Dunkle Vergangenheit von -Maru- (*ÜBERARBEITUNG UND NEUE FREISCHALTUNG ALLER KAPITEL*) ================================================================================ Kapitel 4: 4. Die Zicken von Slytherin -------------------------------------- 4. Die Zicken von Slytherin Sanfte Sonnenstrahlen fielen durch die hohen, kleinen Fenster in den Fünfklässler- Jungenschlafsaal der Slytherins. Draco wurde durch das warme Kitzeln der Sonnenstrahlen auf seiner Nase geweckt. Er rieb sich noch kurz den Schlaf aus den Augen, bevor er ins Bad ging und sich fertig machte. Nachdem er soweit war, lief er mit großer Vorfreude die Treppe zum Gemeinschaftsraum runter. Dort angekommen, sah er sich um und fand, was er suchte. Auf dem großen, dunkelgrünen Sofa vor dem Kamin lag Laura auf ihrer linken Körperseite in einer schwarzen Decke eingehüllt. Lächelnd, erinnerte Draco sich an gestern Abend... Rückblick vom 1. September 1995: Nach dem Abendessen rief Draco die neuen Erstklässler zu sich und ging mit Millicent Bullstrode, die ebenfalls zur Vertrauensschülerin gewählt worden war, voran, um ihnen den Weg zu ihrem Gemeinschaftsraum zu zeigen. Laura war mehr das Schlusslicht und betrachtete sich während der kleinen Wanderung zu den Kerkern das Innere des Schlosses. Es dauerte ungefähr fünfzehn Minuten, bis sie den Gemeinschaftsraum der Slytherins erreichten. Das Passwort hieß 'Reichtum'. Irgendwie überraschte Laura das gar nicht. Der Gemeinschaftsraum war sehr kalt und wurde nur von ein paar grün leuchtenen Kronleuchtern und einem flackernden Feuer im Kamin erhellt. Draco und Millicent brachten die Erstklässler in ihre Schlafsäle und Laura setzte sich auf einen der Sessel. Sie sah auf, als sie bemerkte, dass jemand neben dem Sessel stand. Es war ein Mädchen in ihrem Jahrgang mit langen, schwarzen, geflochtenen Zöpfen und braunen Augen. Die schaute Laura an, als ob sie das Widerlichste auf der gesamten Welt wäre. "Du bist also die Neue. Willkommen, ich bin Pansy Parkinson und habe hier das Sagen bei den Slytherinmädels", sagte das Mädchen im eingebildeten Ton. Laura kannte ihren Nachnamen. Die Parkinsons waren ebenfalls Todesser, doch sie hatten nicht einen so bekannten Ruf wie zum Beispiel die Malfoys. Sie versuchte, dieses Mädchen nicht zu beachten und sah ins Kaminfeuer. Pansy nahm ihr diese Reaktion mehr als übel und stellte sich erneut in Lauras Blickfeld. "Hey, wenn du dich mir gegenüber weiter so benimmst, dann sorg ich dafür, dass du bald wieder den Zug nach Hause nehmen kannst!", zischte Pansy provozierend wie eine Schlange. Laura sagte noch immer nichts. "Übrigens ... wir haben gerade kein Bett für dich in unserem Schlafsaal. Sieht so aus, als ob du diese Nacht hier im Gemeinschaftsraum verbringen musst." Das brachte Laura endlich zum Sprechen. "Kein Bett? Von wegen! Ihr wollt mich einfach nur nicht in eurem Schlafsaal haben -" "Gibt es Probleme?", fragte jemand hinter den beiden Mädchen. Es war Draco Malfoy. "Oh, Draco, nein, ich habe unserer neuen Mitschülerin nur erklärt, dass wir kein Bett für sie haben. Doch sie hat mir unterstellt, ich würde lügen",erzählte Pansy mit einem gekünstelten Schluchzer. Laura verdrehte genervt die Augen. Plötzlich bekam Draco wieder dieses blöde Grinsen. "Ist doch nicht schlimm. In unserem Schlafsaal sind noch ein paar Betten frei. Also kannst du bei uns schlafen, Elisha", bot er Laura an. "Niemals!", zischte diese empört. Was fiel diesem Schleimer überhaupt ein? Sie würde niemals mit ihm in einem Saal schlafen. Er und seine beiden Gorillas würden sie doch nur begaffen und vielleicht noch im Schlaf befummeln. Auch Pansy schien überhaupt nichts von dieser Idee zu halten. "Was soll das, Draco? Es ist verboten, gemischt in einem Saal zu schlafen!", sagte sie mit dem Gesicht einer Furie. "Na und? Das muss ja keiner erfahren, oder, Pansy?", konterte er und sah sie ermahnend an. Pansy sah ihm noch einmal wütend in die grauen Augen, bevor sie zu ihrem Schlafsaal hochging. Draco wusste, dass sie wegen ihm nicht petzen würde. Sie war doch wirklich eine Nervensäge. "Ich schlafe hier auf dem Sofa", sagte Laura schließlich und kramte in ihrer Reisetasche nach einem Nachthemd. "Ach wirklich? Ich an deiner Stelle würde es mir nochmal überlegen. Eine Nacht auf dem Teil und du hast morgen eine schöne Nackenverspannung." "Immer noch besser als in deinem Schlafsaal zu schlafen", sagte Laura und ging in den Waschraum. Draco konnte bei diesem Mädchen nur den Kopf schütteln und ging kurz darauf nach oben ins Bett. Ende vom Rückblick Tja, dieses Mädchen war doch wirklich anders als die anderen. Sonst verehrte ihn jedes Slytherinmädchen und das sollte auch so bleiben. Irgendwann würde sie ihm auch zu Füßen liegen, dafür würde er sorgen. Er hatte sich inzwischen auf einen der Sessel gesetzt und beobachtete die schlafende Laura. Man hätte sie fast mit dieser Muggelprinzessin vergleichen können, die einst von einer Hexe mit einem Apfel vergiftet worden war. Schwarzes Haar wie Ebenholz