Unsere zwei Lieben von Yahriel ================================================================================ Kapitel 1: Unsere zwei Lieben ----------------------------- Niedergekämpft waren all die hemmenden Emotionen, fest verschlossen in einem finsteren Kämmerlein. Michelle öffnete ihre Schokoladenbraunen Augen und begegnete denen ihres Spiegelbildes. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Ihr Körper kribbelte bei dem Gedanken an diesen Genuss. Allein jenes Wort. Sie kannte keines das sich mit ihm messen konnte. In Ruhe zog sie den Reißverschluss ihres knappen, feuerroten Kleides zu, die dunkelbraune Mähne ließ sie offen. Ohne Tasche (Was sollte sie dabei mit einer Tasche?) verließ sie ihre Wohnung und trat hinaus auf die belebte Straße, sich auf den weg zum vereinbarten Treffpunkt machend und dabei schon die elektrisierende Spannung erahnend. Vor einer schmucklosen Tür blieb Michelle schließlich stehen und klingelte. Es dauerte keine fünf Sekunden bis ihr geöffnet wurde. Als er die Türklingel vernahm, hechtete Marcel förmlich zum Eingang und riss die Tür geradezu auf, bevor er daraufhin gefror. Einen Moment lang begegnete er dem Blick des Geschöpfes mit gemischten Gefühlen, ehe Marcel sich wieder fing. Es war bereits Nachmittag und er stand mit nicht mehr als einem Morgenmantel bekleidet, die schwarzen Haare ungekämmt, vor ihr. Doch diese Tatsache war nichtig. Seine eigene Bedeutung schwand von Augenblick zu Augenblick. "Bitte komm doch herein", ergriff der Mann nun endlich das Wort, dabei zur Seite tretend. Marcel nutzte den Augenblick in dem sie mit Hüftschwung auf seine Überraschung zuschritt, um Ausgiebig ihre Kehrseite zu studieren wobei er feststellen musste, dass sie von vorne noch besser aussah. Nichts weiter als ein erstauntes "Oh." entfuhr ihr, als Michelle im Türrahmen des Raumes am Flurende stehen blieb. "So einer bist du also." Der ansonsten gemütliche Raum, welcher anscheinend als Schlafzimmer fungierte, versank in einem riesigen Chaos. Offenbar hielt ihr Objekt der Begierde nicht allzu viel davon seine Sachen aufzuräumen. Alles mögliche lag auf dem Boden herum: Kleidung, Zeitschriften, leere Flaschen und anderer Krimskrams. "Ja, so einer. Ich habe nur Augen für wirklich essentielles", vernahm sie hinter sich seine Bemerkung. "Was ist wahrhaftig essentiell?" Eigentlich hatte sie keine Lust noch länger Zeit mit sinnlosen Unterhaltungen zu vergeuden aber es interessierte Michelle einfach. Marcels Antwort war keinen Meter von ihr entfernt zu hören. "Dich anzusehen." "Na dann", die scheulose wandte sich ihm zu, packte seine Hand und zog ihn mit sich, "wirst du bestimmt auf deine Kosten kommen", zog ihn zum Bett und setzte sich darauf. Der Mann an ihrer Hand jedoch blieb davor stehen, und bedachte Michelle mit einem Blick, der dem ihrer Eltern ähnelte, wenn sie das schamlose Benehmen ihrer Tochter sahen. "Nicht auf diese...", doch sie überging ihn und zog ihn näher zu sich, so dass er sich dicht neben sie setzen musste. "Das ist nicht, was ich gemeint habe." Sie kam Marcels Gesicht langsam näher, bis sie tatsächlich seine Lippen sanft küsste. Statt ihre Bewegung zu erwidern, war er zunächst wie erstarrt, ehe er sich von ihr losriss. Michelle blieb ruhig doch es kam ihr vor als schnaubte sie mit dem nächsten Atemzug Rauch aus. " Was meinst du?" Ehrfürchtig fuhr Marcel fort: "Hast schon mal in den Spiegel gesehen? Es wäre geradezu lächerlich solch primitive Gelüste an dir zu befriedigen. Bitte, lass mich dich ansehen. Michelle stutzte. "Was soll das heißen, mich ansehen? Ich bin doch keine Statue." "Nein, du bist so viel mehr als das", schwärmte der Mann neben ihr mit verklärtem Blick, der anscheinend keine Sorge hatte, sie würde sich mit Gewalt nehmen was sie wollte und noch immer ruhig da saß. 