Dunkle Vergangenheit von -Maru- (*ÜBERARBEITUNG UND NEUE FREISCHALTUNG ALLER KAPITEL*) ================================================================================ Kapitel 6: 6. Seltsame Träume ----------------------------- 6. Seltsame Träume Nun waren fast drei Monate vergangen. Mariah und Laura hatten sich auch weiterhin sehr gut eingelebt und jeder in der Schule kannte ihre Gesichter. Mariah hatte in der Zwischenzeit immer zweimal pro Woche mit ihrem Team Quidditch gespielt und schon bald sollte der Termin für das erste Spiel bekannt gegeben werden. Aber manchmal hatte sie auch alleine mit Harry geübt und beide hatten es genossen zusammen durch die Luft zu rasen. Mittlerweile waren die beiden unzertrennlich und hatten sich eine Woche nach dem Streit wieder mit Ron versöhnt. Er hatte sich auch nochmal extra bei Mariah entschuldigt und man hatte ihm deutlich angesehen, wie sehr er sich für seinen Wutausbruch schämte. Der Schulalltag wurde somit zum festen Bestandteil ihres bis vor drei Monaten eher ungewöhnlichen Lebens und bald konnten sie all ihre Fächer in Lieblingsfächer und in verhasste Fächer einteilen. Mariahs Lieblingsfach war eindeutig Zauberkunst. Sie mochte die fröhliche und heitere Art, die in Professor Flittwicks Unterricht herrschte. Verwandlungen bei Professor McGonnagall war auch immer sehr interessant und da Remus Lupin sie und ihre Mitschüler so professionell und geschickt an die Themen heranführte, wurde auch Verteidigung gegen die dunklen Künste ein Fach, auf das sie sich jedes Mal freute. Und dass, obwohl dieses Fach sie immer wieder an ihr Leben vor drei Monaten denken ließ. Auch gab es ein Fach, welches sie anfangs zum Trotz gegen ihren Vater gewählt hatte und nun mit Eifer verfolgte; und zwar Muggelkunde. Erst durch dieses Fach wurde ihr irgendwie klar, dass Reinblüter und vor allem Todesser nicht nur wegen ihreres nichtmagischen Blutes verachteten. Denn muggel konnten wohl beinahe alles. Sie konnte ohne magische Kräfte in einer weiten Entfernung durch einen Gegenstand mit Schnur miteinander sprechen, konnten mit tonnenschweren Eisenvögeln fliegen und vieles mehr. und das alles ohne Magie. Auch Laura hatte ihre Lieblingsfächer. Am liebsten mochte sie die Stunden, die sie im Gewächshaus verbrachte, denn mit ihrer Mutter hatte sie oft Gartenarbeit betrieben und war auch da schon auf so manche seltsame Knollen, die sie mit ihren Wurzeln kitzelten, begegnet. Sie war wie Ron und Harry auch im Kurs Wahrsagen und wurde dort schon in der ersten Stunde von einernichtskönnenden Verrückten namens Sibyll Trelawney enttäuscht. Dabei hatte sie sich mehr von so einem interessanten Fach erwartet. Auch teilte sie mit fast allen mitschülern ein Fach, welches sie überhaupt nicht leiden konnte: Geschichte der Zauberei. Lauras Gemüt war auf eine harte Probe gestellt worden, als Pansy wieder aus dem Krankenflügel zurückkehrt war. Die ganzen Sticheleien und Anschuldigungen, wie zum Beispiel 'versuchter Todschlag', gingen ihr seitdem gewaltig auf den Geist. Auch Malfoy hatte keine Sekunde ausgelassen, um Laura gehörig auf die Palme zu bringen. Wahrscheinlich war es ihm mehr als unangenehm, in ihrer Schuld zu stehen. Das Einzige, was sich bei ihrer sozialen Situation verbessert hatte und das verhassteste Schulfach der ganzen Schule ihr erleichterte, war ihre Beziehung zu ihrem Vater Snape. Er sprach sie nicht mehr mit diesem unfreundlichen Ton an und hatte seinem eigenem Haus sogar Punkte abgezogen, als Malfoy mal wieder angefangen hatte, Laura zu provozieren. Laura wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund hatte sie Mariah nichts von dem Jugendfoto von Snape und ihrer Mutter erzählt. Währenddessen versuchte der Tränkemeister die ganze Zeit, sich einen Reim daraus zu machen, wie diese Tränen auf das Bild gekommen waren. Während der Essenszeiten saß Laura hauptsächlich mit Mariah und den anderen am Gryffindortisch. Die restlichen Gryffindors waren am Anfang zwar etwas misstrauisch gewesen, vertrauten der jungen Slytherin aber mittlerweile doch. Nun stand der vierundzwanzigste Oktober am Kalender, also eine Woche vor Halloween. Beim Frühstück hatte Professor Dumbledore angekündigt, dass die zweite Lehrkraft für Verteidigung gegen die dunklen Künste am Abend ankommen würde. Jeder war aufs Höchste gespannt, wer diese Person nun war. Harry, Ron und Hermione hatten schon unzählige Male versucht, Remus oder Sirius auszuquetschen, doch leider hatten sie nur immer ein seltsames Grinsen von ihnen zu sehen bekommen. Selbst aus Hagrid, dem ja bekanntlich fast jedes Geheimnis rausrutschte, hatten sie nichts rauskitzeln können. Also gingen sie mit Mariah und Laura sehr früh zum Abendessen, um bloß nichts zu verpassen. Sie hatten auch kaum Hunger und selbst Ron bekam nur wenige Bissen runter. Harry schaute gerade angespannt zur Tür, als er von Mariah etwas hörte, was ihn nach langer Zeit mal die Ankunft des neuen Lehrers vergessen ließ. "Nein, Elisha, der Feuerblitz war genug, du musst mir nichts mehr zum Geburtstag schenken", sagte sie. Harry fuhr zu ihr herum. "Wie? Hast du denn bald Geburtstag?", fragte er. "Ja, an Halloween", sagte sie und wurde leicht rot. "Puh, dann pass mal auf, dass der Fastkopflose Nick dich nicht zu seiner Todestagsfeier einlädt. Der ist nämlich an Halloween verstorben", nuschelte Ron zwischen zwei kleinen Kartoffeln in seinem Mund. Mariah schmunzelte. Harry hatte ihr schon erzählt, dass