Die wundersame Legende des ehrenwerten Paru Hyuuga von Yoruri ================================================================================ Kapitel 1 --------- ~ Eruni ~   Die Nacht brach bereits an, als Eruni erneut einsam die Straßen der Weltstadt entlang lief. Tief hingen die fahlen Sterne im smogverseuchten Himmelzelt, die nur durch die Beleuchtung der hunderten Lampen und Lichter durch die dicken Abgas-Schwaden dringen konnten. Getrieben von dem Wunsch nach seinem Bett, führten die angeschlagenen Beine des geplagten Hünen ihn durch Oberhausen; hektisch schwenkte der Blick von Gasse zu Gasse, bedacht darauf, heute Nacht sicher nach Hause zu kommen. Umso besser konzentrierte sich Eruni, schloss die Augen und lief blind durch die finstere Nacht. Ein Knall... Lachen?! Gestört in der Ruhe schreckt er auf und sah sich nun doch hektisch um. Was war das? Wo kam es her? Wann gab es Frühstück?! Diese und andere wichtigere Fragen schossen in diesem Moment durch seinen Kopf und traten einen Atemzug später in Vergessenheit, denn die nächste Schritte, die er tat, welche ihn um eine Ecke führte, eröffnete ihm einen Anblick, der Eindrücke hinterließ. Grell lachend standen Gestalten vor einem brennenden Laden. Ihre Kleidung, umspielt von den hellen orange-roten Flammen, die durch die warme Sommernacht züngeln, war schwarz-rot. Moment... Rote Wolken auf schwarzem Grund?! Irgendwoher kannte Eruni diese Farben schon, und das Gefühl, dass ihm quälend langsam die Knöchel hochlief, verhieß nichts Gutes. Das Rad des Schicksals hatte ihm wohl wieder ein Schnippchen geschlagen... oder war es nicht negativ, dass er Kriminelle beobachtete, die einen Laden entzünden? Und was verhieß dieses Gefühl? Atemlos, und dass nicht nur ob der Situation, sondern auch des langen Fußweges, begann Eruni einige Schritte zurückzumachen, schob sich in den Schatten einer Laterne und starrte weiter auf das Bild, das sich vor ihm bot. Jene Gestalten, die sich nun unterhielten, wurden ihm immer bekannter. Einer auf allen Vieren; der andere strohblondes Haar, ein roter Haarschopf und der Blaue einer Frau schoben sich zudem in sein Blickfeld. Es war eindeutig! Er kannte sie gut... sehr gut sogar. Er hatte doch jede einzelne Folge bereits zweimal gesehen! Keine Frage, vor ihm stand Akatsuki! Doch wie? Woher und warum? Es war doch nur Fiktion - nur ein Manga und ein Anime... was taten sie hier und warum ausgerechnet heute?   Enorm verwirrt zog Eruni sich zurück; den Kopf gesenkt arbeitete sein Hirn auf Hochtouren. Vielleicht war das Essen schlecht gewesen und er halluzinierte, vielleicht war er bereits am träumen, vielleicht spielte ihm seine blühende Fantasie wieder einen Streich. Schleppend kam er zu Hause an, betrat das Haus und legte sich mit Kleidung ins Bett, um schnellstmöglich diese seltsame Nacht zu vergessen, doch was sie alles noch bringen würde... Dass es nur der Anfang war, war ihm nicht bewusst... dass das Rad der Fortuna sich noch einige Male drehen würde, konnte er nicht ahnen.     ~ Paru ~   Es verstrichen zwei unendliche Tage, bis das Mädchen mit dem dunkelblauen Haar das erste Mal eine Bewegung zeigte. Paru saß neben ihr auf dem Stuhl, balancierte ein 750 Kilo Gewicht auf jedem seiner Finger und beugte und streckte sie. Er war völlig in seinem Element untergegangen, sodass er beinahe nicht bemerkte, dass das Mädchen tief einatmete und sich zu recken begann. Paru sah auf, und als er scharfsinnig wie eh und je bemerkte, dass sie jede Sekunde die Augen aufschlagen könnte, legte er die Gewichte vorsichtig ab und wischte sich schnell den Schweiß aus der Stirn. Lässig fuhr er