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Je ne parle pas français

but I love you all the same
von

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Prolog

Skeptisch beäugte Shouta das kurios verpackte Päckchen, dass ihm Hizashi eben in die Hand gedrückt hatte. Einen Moment lang fragte er sich, ob sein Freund das Geburtstagsgeschenk wirklich selber eingepackt oder diese Aufgabe einem anderen Familienmitglied überlassen hatte. Denn selbst sein Neffe Hitoshi konnte mit seinen gerade mal 5 Jahren Geschenke besser als Hizashi einpacken.

 

„Also es ist keine Bombe oder so!“, kommentierte Hizashi scherzend, erntete aber nur einen Seitenblick von Shouta.

 

Shouta wandte sich wieder dem Päckchen zu, öffnete die Verpackung und holte das Geschenk – ein Buch- heraus. Er betrachtete es - Doppelung skeptisch. War so etwas doch ein eher ungewöhnliches Geschenk von seinem Partner.

 

„Siehst du! Keine Bombe!“, grinste Hizashi und Shouta verdrehte die Augen. Eine weitere Reaktion bekam der Andere nicht. Stattdessen öffnete er das Buch und starrte auf der ersten Seite auf ein Bild von sich und Nemuri in einem Planschbecken. „Ist das ein Buch voller peinlicher Momente meiner Kindheit?“, fragte Shouta trocken.

 

„Dummerchen! Natürlich nicht! Das ist ein Fotoalbum voller schöner Erinnerungen an die letzten 20 Jahre! Und ich finde übrigens, dass du ein sehr niedliches Kind gewesen bist! Deine Haare waren auf jeden Fall schon damals so widerspenstig!“

 

Er starrte Hizashi einen Moment kommentarlos an. Er schlug lieber die nächste Seite auf. Auch die nächsten Bilder zeigten hauptsächlich Nemuri und ihn – kannten sie sich doch schon von klein auf. An diese gemeinsame Zeit oder die Situationen, in denen die Fotos geschossen worden waren, erinnerte er sich nur zu gut.

awakening

Trotzig starrte Shouta seine beste Freundin an. Sie hatte es wieder einmal getan! Davon war er sowas von überzeugt! In der Vergangenheit hatte sie ihren Quirk immerhin auch schon mehr als einmal genutzt, um ihn einen Streich zu spielen!

 

„Das hast du extra gemacht!“, beschwerte er sich bei ihr und stemmte seine kurzen Arme erbost an seine Hüften.

 

„Hab ich gar nicht!“, empört verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. Die beiden Zöpfe wackelten bei jeder kleinen Bewegung hin und her.

 

„Und warum bin ich dann ausgerechnet beim Frühstück eingeschlafen?“ Er zupfte an seinen schwarzen Locken. Wurde er das Gefühl einfach nicht los, dass noch immer etwas Reis von den Reisbällchen, die ihm seine Mutter als Pausenmahlzeit mitgegeben hatte, in seinem Haar hing.

 

„Da ist nichts mehr!“, verdrehte Nemuri ihre Augen, „Und nur damit du es weißt! Ich habe meinen Quirk manchmal noch nicht unter Kontrolle!“ Immerhin war sie ja erst 6 Jahre alt. Und da war das vollkommen normal.

 

„Beinhaltet das auch, dass du meinen Pudding stiehlst?“

 

Einen Moment war Nemuri still. Ihr Schweigen wurde von ihm natürlich als Schuldeingeständnis  gesehen. Doch würde sie dies nie wirklich zugeben. Sie wandte ihren Blick ab, verzog ihren Mund zu einem Schmollen.

 

Er sah sie weiter an, sie starrte zurück.

 

„Warum schläfst du nicht?“

 

„Huh?“

 

„Ich dachte ich habe meinen Quirk aktiviert?“, murmelte sie und sah an sich hinunter. Kein Schlafstaub war aufgestiegen. Schließlich sah sie Shouta noch einmal genauer an. „Shou-chan… Deine Haare sind ganz komisch.“

 

Er fasst sich an diese die in alle Richtungen abstanden.

 

Ihre Fähigkeit war noch immer inaktiv.

 

Das Deaktivieren von Quirks.

 

Das war also seine besondere Fähigkeit?

 

Im nächsten Moment konnte Nemuri ihren Quirk wieder aktivieren und er sah nur noch schwarz.

hero

Das gequälte Maunzen war unerträglich für Shouta. Ein Junge schlug seine metallischen Finger aufeinander während sein Freund Steine mit seinem Quirk in Knallfrösche verwandelte und nach dem armen kleinen Tier warf.

 

Eigentlich mischte Shouta sich selten bis gar nicht in die Angelegenheiten von Fremden ein. Doch bei dem Anblick des kleinen Kätzchens hatte er nicht anders gekonnt. Er schaute den Jungen mit den Steinen an. Sie verwandelten sich nicht mehr. Inzwischen war er sich der Bedingungen zur Nutzung seines Quirks bewusst, konnte er zwar den Quirk stoppen aber nicht verhindern, dass der Junge nun mit Steinen nach dem armen Tier warf.

 

„Lasst das!“, forderte er und lief auf die beiden Jungs zu. Diese hatten jedoch nicht im Geringsten vor sich ihren grausamen Spaß vermiesen zu lassen. Wollte Shouta das kleine Kätzchen nun aus ihrer Mitte heben, bekam er die Steine und das harte Metall zu spüren. Er presste seine Augen zusammen, drückte das leidende Tier beschützend gegen seine Brust. Der erste Knallfrosch explodierte auf dem Boden.

 

„Shou-chan!“, hörte er eine vertraute Stimme. Wissend, was nun wahrscheinlich kommen würde, atmete er tief ein und hielt sich die Hand vor den Mund. Er sollte sich nicht irren. Im nächsten Moment war der altbekannte einschläfernde Feinstaub seiner besten Freundin zu sehen. Rasch erhob er sich – das kleine Kätzchen noch immer an seine Brust gedrückt – und lief von den nun schlafenden Jungs fort zu seiner besten Freundin. Gemeinsam rannten sie weg? verlangsamten erst nach einer Weile ihre Schritte.

 

Auf einem Spielplatz machten sie eine Pause.

 

„Kinder können echt grausam sein.“

 

„Wir sind auch Kinder“, meinte Shouta und strich dem sich an ihn schmiegenden Kätzchen sanft über das Köpfchen.

 

„Hmn…“ Nemuri stellte ihren roten Schulranzen ab und ließ sich auf der Schaukel nieder. „Wir sind aber definitiv die netten Kinder!“

 

„…“

 

„Was machst du eigentlich mit der Katze?“

 

„Ich werde wohl meine Eltern fragen, ob ich sie behalten kann.“

 

Nemuri nickte. „Viel Erfolg. Wo deine Mutter ja so begeistert von Tieren ist…“

 

Shouta sah die Katze an. „Ich werde sie schon irgendwie überzeugen!“

 

Kurzes Schweigen legte sich über das ungleiche Duo.

 

„Du… Sag mal?“

 

Shouta sah zu ihr hinüber und wartete darauf, dass sie weitersprach.