er, Ron und Hermione in ihrem zweiten Schuljahr gezwungen waren, zu genau dieser Feier zu erscheinen. Doch sie erinnerte sich auch, dass Harrys Eltern an Halloween von Voldemort ermordet wurden. Vor allem deswegen mochte sie ihren Geburtstag nicht. Harry überlegte inzwischen, was er ihr schenken könnte. Glücklicherweise war morgen das erste Hogsmeadewochenende und da könnte er bestimmt was Passendes finden. Auf einmal verstummten sämtliche Schüler und da dies beim Abendessen in der Großen Halle sehr ungewöhnlich war, sahen Harry und die anderen, wie auch die Verstummten, zum Einfang. Dort stand eine ältere Frau mit grausilbernen Haaren und einem dunkelgrünen Umhang. Ihre blauen Augen spähten aufmerksam in die Halle und musterten fast jedes Gesicht. Harry traute seinen Augen nicht und überprüfte seine Brille. Diese war in Ordnung. Er setzte sie erneut auf und sah hindurch, doch noch immer war dieselbe Person zu sehen. Und zwar seine Muggelnachbarin Arabella Figg. Unbewusst erhob Harry sich ruckartig von seinem Platz. "SIE???", rief er so laut, dass jede Person in der Halle zu ihm sah. Auch Mrs. Figg wurde auf ihn aufmerksam und lächelte. "Schön, dich gesund wiederzusehen, Harry", sagte sie ruhig. "A-aber was ma-machen Sie hier?", fragte er stotternd. Wenn das wieder eine Überraschung wie bei Remus und Sirius sein sollte, dann war sie mit Bravur gelungen. "Wenn du nach dem Essen in Professor Dumbledores Büro erscheinst, wirst du es erfahren", antwortete sie und ging mit einem Grinsen zum Lehrertisch. Harry sah ihr immer noch entgeistert hinterher und erst als Mariah ihm am Umhang runterzog, setzte er sich wieder hin. "Harry, woher kennst du sie?", fragte Ron voller Interesse. Auch Hermione, Mariah und Laura sahen ihn fragend an, wie auch die restlichen Schüler. "Ihr werdet es nicht glauben, aber das ist meine Nachbarin aus der Muggelwelt, Mrs. Figg. Ihr wisst schon, diese alte Frau", erzählte er immer noch überrascht. "Häh? Meinst du etwa 'die' Mrs. Figg?", fragten nun Ron und Hermione im Chor. "Ja, aber ich hätte es nie für möglich gehalten, dass sie von unserer magischen Welt weiß, geschweige denn eine Hexe ist." "Schaut euch mal Snape an - Der scheint sie auch zu kennen, ist aber nicht sehr begeistert, sie zu sehen", sagte Mariah und zeigte mit einem Kopfnicken zu dem Lehrer. Harry und die anderen sahen hin. Es sah wirklich danach aus, als hätte Snape Mrs. Figg in schlechter Erinnerung. Er sah sogar etwas unbehaglich aus. Hatte er vielleicht sogar Angst vor ihr? Dumbledore erhob sich und ergriff das Wort. "Ich möchte euch gerne eure zweite Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste vorstellen, Arabella Figg. Sie ist eine ausgebildete Aurorin und wird die sechsten und siebenten Jahrgänge unterrichten." Alle Schüler fingen an zu klatschen. Mrs. Figg verbeugte sich und setzte sich zwischen Remus und Snape. Dieser versuchte, ihr so wenig wie möglich ins Gesicht zu sehen. Laura fragte sich auch, woher sich die beiden kannten. Von ihrer Mutter hatte sie noch nie von einer Arabella Figg gehört. Nachdem Harry und die anderen mit dem Essen fertig waren, verabschiedete er sich schnell, um zu Dumbledores Büro zu gehen. Als er vor dem Wasserspeier ankam, fiel ihm ein, dass er ja gar nicht das Passwort kannte. Er versuchte alle Möglichen, die ihm einfielen, doch es nützte nichts. Verärgert, lehnte er sich gegen die Tür eines in der Nähe stehendem Klassenzimmers. Auf einmal wurde sie hinter seinem Rücken aufgerissen und zwei kräftige Hände zogen ihn an seinen Schultern hinein. Harry war anfangs zu überrascht, um sich großartig wehren zu können. Doch als von innen die Tür wieder geschlossen wurde, schaltete sich sein Gehirn wieder ein und er drehte sich hastig um. Er schlug die Hände von seinen Schultern weg, schubste die fremde Person von sich und zückte den Zauberstab. "Hey, ganz ruhig, Harry! Ich bin's!", rief eine vertraute Stimme. Harry erkannte sie und ließ mit einem erschöpften Seufzer der Erleichterung den Zauberstab sinken. "Sirius! Was fällt dir ein, mich so zu erschrecken?!", fuhr er seinen Paten verärgert an. "Entschuldigung, das wollte ich nicht. Ich konnte einfach nicht das Risiko eingehen, draußen gesehen zu werden", flüsterte er besänftigend. Harry ließ mit einem Lumos-Zauber aus seinem Zauberstab den Raum erleuchten. "Also? Was willst du von mir so dringend, dass du dich hier schon wie ein Todesser an mich heranschleichen musst?" "Zuerst will ich dir das Passwort für das Büro verraten, es heißt 'Erdbeerlolly'. Und ich will dir noch etwas über Arabella Figg erzählen, bevor du da rein gehst. Falls du es befürchtest; ja, ich, Remus und die anderen Lehrer haben gewusst, dass deine Nachbarin aus der Muggelwelt eine Hexe ist. Sie ist auch eine der alten Kämpfer, die ich zusammengetrommelt habe. Wir haben dir nur zu deinem und ihrem Schutz nichts verraten. Den Rest wirst du drinnen erfahren", erzählte Sirius. "Und was hat Mrs. Figg mit Snape zu tun?", wollte Harry wissen. Sirius war nun überrscht. "Was? Snape? Warum fragst du?" "Na ja, es sah irgendwie aus, als hätte er Angst vor ihr oder so", meinte sein Patensohn. Sirius Miene wurde auf einmal sehr trübsinnig. "Nun ja, Angst ist es nicht, eher Unbehagen. Denn zwischen ihnen ist vor langer Zeit etwas vorgefallen ... Aber das ist eine private Sache zwischen den beiden und ich will das nicht ausplaudern." Harry sah ihn mit einem seltsamen Schmunzeln in den Augen