durch sein volles, langes Haar, um sicher zu gehen, dass alles bei bester Ordnung war. Sein Puls beschleunigte sich, und er musste sich eingestehen, dass er aufgeregt war. Nun ja, das bleibt nicht aus, wenn man seiner Traumfrau gegenüber sitzt! Ein verlegener zart-rosa Farbton legte sich auf seine Wangen, als das Mädchen die Augen aufschlug. Sie lag starr da und ließ den müden Blick durch das Zimmer wandern. Man sah ihr an, dass sie nicht wusste, wo sie war. Sie realisierte Paru erst spät, obwohl er neben ihr saß und nicht von ihrer Seite gewichen war. Erschrocken zuckte sie zusammen und zog reflexartig die Bettdecke über die Nase. Es verstrich ein Moment des Schweigens, bevor sie leise fragte: „W...Wer bist du? Und... und warum bin ich hier?“ Paru konnte erkennen, dass sie rot angelaufen war. Sie war verängstigt, und es galt, ihr die Angst so schnell wie möglich zu nehmen. Er entschied sich, von vorn anzufangen. „Du bist bei mir daheim. Ich war vor zwei Tagen auf dem Weg nach Hause, als ich einen Schrei vernahm. So folgte ich der Richtung, aus der der Schrei kam. Du lagst bewusstlos im Vorgarten eines Hauses der Nordrampe und ich konnte dich doch nicht da liegen lassen!“ Der Ton in ihrem Gesicht veränderte sich merklich zu einem Tiefrot. Es erwärmte Paru das Herz; sie war eben ein herzerwärmender Anblick. Ihm war ganz heiß. Die Schmetterlinge in seinem Bauch kitzelten ihn. „Das ist... wirklich nett von dir,“ hauchte das Mädchen, sodass jeder Mensch wohl Probleme gehabt hätte, sie zu verstehen, doch Parus scharfes Gehör entging nichts dergleichen. Ein wenig verlegen fuhr er sich erneut durch die Haare und lächelte sie beschwichtigend an. „Nun ja...“ Er überlegte kurz. „Ich bin Maro Paru. Du kannst mich ruhig Paru nennen, wenn du magst.“ Paru war erstaunt von sich selbst, dass ihm das so einfach von den Lippen gekommen war. Das Mädchen sah ihn schüchtern an. Sie schob die Decke bis zum Kinn von sich, dann sagte sie mit einem scheuen Blick in die Ecke des Zimmers: „Ich bin Hinata Hyuuga.“ Paru ließ sich ihren klangvollen Namen bildlich auf der Zunge zergehen. Hinata Hyuuga... was für ein herrlicher Name! Er passte wirklich sehr gut zu dem wunderschönen, zerbrechlichen Mädchen. Paru bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Hinata ihn anstarrte. Ein wenig unangenehm war es ihm schon, doch er hob den Kopf, um ihr ebenfalls in das zarte Gesicht zu sehen. Da hatten ihre Blicke sich kaum getroffen, da verdrehte Hinata eigenartigerweise die Augen und sank schlaff in sich zusammen. „Hinata!“ Besorgt stürzte Paru zu ihr und wollte ihr fürsorglich eine Hand auf die glühende Wange legen, doch er zögerte, und mit einem Grummeln zog er die Hand zurück und stütze sich neben ihrem Kopf ab. Besorgt hatte er die Augenbrauen zusammengezogen und begutachtete ihr erschöpft wirkendes Gesicht. Dank seines messerscharfen Verstands und seiner Fähigkeit des cleveren Kombinierens bemerkte er, dass sie erneut in Ohnmacht gefallen war. Er zog die Decke ein wenig herunter und untersuchte ihren Hals. Ihr Körper brannte; er war mit roten Stressflecken übersäht und sie strahlte eine ungeheure Wärme aus. Paru wusste, er hatte sie überfordert. Seufzend und mit einem Anflug des schlechten Gewissens hob er seine 750 Kilogramm Gewichte auf und trainierte lautlos weiter. Zwar überwog seine Besorgnis, doch er tat sie damit ab, dass er direkt neben ihr saß und im Notfall jede Sekunde einen Notarzt rufen konnte. Er musste sich ablenken, da er wusste, dass er nichts für Hinata tun konnte. Hinata spürte in der unendlichen Dunkelheit, die sie drückend umhülle, eine zweite Anwesenheit. Die Anwesenheit eines gutherzigen, leidenschaftlichen Menschen. Es war ein beflügelndes Gefühl, an den besorgten Gesichtsausdruck dieses Menschen zu denken, der sich selbst Paru nannte. Sie konnte seine Anwesenheit spüren, und allein das brachte sie völlig aus dem Konzept. 