Follow the Enderman von Sas-_- (Survival Novel) ================================================================================ Kapitel 4: Ein hartes Training ------------------------------ Felix klammerte sich an sein Schwert und das Schild, hinter das er sich zu verstecken versuchte. Noch war die Nacht ruhig, eine angenehme Kühle strich ihm über die Wangen. BoneDragon schloss gerade die Eisentür und folgte Felix einige Stufen nach unten. „Wir werden den Berg ein Stück verlassen müssen. Hier oben ist es wegen den Laternen zu hell, da spawnt nichts“, erklärte BoneDragon und ging voraus. Felix folgte ihm zögerlich. Am liebsten hätte er mehrere Augenpaare, um seine komplette Umgebung im Blick behalten zu können. Er hatte Minecraft noch nie im höchsten Schwierigkeitsgrad gespielt, er wusste also gar nicht, mit wie viel Schaden er rechnen musste, wenn ihm ein Zombie eine aufs Dach gab. Das Licht der Laternen reichte nicht besonders weit und obwohl Felix sich vor Angst beinahe in den Skin machte, sah es doch schön aus, wie das orangefarbene Licht der Kürbisse in die tiefblaue Nacht hinein strahlte. „Uuuuuhhh …“ Felix sprang vor Schreck hoch in die Luft. Ein Zombie wankte hinter einer dunklen Fichte hervor, hatte die Arme ausgestreckt und steuerte auf Felix und BoneDragon zu. BoneDragon schlug mit seinem Steinschwert hin und her. „Sehr gut, ein Zombie! Die sind leicht zu besiegen, du darfst dich nur nicht treffen lassen! Wither? Wither!“ Ich kann das nicht!, dachte Felix noch, ehe er davon jagte, Richtung Eisentür. Ich kann das einfach nicht! Ich werde so dermaßen draufgehen! „Wither!“ BoneDragon hastete seinem Freund hinterher, während der Zombie ihnen ächzend hinterher schlurfte. Felix hatte gerade die Tür erreicht, als BoneDragon neben ihm auftauchte. „Was machst du denn?!“ Felix griff nach dem Türknauf. „Tut mir leid, aber ich bin für so was einfach nicht gemacht!“ „Und du wolltest mich in der Mine beschützen! Hast dich über mich lustig gemacht, weil ich keinen Bergbau betreibe und jetzt pisst du dich wegen einem lausigen Zombie ein! Ich sag dir jetzt mal was, WitherSlayer, du beißt hier ruckzuck ins Gras, das versprech ich dir!“ Felix ließ seine Hand sinken und starrte auf das Steinschwert, das er trug. BoneDragon hatte Slayer zurecht mit Spott und Hohn ausgesprochen. Felix war kein Krieger, er war nicht mutig und das schlimmste – er war kein besonders guter Freund. Er hatte BoneDragon einfach allein zurückgelassen und war Hals über Kopf den Berg wieder hochgehetzt, als wäre der Enderdrache höchstselbst hinter ihm her gewesen. „Tut mir leid … Ich hab irgendwie die Nerven verloren …“, murmelte Felix und schämte sich in Grund und Boden. BoneDragon nickte und klopfte ihm auf die Schulter. „Ich verstehe dich ja. Meinen ersten Zombie hab ich schreiend und um mich schlagend zur Strecke gebracht, meine Taktik war Panik. Ich weiß, wie's dir geht. Aber wir müssen das hier durchziehen, sonst machst du es nicht lange, das war vorhin kein Witz.“ „Uuuuuuuh“, stöhnte der Zombie geradezu melancholisch, als wüsste er, welche Rolle er in diesem Szenario zu spielen hatte, während er auf die beiden Überlebenden losging. Felix atmete tief ein und aus, schlug mit seinem Schwert hin und her, dann stürzte er nach vorn in seinen ersten Kampf. „Hiyaaaah!“ ~~~~ Die Sonne ging gerade auf, als Felix blinzelnd zum Horizont blickte und sein angeschlagenes Steinschwert sinken ließ. Seine Taschen waren voll mit verrotteten Fleisch, Knochen, Pfeilen, zwei kaputten Bögen, Spinnenaugen und Fäden, einem Eisenbarren, einem Goldbarren, einem Kettenhelm, etwas Schießpulver und zwei Karotten. Die Monster hatten viel gedroppt und nach kurzer Zeit hatte BoneDragon Felix beim Kampf geholfen, weil teilweise zwei oder drei auf einmal auftauchten. „An deinem Kampfschrei könnten wir noch arbeiten, aber ansonsten hast du dich heute Nacht richtig gut gemacht, Wither!