Tour de Japan von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff) ================================================================================ Kapitel 3: Stimmungen --------------------- Inu Yasha war sauer, das gab er sich auch zu. Und er wusste, dass er selbst schuld gewesen war. Warum nur fragte er den Herrn Halbbruder überhaupt, ob er was machen sollte? Klar würde der doch keine Klaue rühren. Immer musste er alles machen – vor allem, wenn es um besessene, verwesende, Dämonen ging. Oder selbstmörderisch veranlagte Drachen. Oder … Und er hatte auch noch selbst gefragt! Wieso hatte er sich überhaupt breit schlagen lassen, diese Wanderung rund um Japan mitzumachen? Kagome hatte ja gemeint, das sei doch gut, sich in der Familie zu helfen. Ja, sie würde das mit ihrem Bruder ja bestimmt machen, aber Souta war weit. Um genau zu sein, er war, wie ihre Mutter, ihr Opa, unerreichbar in der Zukunft. Der Halbdämon atmete tief durch. Nun ja. Sie konnte ihren Bruder nie mehr sehen und sie vermisste ihre Familie, auch, wenn sie sich freiwillig dazu entschlossen hatte zu ihm, in die Vergangenheit, zu kommen. Kein Wunder, wenn sie dem nachtrauerte und versuchte ihn mit seinem Bruder, Halbbruder, zu versöhnen. Aber zwischen Souta und Sesshoumaru lagen eben Welten, nicht nur die Zeit. Souta hatte nie versucht Kagome umzubringen, und …. Schön, er sollte gerecht bleiben. Seit geraumer Zeit hatte sogar der Herr Halbbruder nichts dergleichen mehr versucht. Aber, dachte Inu Yasha ein wenig grimmig – wenn er nicht jedes Mal den arroganten Hund mit eingezogenem Schwanz nach Hause geschickt hätte, wäre er schon vor Jahren gestorben. Oder? Es gab da so einige Momente, bei denen er sich nicht sicher war. Das letzte Mal in diesem Bambuswald. Tessaigas Scheide hatte ihn gerettet, aber er hatte halb bewusstlos und unfähig sich zu bewegen, auf dem Boden gelegen. Und Sesshoumaru hatte nur gesagt: er wird auch diesmal überleben, und war gegangen, statt die Gelegenheit zu nutzen. War es das, was Kagome meinte? Dass diese Angriffe schon seit einiger Zeit nicht mehr ganz so todernst gemeint waren? Immerhin hatte der Riesenhundeidiot Rin in sein Dorf gebracht, hatte ihn schon länger nicht mehr angegriffen – und da gab es auch diesen eigenartigen Satz, als er selbst zum ersten Mal Tessaiga in der Hand gehabt hatte: du kämpfst ja immer noch wie ein Kleinkind. War das Ganze etwa eine, zwar durch Vaters Tod und Mutter ins Wütende abgeglittene, aber doch dämonische, Art der: „Ich bin dein großer Bruder und will dich ausbilden“- Sache? Wollte Sesshoumaru ihn darum auch zu diesem Landesherren-, naja, Schutzherren-Ding mitnehmen, damit er lernen konnte, etwas wissen sollte, in der Zukunft? Wo steckte nur dieser Myouga immer, wenn man ihn mal wirklich was fragen wollte… Nun ja, wie sagte Kagome so schön: immer positiv denken. Vielleicht brachte es irgendwem was, wenn er mit dem hochwohlgeborenen Schutzherrn einmal quer durch Japan tourte.   Sesshoumaru hatte aus den Augenwinkeln durchaus bemerkt, dass sein Halbbruder ärgerlich wurde. Nun ja, das war kein Kunststück. Der Bastard verstand es nicht seine Gefühle zu verbergen. Und dabei war doch Izayoi eine Prinzessin gewesen. Was hatte die nur ihrem Sohn zum Thema Leben in einem Schloss beigebracht? Wenn er selbst seine Gefühle dermaßen offen zur Schau getragen hätte, hätte ihn irgendeine Hofdame oder der nächstbeste Wächter an Mutter verraten – und die schätzte Gefühle nun eher überhaupt nicht. Geschweige denn, dass er zornig wurde. Das ziemte sich