 

„Denkst du ich könnte eine Heldin werden?“

 

Shouta zuckte mit den Schultern. „Also zum Einschlafen kannst du alle schon mal bringen…“

 

„Nicht wahr?“, Nemuri sprang von der Schaukel, „Und wenn sie schlafen könnte ich die Bösen überwältigen!“

 

„Und was ist, wenn sie nicht einschlafen?“

 

„Hmn… Dann muss ich sie wohl anders überwältigen“, sie zuckte mit den Schultern. Irgendwie würde das sicherlich

funktionieren. „Willst du eigentlich auch irgendwann ein Held werden? So wie All Might oder so?“

 

Shouta schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich.“ Bis jetzt hatte er auch noch nicht daran gedacht. Immerhin war sein Quirk im Gegenteil zu dem des aufsteigenden Sternes ‚All Might‘ am Heldenhimmel auch nicht sonderlich gut zu nutzen. Klar… er konnte einen Quirk deaktivieren. Aber das hinderte jemanden ja noch lange nicht daran, trotzdem etwas Böses zu tun.

 

„Aber stell dir doch mal vor, wie cool das wäre! Du und ich! Gemeinsam gegen die Bösen! Du könntest total gut mein Sidekick sein!“ Wahrscheinlich war das einfach nur ihre Wunschvorstellung, die da aus ihr sprach.

Shouta schüttelte nur den Kopf.

goal U.A.

„Übrigens geht Kamihara-senpai wohl auf die U.A.“, teilte Nemuri ihrem besten Freund über ihre Hausaufgaben gebeugt mit.

 

„Kamihara-senpai?“ Shouta drehte sich auf seinem Bett liegend auf die Seite. Marshmallow, die Katze, die er vor Jahren gerettet hatte, ließ ein Protest Maunzen hören. Um sie etwas zu besänftigen begann er sie zu kraulen, sah aber weiterhin zu seiner besten Freundin. Diese hatte  inzwischen verträumt das Ende ihres Stiftes an ihre Lippen gelegt. Shouta verdrehte seine Augen. Sie waren noch nicht einmal ein ganzes Jahr an der Mittelschule und schon begann sich seine beste Freundin fast nur noch für Jungs zu interessieren. Er konnte froh sein, dass er als Sandkastenfreund offensichtlich zu uninteressant für sie war. Alles andere wäre ihm eh zu anstrengend.

 

„Na, du weißt schon! Der, der Teile seines Körpers flach machen kann!“ Sie lächelte verträumt und stützte ihren Kopf auf ihrer Handfläche ab. „Er ist so süß!“

 

„Und deswegen willst du an die U.A. gehen?“, fragte Shouta etwas ungläubig.

 

Sie zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Vielleicht sieht er dann, wenn wir auf dieselbe Schule gehen, wie toll ich doch bin und…“

 

Den Rest ihres liebestrunkenen Geschwafels blendete Shouta aus. Er sah zu Marshmallow und kraulte sie unter ihrem Kinn. Er wies sie lieber nicht darauf hin, dass ihr geliebter Kamihara-senpai wahrscheinlich nicht wusste, dass sie überhaupt existierte.

 

„Denkst du, dass ich eine Chance auf die Zulassung zum Heldenkurs habe?“

 

„Warum nicht? Immerhin kannst du doch alle einschläfern?“

 

Sie nickte. „Wirst du dich eigentlich auch für den Heldenkurs bewerben?“

 

„Wahrscheinlich nicht.“ Noch immer hatte sie nicht sein Interesse geweckt wirklich ein Held zu werden. Zumindest hatte sie inzwischen akzeptiert, dass ihre Idee von ihm als ihr Sidekick vielleicht nicht ihr bester Einfall gewesen war.

 

„Aber du könntest dich doch für den Allgemeinen oder den Management Teil der U.A. bewerben? Dann könnten wir zumindest noch zusammen zur Schule gehen.

 

Das war allerdings eine Überlegung wert. Der Gedanke,  die High School nicht mehr mit Nemuri zu verbringen,  hatte doch etwas Befremdliches. War sie doch über die Jahre zu einem festen Bestandteil seines Lebens geworden. Und wenn er eines schätzte, dann war es definitiv Beständigkeit.

 

„Ich werde es mir auf jeden Fall überlegen. Aber vorher müssen wir definitiv erst mal die Mittelschule abschließen!“, grinste er schief.

 

Sie lachte auf. „Da hast du irgendwo Recht!“

training sessions

„Warum bin ich noch mal hier?“ Shouta seufzte und betrachtete die Tür zu seiner persönlichen Hölle äußerst skeptisch. Gehörte er doch definitiv der Spezies »Sport ist Mord« an. Und im Gegenteil zu Nemuri musste er nicht an seinen Nahkampffähigkeiten arbeiten. Immerhin wollte er ja kein Held werden.

 

„Weil du mich physisch und mental unterstützen willst?“, schlug sie vor.

 

Er war nicht so überzeugt davon, dass er das wirklich wollte.

 

„Ach komm schon! Es wird dir sicher nicht schaden!“, zog sie ihn ein Stückchen weiter in Richtung der Turnhalle, in welcher der Judo Club ihrer Mittelschule trainierte.

 

Nemuri wurde als ein Mädchen, das freiwillig von ihnen lernen wollte natürlich mit Kusshand genommen. Und wäre er nicht von Statur und Größe der ideale Gegner für Nemuri gewesen, hätte er sich vielleicht noch davon stehlen können.

 

Nun aber fand er sich zum wiederholten Male von ihr zu Boden geworfen wieder. Sie war eine talentierte Schülerin und er offensichtlich zu unbegabt. Shouta fühlte sich nur allzu gut an einen Film aus seiner Kindheit erinnert. War da nicht der Löwenprotagonist von seiner Kindheitsfreundin auf den Boden gepinnt worden? Andererseits… Am Ende waren die Beiden ein Paar geworden. Und der Gedanke an so eine Zukunft war einfach schlichtweg irritierend.

 

Gemeinsam übten Shouta und Nemuri in den nächsten Wochen diverse Wurf-, Fall-, Schlag- und  Bodentechniken. Auch wenn Shouta es wahrscheinlich nur widerwillig zugeben würde – einen gewissen Spaß hatte er an den gemeinsamen Clubaktivitäten schon entwickelt. Als er Nemuri nun zum allerersten Mal zu Boden drückte und somit den Trainingskampf zwischen ihnen gewann, begann er die schleichenden Veränderungen an seinem Körper zum ersten Mal zu bemerken. Er hatte an Kraft gewonnen, sowie er auch seine Fähigkeiten schließlich hatte verbessern können. Und irgendwie machte ihn das ein ganz kleines bisschen stolz!

 

Wenn er das nächste Mal eine Katze retten musste, würde er sich und das Tier sicher ohne große Probleme mit seinem Quirk und seinen neuen Fertigkeiten beschützen können.

 

what about girls?

