir in die Halle und fingen an uns aufzuwärmen. „Willst du mir nicht sagen was los ist?“, versuchte ich es noch einmal. „Ne, lass mal. Erzähl mir mal was von deinem Wochenende. Das ist bei dem heutigen Mist irgendwie untergegangen.“, bat Sora mich und ich ging darauf ein. Wenn sie reden wollte würde sie schon zu mir kommen. „Ach, wir waren in 'ner Disco.“, begann ich, während ich auf einem Bein stand und das andere mit geradem Rücken an meinen Körper zog, zu erzählen. „Die Jungs haben sich mehr oder weniger total volllaufen lassen und haben versucht ein paar Mädchen mit abzufüllen. Weißt ja wie die sind. Was für ein großes Wunder, dass diese Mission schief ging.“ Sora lachte. Während wir beide uns unterhielten, dehnten wir unsere Muskeln und machten uns warm. „Und, irgendwer dabei, der dich interessiert hat?“ fragte meine beste Freundin und grinste mich frech an. "Ach Prinzesschen, es gibt nur eine Person, die meinen Ansprüchen genügt." erwiderte ich und zwinkerte ihr zu. Ab und zu ärgerte ich sie einfach gerne. Sora lachte und fing an, in der lockeren Grundhaltung zu tänzeln, die sie beim Karatetraining erlernt hatte. "Wie immer?", fragte ich sie und machte mich bereit. Sie nickte. 'Wie immer' hieß bei uns bis der erste abklopfte. Es war nicht selten der Fall, dass unser Training so ausartete, das es aussah, als ob wir Ringen würden. So begannen wir unser Training. Man sollte meinen, dass ich mit meiner Größe die Oberhand in diesem Kampf hatte, doch das stimmte nicht. Wer sich ein bisschen mit Karate auskennt weiß, dass Körpergröße oder Kraft überhaupt nichts zu bedeuten hatte und Sora war verdammt schnell. Ich teilte Schläge aus, versuchte Tritte anzuwenden und zu blocken. Wir kämpften wie immer. Unerbittlich. Beim ersten Mal, als ich mit Sora trainiert hatte, hatte ich sie gewinnen lassen und sie hatte mich 2 Wochen noch nicht mal mehr mit dem Arsch angesehen. Deswegen wird sich wohl keiner wundern, dass ich danach immer mein bestes gegeben hatte. Nach und nach war es wirklich eine Herausforderung für mich geworden. Sie lernte schnell und war wie ein Aal. Am Rande bekam ich mit, dass sich eine Traube um unseren Platz gebildet hatte, doch ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Irgendwann landete ich durch einen Fußfeger auf dem Boden und holte Sora zu mir runter. So ging es eine Zeit lang weiter. Mal standen wir uns wieder gegenüber, mal ging es auf dem Boden weiter. Andere würden vielleicht schmutzige Gedanken dabei bekommen, aber glaubt mir, dafür hatte man überhaupt keine Zeit. Irgendwann, als wir uns wieder aufgerappelt hatten und uns gerade wieder angreifen wollten, bekam ich mit, dass ein Lehrer versuchte uns mitzuteilen, das der Unterricht vorbei war. Zum Glück hatten unsere Lehrer verstanden, dass sie nicht einfach so zwischen uns treten durften. Einmal hatte das ein junger Lehrer getan und lag danach auf dem Boden. Sora und ich verbeugten uns schweißüberströmt voreinander. „Ich versteh immer noch nicht, warum sie nicht in der AG sind.“, hörte ich den Lehrer nörgeln, als er wegging. Ich trat zu Sora. „Und, besser?“. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ja, viel besser. Ab unter die Dusche, du Stinktier.“, zog sie mich auf und ich legte einen Arm um ihre Schulter um sie zu ärgern. Sora: Nach dem Sportunterricht ging ich Duschen. Da Tastumi und ich die Zeit vergessen hatten war ich alleine. Es war verdammt anstrengend gewesen, aber ich hatte das gebraucht. Ich verließ erfrischt die Umkleide mit meinen Sachen, als ich überrascht stehen blieb. Ryoichi hatte auf mich gewartet und sah mich böse an. „Was ist?