Bedrohte Bestimmung von Varlet ================================================================================ Kapitel 27: Anwaltsgeheimnis ---------------------------- Akai verdrehte die Augen. „Jetzt bleiben Sie ruhig. Nun in Panik auszubrechen, hilft Ihrer Frau auch nicht weiter und wir wissen nicht einmal, ob sie bei ihm ist“, entgegnete er. „Außerdem haben wir ein paar Agenten vor dem Haus Ihres Anwalts und vor seiner Kanzlei aufgestellt. Die hätten sich bestimmt schon gemeldet, wenn etwas Passiert wäre“, fügte Laura hinzu. Cane schluckte hart und schüttelte den Kopf. „Nein…Sie verstehen nicht…er findet einen Weg…er hat immer einen Weg gefunden.“ Der Geschäftsführer sah auf seine geballten Fäuste. „Er…hat vor diesen Agenten keine Angst…er wusste die ganze Zeit, dass er beobachtet wird….und…“ „Lassen Sie das ruhig unsere Sorge sein“, sprach Akai. „Genau, wir sind doch nicht auf den Kopf gefallen.“ Laura zwinkerte und sah weiter auf die Straße. Sie wusste genau, dass die Agenten dem Anwalt schon viel zu lange auf dem Leim gegangen waren. Jetzt zählte jede Minute. Und wenn sie zu viel Zeit verschwendeten, hatten sie ein Problem. Aber mit Cane war nicht nur ein Verdächtiger im Wagen, er war auch Angehöriger eines potentiellen Opfers. Und mit diesem mussten sie anders umgehen. Es gab bestimmte Regeln und Vorgehensweisen. „Aber…“ „Wie gesagt, machen Sie sich keine Sorgen. Unsere Männer wissen, wie gefährlich es werden kann. Und nachdem ein Team vor Ihrem Haus bereits schlafen gelegt wurde, haben wir den Kontakt zu den anderen Teams hergestellt. Sie sind alle wohl auf.“ Cane sah den Agenten erstaunt an. „G…gut…“, stammelte er. „Kann ich…kann ich meine Frau…anrufen?“ Akai musterte Cane und sah dann aus dem Fenster. „Von mir aus. Aber stellen Sie das Handy auf laut.“ „Ja…natürlich“, murmelte der Geschäftsmann und zog sein Handy langsam aus der Jackeninnentasche. Er sah auf den Display. „Oh…“ „Was ist passiert?“ „Ich hab zwei verpasste Anrufe und eine Nachricht auf meiner Mailbox…Interessant…das Handy war auf lautlos gestellt…“ „Machen Sie das sonst nie?“, wollte Laura wissen. „Nein, ich benutze das Handy auch beruflich. Daher darf ich keinen Anruf verpassen und muss rangehen. Ich wollte es erst im Flugzeug in den Flugzeugmodus stellen.“ Cane tippte auf den Bildschirm. „Beide Anrufe sind von Maddock…“ „Die Mailboxnachricht auch?“ „Ja.“ „Wer hat alles Zugriff auf ihr Telefon?“, fragte Laura nach. „Eigentlich nur ich…naja und meine Frau…“ „Und sonst?“ „Sonst niemand. Naja gut, wenn ich es in der Firma auf meinem Schreibtisch liegen lasse, dann könnte jeder ran. Aber zu Hause hat sonst keiner die Möglichkeit an mein Handy zu gehen. Unsere Haushaltshilfe war heute noch nicht da.“ „War Maddock bei Ihnen?“ Cane schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben immer nur telefoniert.“ „Gut, hören Sie die Nachricht ab und vergessen Sie den Lautsprecher nicht“, kam es von Akai. „Äh…ja…natürlich.“ Richard wählte die Nummer der Mailbox und wartete. Cane, hier Maddock, ich hab schlechte Nachrichten für Sie. Sie können nicht ins Ausland fliegen. Kommen Sie sofort wieder zurück! Falls Sie aber bereits gelandet sein sollten, rufen Sie mich so schnell wie möglich zurück! „Mhm…“ Cane sah auf das Handy, dann auf den Agenten. „Aber das heißt ja…er…er wurde auch reingelegt. Er hat…er will mich gar nicht…als Sündenbock hinstellen.