Mit Liebe Gekocht von tobiiieee (One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 24: D-I-N-O-S-A-U-R --------------------------- ~ D-I, N-O, S-A, U-R a dinosaur D-I, N-O, S-A, U-R a dinosaur An O-L, D-M, A-N, you’re just an old man Hittin‘ on me what? You need a CAT scan! ~   Sephiroth warf Genesis einen vorwurfsvollen Blick zu. „Was?“, fragte der gespielt unschuldig. „Gar nichts“, sagte Sephiroth und schluckte den Drang herunter, mit den Augen zu rollen. Genesis stellte den Lautstärkeregler der Musik hoch. Elektronische Beats und menschliches Pfeifen dröhnten durch die Wohnung. „Ich dachte mir, dass dir der Text zusagen würde“, sagte Genesis mit einem diabolischen Grinsen, das er kaum unterdrücken konnte. „Du bist so unfassbar lustig.“ Sephiroth hatte nicht gerade die Geduld für Genesis‘ Humor. So alt, dass er ins Altenheim oder Museum gehörte, fühlte er sich nun wirklich nicht. ~ You're pretty old Not long till you're a senior citizen And you can strut around with that sexy tank of oxygen ~   Genesis nahm seinen fertigen Kaffee aus der Maschine in ihrer kleinen Küche. „Was machen wir denn dann heute?“ Sephiroth zuckte die Schultern. „Weiß nicht, es gibt ja nichts zu tun“, sagte er. „Also wie immer und Take-Away?“ Nun zuckte Genesis die Schultern, was wohl gleichgültige Zustimmung bedeutete. Als er also seinen Kaffee ausgetrunken hatte, machten sie sich auf den Weg; vom Hauptquartier aus konnten sie zu Fuß gehen. Das Wetter war unangenehm: Der Himmel über Midgar schwankte zwischen kleinen Schneeflocken und leisem Nieselregen; es ging ein leichter, dafür aber kalter Wind, der ihnen die Gesichter sachte rötete. Ihnen begegneten nicht viele Menschen, immerhin gab es Anweisung, wenn möglich zu Hause zu bleiben. Die Leute, die ihnen über den Weg liefen, trugen ihre Masken oder hatten sie schon unter das Kinn gezogen. Sephiroth wusste nicht, ob es am Wetter lag oder an der Pandemie, aber alle machten den Eindruck, schnell wieder nach Hause kommen zu wollen. Sephiroth hingegen hatte es nicht unbedingt eilig, und Genesis hetzte ihn auch nicht. Am vierten Februar machte er immer denselben Weg, normalerweise ohne Genesis, weil der dann in Banora war, aber im Moment war alles anders. Seit nunmehr fast einem Jahr blieben sie allein in ihrer kleinen Wohnung oben im Hauptquartier; so war es Sephiroth möglich, sein Büro im selben Gebäude zu benutzen, während es den meisten andern im Moment nicht einmal gestattet war, überhaupt das Gelände zu betreten. Das Leben im Hauptquartier war etwas gespenstisch mit ihnen beiden als fast einzige Bewohner. Aber mittlerweile hatten sie sich daran gewöhnt. Trotzdem hoffte Sephiroth, dass sich der Zustand bald ändern würde. Sie bogen in einen langen Weg ein, der auf ein geschweiftes Tor zu führte. Dahinter lagen weite grüne Bereiche, es gab große schattige Bäume, eine Kapelle und ein Bächlein. Sephiroth wurde das Herz schwer mit jedem Schritt, den sie den langen Weg entlanggingen; er nahm Genesis‘ Hand, die durch den kalten Wind selbst etwas kühl geworden war, und richtete den Blick starr aufs Tor. Solange es näherkam, bedeutete das, dass er weiterlief. Er mochte den Gang nicht, auch wenn er ihn jedes Jahr tat. Er hätte gedacht, nach mehreren Jahrzehnten wäre er daran gewöhnt. Aber der Friedhof verursachte ihm nach all der Zeit immer noch ein mulmiges Gefühl im Magen. Der Grabstein, den sie suchten, lag nicht weit vom Tor entfernt. Es war ein schöner, aber schlichter Marmorstein. Er las darauf: „Lucrecia Crescent. 22. Juli 1950 – 4. Februar 1981.“ Nichts stand darauf von der Familie, die sie nie gehabt hatte, nichts von ihren Errungenschaften. Nichts davon, dass sie ihr Leben gegeben hatte, um es ihrem Sohn zu schenken. Genau an diesem Tag, nur vierzig Jahre zuvor. Er starrte auf den nichtssagenden Stein, wütend, traurig, verwirrt. Wie konnte er eine Mutter lieben, die er nie kennengelernt hatte? Bildete er es sich ein? Oder war es die Sehnsucht, zu haben, was andere hatten? Wieso hatte er nach vierzig Jahren noch keine Antworten gefunden? Er seufzte und wandte sich ab. Genesis, der sich bisher respektvoll im Hintergrund gehalten hatte, kam nun auf ihn zu und blieb vor ihm stehen, wurde so sein gesamtes Blickfeld, alles, was er sah. Genesis legte seine Hände um Sephiroths Gesicht und küsste ihn kurz sanft auf die Lippen. Sephiroth entspannte sich und lächelte sogar schon wieder ein bisschen. Genesis erwiderte das Lächeln und sagte verschmitzt: „Happy Birthday, alter Mann.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)