“, fragte ich genervt und wunderte mich wo Tatsumi war. „Wie geht’s dir?“. „Gut. Warum fragst du?“. „Verarsch jemand anderes! Wie geht es dir wirklich? Der Spinner hat total übertrieben!“, Ich fing schallend an zu lachen. „Ach, es geht ums Training? Reg dich ab. Das war ganz normal bei uns Zweien. Außerdem, was geht es dich an?“. Ich schulterte meine Tasche und ging zum Ausgang. Ryoichi versuchte mich an meiner Schulter zurückzuhalten. „Fass mich nicht an!“, fauchte ich über meine Schulter und löste mit einem Ruck meine Schulter aus seinem Griff. „Ich hab den Bluterguss an deiner Hüfte gesehen.“, rief er hinter mir. „Ich bekomm schnell blaue Flecken.“, antwortete ich gleichgültig und trat aus dem Gebäude heraus. Draußen neben dem Eingang wartete auch schon mein bester Freund. „Ach immer diese Neuen Tatsumi.“, ich schüttelte grinsend den Kopf, fasste ihn an der Hand und zog ihn mit mir mit. Ryoichi war mir gefolgt und starrte uns entgeistert an. Über die Schulter rief ich ihm zu: „Wenn du zu deinem Wohnheim willst, geh den Weg da entlang.“, ich zeigte auf den Weg und ließ ihn dann alleine dort stehen. „Ich freu mich schon auf den Filmeabend.“, verkündete ich meinem besten Freund. Er lächelte mich an. „Gut, dass es dir besser geht.“ Kapitel 4: What are you going to do? ------------------------------------ Ryoichi: (Eiji) Der erste Tag in seiner neuen Schule neigte sich dem Ende zu. Er saß in seinem Zimmer im Wohnheim und ließ den Tag Revue passieren. Eiji hatte ihm erzählt, dass das Mädchen vom Wochenende auf seine Schule ging. Das war für Ryo zwar kein Auswahlkriterium für die Schule gewesen, aber ein netter Zusatz. Auch wenn sie sehr zickig gewesen war, hatte dieses Mädchen irgendwas, dachte sich Ryo. Als er Eiji von ihr erzählt hatte, hatte dieser ihm erst einmal den Kopf gewaschen. Er war nicht mehr in seiner Heimat wo es andere Werte, Einstellungen und Gewohnheiten gab, hatte Eiji ihm erklärt und meinte, dass Sora´s Verhalten ganz normal für diesen Ort war. Als Ryo sie heute Morgen in der Klasse gesehen hatte war er überrascht gewesen. Er hatte vor sich so schnell wie möglich bei ihr zu entschuldigen, wie er es Eiji versprochen hatte. Leider funkte ihm dieser große nervige Typ bis zur zweiten Pause immer dazwischen. Ihr Aufpasser nannte sie Prinzesschen. Wie unpassend und einfallslos, dachte sich Ryo. Er war begeistert gewesen, dass Tatsumi in der zweiten Pause aufgehalten wurde. Ryo überlegte, ob er Sora nahelegen sollte, sich einen anderen Aufpasser zu suchen. Jemand, der sich nicht durch Lehrer ablenken ließ und Manieren hatte. Als Ryo sie dann für sich hatte, hatte er versucht mit ihr in ein Gespräch zu kommen und sich zu entschuldigen. Doch sie wich seinen Fragen mit patzigen Antworten aus und schubste ihn von sich weg, als er sich entschuldigen wollte. Eine von vielen Situationen die ihn heute genervt hatten. In seiner Heimat hätte ihn keine Frau weggeschubst. Sora schien wohl einzigartig zu sein, denn die anderen weiblichen Personen waren viel netter und zuvorkommender ihm gegenüber gewesen. Wie er es eben gewohnt war. Das Schönste für ihn waren wohl die Gärten der Schule gewesen. Es gab so viele Arten von Pflanzen die er nicht gekannt hatte. Dann kam der Sportunterricht. Der Sportunterricht hatte dem Fass den Boden ausgeschlagen. Es hatte noch nicht gereicht, dass Tatsumi an der Schulter seiner Herrin