und weiße Haut wie Schnee. Nur ihre Lippen waren anstatt blutrot sanft rosa. Sie war wirklich schön, das musste er sich eingestehen. Plötzlich fiel eine Haarsträhne in Lauras Gesicht. Draco bemerkte dies und ging auf sie zu. Er wollte ihre Strähne gerade wieder hinter ihr Ohr streichen, als sie auf einmal blitzartig ihre Hand hob und seine von sich fern hielt. Langsam und bedrohlich öffnete sie ihre Augen. "Lass bloß deine schmierigen Finger von mir!", flüsterte sie wütend und ließ angewidert seine Hand los. Draco war so erschrocken, dass er beinahe in den Kamin stolperte. Doch er konnte sich gerade noch rechtzeitig halten. Da er nicht wusste, was er tun sollte, verließ er, ohne noch ein Wort zu sagen, den Gemeinschaftsraum. Laura schaute ihm noch lange entrüstet hinterher, bevor sie aufstand und sich fertig machte. *** Mariah war inzwischen früh aufgestanden und saß bereits am Tisch der Gryffindors. Sie war es gewohnt, wenig zu schlafen und war nicht gerade ein Morgenmuffel. Hoffentlich würden sich die anderen keine Sorgen darum machen, dass sie nicht mehr in ihrem Bett lag. Da sie nach dem Aufstehen einen großen Hunger gehabt hatte, hatte sie sogleich versucht, den Weg zur Großen Halle zu finden. Obwohl Hogwarts der reinste Irrgarten war, hatte sie sich zu ihrer Überraschung nicht einmal verlaufen. Gerade, als sie anfing ihren zweiten Pfannkuchen zu essen, stürmte Draco Malfoy eilig in die Halle und setzte sich an den Slytherintisch. 'Was bildet sich diese Zicke eigentlich ein? Ich wollte ihr doch nur die Haarsträhne zurückstreichen!', dachte er wütend. Sie hatte es doch tatsächlich gewagt ihn, einen Malfoy so anzufahren. Er würde versuchen, ihren unverschämten Stolz zu brechen, es war nur eine Frage der Zeit. 'Na, der sieht ja nicht gerade gutgelaunt aus. Hoffentlich geht es Laura gut', hoffte Mariah und schluckte das letzte Pfannkuchenstück runter. Nach zirka zehn Minuten kamen auch noch die restlichen Schüler zum Frühstück. Mariah schaute sich um und entdeckte schließlich Laura, die diesmal zu ihrem Glück einen anderen Sitzplatz gefunden hatte. Mariah zuckte merklich zusammen, als sie eine Hand auf ihrer Schulter fühlte. Hinter ihr stand eine etwas säuerlich wirkende Hermione Granger. "Wieso hast du uns nicht Bescheid gesagt, dass du hierher gehen willst? Wir haben dich wie die Irren gesucht!" Erst jetzt bemerkte Mariah, dass auch Harry und Ron hinter Hermione standen. "Tut mir sehr Leid. Ich bin sehr früh aufgewacht und war so hungrig. Da ich euch nicht wecken wollte, bin ich dann alleine losgegangen. Glücklicherweise hab ich mich kein einziges Mal verlaufen. Es tut mir wirklich Leid." "Ach, ist schon in Ordnung. Hermione wird dir schon nicht gleich eine Strafarbeit auftischen", sagte Harry und lächelte freundlich. "Natürlich nicht", sagte Hermione, "Aber das nächste Mal hinterlässt du uns bitte eine Nachricht." Mariah nickte und bot den anderen etwas vom Pfannkuchen an. Eine Zeit lang genossen sie ihr Frühstück und redeten über Gott und die Welt. Mariah trank gerade genüsslich von ihrem Kürbissaft, als Ron ihr plötzlich auf die Schulter tippte. "Was ist?", fragte sie. "Ist dir aufgefallen, dass Malfoy Elisha ununterbrochen anstarrt?", fragte Ron und zeigte zum Slytherintisch. Mariah schaute hin. Tatsache - Malfoy beobachtete Laura wie ein Löwe seine Beute. Hoffentlich würde er seine Finger bei sich behalten. Plötzlich trafen sich die Blicke von Mariah und Laura. Mariah überlegte kurz und zeigte mit einem Nicken zur Tür. Laura verstand dies, stand auf und verließ die Große Halle. "Entschuldigt mich bitte, ich muss mal kurz mit Elisha sprechen", sagte Mariah und verließ ebenfalls die Große Halle. Das Trio schaute ihr überrascht hinterher. Jeder hatte soeben den gleichen Gedanken. Sie fanden Elisha zwar sehr nett, aber sie war zu einer Slytherin geworden. Und jeder wusste, dass dort alle schwarzen Schafe der Zaubererwelt gelandet waren. *** Mariah sah sich fieberhaft in der Eingangshalle um. Schon bald entdeckte sie Laura, die sich an einer Säule lehnte. Mariah ging zu ihr und wollte gerade etwas sagen, als Laura die Hand hob, um sie zum Schweigen zu bringen. "Bevor wir reden, könntest du mir bitte kurz meinen Nacken massieren?", bat Laura und drehte ihren Rücken zu Mariah. Diese guckte zuerst irritiert, legte dann aber ihre Hände auf die Schultern ihrer besten Freundin und fing an, sie zu massieren. Gute Güte, waren ihre Nackenmuskeln verspannt. "Auf was hast du letzte Nacht geschlafen? Auf einem Holzbrett?" "Nein, auf einem dunkelgrünen Sofa vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum der Slytherins. Weiter nach links bitte, ja genau da." "Wie? Hatten die denn kein Bett mehr?" "Doch, aber in Malfoys Schlafsaal. Dreimal darfst du raten, warum ich da nicht rein wollte." "Große Klasse. Wie sind die anderen Slytherins?" "Frag bloß nicht. Du kennst doch die Parkinsons, oder? Ich habe schon Bekanntschaft mit ihrer ach so reizenden Tochter Pansy