an. "Nicht wie du denkst!", prustete Sirius vor Lachen. Harry wurde erst rot, bevor auch er mitlachte. Was er nur wieder dachte. "Ist ja auch egal. Ich wollte nur, dass du nichts Falsches von uns und Arabella denkst", sagte Sirius immer noch grinsend. Daraufhin verwandelte er sich wieder in einen schwarzen Hund und verließ zusammen mit Harry das Klassenzimmer. "Das nächste Mal, machst du mich bitte anders auf dich aufmerksam, wenn du mit mir sprechen willst", ermahnte Harry und zwickte Sirius neckend am Nackenfell. Der bellte noch einmal zur Besänftigung und verschwand um die nächste Ecke. Harry näherte sich erneut vor den Wasserspeier und rief laut und deutlich: "Erdbeerlolly!" Der Wasserspeier bewegte sich und gab den Eingang zu Dumbledores Büro frei. Harry lief eilig die Treppen hoch, blieb aber zuerst zögernd vor der Tür stehen, da er noch einmal daran dachte, was ihn wohl erwarten würde. Doch dann drückte er entschlossen die Türklinke runter und betrat das Büro. Dort saßen bereits Professor Dumbledore und Mrs. Figg, die wahrscheinlich schon lange warteten. "Ah, da bist du ja endlich, Harry. Setz dich doch", sagte Dumbledore und zeigte auf einen Stuhl neben dem von Mrs. Figg. "Es tut mir Leid. Sirius wollte noch mit mir reden", erklärte Harry und setzte sich. "Tja, unser Sirius. Macht sich eben nichts aus Zeit", sagte Mrs. Figg gleichgültig und strich eine lockere graue Haarsträhne hinter ihr Ohr. Harry grinste. Wahrscheinlich hatte sein altes Muggelkindermädchen seinen Paten auf dem Kieker. "So, Arabella, ich finde, es ist besser, wenn du es Harry erklärst", sagte Dumbledore lächelnd. Mrs. Figg zuckte die Schultern und wand sich Harry zu, der sie neugierig ansah. "Erstmal, Harry, will ich dir sagen, dass ich während der ganzen letzten vierzehn Jahre deine Geheimniswahrerin war", sagte sie. "Mei-meine Geheimniswahrerin? Wie meinen Sie das?" Harry verstand nur Bahnhof. "Harry, hast du dich denn nie gewundert, dass Voldemort und seine Todesser nie bei dir im Ligusterweg aufgetaucht sind? Das liegt daran, weil ich den Fidelius-Zauber und einige sehr starke Schutzzauber über das Haus deiner Verwandten gelegt habe und Arabella ist deine Geheimniswahrerin", erklärte Dumbledore. Harry nickte bei jedem einzelnen Satz. Klar, jetzt machte alles Sinn. Nur deshalb musste er wenigstens einen Teil der Sommerferien bei den Dursleys verbringen. Er drehte sich wieder zu Mrs. Figg, um ihr weiter zuzuhören. "Damals, bevor du zu den Dursleys gekommen bist, war ich seit vielen Jahren eine ausgebildete Aurorin und kämpfte im Auftrag von Albus gegen die Todesser und natürlich gegen Voldemort. Als deine Eltern getötet wurden und du zu deinen Muggelverwandten kommen solltest, hörte sich Albus nach einem Geheimniswahrer um. Da ich mich sehr gut mit Muggeln auskenne, wurde ich dafür gewählt und nur sehr wenige wissen davon. Also bin ich neben den Dursleys eingezogen und habe dich die ganzen Jahre lang beobachtet und auch ab und zu auf dich aufgepasst." Harry erinnerte sich an diese Tage bei Mrs. Figg, als wären sie gestern gewesen. Ihre Möbel waren sehr ausgefallen gewesen und sie hatte Unmengen von Katzen. Ihre Zimmer hatten nach Kohl gerochen und der Garten war der reinste Dschungel gewesen. Sie war immer 'etwas' anders gewesen als die restlichen Leute im Ligusterweg. "Ähm, Sirius hat mir auch erzählt, dass Sie in Gefahr gewesen wären, wenn ich die ganze Sache schon früher erfahren hätte. Was meinte er damit?", fragte Harry die ältere Hexe. "Es ist so, wenn man es dir früher gesagt hätte, als du noch nicht so begabt in Zaubern warst wie heute und auch noch etwas naiv, da wär es dir vielleicht aus Versehen bei irgendjemanden rausgerutscht. Es sollten so wenig Leute wie möglich wissen, dass ich deine Geheimniswahrerin bin. Ansonsten hätten mich die Todesser aufgesucht und wahrscheinlich auch getötet, wenn sie aus mir herausgefunden hätten, wo du bist", erzählte sie mit einem betrübten Lächeln. "Obwohl Voldemort zurück ist und du somit stärker denn je beschützt werden musst, sind wir uns sicher, dass du dich schon sehr gut gegen ihn und seine Anhänger verteidigen kannst. Vor allem hilft dir dein Zauberstab mit der gleichen Phönixfeder wie die von Voldemorts Zauberstab, das hast du im letzten Juni ja gesehen. Zwar hat er dir den Schutz, den dir deine Mutter hinterlassen hat, genommen, doch somit habt ihr eine viel stärkere Verbindung zueinander. Deine Narbe zum Beispiel, brennt jetzt sicher stärker als je zuvor und du hast reale Träume von Voldemorts Taten", sagte Dumbledore und sah Harry an als ob er darüber etwas hören wolle. "Äh, ja, Professor. In den Ferien waren die Narbenschmerzen unerträglich und ich habe auch öfters in meinen Träumen gesehen, wie er Menschen gequält und getötet hat, vor allem Muggel. Doch in den letzten zwei Monaten wurden diese Träume immer seltener", erzählte Harry. "Hmm, ich finde das ist beunruhigend. Wahrscheinlich setzen sie sich kurz zur Ruhe, um einen großen Angriff auf die gesamte Zaubererwelt zu planen und um neue Anhänger um sich zu scharren", murmelte Mrs. Figg nachdenklich. "Das größte Problem ist das Ministerium. Fudge wird uns wahrscheinlich erst glauben, wenn Voldemort höchstpersönlich vor ihm steht. Zu allem Überfluss sind die Hälfte der dortigen Angestellten Todesser", sagte Dumbledore besorgt. Harry erschrak. So viele? "So, Harry, das Wichtigste weißt du jetzt. Falls du wieder Narbenschmerzen oder Alpträume