'Öffne die Augen', mahnte eine innere Stimme sie, 'vergewissere dich, ob dies auch kein Traum ist.' Hinata versuchte zu gehorchen. Langsam und zaghaft öffnete sie ein Auge und schloss es gleich wieder, da die Sonne sie blendete. Ganz vorsichtig begann sie zu blinzeln, bevor ihre Augen die Umgebung scharf fokussieren konnten. Sie bewegte sich nicht. Ihr Blick fiel auf Paru, der Liegestützen im Handstand machte. Ein Stich durchfuhr ihren ganzen Körper und hinterließ ein wohliges Kribbeln. Innerlich fluchend bemerkte sie, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, doch ihre Bewunderung überstieg das Schamgefühl. Fasziniert betrachtete sie Paru, der in eiserner Selbstdisziplin schon 497 dieser Handstand-Liegestützen getätigt hatte, welches sie seinem Gemurmel entnahm. Ihr entfiel ein amüsiertes, doch schüchternes Kichern, welches ihm natürlich nicht entging. Er setzte sich ab und schritt verlegen auf sie zu, aber seine Verlegenheit war nicht von Dauer. Er war noch immer viel zu besorgt um sie – sie, Hinata, dieses bildhübsche Mädchen mit dem wohlklingendem Namen. „Wie fühlst du dich?“, fragte Paru atemlos und erschien gleich über ihr. Sie senkte schüchtern den Kopf und konnte seinem bohrendem Blick nicht standhalten. „Mach dir keine Sorgen um mich, es geht mir gut“, flüsterte sie. Zu mehr war ihre Stimme nicht fähig. Paru war zwar misstrauisch, doch er wollte Hinata glauben – er würde ihr von nun an alles glauben, was sie sagte. Oder eben nicht sagte. Gedankenverloren ließ er sich auf den Stuhl neben seinem Bett fallen und fuhr sich durch die Haare, wie er es immer tat, wenn er ein wenig nervös war. Sein Blick ruhte sacht auf ihr. Seine Augen konnten nicht genug von ihrer Schönheit bekommen, doch Paru konnte, dank seiner Selbstdisziplin, seine Begierde sehr gut zurückhalten. Er wurde Zeuge, wie Hinata schwach den Versuch unternahm, sich aufsetzen und schnellte gleich vor, um ihr behilflich zu sein. „Ich helfe dir“, sagte Paru leise und griff ihr zärtlich mit dem einen Arm unter den Kopf und mit dem anderen sanftmütig unterstützend unter die Schulter. Hinata war dies ein wenig unangenehm, da sie so hilflos erschien, doch sie genoss den kurzen, liebevollen Kontakt. Sie begriff kaum, wie ihr und ihren Gefühlen geschah. Es trat kurz eine Schweigepause ein. Paru lagen ungefähr 1000 Fragen auf der Zunge und er wusste kaum, welche er zuerst stellen sollte. Er atmete kurz tief durch, dann ordnete er seine Gedanken. 'Logisch denken, Paru,' sagte er sich und fing mit der Frage aller Fragen an. „Hinata“, begann er, und genoss diese kurze Sekunde, die er ihren Namen im Mund hatte, „Woher kommst du? Ich fand dich in einem Vorgarten und das auch noch bewusstlos. Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist?“ Hinata mochte den besorgten Unterton, der in Parus tiefer, weicher Stimme mitschwang. Sie nahm sich einige Sekunden Zeit; rang mit sich selbst, bevor sie zur Antwort ansetzte. „Eto~“, begann sie zögerlich, „es ist so. Ich komme aus Konoha-ga-Kure, das ist das Land, das versteckt hinter den Blättern liegt. Dies wiederum liegt in Hi-no-Kuni, das Land des Feuers. Ich bin durch einen Port in diese Dimension gelangt, weil wir die geheime Mission haben, die Akatsuki von Oberhausen zu vertreiben.