Pirschjagd von VonArrcross (1328 N.E.) ================================================================================ Kapitel 6: Folgen der Unvorsicht -------------------------------- Sharatur wollte gerade vor treten, als er mitten in der Bewegung inne hielt. In den Augen des Jüngeren konnte er erkennen, dass dieser das gleiche vernommen hatte. Das Geräusch einer entsicherten Schusswaffe war inmitten der Dunkelheit zu hören gewesen. Erst jetzt bemerkte der Zenturio wo die beiden sich befanden. Direkt am Lager der Räuber, die der Abteiler noch vor ein paar Stunden beobachtet hatte. Murrend trat Sharatur tiefer ins Dickicht zurück. Der Spaß war vorbei, dabei wollte er, jetzt wo der Wächter am Ende seiner Kräfte war, sich und sein Verhalten erklären. Es war leichter mit Jungspunden ins Gespräch zu kommen, wenn ihnen keine andere Option übrig blieb. Kalter Schauder durchströmte Thylocaleo, als er hörte wie in direkter Nähe eine Waffe entsichert wurde. Einer weiteren Auseinandersetzung mit dem Fremden war er dadurch zwar entgangen, doch kam er direkt vom Regen in die Traufe. Der Geruch von Feuerholz, Essensreserven und Schwarzpulver fiel ihm erst jetzt auf. Die Gerüche lagen schwer in der Luft, doch waren seine Sinne zu sehr auf den Fremden konzentriert gewesen. Aus dem Seitenblickwinkel konnte er das Lager erkennen, welches er zuvor in Ruhe vom Canyon aus beobachtet hatte. Bis der Fremde aufgetaucht war. Ein Knurren stieg in ihm auf, sauer über seine eigene Dummheit und Unvorsichtigkeit. Mitten auf dem freien Feld gab der junge Charr ein perfektes Ziel ab. Sein orangenes Fell stach trotz der Dunkelheit im saftigen dunklen Grün der Pflanzen deutlich hervor. Langsam wandte sich Thylocaleo dem Geräusch zu. Keine sechs Meter entfernt stand einer der Räuber aus dem Lager, die Schusswaffe feuerbereit auf den Charr gerichtet. Nach den eher zierlichen Konturen gehend, handelte es sich um eine Menschenfrau. Im Lager gab es nur zwei Frauen und beide waren sehr zielsicher im Umgang mit Schusswaffen, sei es nun eine Pistole, Gewehr oder Bogen. Und ausgerechnet eine der beiden hatte sich nun Thylocaleo als Ziel genommen. Schon die ganze Zeit hatte die Frau ein komisches Gefühl gehabt, als wenn jemand in der Nähe war, doch erst nach Einbruch der Nacht fand ihr Verdacht Bestätigung. Immer wieder hatte sie von ihrem Spähposten aus Schatten im Gebirge huschen sehen. Erst dachte sie, dass es sich um ein paar junge Dinosaurier handelte, aber für Raptoren waren sie zu kräftig und für Steinköpfe zu klein und wendig. Junge Rankenzähne wären ebenfalls eine Möglichkeit gewesen, so schnell wie die Schatten sich fort bewegten, doch konnten diese Kreaturen sich ihrem Wissen nach nicht fortpflanzen. Irgendwann hatte sie die Schatten aber aus den Augen verloren und ein starker Wind war aufgezogen. Sie musste ihren Posten verlassen, wenn sie nicht vom Ast des Baumes runter gestoßen werden wollte. Nachdem der Wind dann wieder nachgelassen hatte und sie zurück auf ihrem Posten war, sah sie für einen kurzen Moment ein helles Leuchten im Gebirge und Kampfgeräusche drangen leise an ihr Ohr. Mit dem Schwinden des Leuchtens verstummten auch die Geräusche und sich sicher, dass sich dort Fremde bekämpft hatten, verließ sie abermals ihren Posten. Für den Fall das einer von ihnen das Lager betreten würde, so würde sie ihm oder ihr einen entsprechenden Empfang bereiten. Nun hatte einer der Fremdlinge sich in die Nähe des Lagers gewagt. Dessen Kommen war schon vom Weiten