Promise von Leyn ================================================================================ Kapitel 1: New Old Life ----------------------- Kapitel 1 New Old Life Meine Augen sprangen hin und her, als ich die vorbeirauschenden Landschaft durch das Beifahrerfenster betrachtete. Ich hatte mein Kinn auf die Handfläche abgestützt und lehnte mich somit gegen die Beifahrertür. Im Hintergrund lief Pink Floyd mit dem Song „Wish you were here“, das mein Vater schon seit einer kleinen Weile mit dem Trommeln seiner Finger auf dem Lenkrad begleitete. Mich störte es nicht, also sagte ich auch nichts dazu. Es war ganz schön seltsam wieder hier zu sein. Nachdem wir fast zehn Jahre lang woanders gelebt hatten, konnte ich mich nur noch vage an alles erinnern. Jedoch empfand ich dasselbe Gefühl wie damals, seitdem wir den Umkreis der Stadt und die Stadt selbst befahren hatten. Es war Ende der Herbstferien und ziemlich kalt, doch zum Glück hatte der ältere Sportwagen meines Vaters eine Heizung. Er hatte mir kurz vor Beginn der Ferien gesagt, dass wir wieder umziehen würden. Ich war total geschockt gewesen und hatte ihn natürlich nach dem Grund gefragt. Damals waren wir schließlich nur wegen seiner Freundin aus Konoha gezogen, doch dieses Mal war es eigentlich ohne richtigen Grund. Er hatte nur gemeint, dass es ein schöner Neuanfang sein würde und ich sowieso nicht gut in meiner Schule klarkommen würde. Da hatte ich ihm natürlich nicht widersprechen können. Ich hatte nur drei Kumpels gehabt, die ich allerdings nie richtig als Freunde angesehen hatte. Wir hatten kaum etwas miteinander unternommen. Mein Vater hatte unser altes Haus zurückkaufen können. Er hatte damals sehr viel Geld von seinem Vater vererbt gekriegt. Außerdem hatte er einen festen Job bei einer Spezialeinheit bei der Polizei und musste nur uns beide mit seinem Verdienst versorgen. Doch ich hatte einen eigenen Job gehabt, zumindest in der alten Stadt. Das hatte ich nur getan, damit ich mir neue Spiele für meine Playsi kaufen konnte. Ich wusste, dass das ganz schön albern war, aber so war ich eben. „Sieh mal, Aeryn, wir sind gleich da. Da vorne ist schon das Haus“, unterbrach die Stimme meines Vaters meine Gedanken, sodass ich nun aus der Frontscheibe sah. Tatsächlich, dort war das große Haus, es sah modern aus und es gab sehr viele große Fenster, die das Haus sehr hell erscheinen ließen. Ich kannte das Gebäude noch sehr gut, schließlich hatte ich dort meine Kindheit verbracht. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. „Es scheint sich kaum verändert zu haben. Nur der Efeu fehlt...“, antwortete ich etwas bedauerlich. Nun wirkte es nicht mehr so natürlich, da das ganze Grün an der Hauswand fehlte. Doch trotzdem freute ich mich über den Anblick. „Der wächst sicher bald nach“, munterte mich mein Vater auf und fuhr nun in die Einfahrt, Richtung Garage. Mein Herz hämmerte unruhig, während ich aufgeregt mit einem Bein auf und ab wippte. „Beeil dich!“, quengelte ich, was mein Vater mit einem schmalen Lächeln quittierte. Ich konnte seine Mimik trotz der Gesichtsmaske sehr gut erkennen. Meine Augen wanderten wie automatisch zu den Augen meines Vaters, welche ebenso verschiedenfarbig wie meine waren. Ein graues Auge und ein rotbraunes. „So, geschafft“, sprach er dann, als wir endlich still standen, sodass ich mich wie von der Tarantel gestochen abschnallte, die Tür öffnete und heraussprang. Die kühle Luft ließ mich augenblicklich frösteln, jedoch riss ich mich zusammen. Mein Vater stieg nun ebenfalls aus dem Wagen und warf mir den Hausschlüssel zu, als ich ihn abwartend anblickte. Freudig bedankte ich mich dafür und flitzte zur Haustür. Als ich die Tür öffnete und eintrat, blieb ich erst einmal vollkommen baff stehen. Das sah ja genau so aus wie damals! Und auch die Möbel standen schon alle auf ihren Plätzen. Denn mein Vater war vor einer Woche hier her gefahren und hatte sich zusammen mit einer Umzugsfirma um die Einrichtung gekümmert. Mein staunender Ausdruck wandelte sich schnell zu einem Grinsen um, sodass ich wie ein fröhlicher Hund durch das