geschlafen hatte, nein, er hatte sie auch noch mit seinem Kampfsport befleckt. Ryo war geschockt gewesen in was für einem Ausmaß der Aufpasser gegen Sora, seine Herrin, gekämpft hatte. In seiner Heimat wäre er entehrt und verbannt worden. Obwohl man sah wie schnell und geschmeidig Sora war, wäre Ryo am liebsten dazwischen gegangen. Doch ein Lehrer hatte ihn aufgehalten. Er erklärte Ryo, dass es an Selbstmord grenzte dazwischen zu gehen. Natürlich war das eine überspitzte Darstellung, dachte sich Ryo. Aber der Lehrer hatte gewissermaßen Recht. Die beiden waren so sehr aufeinander fixiert, dass sie keinen anderen um sich herum warnahmen. Es gab viele Schüler die den beiden zusahen und genauso viele unterschiedliche Reaktionen auf sie. Es klopfte jemand an Ryo's Tür und riss ihn aus seinen Gedanken. Ich sollte mich auf meine Aufgabe konzentrieren, dachte Ryo und schaute nach, wer vor seiner Tür stand. Als er sah, dass es Eiji war, zog er schnell die Tür auf und sein Vertrauter trat ein. Eiji war ein schlanker Mann von mittlerer Statur, hatte hellbraune Haare, dunkelbraune Augen und war zehn Jahre älter als Ryo. „Guten Abend, wie war Ihr erster Tag?“, wurde Ryo begrüßt. „Hätte besser sein können. Ich muss schnell meine Aufgabe erledigen.“ „Warum denn? Gefällt es Ihnen hier nicht?“ „Nein überhaupt nicht.“ „Hmm das ist schade. Ich habe über Ihre Aufgabe nachgedacht.“, verkündete sein Vertrauter. Beide hatten sich, während sie miteinander gesprochen hatten, hingesetzt. Ryo saß jetzt auf seinem Bett und Eiji hatte im Sessel Platz genommen. „Was ist dir denn dazu eingefallen?“ „Wir kennen uns hier ja nicht aus, richtig? Es ist vieles anders als in unserer Heimat. Wie wäre es, wenn wir jemanden hier ins Vertrauen ziehen und uns von ihm hier herum führen ließen?“ „Und wen, meinst du, können wir hier ins Vertrauen ziehen? Wir kennen niemanden und bald kommen die Anderen. Dann müssen wir noch vorsichtiger sein.“ „Wie wäre es denn mit ihrer Klassenkameradin, Miss Sora?“ „Eiji, ich habe mich zwar bei ihr entschuldigt, aber ich bezweifle, dass sie uns helfen würde.“, seufzte Ryo. „Und wenn Sie ihr, Ihr Geheimnis offenbaren?“, schlug Eiji vor. „Du meinst es ihr sagen? Sie würde es ohnehin nicht glauben. Außerdem wurde uns doch nahegelegt es keinem zu sagen, da wir die Konsequenzen nicht einschätzen können.“, kommentierte Ryo dagegen. „Sie haben doch gesehen, wie Miss Sora auf Ihr Geheimnis reagiert hat, als Sie es ihr erzählt haben. Wie wäre es, wenn Sie dafür sorgen, dass sie es sieht? Sollte sie sich dann unpassend verhalten, könnten Sie einfach alles abstreiten. Mir scheint, dass man den Menschen hier sehr leicht Sachen einreden kann.“ „Eiji, das klingt nach einem guten Plan für den Anfang! Wann kommen denn die Anderen an?“, lobte Ryo. „Ihre Ankunft soll übermorgen sein. Die beiden Herren werden laut meinen Informationen zusammen eintreffen.“ Ryoichi verzog das Gesicht. „Nun denn, so soll es sein. Ich muss unseren Plan morgen in die Tat umsetzen.“ „Gewiss. Es ist bald so weit. Möchtet Ihr noch etwas spazieren gehen oder bleibt Ihr in Eurem Zimmer?“, wollte Eiji mit einem Blick auf die Tür wissen. „Ich werde noch spazieren gehen. Bitte bleib bis ich zurück komme hier.