gemacht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sich diese Tussi an Malfoy ranschmeißt." "Dadurch scheint der ja nicht sehr befriedigt zu sein; er hat dich heute früh nämlich die ganze Zeit angestarrt." "Denkst du, das hab ich nicht bemerkt? Heute Morgen hat der sogar versucht, mich im Schlaf zu berühren." "Wie bitte?!" Mariah war entsetzt. "Dann solltest du weiterhin gut darauf achten, dass er seine Finger bei sich behält." "Das musst du mir nicht extra sagen, bitte weiter in die Mitte. Und? Wie war deine erste Nacht bei den Gryffindors?" "Och, ganz okay. Die sind alle sehr nett. Besonders Harry." "Aha ... Wie soll ich das denn verstehen?" Laura kicherte leise. Plötzlich drückte Mariah ihre Finger so stark in Lauras Schulter, dass diese leicht aufschrie. "Au! Hey, das war doch bloß ein Scherz, Mariah! Nur ein Scherz!", sagte Laura mit einem leichten Anflug von Panik in der Stimme. Mariah schien nach ein paar Sekunden wieder zur Besinnung zu kommen. Ängstlich schaute sie ihre Freundin an und ließ sie los. "Es-es tut mir Leid, Laura! Ich weiß nicht, weshalb mich das plötzlich so aufgeregt hat. Hab ich dir sehr wehgetan?" "Nein, ist schon gut. Entschuldige, ich wollte dich nicht provozieren." "Das hast du nicht. Aber bitte ... mach nicht mehr solche Witze, ja?", sagte Mariah immer noch sehr verstört und ging ohne ein weiteres Wort zurück in die Große Halle. Laura schaute ihr noch traurig hinterher, bevor auch sie wieder zurück in die Halle ging. Mariah setzte sich wieder zu ihren neuen Freunden und versuchte, so zu wirken, als sei das eben Geschehene nicht passiert. Dies schaffte sie auch mit gutem Erfolg. Es war lange her, dass sie so reagiert hatte. Aber das war eine Warnung für sie. Sie dürfte für Harry bloß nicht mehr empfinden als Freundschaft. Sie, als der Abkömmling des schlimmsten Tyrannen, der jemals in der Zaubererwelt gelebt hatte, verdiente am wenigsten solche Gefühle wie Liebe. Nach kurzer Zeit kam Professor McGonagall am Gryffindortisch vorbei und teilte die Stundenpläne aus. Als sie bei Mariah stehen blieb, verwandelte sich ihre sonst so strenge Miene in ein zufriedenes Lächeln. "Ich freue mich, dass Sie sich schon so gut in unserem Haus eingewöhnt haben, Miss McKay", sagte sie und gab ihr den Stundenplan. "Danke, Professor McGonagall." "Och nö! Wir haben gleich Doppelstunde Zaubertränke! Wie? Schon wieder mit den Slytherins? Können sich die Lehrer nicht mal ein anderes Partnerhaus für uns einfallen lassen?!", grummelte Ron verärgert. Mariah schaute überrascht zu ihm. Anscheinend hatte er nicht bemerkt, dass Professor McGonagall noch am Tisch war. Die Lehrerin schritt langsam hinter Ron, der sie noch immer nicht bemerkte. "Toll, und gleich danach Verwandlung bei der McGonagall - Als ob uns Snape nicht schon reichen würde", fügte er noch hinzu. McGonagalls Lippen wurden zu einer sehr schmalen Linie. Mariah hielt den Atem an. Auch Harry und Hermione bemerkten dieses Szenario und versuchten, Ron auf seine Dummheit aufmerksam zu machen. "Äh, Ron? Du solltest lieber nicht so über die Lehrer reden", nuschelte Hermione nervös. "Wieso? Über Snape lästern wir doch andauernd. Und was sollte die McGonagall schon mit mir anstellen? Sich in eine Katze verwandeln und mir die Augen auskratzen?" "Zu Ihrem Glück bestrafe ich die frechen Schüler nicht mit solchen Dingen, Mr. Weasley", ermahnte McGonagall nun endlich. Ron erstarrte und wagte es nicht, sich umzudrehen. Auch die anderen sagten kein Wort. "Wie auch immer, wir sehen uns in Verwandlung wieder. Und seien Sie gut vorbereitet, Mr. Weasley", sagte Professor McGonagall kühl und ging zum Lehrertisch. Ron sah ihr entgeistert nach. "Wie lange hat die denn schon hinter mir gestanden?", wollte er schließlich von Harry wissen. "Seit du dich über Zaubertränke beschwert hast", sagte dieser und fing an laut loszulachen. Auch Mariah konnte sich nicht mehr beherrschen und hämmerte mit ihrer Hand vor Lachen auf die Tischplatte. Hermione sah Ron noch lange streng an, bis auch sie sich durch das Lachen anstecken ließ. Als sie sich wieder beruhigt hatten, machten sie sich auf dem Weg zum Kerker für Zaubertränke. Mariah machte sich immer noch Vorwürfe wegen dem Vorfall in der Eingangshalle, hoffte aber inständig, in den nächsten zwei Stunden neben Laura sitzen zu können. Diese war inzwischen ziemlich nervös und konnte beim Warten vor dem Kerker kaum still stehen. Was war nur mit ihr los? Gestern Abend, als sie ihrem Vater in die Augen gesehen hatte, war das wie in Trance gewesen. Jetzt aber war sie bei vollem Verstand und musste mit ihm und den Slytherins ganze zwei Stunden in einem Raum verweilen. Da kam er, Severus Snape, um die Ecke und sah aus, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte. Sofort fiel sein Blick auf die beiden Mädchen, den er aber sofort wieder abwandte. "Ab in die Klasse!", rief er barsch in die Runde und jeder gehorchte. Harry setzte sich neben Ron, Hermione neben Neville und Mariah neben die immer noch sehr nervöse