hast, dann sag mir oder Arabella Bescheid. Sage bitte niemandem außer deinen beiden Freunden Ron und Hermione, dass Arabella deine Geheimniswahrerin ist, du weißt ja." Harry nickte und stand auf. Mrs. Figg tat dies ebenfalls. "Ich begleite dich noch zum Gryffindorturm, Harry", sagte sie sanft. "Gute Nacht, Albus." "Gute Nacht, Arabella." "Gute Nacht, Professor Dumbledore." "Gute Nacht, Harry." Somit verließen Harry und Mrs. Figg das Büro. Unterwegs zum Gryffindorturm schwiegen sie lange, bis Harry das Wort ergriff. "Dürfte ich Sie noch etwas fragen?" "Natürlich", antwortete sie. "In welchem Haus waren Sie denn zu ihrer Schulzeit?" Mrs. Figg schwieg kurz. "Slytherin", war die knappe Antwort. Harry war baff. Slytherin hätte er am allerwenigsten vermutet. "Ich weiß auch nicht, warum ich ausgerechnet dort gelandet bin. Wahrscheinlich liegt es bei mir in der Familie", sagte sie leise. Für einen kurzen Augenblick fühlte Harry um sie herum eine Aura, die zugleich Stärke, aber auch Trauer wiederspiegelte. Sie hatte bestimmt sehr viele Geheimnisse. Nach wenigen Minuten kamen beide vor dem Portrait der fetten Dame an. "Also, vielen Dank, dass Sie mir alles erzählt haben, Mrs. Figg", sagte Harry. "Gerngeschehen. Du kannst mich außerhalb des Unterrichts ruhig Arabella nennen, Remus nennst du ja auch beim Vornamen." Harry seufzte. Bei Remus hatte er einige Zeit gebraucht, um sich daran zu gewöhnen, ihn beim Vornamen anzusprechen. "Äh, na gut. Gute Nacht, Arabella." "Gute Nacht. Ach und noch was - Als dich die Weasleys aus den Ligusterweg geholt hatten, hab ich euch beim Benutzen des Portschlüssels beobachtet. Sag deinem rothaarigen Freund, er soll etwas vorsichtiger sein. Und vergiss nie, dass gerade die Leute, denen wir am meisten vertrauen, uns am ehesten den Tod bringen können", sagte die Frau mit geheimnisvoll gefährlicher Stimme und verschwand, ohne ein weiteres Wort, um die nächste Ecke. Harry stand einfach nur sprachlos da. Er war gleichzeitig geschockt, dass er und die Weasleys so unvorsichtig gewesen waren und dass er solche Worte aus Arabellas Mund vernommen hatte. Er stand noch lange dort, bis dem großen Bild vor ihm der Geduldsfaden riss. "Hey! Ich habe dich jetzt schon zehnmal gefragt, wie das Passwort lautet! Willst du jetzt nun rein oder nicht?!", blaffte ihn die fette Dame beleidigt an. Erschrocken, sah Harry zu ihr auf. "Was? Oh, entschuldigung! Lulatsch!", rief er. Das immer noch fluchende Portrait öffnete sich und Harry betrat den Gemeinschaftsraum. Dort wurde er bereits von Ron, Hermione und Mariah erwartet. "Und? Was haben sie dir erzählt?", fragte Ron aufgeregt. Harry schaute nervös zu Mariah, der er die Neuigkeiten ja nicht erzählen dürfte. Diese schaute zuerst irritiert, doch dann lächelte sie verständnisvoll. "Ich geh schon mal ins Bett. Morgen gehen wir ja nach Hogsmeade und da will ich fit sein", sagte sie und ging die Treppen zum Mädchenschlafsaal hoch. Harry hatte irgendwie das Gefühl, Mariah könnte Gedanken lesen, doch seltsamerweise beunruhigte ihn das nicht. "Also?", fragte Ron erneut und holte Harry damit wieder in die Gegenwart zurück. Dieser setzte sich zu den beiden Freunden und erzählte ihnen alles. Auch das Gespräch mit Sirius ließ er nicht aus. Als er Ron erzählte, dass Arabella sie beide mit den anderen Weasleys beim Benutzen des Portschlüssels gesehen hatte, zog dieser vor Schock scharf die Luft ein. "Hui, da können wir ja von Glück reden, dass diese Mrs. Figg in Wirklichkeit eine Hexe ist", sagte Ron mit einem nervösen Lächeln. "Ihr habt eben immer mehr Schwein als Verstand", sagte Hermione besserwisserisch. Die Jungs sahen sie beleidigt an. "Aber Spaß beiseite, wir sollten uns ein Beispiel an Mariah nehmen und auch ins Bett gehen", schlug sie vor. Die Jungs nickten, wünschten ihr noch eine gute Nacht und gingen zusammen in ihren Schlafsaal. "Willst du morgen in Hogsmeade ein Geburtstagsgeschenk für Mariah kaufen?", fragte Ron, als sie gerade in ihre Schlafanzüge schlüpften. "Hm, ich weiß nur nicht so recht, was ich ihr schenken soll." "Vor kurzem soll dort ein neuer Laden mit kleinen Schmucksachen aufgemacht haben. Vielleicht findest du ja eine Kette mit einem guten Anhänger, das mögen Mädchen besonders." "Sie ist aber nicht gerade wie die anderen Mädchen. Sie ist einfach ... anders." "Stimmt, Hermione ist auch nicht so wie normale Mädchen", gab Ron zu und wurde leicht rot. "Hast du es ihr eigentlich schon gesagt?" "Was?" "Na, was du für sie empfindest." "Harry! Wir - sind - nur - Freunde! Merk dir das endlich und jetzt lass uns schlafen!", sagte Ron und zog sich die rote Bettdecke über den ebenfalls roten Kopf. Harry seufzte und legte sich hin. Nach wenigen Minuten übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief ein. Diese Nacht träumte er nicht von Voldemort, sondern von Mariah. Sie waren auf dem Quidditchplatz und flogen gemeinsam mal wieder um die Wette, diesmal gewann er. Als sie auf ihn zuflog, griff er, ohne zu wissen, warum, in den Umhang und zog etwas Goldenes heraus - einen goldenen Schnatz. Was hatte der in Harrys Umhang zu suchen? Erst beim zweiten Blick bemerkte er, dass an ihm eine ebenfalls goldene Kette befestigt war. Mariah flog neben ihm und sah die Schnatzkette neugierig an. Fast schon reflexartig öffnete Harry den Verschluss der Kette und legte sie Mariah um den Hals. Diese freute sich bis ins Unendliche, umfasste sein Gesicht mit ihren warmen Händen