“, bat ihn Ryo. Danach machte sich Ryo für seinen Spaziergang bereit und Eiji öffnete ihm die Tür, damit er hinaus treten konnte. Katze: Sie war auf der Jagd. Leise schlich sie durch den Raum. Ihre Ohren zuckten hin und her. Sie hatte ihre Beute genau im Blick. Die Beute hatte noch nicht gemerkt, dass sie beobachtet wurde. Wusste nichts von der Anwesenheit der schwarzen Katze. Der Jäger machte sich zum Sprung bereit. Duckte sich. Spannte seine Muskeln an. Wie ein Blitz schoss die Katze vor. Direkt auf ihre Beute. Sora: Der Abend verlief sehr ruhig. Meine Brüder, Tatsumi und ich hatten uns mit Popcorn in eine der vielen Couchecken im Aufenthaltsraum geschmissen und einen Film angemacht. Zusammen starrten wir gebannt auf den Fernseher. Kurz bevor die Spannung ihren Höhepunkt erreichen konnte, sprang etwas Schweres auf meine Beine. Erschrocken schrie ich auf und fegte mit der Hand die Popcornschüssel von der Couch runter. Diese fiel laut scheppernd auf den Holzboden vor mir. Meine Brüder und Tatsumi wandten sich erschrocken zu mir um und fingen im Chor an zu lachen. Ich wollte nicht wissen wie mein Gesicht in diesem Moment aussah, aber ich konnte es mir denken. Das schwere Ding, was auf meine Beine gesprungen war, war ein schwarzer Kater. Er fing auf der Stelle an zu schnurren und sah mich erwartungsvoll an. „Woher kommt der denn?“ fragte Yu, als sie ihren Lachanfall hinter sich hatten. „Keine Ahnung. Hat einer von den Jungs 'ne Sondergenehmigung für ein Haustier?“, fragte ich und fing die Katze an zu streicheln. „Nicht, dass ich wüsste. Bevor ich dich gleich zum Wohnheim der Mädchen bringe, schauen wir mal nach.“ Die Zeit ging viel zu schnell rum. Wir fragten beim Wohnheimverwalter nach, ob die Katze jemandem gehörte. Was nicht der Fall war. Der Verwalter bat uns die Katze mit raus zu nehmen. Zusammen machten Tatsumi und ich uns auf den Weg zum Mädchenwohnheim. Es war kein weiter Weg, doch er führte durch den Wald, der als Sichtschutz zwischen den beiden Häusern diente. „Sora, kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte mich Tatsumi. „Welchen denn?“ „Dich von dem Neuen fernhalten? Alles an ihm schreit nach Ärger!“, meinte er. „Mach dir da mal keine Sorgen. Ich hab kein Verlangen danach ihn in meiner Nähe zu haben.“, erklärte ich ihm. „Gut, dass das geklärt ist. Da sind wir auch schon. Ich wünsche dir eine schöne gute Nacht mein Prinzesschen.“ Sie umarmten sich und Tatsumi gab ihr einen Kuss auf ihren Scheitel. Als Sora hinein gehen wollte, hörten die beiden ein klägliches Miauen hinter sich. Ihnen war die schwarze Katze gefolgt. Tatsumi grinste: „Lass dich nicht erwischen Prinzesschen.“ Er verschwand in der Dunkelheit des Waldes und Sora mit der Katze hoch in ihr Zimmer. Sie liebte Katzen einfach. Ryoichi: Gut, für Morgen ist alles vorbereitet, dachte sich Ryo. Erst spät waren Sora und Tatsumi zum Wohnheim gegangen. Er hatte lange warten müssen und war ihnen dann gefolgt. Jetzt kuschelte er sich ins Bett hinein und wartet darauf, dass der Morgen anbrach und Sora sein Geheimnis erfuhr. Er durfte Morgen nur nicht verschlafen. Kapitel 5: It is true? ---------------------- Sora: mau… Mau… MAu… MAU… Es war noch dunkel und ich wälzte mich genervt in meinem Bett herum. Irgendein Ton, den ich nicht zuordnen könnte, störte mich in meinem Schlaf. Langsam wachte ich auf und mir fiel ein, woher das Geräusch kam. Verschlafen rieb ich mir die Augen und setzte mich auf. Im Dunkeln dauerte es etwas bis ich sah wo die Katze saß. Ich hatte sie gestern in mein Schlafzimmer geschmuggelt. „Was hast du denn? Es geht doch gleich erst die Sonne auf. Wir können noch mindestens eine Stunde schlafen.