Blinded By You von Yuugii (Kaiba/Yuugi) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Das stetige Piepen der Geräte machte ihn noch krank. Yuugi lag in seinem Bett. Die Schmerzen machten ihn wahnsinnig. Jedes Mal, wenn er versuchte Revue passieren zu lassen, was geschehen war, wurde er übermannt vor Schmerzen, als wollte sein Unterbewusstsein ihn daran hindern, darüber nachzudenken. Es fiel ihm ziemlich schwer überhaupt einen Gedanken zu fassen. Der Fernseher lief und sämtliche Nachrichten waren sich einig, dass der Schuldige an diesem Attentat nur einer sein konnte. Je öfter Yuugi diese Worte hörte, desto mehr glaubte er ihnen. Kaiba Seto soll der Täter gewesen sein. Yuugi konnte dies nicht glauben. Er wollte es nicht. Seine Gedanken schweiften immer wieder ab und er merkte zunehmend, dass er verzweifelt nach einem Schuldigen suchte. Er brauchte einfach etwas, das er hassen konnte. Verabscheuen. Mit aller Kraft verfluchen konnte. Nie hatte er diese Gefühle gekannt, doch jetzt? Was blieb ihm anderes übrig? Er war erst heute Morgen aus dem Koma erwacht. Als er seine Augen aufschlug, hatten mehrere Ärzte ihn nach seinem Namen gefragt und sich nach seinem Geisteszustand erkundigt. Sein Gehirn hatte glücklicherweise keinen großen Schaden genommen. Er spürte den Verband um seinen Kopf und sein Gesicht. Er konnte seine Augenlider unter dem Verband zwar bewegen, doch er sah nichts. Das musste an der Bandage liegen. Sobald die Verbände runterkamen, würde er seine Umgebung erkennen können, doch die Schmerzen in seinem ganzen Körper ließen ihm keine Ruhe. Sein Körper gehorchte ihm nicht. Die Schmerzen waren unerträglich. Der sterile Geruch, das Echo der Geräte und die immer wieder reinkommenden Schwestern und Pfleger, die ihm keine Ruhe gönnten. Das machte ihn noch verrückt. Bewegungslos lag er in seinem Bett. Er war dazu verdonnert, regungslos dazuliegen und der Stimme des Fernsehers zu lauschen. Da er sich nicht bewegen konnte, konnte er nicht einmal das Programm umschalten. Doch die Nachrichtensprecherin lenkte ihn etwas ab. So langsam wurde er klarer im Kopf und der Nebel lichtete sich. Eine Woche war vergangen. Er hatte sieben Tage im Koma gelegen und nichts mitbekommen. Wie sehr sich seine Freunde und Familie gesorgt haben mussten. Es war eine Stunde her, dass der Oberarzt ins Zimmer gekommen war und ihm seine Lage erklärt hatte. Ihren Arm können wir nicht mehr retten. Wie Sie sicher wissen, gibt es verschiedene Verbrennungsgrade. Sie spüren Ihren Arm nicht mehr, da das Feuer die Nervenenden komplett zerstört hat. Sowohl das Muskelgewebe als auch der Knochen sind verkohlt, erklärte er mit gedämpfter Stimme, machte immer wieder Pausen, um Yuugis Reaktion abzuwarten. Obwohl er ihm aufmerksam zuhörte und die Bedeutung seiner Worte verstand, hatte er nicht das Gefühl, wirklich zu verstehen, was er meinte. Erst als er mit aller Kraft versuchte, seinen Arm zu bewegen, wurde ihm so langsam bewusst, was der Arzt aussagen wollte. Nichts geschah. Sein linker Arm war zu schwer beschädigt. Yuugi konnte und wollte sich nicht vorstellen, wie sein Arm aussah. Allein der Gedanke ließ ihn erschaudern. Die Verbrennung ging bis zur Schulter und lediglich die hohen Dosen an Schmerzmittel hinderten Yuugi daran vor Schmerzen zu schreien. Sobald sein Zustand sich gebessert hatte und er stabil war, würden sie seinen Arm amputieren. Lediglich die Zustimmung eines Familienmitglieds musste noch eingeholt werden. Dieser Gedanke machte ihm Angst. Und das war nicht mal das Schlimmste. Das größere Problem war der Verband um seinen Kopf. Alles um ihm herum war schwarz. Er konnte nichts sehen. Jedes Mal, wenn er ein Geräusch wahrnahm, drehte er panisch seinen Kopf hin und her, nur um wenig später zu merken, dass seine Umgebung in Finsternis blieb. Der Oberarzt hatte ihm gesagt, dass sie noch nicht wussten, wie die Lage aussah. Warten war demnach das einzige, was Yuugi tun konnte. Sie haben Verbrennungen des zweiten und dritten Grades am ganzen Körper erlitten, Mutou-san. Wir können nicht mit Gewissheit sagen, ob Sie jemals wieder etwas sehen werden können. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht. Sie hatten Glück, dass der Explosionskörper ein veraltetes Modell war, hatte er gesagt. Er hatte Glück gehabt. Ha. Gerade als er in sich wieder in seinen niederschmetternden Gedanken verlieren wollte, hörte er einen Aufruhr ihm Flur. Wieder ein Notfall? Oder etwas Anderes? Yuugi hätte nie gedacht, wie unglaublich schwer es war, sich ohne Sicht zurechtzufinden. Die Geräusche allein sagten ihm nichts. „Mutou-san, Ihre Freunde sind hier und wollen Sie besuchen.“ „Schicken Sie sie bitte weg. Ich möchte allein sein“, erklärte Yuugi nur und wandte den Blick ab, um so zu vermeiden, dass man ihn direkt ansah. Er wollte so nicht gesehen werden. Weder von seiner Familie noch von seinen Freunden. Was er jetzt brauchte war Ruhe und Zeit für sich allein. Er musste sich an den Gedanken gewöhnen, dass er vielleicht nie wieder etwas sehen würde. Man hatte ihm bereits gesagt, dass die Chancen schlecht standen und er sich nicht allzu große Hoffnungen machen sollte. Der Verband wurde feucht. Krampfhaft versuchte er die Gedanken abzuschütteln, die ihn so sehr quälten, doch es gelang ihm nicht. Leise schluchzte er. Eines der Geräte begann erneut laut zu piepen, als er sich so sehr aufregte. Eine Schwester kam angerannt, stellte sicher, dass alles in Ordnung war und verschwand wieder. Yuugi hatte sie bereits mehrmals angeschnauzt. Er brauchte ihr geheucheltes Mitleid nicht. Für sie und die anderen Pfleger war er nur ein weiterer Patient. Sobald er hier raus war, war er aus ihren Erinnerungen gelöscht. Für sie waren solche Fälle doch alltäglich. Er schniefte. Wenn wenigstens der Pharao hier gewesen wäre, um ihn zu trösten und ihm zu sagen, dass alles gut werden würde, aber er war nun mal nicht mehr hier. Yuugi musste allein mit seinem Leben klarkommen. Es dauerte Minuten bis er sich beruhigt hatte. Zumindest glaubte er das. Er hatte kein Gefühl für die Zeit und er wollte nicht nach dem Personal klingeln, nur um nach der Uhrzeit zu fragen. Vieles, was für ihn immer selbstverständlich gewesen war, würde ab nun ein Hindernis in seinem Leben darstellen. Furchtbare Angst machte sich in ihm breit. Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass seine Welt nun für immer in Finsternis blieb und er niemals wieder die lächelnden Gesichter seiner Freunde und seiner Familie sehen würde. Augenblicklich machte sich Reue in ihm breit. Hätte ich mich doch nur anständig von Jii-chan verabschiedet. Hätte ich Mama doch noch mal ins Gesicht geschaut, bevor ich das Haus verließ. Hätte ich doch noch mal mit Jounouchi gesprochen, schoss es ihm durch den Kopf. Würde er sie jemals wiedersehen können? Der Oberarzt sagte, dass seine Lage ungewiss wäre und dass niemand mit Bestimmtheit sagen konnte, wie schwer der Schaden war, doch im selben Atemzug hatte er ihn dazu ermahnt, sich nicht zu viele Hoffnungen zu machen. In erster Linie konnte er sich glücklich schätzen am Leben zu sein. Doch was war das für ein Leben, das ihn erwartete? Mit nur einem Arm und ohne Augenlicht? Er würde eine Belastung für seine Familie werden. Würde er überhaupt sein Studium beenden können? All seine Träume und Ziele für die Zukunft lagen in einem Scherbenhaufen vor ihm und es war ihm nicht vergönnt, nach diesen Stücken zu greifen und sie zusammenbauen. Es fiel ihm schwer, optimistisch zu bleiben. Nach vorne zu