und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Harry, der vollkommen überrascht war, fasste sich an die geküssten Lippen und sah seiner Freundin ins Gesicht. Er zuckte zusammen, denn Mariah hatte angefangen zu weinen. "Ver-verzeih mir ... Ich habe das nicht verdient! ICH HABE DAS NICHT VERDIENT!", schrie sie unter großen Tränen. Harry schreckte aus dem Schlaf. Er versuchte, sich an den Traum zu erinnern. Woher hatte er auf einmal diese goldene Schnatzkette gehabt und warum um alles in der Welt hatte sie geweint, nachdem sie ihm einen Kuss gegeben hatte? Warum hatte sie ihn überhaupt geküsst? Was meinte sie mit 'Ich habe das nicht verdient'? Harry brauchte lange, um wieder einzuschlafen und träumte in dieser Nacht nichts mehr. *** "AUFSTEHEN, SCHLAFMÜTZE!", dröhnte es Harry in den Ohren und ließ ihn aus dem Bett fallen. Benommen, rappelte er sich auf und sah Mariah vor sich, die schon angezogen war. Er wurde schlagartig wach und bemerkte, dass ihm plötzlich sehr warm im Gesicht wurde. Er musste an den Traum von letzter Nacht denken. Mariahs Kuss in seinen Gedanken war ihm schon etwas unangenehm gewesen. Doch irgendwie hatte er diese Millisekunden auch sehr genossen und dafür schämte er sich. Immerhin war sie seit langem eine enge Freundin. "Was soll denn dieser Radau mitten in der Nacht?", fragte er gähnend. "Von wegen 'mitten in der Nacht'; es ist zehn Uhr morgens und die meisten haben sich schon auf den Weg nach Hogsmeade gemacht. Los! Fertig machen!", sagte sie und warf ein Kopfkissen nach Harry, der dem knapp auswich. "Schon gut, schon gut", sagte er, wedelte mit dem Kissen wie mit einer weißen Fahne und ging in den Waschraum. Nach ein paar Minuten war er fertig und wurde schon von Mariah im Gemeinschaftsraum erwartet. "Wo sind denn Ron und Hermione?", fragte er. "Die sind schon vorgegangen", antwortete sie. "Lass uns gehen." Zusammen gingen sie nach unten zum Eingang und wurden von einem miesepetrigen Hausmeister Filch rausgelassen. Draußen war es schon ziemlich kalt und sie liefen dicht beieinander, um sich etwas warm zu halten. Sie nahmen die direkte Straße ins Dorf. "Na, wenn das nicht das neue Traumpärchen ist, Potter und McKay!", spottete provozierende Stimme. Die beiden Freunde wandten sich um und erblickten Draco Malfoy und das halbe Slytherinhaus. Laura war nicht dabei. "Na, wenn das nicht Malfoy, das hopsende Frettchen ist", sagte Harry gleichgültig, obwohl es ihm doch etwas unangenehm war, vor Mariah mit der Zumutung 'Traumpärchen' konfrontiert zu werden. Diese lachte inzwischen unbeherrscht, da Harry ihr erzählt hatte, wie der falsche 'Mad-Eye' Moody Malfoy in ein Frettchen verwandelt hatte. Malfoy lief rot an vor Wut. "Vor deiner kleinen Freundin spielst du den großen Macker, aber in Wirklichkeit hast du absolut nichts drauf, Potter!" "Das könnte ich auch von dir behaupten, Malfoy", sagte Harry immer noch sehr beherrscht. Mariah machte sich währenddessen einen Eindruck von dieser Situation. Fast alle Slytherins vor ihnen waren die Kinder von Todessern und zu ihrem und Harrys Glück keine guten Duellierer. Draco Malfoy hingegen war aus einem anderen Holz geschnitzt, denn er und seine Vorfahren waren sehr bekannte und mächtige Zauberer. Mariah sah sich um. Es war keiner in der Nähe, es könnte ihnen also keiner im Notfall helfen und ihre gesamte Kraft wollte sie auf keinen Fall zeigen. Das hätte sie mit Sicherheit verraten. Die Slytherins traten näher heran und zückten ihre Zauberstäbe. Harry zückte seinen ebenfalls. "Imobilus!", rief jemand auf einmal und ein greller Lichtstrahl schoss zwischen den Bäumen auf die Slytherins zu und ließ sie erstarren. Harry und Mariah drehten ihre Köpfe ruckartig in die Richtung, aus der der Lichtstrahl gekommen war. Zwischen den Bäumen kam Laura hervor. "Seid ihr in Ordnung? Haben sie euch angegriffen?", fragte sie. "Nein, alles okay. Danke für deine Hilfe", sagte Harry und steckte seinen Zauberstab wieder in seinen Umhang. "Ich wusste nicht, wie man direkt nach Hogsmeade kommt und bin den anderen Slytherins gefolgt. Als ich gesehen habe, dass sie euch blöd anmachen, hab ich mich hinter den Bäumen versteckt. Wir sollten lieber von hier verschwinden, denn dieser Zauber wirkt bei so vielen Personen nur für kurze Zeit", erklärte Laura. Harry und Mariah nickten und setzten mit Laura ihren Weg nach Hogsmeade fort. *** Nach kurzer Zeit kamen sie in dem kleinen Zaubererdorf an und trafen schon bald auf Ron und Hermione, die, so wie es aussah, schon in einigen Läden gewesen waren. "Ah, da seid ihr ja endlich", begrüßte Hermione sie gut gelaunt. "Hat ein bisschen länger gedauert, weil uns Malfoy und einige andere Slytherins noch Gesellschaft geleistet haben", sagte Harry trocken. "Ach, was haben die denn genau gemacht?", wollte Ron wissen. "Sie haben uns blöd angemacht, weil wir gut befreundet sind und dann hat Harry Malfoy ein hopsendes Frettchen genannt." Ron lachte und Hermione grinste. Die Erinnerung an diese mal andere Lektion in Verwandlung war noch frisch. "Daraufhin haben er und die restlichen Slytherins die Zauberstäbe gezückt, doch Elisha hat sie mit einem Erstarrungszauber für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt", endete Mariah. "Ja, die müssten inzwischen wieder normal sein", sagte Laura. "Wie wäre es, wenn wir uns erst ein bisschen aufwärmen? Im 'Drei Besen' können wir uns doch ein Butterbier gönnen", schlug Hermione vor und zeigte in die Richtung des