Ein Foul der Liebe von Lost_Time ================================================================================ Kapitel 1: Zwischen Hunters --------------------------- Hey, was los bei dir? Frag nicht. Mutti? Jim? Nein. Ach komm, nun sag schon. Bei dem Twitter-Post muss was sein. Also, wo hängt was schief? Kim... Oh-ha. Wie schlimm war es diesmal? Ein Vulkanausbruch wäre angenehmer gewesen. Was hast du dieses Mal verbockt? Nichts ich schwöre, man!! Ein leises Lachen ertönte in einem offenen, großzügig geschnittenen Wohnzimmer. Ein junger Mann mit dunkelbraunem Haar, welches an den Seiten kurz geschnitten, oben auf dem Kopf etwas länger gelassen und dafür nach hinten gegelt war, saß auf dem Sofa und amüsierte sich prächtig über die Textnachricht seines besten Freundes. Die Wahrscheinlichkeit, dass Alex diesmal wirklich unschuldig war, lag ziemlich unter 20%. Eigentlich war Kim ein umgänglicher Mensch mit einer ordentlichen Portion Ehrgeiz. Nicht so aufbrausend wie er selbst, aber auch nicht so entspannt wie Alex. Sie war irgendwas dazwischen, dennoch immer fair, zumindest hatte er sie so kennengelernt. Und schüchtern war sie auch ein wenig gewesen zu Beginn, doch mittlerweile war ihr Selbstbewusstsein ein Stück größer geworden. Dies lag sicherlich auch an ihren Fußball Erfolgen mit der Nationalmannschaft. Also musste doch irgendwas vorgefallen sein. Wenn er eines wusste, dann dass Kim nur aus der Haut fuhr und richtig jähzornig wurde, wenn ihr irgendwas mächtig gegen den Strich ging. Das kannst du deinem Opa erzählen, Alter. Also was war es diesmal. Hast du versehentlich ihr Lieblingsshirt eingepackt und einlaufen lassen beim Waschen? Nein! Wieso sollte ich ihre Shirts waschen? Das kann sie schön selber machen. Was dann? Kannst du mir einen Gefallen tun? Nicht ablenken, Alex. ;) Ich lenke nicht ab, also kannst du oder nicht? Jetzt grade nicht muss los zum Training. Lass uns heute Abend telefonieren, über welche Art ist mir egal. Aber sag endlich was du angestellt hast! Er wollte gerade das Handy zur Seite legen, als es erneut auf fiepte. Eine neue Nachricht war eingegangen. Verdammt er war schon wieder spät dran und musste sich eigentlich beeilen. Kaum hatte er diese geöffnete, fluchte er leise. Wieso ausgerechnet jetzt, wieso war er eigentlich der Ansprechpartner für beide bei so etwas? Irgendwann hatte er definitiv was falsch gemacht. Hey Danny. Hast du Zeit? Ich muss mit jemanden reden. L.G. Kim Danny seufzte theatralisch, was war er nur für ein unglaublich toller Mensch. Immer ein offenes Ohr für jeden. Gerade heute wieder musste er sich zerreißen, damit jeder etwas von ihm abbekam. Aber aktuell musste er wirklich zum Training, bevor Butler ihm wieder extra Runden aufhalste. Darauf konnte er gut und gerne verzichten heute. Es würde eh ein Training im Regen werden, so wie es Draußen aussah. Da musste er sich wegen Unpünktlichkeit nicht noch eine Verlängerung einhandeln. Sorry Kimmy, muss zum Training. Butler macht mich sonst 'nen Kopf kürzer. Kennst ihn ja. Oh, okay. Heute Abend dann? Er musste heute wirklich die Beliebtheit gepachtet haben oder er hatte irgend einen Lockstoff an sich von dem er nichts wusste. Oder, wie würde seine Oma jetzt sagen? Du hast wohl wieder Zucker in den Taschen. Aber wie konnte er bei Alexs kleiner Schwester Nein sagen? Generell fiel es ihm schwer bei irgend einem von beiden Nein zu sagen. Bei Kim, hatte er bemerkt, wurde es jedoch immer schwieriger. In seinem Inneren keimte ein Verdacht auf woran es lag, doch diesen schüttelte er vehement aus seinen Gedanken