“ Paru dachte, dass er trotz seines scharfen Gehörs nicht recht höre. Seine Fingerspitzen wurden ganz taub vor Schreck. Hinata sprach von Akatsuki?! Die Akatsuki?! Jener Haufen von skrupellosen Mördern, die sich selbst die „Organisation des roten Mondes“ nannten? Jene, die bereits Unmengen an berühmten, mächtigen Personen umgebracht hatten? Das konnte unmöglich sein. „Ist dir nicht gut?“, fragte Hinata leise und legte ihre Stirn besorgt in Falten. „Du sprachst von Akatsuki. Meinst du damit die Organisation des roten Mondes?“ Hinata schaute verwirrt drein. Diese Frage schien sie völlig aus der Reserve gelockt zu haben. Ungläubig weitete sie die Augen. „Ja, genau die meinte ich. Aber wie kann es sein, das jemand aus dieser Dimension diese Organisation kennt?“ Ihre verwirrte Reaktion löste in Paru einen Anflug an Stolz aus. Er ließ seine Erfahrung mit den Akatsuki revue passieren und berief sich darauf, woher er die Informationen hatte. „Weißt du, ich kenne da so einen Anime...“ Und kaum hatte er diese Worte gesprochen, fiel es ihm wie ein Amboss in den Sinn. Hinata Hyuuga. Diesen wunderbar klingenden Namen hatte er nicht zum ersten Mal gehört. Hinata Hyuuga, sie war sein Lieblingscharakter in... „Naruto!“ Sie hatten es beide wie aus einem Munde gesagt, und prompt begannen beide, wild zu prusten. Es war so absurd, wie konnte das überhaupt möglich sein? Sie, Hinata Hyuuga, hier in Oberhausen, um die Akatsuki zu verjagen. Er, Maro Atsukai Paru, kannte die Akatsuki aus dem Anime Naruto. Hinata fasste sich als erstes und senkte erneut verlegen den Kopf. Sie nahm die Finger vor den Körper und begann, sie aneinander zu tippen. „In Hi-no-Kuni wird die Serie als Dokumentation ausgestrahlt“, erklärte sie. „Ich wusste gar nicht davon, dass unsere Dokumentationsreihe auch hier in der Parallelwelt ausgestrahlt wird.“ „Dokumentation? Hier fällt die Sendung unter Anime...“ Erneut löste diese Unstimmigkeit Verwirrung aus, doch Paru machte eine wegwerfende Handbewegung. „Du bist klasse, Hinata. Du warst immer mein Lieblingscharakter.“ Ihr Herz tat einen großen Hüpfer und gegen ihren Willen breitete sich ein geschmeicheltes Lächeln auf ihren schmalen Lippen aus. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, hauchte sie und verdeckte ihr hochrot angelaufenes Gesicht mit den Händen. Dieser liebevolle, sanftmütige Mensch vor ihr hatte sie im Fernsehen bewundert! „Wie geht es dir jetzt?“, fragte Paru sie warmherzig. Hinata hob den Kopf. „Es geht mir gut“, antwortete sie verwundert. „Was hältst du davon, wenn ich dir die Gegend ein wenig zeige?“ „Das klingt hervorragend!“ Paru führte Hinata durch die Stadt, die nur wenige hundert Meter von seinem Heim entfernt war. Das Wetter zeigte sich glücklicherweise von seiner besten Seite; die Sonnenstrahlen erwärmten die müden Gelenke, wusste Hinata, doch ihr Herz wurde keinesfalls von der Sonne erwärmt – nein, es musste Paru sein, der höflich distanziert einen Schritt entfernt neben ihr her lief. Sie vernahm das Zwitschern der Vögel und blickte sehnsüchtig in den strahlend blauen Himmel. Das alles hier war ja schön und gut, aber was war aus der Mission geworden? Wo waren ihre Teamkollegen nur hin? „Hinata, ist alles in Ordnung bei dir?“ Sie bemerkte Parus herzzerreißend besorgten Gesichtsausdruck. „Ich frage mich, wo Kiba und Shino abgeblieben sind. Sie waren mit mir hier, um die Akatsuki zu verfolgen. Ich hoffe nur, dass sie nicht ohne mich nach Konoha zurück gegangen sind.“ In ihrer Stimme schwang ein wenig Panik mit. Paru hatte sofort das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen, doch er zügelte sich und berührte nur kurz aufmerksam ihre Schulter. Sie sah ihm ins Gesicht. „Mach dir keine Sorgen, Hinata. Ich bin mir sicher, sie müssten hier irgendwo in der Nähe sein. Sie würden sicher nicht ohne dich gehen.