Liebe braucht keine Worte von _usagi_ ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 ~ Bachelor-of-Arschloch -------------------------------------------- Kapitel 7 Bachelor-of-Arschloch Jeder kennt das, den Moment, an dem man alles anzweifelt, wie sich etwas entwickelt hat. Zumindest fühle ich mich gerade so. Die Tür schlägt ins Scharnier, als ich die Bibliothek verlasse und auf mein Wohnheim zusteuere. Dass ich je nochmal den Arsch in der Hose habe, ihn anzusprechen, hätte ich selbst nicht gedacht. Doch irgendetwas an diesem Dean ist anders. Zumindest war meine Aktion vor einer Minute das Ergebnis eines unendlich langen „Gespräches“ mit Steve. Danach taten uns beiden die Finger so sehr weh, wie schon lang nicht mehr. Mein Herz raste wie eine Lokomotive und wir Beide haben uns in ein richtiges Fingerzeichen-Battle verwickelt. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, was ich eben gemacht habe, und über das was Steve und ich besprochen haben, würde Steve wohl eher mit den Augen rollen als mich zu meinem „Entgegenkommen“ zu Beglückwünschen. Nach meiner, -meiner Meinung nach – aber nicht Steves Meinung nach-, viel zu harten Aktion mit Dean im Club, bin ich schnurrstracks zurück zum Wohnheim von Steve gefahren. Als ich das Zimmer von ihm betrat, saß dieser wie ein wartender Hund auf der Bettkante mit 2 Dosen Bier. Ich setzte mich neben ihn und meine erste Tätigkeit war, erst mal eine gute Stunde lang zu heulen. Steve hat ruhig neben mir gesessen. Ich hoffe immer noch inständig, dass Steve schwul wird! Er wäre der perfekte Freund für mich. Nachdem alle Taschentücher und Klopapierrollen vom vielen Naseschnäuzen verbraucht waren, haben wir anschließend das Bier geleert. Durch den Geschmack der Flüssigkeit habe ich auch noch die letzten Geschmackserinnerungen an Dean, oder eher als Deans Sperma, verloren. Nachdem ich mich sage und schreibe 1,5 Stunden wie ein Mädchen aufgeführt habe, sind wir endlich zum „Reden“ gekommen. Ich erzählte Steve alles was mich bewegte und was passiert war. Erst nachdem meine Hände still auf meinen Oberschenkeln ruhten hat Steve mit seiner umfassenden Analyse begonnen. Das Problem ist jedoch, dass er nur über Hetero-Beziehungen argumentieren kann. Jedenfalls ging es etliche Stunden so weiter. Als die Sonne durch das Fenster blitze, waren wir, unsere Hände und unsere Nerven völlig am Ende. „Ich bin trotzdem stolz auf dich und immer für dich da!“ Dies waren Steves abschließende Worte. Auf dem Weg nach draußen haben wir uns freundschaftlich umarmt und ich bin auf mein eigenes Zimmer zurück gekehrt. An Schlaf war nicht zu denken. Mein Gehirn war wie ein Schoko-Parfait, außen kalt und hart, innen flüssig und ohne Substanz. Meine verbliebenen 3 Stunden bis Unibeginn habe ich weiter mit nachdenken, statt schlafen verbracht. Ich saß also, mit Blick zur Wand vor mir, auf meinem Bett und habe mich zum ersten Mal überhaupt, allein in meinen eigenen vier Wänden gefühlt. Wenn es nach Steve ginge, waren meine Entscheidungen richtig, aber ich selbst, möchte es nicht so im Raum stehen lassen. Dean war am ersten Abend unserer Begegnung nett zu mir, auch wenn ich seinen Abgang immernoch unter aller Kanone fand. Auch gestern hatte er nicht die Anstalten gemacht mir eine in die Fresse zu hauen oder sonst Böse auf mich zu sein. Vielleicht habe ich nur Komplexe, weil ich schon zu viel erlebt habe -was Männergeschichten angeht-. Mein Ex, hat mich auch ständig angeschrien und sich darüber beschwert dass ich nicht reden kann. Aus einem „Uns“ wurde nach drei Monaten wieder ein „Du und Ich“. Diese Wochen haben mich allerdings noch sehr lange geprägt und