“, plapperte ich die Katze voll. Außer einem lang gezogenen Mau bekam ich keine Antwort. Die Katze sah mich auffordernd an, ging zur Tür und kratzte an ihr. Och nööööö, dachte ich und stand auf. Sie musste auf Toilette. Naja wahrscheinlich sollte ich mich eher freuen, dass sie mich geweckt hatte, anstatt einfach in mein Zimmer zu pinkeln. Ich zog meine Schlappen, die an der Tür standen, an und trat im Morgenmantel vor meine Zimmertür. Leider musste ich der Katze bis nach unten zur Haustür folgen, sonst würde sie nicht hinaus kommen. Gut, dass um diese Uhrzeit außer mir keiner herum lief. Unten angelangt, öffnete ich ihr die Tür. Sie ging zwei Schritte raus, drehte sich zu mir zurück und mauzte mich weiter an. „Geh doch pinkeln. Ich warte so lange hier.“, versuchte ich der Katze zu erklären. Sie kam zu mir zurück, strich um meine Beine, sah mich an und ging wieder zwei Schritte vor. Komische Katze. Ich nahm an ich solle ihr folgen und musste an Alice im Wunderland denken. Ja, ich weiß, es war eine schwarze Katze und kein weißes Kaninchen, aber Alice wurde auch von einem Tier in den Wald gelockt. Nicht, dass ich Angst hatte im Wald in ein Loch zu fallen, aber die Situation erinnerte mich an meine Lieblingsgeschichte. Ich folgte ihr einige Minuten. während es langsam heller um uns im Wald wurde. Irgendwann blieb die Katze stehen und setzte sich hin. Über die Schulter starrte sie mich an. „Und nun?“, wollte ich wissen. Sie schaute mich einfach weiter an und je länger sie dies tat, desto verarschter fühlte ich mich von der Katze. „Warum bin ich dir eigentlich gefolgt? Wahrscheinlich weil ich ja schon so ausgeschlafen war und alle meine Hirnzellen angestrengt habe.“, nuschelte ich sarkastisch vor mich hin und wollte zurückgehen, als sie mich wieder anmauzte. „Was denn?“, fragte ich. Von weitem waren die Glocken unserer Schulkapelle zu hören. Als der letzte Schlag verklungen war verfing sich ein Sonnenstrahl im Fell der Katze. Er breitete sich aus und ließ die Katze fast schon leuchten. Nein, das war kein Sonnenstrahl, der auf die Katze viel, erkannte ich beim näheren Hinsehen. Die Katze leuchtete tatsächlich von innen heraus. Das Licht wurde immer heller, bis meine Augen anfingen zu tränen. Entsetzt sah ich zu wie das Licht sich ausdehnte. Größer wurde. Sich verformte. Eine andere Kontur annahm. Das Licht verlor an Intensität. Wurde blasser. Mitten in dem verblassenden Licht saß ein nackter Junge. Zu geschockt um weg zusehen oder zu helfen starrte ich ihn weiter an. Der Junge vor mir fing an sich zu bewegen. Kleine Bewegungen die ihn aussehen ließen, als ob er sich erst einmal an seinen Körper gewöhnen müsste. Als ob er schauen müsste, ob alles an seinem Platz war. Langsam schaute er über seine Schulter zu mir und ich erkannte ihn. „Ryoichi?!“, entfuhr es mir. „Kannst du dich bitte kurz umdrehen?“, bat er mich mit kratziger Stimme. Ich wusste nicht mehr wo oben und unten war. War viel zu geschockt um seiner Bitte nicht nach zu kommen. Ich drehte mich um und sah in den Wald hinein. Versuchte das Unmögliche zu verarbeiten. Mir schossen 1000 Fragen durch den Kopf: Konnte es sein, dass Ryoichi mich, an dem Morgen wo wir uns das erste Mal gesehen hatten, doch nicht angelogen hatte? Was war er? Was wollte er? Warum zeigte er mir seine Verwandlung? Wie um alles in der Welt ging das? Tat es weh? War ich verrückt? Schlief ich? WAR ICH VERRÜCKT? Eine kalte Hand legte sich auf meine Schulter und drehte mich um. „Hey, alles gut bei dir? Hörst du mich?