Niichan von MariLuna ================================================================================ Kapitel 33: Kapitel 33 ---------------------- Kapitel 33   „Was machst du da eigentlich?“ Bebop legt seinen Comic beiseite, schwingt sich von Bett und geht zu seinem Kumpel hinüber, um ihm neugierig über die Schulter zu sehen. Rocksteady steht schon seit fast zehn Minuten an dieser Wandkonsole und fummelt wild daran herum. Aber das Bild, das der dazugehörige Monitor zeigt, ist geradezu enttäuschend langweilig: eine leere Abstellkammer. „Ich habe es gleich“, erklärt Rocksteady und drückt ein paar Knöpfe. Und mit jedem Knopfdruck ändert sich das Bild. Eine weitere Kammer, eine etwas größerer Raum, ein Gang … „Sind das die Kameras?“ stößt Bebop überrascht hervor. „Soll das heißen, die funktionieren wieder? Und zwar alle? Und du hast dich da reingehackt?“ „Nee.“ Rocksteady macht eine abwehrende Handbewegung. „So gut bin ich nicht. Das ist eine ganz normale Funktion dieser Konsole. Haben wir nur nicht gemerkt, weil irgendwelche Leitungen kaputt waren. Das hier ist eine Kampffestung, ich schätze mal, jedes Quartier hat so etwas. Das läßt dir eine Fluchtmöglichkeit, falls das Technodrome geentert wird. So siehst du immer, wo sich die Feinde aufhalten und kannst ihnen ausweichen. Oder sie erledigen.“ Bebop gibt ein kurzes, zustimmendes Grunzen von sich. Er findet es faszinierend, welche bisher unbekannten Funktionen ihnen das Technodrome enthüllt, je weiter die Reparaturen voranschreiten. Bisher konnte man auf dieser Konsole höchstens Krangs Anrufe entgegennehmen oder Pacman spielen. „Was suchst du eigentlich?“ Doch da jubelt Rocksteady schon ein triumphierendes „gefunden“ und als Bebop sieht, was ihnen die Kamera diesmal zeigt, schnappt er entsetzt nach Luft. „Mach das aus! Das darfst du ni-“ Der Rest seines Satzes bleibt ihm im Halse stecken und seine Augen werden ganz groß hinter seiner Brille, als sich jeglicher Hang zu Anstand und Moral in Luft auflöst. Er ist eben auch nur ein armes Schwein. Ein Porno ist eben immer ein Porno, auch wenn er sich gerade live und in Farbe nur ein paar Gänge weiter abspielt. Irgendwann startet sein Hirn wieder neu und Anstand und Moral kehren mit doppelter Wucht zurück. „Bist du irre?“ kreischt er es fast, zwängt sich an Rocksteady vorbei und schlägt mit der flachen Hand auf den Aus-Knopf. Rocksteady starrt den dunklen Monitor ungläubig an und dreht sich dann ganz langsam zu ihm um. Seine finstere Miene verspricht mehr als nur ein Donnerwetter. „Echt jetzt? Weißt du, wie lange ich gebraucht habe, um die richtige Kamera zu finden?“ „Augenscheinlich länger als die für ihr Vorspiel gebraucht haben!“ Aufstöhnend fährt sich Bebop mit gespreizten Fingern durch den Irokesen und wirft erst einen verzweifelten Blick zur Decke, als flehe er um Geduld oder himmlischen Rat, bevor er Rocksteady einen Fausthieb gegen die Schulter gibt. „Bist du irre? Das ist Shredder, Rock! Unser Shredder! Unser Saki-chan!“ Er benutzt nicht oft den Kosenamen, den sie ihrem Boß damals, als er zu einem Dreikäsehoch schrumpfte. verpasst haben. Denn Shredder und Saki-chan – das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht und Shredder würde ihn lebendig häuten, sollte er ihn je so wieder anreden, aber in Bebops Herzen wird Shredder auf ewig Saki-chan bleiben. „Das ist seine Privatsphäre! Das geht uns gar nichts an! Gute Güte“, ächzend schüttelt er den Kopf. „Das wollte ich nicht sehen! Das wollte ich niemals sehen!“ „Geez. Sei doch nicht so'ne Pussy. Die machen ja nichts, was wir nicht auch schon gemacht haben.“ „So zu spannen geht einfach zu weit!