Laura. Wie immer am Schuljahresanfang wurde die Namensliste überprüft und wie immer sprach Snape die Namen der Gryffindors, vor allem Harrys, mit großer Abscheu aus. Auch bei Mariah war es nicht anders. Bei Laura hingegen sprach er den Namen ohne jede Emotion aus. Bei ihr wollte er sich nicht viel herausnehmen. Die ganze letzte Nacht lang hatte er an ihren eiskalten Blick bei der Auswahl denken müssen. Irgendwie war ihm das unheimlich, dass sie heute so eingeschüchtert wirkte. Als er auch bei den Slytherins fertig war, sah er in die Runde. "Da wir ab diesem Schuljahr eine besonders schwere Zeit durchmachen werden, beschäftigen wir uns in der nächsten Zeit mit Tränken, die gegen die dunklen Künste helfen", sagte er mit öliger Stimme. Ron beugte sich zu Harry rüber. "Der hat wohl so lange gebettelt, damit er wenigstens einen Anteil seines Traumberufes unterrichten darf." "Wollten Sie uns etwas mitteilen, Mr. Weasley?", fragte Snape bedrohlich. Ron zuckte zusammen. "Nein, nein, Professor!" Mariah fing an, leise zu kichern. Entweder hatte Professor McGonagall Snape erzählt, was beim Frühstück passiert war oder das war einfach nicht Rons Tag. "Fünf Punkte Abzug für Gryffindor wegen unverschämtem Gackern während der Stunde, Miss McKay", sagte Snape schadenfroh, nachdem er ihr Kichern bemerkt hatte. Mariah wurde rot und verstummte. "Warum sitzen Sie bei Miss Blaine und nicht bei Ihren Hausgenossen", fragte er unfreundlich. Es war für ihn schon ein ungewohnter Anblick, dass eine Gryffindor und eine Slytherin freiwillig nebeneinander saßen. "Wieso? Ist es etwa verboten, neben einem Schüler aus einem anderen Haus zu sitzen?", fragte Mariah herausfordernd. Snape starrte sie säuerlich an. "Nochmal fünf Punkte Abzug und wenn Sie sich nicht sofort wegsetzen, werden es zwanzig." Mariah ließ sich das nicht zweimal sagen und setzte sich zwischen Ron und Harry, die extra für sie zur Seite rückten. Laura blieb alleine sitzen, was sie nicht sonderlich störte. In der ersten Stunde mussten sich die Schüler die Rezepte von sehr nützlichen Tränken aufschreiben. In der zweiten brauten sie in Zweiergruppen einen Trank, der jemand Müden nach kurzer Zeit wieder zu Kräften kommen ließ. Wenigstens dabei dürften Mariah und Laura zusammenarbeiten. Snape lief wieder mit seinem wehenden, schwarzen Umhang wie eine Fledermaus durch die Klasse und beurteilte die gebrauten Tränke. Bei den Gryffindors motzte er mal wieder rum wie ein Weltmeister. 'Tja', dachte Harry missmutig, 'Snape ohne Motzerei ist einfach nicht Snape'. Auch bei Mariah kannte Snape keine Gnade. "Kippen Sie diese Brühe weg und arbeiten Sie endlich ordentlich!", zischte er mehr zu Mariah als zu Laura. Als sich der Zaubertranklehrer entfernte, beugte sich Mariah zu ihrer Freundin. "Dein Vater ist ein richtiges Arschloch", flüsterte sie hinter vorgehaltener Hand. Laura schwieg verbissen und rührte lustlos in ihrem Kessel rum. Nach einer halben Ewigkeit läutete es endlich und die Schüler verließen flink den Kerker. Laura verließ ihn zuletzt und wurde auf einmal von Pansy, die ihr im Weg stand, daran gehindert, weiter zu gehen. "Draco schaut dich schon den ganzen Morgen lang an", sagte sie provozierend. Alle anderen Schüler hatten die Anspannung bemerkt und sahen nun interessiert zu. Laura schwieg lange. "Und?", fragte sie schließlich gleichgültig. Das genügte. Pansy schnaubte verächtlich und nickte in ihre Richtung. Plötzlich schritten zwei Slytherinmädchen aus der Schülermasse direkt auf Laura zu. Es waren Millicent Bullstrode und Blaise Zabini und schoben mit provozierenden Blicken die Ärmel ihrer Schulblusen hoch. So wie es aussah, hatte nicht nur Malfoy seine zwei eigenen Kumpanen. Laura drückte Mariah ihre Schulbücher in die Hand und wartete ruhig auf die Reaktion der beiden Mädchen. Diese folgten abrupt, denn Millicent streckte ihre klumpige Hand aus, um Lauras lange Haare zu packen, doch diese versetzte ihrer Gegnerin einen kräftigen Kinnhaken und setzte sie mit einem gekonnten Schulterwurf außer Gefecht. Blaise versuchte, ihren Zauberstab zu zücken, was ihr aber nicht gelang, da Laura ihr Knie in den Magen von Pansys Mitstreiterin rammte. Somit fiel Blaise keuchend zu Boden vor den Füßen der erschrockenen Schüler. Pansy schaute ebenfalls geschockt auf ihre besiegten Freundinnen, bevor sie ihren Zauberstab auf Laura richtete. Doch diese war schneller und streckte ihre rechte Hand Pansy entgegen. "Expelliarmus!", rief sie laut und im nächsten Moment hielt sie Pansys Zauberstab triumphal in der Hand. Ohne Vorwarnung rannte auch Pansy auf Laura zu und verpasste ihr eine gehörige Ohrfeige. Diese schämte sich für ihre Unachtsamkeit und fühlte, wie ihre Unterlippe aufplatzte und ein kleines Blutrinnsal über ihr Kinn herunter sickerte. Sie entschloss sich, diesen Streit zu beenden und rannte nun ebenfalls auf Pansy zu. Ungefähr einen Meter vor der Mitschülerin hob Laura ihr rechtes Bein und schlug dieses mit voller Wucht gegen Pansys linke Halsflanke. Deren