“, fragte Ryoichi. Ich hatte nicht mitbekommen, dass er mit mir gesprochen hatte. Viel zu sehr war ich mit meinen Gedanken beschäftigt. Ich las gerne Bücher. Besonders Fantasy Geschichten. Aber ich hätte nie gedacht, dass manche Geschichten vielleicht real sein könnten. Ich habe sie immer als schönen Zeitvertreib angesehen und nun sollte ich in genau so einer Story stecken? Das, was vor meinen Augen passiert war, konnte ich nicht abstreiten, weg argumentieren oder rationalisieren. Ich besah mir Ryoichi genauer. Er hatte eine Jogginghose und ein Shirt angezogen. Das musste hier irgendwo gelegen haben. Mein Blick wanderte zu seinem Gesicht und wie zuvor schon mal sahen mir zwei gelbe Augen aus seinem Gesicht entgegen. Keine Kontaktlinsen? Wahrscheinlich wäre die beste Reaktion gewesen schreiend weg zu laufen oder einfach etwas zu sagen. Aber ich konnte nicht. Ich war total überfordert. Ryoichi schien langsam zu verstehen, warum ich ihn einfach nur anstarrte. Ich hatte einen Schock! Vorsichtig führte mich Ryoichi durch den Wald. Dann durch das Wohnheim, bis wir endlich in meinem Zimmer standen. Die vertraute Umgebung half mir langsam klar zu denken. Ich ging zu meinem Bett, hockte mich im Schneidersitz auf die Matratze und schlang meine Decke um mich. „Ich weiß gar nicht was ich zuerst fragen soll.“, platze es aus mir heraus. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so ruhig auf mein Geheimnis reagierst.“, erwiderte Ryoichi. „Ruhig? Ich brauch erst mal Nervennahrung!“ Das ist sowas von eine total natürliche Reaktion auf das Ganze, dachte ich sarkastisch. „Nervennahrung?“, fragte Ryoichi irritiert. Er hatte überhaupt kein Recht irritiert zu sein, dachte ich. „Ja, da oben im Schrank. Gib mir eine Tafel raus.“ Ich zeigte auf besagten Schrank und Ryoichi öffnete ihn, nahm eine Tafel Schokolade heraus und reichte sie mir. Er machte Anstalten sich neben mich zu setzen. „Vergiss es. Da drüben kannst du dich hinsetzen.“, verscheuchte ich ihn von meinem Bett auf den Bürostuhl, auf der anderen Seite des Zimmers. „Fang an zu erzählen.“, forderte ich ihn auf und biss in meine Schokolade. „Du willst keine Fragen stellen?“. „Nein, erzähl erst mal und dann überleg ich mir meine Fragen oder wie ich damit umgehen will.“ Ryoichi: Die Reaktion von Sora verunsicherte ihn. Er hatte erwartet, dass sie ausflippen würde. Schreien? Verleugnen was sie gesehen hatte, vielleicht? Doch sie war einfach still gewesen. Hatte ihn mit großen Augen angestarrt und sich einfach in ihr Zimmer bringen lassen. Nun saß er hier und sollte ihr erklären… Ja, was eigentlich? Scheinbar alles. „Okay, bevor ich anfange, brauchst du noch was?“, fragte er sie, doch Sora schüttelte den Kopf. „Wo fange ich an...? Es gibt verschiedene „Parallelwelten“. „So wie bei den Marvel-Filmen?“, redete sie auch schon direkt rein. „Marvel-Filme?“, fragte Ryo verdutzt. „Ja Thor und so? … Ach vergiss es. Erzähl weiter.“, winkte sie ab. „Meine Welt heißt Calystea. In unserer Welt gibt es Magie. Wenn wir unser 15. Lebensjahr antreten, müssen wir alleine zum geheiligten Tempel der Prüfung pilgern. Dort muss sich jeder einem individuellen Test unterziehen. Nach dem Test erscheinen uns die Götter Arianrhod, Dagda und Math Mathonury. Sie verkünden, welches Geschöpf für immer unser Begleiter sein wird.“, erlkärte ich ihr. „Sag mal, sind das nicht keltische Götter? Warum habt ihr die gleichen Götter wie sie?“ „Unsere Vorfahren werden wohl unseren Götterglauben in diese Welt gebracht haben.“, mutmaßte Ryoichi. „Ja klar. Warum nicht anders herum?