“ Akai verschränkte die Arme. „Oder es ist nur ein Trick.“ „Sie…Sie glauben, dass es Absicht war, damit ich nicht auf die Idee komme, dass er seine Finger im Spiel hat? Ich muss ihn zurück rufen.“ „Sie rufen ihn nicht an. Er soll nicht denken, dass Sie noch auf freiem Fuß sind. Wenn er damit nichts zu tun hat, wird es kein Problem sein. Aber wenn doch, wiegen wir ihn in Sicherheit. Sie wollten doch Ihre Frau anrufen“, entgegnete Akai. „Ja…das stimmt…“, murmelte Richard leise und wählte die Nummer seiner Frau. The person you have called is temporarily not available. Please call again later. The person you have called is temporarily not available… „Sie…sie geht nicht ran“, sagte Cane leise, als die Mailbox ansprang. „Emily, ich bins Richard. Bitte geh nicht zu unserem Anwalt, bleib zu Hause. Ich bin auch bald da. Maddock ist…“ Akai nahm ihm das Handy aus der Hand und legte auf. „Sie sollten nicht zu viel reden oder wollen Sie schlafende Hunde wecken?“ Cane sah ihn irritiert an. „Ne…nein…natürlich nicht.“ „Warum wollte Ihre Frau eigentlich zu Ihrem Anwalt?“ „Wir haben uns über das Geld unterhalten“, fing Richard an. „Und was aus uns wird, wenn die Firma nicht mehr existieren sollte. Sie wollte mit ihm reden und ihn nach Ideen fragen, wie wir weiter vorgehen sollten.“ „Verstehe“, murmelte Akai und zog sein eigenes Handy heraus. „Laura, fahr schon mal zur Kanzlei.“ „Hm?“ Sie sah aus dem Augenwinkel nach hinten. „Bin schon unterwegs. Dauert nicht mehr lange.“ „Was haben Sie jetzt vor?“, wollte Cane wissen. Akai hatte bereits gewählt und hörte das Klingeln auf der anderen Seite der Leitung. „Hier Akai, wie ist der gegenwärtige Stand?“ „Bisher ist alles ruhig“, erklärte Agent Clayton. „Dr. Maddock kam erst gegen 9 Uhr in die Kanzlei. Er war alleine. In der Zwischenzeit sind nur drei Personen in das Gebäude reingegangen. Zwei sind wieder rausgekommen. Wir haben Bilder gemacht. Jetzt warten wir darauf, dass die Frau raus kommt.“ „Eine Frau? Können Sie sie beschreiben?“ Akai tippte auf den Lautsprecher auf dem Display. „Natürlich. Sie ist in etwa 1,60 m groß, schlank und brünett. Sie trug einen grünen Mantel und schwarze Tasche. Durch das Foto konnte ich einen Leberfleck an der rechten Seite ihres Kinns erkennen.“ Akai sah zu Cane. „Und?“ „Ja…das ist sie…das ist…Emily…meine Frau…sie ist…also bei ihm…“ „Gut. Clayton, halten Sie die Stellung. Rufen Sie Verstärkung und wenn die Frau rauskommt, will ich es wissen. Wir sind auf dem Weg.“ „Verstanden. „ Agent Clayton legte auf. „Bitte…fahren Sie…so schnell wie Sie können…bitte. Wenn er…meiner Frau etwas antut…das würde ich mir nie verzeihen.“ „Wir sind in etwa 15 Minuten dort“, entgegnete Laura. „Hat Maddock eine Freundin“?“, wollte Akai wissen. „Äh…wie kommen Sie jetzt auf so eine Frage? Wollen Sie Smalltalk halten? Meine Frau ist in Gefahr!“ Akai zuckte mit den Schultern. „In diesem Augenblick können wir Ihrer Frau nicht helfen und eine offizielle Befragung im Wagen bringt nichts. Also lassen Sie uns über Ihren Anwalt sprechen.“ Cane seufzte. „Sie haben ja die Ruhe weg…“ „Berufskrankheit.