Pubs. Ron beugte sich unauffällig zu Harrys Ohr. "Das ist die Gelegenheit. Während die Mädchen zum 'Drei Besen' gehen, könnte ich dir diesen neuen Laden zeigen, damit du Mariahs Geburtstagsgeschenk kaufen kannst", flüsterte Ron. Harry nickte. Bei der Gelegenheit könnte er Ron auch gleich von dem Traum erzählen. "Was flüstert ihr denn da Schönes?", fragten Hermione, Mariah und Laura im Chor. "Gar nichts - Ähm - Geht doch schon mal vor und bestellt uns bitte zwei Butterbiere. Wir wollen noch schnell was erledigen. Nicht wahr, Harry?" Da Harry lange brauchte, um zu zuzustimmen, kam Mariah irgendwie der Gedanke, dass dieses 'was erledigen' mit ihrem kommenden Geburtstag zu tun haben könnte. "Was habt ihr denn so Wichtiges zu erledigen?", fragte Laura misstrauisch. "Ach lass sie mal in Ruhe, gehen wir schon mal vor, sonst friere ich am Boden fest", sagte Mariah und zog Laura und Hermione zum 'Drei Besen'. "Kann die etwa Gedanken lesen?", fragte Ron seinen besten Freund, während beide zu dem neuen Laden gingen. "Keine Ahnung. Ich hab auch schon darüber nachgedacht", antwortete dieser. Nach wenigen Minuten standen sie vor dem Laden. Er war außen hellblau gestrichen und hatte ein großes Schild auf dem 'Zauberhafte Geschenke und Utensilien' in bunten Farben stand. Sie traten beide ein und standen nun vor unzähligen Glasvitrinen. In denen lagen hunderte von Ketten, Anhängern, Armreifen, Ringen, Ohrringen und Broschen. Ron tippte Harry auf die Schulter. "Wie wäre es mit der da?", fragte er und zeigte auf eine weiße Kette mit einem Einhornanhänger. Harry überlegte und erinnerte sich, dass Mariah ihm irgendwann mal erzählt hatte, dass sie keine Einhörner mochte. Weshalb, hatte er leider nicht erfahren. "Nein, ich glaube, die würde Mariah nicht gefallen", sagte er und sah sich weiter um. Ron schaute irritiert. Er wusste, dass fast alle Mädchen Einhörner mochten. Er zuckte die Schultern und sah sich ebenfalls um. Harry erblickte inzwischen eine goldene Kette mit einer goldenen Kugel. Harrys Kinnlade klappte herunter. Ein Schnatzanhänger - Genau wie in seinem Traum. "Na, hast du was gefunden?", fragte Ron und erblickte ebenfalls den Schnatzanhänger. "Ja", war Harrys knappe Antwort. Er ging zu dem Verkäufer und bat ihn, die Kette aus der Vitrine zu holen. Dieser öffnete sie und gab Harry den Anhänger. Harry wusste, dass es wahrscheinlich nicht gut war, einen Traum mit eigenen Mitteln zu verwirklichen, doch er wusste auch, dass sich Mariah sehr über die Kette mit dem Schnatzanhänger freuen würde. Er bezahlte schnell den Preis von zehn Sickeln, ließ das Geschenk in seinem Umhang verschwinden und verließ mit Ron den Laden. "Ron, kannst du ein Geheimnis für dich bewahren?", fragte Harry und sah seinen Freund ernst an. Ron, zuerst überrascht, nickte heftig. "Okay, ich hatte letzte Nacht einen seltsamen Traum ... und zwar von Mariah." Ron blieb stehen und sah Harry perplex an. "Wow, ich wusste gar nicht, dass es zwischen euch schon so ernst ist." "So meinte ich das nicht!" "Wie denn dann?" Harry seufzte; es war eh zu spät. Er hatte Ron bereits neugierig gemacht und war nun gezwungen, ihm alles zu erzählen. "Also, wir waren auf dem Quidditchfeld und flogen auf unseren Besen. Dann hab ich plötzlich diesen Schnatzanhänger aus dem Umhang gezogen." "Etwa den, den du gerade gekauft hast?" "Ja ... Mariah flog neben mir und gegen meinen Willen hab ich ihr die Kette umgelegt." "Und?" "Was und?" "Wie hat sie reagiert?", fragte Ron ungeduldig. "Sie hat sich riesig gefreut und ..." "Und was?", hakte Ron nach. "Sie ... hat mich geküsst ..." Harry war in seinem ganzen Leben wohl selten so rot gewesen. Jetzt blieb Ron die Spucke weg. Irrte sich Harry oder sah er in den Augen seines Freundes einen Funken von Hoffnung aufschimmern? "Das ist aber noch nicht alles", sagte Harry. Ron sah ihn erwartungsvoll an. Harry konnte sich schon denken, was der Rotschopf von ihm hören wollte und verdehte daher kurz die Augen. "Sie hat plötzlich angefangen zu weinen und hat 'Ich habe das nicht verdient!' geschrien." Rons Erwartungsfreude verschwand und verwandelte sich in eine stirnrunzelnde Miene. "Weißt du denn, was sie damit gemeint haben könnte?", fragte er. Harry schüttelte bedauernd den Kopf. Plötzlich grinste Ron hinterhältig. "Ach jetzt versteh ich! Du erhoffst dir genau so einen Kuss, wenn du ihr diese Kette schenkst." Harry sah Ron entgeistert an und wurde scharlachrot. "Spinnst du? So etwas würde ich nie machen!", protestierte dieser aufgebracht. "Ja, ja, Harry, nie und nimmer." Ron grinste noch immer. "Und du hattest heute bestimmt auch einige Hintergedanken, als du allein mit Hermione nach Hogsmeade gegangen bist", konterte Harry geschickt. "Lass mich doch endlich mit dem Quatsch in Ruhe!", sagte Ron und lief um einiges schneller, damit Harry nicht die Röte in seinem Gesicht sehen konnte. Bald kamen sie endlich im 'Drei Besen' an und setzten sich zu Mariah, Hermione und Laura. Vor ihnen standen zwei volle Butterbiere von denen beide erstmal einen kräftigen Schluck nahmen. "Vorhin war McGonagall hier und hat mir mitgeteilt, dass das erste Quidditchspiel an Halloween stattfindet", sagte Mariah gut gelaunt. "Gegen welches Team denn?", fragte Harry. "Ravenclaw." Harry verschluckte sich bei diesem Wort und musste husten. Wie? Warum ausgerechnet Ravenclaw? Er musste also schon beim ersten Spiel gegen Cho Chang kämpfen und das bereitete ihm kein gutes Gefühl. "Harry, was