große Haus flitzte und alles erkundigte. Mein Weg führte mich durch die Küche, das Esszimmer, das Wohnzimmer, den Kaminraum mit den ganzen Bücherregalen, durch den Trainingsraum, die zwei Bäder und drei Schlafzimmer und schließlich zum Dachboden. Dort hatte ich damals die meiste Zeit verbracht, da man durch das schmale Fenster direkt vorne auf die Straße blicken konnte. Außerdem hatte ich es cool gefunden, dass man nur durch die Luke auf den Dachboden gelangen konnte. Er war viel mehr verstaubt als damals. Was sicherlich auch verständlich war, denn nicht alle Menschen ließen sich so leicht von diesem Dachboden beeindrucken, wie ein kleines Mädchen. Doch ich hatte bereits auf der sechsstündigen Fahrt entschlossen, dass ich den Dachboden wieder als mein Zimmer einrichten würde. Der Regen, welcher ab und zu auf das Dach geprasselt hatte, hatte mich immer stark beruhigen können. Auch dann, wenn er einmal stärker wurde. Meine Augen scannten den Raum und mir fiel auf, dass dort eine Kiste in der Ecke stand. Kurz verzog ich nachdenklich das Gesicht, doch schließlich zuckte ich mit den Schultern und tapste darauf zu. Vor der Kiste ging ich in die Hocke und öffnete sie. Sofort konnte ich erkennen, dass es Fotos waren. Doch von wem oder was? Ich musste kurz husten und hielt mir die Hand vor den Mund, dann griff ich einfach mal in den Stapel und holte ein paar Bilder heraus. Ich richtete mich wieder auf und ging dann Richtung Fenster, damit ich die Bilder besser sehen konnte. Denn das Licht hatte ich ausgelassen. Die ersten paar Bilder, zeigten meinen Vater und seine Freundin. Weswegen ich auch das Gesicht verzog und abfällig schnaubte. Ich hatte sie nie leiden können und als wir ihretwegen umgezogen waren, schon dreimal nicht. Doch dann stieß ich endlich auf andere Fotos. Da war ich als Kind zu sehen. Mein helles Haar war zu zwei ziemlich komisch aussehenden Zöpfen gebunden, während ich mit aufgeblasenen Backen auf eine Torte mit vier brennenden Kerzen vor mir schielte und mehr oder weniger konzentriert aussah. Das sah schon recht niedlich aus, weswegen ich auch etwas grinsen musste. Doch dann stieß ich auf ein Foto, auf dem ich mit einem schwarzhaarigen Jungen zu sehen war. Mit großen Augen musterte ich es. Wie wir beide Arm in Arm mit einem fetten Grinsen zur Kamera blickten und jeweils mit einer Hand das Peacezeichen formten. Zu beginn hatte mich dieses Foto ziemlich überrascht, doch als ich auch auf den Anderen immer wieder uns beide sah, musste ich doch etwas lächeln. Doch es war kein freudiges Lächeln, sondern ein Trauriges. Ich erinnerte mich sehr gut an ihn, meinen besten Freund. Wir hatten noch ewig per Telefon Kontakt gehabt, nachdem ich umgezogen war. Allerdings wurden die Anrufe nach und nach immer weniger, bis wir uns irgendwann vollkommen verloren hatten. Ich musste allerdings zugeben, dass ich ihn vermisste. Eine solche Freundschaft hatte ich bisher nicht wieder gehabt. Und das würde wahrscheinlich auch so bleiben. Am Abend saß ich mit meinem Vater am Esstisch und wir verdrückten Spaghetti mit Tomatensoße. Währenddessen unterhielten wir uns angeregt über meine Lieblingsband, Led Zeppelin. Er erzählte mir gerade davon, dass mein Großvater damals auf einem Konzert von ihnen gewesen war. Ich war darüber total begeistert und quetschte ihn regelrecht darüber aus. Er erzählte mir letztendlich wie sehr es ihn doch überrascht hätte, als er erfahren hatte, dass auch ich die Band mochte. Ich grinste ihn daraufhin breit an und meinte, dass das bestimmt in den Genen läge. „Genauso wie der Ehrgeiz, immer alles besser als Andere zu können“, fügte er noch hinzu, als ich mir gerade aus Versehen Spaghetti ins Gesicht pfefferte. „Arrogant bin ich aber nicht“, entgegnete ich daraufhin und fischte eine Nudel aus meinem Gesicht, ehe ich sie mir in den Mund schob. Mein Vater hob daraufhin die Augenbrauen und schmunzelte amüsiert. „Doch bist du“, waren seine Worte und er drehte sich eine neue Ladung Spaghetti auf die Gabel. Empört blickte ich ihn an, doch als sich unsere Blicke kreuzten, zuckte ich belustigt mit den Schultern. „Was kann ich dafür, bin halt überzeugt von mir.