Der Schnitt von Suzette_Godault (-- eine Studie in Rot) ================================================================================ Kapitel 1: I ------------ Wir waren jung, wir waren frei und wir waren unglaublich verliebt ineinander – damals in diesem Sommer, der so heiß war, dass der Teer auf den Straßen Blasen schlug und die Luft zu flirren begann, sobald die Sonne am Himmel stand. Nicht wenige Leute sprachen sogar davon, Trugbilder zu haben, wie man sie sonst nur aus der Wüste kannte, wenn einem die Hitze und das grelle Licht der Sonne eine Palmenoase am Horizont vorgaukelte, wo sich im Grunde nur eine endlose Öde aus gelblich-braunem Sand befand. Hier in der Stadt meinten die Leute oftmals das Meer oder einen kühlen Wald zu sehen. Es hieß, dass man viel trinken müsse, um diesen Erscheinungen zu entgehen. Es waren vor allem Touristen oder ältere Menschen, die für diese Zustände anfällig waren, denn sie vergaßen einfach das Trinken. Die einen, weil sie mit der Stadt und ihren Sehenswürdigkeiten abgelenkt waren, die anderen, weil sie das Trinken nicht mehr für so wichtig hielten. Wir beide lasen darüber beim Frühstück in der Zeitung auf unserem winzigen Balkon unserer Einzimmerwohnung hoch über den Dächern von Paris. Nach drei Monaten waren wir bereits zusammengezogen und da wir beide wenig Geld hatten, hatten wir uns auf die Suche nach etwas Passendem gemacht. Wir hätten niemals damit gerechnet, eine dieser typischen Studentenbuden inmitten von Paris ergattern zu können, die noch vor Jahren Sinnbild der Pariser Bohème waren, nun hochhergerichtet, für horrende Mieten vergeben wurden. Doch wir müssen der Vermieterin wohl gefallen haben: ein junges, glückliches Paar: er Physikstudent, sie Philosophiestudentin, ruhig, da mehr mit sich selbst als mit der Außenwelt beschäftigt. Sie hatte uns die Wohnung sogar sehr viel günstiger überlassen. Ich sah auf und ihm genau in die braunen Augen. „François“, murmelte ich und ließ meinen Blick an ihm hinab gleiten. Er war schön mit seinem schmalen Gesicht, dem vollen Haar, den durchtrainierten Armen und einem Lächeln, das stets verschmitzt wirkte, so, als wisse er mehr, als er zugeben wolle. „Sabine“, erwiderte er ebenso leise und strich mir über die Hand. Mein schneller werdender Herzklopfen verriet mir neuerlich, dass er der Richtige für mich war: gutaussehend, sexy, fit im Kopf und gut im Bett. Manchmal packte er mich kurz nach dem Aufstehen beim Hintern und warf mich aufs Bett. Ich hätte mich wehren können, doch ich wollte es genauso wie er. Und an diesem 25.07., hatten wir Zeit, da die Sommerferien gerade begonnen hatten. Unser Leben hätte so weitergehen können – die ganzen langen Sommerferien. Wir hatten, bis auf einige Ausflüge ins wunderschöne Umland von Paris und den Besuch eines Freundes von François, nichts geplant. Wir konnten es uns nicht leisten und wollten es auch nicht. Außerdem war uns unser Spatzennest, wie wir die Wohnung nannten, genug: ein kleines Zimmer mit einem großen Bett darin, zwei Kopfkissen darauf und einer ganz dünnen Decke für die frühen Morgenstunden, da es selbst in Paris etwas abkühlte. Meistens aber brauchten wir sie selbst in diesen Momenten nicht, da die Nacht schon gegangen, der Morgen aber noch nicht gänzlich hervorgekommen war. Es war uns immer warm und wenn nicht, dann suchte einer die Nähe des anderen, kuschelte sich an dessen Seite … Ich mochte es, wenn François hinter mir lag, seine Hand auf meinem Bauch. Das hatte so etwas männliches Dominantes, was mir gefiel. Sehr sogar. Und ich presste mich an ihn, während er mir, dem Traumland noch nicht ganz entstiegen, Dinge ins Ohr flüsterte. Seufzend räkelte ich in seinen Armen. Aber mehr noch als das, liebte ich seinen Atem auf meiner Haut. Er elektrisierte mich und ließ mein Herz schneller schlagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)