nicht. Da hatte sie es mit mehr Fassung getragen, dass er mit Rin und Kohaku bei ihr aufgetaucht war – wobei natürlich ihre erste Bemerkung zynisch und ein Tadel gewesen war. Nun ja. Er war in der Lage, die meisten ihrer Äußerungen inzwischen zu ignorieren. Das mit dem Schutzherrn war leider nicht gegangen, wollte er sich nicht selbst bloßstellen. Manchmal ….MANCHMAL, wusste sie ihm wirklich guten Rat. Nun ja, wies sie ihn auf mögliche Fehler hin. Dass das jetzt natürlich bedeutete, mit einem impulsiven, nie den Mund halten könnenden, Halbdämonen durch Japan zu spazieren, stand auf einem anderen Blatt. War das schon eine Prüfung seiner Selbstbeherrschung und bewies seine, natürlich gegebene, Fähigkeit als Herr des Westens? Nun ja. Eines musste er seinem lästigen Halbbruder zugute halten: der konnte kämpfen und war der wahre Erbe Tessaigas. Überdies, auch das war Tatsache, wenn Hund es genau betrachtete, war der stets bereit gewesen ihm beizuspringen, wenn er sich so an dieses unsägliche Duell mit … nein, keine Namen. Auch, wenn er danach Bakusaiga bekommen hatte. Er war Sesshoumaru, er war gut, er war besser. Und das war nur der kleine, dämliche Halbblutbruder, um dessentwillen sein mächtiger Vater gestorben war. Und der, leider, aus irgendeinem unerfindlichen Grund ausgerechnet Ryujin ins Auge gestochen hatte. Drache, was konnte man dazu schon sagen. So gesehen war es gleich doppelt praktisch, dass der Narr eingewilligt hatte mitzukommen. Einmal hatte er selbst Tessaiga bei sich, wenn schon nicht an der Hüfte – wobei sogar Sesshoumaru zugab, dass drei Schwerter so noch eigenartiger aussehen würden als bei Vater das Höllenschwert auf dem Rücken plus Tenseiga und Tessaiga an der Taille. Aber leider war sein verehrter Vater ein Waffennarr gewesen. Etwas, das er wohl irgendwie doch von ihm geerbt hatte. Immerhin trug er auch zwei Klingen. Gleich. Tessaiga war auf dieser Reise nützlich und zugleich würde Inu Yashas Anwesenheit den Drachenkönig im Zaum halten, noch ehe der auf die nächste verrückte Idee kam. Vielleicht, dachte er resignierend, würde es wenigstens ihm etwas nutzen, dass er sich mit dem ungestümen Halbblut herumschlagen musste, auf einer Rundreise durch halb Japan. Immerhin nur verbal, kaum bei einem Schwertkampf. Da bewies dieser Narr ja ein geradezu legendäres Glück, und er selbst hatte langsam schon den Verdacht bekommen, da sei jemand zwar tapfer und stur, dennoch unfähig, aber irgendwie ein Liebling der Glücksgöttin. Was auch immer Kishijoten gegen ihn selbst hatte.   Am Abend eines Wandertages ohne weitere Störungen erreichten die schweigenden Hundebrüder die Anhöhe der bewaldeten Berge. Vor ihnen, umgeben von weiteren wipfelbesäumten Bergen, dehnte sich ein langer, schmaler See, der fast wie zwei aus zwei Rundungen aussah, denn in der Mitte verdeckte eine Halbinsel fast den zweiten Teil. Was aber Inu Yasha bewog stehen zu bleiben, war die Tatsache, dass der abendliche Wind die Wolken vertrieben hatte. Scheinbar am Ende des Sees, wenngleich noch Tage entfernt, ragte der Fujiyama auf, als sei er dort zwischen die Bäume gemalt worden. „Wow, äh … toll. Ich habe den noch nie ohne Wolken gesehen.“ Er hatte gerade noch bemerkt, dass sein erstes Wort, das Kagome aus der Zukunft zu ihm gebracht hatte, bei dem Hundedämon fast eine Reaktion hervorgerufen hätte. Und bestimmt keine freundliche. Nein, eine Prügelei mit oder ohne Schwerter war nicht notwendig. Und „wow“ konnte natürlich auch als Anspielung aufgefasst werden, ja. Er musste Kagome warnen, wenn er wieder bei ihr war, das nicht in Hörweite dieses aggressiven Kerls zu sagen – oder gar das Rin beizubringen. „Ich war dort.