„Hey, Aizawa!“ Ein Arm schlang sich um Shoutas Schultern. Dieser war versucht den Arm seines Mitschülers abzuschütteln, ließ ihn aber vorerst gewähren. Abwartend sah er seinen Klassenkameraden, Kawashima Takeshi,  an. Als dieser zumindest keine akustische Rückmeldung auf seine Begrüßung erhielt, sprach er weiter: „Was läuft da eigentlich zwischen dir und Kayama?“

 

Shouta sah ihn verwirrt an. „Was meinst du?“

 

Ein weiterer Klassenkamerad, Uehara Ryouta, grinste ihn schief an.

 

„Na… Stehst du auf sie?“

 

Abwartend sahen die beiden Jungs ihn an. Shouta musste darüber gar nicht erst nachdenken. Allein der Gedanke war ziemlich befremdlich. Immerhin war Nemuri seine beste Freundin. Klar – objektiv betrachtet war sie wirklich eine Schönheit. Aber dennoch sah er sie nicht so, wie es seine Klassenkameraden andeuteten. Allerdings fand er, dass es sie nichts anging.

 

„Das geht euch eigentlich nichts an.“

 

„Dann ist das wohl ein ‚Ja‘?“, fragte Takeshi.

 

Shouta verdrehte die Augen.

 

„Nein…“

 

„Huh…. Stehst du also eher auf flache Weiber?“, grinste Ryouta und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. „Ich selber steh ja eher auf etwas mehr Volumen wie bei Kayama. Sie hat schon echt eine Top Figur…“

 

Das Schwärmen von seinem Klassenkameraden fand Shouta doch etwas sehr seltsam.

 

„Ihr seid widerlich“, befreite er sich aus dem Griff von den Takeru und schüttelte gedanklich über ihr Verhalten nur den Kopf. Frauen waren doch keine Objekte! So über sie zu reden war falsch! Doch brachte ihn dieses Gespräch dazu, zu überlegen, wie sein Interesse gegenüber dem anderen Geschlecht war. Weder kurvige noch flache Frauen weckten sein Interesse auf solch eine bizarre Art, wie es bei den beiden Idioten der Fall war. Bis jetzt hatte irgendwie noch kein Mädchen in ihm solche Gefühle geweckt.

 

Machte ihn das anders?

 

Für den Moment schob er den Gedanken fort.

 

Es war wahrscheinlich einfach nur noch nicht die Zeit für ihn gekommen…

 

entrance exams

„Der schriftliche Teil der Aufnahmeprüfung war denke ich ganz in Ordnung? Auch wenn du da sicher besser abgeschnitten hättest als ich...“ Nemuri legte nachdenklich einen Finger an ihre Lippen. Mit der anderen Hand zerknautschte sie etwas ein Plüschtier, das sie Shouta vor einigen Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte.

 

Während sie es sich im Schneidersitz auf seinem Bett bequem gemacht hatte, saß Shouta verkehrt herum auf seinem Schreibtischstuhl und bettete sein Kinn auf seinen Unterarmen, die er auf der Lehne des Stuhles platziert hatte.

 

„Hmn….“, meinte er nur als bestätigenden Laut, dass er noch zuhörte. Sollte sie doch einfach in ihrer Erzählung fortfahren.

 

„Und nach dem schriftlichen Test kam dann der praktische Teil. Hierfür sollten wir mit unseren Quirks einen Hindernis – Parkour bewältigen. Ich denke diejenigen, die das am Schnellsten geschafft haben, werden auch bestanden haben?“

 

Shouta nickte beiläufig. Das klang immerhin logisch. „Und wie hast du abgeschnitten?“

 

Nemuri knautschte inzwischen das arme Plüschi mit beiden Händen.

 

„Was denkst du denn?“, fragte sie breit grinsend, wartete aber nicht darauf, dass er ihr antwortete. Stattdessen redete sie nur nach wenige Minuten weiter. „Ich habe natürlich meinen Quirk eingesetzt und alle dazu gebracht einzuschlafen.“ Sie grinste leicht diabolisch. „Ich war doch fast ein bisschen verführt ihnen komische Fratzen zu malen… Aber…. Ich habe das dann sein lassen und bin recht gemütlich ins Ziel gelaufen!“ Einen Moment schwieg sie. „ Naja.. Also ich war nicht die erste. Da war dieser Typ… Er konnte mega schnell rennen und so war er schon außer Reichweite als sich meinen Quirk aktiviert hatte!“

 

Shouta nickte. „Das klingt doch sehr danach, als ob du den Test wahrscheinlich bestanden hast?“

 

„Ich hoffe es doch!“ Alles andere wäre in ihren Augen doch sehr unfair.

 

Shouta nickte. Einen kurzen Moment fragte er sich, ob er vielleicht auch bei so einem Test eine Chance gehabt hätte. War es wirklich die richtige Entscheidung gewesen, sich nur für den allgemeinen Schulzweig zu bewerben?

 

movie night

Warum war er noch einmal hier? Diese Frage stellte sich Shouta nicht zum ersten Mal an diesem Abend. Immerhin waren es nicht seine, sondern Nemuris Freunde, die er heute treffen würde. Sicher hatte Nemuri es gut gemeint, als sie ihn dazu eingeladen hatte, sie bei dem Kinobesuch zu begleiten. Dennoch kam sich Shouta irgendwie komisch dabei vor. Aber nun war er hier und musste das irgendwie überstehen.

„Wie sehen deine Freunde eigentlich aus?“, wollte er von Nemuri wissen.

„Also… Yamada –kun hat sehr auffällige blonde Haare und ein sehr lautes Organ! Miyako-chan hat kurze blaue Haare und ihr bester Freund Iida-kun ist eher unauffällig.“, versuchte Nemuri sich an einer Beschreibung von ihren Freunden. Natürlich war diese wenig hilfreich. Dennoch sah sich Shouta nach den beschriebenen Personen um.

„Kayama-chan!“

Shouta und Nemuri sahen zu dem Ursprung der Stimme – eindeutig ein junger blonder Teenager mit einem – für Shoutas Geschmack – zu eigensinnigen Sinn für Mode. Wer zog sich denn auch freiwillig wie ein Kanarienvogel an? Das konnte nur der von Nemuri erwähnte Yamada sein. Im Schlepptau hatte er tatsächlich ein blauhaariges Mädchen und einen Jungen, der eher durchschnittlich wirkte.

Nemuri begrüßte ihre Freunde gut gelaunt und gleich trifteten sie und Miyako in ganz andere Sphären ab. War das so ein Mädchen Ding? Shouta beäugte sie skeptisch.

„Hallo… Du musst Kayamas bester Freund sein?“, begrüßte ihn nun der Dunkelhaarige, „Ich bin Iida Tensei!“

„Aizawa Shouta.“

„Und ich bin der großartige Yamada Hizashi!!“, mischt sich der dritte Junge im Bunde nun laut ein.

„Und zu laut!“, wandte Shouta sich kurz an den Blonden und brachte ihn doch glatt einen Moment zum Schweigen.