Gesicht war daraufhin wie erstarrt und mit einem letzten schmerzhaften Seufzer brach sie zusammen. Alle schwiegen verdächtig lange und starrten erstaunt, aber auch entsetzt auf die verletzten Slytherinmädchen herab. Plötzlich kam Snape, ohne ein Wort zu sagen, hinter den Schülern hervor und beugte sich zu den Mädchen herunter. Laura war geschockt. Hatte er etwa die ganze Zeit dort gestanden und seelenruhig zugesehen? "Mobilcorpus!", murmelte er schließlich und Pansy, Millicent und Blaise schwebten gerade wie eine Eins über dem Kerkerboden. "Malfoy, Crabbe und Goyle, Bringen Sie die drei nach oben in den Krankenflügel. Seien Sie bei Miss Parkinson besonders vorsichtig, denn es sieht so aus, als ob sich ihre Halswirbel leicht verdreht haben. Und Sie ...", sagte Snape und hielt Laura am Arm fest, "... kommen mit mir zum Schuldirektor!" Laura bekam langsam Panik und versuchte, sich aus dem Klammergriff ihres Vaters zu befreien, was ihr aber nicht gelang. Mit einem ängstlichem Blick drehte sie sich noch einmal zu Mariah um, bevor sie und Snape hinter der nächsten Ecke verschwanden. Alle Schüler schauten ihnen geschockt hinterher. "Also, wenn sie keine Slytherin wäre, würde ich schwören, dass er jetzt versucht, sie von der Schule zu werfen", sagte Dean schließlich. "Am besten gehen wir schon mal zu Verwandlung", schlug Hermione vorsichtig vor. Die anderen, sogar die Slytherins, nickten und machten sich auf dem Weg zur nächsten Stunde. Malfoy und seine Kumpanen brachten die verletzten Mädchen schnurstracks in den Krankenflügel und gingen danach ebenfalls zurück zum Unterricht. *** Währenddessen lief Snape mit Laura im Schlepptau zum Wasserspeier, der den Eingang zu Dumbledores Büro bewachte. Auf dem ganzen Weg dorthin sagte er kein einziges Wort. Kein Punktabzug, keine Beschimpfungen, nicht mal eine kleine Moralpredigt. Wenn sie eine Gryffindor wäre, hätte er sie bestimmt schon längst zusammengeschrien. "Erdbeerlolly!", rief er laut und der Wasserspeier bewegte sich langsam zur Seite. Laura stutzte. Was war das denn für ein Passwort? Da sie deswegen abgelenkt war, stieß ihr Schienbein schmerzhaft gegen die erste Stufe, als Snape sie die Treppe hochzerrte. Oben angekommen, klopfte er kräftig gegen die Tür. Als von innen ein schwaches 'Ja' zu hören war, öffnete Snape sie und schubste Laura mit ins Büro. Obwohl diese nur wenig Zeit hatte sich umzusehen, war sie ganz hin und weg von diesem Raum. Überall lagen interessante Gegenstände, die summten, funkelten und glitzerten. Bücher standen in den meterhohen Regalen und auf einer goldenen Stange ruhte ein wunderschöner, riesiger, roter Vogel - ein Phönix. Am Schreibtisch saß Professor Dumbledore und schaute seine beiden Besucher neugierig an. "Severus, Miss Blaine, was gibt es denn so Wichtiges?", fragte er ruhig. Snape trat vor und hielt Laura immer noch am Arm fest, als ob er befürchtete, sie würde im nächsten Moment aus dem Büro rennen. "Miss Blaine hat sich auf eine Schlägerei mit Miss Parkinson, Bullstrode und Zabini eingelassen", sagte er leicht verstimmt. Daraufhin musterte der Schuldirektor Laura aufmerksam. Irgendwie konnte sie in seinen Augen hinter den halbmondförmigen Brillengläsern nicht erkennen, was er soeben dachte. War er überrascht, dass es hier um eine Auseinandersetzung zwischen Slytherins allein und nicht mit den Gryffindors ging? Oder war er einfach nur enttäuscht, dass es gleich am ersten Tag Ärger mit einer der neuen Schülerinnen gab? Sie wusste es einfach nicht. "Bitte erzählen Sie mir, wie es dazu gekommen ist, Miss Blaine", bat Dumbledore und bot ihr einen Stuhl an. Snape ließ nun endlich ihren Arm los. Laura blieb jedoch stehen und fing an zu erzählen. "Pansy Parkinson hat mich provoziert. Sie war wahrscheinlich wütend, dass ich nicht wie alle anderen Mädchen in Slytherin an ihrem Rockzipfel hängen will. Dann hat sie Zabini und Bullstrode auf mich losgehetzt und ich habe mich gewehrt", erzählte sie und versuchte, nicht so gleichgültig zu wirken, wie sie sich gerade fühlte. Aus irgendeinem Grund verschwieg sie, dass Pansy eigentlich wegen Malfoys Verhalten ausgerastet war. Warum Laura dies tat, wusste sie selber nicht. Dumbledore sah sie skeptisch an und schloss für wenige Sekunden seine Augen. "Tut mir Leid, aber so wie es aussieht, muss ich Slytherin fünfzig Punkte abziehen und Sie, Miss Blaine, und die restlichen Mädchen bekommen eine Strafarbeit auf. Sie werden morgen beim Frühstück den Termin dafür erfahren. Die Strafarbeit werden Sie natürlich getrennt verrichten, aber ich hoffe, dass so etwas in Zukunft nicht wieder vorkommen wird und Sie und Ihre Mitschüler sich zusammenreißen werden", sagte er ruhig und deutlich. Laura nickte und bejahte. "Gut, Sie können zurück zum Unterricht. Finden Sie den Weg zum Klassenraum für Verwandlung allein oder soll Professor Snape Sie begleiten?" Laura wagte es für kurze Zeit in Snapes Gesicht zu sehen. Er sah so aus, als würde er überlegen, wie er sie auf dem Weg zum