'Eine Frau einen Mann... Nein, das überstieg offenbar seine Fantasie', dachte Michelle und konnte nicht verhindern, dass ihr bei der Vorstellung ein wohliger Schauer über den Rücken lief. Kurz zögerte Marcel, überwand sich dann aber. "Ausnahmsweise schlafe ich auch mit dir", sprach er weiter, als ginge es darum, was er fürs Wochenende einzukaufen habe und sich Michelle ein weiteres Mal verarscht vorkam, "aber lass mir wenigstens eine halbe Stunde Zeit dich anzusehen." Flehend schaute sie dieser unwiderstehliche Fanatiker an. "Du bist ja verrückt!" Er machte sich wohl lustig über sie. Am liebsten hätte sich die Brünette nun auf ihn gestürzt, ihm die Kleidung vom Leib gerissen und sich an seinen Schreien, seinem Stöhnen ergötzt es passierte nicht, denn sie würde nie die Wirkung eines echten Mannes haben. "Du meinst, ich soll mich eine halbe Stunde lang von dir begaffen lassen wie eine Wachsfigur?! Nichts in seinem Blick ließ darauf schließen, dass er scherzte. Dieser Taugennichts hatte ganz offensichtlich einen Dachschaden, was jedoch nicht im mindesten etwas daran änderte, dass Michelle ihn, diesen Irren wollte und zwar am besten sofort, da ihr Körper und Geist wie die Genusssüchtige empfand, vor Langeweile welkte. Wütend funkelte sie den Mann an und war gedanklich hin und hergerissen zwischen Verlangen, Stolz sowie der Überlegung einfach zu verschwinden um ein neues Abenteuer zu suchen. " Was bekomme ich dafür von dir?", begehrte die Schönheit schließlich zu wissen. "Alles was du möchtest.", versprach Marcel leichtfertig, "Ich gehöre ganz dir." Was zählte es in diesem Augenblick schon was später einmal sein würde? Der Verführung des Anblicks jener Göttin war er längst erlegen, sodass Michelle seinem Mund jeden Schwur mit Leichtigkeit hätte abringen können, wenn die Möglichkeit bestand in diesem Bild zu versinken. "Wirklich alles?", raunte die Frau und ein irres Funkeln leuchtete in ihren Augen. "Ja doch." "Also gut", sie seufzte,"was soll ich tun?" "Nichts weiter. Bleib, wo du jetzt bist und sie mich an," waren seine letzten Worte, bevor Marcel es sich auf der Couch gegenüber bequem machte, indem er sich seitlich darauf legte und begann Michelle geistesabwesend anzustarren. "Wie ätzend", murmelte diese und verfiel ebenfalls in Schweigen. Der Mann auf der Couch spürte, als er in die großen, dunkel geschminkten Augen sah und widerstandslos darin versank, nach einiger Zeit sich selbst, das eigene Gewicht verflüchtigen, als flöge er davon. Was dann geschah, war weder mit Halluzinationen noch mit Träumen zu vergleichen. Vor seinen Augen begann die Gesegnete urplötzlich in Tränen auszubrechen, sodass ihre gläsernen Murmeln schwarz unterliefen und dunkle Tränen herausflossen, die graue Streifen auf ihr Gesicht malten. Jenes mutierte von einer stolzen und selbstbewussten Mine zu einer Maske des Schmerzes, welche sein Innenleben zum Beben brachte. Unter lautem Schluchzen barg Michelle den Kopf in ihren Händen. Kurz darauf richtete sie sich wieder auf und schrie ihn lautlos gestellt, mit vor Zorn glühenden Augen an, sich dabei wild die Haare raufend. Doch auch die Wut, in der Michelle wie vom Wahn gepackt mit Sachen um sich schmiss, wich alsbald Erschöpfung und verwandelte sich in etwas neues, aufregendes. Geräuschvoll atmend, mit dem Oberkörper halb auf dem Bett liegend und Marcel noch immer wütend anfunkelnd, verlor ihr Gesicht nach und nach seine Härte und die Frau, nun leicht vom Sonnenlicht