zu sehen gewesen und die Frau hatte die Pistole aus dem Halfter an ihrer Hüfte gezogen. Sich in Position begeben musste sie nicht lange warten. Als er schließlich aus seinem Versteck hervor gesprungen kam, entsicherte sie die Waffe und richtete diese auf den Fremden. Das es sich dabei um einen Charr handelte beeindruckte sie nicht. Vom beobachteten Kampf sichtlich geschwächt war dieses Raubtier keine Bedrohung. Nur ein lästiger Parasit der es wagte ins Lager einzudringen. Der Charr wandte sich der Räuberin zu, wohl wissend, dass der kleinste Fehler sein Ende sein konnte. Anders als beim Itzel schoss die Frau nicht sofort, aber den Hylek hatte auch einer der Männer getötet. Die Frauen spielten eher mit ihren Opfern, das wusste Thylocaleo aus einer Beobachtung kurz nach seinem eintreffen. Ein junger Raptor war in eine aufgestellte Falle gelaufen und wurde, wehrlos durch seine Situation, von den Frauen mit Messern von allen Seiten angegriffen. Sie hatten das Tier zum Spaß gefoltert, erst als einer der Männer dazu kam wurde es von seiner Pein erlöst. Thylocaleo wollte sich gar nicht vorstellen, was diese kleine zierliche Person mit ihm anstellen würde. Zum weg laufen wäre er nicht schnell genug und angreifen wäre dumm. War das vielleicht sogar der Plan des Fremden gewesen? Ihn erst auslaugen und dann in den sicheren Tod treiben? Offenbar war er dem Fremden ein größerer Dorn im Auge als Thylocaleo erst dachte. Auf die Schnelle alle möglichen Optionen durchgehend, fiel dem Wächter nichts ein was er hätte machen können, um dem Kommenden noch zu entgehen. Ein kurzer Blick dahin wo der Fremde stand, konnte er diesen nicht mehr ausmachen. Sauer fletschte er die Zähne. In dem Augenblick fiel der Schuss. Der plötzliche Schmerz nahm Thylocaleo den Atem und ließ ihn auf die Knie sacken. Die Kugel hatte sich ungehindert in die Seite gebohrt und hinterließ ein fürchterlich brennendes Gefühl. Er hatte keinen Moment daran gedacht seinen Wächterschutz zu aktivieren. Nicht bei errichten seines Versteckes, nicht während der Suche nach dem Lager und auch nicht nachdem er es gefunden hatte, oder irgendwann einmal danach. Seit wann war er so unvorsichtig? Sich die Hand auf die Wunde haltend biss Thylocaleo die Zähne zusammen. Nun war er endgültig geliefert, aber ohne jede Gegenwehr würde er sich nicht töten lassen. Knurrend stützte er sich auf den Armen ab und beugte sich vor. Er würde die Frau zerfleischen, egal was komme. Sein Wächterschutz würde die nächste Kugel blocken und dann wäre er nahe genug um Zähne und Klauen tief in ihren zierlichen Körper zu versenken. Sharatur wollte die Chance nutzen, dass die Frau ihn offenbar nicht gesehen hatte und nach einer Möglichkeit suchen dem jüngeren aus seiner misslichen Lage heraus zu holen. Möglichst ohne viel Aufsehen zu erregen. Erstarrt war er stehen geblieben als auf den Schuss Schmerzenslaute folgten. Der Jungspund hatte doch nicht etwa seinen Wächterschutz inaktiv? Vorsichtig näherte er sich dem Lager, stets darauf achtend nicht zu weit in das Licht des Lagerfeuers zu treten. Im Schatten von ein paar gestapelten Kisten mittlerer Höhe fand er eine gute Position. Von da aus konnte der Wächter die Räuberin am Rande des Lichtscheins sehen und vor ihr am Boden knieend der andere Wächter, das Gesicht vor Schmerz verzogen. Nun musste Sharatur sich etwas einfallen lassen. Eigentlich hatte er gehofft, dass er mehr Zeit haben würde und auch das es keine Verletzten gab. Jedenfalls nicht unter seines gleichen. Der