Hizashi blinzelte ihn an und Tensei schmunzelte nur. „Haben Kayama und du eigentlich schon überlegt, was wir für einen Film schauen könnten?“

Hatten sie eigentlich nicht. Aber wenn es nach Nemuri ging, würden sie sicher den Horrorfilm schauen, der neu ins Kino gekommen war. Neuerdings hatte sie eine Schwäche für solche Filme entwickelt. Er hingegen zog einen Krimi oder einen eher ruhigen Film dann doch so einer Folter für die Nerven vor.

„Wie wäre es mit dem neuen Krimi“, schlug er dann einfach vor. Er ließ es zur Interpretation offen, ob Nemuri sich da seiner Meinung angeschlossen hatte oder nicht.

 

„Klingt gut!“, stimmte Tensei zu.

 

Hizashi verzog stattdessen eine Miene. „Ich bin für den neuen Action Film! Krimis sind doch voll lahm! In einem guten Film muss es knallen oder das Blut muss fließen! Es muss einfach voll dramatisch sein, ey!“

 

Shouta konnte sich leider nur zu gut vorstellen, warum Nemuri und diese Nervensäge sich so gut verstanden. Es war genau der Grund, warum er sich sicher niemals mit diesem Typ verstehen würde. Er war einfach zu anstrengend.

 

„Kayama, Miyako!“, wandte Tensei sich an die beiden Mädchen. „Was haltet ihr davon den Krimi anzuschauen?“

 

Die Antwort waren deutlich lange Gesichter.

 

„Ich finde das voll lahm!“, schmollte Miyako gleich. Nemuri zog auch keine besonders begeisterte Mine. So viel dazu, dass Shouta der Horror oder ein Action Film erspart bleiben würde.

 

„Hmn…“, überlegte Tensei, „Was haltet ihr davon, wenn wir uns heute den Krimi anschauen? Und beim nächsten Mal ist dann der Action Film an der Reihe?“

 

„Dann werde ich euch nächstes Mal den besten Action Film überhaupt aussuchen?!“, stimmte Hizashi überenthusiastisch ein. Auch Nemuri und Miyako gaben schließlich nach.

 

Tensei gab Shouta einen ermutigenden Klaps auf das Schulterblatt und lächelte ihn leicht an, während sich Hizashi nun bei Nemuri eingehakt hatte, damit sie schon einmal die Kinokarten besorgen konnten.

 

„Du hast ein gutes Händchen für anstrengende Personen…“, stellte Shouta fest.

 

Tensei grinste schief, „Ich habe drei kleinere Brüder. Da lernt man irgendwann solche Situationen zu lösen…“

 

Shouta nickte, vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. Er sah dem Chaostrio hinterher. „Hmn…“, stimmte er beiläufig zu. Vielleicht waren dieser blonde Yamada und Nemuris weibliche beste Freundin zu anstrengend für  seinen Geschmack. Aber Iida schien doch recht vernünftig.  Mit ihm würde er sicher irgendwie klar kommen.

 

„Das Zähmen von Kindern hast du zumindest schon mal drauf.“, kommentierte Shouta noch einmal Tenseis Handeln. Dann setzte er sich in Bewegung, um diesen Kinobesuch endlich hinter sich zu bringen.

 

Tensei kratzte sich verlegen grinsend am Hinterkopf und folgte dann dem schwarzhaarigen Wuschelkopf. Das versprach interessant zu werden.

 

support

In den vielen Jahren ihrer gemeinsamen Freundschaft hatte Shouta gelernt, dass man manche Dinge besser nicht mit Nemuri zusammen machen sollte. Einkaufen war definitiv zu einer dieser Tätigkeit geworden, die sie besser mit ihren anderen Freunden machen sollte. Bis jetzt war er meistens alleine in die Stadt gegangen, wenn er sich zum Beispiel ein gutes Buch hatte kaufen wollen. Inzwischen hatte sich das irgendwie jedoch etwas geändert.

 

Seitdem er Tensei über seine beste Freundin kennen gelernt hatte, hatten sie sich nach der Schule und auch an Wochenenden bereits das eine oder andere Mal getroffen. Irgendwie hatte sich zwischen ihnen wohl so etwas wie eine Freundschaft entwickelt.

 

„Musst du noch in einen weiteren Laden?“, wandte sich Shouta an Tensei.

 

„Wenn du noch Zeit hast, würde ich gerne noch in einen Spielzeugladen? Mein jüngerer Bruder Tenryu hat nächste Woche Geburtstag und ich würde ihm deswegen gerne noch ein Geschenk besorgen.“

 

Shouta nickte. Das klang doch logisch. „Wenn ich mich nicht irre, dann ist zwei Straßen weiter ein Laden, wo du vielleicht etwas finden könntest…“, überlegte er.

 

Tensei nickte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu dem Laden, damit Tensei noch seine restlichen Besorgungen machen konnte. Shouta überlegte, ob er auch etwas für seinen Neffen besorgen sollte. Immerhin würde dieser auf die Welt kommen. Ein lauter Knall, panisches Aufschreien und herabfallende Teile einer Gebäudewand – die üblichen Zeichen eines Aufeinandertreffens von Bösewichten und Helden.  Die auf sie zuströmenden Zivillisten zeigten natürlich an, wo der Ort des Kampfes sein musste. Eigentlich sollten sie sich besser in Sicherheit bringen. Aber zog es sie Beide irgendwie in Richtung des Kampfgeschehens. Ehe sie sich versahen, hatten sich ihre Körper schon wie von selbst in Richtung des Geschehens bewegt. Dort angekommen, durften die beiden Schüler nun beobachten, wie kein anderer als der große All Might die Gruppe aus Bösewichten erledigte.

 

Mit seinem »Detroit Smash« beförderte er gleich zwei seiner Gegner in eine Hauswand. Shouta und Tensei konnte nicht anders als ihn weiter gebannt anzustarren. Jedoch nahm es gleich ein weiterer Bösewicht mit ihm auf. Dieser hielt sich hartnäckig gegen den Nummer Eins Helden. Zog der Gegner alle Aufmerksamkeit von All Might auf sich, machte sich nun ein weiterer Komplize daran, All Might von hinten anzugreifen. Er aktivierte seinen Quirk und vor ihm verformten sich Metallpartikel zu kleinen Nadeln  - bereit den großen Helden mit ihren scharfen Spitzen zu durchbohren.

 

„Vorsicht!“, rief Tensei.

 

Shouta starrte den Bösewicht an und im nächsten Moment waren die Metallspitzen verschwunden. Sobald sich All Might um den einen Bösewicht hatte kümmern können, war nun der andere Gegner dran, dessen Quirk Aizawa effektiv ausgeschaltet hatte.

 

Tensei und Shouta sahen sich an, atmeten erleichtert aus, während All Might sich daran machte seine Gegner gänzlich

auszuschalten.

 

„Das war knapp….“, murmelte Shouta.

 

Tensei nickte. Einen Moment schwieg er und beobachtete einfach wie ihr Held sich darum kümmerte, dass sie Zivillisten weiter in Sicherheit sein würden.

 

„Aizawa…“

 

„Hmn?“ Shouta sah zu Tensei hinüber.