“ Paru sprach mit einer solchen Inbrunst, dass er sich beinahe selbst Glauben schenkte, obwohl er nicht mal wusste, wer Kiba und Shino überhaupt waren. Möglicherweise waren sie unwichtige Nebencharaktere. „Ja, meinst du denn?“, fragte sie zaghaft und hob die Finger vor die Brust, die sie rhythmisch gegeneinander drückte. Paru reckte den Daumen vor, sodass Hinata überrascht auf sah. „Natürlich“, behauptete er mit fester Stimme und lächelte sie zuversichtlich an. Sie hatte sich gerade eben erst beruhigt, doch schon schoss ihr wieder das glühende Rot über die Wangen. Die Atmosphäre besserte sich, und sie liefen schweigsam lächelnd nebeneinander her. Paru führte sie über die Straße in das Herz der schönen, alten Innenstadt. Hinata war sehr interessiert und lauschte Parus erklärenden Worten, doch ihre Augen sahen in die Ferne; irgendwas schien sie immer noch nicht loszulassen. Als könnte Hinata Gedanken lesen, begann sie, die ganze Geschichte zu erzählen. „Weißt du, die Akatsuki bedrohen seit einiger Zeit das ganze Land. Sie haben schon mehrere Attentate verübt, in ganz Hi-no-Kuni verstreut... niemand weiß genau, was sie als nächstes vorhaben, und das macht diese Organisation so gefährlich. Wir wissen, dass sie hinter den Jinchuuriki her sind, darum macht es einem schwer zu verstehen, warum sie unschuldige Zivilisten angreifen und ganze Dörfer auslöschen.“ Sie war sehr bedrückt. Parus ungetrübter Sinn für Gerechtigkeit machte ihn ganz nervös. Er begriff es selbst nicht, warum die Akatsuki so etwas taten. „Man sagt“, erzählte Hinata mit gedrungener Stimme weiter, „dass sie die Dörfer nur aus purem Vergnügen am Töten ausrotten.“ Paru schnappte ungläubig nach Luft. Wer tat denn so etwas?! Nicht mal die Akatsuki konnten so skrupellos sein! Hinata machte eine dramatische Atempause, bevor sie weiter erzählte. „Es ist schwer zu begreifen, wie Menschen so etwas tun können. Konoha zu zerstören ist ihr neustes Vorhaben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Ninja zu dieser Sekunde patrouillieren und in den Nachbardörfern ausspähen. Nur ausgewählte Ninja wurden in eine andere Dimension geschickt, in diese hier -“ Hinata machte eine ausholende Handbewegung, „um zwei Mitglieder der Akatsuki, Hidan und Kakuzu, ausfindig zu machen. Wir waren erfolgreich. Sie waren gerade im Begriff, das Rathaus in der Stadtmitte zu zerstören, als wir eingriffen. Sie flohen über die Dächer, und wir waren ihnen dicht auf den Fersen, als plötzlich einer von den beiden eine Rauchbombe warf. Ich muss wohl abgerutscht sein, denn ab da kann ich mich nicht mehr erinnern...“ „Ich habe dich zwischen zwei Häusern gefunden, also scheint deine Theorie zu passen.“ Hinata war beeindruckt, wie clever Paru die Tatsachen und Fakten kombinieren konnte. Sie sah ihn mit glänzenden Augen an. Das machte ihn ein wenig verlegen. Eine weitere Schweigepause trat ein. Sie hatten schon fast das Ende der Innenstadt erreicht und folgten einer schmalen Einbahnstraße. „Im Anime heißt es, dass der Hyuuga-Clan einer der stärksten Familien in Konoha ist. Ist dem so?“, fragte Paru ganz aus der Luft gegriffen. Hinata war überrascht über diese spontane Frage, doch sie kicherte ein wenig. „Da hast du wohl richtig gehört, der Hyuuga-Clan beherbergt die stärksten Shinobi in ganz Konoha. Das Byakugan zeichnet unsere Stärke aus.“ „Byakugan? Was ist denn das?“ Hinata sah ihm tief in die Augen. „Siehst du sie?