angestrahlt, lächelte milde. Immer noch in jenem Gefühl der Schwerelosigkeit, betrachtete Marcel sie mit reiner Wonne. Es gab nichts daran zu hinterfragen. Jedes Detail von dem was sich gerade abspielte beantwortete ihm alle unausprechlichen Fragen. Aus der liegenden Haltung heraus stand Michelle schließlich auf und begann sich gemächlich wie ein Schmetterling aus ihrer Kleidung zu schälen. Sie öffnete den den Verschluss ihres trägerlosen Kleides und strich sich, als täte sie es allein für den eigenen Genuss, den leichten Stoff von den Brüsten. Diese so natürliche und doch überirdische Schönheit die sie dabei ausstrahlte raubte ihm beinahe den Verstand. Bis zur Hüfte schob sie es hinunter und schritt, ihn dabei noch immer anlächelnd, leichtfüßig auf ihn zu. Eine Ahnung begann ihn gleichermaßen mit der kaum zu ertragenden Spannung zu durchströmen, als würde nun etwas bedeutendes geschehen. Michelle hockte sich direkt vor seinen Platz, sodass sie beide sich auf Augenhöhe befanden und ihm ein atemberaubender Ausblick in ihr Gesicht zuteil wurde, dessen Details sich in sein Gedächtnis einbrannten. Ein vollkommen unverfälschter Geruch ihres Körpers stieg in seine Nase. Wie in Zeitlupe nahm Marcel wahr, wie dieses lebendige Kunstwerk, ansetzte zu sprechen und seine Worte wie ein Echo zu ihm drangen. "Der Grund hierfür ist..." Den Rest ihres Satzes hörte Marcel nicht mehr. Wie aus dem Nichts traf ihn ein harter Schlag ins Gesicht. Der Schmerz ließ das Bild verschwinden und sich in eine keifende Michelle verwandeln, deren Hand bereit war ein zweites Mal auszuholen. "Wach endlich auf, du Idiot! Mir ist langweillig." "Bitte, was ist denn los?", antworte er, noch nicht wieder ganz bei sich. "Du hast noch ein Versprechen einzulösen und ich bin es leid zu warten", knurrte sie genervt. "Ach ja, ich...", er hatte sich gerade erhoben doch ehe Marcel weitersprechen konnte, wurde er von Michlle zurückgeschubst, deren Blick von Verlangen verschleiert war. Sich auf seinen Unterleib setzend, nahm die Frau ihm seine erste Fluchtmöglichkeit. "Du gehörst jetzt mir, genieß es", waren ihre letzten Worte bevor sie ihn leidenschaftlich küsste oder eher verschlang. Gewaltsam überwand sie seine Barrieren, drang in seinen Mund ein und riss ihm geradezu den Morgenmantel auf. Und er, was tat er? Wie durch Zauberei verlor Marcel bei ihren Berührungen alle Gedanken an seinen Traum sowie denen, die ihn verhören wollten was gerade mit ihm geschah. Seine Hände, sein Mund, sein ganzer Körper, begann sich zu verselbstständigen und schien auf ihr Geheiß zum Leben zu erwachen. Während er den Kuss seiner Göttin stürmisch erwiderte, fanden seine Finger den Verschluss ihres Kleides un öffneten ihn in Windeseile, schoben es gierig von ihrem Körper. Ihren Leib an seinen Händen spürend gefror er jedoch plötzlich wie vom Blitz getroffen. Ihre Körper miteinander verschlungen, spürte Marcel im nächsten Augenblick den Drang sich zu befreien und entriss sich ihrem Kuss. Michelle, ganz darin versunken, ihr Objekt der Begierde lustvoll zu verschlingen, musste unerwartet bemerken, dass er plötzlich ihrer Macht zu entkommen versuchte, sie mit ungeahnter Entschlossenheit von sich drückte, um sie anschließend wie vom Donner gerührt anzustarren. Sie antworte seinem Blick mit Verständnislosigkeit. "Was ist?", fragte sie den Mann unter sich barsch. "Ich..., ich kann das nicht", brachte Marcel atemlos hervor."Glaub mir, ich will ja mein Wort nicht brechen aber ich kann einfach nicht. Du bist zu sehr ein Kunstwerk, es wäre falsch." Sein Blick, um Verständnis bittend, rettete ihn jedoch nicht mehr. "Sag, willst du mich mit diesem