 

„Warst du das eigentlich?“

 

„Ich denke schon.“

 

Einen Moment schwiegen sie sich wieder an.

 

„Weißt du was?“

 

Shouta wartete darauf, dass Tensei weiter redete.

 

„Ich denke, dein Quirk wäre im Kampf gegen Bösewichte ziemlich effektiv. Vielleicht solltest du dir das mit deinem Berufswunsch noch einmal überlegen?“

 

Shouta sah von Tensei zu den gefesselten Bösewichten. Vielleicht hatte Tensei Recht.

 

 

the art of fighting

„Hast du schon Erfahrungen in dem Umgang mit Waffen gesammelt?“ Nachdenklich betrachtet Tensei die vielen Waffen, die sein Sportlehrer vor ihnen ausgebreitet hatte. Er selber kannte sich auch nicht so sehr mit den verschiedenen Kampftechniken aus. Fernkampftechniken waren für ihn nie in Frage gekommen. Immerhin hatte er seine Art zu kämpfen mit der Schnelligkeit seines Quirks verbinden müssen.

 

„Nicht wirklich… Ich hab zwar in der Mittelschule etwas Judo gelernt… Aber ansonsten hatte ich es ehrlich gesagt nie so mit Kampfsport.“ Er zuckte beiläufig mit den Schultern und versuchte nicht zu sehr die scharfen Klingen von den verschiedenen Waffen zu betrachten.

 

„Oh… Judo? Wie kam es dazu?“ Neugierig sah Tensei ihn an.

 

„Nemuri wollte als Vorbereitung und als Ergänzung zu ihrem Quirk etwas Nahkampf lernen… Ich bin dann irgendwie mit da rein gerutscht.“

 

Tensei lachte auf. „Das kann ich mir irgendwie bildlich vorstellen!“ Er wischte sich ein paar kleine Lachtränen weg.  Er räusperte sich. „Aber… Ich denke es ist gut, dass du zumindest schon einmal Grundkenntnisse bezüglich des Nahkampfes hast. Das kannst du sicher gut gebrauchen.“

 

Shouta nickte. „Ja… Aber manchmal sind die Gegner nicht nah. Oder außerhalb meiner Reichweite. Was soll ich denn dann machen? Sie weglaufen lassen?“

 

Tensei nickte verstehend. Er erkannte das Problem. Immerhin war es nicht so, dass Shouta der allerbeste Sprinter war oder eine ähnliche Schnelligkeit wie er selber hatte. Der Quirk zum Eliminieren eines anderen Quirks war durchaus praktisch. Aber solange er den Gegner nicht einfangen und irgendwie fesseln konnte, war es eben nur ein weniger nützlicher Quirk. Es fehlte noch eine Komponente in Shoutas Kampfstil, die diese Mängel beheben würde.

„Vielleicht bräuchtest du sowas in der Art wie ein Lasso oder eine Peitsche, um deinen Gegner zu Boden zu bringen?“, meinte Tensei nachdenklich.

 

Shouta betrachtete die vielen verschiedenen Waffen, die in die Richtung Peitsche oder Lasso gingen. Nachdenklich ließ er seine Finger über die verschiedenen Gegenstände wandern und hielt nun bei etwas an, das ihn ein wenig an Feuerwehrschläuche erinnerte.

 

„Das ist ein verstärkte Fesselungsbinde.“, erklärte nun nicht Tensei, sondern ihr Sportlehrer. „Mit ihr hat man eine Reichweite von mehreren Metern und sie ist sehr flexibel einsetzbar.“

 

Tensei und Shouta nickten aufmerksam.

 

„Natürlich hängt der Einsatz dieser Binden von den Fähigkeiten des Anwenders ab. Und sie ist auch noch im Entwicklungszustand…“

 

„Ich würde sie gerne mal ausprobieren!“, meinte Shouta und hob die Fesselungsbinden fasziniert hoch.

 

Tensei legte Shouta eine Hand auf die Schulter. „Ich glaube, du hast deine Waffe gefunden?“

 

Shouta versuchte die Fesselungsbinde etwas zu werfen. Natürlich misslang ihm das. Doch würde er sicherlich nicht aufgeben.

 

„Das glaube ich auch…“, wandte Shouta sich an Tensei und rollte die Fesselungsbinden wieder auf, um sie noch einmal ausführlich zu inspizieren.

 

„Aber da kommt sicher noch viel Übung und Training auf dich zu.“

 

„Das hast du Recht.“ Shouta sah zu Tensei hinüber. „Aber das macht einen Helden doch aus?“

 

„Hmn?“

 

„Dass er eben sein bestes gibt, um die Schurken von der Straße zu holen?“

 

Tensei grinste schief. „Das stimmt allerdings.“ Er hatte auch keine Zweifel daran, dass Shouta seinen Weg gehen würde.

 

changing the department

„Banzaii!!!“

Freudige Ausrufe und  das Knallen von Knalltüten wurden von herabrieselnden Konfetti begleitet. Shouta klopfte sich die Papierschnipsel von der Schuluniform und fischte sich das Gröbste aus seinem dichten Haar. Das war sicherlich Hizashis Idee gewesen.

„Gratulation zum Wechsel in die 1-A!“, grinste Nemuri Shouta an und verwuschelte ihm die sowieso schon widerspenstigen Haare noch ein bisschen mehr. Da Hizashi gleicht mitmachte, wurde auch er prompt mit einem bitterbösen Blick bestraft. Doch ließen die Beiden sich nicht beirren. Und als Shouta sich nun auch noch versuchte aus ihrem Griff zu befreien, begannen sie einfach zu einer Kitzelattacke überzugehen.

Schmunzelnd beobachteten Miyako und Tensei wie Nemuri und Hizashi nun über ihren Neuzugang herfielen und Shouta doch tatsächlich mal lachte. Das war immerhin eine Regung, die sie nicht allzu oft auf dem Gesicht von Shouta zu sehen bekamen.

Nach einer Weile entschloss sich Tensei aber dazu doch einzugreifen. Er befreite Shouta aus den Klauen von Nemuri und Hizashi. Shouta hielt sich den durch das Lachen schmerzenden Bauch.

 

„Also das ist eine wirklich nette Begrüßung gewesen!“, meinte er mit einem sarkastischen Unterton.

 

Nemuri grinste diabolisch: „Immer doch, Schatzi!“

 

Hizashi lachte einfach nur gut gelaunt. „Sei lieber froh, dass wir das nicht vorhin schon gemacht haben, als du offiziell zu uns in die Klasse gekommen bist!“

 

Shouta starrte seine Freunde mit zu Schlitzen verengten Augen an.

 

„Sie hatten so etwas zuerst wirklich geplant“, erklärte Miyako.

 

„Ihr seid Monster!“, knurrte Shouta. Sein Gesichtsausdruck erinnerte jedoch ein wenig an ein Schmollen.

 

Nemuri und Hizashi streckten ihm frech die Zunge heraus.

 

„Aber wir freuen uns wirklich darüber, dass du nun bei uns in der Heldenklasse bist!“, versuchte Tensei die Stimmung etwas zu beruhigen.