“ Sie deutete mit beiden Zeigefingern auf ihre beinahe weißen Augen ohne Pupille. Paru nickte verwirrt. Wie konnte er auch nicht verwirrt sein? Es waren die schönsten Augen, die er je in seinem Leben gesehen hatte! „Das ist das Byakugan; das ist eine Augenkunst, die es uns Hyuuga Familienmitgliedern möglich macht, die Chakrakanäle- und Punkte im Körper zu durchleuchten. Außerdem haben wir die Fähigkeit, Chakra über weite Entfernungen wahrzunehmen. Daraus haben sich verschiedene Kampftechniken entwickelt, die nur im Hyuuga-Clan gelehrt werden.“ „Wow, das ist ja unglaublich!“ Hinata freute sich heimlich über Parus ehrliche Worte. „Mein Vater ist einer der stärksten Männer Konohas, und ich bin wirklich stolz auf ihn. Als kleines Mädchen wollte ich immer so stark werden wie mein Vater und gleichzeitig so sanft wie meine Mutter.“ Sie kicherte und wand sich von Paru ab, als sie realisierte, was sie eben gesagt hatte. „Nun ja, ich bin bloß Hinata. Ich habe meinen eigenen Weg gefunden.“ Sie richtete sich auf und lächelte Paru an. Dieser war erstaunt über das plötzliche Selbstbewusstsein. Hinata schien ganz unglaubliche Stärken zu haben. „Bloß Hinata ist wohl untertrieben“, fiel ihm ein, „ich bin mir sicher, dass du einiges auf dem Kasten hast, sonst wärst du doch nicht in diese Dimension geschickt worden!“ Und wieder erstaunte es Paru, dass ihm ein derartiger Satz so leicht von den Lippen ging. Hinata wusste nichts dazu zu sagen. Sie waren vor dem Volkspark angekommen. Es war wieder eine Stille eingetreten, und Hinata schritt mit Bedacht über die Wiese des riesigen Parks. Paru bewunderte ihre Schönheit immer wieder von Neuem. Er hatte sich so sehr in sie verliebt, dass er sie am liebsten gleich bei der Hand genommen hätte, doch erneut schlug er sich das aus dem Kopf. 'Kono yaro, baka yaro', beschimpfte er sich selbst, als er sich mit der Faust vor den Kopf schlug, um den lästigen, aber wunderbaren Gedanken loszuwerden. Er konzentrierte sich wieder auf die anmutige Hinata, wie sie sich erstaunt umsah. Dennoch konnte Paru aufgrund seines zu feinen Gespürs bemerken, dass sie sich wohl immer noch große Gedanken machte. Ihre Mimik verriet, wie schwer es um ihren Gedankengang stand. Paru dachte kurz nach, dann fiel es ihm in den Sinn; sie war sicher um ihre Teamkollegen besorgt. Mutig wagte er sich näher an sie heran und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Hinata“, sprach er ihren vollkommenen Namen, „Kiba und Shino ist sicher nichts passiert. Sie können hervorragend auf sich selbst aufpassen. Und ohne dich gegangen sind sie auch nicht. Das glaube ich einfach nicht.“ Plötzlich verzog sie schmerzlich das Gesicht und drückte sich hektisch schluchzend an Parus Brust, der so überrascht darüber war, dass er erst inne hielt, bevor er langsam seine warme Hand auf ihren Rücken senken ließ. Er spürte, wie ihre bitteren Tränen sein T-Shirt durchnässten und es zerbrach ihm das Herz. Er spürte deutlich, wie ein Teil seines Herzens einfach brach und in sich zusammenfiel. Er hatte noch nie etwas derart Schmerzliches erlebt, wie etwa das schönste Mädchen auf der ganzen weiten Welt weinen zu sehen. Er konnte sich selbst nur schwer zusammenreißen. „Ist ja gut“, hauchte er tonlos, denn zu mehr war er nicht fähig. Hinata hatte sich an seine Brust gedrückt, doch er spürte trotzdem ihre Distanz. Es schien ihr wahnsinnig unangenehm, aber die Verzweiflung überwog. „Komm, wir gehen nach Hause.“ Paru bugsierte sie in seinem Arm in Richtung Heimat. Mehr wusste er nicht zu tun.   