wieder heraus. Dies war lächerlich und unmöglich. Ähm... ja klar von mir aus. Uhrzeit kannst du mir ja nachher vorschlagen. Damit schaltete er sein Handy auf stumm, legte es auf den Tisch und erhob sich vom Anthrazitfarbenem Sofa, welches in dem Wohnzimmer einen kleinen Teil ausmachte und von zwei Sesseln in der selben Farbe eingerahmt wurde. Unter diesen und halb unter dem Sofa lag ein Cremefarbener Teppich, welcher grade eine leichte Massage von Danny bekam, als dieser seine Zehen bewegte. Dann streckte sich der Engländer ausgiebig, gähnte leicht, setzte sich in Bewegung und... fluchte wie ein Rohrspatz. "Verdammter Dreckscouchtisch." Mit schmerzverzerrten Gesicht hob er sein linkes Bein und hielt sich den kleinen Zeh. Er musste das Ding wirklich ein Stück weiter wegziehen vom Sofa, wenn er alleine war. Jedes Mal stieß er sich beim Weggehen irgendwas, irgendwie an, ganz gleich wie vorsichtig er war. Es war wirklich zum Mäuse melken. Leicht hinkend, da der Schmerz sich in diesem popeligen Körperteil besonders hartnäckig hielt, ging er an der, zum Wohnzimmerbereich, offenen Küche vorbei hinaus in den Flur. Dort schlüpfte er in seine Sneacker und griff sich im vorbeigehen seine Trainingsjacke. Gut, dass er sich heute nach dem Mittag schon gleich umgezogen hatte. Er war schon ein ziemlich helles Köpfchen. Manchmal. Er schritt auf die Tür zu, zog sie auf und trat hinaus in den Appartement Flur. Die Tür schloss sich langsam, doch bevor sie ins Schloss klickte, griff sein Arm durch den Spalt noch nach der Schale, welche auf einer kleinen hellbraunen Kommode neben der Tür stand und seine Schlüssel beherbergte. "Halt, Stop. Du kommst gefälligst mit", murmelte er durch den Spalt, zog die Schale etwas dichter und angelte sich seinen Wohnungsschlüssel heraus. Drei Stunden später, und deutlich durchnässt, kam Danny wieder bei sich zu Hause an. Erschöpft, aber innerlich doch ziemlich zufrieden mit sich und der Welt, schloss er die Tür hinter sich. Er liebte Fußball und auch das Training. Okay, die Spiele mochte er noch mehr als die Trainingssachen, schließlich ging es da um etwas, aber beides powerte ihn aus und ließ für einige Zeit die Hitzköpfigkeit in ihm verschwinden. Er warf die Schlüssel zurück in die Schüssel, welche durch den Schwung leicht hin und her schaukelte. Dann ging er in die Küche, öffnete einen Unterschrank und zog eine Flasche Wasser heraus, welche er gierig öffnete und zur Hälfte in kurzer Zeit austrank. Sein Shirt unter der, mittlerweile auch durch geregneten, Trainingsjacke klebte an ihm wie eine zweite Haut. Sein Weg führte ihn dann ins Wohnzimmer herüber. Er griff nach seinem Handy, welches er natürlich auf dem Sofatisch hatte liegen lassen. Gerade als er nachsehen wollte, ob sich Kim oder Alex noch mal gemeldet hatten, klingelte es an seiner Tür. Seine Miene verfinsterte sich kurz, als sein Blick Richtung Uhr schwenkte. Wer zum Geier kam denn jetzt um 19 Uhr noch vorbei? Eigentlich wusste er, wer um diese Zeit ab und an bei ihm vorbei kam, und versuchte mit ihm etwas abzuwickeln. Sein ehemals guter Freund. Ringo. Nachdem er ihn vor drei Jahren in den Bankrott gerissen hatte, hatte Danny ihn raus geworfen und ihre Freundschaft beendet. Nur Ringo schien dies noch immer nicht akzeptieren zu wollen. Er lebte nach dem Motto, die Zeit heilt alle Wunden, so schien es Danny zumindest. Er war am Ende gewesen. Sein Glück war Michael Taylor, sein Manager, der nicht allzu nachtragend war, wie sich zeigte und ihn wieder unter Vertrag nahm. Für eine Weile kam er bei ihm unter, bis er wieder auf