“ Daraufhin nickte mein Vater grinsend und murmelte kaum hörbar: „Viel zu überzeugt...“. „Was?“, fragte ich daraufhin, doch da plädiert er auch schon darauf, dass es egal sei. Also zuckte ich nur mit den Schultern und aß meine Nudeln auf. Ich hatte noch drei Tage, bis ich am Montag in meine neue Schule gehen würde. Natürlich war ich total aufgeregt, da ich keinen blassen Schimmer hatte was mich erwarten würde. Doch das machte die Sache auch spannend. Und so freute ich mich schon riesig darauf. Soweit ich wusste, lebten auch die Uchihas noch immer in der Nachbarschaft. Das hatte mir zumindest mein Vater erzählt, der sehr gut mit ihnen befreundet war. Ob sie jedoch noch vollständig waren, wusste ich nicht. Die Nacht verbrachte ich noch in einem der Schlafzimmer. Doch am nächsten Tag säuberte ich gleich den Dachboden und brachte etwas Leben dort hinein. Ich räumte all mein Zeug unter das Dach und drehte auch sofort die Heizung auf, damit es dort nicht so arschkalt sein würde, wie es im Moment war. Total erschöpft hopste ich danach die Treppen herunter und ging in die Küche, um mir etwas Wasser zu holen. Als ich ein paar Gläser Wasser getrunken hatte, lehnte ich mich nachdenklich gegen die Küchenzeile und starrte auf einen undefinierbaren Punkt in der Ferne. Eigentlich hatte ich jetzt noch Lust darauf etwas zu unternehmen. Also entschloss ich mich kurzerhand dazu, mich umziehen zu gehen, um dann etwas in der Gegend spazieren zu gehen. Es konnte ja auch nicht schaden, mal wieder alles zu sehen. Bestimmt hatte sich einiges in den vielen Jahren geändert, ich war ganz schön gespannt. So zog ich mir meine lockere, zerschlissene Jeans und das T-Shirt mit dem Namen meiner Lieblingsband darauf an, einen Kapuzenpullover und begab mich dann zum Eingangsbereich. Dort zog ich mir noch kurz meine Chucks mit den unterschiedlich farbigen Schnürsenkeln und den viel zu großen Mantel meines Vaters an und zog mir eine Mütze über den Kopf. Dann öffnete ich die Tür und trat ins Freie. Hinter mir hörte ich noch, wie die Haustür zurück ins Schloss fiel und schon lief ich los. Schnell bemerkte ich, dass ich automatisch die Straße hoch lief. Den Weg, welchen ich damals andauernd gegangen war, als ich zu meinem besten Freund wollte. Ich sah meinen Atem in der Luft und zog den Mantel etwas näher an mich heran. Er war gefüttert und wärmte dadurch gut, doch erst einmal musste meine Körperwärme sich in dem Stoff ausbreiten, bis es auch wirklich etwas bringen würde. Fröhlich und auch neugierig ging ich den Plattengehweg entlang und blickte die teuren Villen an, welche um mich herum standen. In fast jeder Einfahrt stand irgendein extrem teuer aussehender Wagen, weshalb ich des Öfteren stehen blieb und diese dann mit großen Augen musterte. Das war der Hammer! Mein Vater hatte zwar viel Geld, doch er war nicht so reich. Allerdings spielte Geld noch nie eine große Rolle in meinem Leben. Wir hatten mehr als genug, gierig war ich auch nicht. Als ich vor dem Grundstück der Uchihas angekommen war, blieb ich stehen. Meine relativ fröhlicher Gesichtsausdruck wich nun. Mein Blick war leer, denn ich erinnerte mich an Dinge, die mich traurig stimmten. Ich blickte die alte Kiefer an, welche direkt neben der Einfahrt stand. „Wetten ich bin schneller oben?“ „Wetten nicht?“ Lachend fingen wir an den Baum zu erklimmen. Ich war schneller und wusste, dass ich wahrscheinlich gewinnen würde, doch als ich fast oben war, rutschte ich auf einem Ast aus. Ich fiel ein Stück, wurde dann aber noch schnell von dem Schwarzhaarigen am Arm festgehalten. Unsere Blicke trafen sich, in seinen Augen war Besorgnis. Es stach mir wie ein Messer in die Brust. Dann zog er mich auf den dicken Ast, auf welchem er stand und drückte mich fest an sich. Ich verzog das Gesicht. Das gehörte der Vergangenheit an. Er war wahrscheinlich längst bei seinen Eltern ausgezogen, so wie ich ihn kannte. Er war schon damals immer sehr rebellisch gewesen und hatte gemeint, er würde ausziehen, sobald er die Möglichkeit dazu habe. Und da