Zuhause angekommen, zog Hinata sich stillschweigend zurück. Paru bemerkte, dass sie eine Weile für sich sein wollte, darum verschwand er diskret in das Wohnzimmer und setzte sich erschöpft auf die Couch. All diese neuen Gefühle überwältigten ihn; gleichzeitig quälte ihn Hinatas Leid. Es tat ihm tief in ihm weh, dass sie so verzweifelt und hilflos war. Er hatte ja selbst absolut keinen blassen Schimmer, wohin ihre Teamkollegen gegangen waren. Sie zu suchen war zwecklos, da die beiden Ninja überall hätten sein können. Und was wäre nur, wenn die beiden tatsächlich ohne Hinata nach Konoha heimgekehrt waren? Oder... wenn ihnen etwas zugestoßen wäre, dann... Nein. Nein, das konnte einfach nicht sein. 'Sie suchen bestimmt nach ihr', dachte Paru mit einem flauem Gefühl im Magen. So schön es auch mit Hinata hier war, wie wunder, wunderschön es war, sie betrachten zu dürfen, mit ihr Reden zu können und dabei ihrer klangvollen Stimme zu lauschen. Er schloss sinnlich die Augen und legte den Kopf in den Nacken, während ihm ein tiefer Seufzer entfuhr. Er rief sich ihre wohlgeformte Gestalt in den Sinn. Sie stand vor ihm; ein seichter Wind wehte ihr frech eine tiefblaue Strähne in das zarte Gesicht mit der makellosen Haut. Mit einer automatischen Handbewegung wurde die Strähne zurückgeschoben, und sie lächelte ihn so unschuldig und freundlich an, sodass ihm bald Hören und Sehen verging. Sein Herz schlug schnell und heftig gegen seine Brust, als würde es ihm entspringen wollen. Hinata vor seinem inneren Auge blickte ihn mit einem derartigen Augenaufschlag an, dass Paru befürchtete, er würde bald ableben, wenn er sich weiter Gedanken über sie machte. Ihre glänzenden Augen waren von überwältigender Schönheit und raubten ihm den Atem. War er in ihrer Nähe überhaupt noch lebensfähig? Diesen Charme, den sie ausstrahle, ihre Art und ihre Moral, es war, als hätte Paru tatsächlich diese eine Frau für sein Leben gefunden. Noch nie zuvor hatte er Gefühle in einem solchen Ausmaß für ein Mädchen gehegt. Er konnte es kaum in Worte fassen. Er sehnte sich nach ihrer Nähe, und jede einsame Sekunde ohne sie war wie ein Feuerpfeil, der sein Herz durchbohrte.   Besorgt saß Paru auf der Couch und hatte mittlerweile das Gesicht in die Hände gelegt, die er auf seinen Knien abstütze. Sogar zum Trainieren fühlte er sich zu erschöpft und das kam eigentlich nie vor. Er war der Verzweiflung nahe. Hinata hatte sich noch kein einziges Mal gemeldet, und es waren schon unendliche zwei Stunden vergangen. Sie war zwar nur zwei Stockwerke über ihm und er brauchte rein theoretisch nur aufstehen und die Treppen hochgehen, doch er hielt es für unklug, sie zu stören, wenn sie doch so eindeutig signalisiert hatte, dass sie allein sein wollte. Vielleicht war es ihre Art, so mit Verzweiflung umzugehen. Paru müsste lernen, das zu akzeptieren. Schließlich würde er sie, diese perfekte Frau, die einfach vom Himmel fiel, niemals in ihrer Natur ändern wollen. Es klang paranoid, doch er hatte nun Bedenken, ob sein Einfluss nicht schon ihre unberührte Natur tangierte. Paru seufzte erneut. Das Ticken der Wanduhr lag ihm monoton im Ohr. Tick, tick, tick, tick... Sekunden vergingen, Minuten vergingen. Tick, tick, tick, tick... 'Vielleicht sollte ich doch zu ihr gehen', griff Paru den Gedanken, der ihm schon die ganze Zeit vorschwirrte. 'Möglicherweise mag sie gar nicht allein sein.' Er öffnete die Augen und ließ den Nacken kreisen, der unerhört laut knackte. Er war gerade im Begriff, aufzustehen, da erschien Hinata beinahe lautlos im Türrahmen. Paru erschrak; ihr herrliches Gesicht war tränenüberströmt und rot gefleckt, dabei bemerkte er, dass sie zitterte. Sie musste ungeheure Angst haben. Paru stand im Zwiespalt. Was sollte er jetzt nur tun? Sie einfach in den Arm nehmen? Oder einfach nur tröstende Worte sagen? Diese Fragen wurden ihm mit einem Schlag einfach beantwortet. Sie ging wortlos auf ihn zu und setzte sich steif neben ihn. Er war genauso erstarrt wie sie. Es knisterte zwischen ihnen, und es war beinahe erstaunlich, dass keine Funken flogen. „Darf... ich?