“, konterte sie. „Das ist ganz einfach zu erklären. In Calystea begegnen uns die Götter in menschlicher Gestalt, wenn sie uns erscheinen. Wenn hier jemand angeblich die Götter gesehen hat, waren es leider nur Visionen. Die Götter können die Welten nicht wechseln wie wir. Doch sie versuchen jedem zu helfen, der sich an sie wendet. Auch in eurer Welt. Die drei Götter der Wiedergeburt und Verzauberung haben mir die Katze als Begleiter gegeben. Ich kann mich in eine kleine Hauskatze verwandeln, aber auch in eine ihrer größeren Artgenossen, wobei ich nicht an Fellfarbe und Größe gebunden bin. Das erste Mal bin ich dir zum Beispiel als gestreifte Katze begegnet. Außerdem kann ich mit allen Katzen und deren Artgenossen reden. Obwohl es bei den Artgenossen manchmal so ist, als ob sie einen Dialekt sprechen würden.“ Ryo grinste, hörte aber schnell auf, als Sora ihn böse ansah. „Nicht ausschweifen. Erzähl weiter. Was machst du hier?“, bohrte Sora weiter. „Ist ja gut. Unsere Welten sind von der Geografie identisch. Nur, dass wir keine verschiedenen Länder, sondern 7 Königreiche haben. Jeder Kontinent wird von einem König regiert. Mein Vater regiert das Königreich Amreiade. Beziehungsweise den Bereich, den du unter Europa kennst.“ „Bitte was?“, fiel Sora ihm sehr geistreich ins Wort. „Du bist ein Prinz?“, hakte sie nach. „Ja, ich bin König Jentaso´s dritter Sohn.“, bestätigte ich ihre Frage stolz. „Ach so, deswegen bist du so unverschämt. Was dein Verhalten zwar erklärt, aber nicht entschuldigt.“, holte sie ihn wieder von seinem Ross herunter. „Wie meinst du denn das bitte?“, fragte er leicht verwirrt. „Ja du bist total dreist und frech. Ich denke als Prinz lässt man dir vieles durchgehen. Zum Beispiel, dass du in meinem Zelt nackt lagst und wie du hinterher mit mir geredet hast. Das war unverschämt.“ „Du wirst mir nicht so schnell verzeihen oder?“, wollte Ryo mit gerunzelter Stirn und Hundeaugen wissen. „Weiß ich nicht. Vielleicht, wenn du nicht alles für selbstverständlich hältst.“, erwiderte sie nur darauf. „Ich nehme nichts für selbstverständlich hin.“ „Doch tust du. Zum Beispiel, dass ich dir helfe. Dass Tatsumi einfach weg geht, wenn du es sagst und du meinst, dass ich mich einfach von dir, einem Fremden wohl gemerkt, küssen lassen würde.“ „Das stimmt doch gar nicht… Okay, vielleicht doch ein bisschen.“, lenkte Ryo ein, als Sora eine Augenbraue fragend hochzog. „Lass mich weiter erzählen! Du wolltest doch wissen, was ich hier mache. Mein Vater, König Jentaso, ist schon sehr alt und möchte sich zur Ruhe setzen. Bei uns wird der Nachfolger nicht automatisch der oder die Erstgeborene. Jeder der sieben Könige bittet die Trias, also Danu die Urmutter, Brigid die Jungfräuliche und Anu die Greisin um eine Prophezeiung, damit der abdankende König den besten Nachfolger bekommt. Bei jedem Kind des Königs, das schon seine Pilgerreise hinter sich hat, besteht die Möglichkeit die Prophezeiung zu erfüllen. Meist sind es eher Rätsel. Die Prophezeiung von meinem Vater betrifft deine Welt. Und deswegen bin ich hier. Ich möchte die Prophezeiung erfüllen. Aber ich habe gemerkt, dass ich alleine nicht weiter komme und dachte du könntest mir helfen.“, beendete Ryo seine Erzählung. „Sind deine Brüder auch schon hier?“, erkundigte sich Sora. „Sie werden wahrscheinlich morgen hier eintreffen.“ „Noch mehr von deiner Sorte.. toll. Wie lautet die Prophezeiung?“, wollte Sora missmutig wissen. „Nachfolger des Königs soll sein, wer bringt den Trias den Sonnenschein. Den Himmel mit all seinen Facetten, soll er uns versprechen. Alles in einem vereint musst du finden außerhalb.