“ Sesshoumaru bog ohne weiteres Wort nach recht, um so um den See herumgehen zu können. Der Weg nach Norden führte nicht über den heiligen Berg, also war es auch gleich, ob der zu sehen war oder nicht. Bedauerlicherweise lag an ihrem Weg ein Schwefelvulkan, der weitaus lästiger wäre. Schon in wenigen Stunden würde man dessen Geruch mehr als deutlich wahrnehmen. Und, wenn er sich recht entsann, auch durch Totholz wandern, je nach dem, wohin die giftigen Schwaden getrieben worden waren. Natürlich machte ihm selbst das nichts aus, kein Gift, nun ja, so gut wie keines, aber das konnte für das Halbblut doch unangenehm bis tödlich werden. Und was Ryujin dazu sagen würde, käme der kleine Bruder auf dieser Reise mit ihm um – der würde kaum an Zufall glauben. Das wäre schlecht. Mehr als schlecht. Aus gleich mehreren Gründen. Erstens konnte er dann sein angeborenes Recht auf den Titel des Schutzherrn knicken, zweitens hatte er vermutlich dann die anderen Drei wegen Betruges im Kreuz. Und das würde wahrlich lästig. „Dort vorn liegt ein Schwefelvulkan.“ Inu Yasha war etwas überrascht eine Erklärung zu bekommen, sah aber keinen Grund keine Korrektur anzubringen. „Ich sag jetzt nicht, dass das Blödsinn ist, aber der Fujiyama ...“ „Ist nicht der einzige Vulkan dieser Welt!“ unterbrach ihn der Ältere schärfer als geplant. Hörte der Kerl nie zu? Vielleicht hatten Izayoi in ihrem kurzen Leben und Myouga, wenn er nicht gerade vor irgendetwas auf der Flucht war, versucht etwas in diesen Hohlkopf hineinzubekommen, aber der hatte schlicht nie zugehört? Der edle Hundedämon unterschlug dabei selbst vor sich sehr elegant, dass seine eigenen Lehrer nie, seltener Mutter und Vater das Glück erleben durften, dass er sie aufmerksam bis zum Ende angehört hatte. „Überlebst du Schwefel?“ Der jüngere Halbbruder schnupperte etwas und konnte tatsächlich den fauligen Geruch in gehöriger Entfernung wahrnehmen. „Solange du mich nicht gerade darin badest, ja. Immerhin habe ich deine Giftklaue ja auch überlebt. Und erzähle mir nicht, dass in der Mixtur nicht auch Schwefel drin steckt, Höllenhund.“ Sesshoumaru schloss für einen Moment die Augen, um zu überlegen, ob auf ihren Weg nicht ein netter, kleiner, Salzsäuresee läge, aber auch das würde Ryujin kaum glauben. Schön, er war wohl zu weit gegangen, dachte Inu Yasha etwas zerknirscht. Kagome würde ihm schon wieder eine Predigt halten, dass er doch, wenn sein großer Bruder, aus welchem Grund auch immer, schon auf einen machen wollte, auch netter sein sollte. So ergänzte er deutlich friedlicher: „Dein Interesse an meinem Wohlergehen ist neu, und mir daher noch etwas, naja, ungewohnt. Ich halte viel aus.“ Aber das wussten alle beide. Jeder von ihnen hatte durchaus schon sein Bestes gegeben, den jeweils anderen um die Ecke zu bringen. Und jedem von ihnen wurde gerade klar, dass das auch für den neuen Partner ein sehr ungewohnter Umgang war.   Die Halbbrüder wanderten auf der Höhe des Berges, immer unten von dem See begleitet. Inu Yasha entdeckte in der beginnenden Nacht im Wasser ein Tor, das anzeigte, dass sich dort irgendwo ein Kloster verbarg. Warum sich Menschen in diese Waldeinsamkeit zurückzogen? Mönche wohl öfter, wenn er an so einige Klöster dachte, die er mit seinen Freunden im Laufe ihrer Suche nach dem Juwel der vier Seelen besucht hatten. Aber er sollte besser aufpassen, wohin er lief. Sicher, er konnte auch im Dunkel der Nacht ganz gut die Bäume ausmachen, jedenfalls besser als ein Mensch, aber ihm war klar, dass Sesshoumaru wohl ebenso wie am Tag sehen konnte. Es wäre denn doch zu peinlich aus Versehen gegen einen Baum zu rennen und damit dem Hundedämon zu beweisen, dass man eben nur ein halber war. Immerhin war die Richtung klar. Der Gestank des Schwefels war kaum zu über riechen. Bis morgen früh wären sie an dem vorbei …. „He, Sesshoumaru?