 

Shoutas Stimmung besserte sich zumindest ein kleines bisschen. Denn auch wenn Nemuri und Hizashi auf einem Haufen hoffnungslos anstrengend waren und er sich seinen Wechsel in die Heldenabteilung nun nicht so vorgestellt hatte, war er

doch froh, dass er es geschaft hatte.

 

„Es ist aber immer noch scheiße, dass ich neben Yamada sitzen muss.“

 

„Ey!“, widersprach Hizashi, „Ich bin ein besonderer Banknachbar! Der beste, den man sich nur wünschen kann!“ Er streckte ihm in bester Laune seinen rechten Daumen entgegen.

 

„Eher der Nervigste und Anstrengendste…“

 

„Der Aufregendste!“ widersprach Hizashi.

 

Shouta bedachte ihn mit einem genervten Blick. Da konnte er zustimmen. Auch wenn sie wahrscheinlich andere Definitionen dafür verwenden würden. „Da muss ich dir allerdings zustimmen.“

 

Hizashi nickte zufrieden und legte nun einen Arm um die Schultern seines neuen Banknachbarn. „Und sieh es weiter positiv. Mit mir an deiner Seite wirst du nie im Unterricht einschlafen! Ich halte dich schon Wach, Shou-chan!“

 

Shouta gab es auf den Anderen abzuschütteln oder ihn daran zu erinnern, dass er ihn doch bitte beim Nachnamen nennen sollte. Bei Hizashi waren eben schon lange Hopfen und Malz verloren. „Naja… Immerhin etwas Gutes.“

 

 

winter holidays

Es war bitterkalt. Shouta zog seinen dicken Wintermantel etwas enger um sich. Er mochte den Winter nicht sonderlich gern. Dennoch hatte er sich an diesem verschneiten Januarmorgen aus dem Bett gequält um mit Nemuri zusammen zu dem nahe gelegenen Schrein zu gehen. Es war immerhin eine alljährliche Tradition.

„Sollten wir nicht langsam mal reingehen?“, wollte Shouta wissen. Er deutete auf das rote Schreintor.

„Noch nicht… Die Anderen müssen noch kommen!“ Nemuri sah auf ihre Armbanduhr und schob dann wieder ihren Handschuh über die kurz entblößte Haut.

„Du hast sie also wirklich eingeladen?!“, Shouta war nicht sehr erfreut darüber. Immerhin war das hier irgendwie immer ihr Ding gewesen. Zwar hatte Nemuri so etwas angedeutet, aber irgendwie hatte er das nicht wirklich ernst genommen.

„Da sind wir!!“, begrüßte Hizashi sie mal wieder viel zu enthusiastisch für seinen Geschmack.

„Ich hoffe ihr habt nicht lange auf uns warten müssen!“, wollte Tensei wissen.

„Nicht doch!“, grinste Nemuri gut gelaunt und umarmte jeden der drei Neuankömmlinge gut gelaunt, ehe sie sich bei Miyako einhakte. „Wollen wir dann?“ schlug sie vor.

 

Die Anderen stimmten zu und schließlich betraten sie das Schreingelände. Es hatte sich bereits schon einige Menschen hier versammelt, um für das Glück in dem kommenden Jahr zu beten.

 

Sobald sie das Hauptgelände durch die Menschenmassen erreicht hatten, zogen die fünf Schüler ihre Schuhe aus und traten zu dem Gebetsbereich vor. Münzen klimperten in dem dafür vorgesehenen Behälter und schließlich brachten sie alle ihre Gebete gedanklich vor die Götter. Und schon ging es endlich wieder zurück zu den warmen Schuhen.

 

„So… Wohin gehen wir nun?“, streckte sich Hizashi.

 

„Also ich wollte noch ein paar Talismane kaufen!“, erklärte Tensei.

 

„Das wollte ich auch!“

 

„Und ich muss noch ein paar Gebete an die Götter auf die Holztafeln aufschreiben!“, meldete sich nun Miyako.

 

„Wie öde….“, beschwerte sich Hizashi.

 

„Wenn du Lust hast, können wir uns ja schon mal überlegen, wo wir gleich noch hingehen?“

 

Shouta seufzte. Wirklich Lust hatte er ja nicht. Aber Nemuri und Hizashi waren schon am überlegen, wo es gleich hingehen sollte. Somit musste er sich damit doch abfinden. Er vergrub seine Hände etwas tiefer in den Taschen, während Miyako, Tensei und er sich auf den Weg zu den Verkaufsständen machten.

 

„Hast du dich inzwischen etwas in unserer Klasse eingewöhnt, Aizawa-kun?“, fragte Miyako ihn.

 

„Ich denke schon.“

 

„Nur nicht an Yamada?“, hakte Tensei nach.

 

„Er ist schrecklich laut und nervig und überhaupt. Warum kann er nicht einfach mal seine Klappe halten?“, beschwerte sich Shouta.

 

Miyako und Tensei sahen sich schmunzelnd an.

 

„Aber wenn er nicht da wäre, wäre es sicherlich viel zu leise?“, meinte Miyako.

 

Shouta sah sie nur ungläubig an.

 

Tensei summte gut gelaunt vor sich her.

 

hero name »Eraserhead«

„Sag mal, Shou-chan~“

Shouta sah Hizashi an.  Inzwischen hatte er es aufgegeben, seinem lauten Banknachbarn die Angewohnheit ihn bei diesem Kosenamen zu nennen, auszutreiben. Eine Zeit lang hatte er tatsächlich versucht ihn zu ignorieren, wann immer Hizashi ihn bei dem nervigen Spitznamen benannt hatte. Gefruchtet hatten diese Versuche jedoch nicht. Denn Hizashi hatte dann einfach auf eine andere Art und Weise irgendwie auf sich aufmerksam gemacht, bis Shouta ihm endlich seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Und diese verschiedenen Arten waren so kreativ wie unangenehm gewesen. Da war ein komischer Kosename definitiv das kleinere Übel.

„Was willst du?“

„Nächstes Jahr haben wir ja wieder Praktika.“, erwähnte Hizashi. Er sprach nicht weiter, sondern ließ die weiteren Worte erst einmal im Raum stehen.

Shouta seufzte frustriert. „Und?“

„Nun ja. Wird es nicht Zeit, dass du dir langsam mal einen Heldennamen überlegst?“

Shouta blinzelte Hizashi an, entschied sich dann aber dafür nicht zu antworten. Stattdessen schob er sich eine Portion voll Reis aus seinem Bento in den Mund.

„Da hat Yamada nicht ganz Unrecht…“, stimmte Nemuri zu. Nachdenklich legte sie das Ende ihrer Essstäbchen an ihre Lippen. „Wir haben ja alle schon unsere Heldennamen ausgesucht.“ Immerhin hatten sie schon in diesem Schuljahr erste Praktika absolviert. Für Shouta hingegen würde das nächste Praktikum das erste und wahrscheinlich auch das einzige vor den Prüfungen für die provisorische Heldenlizenz sein.