“, sagte BoneDragon stolz und winkte ihm mit seinem Schwert. Felix atmete erleichtert aus. Nach dem fünften Zombie hatte er endlich seine Gedanken zum Erliegen gebracht und sich voll und ganz darauf konzentriert, Hackfleisch aus den Monstern um ihn herum zu machen. Die Kämpfe waren simpel und optisch unterschieden sie sich nicht besonders vom Spiel selbst. Gegner wie Zombies liefen einfach auf ihn zu und Felix brauchte nur nach ihnen zu schlagen. Sie blinkten rot und ächzten, wenn er sie traf und wenn sie starben, fielen sie einfach um und lösten sich in Rauch auf – wie im Spiel. Direkt anstrengend empfand Felix den Kampf nicht. Es war nicht so, dass er eine Art Ausdauer hatte wie in der echten Welt, die ihm ausgehen könnte. Er spürte nur, dass er Hunger bekam. Er hatte sich tatsächlich nicht schlecht geschlagen, nur die Skelette hatten es ab und zu geschafft, ihm einen Pfeil durch den Körper zu jagen. Der Schmerz war erträglich gewesen, es hatte sich so ähnlich angefühlt wie damals, als Felix geimpft worden war. Die Creeper hatte er am wenigsten gemocht. BoneDragon empfahl, sie von der Ferne mit Pfeil und Bogen zu erlegen, da sie im höchsten Schwierigkeitsgrad immer explodieren, sobald sie zu zischen anfangen. Zu diesem Zweck hatte BoneDragon Felix seinen wertvollsten Schatz überlassen: einen Bogen mit der Verzauberung „Unendlich“. Das bedeutete, dass Felix nur einen einzelnen Pfeil im Inventar brauchte, um unendlich viele abschießen zu können („Funktioniert aber nicht mit Effekt-Pfeilen, schön wär's.“). Obwohl Felix so viel Zeug mit sich herumschleppte, hatte er nicht das Gefühl großartig etwas zu tragen. Die Sachen befanden sich in seinen Taschen und offenbar in einer Art Rucksack, den er auf seinem Rücken trug, aber nicht wirklich sichtbar war. Als Felix BoneDragon davon erzählte, meinte der nur, dass es schon schräg sei, 64 Bruchsteine mit sich herumzutragen und davon auch noch mehrere Stacks, aber nichts davon zu spüren. „Ist aber auch gut so. Stell dir vor, du würdest von so was Gesundheit verlieren, oder so. Als wäre es nicht schon schwer genug, in diesem Wahnsinn zu überleben“, meinte BoneDragon, während er und Felix zu ihrer Basis zurückkehrten. Im Haus angekommen verstauten sie ihren Loot in den Truhen, danach öffnete BoneDragon bei einer kleinen Nische eine Falltür aus Eichenholz und ließ das verrottete Fleisch dort hineinfallen. Zu Felix' Überraschung hörte er ein Geräusch, als würde etwas kaputt gehen. Als er sich der Falltür näherte, sah er, dass ein Kaktus in die Erde eingelassen worden war. „Kakteen können Items zerstören. Das klingt erstmal blöd, aber wenn man in verrotteten Fleisch erstickt, ist das eine gute Sache“, sagte BoneDragon und ließ weiter Fleisch hineinfallen. Felix fiel da etwas ein. „Aber kann man damit nicht seine Hunde heilen? Hab gehört, dafür eignet es sich prima.“ „Schon, und ich hab auch einen Stack behalten, falls ich mal einem Wolf über den Weg laufe, den ich zähmen möchte, aber ich brauche nicht drei Truhen voll davon.“ „Auch wieder wahr …“ Nachdem BoneDragon sich seinem Fleisch entledigt hatte, folgte Felix seinem Beispiel. Es war früh am Morgen, als die beiden wieder oben saßen, sich den Bauch voll schlugen, Milch tranken und über den Plan redeten, in die Mine zu gehen, die BoneDragon angefangen hatte in einen Berg, nicht weit von hier, zu schlagen. „Es wurde einfach zu gefährlich, obwohl ich es gut ausgeleuchtet und ein Bett dort aufgestellt hatte. Am schlimmsten war es, als eine Hexe gespawnt ist und mich vergiftet hat! Seitdem trage ich [style type=“italic“]immer[/style] einen Eimer Milch mit mir herum. Aber in die Mine bin ich nicht mehr gegangen.“ Nachdem Felix schreiend vor einem läppischen Zombie geflohen war, konnte er BoneDragons Angst gut nachvollziehen, aber … „Eisen, Kohle … Lapislazuli zum Zaubern! Das könnten wir alles gut gebrauchen!“ BoneDragon sah Felix schräg an. „Lapislazuli? Siehst du hier irgendwo einen Zaubertisch?!“ Felix kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Äh … Nein, aber es kann doch nicht so schwer sein, einen zu machen …“ „Ich glaube, du hast nicht den blassesten, was man dazu braucht, oder?!“, hakte BoneDragon genervt nach. „Ähm … Ein Buch?“, sagte Felix und grinste dämlich. „Obsidian, du Ochse! Und um Obsidian abzubauen, braucht man eine Diamantspitzhacke! Ich hab nicht mal Kohle! Manchmal regst du mich echt auf, Wither!