eigenen Beinen stehen konnte. Eine Zeit, welche er sich wirklich nicht zurück wünschte. Selbst Alex und Kim hatte er seine Situation lange verschwiegen. Gegenüber der kleinen Schwester von Alex wollte er sich seine Naivität in dem Bezug nicht eingestehen. Es war ihm einfach zu peinlich gewesen. Dennoch war er froh, als es raus war und die beiden ihn nicht aufgezogen hatten. Kim war so verständnisvoll gewesen, hatte aber auch etwas vorwurfsvoll zum Ausdruck gebracht, dass sie enttäuscht war, dass er sich ihr nicht gleich anvertraut hatte. Sie war einfach nur ein liebenswerter Freund. Freundin. Mittlerweile hatte er sich ein Appartement gemietet. Es war kein Palast, aber groß genug für ihn. Michael stellte ihm zwar immer wieder Häuser vor, doch er lehnte ab. Auch wenn Michael oft mit einem leichten Seufzer ging, drängte er ihn zumindest nicht. Auf Grund der finanzielle Pleite war Danny weiterhin bei Liverpool geblieben, bald würde er aber einen neuen Vertrag unterschreiben und nach Amerika gehen zu Alex und Kim. Ersterer hatte von Real Madrid wieder in die Vereinigten Staaten gewechselt, seine Mutter und sein Großvater waren ihm gefolgt. Somit fühlte er sich ziemlich einsam hier in Groß Britannien. Eigentlich wollte der Brünette nicht die Tür öffnen, aber mittlerweile hatte es nun schon zum dritten Mal geklingelt. Genervt ging er zu Tür, riss sie auf und wollte Ringo grade so sehr anbrüllen, dass er sich für die nächsten Monate nicht mehr blicken ließ, da schlangen sich schon zwei Arme um seinen Rücken und ein fruchtiger Duft kitzelte seine Nase. "Hallo Danny. Ieh... du bist ja nass", stellte die kleinere Person erstaunt fest und ließ ihn abrupt los. "Ähm ja... äh hallo Kimmy. Was machst du denn hier?", fragte Danny verdutzt. Die Hunter sah ihn mit fragend hochgezogenen Brauen an. "Du hast doch gesagt, dass wir heute Abend miteinander reden können." "Äh ja, reden, also so über Skype oder Telefon... dachte ich. Ich wusste nicht…, ach komm rein und mach es dir bequem." "Hast du meine Nachricht nicht gelesen, die ich geschrieben habe?", fragte sie während sie durch die Tür schlüpfte. Schweigen beantwortete die Frage von Kim. Sie lachte leicht und beäugte Danny dann von oben nach unten, während dieser die Tür schloss. "Sag hast du vergessen dich für‘s Duschen auszuziehen oder ist eine Rohrleitung bei dir geplatzt." "Weder noch. Ich folge aktuell nur den neusten Modetrend. Versuch's auch mal, würde bestimmt super aussehen an dir. Am besten mit weißem Shirt", konterte Danny und grinste breit. "Pfff, Idiot. Mal im Ernst jetzt, wieso bist du klitschnass?" "Ich hatte Training?", erinnerte er sie und sie hob beschämt die Hand zum Gesicht. "Setz dich. Ich komme gleich." Mit diesen Worten, wandte er sich Richtung Schlafzimmer um, wo er sich trockene Sachen heraus suchte. Anschließend ging er ins Bad und schloss hinter sich die Tür. Seine nassen Sachen warf er achtlos über die Duschwände, an welche sie sich eng anschmiegten. Danny nahm sich sein Badehandtuch, trocknete sich ab und stellte dabei fest, dass er wirklich nass bis auf die Haut war, selbst seine Short musste er wechseln. Dabei überlegte er nun erneut fieberhaft, was Kim ihm wohl erzählen würde. Die wichtigere Frage war aber, konnte er ihr helfen? Nebenbei tippte er, immer mal wieder, auf seinem Handy herum und erblickte die Nachrichten, welche in seiner Abwesenheit angekommen waren. Ich komme gegen 19 Uhr bei dir vorbei. Meine Nationalmannschaft hat ihr Trainingslager bei dir in der Nähe aufgeschlagen. Danny seufzte auf, als er die Nachricht von