war er gerade einmal sieben Jahre alt gewesen. Was er jetzt wohl alles trieb? Mein Blick flog über den gepflegten Rasen, auf welchem kaum ein Blatt lag, dann wandte ich mich ab und steckte die Hände in die Taschen des Mantels. Mit schleifenden, langsamen Schritten ging ich weiter. Die kalte Prise, die durch die Straße blies, schubste meine silberblonden Haare hin und her, sodass sie mich etwas kitzelten. Ich rümpfte die Nase und wischte sie mit einer kurzen Handbewegung unter die Mütze. Es war vielleicht so 14.30 Uhr, jedoch sah ich keinen einzigen Menschen auf den Straßen, außer mich selbst. Das war typisch. Hier lebten hauptsächlich reichere Leute, die viel zu arbeiten hatten oder aber in ihren Häusern herum hockten. Und die wenigen Jugendlichen und Kinder die hier lebten, trieben sich ziemlich sicher nicht in dieser langweiligen Gegen herum. Eigentlich war dieser Gedanke nicht schlecht. Ich könnte etwas in den angrenzenden Wald gehen. Er lag direkt neben dem etwas reicheren Viertel, durch ihn lief ein relativ großer Fluss, der in einem See mündete, auf dem man im Winter Schlittschuhlaufen konnte. Bei der nächsten Kreuzung bog ich also nach rechts ab. Die Straße ging etwas den Berg hoch, weiter vorne war eine Wiese, welche der Übergang zum Wald war. Ich hatte dort oft Zeit verbracht. Meine Nasenspitze und meine Wangen waren wahrscheinlich bereits gerötet, denn die Kälte biss mir unangenehm ins Gesicht. Weshalb war es eigentlich im Herbst bereits so kalt? Mit einem leisen Seufzer, der sich deutlich in der Luft zeigte, lief ich einfach weiter. Dann ging ich auch schon über die Wiese in Richtung Wald. Nebenbei beobachtete ich einen Jungen mit braunem Haar, welcher mit einem großen weißen Hund Gassi ging. Er war vielleicht ein bis zwei Jahre jünger als ich und ich überlegte wirklich für einen Moment ihn anzusprechen, als sich unsere Blicke trafen, doch ich entschied mich letztendlich dagegen und setzte meinen Weg in den Wald fort. Ich spazierte bereits ein und halb Stunden über einen Trampelpfad durch den Wald. Meine Schuhe fühlten sich mittlerweile richtig schwer an, da der feuchte Schlamm sich an ihnen heftete wie Kleber. Es nervte mich leicht, da ich nun so aussah, als würde ich auf Stelzen laufen. Ich torkelte hin und her und versuchte bei jeder Möglichkeit, die ich fand den Schlamm von meinen Sohlen abzustreifen. Es musste erst ein Baum darunter leiden, dann ein etwas größerer Stein und nun ein relativ sauber aussehender Grasbüschel. Doch schließlich gelangte ich endlich an den See. Er dampfte leicht, wegen des Temperaturunterschieds zwischen Wasser und Luft, doch dadurch sah es hier beinahe märchenhaft aus. Der See war von bunten Laubbäumen eingekesselt, die sich leicht auf der Wasseroberfläche widerspiegelten. Es roch nach Moos, nassem Holz und Wasser. Ich atmete zufrieden die Luft ein und setzte mich dann auf eine Bank, welche direkt neben dem Wasser stand. Es störte mich nicht, dass sie nass war. Ich lehnte mich leicht zurück und schloss dann die Augen. In der Ferne hörte ich das Zwitschern von Vögel. Dann vernahm ich das Plätschern des Wassers und das sanfte Rascheln des Laubes, als der Wind sie leicht über den Boden gleiten ließ. Das Rauschen des Windes, welcher wie ein Geist durch die Äste pfiff, hatte etwas Gruseliges und wunderschönes an sich. Es gefiel mir hier und ich würde hier am liebsten den ganzen restlichen Tag verbringen. In Gedanken versunken und mit geschlossenen Augen bemerkte ich erst, dass ich Gesellschaft bekommen hatte, als ein lautes Bellen durch den Wald hallte und kurz darauf ein lautes Platschen ertönte. Etwas verdattert öffnete ich die Augen wieder und richtete meinen Blick auf die Geräuschquelle. Ein Hund schwamm freudig hechelnd auf einen Ball zu, welcher im Wasser trieb. Dann schnappte er aufgeregt danach und blies etwas Wasser aus den Nasenlöchern, als er die Schnauze wieder hob und kehrt in Richtung Land machte. Aufmerksam beobachtete ich den Hund und musste leicht lächeln, als er daran scheiterte ordentlich aus dem Wasser zu kommen, da er an dem schlammigen Ufer