“ Akai schmunzelte. „Also? Was können Sie uns über Maddock sagen?“ „Wir haben selten über das Privatleben gesprochen. Wenn ich so richtig überlege, hab eigentlich nur ich über meine Familie geredet. Einmal hat er im Gespräch eine Liebelei erwähnt, aber das war es auch schon. Letzten Endes hat es mich auch nicht so sehr interessiert.“ „Aber das Privatleben Ihrer Mitarbeiter interessiert sie sehr wohl?“ „Nun ja…“, murmelte Cane. „Es stimmt schon, dass ich gern viel über meine Mitarbeiter weiß und mit ihnen auf Augenhöhe sein will. Und ich nutze es, um zu sehen, wie vertrauenswürdig die Mitarbeiter sind. Sie wissen ja nicht, wie schwer es ist, jemanden für seine Firma zu finden. Viele haben Familie und tragen die Arbeit nach Hause. Ich musste doch wissen, ob streng vertrauliche Informationen nach außen getragen werden.“ „Wenn Sie es sagen“, sagte Akai. „Wie sieht es mit Ihrer Empfangsdame Sarah aus? Hat sie einen Freund?“ „Ja, natürlich, aber ich habe ihn nie kennen gelernt. Sie waren mehrfach bei uns eingeladen, doch er konnte nie an einem Treffen teilnehmen, da er nicht in New York arbeitet. Er soll nur einmal im Monat zu Besuch kommen.“ „Verstehe“, entgegnete Akai ruhig. „Wieso fragen Sie ausgerechnet nach Sarah? Was hat sie mit allem zu tun?“ „Sie wird gerade parallel befragt und gab zu, dass Maddock ihr Freund ist.“ „Sarah…und…glauben Sie…dass sie mit ihm zusammen gegen mich arbeitet?“ „Das wissen wir nicht. Und Spekulationen bringen uns jetzt auch nicht weiter.“ Akai sah aus dem Fenster. „Wir sind da.“ „Ich weiß“, gab Laura von sich und parkte den Wagen. Langsam entfernte sie den Sicherheitsgurt und lehnte sich nach hinten. „Wie ist dein Plan?“ „Du bleibst hier mit Cane sitzen und ich rede mit den Agenten.“ „Ich soll…“ Laura sah zu Cane. Babysitter spielen? „Du schaffst das schon.“ Akai stieg aus dem Wagen und sah sich um. Sein Blick glitt zuerst zur Kanzlei. Sie befand sich in einem mehrstöckigen Gebäude. In der untersten Etage war lediglich ein Flur mit mehreren Fenstern. In der ersten Etage lag die Kanzlei, darüber waren zwei weitere Firmen. Shuichi sah zu dem Wagen seiner Kollegen und machte sich auf den Weg dorthin. Agent Clayton öffnete die Tür und stieg aus. „Agent Akai?“ Der Gefragte nickte. „Die Verstärkung ist noch nicht eingetroffen, aber es ist alles ruhig.“ „Gut.“ Akai drehte sich zum Gebäude. „Es ist gut möglich, dass er mit uns rechnen wird. Wir sollten also die Fluchtwege im Auge behalten und auf Überraschungen vorbereitet sein.“ „Das dachte ich mir“, nickte Clayton. „Die Kanzlei befindet sich im ersten Stock. Eine Flucht ist entweder über die Fenster möglich, über die Eingangstür oder über den Keller. Aber ich glaube nicht, dass er aus dem Fenster springen wird.“ „Wir halten uns die Option trotzdem offen“, antwortete Shuichi. „Akai!“ Der Agent drehte sich um. Dr. Cane lief in den Gebäude. Laura folgte ihm sogleich. „Verdammt“, gab er von sich. Aus dem Grund nahmen Agenten nie Zivilisten oder Angehörige an einen Tatort oder potentiellen Schauplatz mit. Schnell zog er seine Dienstwaffe aus dem Schulterholster und folgte den Beiden. Er nahm immer zwei Treppenstufen auf einmal. Richard stand auf dem Flur der ersten Etage und starrte auf die Tür zur Kanzlei. Laura war dicht hinter ihm und versuchte ihn zu beschwichtigen. „Cane, lassen Sie es…kommen Sie mit mir runter. Wir dürfen jetzt nichts überstürzen. Es wird alles wieder gut. Das verspreche ich Ihnen.