Kim las, welche sie kurz nach seiner letzten verfasst hatte. Okay nun wusste er zumindest, wieso sie hier war. Alex war ihm allerdings noch die Erklärung schuldig, weswegen. Deine Schwester ist hier. Weißt du davon? Oder kam es nicht soweit, weil ihr euch gestritten habt? Und jetzt sag endlich was vorgefallen ist, lass mich nicht ins Messer laufen. Du weißt ich nehme jedes Fettnapf mit! Nachdem er die Nachricht an Alex abgeschickt hatte, las er die andere Nachricht, die noch seine Aufmerksamkeit forderte. Sie war von Michael. Er schrieb kurz, dass er zwei Angebote hatte von neuen Mannschaften und ob er Montag Zeit hätte. Natürlich hatte er, was er Michael auch so gleich mitteilte. Anschließend stellte er das Handy auf stumm. Er wollte nicht, das irgendwer ihn störte, während er Kim zu hörte. Sollte Alex antworten, würde er es durch die leichte Vibration mit bekommen, hoffte er zumindest. Er griff nach seinem Shirt und kam zurück ins Wohnzimmer, wo er begann es schnell überzustreifen. "Also Kimmy... argh", sagte er und wurde von einem kurzen Machtkampf mit seinem Shirt unterbrochen, "Wo drückt der Schuh?" Dass es mit Alex zu tun hatte, wollte er ihr lieber nicht sagen. Wer wusste schon, wie sie reagieren würde. Kurz darauf vernahm er ein Schluchzen. "Es ist wegen Alex. Er ist so ein Arsch." `Wohl wahr, er hat mir nämlich nicht gesagt, was er angestellt hat´, dachte Danny bei sich. Weinende Menschen zu trösten war für ihn normalerweise kein wirkliches Problem, wenn es Kim war die weinte, sah es anders aus. Aus irgendeinen Grund fühlte er sich dann immer etwas überfordert und ein winziges Bisschen verloren. Wie er es bisher immer geschafft hatte sie doch zu trösten, war ihm ein Rätsel. Er spürte einen Stich in seiner Brust und einen Kloß in seinem Hals, als Kim erneut laut aufschluchzte. Die Anspannung in ihm wuchs in dieser Situation spürbar an. Vorsichtig setzte er sich neben sie auf das Sofa, auf welchem Kim Platz genommen hatte, verfrachtete sein Handy auf der Armlehne hinter sich und legte den Arm um ihre Schulter, um diese dann sanft zu tätscheln. "Na komm, so schlimm?", fragte er. "Ja~", kam es kläglich von ihr. "Na dann erzähl mal, was hat er nun wieder angestellt", forderte er sie auf. Ein kurzer Schniefer folgte noch von Kims Seite, um sich zu sammeln. "Er lässt seit neusten den großen Bruder raus hängen und das auf eine penetrante Art und Weise." "Na ja, dass ist normal. Tut meiner auch noch ständig, wenn wir uns sehen und -." "Ach Unsinn! Das ist nicht dasselbe!", fauchte sie erzürnt. `Vorsichtig Danny, du näherst dich einem riesigem Loch. Nicht rein springen!´, mahnte er sich in Gedanken. "Okay, okay. Also nicht vergleichbar. Verstanden", lenkte er deshalb schnell ein. Kim zog noch einmal stark Luft ein, um ihren mittlerweile vor Wut bebenden Körper zu beruhigen. "Stell dir vor er schreibt vor was ich anziehen soll. Als ob es nicht schon schlimm genug sei, dass Dad es bereits tut. Ich bin doch kein Kind mehr! Und als ob das nicht schon der Gipfel der Frechheit wäre, meinte Alex zu mir gestern Abend, dass Franky nicht gut genug für mich wäre!" `Wer zum Geier ist Franky?