“, knurrte BoneDragon und lief zu eine seiner Truhen. Plötzlich verschwand die Lederrüstung und wurde durch eine Metallpanzerung ersetzt. „Woah, kriege ich auch eine?“, fragte Felix begeistert. Eisen war ein so viel besserer Schutz als Leder! Felix würde sich sofort ein ganzes Stück sicherer fühlen, wenn er solch eine Rüstung bekommen könnte. BoneDragon nickte. „Ich hab nur eine, aber ich gebe sie dir, du hast am wenigsten Erfahrung. Wenn dich ein Monster zu fassen bekommt, richtet das wenigstens weniger Schaden an. Denk an deinen Eimer Milch! Da unten ist wahrscheinlich keine vom Spiel generierte Mine, aber das letzte was wir brauchen können, ist draufzugehen, weil uns eine Höhlenspinne gebissen hat.“ „Höhlenspinne?“, fragte Felix neugierig nach, während er BoneDragons Eisenrüstung entgegennahm und anlegte. „Ja, sie sind kleiner als normale Spinnen und dunkelblau grünlich gefärbt, aber echt gefährlich! Ihre Bisse sind nämlich giftig. Sie sind aber vergleichsweise selten, weil sie eben nur in Minen spawnen und da, wo ich bis jetzt gebuddelt habe, hab ich keine gesehen. Aber wie gesagt, Hexen spawnen überall, wo es dunkel ist.“ Felix sah auf seine Uhr und stellte sofort fest, dass sich schon sehr viele Rüstungshemden gefüllt hatten, die ihm verrieten, wie gut sein Schutz war. Nur noch wenige Hemden waren frei, wahrscheinlich füllten die sich nur, wenn man eine Rüstung aus Diamant trug. BoneDragon hatte sich seine Lederrüstung wieder übergezogen, gemeinsam füllten sie ihr Inventar und bereiteten sich darauf vor, unter Tage zu gehen. Sie nahmen beide viel Holz mit, um Spitzhacken und Schaufeln herstellen zu können („Bruchstein haben wir ja dann eh in Hülle und Fülle“), einige Nahrungsmittel („Hast du deinen Eimer Milch?!“) und eine Menge Holzkohle, um Fackeln herstellen zu können. Als sie sich gut vorbereitet fühlten und der Mittag angebrochen war, machten BoneDragon und Felix sich auf den Weg. Sie stiegen den Berg hinunter und begaben sich zum anderen Biom, das aus sehr hohen Bergen, Fichten, Schnee und blökenden Lamas bestand. Felix fand die Lamas total putzig, am meisten das jene, das zwei Babylamas mit sich führte, die ihn immer wieder neugierig ansahen. Das eine war braun, das andere beige. Felix taufte sie Coco und Milky. Ja, das war irgendwie albern, aber es heiterte Felix auf. „Du wirst lachen“, erzählte BoneDragon und schmunzelte bereits, „aber ich hab da unten tatsächlich Felder angelegt, in meiner eigenen Mine, meine ich. Für den Notfall.“ Felix prustete. „Was?! Und das geht? Pflanzen brauchen doch Licht zum Wachsen!“ „Ja, aber in Minecraft ist das mit dem Licht so eine Sache. Sie brauchen nämlich nur Licht, das heißt, eine künstliche Lichtquelle reicht aus, damit die Pflanzen wachsen können. Was denkst du denn, warum es in manchen Höhlen sogar Bäume gibt? Sie werden dort natürlich nicht vom Spiel generiert, aber manche Spieler finden es lustig, dort Bäume zu pflanzen.“ „Echt cool“, staunte Felix und dachte darüber nach, wie abgefahren das aussehen würde, eine riesige Höhle zu haben und dort drinnen einen Wald. Vielleicht einen Dschungel? Ein Dschungel in einer Höhle, mit einem ellenlangen Wasserfall! Felix erinnerte sich, warum er Minecraft überhaupt angefangen hatte zu spielen. Weil er all diese lustigen Ideen ausprobieren wollte und ständig etwas Neues entdeckte, ein unendlicher Pool an Kreativität. Und jetzt saß er hier fest, fand den Gedanken immer noch cool, hatte aber keine Lust, beim Bauen abzustürzen und das Zeitliche zu segnen. „Wir sind da.“ BoneDragon war vor einem sehr, sehr hohen Berg stehen geblieben, in dessen große, massive Flanke eine vier Block hohe Höhle geschlagen worden war. Schon am Eingang hingen Fackeln an den Wänden. Felix schluckte schwer. Es war seine Idee gewesen, sein Plan nach Rohstoffen in einer Mine zu buddeln, trotzdem hatte er schon wieder die Hosen voll. BoneDragon musterte ihn von er Seite. „Hau mir ja nicht wieder ab, klar?!“ „Nein, nein. Versprochen, wir ziehen das durch“, sagte Felix entschlossen und packte sein Steinschwert fester. Gemeinsam traten sie ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)