Sanfte Sehnsucht von Varlet ================================================================================ Kapitel 3: Valentinstag ----------------------- Aufgeregt lief Jodie in ihrer Wohnung von einem Raum in den nächsten. Sie kontrollierte mehrfach ihr Äußeres im Spiegel und war doch nicht zufrieden. Bereits zweimal hatte sie sich bereits umgezogen und doch war sie von dem was sie trug noch nicht begeistert. Sie wollte eine Kombination – einerseits wollte sie seriös wirken und andererseits auch atemberaubend. Jodie musterte ihr eigenes Spiegelbild und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Hätte Jodie mehr Zeit, hätte sie sich noch ein weiteres Mal umgezogen. Aus dem Augenwinkel sah sie zur Uhr und seufzte. Warum war der Morgen so gegen sie? Sie war bereits spät dran, schnappte sich ihre Tasche und verließ ihre Wohnung. Mit schnellen Schritten brachte sie die Treppen hinter sich und lief zu dem blauen Wagen auf der Straße. Sie öffnete die Tür der Beifahrerseite und stieg ein. „Tut mir leid. Ich weiß, ich bin zu spät, aber ich musste noch etwas erledigen.“ Die Agentin – fünf Jahre älter und erfahrener im Dienst als Jodie – sah ihre Kollegin an. „Schwamm drüber. Vielleicht bin ich diejenige die Morgen zu spät kommt.“ Jodie schmunzelte. „Führt dich dein Mann heute Abend aus?“, wollte sie wissen. Shanna war seit dem Abschluss im Quantico verheiratet. Ihren Mann lernte sie damals bei einer verdeckten Operation zu Übungszwecken kennen und lieben. „Vielleicht“, antwortete Shanna und startete den Motor. „Und was ist mit dir?“ Obwohl sie erst seit einem halben Jahr zusammen arbeiteten, war Shanna so eine Art ältere Schwester. Sie passte auf Jodie auf und beschützte sie wenn es notwendig war. Die Partnerschaft war längerfristig angelegt, da sich Jodies ehemaliger Partner – Shuichi Akai – inmitten einer Scharfschützenausbildung befand und deswegen erstmals andere Prioritäten hatte. „Was soll mit mir sein?“ „Du siehst heute so schick aus.“ Jodie errötete. „Ist das so offensichtlich?“ „Kommt drauf an für wenn. Agenten die dich nicht kennen, werden es nicht bemerken. Für mich ist es außerdem offensichtlich, dass du gut aussehen willst. Man könnte sich jetzt auch die Frage stellen für wen du dich so angezogen hast.“ „Ich…“, murmelte Jodie leise. Ihre Hände lagen in ihrem Schoss und ich Blick wandte sich dorthin. „Wie ich es mir gedacht habe. Es ist der Japaner, nicht wahr? Wie hieß er nochmal? Shi…Sho…“ „Shuichi.“ „Ah, ja stimmt. Shuichi Akai. Er ist doch momentan mit seiner Scharfschützenausbildung beschäftigt.“ Jodie nickte. „Er trainiert jeden Tag mit seinen Kollegen.“ Sie lächelte. „Er sagt, er ist schon richtig gut geworden und trifft jedes Ziel das weiter als 300 Meter liegt. Aber das reicht ihm noch nicht.“ „Oh ho. Du schwärmst ja richtig von ihm.“ „Shanna!“ „Stimmt doch. Lass dich bloß nicht im Büro damit erwischen.“ Sie zwinkerte. „Aber wenn er im Trainingsgebäude bei den anderen Schützen ist, wird er wohl kaum ins Büro kommen.“ „Das ist unterschiedlich. Manchmal muss er auch noch Berichte abgeben oder einer der Vorgesetzten möchte mit ihm sprechen.“ „Verstehe.“ Sie musste kichern. „Du hoffst also, dass er heute rein kommt. Und dann möchtest du natürlich hübsch für ihn sein. Du weißt, du musst eure Beziehung irgendwann melden.“ Jodie seufzte leise auf. Beziehungen zwischen Agenten waren Verboten. Das wurde ihnen bereits in der ersten Woche in Quantico mitgeteilt. Aber es gab Ausnahmen. Waren Beziehungen gemeldet und von den höheren Vorgesetzten befürwortet, stand einem Paar nichts mehr im Wege. „Ich weiß. Aber wir sind noch gar nicht so lange zusammen…warum soll ich dann das FBI schon darüber informieren? Es ist alles noch sehr frisch…wir müssen uns erstmal richtig kennen lernen. Und außerdem warum soll das FBI über meine Beziehungen entscheiden. Das ist doch Irrsinn. Wenn er ein Außenstehender wäre, müsste ich es auch nicht sagen.“ „So sind eben die Regeln.“ Shanna tippte auf dem Lenkrad rum. „Ein Außenstehender wird auch überprüft, aber pscht…das weißt du nicht von mir.“ „Wenn es die Regeln sind, warum meldest du mich dann nicht einfach?“ „Das müsste ich wirklich“, antwortete Shanna. „Aber ich tu es nicht, weil ich weiß, dass du diese Entscheidung selbst treffen musst.“ Jodie sah aus dem Fenster und dachte nach. Wann war alles so schwer geworden? Warum durfte sie sich ihren Gefühlen nicht einfach hingeben? „Wir melden es…wir wollen allerdings noch ein wenig Zeit für uns haben. Es ist auch irgendwie aufregend.“ „Glaub ich dir.“ Shanna fuhr auf den Parkplatz vor dem Gebäude und stellte den Motor ab. „Habt ihr für heute Abend etwas geplant?“ „Nein, bisher noch nicht. Wie du gesagt hast, er ist gerade in der Scharfschützenausbildung und weiß nicht, ob er es heute Abend schafft. Aber er versucht es und ich bin guter Hoffnung.