´ "Dabei muss er grade reden, bei ihm bleibt ja auch keine Frau länger als eine Woche. Was weiß er schon von Liebe." "Ah -." Dannys Ausruf führte zu einem schwer definierbaren Blick seitens Kim. Sogleich biss sich Danny auf die Lippen und überlegte fieberhaft, was er nun zu erwidern hatte, ohne Groll auf sich zu ziehen. Diese Fettlöcher waren heute wieder großzügig gesät. Wie immer taumelte er mehr an ihnen vorbei, als dass er ihnen zielsicher auswich. Kims Situation erinnerte ihn doch ein wenig an Terry und ihn. Dieser hatte ihm auch alle Freundinnen ausgespannt, die er sich mühevoll gesucht hatte und in Terrys Augen etwas besseres als Danny verdient hatten. Irgendwie war es also doch gleich zu setzen, aber den Teufel würde er tun und dies Kim so sagen. "Äh, ja, dass ist... furchtbar", stammelte er mit so viel Empörung in der Stimme heraus, wie er auf die Schnelle auftreiben konnte. "Ich wusste, dass du es genauso siehst. Du bist ein wahrer Freund Danny", meinte die Brünette. Noch bevor Danny etwas weiteres sagen konnte, übermannte Kim eine erneute Tränenattacke und Trost suchend, drückte sie sich an seine Brust. Der Williams bremste sich, um nicht groß Luft auszuatmen und somit einen Teil seiner Anspannung los zu werden. Er glitt etwas Richtung Lehne mit dem rechten Arm. In diesem Moment spürte er die Vibration seines Handys an diesem. Langsam und Kim dabei behutsam über den Rücken streichelnd, zog er sein Handy hervor und bediente es mit einer Hand. Ja ich weiß, dass sie in England ist. Kannst du mir den Gefallen tun und auf sie aufpassen. Und noch mal ich habe nichts angestellt! Sie übertreibt maßlos! Ich glaube nicht, dass sie einen Bodyguard braucht, davon ab, dass ich für so was keine Zeit habe. Maßlos übertreiben? Sie liegt heulend in meinem Arm, weil du ihr vorschreibst, mit wem sie sich treffen darf. Sie liegt wo? Ach vergiss es. Ich bin nun mal ihr großer Bruder und muss ihr halt die unbequeme Wahrheit sagen. Dad sieht es genauso. Ach komm Alex, ich fand es auch nicht geil, wenn Terry sich in meine Beziehungen eingemischt hat. Lass sie sich treffen mit wem sie will. Ach jetzt bist du auf ihrer Seite? Vergiss es Danny, du hast keine Ahnung! Das ist nicht dasselbe! Aha, er hatte also wieder keine Ahnung, wie immer, und es war selbstverständlich auch in diesem Fall nicht das Selbe. Klar. Er verdrehte genervt die Augen. In dem Punkt waren sich die beiden Hunters also wieder einig. Er war der doofe und ahnungslose Volldepp vom heutigem Dienst, der sich gerade wieder zerreißen musste. Also passt du auf, dass dieser Typ sich von ihr fern hält? Ehrlich Alex, ich halte es für keine gute Idee. Ein toller Freund bist du! Der Typ ist 20 Jahre älter als Kim. Der hat Dreck am Stecken, dass weiß ich. Inwiefern? Ein Bekannter von mir hatte mal mit ihm zu tun. Er ist sich zwar nicht zu 100% sicher, aber er meinte, dass er was mit Drogen zu tun hat. Wenn der Typ sie in irgend eine Scheiße reinreitet bist du Schuld. Wow, Drohungen. Es wurde immer besser. Alex verstand sein heutiges Handwerk, ihn zu diesem Gefallen zu drängen und auf Kim aufzupassen. Aber die Beschreibung des Typen machte Danny dann ehrlich gestanden doch etwas misstrauisch und bereitete ihm Sorge. Natürlich wollte er nicht, dass Kim in etwas hinein geriert, was ihr Schaden könnte. Sie hatte noch so viel vor sich und so viel zu erreichen. Sie brauchte da eher jemand der sie verstand. Wenn gleich ein älterer Lebenspartner an ihrer Seite in seinen Augen dennoch besser war. Aber 20 Jahre? Dieser Vorwurf, den Alex da hervor brachte, und der nicht mal zu 100% belegt war, war schon hart. Er zweifelte, dass er Kim davon etwas gesagt hatte oder aber er hatte es und sie wusste es besser. Dennoch konnte er die Sorge von seinem Freund etwas besser nachvollziehen. Schon gut, schon gut. Ich pass auf. Danke. Hast was gut bei mir. Bring ihr jetzt einfach nur noch schonend bei, dass ich nur das Beste für sie will. Ich ruf dich dann an. Ausgerechnet ich soll...? Du