„Aha.“, war Shoutas wortreiche Antwort.

 

„Deinen Heldennamen solltest du dir auch gut überlegen! Im Normalfall behältst du ihn ja ein Leben lang! Also sollte er dir auch in 20 Jahren noch gut gefallen!“, mischte sich nun Tensei ein.

 

Shouta zuckte mit den Schultern. So viele Gedanken hatte er sich darüber noch nicht gemacht.

 

„Vielleicht könntest du da etwas mit Bezug auf deine Fähigkeiten nehmen?“, überlegte Nemuri.

 

„Gar keine schlechte Idee!“, stimmte Miyako zu.

 

„Quirk Stopper?“, schlug Nemuri vor. Shouta fragte sich wirklich wie sie auf so einen coolen Heldennamen wie Midnight gekommen war.

 

„Das ist ein furchtbarer Name! Also du darfst dir definitiv immer noch nicht Heldennamen ausdenken!“, ermahnte Hizashi.

 

„Lass mich raten… Einer von euch hat ihr ihren Heldennamen gegeben?“, fragte Shouta und stützte sich mit seinem Kinn auf seiner Handfläche ab.

 

„Korrekt!“, bestätigte Hizashi seine Vermutung, „Wenn ich ihr den Namen nicht vorgeschlagen hätte, hätte sie sich sicher so etwas wie Sandlady oder so genannt. Unsere liebe Nemuri-chan ist zwar ein helles Köpfchen, aber was die Namensgebung angeht einfach schlicht weg talentfrei!“ Hizashi zuckte mit den Schultern und erntete einen gekonnten Hieb in die Seite. Shouta lachte schadenfroh auf und die Anderen stimmten schließlich mit ein. Nach einer Weile verebbte das Lachen und Shouta unterbrach die Stille mit einer Frage.

 

„Und wer hat dir dann deinen Namen vorgeschlagen?“

 

„Das war natürlich das großartige ich!“, grinste Hizashi breit. Er erntete einen skeptischen Blick von Shouta.

 

„Unglaublich aber wahr“,  bestätigte Nemuri.

 

Shouta sah fies grinsend zu Hizashi hinüber. „Dann hat er ja doch ein anderes Talent als laut schreien und nerven?“

 

„Ich nerve nicht!“, empörte sich Hizashi, „Aber schön, dass du die Vorteile meines Quirks erkannt hast!“

 

„Hmn… Was würdest du denn mir eigentlich für einen Namen geben?“

 

Einen kurzen Moment überlegte der Blonde: „Eraser Head!“ Er wollte zu einer langen Erklärung ansetzen, jedoch wurde er von Shouta unterbrochen.

 

„Dann hab ich wohl nun einen Heldennamen.“ Weiter darüber nachzudenken war ihm einfach zu doof.

 

love letter

„Ist es das, was ich denke, dass es ist?“, Nemuri lehnte sich breit grinsend zu ihrem besten Freund hinüber. Dieser schob sie grob mit der Hand in ihrem Gesicht von sich.

 

„Halt die Klappe!“ Shouta steckte den Brief ohne ihm noch groß Beachtung zu schenken in die Tasche seiner Schuluniform. Dann holte er seine Schuhe für das Schulgelände aus seinem Schuhfach und machte sich einfach schon mal auf in Richtung Klassenraum.

 

„Huhhhh~“ Ein verschmitztes Grinsen zierte ihre Lippen und schließlich hakte sie sich einfach gut gelaunt bei ihrem besten Freund unter, „Ist da etwa wer verlegen?“

 

Shouta befreite sich aus ihrem Griff und schenkte ihr nur einen düsteren Blick. Immerhin war er doch nicht verlegen, eher ziemlich genervt. Er ging ein paar Schritte schneller und brachte somit etwas Distanz zwischen sie Beide. Im Nachhinein vielleicht nicht die beste Idee. Denn so hatte sie nun die Chance Hizashi die Neuigkeiten brühwarm zu erzählen. Die nächste Attacke ließ somit nicht lange auf sich warten. Während Nemuri sich auf den letzten Metern erneut bei ihm unterhakte, hatte Hizashi nun einen Arm um die Schultern von Shouta gelegt.

 

„Und? Von wem ist er?“, wollte Hizashi wissen.

 

„Keine Ahnung!“

 

„Ich glaube, er hat sich den Brief nicht einmal genauer angesehen!“, flüsterte Nemuri in Richtung des Blonden.

 

Shouta verdrehte die Augen.  Er erkannte nicht, wo da das Problem liegen sollte.

 

„Interessiert es ihn denn nicht?“, wollte Hizashi wissen.

 

„Vielleicht nicht?“

 

„Was für ein Jammer! Man muss doch dem Ruf der Liebe folgen!“, rief Hizashi energisch aus.

 

„Nicht wahr?“, stimmte Nemuri zu.

 

Vor dem Klassenraum ließen die beiden Shouta los, folgten ihm aber zu seinem Sitzplatz. Während Hizashi sich auf seinem Stuhl niederließ, nahm Nemuri einfach für den Moment auf dem Platz vor Shouta Platz. Hizashi stibitzte derweil den Brief aus Shoutas Jackentasche. Netterweise hatte Nemuri ihm mit einer Geste gezeigt, wo das Papier verborgen war.

 

„Huh… Interessant!“, er reichte Nemuri den Umschlag und diese grinste gut gelaunt beim Lesen des Namens.

 

„Ja, sehr interessant sogar! Sicher, dass du ihn dir nicht anschauen willst? Immerhin könnte das doch deine Traumfrau sein?“

 

„Sicher nicht!“, meinte Shouta kurz und knapp.

 

„Bist du denn gar nicht interessiert?“, entsetzte sich Hizashi.

 

„Warum sollte ich an wem interessiert sein, der mich wahrscheinlich nur aus der Ferne beobachtet hat, irgendein verklärtes Bild von mir hat und dann noch nicht mal den Mumm hat mir sowas persönlich zu sagen?“ Wobei er so oder so kein Interesse daran hatte  mit einer Person auszugehen, die er nicht mal kannte.

 

„Tja… So kann man das auch sehen…“, meinte Nemuri und legte den Brief -- für den Fall, dass dieser ihn lesen wollen würde -- auf Shoutas Tisch.

 

„Und da kann das Mädchen noch so süß und unkompliziert sein?“, wollte Hizashi wissen. Eine Antwort bekam er jedoch nicht wirklich. Offensichtlich war ihm das Thema inzwischen doch zu doof.

 

„Und wenn ich dir nun so hier und persönlich meine unsterbliche Liebe gestehen würde… Würdest du es in Erwägung ziehen.“

Nun hatte Hizashi Shoutas ungeteilte Aufmerksamkeit. Dieser starrte ihn einfach sprachlos an, wollte wohl nicht so recht glauben, was der andere ihm da soeben gesagt hatte.

 

Nemuri pfiff anerkennend.

 

„Also.. Deine Antwort? Gehst du mit mir aus?“

 

„Dein Ernst?“, wollte Shouta wissen.

 

„Hundert Pro!!“,  Hizashi nickte bestätigend.