hast du denn?", fragte Mariah besorgt und klopfte ihm auf dem Rücken. "Nichts, ist schon in Ordnung", sagte er abwimmelnd. Er bemerkte, dass Ron und Hermione ihn besorgt ansahen. Sie wussten, dass Harry viel für Cho empfand und wie schwer es ihm fallen würde, gegen sie zu spielen. Wenn man vom Teufel sprach, denn in diesem Moment betrat Cho Chang mit einigen Freundinnen den Pub. Harrys Magen zog sich krampfhaft zusammen, als sie auf seinen Tisch zuging. "Harry? Kann ich mal kurz mit dir alleine sprechen?", fragte sie behutsam. Harry wurde blass, nickte zögerlich und verließ mit ihr den Pub. Mariah hatte Harrys Gesichtsausdruck bemerkt und wandte sich Ron und Hermione zu. "Wisst ihr vielleicht, was mit ihm los ist?", fragte sie besorgt. Hermione sah fragend zu Ron. Der nickte. "Nun ja, Harry hat dir doch bestimmt von dem Jungen erzählt, der letztes Schuljahr in der dritten Runde des Trimagischem Turnieres von einem Anhänger von Du- weißt-schon-wem getötet wurde, oder?", fragte Hermione mit leiser Stimme. "Wenn du diesen Cedric Diggory meinst, dann ja", bestätigte Mariah und biss sich nervös auf die Unterlippe. "Tja, dieses Mädchen von eben heißt Cho Chang, geht in die sechste Klasse von Ravenclaw, ist Sucherin in deren Team und ... war die feste Freundin von Cedric Diggory." Mariahs Augen weiteten sich. "Oh", sagte sie nur. "Zu allem Überfluss hat Harry sie auch noch sehr gern", fügte Ron noch hinzu. "Mit anderen Worten, er hat ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil er ihren Freund nicht vor dem Tod bewahren konnte. Jetzt hat er Angst, dass er es bei dem Quidditchspiel nicht übers Herz bringt, sie und ihr Team zu besiegen", sagte Laura so gewissenhaft wie eine Psychologieprofessorin. Ron und Hermione sahen sie erstaunt an. "So ungefähr in dieser Richtung", murmelte Hermione. Mariah machte sich weiterhin ihre Gedanken und nippte unruhig an ihrem Butterbierkrug. *** Harry saß währenddessen mit Cho auf einer Bank in der Nähe des 'Drei Besen'. Vor einem Jahr hätte er sich noch gefreut wie ein König seinem Traummädchen so nah zu sein, doch in diesem Augenblick hätte er sich am liebsten auf der Stelle in der Erde eingegraben. Besonders peinlich wurde es, als Cho anfing zu sprechen und er bei dem Klang ihrer Stimme zusammenzuckte, doch Cho beachtete dies gar nicht. "Hör zu, ich ... ich gib dir keine Schuld an Cedrics Tod", sagte sie leise. Harry war sichtlich überrascht, ausgerechnet diese Worte aus ihrem Mund zu hören und augenblicklich verschwand dieses flaue Gefühl in seinem Magen. "Du hattest ja selbst keine Ahnung, dass so etwas Schlimmes passieren würde. Außerdem hast du ... Cedrics Leiche zurück nach Hogwarts gebracht und dafür bin ich dir sehr dankbar", sagte sie und lächelte ihn aufmunternd an. Harry stutzte. Sonst hätte sein Herz wie wild angefangen zu schlagen bei diesem Lächeln, doch er war nun kaum noch nervös. Waren seine Gefühle für sie etwa verschwunden? Einfach so? Cho stand inzwischen auf und sah Harry noch einmal direkt in die Augen. "Ich wollte nur, dass du dir nicht die Schuld gibst. Falls jemand in dieser Sache gegen dich sein sollte, ich stehe hinter dir", sagte sie und entfernte sich langsam von ihm. Sehen konnte Harry es nicht, doch im Inneren wusste er, dass sie weinte. Gerade, als er seine Hände in die Umhangstaschen drückte, um sie zu wärmen, fühlte er ein lockeres Stück Stoff in der einen Tasche. Er zog es heraus und erkannte es als ein frisches Papiertaschentuch. Da er seit Tagen einen leichten Schnupfen hatte, war immer ein frisches Taschentuch bei ihm zu finden. Er lief schnell hinter Cho her und holte sie auch bald ein. Als sie merkte, dass er neben ihr lief, blieb sie stehen. Harry hatte Recht gehabt; sie weinte. Er hielt ihr das Taschentuch hin und nach kurzem Zögern nahm sie es mit einem schluchzenen 'Danke' an. Harry überlegte kurz, doch dann trat er näher an Cho ran und umarmte sie. Starr vor Schreck, blieb Cho zuerst ganz ruhig, doch dann weinte sie verzweifelt weiter und krallte sich an Harrys Umhang fest. Harry strich ihr sanft über die langen, schwarzen Haare. Nun wusste er es. Er war nicht mehr in sie verliebt. Das starke Herzklopfen von damals war verstummt. Sie war für ihn nicht mehr der wichtigste Mensch in seinem Leben. Doch im Inneren fühlte er nun immer noch eine starke Verbindung zu ihr, wie Seelenverwandte. Er löste sich vorsichtig von ihr und sah in ihre schönen dunklen, asiatischen Augen. "Es tut mir alles so sehr Leid", murmelte er. "Danke für dein Verständnis." Cho wischte ihre Tränen weg und lächelte ihn an. Sie wusste, dass sie ihm zu Dank verpflichtet war, da er sie getröstet hatte. "Ich schwöre dir, ich werde Cedric rächen", sagte Harry leise und ging, ohne ihr noch einmal ins Gesicht zu sehen, zurück zum 'Drei Besen'. Cho schaute ihm nur erstaunt hinterher. *** Harry kam mit gemischten Gefühlen zu seinen Freunden zurück. Als er sich wieder zu ihnen setzte, sahen sie ihn besorgt an. Harry erwiderte dies mit einem Lächeln. "Alles geregelt", sagte er nur und nahm ein paar Schlucke aus seinem Butterbier. "Na, Potter, bist du jetzt stolz auf dich?" Harry wandte seinen Blick zur Seite. Neben dem Tisch stand Draco Malfoy vor ihm und grinste ihn hämisch an. 