zurück ins Wasser rutschte. Doch beim zweiten Versuch gelang es ihm und er flitzte freudig auf einen Jungen zu. Überrascht musste ich feststellen, dass es der braunhaarige Junge war, den ich vorhin erst auf dem Gehweg kurz vor dem Waldrand gesehen hatte. Er nahm den Ball grinsend entgegen und schmiss ihn gleich nochmal. Sofort fing der Hund an, euphorisch zu bellen und raste wieder zum Wasser, in das er ohne zu zögern hineinsprang. Doch dieses Mal blickte ich nicht den Hund, sondern den Jungen an. Er hatte mich anscheinend noch nicht so ganz bemerkt, da er mit verschränkten Armen dastand und seinem Hund beobachtete. „Los Akamaru!“, rief er dann lachend und ab da war ich mich sicher, dass er mich wirklich noch nicht bemerkt haben musste. Um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden (nicht, dass er Anfing wie ich ein Selbstgespräch zu führen, wenn er alleine war), stand ich von der Bank auf und begrüßte ihn mit einem lauten „Hallo!“ Verwundert blickte er in meine Richtung, als er dann noch mein Winken sah, legte sich die Verwunderung und er erwiderte meine Begrüßung mit einem leichten Grinsen. „Hallo“, fügte er dann noch hinzu, sah kurz zu seinem Hund und schloss dann zu mir auf. Ich kam ihm ebenfalls etwas entgegen und lächelte ihn freundlich an. „Ich mag dein Hund“, fing ich das Gespräch mit einem Seitenblick auf den weißen Hund an und hielt ihm dann meine Hand entgegen, die er schnell ergriff. Ich war erstaunt, wie warm sie im Gegensatz zu meiner war. Doch das war eigentlich kein Wunder, schließlich hatte ich bis eben noch auf der Bank gesessen und er hatte mit seinem Hund gespielt. „Ich bin Aeryn“, stellte ich mich fröhlich vor. „Ich heiße Kiba! Und danke, Akamaru ist so etwas wie mein bester Freund“, entgegnete er mit einem warmen Lächeln und wir ließen die Hände wieder sinken. Ich schnaubte erfreut und lächelte schmal. „Freut mich dich kennenzulernen, Kiba. Und dich auch, Akamaru!“ Ich blickte zu dem Hund, der gerade aus dem Wasser stieg, als würde ich mit ihm reden, woraufhin der Junge neben mir auflachte. Akamaru schüttelte sich einmal und lief dann freudig zu seinem Herrchen. „Hast du auch einen Hund?“, fragte er dann, als er den Ball entgegennahm und blickte mir interessiert in die Augen. Ein erstaunter Ausdruck schlich sich kurz in sein Gesicht, als er mir das erste Mal so richtig in das Gesicht sah, doch es verschwand schnell wieder. „Wir, also ich und mein Vater, hatten mal drei Hunde. Aber die leben jetzt bei einem Bekannten“, erklärte ich. Mein Vater liebte Hunde eigentlich und ich mochte die treuen Vierbeiner auch sehr, doch als wir vor zehn Jahren umgezogen waren, mussten wir sie weggeben. Denn in der neuen Stadt hätte es den Hunden kaum gefallen und außerdem hatte die damalige Freundin meines Vaters etwas gegen sie. Allerdings hatten sie es bei diesem Bekannten auch sehr gut. „Oh, das tut mir leid“, erwiderte er. „Bei dem Gedanken Akamaru weggeben zu müssen, wird mir schon leicht unwohl“, meinte er dann und verzog gequält das Gesicht. Der Hund vor ihm wedelte hechelnd mit dem Schwanz und blickte Kiba auffordernd an, woraufhin der Junge ihm lächelnd durch das Fell streichelte und lachte, als der Hund ihm mit der Zunge durch das Gesicht schlabberte. Auch ich kicherte belustigt und beobachtete die beiden. Als Kiba sich dann wieder aufrichtete, pfefferte er den Ball erneut in den See und Akamaru flitzte fröhlich hinterher. Ich sah ihm etwas verträumt hinterher. Da vermisste man es ja beinahe Hunde zu haben... „Ist schon ok..“, meinte ich nun und blickte wieder zu dem Braunhaarigen. „Sie haben es sehr gut dort“, fügte ich noch hinzu, als ich den zweifelnden Blick des Jungen sah. Dann seufzte ich und vergrub meine kühlen Hände in den Manteltaschen. Mein Blick legte sich auf einen unbestimmten Punkt in die Ferne. Seitdem ich hier war, fühlte ich mich andauernd so, als wäre da ein klaffendes Loch an der Stelle meines Herzens. Und ich kam nicht drum herum zugeben zu müssen, dass es an Madara liegen musste. Schließlich war er schon immer hier gewesen, hier in Konoha. Ohne ihn kannte ich es hier eigentlich gar nicht. „Alles in Ordnung?