hast echt Vertrauen in Fettnapf-Danny. Danny schaltete das Handy auf Standby und legte es auf die Lehne des Sofas. Kims Schluchzen war wieder verstummt und er spürte, wie ihr warmer und gleichmäßiger Atem durch das Gewebe seines Shirts auf seine Haut drang. Unweigerlich löste dies ein kleines Gänsehautschauer aus, welches wie eine Lawine an seinem Rücken hinunter ging. Das zurück bleibende Kribbeln war eine herrliche Mischung aus unangenehm und angenehm. "Kimmy, Kleines. Hör mal. Dieser... ähm Franky, den Alex und dein Vater nicht leiden können. Wie -" Die Angesprochene setzte sich wieder auf und wischte sich mit dem Handgelenk über das Gesicht, um die Tränen fort zu bekommen. Dabei verwischte sie auch etwas Mascara, welchen Danny erst jetzt bemerkte. Kim schminkte sich? Das war für ihn irgendwie neu und seiner Meinung nach hatte sie dies gar nicht nötig. Sie hatte so was damals doch noch nicht getragen und damals war sie schon sehr hübsch. Während er seiner Überraschung mit entsprechenden Blinzeln Ausdruck verlieh, bemerkte er, wie in Kims Blick ein Funkeln aufkam. `Oh Shit.´ "Dad findet Franky total in Ordnung!", schrie sie ihn an. Ihre Stimme klingelte schrill in seinem Gehörgang nach und er verzog kurz das Gesicht. "Tut er?", fragte er dann zaghaft. Also entweder hatte er Alex eben falsch verstanden oder Harold Hunter versuchte es aktuell auch beiden Seiten recht zu machen, genauso wie er. "Ja! Das hat er selbst zu mir gesagt!", fauchte sie zornig weiter, "Wie kommst du darauf, dass er ihn nicht leiden kann?" "Ähm... ja~haha, wie komme ich auf so etwas nur", lachte der Brünette leicht gequält und überfordert. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und lies seinen Blick durch seine Wohnung huschen. Verdammte kacke und jetzt? Er musste irgendwie wieder umlenken ohne Alex zu verraten. "Nun, da hab ich wohl falsch geschlussfolgert.... Ich dachte, wenn Alex gegen ihn ist, dann... na ja. Entschuldige. Ähm... was ich eigentlich wissen wollte. Wie ist dieser Franky eigentlich so?" Einen Moment starrte Kim ihn irritiert an. Der Wechsel war überraschend für sie gekommen, wie Danny schlussfolgerte und es verfehlte nicht seine Wirkung. Langsam wich der Zorn aus ihren Augen und wich etwas anderem, dass er wieder nicht definieren konnte. "Franky ist... er ist sehr liebevoll und witzig. Ein richtiger Gentleman und rücksichtsvoll." `Nein, Danny, verkneif dir die Würgegeräusche und sag verdammt noch mal nichts Abfälliges dazu. Du kennst die Masche, aber du bist schön ruhig.´ "Ah, das klingt ja eigentlich sehr gut. Wobei von 'nem älteren Herren sollte man solche Sachen wohl erwarten", meinte er grinsend und hätte sich im nächsten Moment am liebsten selbst geohrfeigt. "Älterer Herr? Wie kommst du darauf?", fragte Kim ihn auffordernd und musternd. "Ähm.. na ja. Ich äh kenne ja meines Gleichen und auch die jüngeren Kerle, ha ha, auf die trifft so eine Beschreibung kaum zu, ha ha. Äh, ähm. Geraten?" Sein Lachen war gezwungen, das bemerkte selbst jemand, der ihn nicht kannte. Kim sah auch nicht wirklich aus, als ob sie es ihm abnahm. "Hör zu Kimmy, ich... es ist ja egal, wie alt oder jung jemand ist. Er... er scheint dich ja glücklich zu machen. Ich bin der Letzte, der dich dafür verurteilt." Irgendwie fühlte es sich an, als würde er grade auf dem Rand eines sehr aktiven Vulkans umher tanzen. Taumeln. Von Kim kam nichts. Sie blickte ihn weiter an, wie ein Raubtier, dass dabei zu sah, wie seine Beute sich immer mehr in seine Nähe begab. "Alex... ist da nicht so ganz so... ähm tolerant. Das ist aber