Klassenzimmer am besten umbringen könnte. Kein Wunder, immerhin waren nun durch sie die ganzen Punkte verloren gegangen, die er den Slytherins in den zwei Zaubertrankstunden - natürlich ohne richtige Leistung - gegeben hatte. "Nein, danke. Ich finde es schon allein", sagte sie, verbeugte sich nochmal kurz und verließ eilig das Büro. Snape blieb jedoch und schaute dem Mädchen misstrauisch hinterher. "Ist sonst noch etwas, Severus?", fragte Dumbledore. "Ich habe es gesehen, Albus. Ich habe die Schlägerei genau beobachtet", sagte Snape trocken. "Und warum hast du nicht früh genug eingegriffen?" Es war eine gewöhnliche Frage, kein Vorwurf. "Wie denn? Ich war überrascht über Miss Blaines Gegenwehr. Ich dachte, die Mädchen würden sich nur die Nasen blutig schlagen, aber das war ... unglaublich. Während der Schlägerei hatte Miss Blaine die ganze Zeit dieses Funkeln in den Augen, als ob sie dies schon hundertmal getan hätte. Wenn sie nur etwas fester zugetreten hätte, wäre Miss Parkinson wahrscheinlich an Genickbruch gestorben. Ich sage dir, Albus, dieses Kind ist nicht ungefährlich", erzählte Snape und sah dem Schuldirektor genau in die hellblauen Augen. "In diesem Fall bitte ich dich eben darum, dieses Mädchen besonders im Auge zu behalten. In dieser Zeit ist Vorsicht wichtiger als je zuvor. Wie hat sich denn Miss McKay heute verhalten?", fragte der alte Zauberer erwartungsvoll. Snape schaute griesgrämig drein. "Nichts Ungewöhnliches. Sie benimmt sich eben wie eine waschechte Gryffindor; frech und eigensinnig", murmelte er. Dumbledore lächelte. "Da bin ich ja beruhigt. Wenn das alles war, solltest du zurück zum Unterricht gehen. Die vierte Klasse wartet bestimmt schon auf dich." Snape zuckte zusammen, als ihm klar wurde, dass er noch Unterricht hatte. Er verabschiedete sich schnell und verließ ebenfalls das Büro. Dumbledore stand nach kurzer Zeit auf, ging zu Fawkes, seinem Phönix, und streichelte ihn sanft. "So wie es aussieht, wird das ein sehr spannendes Schuljahr, Fawkes." *** Mariah saß mit Harry, Ron und Hermione zusammen in der Bibliothek und beendete soeben ihre ersten Hausaufgaben. Auch Hermione war schon bald fertig und versuchte hastig, ihre Arbeiten vor Ron, der noch nicht mal die Hälfte hatte, zu verstecken. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du deine Hausaufgaben alleine machen sollst, Ron?!", fauchte sie ihn gereizt an. "Mann, Hermione, bitte hilf mir! Ich schaffe das alles nicht alleine!", flehte er. Ron war nämlich wegen des Vorfalls am Frühstückstisch von der McGonagall ganz schön hart in Verwandlung rangenommen worden und hatte ein paar zusätzliche Hausaufgaben aufgehalst bekommen. Mariah musste grinsen. Die beiden benahmen sich, ihrer Meinung nach, wie ein altes Ehepaar. Harry war auch schon fertig und sah weiterhin sehr nachdenklich in die Runde. "Was hast du denn, Harry?", fragte Mariah besorgt. "Nichts, nur Kopfschmerzen", wich er ihr aus. Doch da er flüsterte, schien das wohl nicht alles zu sein. Sie war sich sicher, dass diese Kopfschmerzen durch die Wutausbrüche Voldemorts kamen, denn sie wusste von der engen Verbindung zwischen ihm und Harry. Gerade als Ron es doch geschafft hatte, Hermione weich zu klopfen, betrat Ginny die Bibliothek und kaum auf die vier Gryffindors zu. "Ihr, ich muss mich bei euch bedanken", sagte sie freudig und setzte sich, da alle Stühle besetzt waren, auf den Tischrand, genau auf Rons halben Aufsatz über die Theorie der Metamorphose. Ron empörte sich sofort hörbar darüber, weswegen ein lautes 'Pssst' von Madame Pince erklang. "Wieso?", fragte Hermione. "Ihr hattet in den ersten beiden Stunden doch Zaubertränke bei Snape - Sorry, Ron - Meine Klasse hatte gleich danach. Er war über eine Viertelstunde zu spät und war auch nicht richtig bei der Sache. Den Gerüchten nach, die ich gehört habe, hat Slytherin fünfzig Punkte verloren. Wahrscheinlich konnte er es noch gar nicht richtig glauben. Sag mal Ron, war deine Tinte nicht trocken?" 'Tja, die blöde Gerüchteküche', dachte Mariah verärgert. Die Geschichte der glorreichen Schlägerei von Laura und den Zicken von Slytherin hatte sich bis zum Mittagessen wie ein Laubfeuer im ganzen Schloss verbreitet und die wildesten Gerüchte kursierten herum. Einige sagten, Pansy Parkinson wäre an Genickbruch gestorben und es wäre ein tragischer Liebeskampf um Draco Malfoy gewesen. Andere erzählten, Laura alias Elisha wäre eine schwarze Magierin und von der Schule geflogen. Mariah erinnerte sich, wie ruhig und gleichgültig Laura gewesen war, als sie das Klassenzimmer für Verwandlung betreten hatte. Nun wurde sie von jedem, der in ihrer Nähe stand, angesehen, als ob sie eine Stinkbombe wäre, die gleich hochgehen würde. Just in diesem Moment betrat Laura die Bibliothek. Als all diejenigen, die in Eingangsnähe waren, sie bemerkten, wurde sie erneut angestarrt. Auch Harry und die anderen waren keine Ausnahmen. Laura beachtete dies nicht und ging in den hinteren Teil der Bibliothek. "Wenigstens geht