Warten auf Godot von Sometime ================================================================================ Kapitel 3: "Warum nicht?" ------------------------- Langsam wurde das ziellose herumirren in der Nachtluft zu James Gewohnheit, gleich neben sich heulend im Bett verkriechen. "Was ist nur los mit dir, Potter? Du bist doch sonst nicht so!", rügte er sich selbst und raufte sich durch seine Haare. Wenn das alles so weiter ging, hätte er bald eine Glatze. Mangels anderer Optionen, und weil es langsam wirklich kühl wurde, schlug James den Heimweg ein. Das untere Stockwerk war dunkel, Albus' immer war hingegen noch beleuchtet und es leise Musik drang bis auf die Einfahrt vor. 'Wenigstens einer hatte Spaß.', dachte der Potter bei sich und kam nicht umhin, sich an Teddys Seite zu wünschen. Als er die Tür aufschloss und in den Flur trat wurde ihm allerdings bewusst, was er seinem Vater vor dem fluchtartigen Verlassen des Hauses gestanden hatte. "Verfickte Scheiße.", stöhne er verzweifelt. "Allerdings, junger Mann. Wo warst du bitteschön?" Sein Vater hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und wartete auf eine Erklärung seines Erstgeborenen. "Ich war unterwegs.", meinte dieser nur und wollte an seinem Vater vorbei in die Küche gehen. "Nicht so schnell. Die Küche ist geschlossen, mein Freund." James starrte seinen Vater an. "Du kannst mir nicht verbieten etwas zu essen." "Mache ich auch nicht. Wir haben zu Abend gegessen, wenn du dich nicht benimmst ist das nicht mein Problem." Ungläubig schüttelte James seinen Kopf. "Darf ich dann wenigstens in mein Zimmer gehen? Oder ist das auch geschlossen?" Ohne eine Antwort abzuwarten schob sich James an seinem Vater vorbei und verschwand in seinem Zimmer. Kaum war er dort angekommen, packte ihm die Wut. "Verfickte Dreckskacke! Fuck!" Er wischte mit einem Mal seinen Schreibtisch leer, seine Sachen landeten auf dem Boden. James Blick fiel auf ein Foto von Teddy und ihm aus dem letzten Sommer. Die beiden waren am Strand und hielten sich im Arm. "Dieser Wichser!", mit diesen Worten landete das Foto an der gegenüberliegenden Wand. Schon wieder liefen ihm verräterische Tränen über die Wangen und seine Beine knickten ein. Ehe er sich versah, hockte er auf dem Boden und die salzigen Tränen landeten auf dem Teppich. "Ich hasse dich! Ich hasse dich, ich hasse dich!" Seine gesamte Gefühlswelt brach über ihm ein, sein Vater, sein Outing, Teddy. James wurde alles zu viel, seine Brust schnürte sich zu und ihm fiel ihm zunehmend schwerer zu Atmen. Seine Tür wurde aufgerissen und ein zerzauster Albus stürmte in sein Zimmer. "Fuck, James. Was ist passiert?" Al ließ sich neben sein Bruder fallen und legte ihm eine Hand auf den Rücken. "Ich-ich ka-kann nicht me-meh-r a-a-atmen.", brachte dieser nur raus. "Ich krieg-kriege keine Lu-Luft." "Du musst ihm ans Fenster stellen, Al.", kam Scorpius' Anweisung aus dem Hintergrund. Albus half seinem Bruder auf und stütze ihm auf dem Weg zum Fenster. "Gut, zieh ihm sein Shirt aus. Seine Atemwege dürfen nicht beengt sein.", leitete der Malfoy seinen Freund an. "Wenn du mir an die Wäsche willst, ha, musst du nur was sagen.", grinste James, mit deutlich mehr Luft in den Lungen. "Schön, dass du sogar in dieser Situation scherzen kannst. Arme hoch.", rügte Albus seinen großen Bruder. Kaum war das Shirt unten und seine Lunge befreit, spürte James, wie sich der Knoten löste und sein Körper mit Sauerstoff durchflutet wurde. Er spürte schon wieder Tränen aufsteigen, diesmal aus Erleichterung. "Fuck. Ich dachte für einen kurzen Moment ich ersticke.", stieß er dann aus. Sein Bruder nickte: "Das kannst du laut sagen. Du hast mir echt Angst gemacht." James atmete tief ein und fischte sich eine Zigarette aus Teddys Päckchen, was von seinem Bruder und dessen Freund mit großer Skepsis beäugt wurde. "Ich habe mich bei Dad geoutet. Bevor ich gegangen bin." Er betrachtete die glühende Spitze der Kippe. "Also weiß Dad jetzt, dass du schwul bist? Was hat er gesagt?" Al setze sich auf das Bett, Scorpius nach kurzem Überlegen neben ihn. "Nicht schwul, Pan. Und er hat nichts gesagt, hatte ja noch nicht mal die Möglichkeit. Ich bin direkt abgehauen." Albus kniff seine Augen zusammen. "Vielleicht solltest du dann einfach mit ihm reden? Dann versteht er auch warum du dich die ganze Zeit wie ein Arsch verhältst." "Natürlich, das wird ein wunderbares Vater-Sohn-Gespräch." James verdrehte seine Augen und mimte: "'Hey, Dad, was ich dir noch sagen wollte: Teddy, dein Patensohn, und ich haben gevögelt. Viel Mal, um genau zu sein. Ja, also schönen Tag noch, Dad.'" "Du musst ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Ein guter Anfang wäre, dich nochmal zu outen. Und zwar in Ruhe und nicht zwischen Tür und Angel.“ Albus gähnte kräftig und stand auf. "Wir gehen ins Bett, oder Scorp? Gute Nacht, Jamie." Damit verschwanden die beiden aus seinem Zimmer. James nickte, mehr um irgendwie zu reagieren, als sich wirklich zu überzeugen. Al hatte es auch leicht gehabt. Er war mit Scorpius nach Hause gekommen, ihn als sein Freund vorgestellt und die Sache war gegessen. Dad hatte nicht einmal etwas dagegen gesagt, aus Angst die, eh schon schwierige, Verbindung zu seinen Sohn zu zerstören. Ob er sich ein weiteres Mal so ruhig und kooperativ verhalten würde, bezweifelte James stark. Er war mit den Nerven am Ende und einen weiteren Streit mit seinem Vater würde er nicht Überleben. Als James am nächsten Morgen aufwachte, brannten seine Augen und sein Kopf pochte. Am liebsten wäre er in seinem Bett liegen geblieben und den Tag verschlafen. Doch das trampeln seiner Geschwister und das Klirren des Geschirrs machte es ihm unmöglich wieder einzuschlafen. Außerdem knurrte sein Magen, immerhin hatte er gestern kein Abendessen gehabt. Das Frühstück war schon im vollen Gange, als er das Esszimmer betrat. Lily plapperte fröhlich vor sich hin und hörte gar nicht auf Albus' Bemerkungen. Ginny war die erste, die den Neuankömmling bemerkte. "Morgen, Schatz. Setz dich doch." Mit einem Mal war der Tisch still, keiner schien die Szene vom Vorabend vergessen zu haben. Etwas eingeschüchtert setze er sich auf den freien Stuhl und blickte unsicher zu seinem Vater. Dieser presste seine Lippen zusammen und blickte skeptisch zu seinem ältesten Sohn. "Schwul, also, hm?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)