“ „Emily…sie…sie ist da…drin…ich muss…ich muss ihr helfen…“ Obwohl er sich bewegen wollte, gehorchten ihm seine Beine nicht. „Was…was wenn er ihr was antut? Das muss ich…verhindern…meine Frau…sie ist unschuldig.“ „Noch hat er keinen Grund ihr etwas anzutun. Maddock glaubt, dass Sie im Flugzeug sitzen, also gehen Sie zurück zum Wagen. Wir…“ Ein Schuss fiel. Dann ein Zweiter. Und ein Dritter. „Emily!“ Sofort eilte Richard an die Tür und drückte sich dagegen. Die Tür sprang auf. Das Vorzimmer war leer. Cane lief durch die Tür in das Arbeitszimmer des Anwaltes. „Emi…“ Akai und Laura drangen ebenfalls in die Räume ein und hielten ihre Dienstwaffen nach vorne gerichtet. „Sean Maddock, Sie sind…“ Der Agent verstummte. Maddock sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er saß auf dem Boden und es hatte sich eine rote Pfütze auf dem Boden gebildet. Akai ging zu ihm und legte seinen Zeige- und Mittelfinger an den Hals des Anwalts. Dann überprüfte er die Atmung. „Keine Chance mehr. Er ist tot.“ Laura schluckte und sah zu Emily. „Mrs. Cane?“ Emily rutschte langsam zu Boden. Sie hielt eine Waffe in der Hand und sah geschockt zur Leiche von Maddock. Dann blickte sie auf die Waffe. „Was hab ich…was hab ich nur…was hab ich…getan?“ „Emily, legen Sie die Waffe ganz langsam auf den Boden. Machen Sie bitte keine zu hektischen Bewegungen. Es wird alles wieder gut“, begann Laura ruhig. Sie wusste nicht, wie viel Patronen in der Waffe noch waren und konnte Emily Cane nicht einschätzen. Würde die Frau auf die Agenten losgehen, wenn sie sich bedroht fühlte? „Emily…bitte tu…was die Agentin gesagt hat.“ Richard kniete sich zu ihr hin. Er legte seine Hand auf die Waffe und führte Emilys Hand langsam zum Boden. „Ganz ruhig, Emily. Es wird alles wieder gut. Es wird alles gut. Alles!“ Die Frau nickte und ließ die Waffe los. „Das wollte ich nicht“, wisperte sie. Sofort nahm Laura die Waffe entgegen und sicherte sie. „Gut, ich hab die Waffe“, sagte sie. Dennoch würde die Spurensicherung bei so vielen Fingerabdrücken ihre Probleme haben. Sie sah zu Akai. „Maddock ist wirklich tot?“ Shuichi nickte. „Ja. Für ihn kommt jede Hilfe zu spät. Zwei Kugeln stecken in der Wand, eine hat ihn in die Brust getroffen. Er wird kaum gelitten haben. Er nimmt alle seine Geheimnisse und Taten mit in den Tod.“ Emily sah zu ihrem Mann. „Ich…ich wollte das nicht…aber er…er hat…und ich…ich musste.“ Richard nahm Emily in den Arm. „Ist ja gut…ich bin da…jetzt wird alles gut. Du musst keine Angst mehr haben.“ „Emily, brauchen Sie einen Arzt?“, wollte Laura wissen. „Natürlich braucht sie einen Arzt“, raunte Richard. „Meine Frau braucht auch Ruhe. Das war zu viel für sie.“ „Dr. Cane, ich kann Sie gut verstehen“, fing die Agentin an. „Aber wir müssen Ihre Frau noch befragen. Ich weiß, Sie verstehen das nicht, aber solange die Erinnerung frisch ist…“ „Nein!“ „Richard“, begann Emily leise. „Es…es ist in Ordnung…sie brauchen…meine Aussage…und dann ist es…vorbei.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)