“, fragte er mich nach einer Weile und ich schenkte ihm einen ruhigen Seitenblick. „Ja, alles gut. Ich bin nur oft in Gedanken“, antwortete ich wahrheitsgemäß und seufzte leise. Wenn ich bedachte, dass ich nach dem Umzug vier Jahre lang unter einer Art Depression gelitten hatte, war es schon beachtlich wie gut ich mich im Griff hatte. Ich verließ mich mittlerweile viel mehr auf andere Menschen, auch auf welche die ich nicht so gut kannte. Damit legte ich etwas Last ab und fühlte mich etwas besser. „Oh...“, sagte er leise und ich merkte deutlich, wie ihn die Stimmung verunsicherte. Doch schließlich meinte er noch mit einem unruhigen Blick zu mir: „Du hast übrigens sehr außergewöhnliche Augen, ich mag sie.“ Überrascht, dass er mir ein Kompliment gab, lächelte ich ihm entgegen. „Danke“, meinte ich fröhlich und spürte förmlich, wie ihn der Stimmungswechsel erleichterte. Und plötzlich griff er in Richtung meines Gesichts, woraufhin ich im ersten Moment zurückweichen wollte, doch dann blieb ich einfach so wie ich war. Er griff nach eine Haarsträhne und grinste wieder breit. „Und schönes Haar! Sind die natürlich so hell oder gefärbt?“, fragte er mich und ließ die Hand wieder sinken, als er meinen etwas unbehaglichen Blick bemerkte. „Natürlich. Mein Vater hat mir diese seltsame Kombi vererbt. Er hat die gleichen Haare und Augen wie ich“, entgegnete ich wieder etwas gefasst und beobachtete den Hund, welcher wieder auf uns zukam, in seinem Maul war der Gummiball. Als er wieder auf dem Waldboden stand, kam er schnell auf uns zu und legte den Ball direkt vor den Füßen von Kiba nieder. Dann legte er sich hechelnd auf den Boden und beobachtete aufmerksam die Umgebung, denn das Rascheln von irgendwelchen Sträuchern erregte seine Aufmerksamkeit. Beeindruckt sah mich der Braunhaarige an und entgegnete dann, dass das ziemlich cool sei. Ich stimmte ihm mit einem Schulterzucken zu und fragte ihn dann, ob er in dem Viertel wohne mit den Villen. „Was? Spinnst du? Seh' ich so aus als würde ich in Geld schwimmen?“, fragte er belustigt und trat abwechselnd von einem Fuß auf den anderen. Daraufhin zog ich die Augenbrauen hoch und fing an zu lachen. Er stimmte mit ein, auch wenn er wahrscheinlich aus einem ganz anderen Grund lachte als ich. Dann blickte ich ihm belustigt in die Augen, lehnte mich etwas zu ihm vor und flüsterte: „Tja, aber ich.“ Das war zwar nicht ganz ernst gemeint, doch schließlich lebte ich ja tatsächlich in genanntem Viertel. Erschrocken blickte er mich an und sah mich kurz darauf ungläubig an. „Nicht dein ernst!“, entgegnete er verblüfft und fuhr sich anschließend beschämt durch das Haar. „Tut mir leid, das wusste ich nicht! Du hast eben so gar nicht gewirkt wie irgendjemand, der in solchen Gegenden lebt.“ Peinlich berührt lächelte er mich an und stocherte etwas mit seinem Schuh vor ihm im Dreck herum. Doch ich hielt es nicht für nötig ihn zu beruhigen, sondern zuckte stattdessen nur mit den Schultern und fragte dann urplötzlich: „Hast du Lust schwimmen zu gehen?“ Ich war selbst etwas überrascht über meine Worte, doch zurücknehmen würde ich sie jetzt auch nicht mehr. „Was? Das ist doch viel zu kalt!“, stieß er entsetzt aus und umfasste sich selbst, als würde er bereits durch den Gedanken daran frösteln. Doch ich sah ihn nur unschuldig an und legte den Kopf etwas schief. „Na ja, schon. Aber ich habe Lust darauf.“ Ich sah wieder auf das Wasser, während Akamaru etwas unruhig jammerte und dann den Kopf auf die Pfoten sinken ließ. „Also mich kriegst du da nicht rein“, vertrat Kiba seinen Standpunkt, weswegen ich akzeptierend nickte und begann meine Schuhe auszuziehen. „Dann halt nicht“, waren meine Worte, als ich auch den Mantel und die Mütze auszog. Anschließend folgte mein Kapuzenpullover, meine Socken und dann meine Jeans. Als ich mir gerade mein T-Shirt über den Kopf ziehen wollte, fing Kiba an mich stotternd davon abhalten zu wollen. „D-du k-kannst doch nicht einfach d-dich .. äh- ausziehen?