Sanfte Sehnsucht von Varlet ================================================================================ Kapitel 13: Weihnachtsfeier --------------------------- Shanna kam in das Büro. „Bald ist Feierabend“, sagte sie. „Naja, fast.“ Sie starrte Jodie an. „Ziehst du dich noch um?“ Die Gefragte sah an sich herunter. „Wieso?“, wollte Jodie wissen. Sie trug eine schwarze Hose und dazu einen blauen Rollkragenpullover. Der Winter in New York konnte kalt sein und wenn es abends länger wurde, waren dickere Sachen besser. „Ach nur so…“ „Shanna?“ Jodie seufzte. „Du bist bereits die Dritte die mich das fragt. Als ich dich vor einigen Tagen gefragt habe, was in den letzten Jahren zu den Weihnachtsfeiern angezogen wurde, hast gesagt, dass ich mich ganz normal kleiden soll. Jetzt bin ich ganz normal angezogen und mich fragen alle nach Wechselsachen.“ „Ja, schon…“, murmelte Shanna. „Aber sonst trägst du doch auch immer Kleider oder so was in der Art. Ich dachte, du würdest das auch heute so machen.“ „Mhm…da es heute recht spät werden wird, hab ich mich dazu entschieden wärmere Sachen anzuziehen“, entgegnete Jodie. „Ist ja auch kein Problem. Wirklich. Mach dir nicht so viele Gedanken darüber.“ Jodie seufzte. „Meinst du? Ich hab zwar Wechselsachen da, aber…vielleicht sollte ich mich wirklich noch umziehen.“ „Musst du wissen.“ „Das ist nicht hilfreich.“ Shanna grinste. „Immer wieder gerne.“ Nachdem Jodie mehrere Agenten beim Umziehen beobachtet hatte – manche in ihren Büros, andere auf der Toilette – zog sie sich auch um. Von wegen ganz normal. Viele hatten sich richtig gemausert und aufgetakelt. Daher tauschte sietauschte die Jeans und den Pullover gegen einen knielangen Rock inklusiver Strumpfhose und ein schickeres Oberteil ein. Jodie ging neben zwei Agenten die Straße entlang. „Ich liebe Weihnachtsmärkte“, kam es von Shanna. „Allein die ganze Atmosphäre dort. Die Menschen rücken irgendwie näher zusammen, lachen, trinken…das ist doch schön.“ „Mhm...“, murmelte Jodie. „Ich mach mir eher Sorgen, dass irgendwas passiert bei den Menschenmassen.“ „Ach Jodie“, seufzte Shanna. „Sei doch nicht immer so ernst. Klar, kann immer was passieren, aber wir sind jetzt hier um etwas Spaß zu haben. Das haben wir uns auch verdient.“ „Von mir aus.“ „So, also wer möchte Eggnog?“ „Ich nicht“, entgegnete Jodie. „Na gut. Ich genieße es dennoch“, entgegnete Shanna und holte sich einen Eggnog. Jodie ließ sich von den anderen Agenten mitziehen, bis sie irgendwann an dem gebuchten Restaurant ankamen. Sie traten ein und bekamen direkt von dem Kellner ein Glas Sekt in die Hand gedrückt. Jodie sah sich im Raum um, während Shanna direkt zu ihr kam. „Noch ist er nicht da.“ „Mhmm? Wenn meinst du?“, wollte Jodie wissen. „Ach, das weißt du doch“, kicherte Shanna. „Akai.“ „Nach dem halte ich gar nicht Ausschau.“ „Jaja“, schmunzelte Shanna. „Ich seh dir doch an, dass du bis über beide Ohren in ihn verliebt bist“, flüsterte sie leise. „Aber pass auf, das FBI sieht es nicht so gern, wenn zwei Agenten eine Liebschaft miteinander eingehen.“ Jodie wurde rot. „Das hatte ich nicht vor“, sagte sie fix. „Jaja“, grinste Shanna. „Keine Sorge, ich verrate nichts, Ehrenwort.“ „Okay“, murmelte Jodie leise. „Aber falls es dich doch interessiert: Er kommt sicher später. Im letzten Jahr ist er nicht erschienen und wurde dafür gerügt. Der Boss hat ihn daher in diesem Jahr frühzeitig daran erinnert, dass er heute kommen soll. Und jetzt stürzen wir uns ins Getümmel.“ „Ja, doch“, antwortete Jodie und mischte sich unter die Menge. Trotz allem behielt sie die Tür die ganze Zeit über im Auge. „Fühlst du dich wohl?“ Jodie sah zu dem Mann. „Ja, ist sehr schön hier.