 

„Niemals.“

 

Nemuri schmunzelte nur bei dem Anblick der Beiden.

christmas date?

„Wo sind die Anderen?“, wollte Shouta von Hizashi wissen.

 

„Keine Sorge! Die kommen sicher noch!“, meinte Hizashi jedoch nur optimistisch.

 

Shouta verstand nicht wie Hizashi eine so schrecklich gute Laune haben konnte. Er holte sein Mobiltelefon aus seiner Jackentasche und überprüfte, ob er eine Nachricht erhalten hatte. Tatsächlich hatte Nemuri ihm eine Nachricht geschrieben. Er öffnete den Nachricht verlauf und starrte ihre Nachricht missmutig an.

 

„Ich geh nach Hause!“ Shouta steckte das Handy weg und drehte sich bereits zum Gehen. Noch gerade so bekam Hizashi ihn an seinem Arm zu fassen und hielt ihn vom Gehen ab.

 

„Warte. Willst du nicht auf die Anderen warten?“ Der Blonde war offensichtlich ein wenig verwirrt.

 

„Sie werden nicht kommen“, informierte Shouta kurz und bündig, riss sich los.

 

Einen Moment schien sogar Hizashi überrascht. Jedoch fing er sich schnell wieder.

 

„Tja… Dann gehen wir halt alleine zum Karaoke!“, versuchte er Shouta zu überzeugen.

 

„Nein.“

 

„Aber das wird sicher lustig!“, versuchte Hizashi weiter.

 

„Ich hasse Karaoke.“

 

Hizashi seufzte. Also kein Karaoke.

 

„Hast du eventuell Lust noch was zu essen?“, versuchte er es – jedoch ein bisschen weniger enthusiastisch als noch einige Momente zuvor.

 

„Nicht wirklich.“ Lust hatte er wohl keine. Aber sein Magen verriet ihn leider.

 

Hizashi schenkte ihm ein amüsiertes Grinsen, „Das klingt aber ganz anders!“

 

„Ich habe nicht gesagt, dass ich keinen Hunger habe. Ich hab nur keine Lust zusammen mit dir etwas zu essen!“

 

Hizashi ignorierte ihn gekonnt und legte einen Arm um die Schultern des Dunkelhaarigen. Für ihn war es schon längst beschlossene Sache, dass sie nun noch gemeinsam etwas essen gehen würden.

 

„Was hältst du von Ramen?“

 

„Du bezahlst!“

 

„Oder…“ Hizashi hielt inne. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Shouta wirklich zustimmen würde. Daher hatte er sich bereits Gedanken über eine Alternative gemacht. Er räusperte sich. „Dann also Ramen! Ich kenne da ein gutes Restaurant ganz in der Nähe. Wollen wir danach vielleicht noch etwas Bummeln gehen?“

 

„Ramen – nicht mehr!“, stellte Shouta jedoch gleich noch einmal klar.

 

„Dann halt so“, gab Hizashi sich geschlagen und bedeutete die Richtung, in die sie gehen mussten. Dass Shouta ihn nicht wieder von sich weg schob, verbuchte Hizashi als persönlichen Erfolg.

 

Shouta wollte einfach nur seine persönliche Heizung nicht wegschieben.

 

cocoa kiss

Die Morgen, an denen er nicht gemeinsam mit Nemuri zur Schule ging, waren eine wirkliche Seltenheit. Um genau zu sein konnte er diese Tage wahrscheinlich sogar an einer Hand abzählen. In den meisten Fällen, hatte sie dann bei Miyako übernachtet. In dieser Nacht war dies jedoch nicht der Fall gewesen. Als er sie heute Morgen hatte abholen wollen, hatte sie ihm höchstpersönlich mitgeteilt, dass er vorgehen sollte. Zwar hatte ihn das etwas verwundert. Aber er hatte ihre Aufforderung einfach hingenommen und sich auf den Weg gemacht.

 

In der Schule angekommen wechselte er die Schuhe und machte sich auf den Weg zu seinem Klassenzimmer. Auf diesem Weg bemerkte er erst, was denn heute für ein Tag war – Valentinstag.

 

Er hoffte, dass er einem schokoladenen Geschenk entkommen würde. Denn mit der Valentinsschokolade war doch zumeist ein lästiges Liebesgeständnis verbunden. Und damit konnte er nun so wirklich nichts anfangen.

 

„Aizawa-kun?“, der Klang von der hohen Mädchenstimme ließ seine Hoffnungen jedoch wie eine Seifenblase zerplatzen. Er drehte sich zu dem Mädchen um. Sie war so objektiv betrachtet nach den üblichen Standards sicher niedlich mit ihren großen braunen Rehaugen und dem leicht gelockten braunen Haar. „Hast du einen Moment Zeit?“

 

Er seufzte und wartete erst einmal ab. „Wenn es sein muss.“ Begeistert war er so gar nicht?

 

„Uhm…“, brachte sie zögerlich heraus und hielt ihm dann hochrot eine kleine Schachtel Schokolade hin. „Die ist für dich! Ich mag dich!“

 

„Nein, Danke!“

 

Sie starrte ihn perplex an.

 

„Ich kenne dich nicht einmal. Außerdem muss ich nun in den Unterricht.“ Mit diesen Worten ließ er sie stehen. Schon kullerten erste Tränen über ihre Wangen.

 

„Das war ziemlich grausam, weißt du?“, ermahnte ihn Hizashi, der sich auf dem restlichen Weg zu ihrem Klassenraum ihm angeschlossen hatte. „Du hast ihr sicher das Herz gebrochen. Wer weiß, ob sie sich jemals wieder davon erholen wird?“, übertrieb er es natürlich maßlos.

 

„Du nervst!“

 

„Und deswegen hast du mich ja so gern!“, zwinkerte Hizashi Shouta zu, „Ich hoffe aber nur, dass sie nichts Dummes anstellt. Verliebte Mädchen können ja so unberechenbar sein! Und es wäre zu schade, wenn dir etwas passieren würde. Oder ihr…“

Shouta schmunzelte kurz amüsiert. Das hatte aber mehr mit Hizashis Worten, als dem emotionalen Zustand des Mädchens zu tun. Immerhin interessierte er sich nicht für sie.

 

Hizashi grinste breit, kommentierte aber Shoutas Reaktion nicht.

 

„Übrigens. Hier für dich! Alles Gute zum Valentinstag!“, Hizashi  drückte Shouta eine Schachtel in Herzform in die Hand.

 

„Du weißt schon, dass ich auch ein Junge bin.“

 

„Auch wenn deine Frisur geradezu was anderes schreit… Ja! Und ich liebe dich immer noch wie am ersten Tag mit all deinen Fehlern und Mäkeln und all deiner wunderbaren Liebe für mi-“

 

Shouta legte seine Hand auf Hizashis Mund. „Red keinen Schwachsinn, du Idiot!“, grummelte Shouta und funkelte ihn grummelnd an. „Ich mag dich kein Stück!“

 

Hizashi glaubte ihm natürlich kein einziges Wort.

 



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