“ „Brauchst du schon eine Pause?“ „Nein, danke der Nachfrage,“ erklärte der Jüngere sofort, wenngleich etwas zynisch. „Dieser blöde Schwefelvulkan – müssen wir so nahe an dem vorbei?“ „Es ist der kürzeste Weg.“ Als ob er freiwillig seine arme Hundenase solch einer Witterung aussetzen würde. Aber davon wusste der Halbmensch ja nichts. „Ja, das habe ich ja nicht bezweifelt.“ Es war auch Inu Yasha klar, dass der Geruchssinn eben auch etwas war, das sein Halbbruder weitaus ausgeprägter besaß. Leider. „Aber, wenn wir einen kleinen Umweg machen und dafür, wenn es wieder hell ist, etwas schneller laufen? Ich halte das schon durch.“ Sesshoumaru ertappte sich bei dem, eines Dämonenfürsten wahrlich unziemlichen, Gedanken, jetzt schon schneller zu werden, nur, um zu erleben, wie Inu Yasha gegen einen Baum rannte. Aber solche Welpenstreiche waren sicher unangebracht, wenngleich eine amüsante Idee. Er blieb stehen. „Die Frage ist, wie lange du durchhältst.“ „Solange es nötig ist.“ Das wiederum war kaum zu bezweifeln. Das war nur ein halber Dämon, aber stur wie sonst etwas. Das konnte er bezeugen. Und vermutlich Kagome ebenso. Hm. Er hätte sich eigentlich erklären lassen können, wie diese Perlenkette um den Hals seines Halbruders funktionierte. „Mach Platz!“ sagte er abrupt. Inu Yasha erstarrte, aber da nichts passierte, fauchte er nur, die Hand bereits am Schwert: „Was sollte denn der Blödsinn?“ Und woher zur Hölle kannte der Mistkerl diesen Befehl? Immerhin klappte die Kette bei dem nicht, sonst wäre das noch eine lustige Reise geworden. Ach ja, keine Selbstbeherrschung. Das konnte noch schwierig werden, wenn sie auf die Schutzherren trafen. Bis dahin musste er das Halbblut irgendwie in den Griff bekommen haben. Also musste er das tun, was wohl nach Menschenart ein großer Bruder tat: erklären. „Ein Test.“ Inu Yasha hätte gern etwas dazu gesagt, aber ihm fiel nichts ein, was seiner Meinung auch nur einigermaßen Ausdruck verliehen hätte, jedenfalls, ohne ein Duell.   Mit der Morgendämmerung lag auch der Schwefelvulkan hinter den Hundebrüdern. Noch immer konnte jeder von ihnen die Geruchsbelästigung wahrnehmen, aber Sesshoumaru witterte inzwischen etwas anderes in den Bergen vor ihnen. Lästig. Und vermutlich würde das impulsive Halbblut schon wieder zu Tessaiga greifen. Der Gestank der Blutvögel drang ihm nur zu deutlich in die Nase und er war fast neugierig, wann der Bastard das auch mitbekommen würde. „Da wird ein Menschendorf überfallen!“ Inu Yasha drehte bereits ab. Na bitte, Dämon hatte recht. „Und was geht dich das an?“ „Hm? Man muss ihnen doch helfen!“ „Gegen wen?“ „Äh, was?“ Der Halbdämon starrte seinen Halbbruder an. Dass der nicht gerade viel von Menschen hielt, war klar, und er hatte auch nicht damit gerechnet, dass der ihm bei so einer Rettungsmission helfen wollte – aber, was sollte die Frage? „Kämpfen da Menschen gegen Menschen?“ war die einzige Schlussfolgerung, die er daraus ziehen konnte. Denn da, das wusste er, blickte eigentlich kaum mehr wer durch, wer warum gerade welches Dorf überfiel. Kagome nannte es nicht ohne Grund die Epoche der kriegerischen Staaten. „Blutvögel.