“ „Na dann.“ Shanna stieg aus und holte ihre Tasche vom Rücksitz. „Weiß er eigentlich um die Bedeutung vom Valentinstag hierzulande?“ Irritiert sah Jodie ihre Kollegin an. „Hast du darüber gar nicht nachgedacht? In Japan gibt es doch bestimmt andere Bräuche. Haben sie eigentlich auch einen Valentinstag?“ „Danke, Shanna“, murmelte Jodie beunruhigt. Sie ging in das Gebäude, zeigte ihren Ausweis vor und nahm die Hürde durch die Detektoren. Als sie endlich in ihrem Büro war, startete sie den Computer und setzte sich ran. Auf ihren morgendlichen Kaffee verzichtete sie – vorerst. „Alles in Ordnung, Jodie?“ „Ja…alles gut…“, kam es von der Agentin. Was wenn Shanna recht hatte? Vielleicht feierte er gar keinen Valentinstag. Sie würde leer ausgehen und enttäuscht sein. Oder sie würde ihn enttäuschen. Jodies Finger juckten. Sie musste auf Nummer sicher gehen. Sobald der Computer hochgefahren war, öffnete sie die Internetsuchmaske und gab die Begriffe ein. Valentinstag in Japan Sie sah auf die zahlrechen Ergebnisse, wählte aber das erste davon aus. „Mhmmm…“, kam es nach einer Weile von ihr. „Hast du was Interessantes entdeckt?“ Jodie sah nach oben. Sie hatte fast vergessen, dass Shanna auch im Raum war. „Ich…“ Sie hasste es zu lügen. Vor allem wenn sie wusste, dass die Lüge auffliegen würde. „Ich lese gerade einen Artikel über den Valentinstag in Japan.“ „Und?“, wollte Shanna neugierig wissen. „Wie machen sie es?“ „Hier steht, dass es in Japan zwei Arten von Schokolade gibt, die in Japan verschenkt wird. Eine wird honmei-Schokolade genannt und sie wird nur dann verschenkt, wenn sie vom Herzen kommt. Es ist die Schokolade für den Menschen, den man liebt. Wow…Es gibt sogar spezielle Kochkurse für Frauen. Oh Gott…sie muss selbst gemacht werden…“ Jodie sah ihre Kollegin hilfesuchend an. Jodie konnte alles andere als Kochen. Die Küche in die Luft jagen unter anderem. „Dann besorg doch die zweite Art der Schokolade.“ „Das geht nicht.“ Jodie schluckte. „Die andere Schokolade ist die giri-choco-Schokolade und ist eher eine Pflichtschokolade. Man schenkt sie den Freunden, Bekannten, Verwandten und dem eigenen Chef.“ Jodie biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß doch gar nicht wie man Schokolade macht. Und ich bezweifel, dass hier Kochkurse angeboten werden.“ Shanna schüttelte nur den Kopf. „Kauf doch einfach welche im Laden. Er wird dir schon nicht den Kopf abreißen.“ „Du hast leicht Reden. Vielleicht legt er Wert auf diesen Brauch.“ Sie seufzte. „Und ich kann ihn nicht einmal fragen, ohne dass er etwas ahnt.“ „Jetzt mach dich mal nicht verrückt. Was bekommen eigentlich die Frauen geschenkt?“ „Nichts.“ „Wie nichts?“, wollte sie wissen. „Hier steht, dass der Valentinstag der Tag ist, an dem Frauen Männern etwas schenken. Männer machen es dann einen Monat später.“ „Das ist doch Schwachsinn. Du willst mir also sagen, dass du heute wohl nichts bekommst?“ Jodie zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen? Wenn er sich an den Brauch hält, geh ich leer aus. Falls er überhaupt kommt.“ Jodie machte früher Feierabend. Sie fuhr mehrere Läden ab und entdeckte erst im letzten die Reste der Schokolade. Auch wenn im Internet immer von Vollmilchschokolade geschrieben wurde, nahm sie extra Zartbitter – eine Sorte die er aß. Zu Hause öffnete Jodie die Verpackung und richtete sie auf einem Teller nett an. Jodie sah auf ihr Kunstwerk und seufzte. Verzweifelter kann man nicht sein, sagte sie zu sich selbst. Zum Glück hatte sie noch das eigentliche Geschenk in der Hinterhand. Als es an der Haustür klingelte, erstarrte sie. Sie brauchte mehrere Sekunden ehe sie an die Tür trat und diese öffnete. Augenblicklich musste sie lächeln. „Happy Valentine`s Day“, sprach sie. „Dir auch.“ Shuichi trat nach vorne und legte seine Arme um sie. Er drückte Jodie an sich und küsste sie. „So stürmisch heute?“, wollte er wissen als sie den Kuss lösten. „Ich hab dich lange nicht mehr gesehen.“ Sie strich ihm sachte durch das lange Haar. „Ich hab was für dich.“ Jodie zog ihm am Arm in das Wohnzimmer und hielt ihm anschließend den Teller mit der Schokolade hin. „Für dich…uns…zum Essen. Das eigentliche Geschenk wartet im Schlafzimmer auf dich.“ Er lächelte. Anfangs normal, später erregt. „Hört sich gut an“, hauchte er gegen ihre Lippen. „Worauf hast du heute Lust? Wollen wir uns einen Film ansehen? Ich kann uns auch etwas zum Essen bestellen.“ Shuichi küsste sie einfach. Sekunden später löste er wieder. „Du bist wieder in Redelaune.“ Jodie suchte nach einer passenden Antwort. Als sie sie fand, baumelte auch schon ein Medaillon mit Herzanhänger vor ihrer Nase. „Für dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)