völlig normales Bruder-Trottel-Verhalten. Glaube mir. Er macht sich halt Sorgen. Es gibt so viele schlechte Menschen da draußen und er hat halt Angst, das Franky einer davon ist. ... Auch wenn er das nicht ist, okay? Okay?" Kims Lippen wurden zu einem schmalen Strich zusammen gepresst. Das bedeutete absolut gar nichts Gutes. Im Lügen und verbergen war er so grottenschlecht. Nach wie vor. "Alex. Du hast mit ihm gesprochen." "Nein, nein gesprochen habe ich nicht mit ihm. Ich schwöre es!" Gelogen war dies zumindest nicht. Er hatte mit ihm nicht gesprochen, nur geschrieben. Sein Handy leuchtete auf der Sofa Lehne auf. Die Vibration war nicht zu hören, durch das Polster. Dafür war der Name des Anrufers sehr deutlich zu erkennen. `Verdammt nicht jetzt! Alex, verdammt!´ "Ich hätte es wissen müssen. Ihr steckt beide unter einer Decke! Und ich hab gedacht, dass ich mit dir vernünftig reden kann. Ich dachte, du würdest mich verstehe. Ich dachte, du wärst mein Freund!", schrie sie nun wieder zornig, sprang auf und begann in Richtung Tür abzumarschieren. Das Handy ignorierend erhob sich nun auch Danny, um ihr nach zu setzen. "Kimmy, warte. Es ist nicht so wie es aussieht. Wirklich nicht! Kimmy, lass mich -" "Hör auf mich Kimmy zu nennen. Ich bin kein kleines Kind mehr! Hör auf!" "Kimm -. Kim. Warte bitte." Er versuchte nach ihrem Handgelenk zu greifen, doch mit einer schnelleren Reaktion entzog sie ihm dieses noch bevor er es erreichen konnte. "Du kannst meinem Bruder sagen, er kann mich mal! Und wage es ja nicht mir nachzuspionieren!" `Verdammt sie kennt ihren Bruder so gut´, dachte er bei sich. Dann riss sie die Tür auf und bog nach rechts ab in Richtung Treppenaufgang, statt nach links zu den Fahrstühlen. Die widerhallenden Wände gaben ihm zu verstehen, dass sie wieder zu weinen begonnen hatte. "Kim, warte! Hör mir doch nur einen Augenblick zu", setzte Danny an und wollte ihr nach eilen. Verdammt, wieso musste es so schief gehen. Wer wusste schon was ihr passieren würde, wenn sie in dieser Verfassung auf die Straße zu hielt. In seinem Kopf begannen sich mehrere Szenarien abzuspielen und irgendwie endeten die meisten mit einer Blut überströmten Kim. Um so erleichterter war er, als sich Kim zu ihm umdrehte. Ihre geröteten, verweinten Augen blickten zu ihm. Im selben Augenblick schlangen sich zwei Arme von der Seite um seinen Hals. "Hi Danny", flüsterte eine Frauenstimme in sein Ohr. Sein Kopf wandte sich der wohl bekannten Stimme zu und sogleich spürte er zwei Lippen auf den seinigen. Aus dem Augenwinkel, sah er, wie sich Kim umdrehte und weiter Richtung Treppenhaus lief. `Verdammte Kacke! Ausgerechnet jetzt, Ashley?´ Der Kuss wurde von ihm je unterbrochen und er drehte nun wieder seinen Kopf in Kims Richtung, welche aber bereits nicht mehr zusehen war. Nur schwach nahm er den Widerhall ihrer Schuhe von der Treppe her war. Oder bildete er sich ein sie noch hören zu können? "Wer war die Kleine?", fragte die Frauenstimme,"Hast du eine Neue ohne es mir zu sagen?" "Hey Danny... oh störe ich grade?", tauchte nun noch eine männliche Stimme links hinter Ashley und ihm auf. Sein Blick wandte sich zur anderen Seite, wo nun Ringo in sein Sichtfeld kam. Er musste wirklich heute Zucker in den Taschen haben und zwar Tonnenweise! "Ashley, das war Kim, die Schwester meines Kumpels Alex. Ringo verpiss dich", sagte er, während er sich etwas grob aus Ashleys Umarmung befreite, nur um dann Anstalten zu machen, Kim doch noch zu folgen. "Aha. Warum willst du ihr nach? Lass uns doch lieber etwas zusammen machen, Daniel." "Wenn ich ähm, kurz noch vorher stören kann. Danny. Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, aber dieses Angebot hier… ." Kim war definitiv weg, stellte Danny fest und, so hoffte er, ohne irgendwelche Blessuren. Einen Knall hatte er nicht gehört, das war schon mal viel Wert, dennoch würde er zur Sicherheit gleich ebenfalls runter gehen und nach ihr schauen. Spionieren hin oder her, er wollte seine Angst beruhigen. Genervt fuhr er sich dann durch das Haar und drehte sich zu den Beiden um. "Ringo, raff es endlich. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben! VERPISS DICH ENDLICH! Und Ashley, ich.. ich hab gerade keine Zeit für dich, können wir nächstes Mal was machen?" Ashley hob vernichtend eine Augenbraue: "Tze. Vergiss es Danny. Denkst du jemand wie ich lässt sich versetzen? Wegen einem kleinen Teenie-Flittchen? Dann lauf ihr nach, wenn ich dir nicht gut genug bin." `Sie ist die Schwester meines besten Freundes, du toupierte Deppin´, entließ Danny in Gedanken. Weiterhin genervt ging er in seine Wohnung und knallte sowohl Ringo, als auch Ashley, welche wohl darauf wartete, dass Danny sie bekniete zu bleiben, die Tür vor der Nase zu. In einem kurzen Moment fragte er sich, was er an Ashley so klasse gefunden hatte. Sein Kopf meldete, dass es ihr wirklich attraktiver Modelkörper war. Doch Kim als Flittchen zu bezeichnen, war definitiv zu viel des Guten. Etwas, was er beim besten Willen nicht akzeptieren konnte. Kim war lieb, nett, fröhlich und so unfassbar niedlich, wenn ihr Temperament aufbrauste. Dies stellte er nun wieder einmal fest, als er das Stimmengewirr von Draußen aussperrte und die Stille sich zurück meldete. Erschöpft ging er zum Sofa, wo das Handy zum wiederholten Male - oder immer noch, wer wusste das schon - aufleuchtet. Er nahm mit einer lässigen Bewegung das Handy auf und den Anruf an. "Du bist ein mega Arsch Alex", sagte er noch bevor dieser sprach. "Hä? Wieso? Wieso bist du auf ihrer Seite?" "Ich bin auf gar keiner Seite verdammt noch mal. Hört auf mich wie ein Tau hin und her zuziehen", sagte er zornig, dann holte er tief Luft, "Wegen dir ist Kim weg, im Übrigen soll ich dir von ihr ausrichten, dass du sie mal kannst, und sauer auf mich ist sie auch. Ich hab Ashley verloren und Ringo habe ich deinetwegen auch noch ertragen müssen." Dass er eigentlich froh war Ashley los zu sein, nachdem wie sie sich gerade verhalten hatte, sagte er Alex nicht. Dieser sollte sich jetzt auch so schlecht fühlen, wie er sich die letzte halbe Stunde hatte fühlen müssen. Zumindest ein wenig. Schweigen. "Das mit Ashley tut mir Leid... ich...." "Lass mich erst mal in Ruhe, ja? Und red mal mit deinem Vater, der bestärkt Kimmy bei der Beziehung mit Franky." "Wa - Was? Ich... okay." "Bis dann." Er wartete nicht bis Alex antwortete und legte auf. Anschließend schmiss er sein Handy auf den Tisch und starrte die Decke an, um sich dann müde über die Augen zu fahren. Er ging zu seinem Fenster, blickte hinab zur Straße. Auf dieser Seite war Kim nicht zusehen und der Verkehr floss ganz gemächlich vor sich hin. Hoffentlich machte Kim jetzt nichts Dummes. Hoffentlich passierte ihr nichts. Verdammt! Er wandte seinen Blick ab vom Fenster und starrte in Richtung Wohnungstür. Er musste ihr nach und die andere Seite des Appartementblocks absuchen. Aber vor seiner Tür standen sicherlich noch die anderen Beiden. Er wurde das Gefühl nicht los, dass hier etwas mächtig gegen den Baum lief. Irgendwie fühlte er sich, wie ein Raubtier in einem Zirkuskäfig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)