“ „Ja, aber ...“ Inu Yasha zögerte, irgendwie doch berührt von der Tatsache Erklärungen zu bekommen, wenngleich magere. „Da muss man doch den Menschen helfen!“ „Wieso nicht den Blutvögeln?“ „Äh, die können sich ja selbst helfen.“ Verflixt. Ja. Blutvögel brauchten Blut um zu überleben. Aber … nun ja, Er hatte es eben mehr mit Menschen als mit den Blutvögeln. „Ich dachte, du willst Schutzherr werden?“ „Man ist Schutzherr des Landes, Inu Yasha. Nicht einer einzelnen Art.“ Hatte er das gerade wirklich gesagt? Erklärte er soeben einem Bastard, wie die Welt funktionierte? Was … Myouga war so etwas von fällig, wenn er ihn je wieder in die Finger bekam. Was half es. Um sein Ziel zu erreichen musste er eben nicht nur Kröten, sondern ganze Halbdämonen schlucken. „Du kannst auch nicht einem Wolf verbieten ein Schaf zu reißen.“ Das stimmte auch wieder, irgendwie. Wieso war die Welt nie so einfach, wie man dachte? Sesshoumaru ging weiter und sah geradeaus. „Inu Yasha. Nur der Starke überlebt.“ Der Jüngere folgte, allerdings nicht ohne einen Blick in Richtung auf das vermutete Dorf zu werfen. „Oh, ja, danke. Du wirst lachen, naja, du lachst nie … Das war eine der ersten Lektionen, die ich bekommen habe, als mich die Idioten damals aus dem Schloss geworfen hatten. Und, glaub mir, da gab es eine Menge Leute aller Arten, die so einen kleinen Halbdämonen umbringen wollten. Angefangen von der eigenen Familie,“ ergänzte er bitter. „Du hast überlebt.“ „Was nicht gerade dein Verdienst war. - Ich muss den Menschen helfen. Ich habe es meiner Mutter versprochen, dass ich immer Menschen helfe.“ „Wir haben ein Ziel, du Narr.“ Waren Welpen immer so schwer zu betreuen? Kaum. Er hatte immer, naja, fast immer, so gut wie, seinen Eltern gehorcht. „Überdies werden die Blutvögel nur wenige töten. Sie verbrauchen nie ihre Nahrungsquellen.“ „Das war bei Abi damals anders. Schön, die hatte mit der Sorge um ihre Mutter ja auch einen guten Grund, würdest du sagen.“ Aber er prüfte noch einmal die Luft. Es stimmte, die Vögel waren wohl schon auf dem Heimflug. Wieso wurde alles komplizierter, wenn er mit diesem Hundedämonen durch die Gegend rannte? Oder kannte er eben nur die halbe Seite der Welt, nämlich die menschliche? Nein. Myouga und auch seine Lebenserfahrung hatten ihm doch so einiges auch über Dämonen beigebracht. Obwohl: wenn ihm jemand vor drei Wochen erzählt hätte, dass sein älterer Halbbruder ihn zu einer Tour um Japan bringen würde und dabei auch noch ihm einiges erklären würde, hätte er sich vor Lachen auf dem Boden gewälzt. Vielleicht, denn diese Schutzherren-Sache war ja wohl eindeutig was aus der dämonischen Welt, sollte er ihm auch mal zuhören. Sesshoumaru ertappte sich dabei fast angetan zu sein, dass er nur mit Worten den Bastard stoppen konnte. Das war ja direkt mal eine neue Erfahrung. Nur, was stimmte jetzt hier schon wieder nicht? Die Blutvögel hatten sie entdeckt, kamen allerdings nicht näher. Waren die doch beeindruckt von ihm und seiner Macht? Gab es einen anderen Grund? Sie liefen gerade durch ein Hochtal, linker Hand fiel der Berg ab und irgendwo unterhalb des Waldes lag das Dorf, das wohl das Ziel der Biester gewesen war. Rechter Hand erhob sich ein großer, kahler Berg. Sehr groß. Und dort war irgendetwas ….Dämonisches. Er blieb stehen und drehte sich, die rechte Hand leicht vor sich, um rasch zu Bakusaiga greifen zu können. Inu Yasha war nur für einen Moment überrascht, ehe ein Krachen, Dröhnen, verriet, dass da etwas war. Etwas oder jemand? Der Berg