Schwachsinn verarschen?" Ihre Stimme gefährlich leise gesenkt, brüllte ihm jene Bestie von Frau anschließend entgegen, wobei ihre langen, dünnen Finger zu seinem Hals krochen. "Dir wird dieser Unsinn noch leidtun!" Ehe Marcel begriff wie ihm geschah, explodierte die Wut in ihr und sie drückte ihm die Kehle zu. Marcels entsetzte, weit aufgerissene Augen, trafen auf Michelles vor Zorn glühenden Blick. Verzweifelt maßen sich seine Hände mit den ihren an Kraft, als das Ungeheuer sich mit einem Mal verwandelte. Statt unkontrollierter Wut Ausdruck zu verleihen trat nun ehrliche Sorge in ihre Augen. Jegliche Härte aus den Gesichtszügen gewichen, schwand auch der Druck auf seine Kehle. Dem Todeskampf entkommen, atmete Marcel einmal tief ein und aus und Hustete ein wenig. Sie war inzwischen aufgestanden und ohne Anstalten zu machen sich anzuziehen in die Küche geeilt um ihm etwas zum Trinken zu holen, während er sich aufsetzte und Atemzug um Atemzug zu sich kam um seine Gedanken zu ordnen. Kurz darauf setzte seine Freundin sich neben ihn und stellte ein Glas mit reinigender und den Verstand belebender Flüssigkeit vor ihm ab, von der er sogleich einen großen Schluck nahm. "Geht's?" "Ja doch, schon gut, danke", meinte er, fühlte gedanklich immer noch den Griff um seinen Hals, weshalb ihm noch etwas unbehaglich zumute war. Doch es würde besser werden, jetzt, wo sie wieder Fiona war, seine Fiona. "Habe ich übertrieben?", fügte diese mit Unsicherheit in der Stimme an. "Nein, mach dir keine Sorgen, es ist alles in Ordnung." Ein verhaltenes Lächeln legte sich auf Fionas Lippen und sie wandte ihren Blick ab. Schweigend zogen sie sich ihre Sachen wieder richtig an um danach noch eine Weile in Stille zu verharren. Keiner wollte anfangen. "Und, was ist nun, habe ich dich überzeugt?", rang Fiona sich schließlich doch durch die Frage aller Fragen zu stellen, die wie eine Mauer zwischen ihnen stand. "Du bist toll und das weißt du auch. Das Problem ist aber, dass es nicht funkioniert. Ich kann nicht hierbleiben, sonst verkümmere ich." David sah sie nun ganz direkt an, es offenbar volkommen ernst meinend. Ein dicker Kloß begann sich in ihrem Hals zu bilden und ihre Finger krallten sich in ins Polster. Das Erklingen seiner Stimme, in jener vertrauten Art traf die Sache direkt. Bevor Fiona antwortete kehrte sie gedanklich noch einmal zum gestrigen Tag zurück. David und sie waren darüber in Streit geraten, dass er gesagt hatte sie müsse mit ihm kommen, damit sie beide zusammen bleiben könnten, denn er wollte woanders nach einer großen Karrierechance suchen und war dafür auch bereit seine Geliebte zu verlassen. Für Fiona war es jedoch unvorstellbar die Schauspielerei im Theater aufzugeben oder von ihm getrennt zu sein. David jedoch verstand ihre Sorge darum nicht und meinte, sie könnten auch einfach eine Fernbeziehung führen. Fiona wollte aber nicht, dass sich je etwas an ihrem Leben mit ihm und daran änderte, dass die Schauspielerei ihrer beider zwanglose Geliebte blieb, die Tag ein Tag aus an ihrer Seite weilte und sie und ihn in ihrer Liebe zueinander immer wieder aufs neue bestärkte. So sprach sie wie von selbst, wenn auch leise, ihre Gedanken aus: "Ich will, dass alles so bleibt, wie es jetzt ist. Immer." "Das geht nur leider an meinem Leben vorbei!", warf er ihr sogleich entgegen, allmählich gesättigt von ihrer Sturheit. "Ich liebe das zwischen uns, aber ich will nicht für alle Ewigkeit auf der Stelle treten." Seine liebe Fiona, so hinreißend er das auch fand, war eine begnadete Traumtänzerin die, seit sie als Kind einmal im Schultheater auf einer bescheidenen Bühne im Rampenlicht