sie nicht in die Richtung der verbotenen Abteilung", sagte Hermione beruhigt. "Verbotene Abteilung?", fragte Mariah neugierig. "Ja, das ist die Ecke der Bibliothek, in die kein Schüler gehen darf. Es sei denn er hat eine Erlaubnis von irgendeinem Lehrer. In dieser Abteilung gibt es hauptsächlich Bücher über schwarze Magie oder über sehr gefährliche Zauber", erzählte Harry. Mariahs Herz machte nach diesen Worten augenblicklich einen großen Hüpfer. "So, in einer halben Stunde beginnt das Abendessen. Kommt, bringen wir noch schnell unsere Sachen zum Gemeinschaftsraum", sagte Hermione und sammelte ihre Bücher und Pergamentrollen ein. Alle, außer Mariah, waren einverstanden und standen auf, wobei Ginny mit einem Wink ihres Zauberstabs den Tintenfleck auf ihrem Rock verschwinden ließ. "Kommst du nicht mit, Mariah?", fragte Ron. "Nein, ich will noch etwas nachlesen. Ich komme später nach." Die anderen nickten und verließen die Bibliothek. Mariah stand nach wenigen Sekunden auf und ging in die Ecke der Bibliothek, wo auch Laura hingegangen war. Schon bald fand sie ihre Freundin an einem Tisch und setzte sich zu ihr. Beide schwiegen einige Zeit. "Du bist ja schon richtig berühmt geworden", sagte Mariah, da ihr nichts Besseres einfiel. "Ja, als liebeskranke Psychopatin", sagte Laura trocken. "Mach dir nichts draus." "Tu ich auch nicht." "Diese Zicken hatten eine Abreibung verdient und du hast sie ihnen gegeben. Aber nun haben wir heute Nacht was vor." "Häh, was vor?", fragte Laura. Mariah schaute sich noch einmal um, ob auch niemand in der Nähe war und fing dann an zu erzählen. "Ja, hier in dieser Bibliothek gibt es eine verbotene Abteilung. Dort gibt es hauptsächlich nur Bücher über schwarze Magie. Wahrscheinlich hat Voldemort sein gesamtes, grausames Wissen aus genau diesen Büchern. Vielleicht können wir dadrin einiges finden, um ihn endgültig zu besiegen." Laura konnte nicht anders, als glücklich zu lächeln. "Okay. Am besten treffen wir uns um Mitternacht vor der Bibliothek", schlug sie vor. Mariah nickte, strich Laura noch einmal kurz durch das schwarze Haar und ging in Richtung Ausgang. "Mariah? Wir werden doch dann diesen Zauber benutzen müssen, oder?", rief Laura ihr noch hinterher. Mariah drehte sich zu ihr um, grinste und verließ die Bibliothek. *** Mariah riss panisch ihre Augen auf. Sie war eingeschlafen. Wie spät war es? Ganz ruhig und darauf bedacht, die anderen Mädchen nicht zu wecken, stand Mariah auf und ging langsam in den Gemeinschaftsraum. Sie war mit Alltagskleidung ins Bett gegangen und musste sich nicht mehr extra umziehen. Flink sah sie auf die alte Uhr über dem Kamin. Es war fünfundfünfzig Minuten nach elf. Sie hatte also nur noch fünf Minuten, um noch rechtzeitig vor der Bibliothek zu sein. Mit einem Riesenkaracho rannte sie durch das Portraitloch aus den Gemeinschaftsraum. Zu ihrem großen Glück, begegnete sie unterwegs niemand Ungewolltem. Mit großen Seitenstechen in der Brust kam sie endlich an ihr Ziel an und wurde bereits von Laura erwartet. "Mit deinem lauten Fußgetrappel könntest du ganz Hogwarts wecken", sagte Laura. "Sorry ... Ich - keuch - bin eingeschlafen und - puh - erst vor fünf Minuten aufgewacht", brachte Mariah mit knapper Luft hervor. "Mal wieder typisch du. Ist ja auch egal. Ich finde, wir sollten heute nur nachsehen, wo diese Bücher liegen und was sie ungefähr beinhalten. Erst vor einer Minute ist hier irgendjemand vorbeigegangen, wahrscheinlich ein Vertrauensschüler oder der Hausmeister. Ich habe es nicht gesehen, weil ich mich in einer Nische versteckt habe", erzählte Laura und fuhr sich mit der Hand nervös durch die Haare. Mariah nickte und drückte die Türklinke des Einganges zur Bibliothek herunter. Zu ihrer Überraschung war die Tür offen. Wahrscheinlich hatte Madam Pince vergessen sie abzuschließen. Die Tür knarrte leicht, als sie die Bibliothek betraten. Fast atemlos, gingen sie in Richtung verbotene Abteilung. Je näher sie an die alten Regale herantraten, spürten sie die böse Energie immer stärker. "So, dann wollen wir mal anfangen", sagte Mariah und krempelte ihren Pulloverärmel an ihrem linken Arm hoch. Dieser war sehr vernarbt und zerschnitten und doch konnte man immer noch ganz zart die Umrisse des Dunklen Mals sehen. Mariah holte ein winziges Taschenmesser aus ihrer Hosentasche und fügte sich sachte einen weiteren blutigen Schnitt zu. Laura nahm inzwischen einen kleinen Beutel aus der Tasche ihres Sweatshirts und nahm ein seltsames goldenes Puder heraus. Sie gab es ihrer besten Freundin und diese mischte ein paar Tropfen ihres frischen Blutes hinzu. Mariah ließ das inzwischen rotgewordene Pulver auf ihre rechte Hand rieseln und pustete es der verbotenen Abteilung entgegen. Sie murmelte noch ein paar undeutliche Zauberformeln, bis sich das herumwirbelnde Pulver an den Büchern festsetzte und zu leuchten anfing. Nach wenigen Sekunden leuchteten fast alle Bücher in der verbotenen Abteilung giftgrün auf. "Ich wusste es - Er hat sich fast