“, rezitierte Ryo die Prophezeiung der Trias. Sora: „Ach du Backe. Wenn ich nicht gesehen hätte, wie du dich verwandelt hast, würde ich jetzt die Männer mit der Hab-mich-lieb-Jacke anrufen.“, stöhnte ich. Langsam bekam ich Kopfschmerzen. Es war verdammt viel auf einmal, aber es blieb mir keine Wahl als es zu glauben. Ich war kein Mensch, der das Offensichtliche versuchte zu leugnen, nur weil es ihm besser in den Kram passte. In Gedanken versunken starrte ich auf meine Uhr. Als ich realisierte, was sie anzeigte, stöhnte ich auf. „Wir müssen uns für die Schule fertig machen. Du musst dich wieder in eine Katze verwandeln, damit die anderen nicht sehen, dass du bei mir warst.“, meinte ich, während ich aufsprang und meine Wäsche zusammen suchte. Peinlich darauf achtend, dass er nicht sah, was für Unterwäsche ich raus nahm. „Das geht nicht.“, antwortete er. „Wie, das geht nicht?“, fragte ich ihn entsetzt, nachdem ich mich schwungvoll zu ihm umgedreht hatte. „Ich habe meine Kräfte in deiner Welt noch nicht richtig unter Kontrolle. Momentan ist es noch so, dass ich mich nur verwandle, wenn die Sonne auf und unter geht.“, erklärte mir Ryo und zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Das ist nicht dein Ernst..“ „Klar, was meinst du, warum ich dich nachts als Katze in den Wald gelockt habe? Meinst du nicht, dass es als Katze viel schwieriger ist, anstatt als Mensch?“, schätzte er. „Mist. Mist. Mist!“, fluchte ich und lief hektisch in meinem Zimmer herum. Draußen wimmelte es jetzt nur von Mädchen und wenn sie sahen, dass der Neue aus meinem Zimmer kam, war ich auf vielerlei Arten geliefert. Als ich am Fenster vorbei lief, kam mir eine Idee. „Ryoichi wir sind ja nur im ersten Stock. Kannst du nicht mit deinen Katzenkräften runter springen?“, schlug ich hoffnungsvoll vor. „Rein theoretisch ja, aber wozu? Ich kann doch einfach durch die Tür.“, schlug er vor und wandte sich zum Gehen um. Ich konnte ihn gerade noch davon abhalten die Tür aufzureißen. „Spinnst du? Ich hab doch gesagt, dass da jetzt die ganzen Mädchen rumlaufen.“ „Ja und?“, fragte er blöd. „Wenn die dich sehen gibt verdammt viel Ärger. Nachts dürfen wir keinen Jungen im Zimmer haben. Außerdem hab ich keinen Bock auf Gerüchte und Eifersuchtsszenen der Mädchen.“, erklärte ich ihm leicht genervt. „Eifersuchtsszenen?“, grinste mich Ryoichi frech an. „Mensch, ich hab keinen Bock wegen dir von der Schule zu fliegen! Jetzt mach schon, dass du ungesehen aus meinem Zimmer kommst. Ich muss mich anziehen.“, drängte ich ihn. „Da kann ich gerne behilflich sein.“, schnurrte mein Gegenüber mich an. „Willst du, dass ich dir helfe? Wenn ja, lass den Mist.“, warnte ich ihn vor. „Ja, ist ja gut Spielverderberin.“ Ich fing an meine Fensterbank frei zu räumen, damit ich das Fenster komplett öffnen konnte. Bevor Ryoichi aus dem Fenster kletterte, hielt ich ihn für einen kurzen Moment zurück. „Ich werde dein Geheimnis für mich behalten. Würde mir ja eh keiner glauben. Aber sollte Tatsumi fragen, werde ich ihn nicht für dich anlügen.“ „Dein Aufpasser hat keine Fragen an dich zu richten.“, regte er sich auf einmal auf. „Aufpasser? Er ist mein bester Freund.“ „Wir sprechen später noch einmal drüber. Bis nachher in der Klasse.“ Ryoichi trat noch einmal auf mich zu, gab mir einen Kuss auf die Stirn und war verschwunden, bevor ich ihn zurechtweisen konnte. Überfordert setzte ich mich auf mein Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)