'Einfach nur nicht beachten', dachte Harry streng bei sich. Er würde sich bestimmt nicht von Malfoy provozieren lassen. "Ganz schön raffiniert von dir. Kaum ist ihr Freund verstorben, machst du dich gleich an Cho Chang ran", sagte Malfoy in einem abfälligen Tonfall. Der ganze Pub verstummte urplötzlich. Jeder sah zu den beiden Streitenden. Mariah, Laura, Hermione und Ron mussten ihre ansteigende Wut gegen dieses großmäulige Frettchen sehr zügeln. "Denk, was du willst, Malfoy", sagte Harry ganz ruhig und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Butterbier zu. Seine Freunde wunderten sich, wie er bei diesen Worten so ruhig bleiben konnte, doch sie ahnten ja nicht, wie sehr er in Gedanken vor Wut kochte. "Echt hinreißend wie du sie da draußen umarmt hast, wirklich süß", gab Malfoy noch mit einem ironisch sanften Ton dazu. Harry schlug nun seinen Butterbierkrug kräftig auf den Tisch, so dass dieser einen leichten Riss bekam und ein wenig vom Butterbier heraus sickerte. Doch das war ihm egal und er sah seinem Gegenüber nicht ins Gesicht. "Hast dich bestimmt bei ihr ausgeheult, nicht? Wahrscheinlich gaukelst du ihr noch die reinsten Lügengeschichten über deine angeblichen Heldentaten vor und der Tod von Cedric Diggory ist dir in Wirklichkeit scheißegal. Vielleicht könnte es ja sogar sein, dass 'du' ihn in Wahrheit umgebracht hast, nur, um seine Freundin abzukriegen und dazu auch noch das Trimagische Turnier zu gewinnen, oder, Potter?" Viele Schüler sahen geschockt zu Harry. Manchen Gesichtern nach zu urteilen, glaubten ein paar von ihnen Malfoys Worten. Gut, jetzt hatte Malfoy es geschafft, ihn zur Weißglut zu treiben. Harry wollte gerade aufstehen und diesem Slytherinabschaum so viele Flüche wie möglich auf den Hals hetzen, als eine, für ihn nicht sofort erkennbare, Person Malfoy zu sich drehte und ihm eine gewaltige Ohrfeige verpasste. Als Harry genau hinsah, erkannte er diese Person. Es war Cho. "WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN, HARRY FÜR CEDRICS TOD VERANTWORTLICH ZU MACHEN?! WENN ES IHM MÖGLICH GEWESEN WÄRE, HÄTTE ER CEDRIC SOGAR MIT SEINEM LEBEN BESCHÜTZT! ES WAREN SOLCHE DRECKIGEN SCHWEINE WIE DEIN VATER, DIE IHN UMGEBRACHT HABEN! SONST NIEMAND! UND NUR ZU DEINER INFORMATION - HARRY HAT MICH NUR GETRÖSTET!", schrie Cho ihn zornig an. Malfoy hielt sich erschrocken die gerötete Wange. Auch die restlichen Anwesenden waren wie zu Salzsäulen erstarrt. 'Die gefällt mir', dachte Laura grinsend. Nun sah Cho zu den anderen. "Damit ihr es alle wisst, ich stehe hinter Harry und ich vertraue ihm!", sagte sie. Jeder konnte den vor Überraschung geöffneten Mund erst nach einiger Zeit schließen. Malfoy sah noch einmal angewidert zu Harry und Cho, bevor er schnurstracks den Pub verließ. Cho wandte sich nun Harry zu, der sie ebenfalls etwas entgeistert musterte. "Ich habe gehört, dass wir an Halloween zusammen ein Quidditchspiel haben. Ich hoffe, du enttäuscht mich nicht und versprichst mir ein tolles Spiel", sagte sie und reichte ihm die Hand. Harry gab ihr seine. "Versprochen", sagte er. Cho grinste herausfordernd und setzte sich zu ihren Freunden aus Ravenclaw. *** Nachdem sie alle genug Butterbier getrunken hatten, gingen Harry und die anderen noch in den 'Honigtopf' und anderen Läden. Danach machten sie sich langsam auf dem Weg zurück nach Hogwarts. Der Himmel wurde langsam dunkler und es wurde immer kälter. Mariah bekam langsam schon blaue Lippen und als Harry dies bemerkte, legte er seinen linken Arm wärmend um sie. Mariah sah ihn daraufhin etwas verwundert an, unternahm jedoch nichts gegen die freundschaftliche Geste. "Wenn du und Elisha mal ein richtiges schönes, warmes Bad genießen wollt, dann kann ich euch das Passwort verraten", flüsterte Harry ihr leise zu. Mariah sah ihn erst überrascht an, lauschte dann aber seinen Worten. "Benutzt das Badezimmer der Vertrauensschüler. Es ist im fünften Stock, vierte Tür links von dieser Statue von Boris dem Bekloppten. Das Passwort lautet 'Pinienfisch' und wird, soweit ich erfahren habe, nur alle zwei Jahre geändert." Mariah sah nun nervös zu Hermione. "Hermione wird davon schon nichts erfahren und sie wird ab zirka zweiundzwanzig Uhr dort nicht mehr anzutreffen sein. Und damit euch keiner sieht, gebe ich dir meinem Tarnumhang, dann holst du Elisha vom Slytheringemeinschaftsraum ab und ihr geht gemeinsam weiter zum Vertrauensschülerbad", flüsterte er und zwinkerte. "Du hast einen Tarnumhang?", fragte sie erstaunt. Harry nickte. "Ja, den hat mir mein Vater hinterlassen." Mariah legte ebenfalls den Arm um ihren Freund und gemeinsam gingen die fünf Freunde zufrieden zurück zur Schule. ************************************************* Diesmal ist das Kapitel nicht so lang wie das fünfte. Ich habe sehr viel Spaß daran gehabt, die Szenen mit Cho zu schreiben. Harry hat sich nun fast von ihr verabschiedet und möchte nun normal mit ihr umgehen. Ich war selbst sehr erschrocken, wie fies ich Draco hab sprechen lassen. Tja, er ist eben noch kein braves Lämmchen. Im nächsten Kapitel wird er wohl etwas zu kurz kommen, doch danach wird er eine große Rolle spielen. Irgendwie lass ich Sirius wie ein Waschweib auftreten. Er lacht immer gerne und gibt andauernd seinen Senf dazu. Er erinnert mich irgendwie sehr an mich selbst *gg*. Ich hoffe, ihr findet meine Geschichte nicht so langweilig und lest auch treu weiter. Ich schreibe gerade am siebten Kapitel und um euch ein bisschen anzuregen, verrate ich euch den Titel: Halloween bei Vollmond. Ich hoffe, ihr habt schon einige Vermutungen, was da passiert. Bis bald, eure Maru! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)