“, quiekte er mit rotem Gesicht und hielt mir die Handflächen entgegen. Ich sah ihn verwirrt an. „Aber dann werden meine Sachen doch ganz nass“, rechtfertigte ich mein Verhalten und fand es nur logisch, dass ich mich zum Schwimmen ausziehen wollten. Doch der Braunhaarige schüttelte nur wieder hysterisch den Kopf. Eine unangenehme Stille legte sich zwischen uns, bis Akamaru erneut anfing unruhig zu jammern und sich auf die Seite drehte. Dann grinste ich Kiba frech entgegen. „Ist das etwa jemandem unangenehm, wenn er eine halb nackte Frau sieht?“, fragte ich kichernd und augenblicklich wurde der Junge eine Spur röter und schüttelte wild den Kopf. „Ach komm schon, du musst ja nicht hinsehen wenn es dir so unangenehm ist, Kleiner. Ich beeil mich auch“, sagte ich und zwinkerte ihm noch rasch zu, ehe ich mir das T-Shirt auszog und dann in Unterwäsche neben ihm stand. Er schien keinen Kopf dafür zu haben, sich jetzt über meinen neckenden Spitznamen zu beschweren, da er viel zu beschäftigt damit war, sich peinlich berührt abzuwenden. Grinsend schlug ich ihm sanft mit der Faust gegen den Oberarm und stürmte dann freudig auf das Wasser zu. Kurz bevor ich herein sprang, schaute ich noch einmal über die Schulter zu Kiba. Und erwischte ihn dabei, wie er mich etwas unruhig musterte. Ich feixte ihn daraufhin belustigt an. Tja Mister, ich hatte keinen schlechten Körper, was? Fragte ich ihn gedanklich und erhielt dafür natürlich keine Antwort. Ich war ziemlich arrogant, wenn man mich einmal besser kannte, doch diese Seite zeigte ich dem Braunhaarigen noch lange nicht. Somit wandte ich mich wieder dem Wasser zu, tapste ein paar Schritte rückwärts und rannte dann auf das Wasser zu. Die Gänsehaut hatte sich bereits auf meinem gesamten Körper verteilt und als ich mit einer Arschbombe im Wasser landete, stach das Wasser wie kleine Nadeln auf jeden Punkt meiner Haut ein. Es war verdammt kalt! Erschrocken schnappte ich nach Luft, als ich wieder an der Oberfläche angelangt war und atmete mit einem kleinen Keuchen zitternd die Luft ein. Als ich Kibas geschockten Gesichtsausdruck sah, gab es mir jedoch den Rest und ich fing an lauthals zu lachen. Anscheinend hatte er nicht unbedingt damit gerechnet, dass ich es tatsächlich durchziehen würde. „Komm doch rein, ist schön erfrischend!“, rief ich ihm zu und musste im nächsten Moment das Zittern unterdrücken, welches versuchte mein Körper zu kontrollieren. Aber mit dieser Kälte hatte ich gerechnet, schließlich war es nicht das erste Mal, dass ich mich in ein eiskaltes Gewässer stürzte. Zweifelnd sah mich Kiba an und schüttelte dann energisch den Kopf. „Lieber nicht, aber ich kann Akamaru zu dir rein schicken!“, entgegnete er und fing nun endlich wieder an zu grinsen. Daraufhin schwamm ich ein paar Züge nach links und strampelte mit den Gliedern, damit ich nicht vollkommen unterkühlen würde. „Mach aber schnell! Ich kann nicht ewig hier drin blieben“, meinte ich und planschte mit den Handflächen auf die Wasseroberfläche. Der Braunhaarige nickte, zeigte dann mit dem Finger in meine Richtung und forderte Akamaru freundlich auf ins Wasser zu gehen. Anscheinend war er relativ gut erzogen, da er sich sofort erhob und in das Wasser sprang. Als ich das sah, schwamm ich belustigt auf ihn zu. Später an diesem Tag verließen wir zusammen den Wald. Ich hatte mir einfach die Unterwäsche ausgezogen gehabt, nachdem ich ein Teil meiner Kleidung wieder angehabt hatte. Daraufhin hatte sich Kiba wieder einmal beschämt abgewandt und irgendetwas unverständliches vor sich her gemurmelt gehabt. Doch dadurch fror mein Körper wenigstens nicht, nur meine nassen Haare machten es mir etwas schwer. Zum Glück hatte ich allerdings eine Mütze dabei gehabt. Ich flitzte gerade lachend neben Akamaru über die Wiese zum Gehweg, da hörte ich das Hupen eines Autos und wandte mich nach rechts um. Es war bereits relativ dunkel, doch ich konnte deutlich erkennen, dass es das Auto meines Vaters war. Der weiße Hund bellte als Antwort und ich musste leise kichern. Hinter mir kam auch schon Kiba an und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Wer ist das?