“ „Ich meinte im Allgemeinen beim FBI“, entgegnete James. „Ich kann nicht klagen. Alle Kollegen sind nett zu mir, mit meiner Partnerin komm ich auch gut zurecht. Am Anfang lief es natürlich etwas zäh, aber ich wurde gut eingearbeitet. Wenn im nächsten Jahr neue Fälle dazu kommen, kann ich sicher den einen oder anderen übernehmen“, erzählte Jodie. „Am besten natürlich, wenn ich irgendwann an den Fällen von bestimmten Personen arbeiten kann. Du weißt schon, wen ich meine.“ James seufzte. Er machte sich Sorgen um Jodie. Sorgen, dass sie sich in etwas verrannte. Die Spur zur Organisation war lauwarm. Jetzt noch einen frischen Agenten daran anzusetzen, konnte wegen des Elans hilfreich sein. Oder es machte alles noch viel schlimmer, wenn Jodie Dinge sah, die gar nicht da waren. „Jetzt guck doch nicht so“, warf sie ein. „Ich weiß schon was ich tu. Und ich verspreche, dass ich keinen Unsinn anstellen werde.“ „Das hab ich nie behauptet“, meinte James ruhig. „Versuch dich aber wenigstens heute etwas zu entspannen. Wir sind auf einer Feier, die das FBI nur einmal pro Jahr organisiert. Es ist ihnen wichtig, dass alle Agenten einmal abschalten können und die Arbeit zumindest für den Abend in den Hintergrund rückt.“ „Das weiß ich doch. Mach dir keine Sorgen, ich hab alles im Griff. Aber trotzdem Danke.“ Jodie gab ihm einen Kuss auf die Wange und entfernte sich dann von ihm. Einerseits war es ein Vorteil ihn zu kennen, aber auf der anderen Seite kannte James fast all ihre Geheimnisse. Jodie ging zu ihrer Partnerin und legte ihre Jacke über einen der Stühle. Ein weiterer Platz war noch frei. Kaum, dass sie an ihn dachte, ging die Tür auf und Shu trat ein. Jodies Herz machte einen kleinen Hüpfer. Das Glas Sekt, welcher der Kellner schon zückte, nahm sie ihm direkt ab und ging zu Shu. „Willkommen Fremder.“ Sie reichte ihm das Glas. „Du hast also doch noch hergefunden. Es liefen schon die ersten Wetten.“ Akai sah sie an. „Ich tue meine Pflicht.“ „Sag das nur nicht zu laut. Sonst kriegst du von der obersten Stelle eine Standpauke über die Wichtigkeit solcher Feierlichkeiten.“ „Da spricht wohl jemand aus Erfahrung.“ „Schuldig im Sinne der Anklage.“ Jodie kicherte. „Komm, setz dich zu uns, sonst ist der einzig freie Platz der neben den Bossen.“ „Dann sollte ich mein Glück lieber nicht herausfordern“, antwortete Akai und folgte der Agentin. Jodie setzte sich auf ihren Platz, während Shu sich ihr Gegenüber setzte. Es hatte fast den Anschein an ein Date. Aber auch nur fast. Und obwohl das FBI den ganzen Abend durchgeplant hat, war es am Ende doch ganz nett geworden. Anfangs hielten die hohen Tiere eine Rede über die Arbeit, kollegialen Zusammenhalt und ihren Wünschen für das nächste Jahr. Direkt danach wurde das Essen serviert: Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch. Jeder der wollte, konnte sich zusätzliche Getränke bestellen – alles auf Kosten des Büros. Jodie hatte es sich steifer vorgestellt. Aber es war ein gelungener Abend. Einige Kollegen saßen in der Lounge und unterhielten sich, andere waren im Raucherbereich, wieder andere standen draußen und ein paar Agenten waren bereits gegangen. Jodie zog sich ihre Jacke an und ging nach draußen. Die Kälte hatte es zu der späten Stunde in sich und sie verfluchte Shanna, weil sie sich doch umzog. „Schon müde?“ Akai warf seine Zigarette auf den Boden und trat sie aus. „Geht. Und selbst?“ „Nicht wirklich. Ich verschwinde trotzdem gleich. Die Bosse haben meine Anwesenheit lange genug bestätigt.“ Jodie lächelte. „Dann hast du ja dein Ziel erreicht.“ „Was ist mit dir?“, fragte er. „Mhmm?“ Jodie dachte nach. „Ich geh auch gleich.“ „Ich kann dich mitnehmen und zu Hause absetzen, oder du kommst direkt mit zu mir.“ Die Agentin hob die Augenbraue. „Nur wenn du willst. Und wir sehen, wo uns der Abend noch hinführt.“ Jodie schmunzelte. „Die Nacht, Mister Akai.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)