blicken. Wie denn auch? Ohne Augenlicht konnte man seinen Blick auch nicht in eine Richtung lenken. Selbst diese Sprichwörter schienen in diesem Moment nur zu existieren, um ihn zu verspotten. Warum ausgerechnet ich? Wieso musste es mich treffen? Womit habe ich das verdient?, fragte er sich und zuckte vor Schmerz zusammen, als er seinen Kopf in das Kissen zurücklehnte. Diese eine Frage stellte er sich immer wieder. Er fand keine Antwort. Nur ein Name huschte in sein Unterbewusstsein. Kaiba Seto. ★━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━★ Sie landeten auf dem Dach des Domino City Hospitals. „Vielleicht war es doch keine ganz so gute Idee, den Weißen Flitzer zu benutzen. Das war etwas auffällig, oder?“ „Du hast doch damit angefangen. Und gib meinen Erfindungen bitte nicht so bescheuerte Namen, Mokuba.“ „Wieso? Er ist weiß und schnell. Passt doch.“ Mokuba grinste amüsiert. „Ich habe den Hubschrauber gebaut, also steht es mir zu, mir einen Namen auszudenken. Weißer Flitzer ist ja wohl alles andere als professionell oder gar ehrerbietig.“ „Ja, ja“, murrte Mokuba nur und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Wenigstens hatte er es geschafft, seinen Bruder einigermaßen abzulenken, so dass er wieder genauso selbstbewusst und bestimmend war, wie man es von ihm kannte. Gemeinsam liefen sie durch die Klinikflure. Sowohl angestellte Pfleger als auch Patienten drehten sich ungläubig nach dem Industriemagnaten um. Keiner konnte sich erklären, was ein reicher Mann wie Kaiba im Domino Hospital zu suchen hatte. Der ein oder andere dachte eventuell, dass der Firmenleiter gekommen war, um Mutou Yuugi, den König der Spiele, persönlich das Licht auszuknipsen. Leises Getuschel erfüllte die Gänge und der Widerhall von Kaibas Schritten. Als sie endlich in der Intensivstation angekommen waren, wurden sie letztendlich aufgehalten. Es war ein Pfleger, der sich ihnen in den Weg stellte und sie mahnend ansah. „Sie mögen vielleicht reich und berühmt sein, Kaiba-san, aber das hier ist ein Krankenhaus! Denken Sie bloß nicht, dass Sie sich mit Geld alles kaufen können. Die Intensivstation empfängt momentan keine Besuche.“ Kaiba verdrehte die Augen und anstatt ihm zu antworten, zückte er einen kleinen Block und einen edlen Kugelschreiber aus seiner Tasche. Der Kugelschreiber war schwarz verziert mit goldenen Mustern und glänzte im Licht der Neonröhren auf. Sein Gegenüber verstand nicht so recht was hier vorging, machte aber auch nicht Anstalten zur Seite zu gehen. Mit schnellen Bewegungen huschte er mit dem Kugelschreiber über das Papier und riss das erste Blatt des Blockes ab. Wortlos hielt er ihm das Stück Papier hin. Der Mann vor ihm riss schockiert die Augen auf. „Oh mein Gott... das ist ja“, brachte er zögernd heraus. „Sieben Millionen Yen zum Wohle des Krankenhauses. Oder ist das noch nicht genug?“, fragte der Firmenleiter in ruhiger Tonlage und verzog keine Miene. In seinem Gesicht war keinerlei Regung zu sehen. Sein Blick war finster wie immer. Niemand konnte durch seine Maske sehen. Es gab nur einen einzigen Menschen in dieser Welt, der dazu in der Lage war und diese Person stellte in diesem Augenblick sein Ziel dar. Nicht einmal Mokuba konnte ihn so durchschauen wie Yuugi es tat. Yuugi konnte immer ein falsches Lächeln von einem echten unterscheiden. Der Pfleger schluckte. (7 Millionen Yen = ca. 60.000€) „Das ist... Erpressung. Das geht zu weit, Kaiba-san.“ „Gut, ich erhöhe den Betrag auf Zehn Millionen Yen.“ „Darum geht es nicht! Wir sind ein Krankenhaus, hier herrscht Moral und Anstand. Ich kann Sie nicht einfach durchlassen, verstehen Sie bitte doch.