“ Bebop gibt ihm mit der flachen Hand einen Schlag auf den Hinterkopf, wirbelt dann herum und geht zu einem Regal, wo er etwas herauszieht und dann wieder zurückkommt. Rocksteady bekommt davon nichts mit und reibt sich nur beleidigt den schmerzenden Hinterkopf. „Ist ja schon gut“, gibt er trotzdem um des lieben Friedens Willen nach. Nur, um kurz darauf vor Schmerz zusammenzuzucken, als Bebop plötzlich wieder neben ihm steht und ihm die Kante eines Buches in den rechten Oberarm rammt. Geez, sein Beeps ist diesmal aber wirklich angepisst! „Hier!“ Bebop schlägt eine beliebige Seite des Buches auf, das sich als Fotoalbum herausstellt und hält es ihm vorwurfsvoll vor die Nase. „Das ist unser Saki-chan. Erinnerst du dich noch? Respektiere ihn gefälligst, denn er ist auch unser Boß.“ Betreten starrt Rocksteady auf die Fotos. Sie zeigen einen etwa achtjährigen Saki in einen von Rocksteadys Hoodies. Der ist ihm natürlich viel zu groß, aber das waren die meisten Klamotten, die er damals trug. Aber wenigstens grinst er in die Kamera. Das Foto daneben ist eines dieser Gruppenbilder, auf das sich sogar Krang immer gequetscht hat. Und Saki macht sogar das Victory-Zeichen. Ah ja, Rocksteady erinnert sich an den Tag – das war kurz nachdem Saki sie beim Hockey geschlagen hat. Wenn er sich nicht irrt, prangt auf der nächsten Seite sogar ein Foto von Saki in voller Hockey-Montur. „Schon gut, ich habe verstanden“, schuldbewußt schiebt er das Album beiseite. Außerdem, Schuld hin, Schuld her – und hier wirft er Bebop einen heimlichen Seitenblick zu – hatte die kurze Szene, derer sie verbotenerweise Zeuge wurden, eine nicht sehr unbedeutende Nebenwirkung auf seine untere Körperregion. Und vielleicht ist dieser Gedanke etwas krank, aber – die Erinnerung an diese gute, familiäre Zeit damals verstärkt diese Reaktion nur noch. Bebop allerdings bemerkt nichts davon, denn er hat das Album wieder zu sich genommen und blättert es mit einer zunehmend nostalgischer werdenden Miene durch. „Als die beiden so übermütig über die Promenade liefen“, murmelt er, „da hätte ich gerne eine Kamera dabei gehabt. Wir hätten eine kaufen sollen.“ Er seufzt einmal schwer. „Als sie sich ständig abwechselnd gekabbelt und geherzt haben, habe ich mich die ganze Zeit über gefragt, ob die vielleicht als Kinder auch so waren.“ „Shredder garantiert nicht“, erwidert Rocksteady ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Sie haben Shredder schließlich als Kind erlebt und auch wenn es Phasen gab, in denen er ausgelassen und fröhlich war, war da stets etwas an ihm, was einen langen Schatten warf. Er konnte nie richtig loslassen. Aber Rocksteady hat gelernt, es als das akzeptiert, was es ist: es gehört einfach zu ihm und ist ein unveränderlicher Charakterzug. „Kazuo schon eher“, meint er dann aber, denn der junge Polizist war zwar auch sehr ausgelassen und albern, aber doch scheint das weniger untypisch für ihn zu sein als für Shredder. Hätte man es nicht besser gewußt, wäre Kazuo als ein Mann durchgegangen, der ein Glas zuviel intus hat. Nicht betrunken, aber leicht beschwipst. Etwas lauter und übermütiger als sonst, aber nicht so sehr, daß es peinlich wird. Zum Glück fielen die Brüder trotz ihres Benehmens bei all den Chaoten und Durchgeknallten dort nicht unangenehm auf. Bebop stößt einen tiefen Seufzer aus. „Ich wünschte, ich hätte sie schon als Kinder gekannt. Die zwei waren bestimmt ein absolut cooles Dream-Team.“ „Du bist viel zu sentimental“, tadelt ihn Rocksteady, nimmt ihm entschlossen das Album aus der Hand und legt es kurzerhand auf der Konsole ab. Er braucht seine Hände schließlich für etwas ganz anderes. „Denk weniger an damals, denk an jetzt.“ Mit diesen Worten packt er ihn an den Hüften und zieht ihn kompromißlos an sich. „Denk an mich“, befiehlt er ihm dann noch, bevor er ihm einen leidenschaftlichen Kuß aufdrückt.     „Saki..." Kazuo versucht, an seinem Bruder vorbei zu schielen. Es sind nur noch fünfzig Meter, die sie von der Tür zu ihrem Quartier trennen. So nah und doch so fern. Er erschauert unwillkürlich, als Sakis Hand über seinen rechten Oberschenkel streichelt. Seine Finger sind kräftig und warm und diese Wärme brennt sich wie glühendes Feuer durch den Stoff seiner Hose direkt in seine Haut. Er ist unerträglich empfindlich, aber wen wundert's, so kurz nach dem Sex? Und dabei haben sie sich eigentlich züchtig zurückgehalten, niemand wurde penetriert und sie mussten nur ein klein wenig danach sauberwischen. Aber Sakis Finger... Seine Finger und seine Lippen und seine Zunge - oh, diese begabte Zunge... die ihn jetzt auch wieder in den Abgrund seligen Nirwanas zu stoßen droht... „Niichan", keuchend dreht er den Kopf etwas beiseite, versucht, sich aus diesem Kuss zu lösen, aber Sakis Lippen lassen nicht locker. Wenn sie seinen Mund nicht haben können, küssen sie sich eben über jeden anderen erreichbaren Teil seines Gesichtes. „Unser Quartier... ist nicht weit weg... können wir ... bitte..." Saki küsst sich nur weiter über Kazuos Kinnlinie, zwängt fordernd sein Bein zwischen Kazuos Beine und presst sich der Länge nach enger an ihn. Hinter sich die harte, unnachgiebige Wand und vor sich den warmen, geschmeidigen Körper seines Niichans... Kazuo spürt, wie eine Welle der Erregung über ihn hinwegrauscht. Und als sich Saki an seinem Hals festsaugt, seufzt er lustvoll auf. Seine Hüften bewegen sich wie von selbst und Shredder antwortet auf dieselbe Weise und dann kann sich Kazuo nur noch hilflos nach Luft schnappend an ihm festkrallen. Wie sie es dann doch noch einigermaßen sicher ins Quartier schaffen, weiß er später nicht mehr zu sagen, ein großer Teil seines Bewußtseins besteht nur noch aus Erregung und Verlangen, er kommt erst wieder einigermaßen zu sich, als er die Matratze ihres Bettes unter sich spürt. Aber selbst das ist nicht von langer Dauer, als er unter den Liebkosungen seines Niichans regelrecht verglüht.       Der unbestreitbare Vorteil eines Intelligenzquotienten im oberen dreistelligen Bereich ist zweifelsohne die Fähigkeit zum Multitasking, wie Krang in Momenten wie diesen mal wieder sehr selbstzufrieden feststellt. Denn während er auf einem Monitor die Daten auf dem Kristall analysiert, den ihm Shredder mitgebracht hat, kann er auf den anderem halben Dutzend genau verfolgen, was Shredder und Kazuo wo gerade treiben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er sieht, wie sie sich in der Krankenstation auf dem neuen Behandlungsstuhl vergnügen und überfliegt dabei komplizierte chemische und physikalische Formeln. Als sie die Krankenstation verlassen, verfolgt er auf einem anderen Monitor, wie Shredder seinen Kaz-chan gegen die Wand knutscht und hat gleichzeitig den Aha-Effekt, wie sein Problem bei seinem letzten Experiment mit Hilfe dieser Daten gelöst werden kann. Es ist eigentlich ganz simpel und er bedauert gerade seine eigene Gutmütigkeit, weil er Shredder zu keinem weiteren Feldtest überreden will, als er aus dem Augenwinkel sieht, wie sich die beiden fummelnd und knutschend auf ihr Quartier zubewegen. Als sie schließlich in dem großen Futoni landen, hat Krang gerade beschlossen, wenigstens den Versuch einer verbesserten Bewusstseinsübertragung zwischen seinen Laborhamstern und -mäusen zu wagen. Und sobald er diesen Entschluß getroffen hat, gibt er seinem makaberen Sinn für Neugier nach und richtet seine geballte Aufmerksamkeit auf die Bilder, die ihm die Kamera aus Shredders Quartier liefert. Er überlegt kurz, doch dann streckt er einen seiner Tentakel aus und drückt den Knopf auf der Konsole vor sich, der das Bild vom kleinen Monitor vor ihm auf den großen Hauptbildschirm umschaltet. Ein weiterer Tastendruck schaltet den Ton ein. So, und jetzt fehlt eigentlich nur noch das Popcorn. Zufrieden öffnet er eine Klappe in seinem Androidenkörper und holt eine kleine Tüte heraus ...     „Saki!“ Mit einem unterdrückten Aufschrei vergräbt Kazuo sein Gesicht an Sakis Nacken, während sich seine Arme noch fester um ihn schließen, ihn noch enger an sich drücken. Der Körper in seinen Armen erschauert im selben Rhythmus wie er und für einen Moment hört und spürt er nichts mehr außer dem Dröhnen seines Herzschlages in seinen Ohren – oder ist das Sakis Herz? Sie beide? Gemeinsam? - Nur sehr langsam kehren seine anderen Sinne zurück. Er spürt Saki. Die Wärme, die sein Körper ausstrahlt, einer kleinen Sonne gleich. Er spürt die klebrige Nässe zwischen ihnen – nicht alles Schweiß – aber vor allem spürt er jenen Körperteil, mit dem sie verbunden sind. Eine sanfte, pochende Hitze geht davon aus, die sich im Rhythmus seines Pulses in seinem gesamten Unterleib, über den Bauch und bis hoch in seine Brust ausbreitet. Jetzt auch nur einmal mit den Hüften zu zucken, käme einem Sakrileg gleich. Er hört und spürt Sakis fliegenden Atem an seiner Schulter, wie er heißen Geisterfingern gleich über seine erhitzte Haut streichelt, fühlt die Art, wie sich sein Oberkörper unter schweren Atemzügen gegen ihn reibt und seine Finger, wie sie sich in seinem Rückenmuskeln festkrallen, bis es schmerzt Er spürt den leichten Druck seiner Oberschenkel gegen seine Hüften. Und er spürt, wie seine eigenen Oberschenkelmuskel von der ungewohnten Haltung zu schmerzen beginnen. Er fühlt – und ist das nicht albern? - die kühle Luft an seinen nackten Füßen, ein scharfer Kontrast zu der Hitze , in die er oberhalb seiner Oberschenkel gehüllt ist, ab da, wo Saki auf ihm sitzt. Dann meldet ihm seine Zunge den Geschmack von Salz, und als er die Augen aufschlägt, sieht er, daß er sich wieder an seiner alten Stelle in Sakis Nacken festgesaugt hat. Langsam kehrt sein Verstand wieder zurück. Himmel, Saki hat ihn völlig überrascht! Da ist er fest davon ausgegangen, wieder unten zu liegen und dann lässt sich sein Niichan einfach auf seinen Schoß sinken. Aber die Ironie dahinter ist ihm sehr wohl bewußt – vor zwölf Jahren, da war er es, der ihm ohne Vorwarnung auf den Schoß kletterte. Aber anders als sein Niichan damals mußte er nicht die Notbremse ziehen. Über den Punkt sind sie schon seit Tagen hinaus. Überraschend kam es trotzdem und die Vehemenz, mit der sich Saki auf ihn pfählte, war erschreckend. Im ersten Moment. Danach war es nur noch heißblütig, wild und wunderschön. Sakis Augen – so voller Feuer und Leidenschaft und gänzlich ohne Schatten, so herausfordernd und überschwänglich zugleich, in Kombination mit seinem verzückten Gesichtsausdruck – allein dieser Anblick ließ ihn beinahe kommen. „Kaz-chan“, hört er Saki murmeln. „Kaz-chan. Kaz-chan. Kaz-chan...“ Es ist wie ein Mantra, Flehen und Frohlocken zugleich und es treibt Kazuo die Tränen in die Augen. „Scht...“ macht er, damit es aufhört, aber es hört nicht auf, und so löst Kazuo seinen schraubstockartigen Griff ein wenig und lehnt sich etwas mit dem Oberkörper zurück. So viel, bis er seine Finger an Sakis Wange legen kann. „Ich liebe dich“, wispert er, „Saki, ich liebe dich.“ Und dann küßt er ihn und das Mantra verstummt. Irgendwann während dieses Kusses sinken sie seitlich auf die Matratze, ein engumschlungenes Bündel aus Körpergliedern und nicht gewillt, sich auch nur einen Millimeter voneinander zu trennen.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)