ich habe mich selbst nicht mehr wertgeschätzt. Dank Steve und Angela, na gut, und sehr vielen Partys, habe ich dann wieder zu mir Selbst gefunden. Schlussendes habe ich beschlossen, nie wieder eine feste Bindung mit jemand einzugehen, der nicht meine Leiden teilt. Diesbezüglich, hätte ich mich nie an Dean ranmachen dürfen. Aber manchmal ist das alles eben Schicksal. Die kurzen Affären, nach meinem Ex, auf „Tinder“, waren nur flüchtige Männerbekanntschaften, denen ich eintrichtern konnte, das meine stille Art ein „Spiel“ sei. Aber irgendwann kommt man zu einem Punkt, an dem man mehr will als guten Sex. Während ich weitere Stunden bis Seminarbeginn über all so etwas gerübelt habe, fühlte ich mich innerlich immer leerer. Ich kenne mich so nicht. Ich habe noch nie jemanden verletzt. Aber das Lustigste war, dass ich noch nicht einmal sicher wusste, ob ich Dean verletzt hatte, oder ob er nach meinem Verschwinden nur gelacht hat und wieder zurück auf die Tanzfläche gegangen ist um den Nächstbesten unter sich zu vögeln. In all den Achterbahnfahrten der letzten 72 Stunden habe ich es immerhin geschafft mich zu duschen, zu rasieren und mich frisch für die Uni zu kleiden. Angela habe ich immernoch nicht kontaktiert, ich habe richtig Angst davor. Mit ihrer Art, würde sie mich vielleicht sogar noch mehr manipulieren als Steve. Seufzend bin ich mit schweren Schritten in meinen Unterricht gegangen und habe meinen Fokus für ein paar Momente auf die Uni verlagert. Nach einer gehörigen Portion Astralphysik bin ich in die Bibliothek geflüchtet. Ein Ort der Stille, so wie ich eben. Zwischen all diesen Büchern und morschen Gerüchen, fühle ich mich wohl. Doch mein Appetit kehrte nicht zurück, genauso wenig wie mein Gehirn. Oder ist es doch mein Herz das im Moment defekt ist? Ich wandelte also gedankenversunken durch die Reihen der 5 Meter hohen Bücherregale, und was passiert? Das Schicksal lässt seinen Frust erneut an mir aus, oder sollte ich es eher als zweite Chance betrachten!? Deans Stimme, würde ich unter tausenden erkennen. Ich schlich mich immer näher an den Klang seiner Worte heran, versteckt hinter einem riesigen Buch vor der Nase. Schnell fand ich Ihn und ein Mädchen an einen der kleinen Konferenztische. In diesem Moment, rutschte mir buchstäblich mein Herz in die Kniekehle. Er ist also doch Hetero? Oder Be? Solche Gedanken habe ich nämlich noch nicht weiter verfolgt. Ich habe die Beiden bestimmt eine halbe Stunde lang gestalkt. Sie sahen immer verzweifelter aus. Der Anblick von Dean, wie er sich durch die dunklen Haare fährt und verzweifelt Luft ausstößt, hat mir auf einer sadistischen Art und Weise sehr gefallen. Allerdings bin ich eben nicht ein solcher Unmensch. Als eines der Bücher, die die Frau hielt, herunterfiel, konnte ich einen Blick auf das Cover erhaschen. Physik? In meinen Kursen habe ich die Beide noch nie gesehen. Aufgrund ihrer Verzweiflung schätze ich, dass es mal wieder ein mieser Plan unserer Professoren war, fächerübergreifende Aufgaben zu verteilen. Ich, als stummer Schwuler, weiß wie schwierig das werden kann! Ich lehnte mich an das Regal hinter mir und wägte ab was ich tun sollte. Immer wieder habe ich zu den Zweien herüber gesehen und gemerkt, dass es nicht besser wurde, und ihre Köpfe immer mehr in Flammen standen. Dieser Mann dort, an dem Tisch, mit seinen breiten Schultern, und schönen Beinen hinter einer dunklen Jeans….ich will doch gar kein Arschloch sein! Ich stellte also das Buch, das ich zur Tarnung nutzte, zurück ins Regal und entschloss, genau das zu tun, was niemand erwarten würde. Ich entschied, nicht mehr weg zu laufen! Es wird Zeit sich mal wie ein Mann zu verhalten. Oder wie Angela immer sagt „Du bist es Wert, geliebt zu werden!