“, fragte er leise an mein Ohr gewandt und starrte den schicken Sportwagen an, welcher weiter vorne neben dem Gehweg stand. Ich sah hinter mich und grinste den Jungen freudig an. „Das ist mein Papa!“, meinte ich fröhlich, nahm Kiba an der Hand und zog ihn hinter mich her zu dem Auto. Kurz bevor wir bei dem Wagen waren, öffnete sich die Fahrertür und mein Vater stieg aus. Er sah mich ziemlich überrascht an und musterte erst mich und dann Kiba, welcher noch immer von mir festgehalten wurde. Sein Blick sagte mir deutlich, dass er nicht gerade zufrieden war. Weswegen konnte ich noch nicht so genau beantworten, doch das klärte sich schnell, als er anfing zu sprechen. „Du hättest mir Bescheid sagen können, wo du hingegangen bist. Ich dachte schon, dich hätte jemand entführt“, sagte er etwas enttäuscht von mir und verzog die Augenbrauen zu einem missmutigen Ausdruck. Ich sah daraufhin schuldbewusst zu Boden und nickte leicht. „Ja, das tut mir leid. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich so lange weg sein würde. Apropos, wie spät ist es eigentlich?“ Meine Augen glitten wieder zu meinem Vater, welcher mich nun prüfend musterte, dann aber schließlich seufzte und auf seine Armbanduhr blickte. „Kurz nach sechs“, beantwortete er meine Frage, die ich mit einem Nicken quittierte. Das hatte ich auch ungefähr so geschätzt. In der Ferne bellte ein Hund und der Stadtverkehr, war auch hier sehr gut zu vernehmen. Denn auch wenn diese Gegend recht geschützt und irgendwie abgetrennt vom Rest der Stadt lag, so war sie doch ein Teil von Konoha. Hier gab es nicht nur reiche Menschen. Mein Vater sah nun an mir vorbei, erst dann bemerkte ich, dass er Kiba ja noch gar nicht kannte. Also schob ich den Jungen etwas an seinem Handgelenk nach vorne, damit er ihn besser sehen konnte. „Das ist übrigens Kiba, ich hab ihn heute zufällig im Wald getroffen“, stellte ich ihn vor, bevor er selbst etwas erwidern konnte. Doch mein Vater störte das überhaupt nicht, denn er lächelte nur freundlich und streckte ihm die Hand entgegen. „Ich bin Aeryns Vater, du kannst mich gerne Kakashi nennen!“, meinte er höflich wie eh und je. Zögerlich ergriff der Braunhaarige die Hand und schüttelte sie kurz. „Freut mich“, entgegnete er und erhielt ein zustimmendes Nicken seitens meines Vaters. Nach dieser kurzen und knappen Vorstellungsrunde, gab ich Kiba noch meine Nummer und er mir seine, dann trennten sich unsere Wege. Ich fuhr mit meinem Vater nach Hause, auch wenn es ein albern kurzer Weg war und der Braunhaarige ging mit seinem Hund in die entgegengesetzte Richtung. Er hatte das Angebot meines Vaters, ihn nach Hause zu fahren abgelehnt, da er meinte, dass er sowieso nicht wirklich weit zu laufen habe. Mein Vater hatte dies hingenommen, auch wenn er es nicht besonders leiden konnte, wenn ihm jemand seine freundlichen Absichten abschlug. Doch ich hatte ihn schnell davon überzeugen können, einfach zu uns nach Hause zu fahren. So saß ich nun wenig später mit einer Schüssel voll Hühnersuppe auf dem Dachboden und kuschelte mich mit ein paar Decken auf der weichen Matratze zusammen. Ich musste noch einmal an heute zurückdenken und fand, dass es ein sehr schöner Tag gewesen war. Ich hatte etwas draußen unternommen und gleich einen neuen Freund gefunden, wenn man ihn bereits als solchen bezeichnen konnte. Vielleicht war er auch eher so etwas wie ein Bekannter, aber auch das genügte mir voll und ganz. Nachdem ich die Suppe leer geschlürft hatte, legte ich mich bäuchlings auf die Matratze, schaltete meine Stereoanlage an und hörte Musik. Währenddessen nahm ich ein Buch zur Hand und fing an zu lesen. Am liebsten las ich Sci-fi Bücher, allerdings waren Krimis oder Mystery Bücher auch nicht übel. Mit einem leisen Schnalzen meiner Zunge rollte ich mich einmal quer über die Matratze und wickelte mich damit ungeschickt in die zwei Decken ein. Leise kichernd rollte ich mich zurück und legte das Buch in Gedanken ab. Ich war wieder so aufgeregt wegen der Schule. Aber jetzt musste ich mich erst einmal für zwei Tage gedulden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)