“ Mokuba schob sich zwischen die beiden Männer und mischte sich in das Gespräch ein. „Mein Bruder ist nicht sonderlich gut mit Worten. Wir sind hier um unseren Freund Mutou Yuugi zu besuchen. Er ist doch noch in der Intensivstation, oder?“ „Ja, das schon. Aber ich kann Sie nicht ohne Erlaubnis einfach durchlassen. Außerdem heißt es in den Medien, dass...“ „Was sagen die Medien? Dass ich versucht habe Yuugi zu töten? Glauben Sie alles, was man Ihnen sagt? Sehe ich aus wie ein potentieller Mörder?“ Der Pfleger schluckte hart und warf einen genauen Blick auf den großgewachsenen Mann vor sich. Sein Blick war finster, seine Haltung steif und man konnte nicht sagen, was er dachte. Seine Augen lagen im Halbschatten seines Ponys, wodurch er bedrohlich aussah. Seine Lippen formten nur selten ein Lächeln und nun waren seine Mundwinkel buchstäblich in den Keller gefallen. Kaiba blinzelte nicht einmal, als der Pfleger ihn nachdenklich musterte. „Ja“, kam die knappe Antwort. Man hörte etwas reißen. Das war vermutlich Kaibas Geduldsfaden, der dieses leidige Spiel satt hatte und noch nie in seinem Leben so gedemütigt oder gar beleidigt wurde. Mokuba versuchte das Lachen zu unterdrücken, prustete dann aber drauf los und rang nach Luft. Bisher hatte es niemand gewagt, seinen Bruder so etwas ins Gesicht zu sagen. Kaiba starrte Mokuba mit offenen Mund an. Ihm fehlten die Worte. Wie konnte sein eigener kleiner Bruder es wagen, über so etwas zu lachen? Das war überhaupt nicht lustig! Dieser Mann hatte absolut keine Ahnung, in was für einer Situation er sich gerade befand. Niemals ließ Kaiba zu, dass irgendjemand seinen Namen durch den Dreck zog oder ihn gar auf solch niederträchtige Art und Weise demütigte. Innerlich brodelte der Brünette vor Wut. Sein linkes Auge zuckte bedrohlich und er verkrampfte ungewollt seine Hände zu Fäuste. Er ballte diese so stark, dass seine Knöchel langsam weiß wurden und gerade als er diesem unverschämten Mann zurechtweisen wollte, war es Mokuba, der eine Hand auf seinen Oberarm legte und ihn signalisierte nichts Falsches zu tun und sich zurückzuhalten. Kaiba lagen in diesem Moment so einige Worte auf der Zunge, die er diesem Mann am liebsten entgegen geschleudert hatte, doch er wusste auch, dass er auf diese Weise sein Ziel keines Wegs schneller erreichen würde. Er musste seinen Stolz herunterschlucken und diese Demütigung ertragen. „Sie haben Schneid...“, begann Mokuba und wischte sich die Tränen vom Lachen weg, fasste sich wieder und sprach weiter. „Der Große hier ist ganz harmlos, wir sind wirklich nur hier, um zu sehen, wie es Mutou Yuugi geht. Wir kennen uns schon sehr lange und wir machen uns wirklich Sorgen.“ Gerade als der Pfleger erneut ablehnen wollte, kam ein weiterer Mann mit weißen Kittel vorbei. Aufgrund seiner Kleidung war ihm sofort anzusehen, dass er ein Arzt war. Musternd betrachtete er die beiden Kaibabrüder und übergab dem Pfleger die Akten, die er unter seinem Arm geklemmt hatte, während er ihm ein aussagekräftiges Nicken schenkte. Der junge Mann verstand sofort und zog sich zurück. „Ich wäre wahnsinnig, mich mit einem Mann Ihres Kalibers anzulegen. Gehen Sie ruhig rein, aber erwarten Sie nicht zu viel. Mutou-san steht immer noch unter Schock.“ „Ich danke Ihnen. Behaltet Sie den Check dennoch. Sicher können Sie das Geld gut gebrauchen.“ „Wollen Sie sagen, unser Krankenhaus sei heruntergekommen und nicht vertrauenswürdig?“ „Keinesfalls. Sehen Sie es als Zeichen meiner Dankbarkeit, dass Sie sein Leben retten konnten.“ „Freuen Sie sich mal nicht zu früh.“ Seto wollte noch nachfragen, was er damit meinte, doch der ältere Mann im Kittel wandte sich ab und verschwand in einem der Nebenzimmer. Was meinte er damit? Auch Mokuba sah ihn fragend an. „Wir dürfen rein, oder? Lass uns gehen, Nii-sama.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)