jedes einzelne Buch vorgenommen. Die anderen sind wahrscheinlich erst nach seiner Schulzeit hierher gebracht worden oder er hat sich nicht für sie interessiert", sagte Mariah aufgeregt. "Schau, in den erlaubten Regalen leuchten auch ein paar Bücher. Nur in rot", flüsterte Laura und drehte ihre Freundin um. Diese überlegte kurz bis ihr ein Licht aufging. "Rot ...", murmelte Mariah leise. "HEY!", kam es plötzlich vom Eingang her und ließ die beiden Mädchen zusammenzucken. "Mist! Da ist jemand! Los, heb schnell den Vorfahrenzauber auf!", befahl Laura panisch. Mariah tat dies, indem sie ihren Arm hob und den Gegenfluch sprach. Gerade wollten sie die Bibliothek verlassen, als ihnen plötzlich jemand den Ausgang versperrte. Es war Draco Malfoy, der sie siegesgewiss angrinste. "Na, was machen wir denn noch so spät hier?", fragte er schadenfroh. Laura war verzweifelt. Wenn der Schuldirektor herausfinden würde, dass sie schon wieder bei etwas Verbotenes erwischt wurde, konnte sie morgen bestimmt schon ihre Sachen packen. Auch Mariah wurde langsam panisch und klammerte sich krampfhaft an Lauras rechten Arm fest. Draco sah die Mädchen lange an. "McKay, ab in deinen Gemeinschaftsraum!", fuhr er Mariah auf einmal an. Diese war verwundert und rührte sich nicht. "Bist du taub oder was? Geh oder ich ziehe deinem Haus Punkte ab!" Mariah rührte sich immer noch nicht. Erst durch Lauras Nicken ging sie los und ließ die beiden Slytherins allein. "Du willst bestimmt nicht, dass ich dich und deine Gryffindorfreundin verrate, oder?", fragte er scheinheilig. Laura sah ihm wütend in die Augen. "Was verlangst du?" fragte sie mit bebender Stimme. Dracos Grinsen wurde breiter. "Nicht viel. Ich möchte nur, dass du ab heute in meinem Schlafsaal übernachtest." Laura viel beinahe die Kinnlade runter. Was war das heute bloß für ein Tag? "Warum willst du eigentlich, dass ich -" "Da du dich heute so freundlich mit Pansy befasst hast, hat Snape mich gebeten, besonders auf dein Benehmen zu achten. Und ich finde, du brauchst erstmal ein ordentliches Bett, um schön brav zu werden", unterbrach er sie. Sie sah ihn an, als ob er sie gerade gezwungen hätte, Filch zu einem Rendezvous einzuladen. "Hey, keine Panik. Ich und meine Freunde werden dich schon nicht anfassen", sagte er mit einer plötzlich sehr sanften Stimme, die Laura auf einmal ihren gesamten Hass gegen ihn für einen kurzen Moment vergessen ließ. Ohne ein weiteres Wort, gingen die beiden zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Laura kramte ihre wenigen Sachen zusammen und ließ sich von Draco in den Jungenschlafsaal der Fünfklässler führen. Gott sei Dank, schliefen Crabbe und Goyle schon, doch leider schnarchten beide wie ein Sägewerkorchester. Draco verdrehte genervt die Augen und zückte seinen Zauberstab. "Silencio Snare!", flüsterte er leise und in nächstem Moment verstummte das Grunzen der Jungs. Draco drehte sich zu Laura um und lächelte. "Diesen Zauber musste ich in allen vier Schuljahren fast jede Nacht benutzen", sagte er. Gegen ihren Willen musste Laura leicht grinsen. "So, hier ist dein Bett. Wenn du nichts dagegen hast, geh ich zuerst ins Bad. Ich bin nämlich sehr müde, weil ich heute eine Horde von Erstklässlern aus Hufflepuff erwischt habe", sagte er. Laura nickte nur und setzte sich auf ihr Bett, während Draco in den Waschraum ging. Nach zehn Minuten kam er mit einem dunkelgrünen Schlafanzug zurück, wünschte ihr noch eine gute Nacht und legte sich in sein Bett. Laura stand kurze Zeit später stumm unter der Dusche und dachte nach. An ihrem ersten Tag war so viel passiert, dass es ihr eher so vorkam, als wäre sie schon seit einem Monat auf dieser Schule. Wer wusste schon, was ihr wohl noch wiederfahren würde. Nach wenigen Minuten lag auch sie mit einem langen, dunkelblauen Nachthemd in ihrem Bett. Hach, war das gemütlich. Nur warum war Malfoy auf einmal so freundlich zu ihr? Tja, wahrscheinlich war sie für ihn nur ein hartgekochtes Ei, was er einfach nur für seinen Triumph aufbrechen wollte. Jedoch hörte sie noch lange den vorherigen sanften Klang seiner Stimme, bevor sie endlich einschlief. ********************************************* Hi, Readers! Für dieses Kapitel habe ich zwei Wochen gebraucht. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, hauptsächlich über die Slytherins zu schreiben, vor allem über Draco^-^. Man sieht, dass ich Laura ganz schön leiden lasse, aber auch sie wird ihr Glück finden. Ich hab mich fast schief gelacht, als ich die Szene am Frühstückstisch geschrieben habe, armer Ron. Falls ihr euch fragt, was das für ein Zauber war, den Mariah in der Bibliothek angewendet hat, müsst ihr leider noch etwas auf die Erklärung warten. Ob Slytherin wegen Laura noch mehr Punkte (oder Schüler) verliert, oder ob Voldemort herausfindet, wo die beiden Mädchen sind, werdet ihr nur erfahren, wenn ihr immer brav weiterlest. Bitte schickt mir bald Kommentare. Eure Maru^-°! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)