“ Wenn nicht auch noch der letzte Funken Hoffnung verloren ist, Dean näher kennen zu lernen, dann mache ich das jetzt! Ich trat an ihn heran und die Reaktion war herrlich. Ich hoffte nur, meine Wangen waren nicht so rot wie sie sich anfühlten. Ich wollte nicht reden oder Vorort etwas klarstellen. Also habe ich mich auf das Fachliche konzentriert. Nachdem ich das Thema erfuhr, sind mir sofort tausende Dinge darüber eingefallen, die den Beiden hilfreich sein könnten. Durch den Blick auf das Aufgabenblatt, wusste ich jetzt tatsächlich Deans Studienfach. Genauso wie seinen Nachnamen. „Johnson“- passt sehr gut finde ich, und klingt irgendwie voll nach einem amerikanischen Lehrer. Ich hätte ja eher gedacht, er studiert Kunst oder Bachelor-of-Arschloch. Solche fiesen Gedanken sollte ich mir lieber schnell abgewöhnen, ermahnte ich mich und versuchte weiter, all die Formeln und Bücher in meinen Gedanken zu sammeln. Dass Dean dem Mädchen neben sich ins Wort fiel, als sie unangemessen zu mir sprach, fand ich unglaublich süß. Und das sie mich „Süßer“ nannte, schien ihm auch nicht zu gefallen, denn der Schlag auf sie sah doch etwas heftig aus. Dabei konnte ich nur erahnen welche Kraft in Dean steckt. Wie gern würde ich mal seinen Oberkörper nackt sehen. Immerhin studiert er Sport. Meine innere Freude über Deans Reaktion zu seiner Freundin habe ich vorsichtshalber hinter einem grimmigen Gesicht versteckt. Ich wollte ja nicht, dass Dean gleich denkt, ich würde einfach so tun als wäre nichts gewesen. Das Funkeln in den Augen zeigte mir, das ich ihnen wirklich helfen konnte. Das Lächeln was ich anschließend von Dean erhielt war irgendwie….ich kann es nicht in Worte fassen. In diesem Moment, hüpfte mein Herz aus der Kniekehle zurück an seinen Platz und vollführte dort einen Freudentanz. An dieser Stelle war ich mir jedoch sicher, er hätte meine roten Wangen gesehen. Um nicht noch weiter in ein Gespräch verwickelt zu werden, bin ich nach Abschluss meiner Aufzeichnungen gegangen. Meine Geste am Ende, als ich schon fast draußen war, schien Dean sogar verstanden zu haben. Ob er allerdings begriffen hat, dass die letzte Zahl meine Zimmernummer ist, habe ich nicht mehr mitbekommen. Mittlerweile bin ich zurück in meinem Zimmer. Mein Magen knurrt und ich fühle mich irgendwie leichter. Vielleicht, weil ich mich jetzt nicht mehr wie der letzte Arsch auf Erden fühle und allen Mutes bin, es mit Dean nochmal richtig zu versuchen. Auch wenn wir nur Freunde werden. Ich hoffe, ich konnte ihm mit meinem Gekritzel helfen. Mein Herz hämmert immer noch, aber es fühlt sich nicht mehr so leer und kalt wie vorher an. Ich habe beschlossen zu warten, bis er vielleicht doch irgendwann, tatsächlich an meiner Tür klopft, um mich vielleicht zu besuchen! Auf meinem Gesicht spüre ich, wie sich seit langer Zeit, meine Mundwinkel nach oben bewegen. In diesem Augenblick bereute ich meine Entscheidung nicht. Wenn ich Glück habe, sind wir Beide nicht nachtragend und können nochmal von Vorn beginnen. Aber mir ist auch klar, dass er wohl nicht sofort hierher kommen wird, immerhin geht Uni vor…und wenn man sich zu sehr auf etwas freut, geht es sowieso schief. Aber dieses Gefühl in mir…das Gefühl von Hoffnung und irgendetwas anderem…kann ich gut und gerne noch ein paar Tage ertragen. Vielleicht, ist das alles ein Beginn einer viel zu späten, unvergesslichen Geschichte meiner Studienzeit. Oder ich habe Angela nur zu lange zugehört, wenn sie über Horoskope und Schicksal spricht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)