schien förmlich auseinander zu bersten, ehe man erkennen konnte, dass es sich nicht um einen Berg, sondern ein gigantisches Lebewesen handelte, das die Form eines, zugegeben, sehr hässlichen Vogels hatte. Er fasste nach Tessaiga, ließ sein Schwert allerdings wieder los, als die Figur des Vogels verschwamm und er die unglaubliche Energie des Dämons spüren konnte. Das war niemand vom letzten Haken. So starrte er lieber den scheinbar menschlichen Mann an, der sich vor ihnen aufbaute. Lange, schwarze Haare, elegante Kleidung aus feiner Seide ... Das war mit Sicherheit ein Dämonenfürst. „Du kennst Abi, Halbdämon? Ich dachte, sie würde so etwas wie dich umbringen.“ „Das hat sie nicht mal versucht,“ knurrte Inu Yasha, alles andere als erbaut über diese Begrüßung. „Außerdem kann ich die Frage zurückgeben: du kanntest Abi?“ „Sie ist meine Tochter.“ Unwillkürlich tauschten die Halbbrüder einen kurzen Blick, ehe der Jüngere zugab: „Sie war deine Tochter? Sie ist tot.“ Kurz flammte die Energie des Vogeldämons vor ihnen auf. „Habt ihr sie umgebracht?“ „Nein. Sie und ihre Mutter starben durch einen Kerl namens Naraku.“ Hm. Natürlich würde er gewinnen gegen den Idioten, falls der angriff, auch Sesshoumaru, und schon gar zu zweit, aber das wäre ein Missverständnis und soviel hatte er durch Kagome gelernt: jemanden nur aufgrund eines Missverständnisses umzubringen war dämlich. „Naraku, ja? Abi und ihre Mutter?“ Die Frage klang täuschend sanft. „Wo kann ich ihn finden?“ „Im Jenseits. Er ist tot.“ In den schwarzen Augen des Vogeldämons lag nun echtes Interesse, das fast den Zorn überlagerte. „Wer brachte ihn um?“ „Ich … ich meine, wir waren so frei.“ „Aus dem Weg.“ Sesshoumaru hatte genug von der Diskussion. Diese Reise war noch hinreichend lang. Der Herr der Blutvögel musterte ihn nur kurz. „So habe ich nichts mit euch zu schaffen.“ Da spielte jemand mindestens in seiner Liga – und der Junge, Halbdämon hin oder her – da lauerte irgendeine ihm irgendwie vertraute Macht. Zu zweit würden sie selbst ihm und seinen Blutvögeln Schwierigkeiten bereiten können. Nicht notwendig, zumal er seine Tochter nicht wieder lebendig machen konnte und auch nicht an der Aussage zweifelte, dass dieser Naraku Schuld an ihrem Tod trug. Er wich zurück und war Sekundenbruchteile später verschwunden. Der Jüngere sah beiseite. „Wow … ich meine, du hast geredet, nicht ihn gleich umgenietet.“ „Er hat sich mit dir angelegt.“ Und man mischte sich nicht in anderer Leute Kämpfe, das war elementarste Höflichkeit, so elementar, dass man die sogar einem Halbdämonen zubilligen sollte. „Und du redest zu viel.“ „Ja, schon klar, drauf und Problem gelöst. Verstehe ich ja. Aber ich dachte, wenn du schon Schutzherr werden willst, warum auch immer, solltest du dich auch wie einer benehmen. Und es war ja nur ein Missverständnis.“ Da er den Seitenblick bemerkte, und aus Erfahrung erkannte, dass gerade ER als Problem eingestuft wurde, fuhr er doch etwas vorsichtiger fort: „Naja, Frieden und Ruhe zu schaffen, notfalls auch das Land zu verteidigen. Oder habe ich da was falsch verstanden?“ Der Hundedämon starrte geradeaus. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Hielt dieser verflohte Bastard ihm gerade einen Vortrag über das Leben und Wirken eines Schutzherrn? Der wusste doch noch nicht einmal etwas von dämonischem Benehmen, Etikette und anderen Dingen. Oh, Mutter! Ryujin! Verflucht sollten sie sein, dass sie ihm solch eine Reise in der Begleitung aufgehalst hatten!   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)