“, hauchte Hinata so leise, dass jeder andere Mensch sie nur zu leicht überhört hätte, doch Paru, der sie klar und deutlich verstanden hatte, nickte. Hinata ließ sich gegen seinen Arm senken, das Gesicht stark errötet. Es war ihr abermals unangenehm, Nähe von sich ausgehend zuzulassen, doch sie schien es zu brauchen. Ohne groß Nachzudenken öffnete Paru die Arme, sodass sie seitlich gegen seine Brust sank. Er legte beschützend einen Arm um ihren schmalen, doch so wunderschönen Körper und drückte sie sanft an sich heran. Sie ließ es dankbar zu; so bemerkte er, dass es genau das war, was sie sich in dieser Situation wünschte. Es dauerte nicht lang, da erschlaffte ihr fiebriger Körper. Sie fing sich ein paar Mal ab, bevor sie beinahe auf Parus Schoß sank. Er fing sie ab und legte sie behutsam auf die Couch. Es musste ein langer Tag für sie gewesen sein und das, wo sie sowieso gerade erst nach ein paar Tagen das erste Mal aufgestanden war. Die Muskeln waren sicher noch müde, sodass es wohl sehr anstrengend gewesen sein muss, so viel zu weinen. Noch immer waren ihre Augenwinkel feucht, also muss sie sich mehr Sorgen gemacht haben, wie Paru gedacht hatte. Sorgsam hüllte er sie in eine warme, kuschelige Decke ein und blickte auf sie hinab. Er rang um sich selbst, doch er hob langsam seine warme Hand an ihr Gesicht, und strich ihr zärtlich mit einem Finger über die Wange. „Schlaf gut, Hinata Hyuuga“, flüsterte er in einer tiefen, besänftigenden Tonlage. Da er sich sehr um sie sorgte, hatte er diskreterweise eine Matratze neben die Couch gelegt, um in ihrer Nähe zu sein, damit sie sich nicht fürchtete. Direkt neben ihr zu schlafen befand er für ein wenig geschmacklos. Schließlich wusste er nicht, ob Hinata die selben Gefühle für ihn hegte, wie er für sie und er wollte sie nicht unnötig bedrängen. Was du liebst, gib frei, hatte Konfuzius schon damals gesagt und er hatte recht. Etwas freizugeben, welches man liebt, ist eine Sache der Selbstdisziplin und des Altruismus; also eine sehr tugendhafte Tat. Paru versuchte sich stets daran, sich an diesen Vorsatz zu halten. Da es ihm richtig erschien, ihr ihren eigenen Freiraum zu geben, ihr aber nicht das Gefühl geben wollte, sie im Stich zu lassen, schob er die Matratze neben den Fernseher und baute sein Lager für die Nacht auf. Gegen halb elf löschte Paru das Licht im Haus und kuschelte sich in sein gemachtes Nachtlager. An Schlaf war leider noch nicht zu denken, da ihm bewusst wurde, dass er Hinata nicht mehr gehen lassen konnte. 'Scheiß auf diesen Konfuzi-doji, ich muss einen anderen Weg finden', dachte Paru für sich. Er fand, dass eine Aussprache das wohl Sinnvollste wäre, damit er auch Hinatas Stand der Dinge einbeziehen konnte. Er wälzte sich von der rechten Seite zur Linken. Vielleicht könnte er noch einen Spaziergang mit ihr machen? Er wälzte sich zurück. Nein, das wäre zu eintönig. Abgesehen davon wäre sie wahrscheinlich viel zu abgelenkt. Paru drehte sich ächzend auf den Bauch und schob die Hände unter sein Kopfkissen. 'Vielleicht ja ein Café!', dachte er triumphierend. Ja, genau das wäre das Richtige. Kulinarische Küche wie Eibrötchen und eine Tasse Kaffee, das müsste Hinata ebenfalls interessieren. Es war schon weit nach zwei Uhr morgens, als Paru endlich Schlaf fand.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)