junge Charr hatte gute Ideen und wusste sie auch umzusetzen, aber offenbar fielen ihm die grundlegendsten Wächterregeln weniger leicht. Der Wächterschutz war optisch nicht einfach zu erkennen, wenn Sharatur das gewusst hätte, wäre er bei ihm geblieben. Nach einer Möglichkeit suchend die Frau für kurze Zeit abzulenken, suchte Sharatur das Lager aus dem Schatten heraus ab. Viele Möglichkeiten ergaben sich nicht. Die Lebensmittel zu verbrennen würde die Räuber anlocken und das Schwarzpulver würde zu schnell in die Luft fliegen, als das die zwei rechtzeitig weg wären. Die Zelte neben sich umzustoßen könnte dazu führen, dass er sich selbst in den Seilen und Schnüren verhedderte. Die Frau setzte zum nächsten Schuss an, da fiel es dem Charr wie Schuppen von den Augen. Das Lagerfeuer! Menschen waren ohne Lichtquelle in der Nacht blind, also musste er das Feuer löschen. Er und der Jungspund würden zwar auch für den Moment nichts sehen, aber ihre Augen konnten sich schneller der Dunkelheit anpassen. Inständig hoffte Sharatur das in dem Topf, der über dem Lagerfeuer aufgehängt war, irgendetwas drin war was das Feuer löschen würde. Blitzschnell heftete er einen durchscheinenden, speerförmigen Haken in das eiserne Material des Topfes. Der Zauber verursachte keinen Riss, obwohl der Haken sich durch das Material hindurch an der Innenseite verkantete. Eine lange durchsichtige, blau schimmernde Kette verband den Haken mit Sharaturs Hand. Vorsichtig wagte er einen ersten Ruck, da er nicht wusste ob und was im Topf drin war, würde er mit einem zu starken Zug den Topf eher vom Feuer weg reißen, als ihn über dem Feuer auszukippen. Zu seiner Erleichterung schwappte eine kleine Menge Wasser über den Rand und brachte das Feuer zum zischen. Kräftiger ziehend kippte mehr der klaren Flüssigkeit über das Feuer. Geräuschvoll schien das Feuer dem erlöschenden Nass entkommen zu wollen. Das lenkte die Aufmerksamkeit der Frau auf das Feuer und der Wächter lockerte die Kette bevor die Frau sich zum Feuer umdrehte. Der Charr konnte sehen wie der jüngere kurz über einen Fluchtversuch nachdachte, doch da hatte sich die Frau bereits wieder ihrem verletzten Opfer zugewandt. Wider Erwarten schritt sie nun auf den Verletzten zu. Der Jungspund wirkte in diesem Moment alles andere als Willens anzugreifen. Die kleine Frau schien ihm Angst zu machen, wo er bis eben noch so aussah, als würde er sie mit in den Tod nehmen wollen. Sharatur musste schnell handeln, er wollte nicht wissen was er gleich zu sehen bekommen würde. So schnell wie es ihm möglich war kippte der Charr den Topf mit Wasser an, als zwei Männer aus dem Dschungel in das Lager kamen. Inne haltend, da sie seine Kette jederzeit entdecken konnten, hoffte Sharatur das jetzt nichts schief lief. Zu seiner Erleichterung und zeitgleichem Unbehagen, richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf die Frau und dem Charr. Sofort zogen sie ihre Waffen, ungeachtet dessen, dass der Topf über dem Feuer in einer unnatürlichen Schräglage hing. Ein letzter Ruck und das komplette restliche Wasser ergoss sich plätschernd über das Lagerfeuer. Plötzliche Dunkelheit legte sich mit einem lauten zischenden Geräusch über das Lager. Noch während Sharatur die Verbindung der Kette trennte, hatte er sein Versteck verlassen und sich mit Hilfe von Intervention zu dem Verletzten teleportiert. In diesem Moment hatten die Männer sowie die Frau den Abzug ihrer Schusswaffen getätigt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)