gestanden hatte, von der Vorstellung ihr ganzes Leben dem Theater zu widmen geradezu besessen war. Er hingegen wollte sich nicht allen Chancen verschließen die sich ihm außerdem noch boten. Schon öfter hatte er sich gefragt, ob sie beide sich nicht einfach bloß etwas vormachten, sie könnten von ihrer Leidenschaft leben. Natürlich war es ein wundervoller Traum, Seite an Seite mit Fiona für immer der Schauspielkunst nachzugehen doch David hielt es für besser im rechten Moment aufzuwachen. "Was ist daran, wie es jetzt ist denn so schlimm?!" wollte Fiona ebenso laut wissen, wobei sie aufstand und ihn trotzig ansah. "Das wir uns vielleicht nur Illusionen machen", dachte er laut nach. "Sie uns doch mal an, sie mich an, ich komme mir vor wie eine kitschige Witzfigur!" Allmählich verzweifelte Fiona. "Warum fällt dir das so plötzlich ein, du hast dir doch sonst auch nie Gedanken darüber gemacht?" Sie verstand einfach nicht, was seit gestern mit ihnen los war. Weswegen konnte nicht einfach alles so weitergehen wie bisher? Ihre gute Stimmung, als Fiona noch vollkomen motiviert gewesen war ihn zu überzeugen bei ihr zu bleiben, sank drastisch dahin. Die Sonnenstrahlen verschwanden hinter Wolken und tauchten das verwüstete Zimmer in melancholisch anmutende Dunkelheit. Ihr Freund, mittlerweile aufgestanden, trat auf sie zu und nahm ihre Hand. "Ich brauche eine neue Inspiration, die mich weiterbringt." Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen "Eine Veränderung also, ja? Bist du mich jetzt also leid geworden?" "Nein, ich..." Sie überging ihn. "Ich verstehe einfach nicht, wenn du das doch alles so satt hast, weswegen hast du das heute überhaupt alles mitgemacht, ja selbst deine eigene Wohnung verwüstet?" "Ich habe es nicht satt und ich werde es nie satt haben. Ich wollte dir beweisen, wie viel es mir bedeutet. Meinen letzten Tag hier wollte ich gerne auf diese Weise mit dir verbringen. Ich will das du mit mir kommst und nicht für immer hier versauerst", versuchte David zu ihr vorzudringen und suchte nach Verständnis in ihrem Blick. Fiona jedoch entzog ihm ihre Hand und verschränkte die Arme. "Ich brauche keine Veränderung. Ich weiß, dass mein Platz immer hier sein wird, mehr brauche ich nicht. Meinetwegen kannst du verschwinden. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du von solchen Abenteuern bald genug haben wirst und zurückkommst. Mir bleibt nichts anderes als dir Glück für deine kleine Auszeit zu wünschen." Anscheinend eingeschnappt wandte sie sich ab und ließ ihn stehen. "Du tust mir leid, du wirst es noch bereuen nie etwas gewagt zu haben, Du wirst mir nachlaufen!", rief David ihr noch nach doch das wichtigste erreichte sie nicht mehr. Draußen gingen aus dem Wolkenverhangenem Himmel feine Regentropfen auf sie nieder. Bis zur ersten Treppenstufe ging Fiona und lehnte dann ihre Wange gegen die kühle Hauswand, dabei ihre warmen nassen Augen schließend. David hatte es sich in seinem Bett bequem gemacht, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, stierte er gegen die Decke. Es konnte sich blloß um einen schlechten Scherz handeln. Vorgestern noch unzertrennlich, heute auseinder gehend. 'Dieser Ort ist nicht die Welt',kam ihm der Gedanke, denn... Im nächsten Augenblick fuhr er kerzengerade in die Höhe. "Nicht die Welt", wiederholte David flüsternd, fast als müsse er sich vergewissern, dass es ihm erst jetzt wie Schuppen von den Augen fiel. Sich erhebend, ignorierend, dass er nichts weiter alls einen Morgenmantel trug, stürmte David zur Tür, riss diese auf und tauchte ebenso in die kühle Luft ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)