Woods von Silberstrich ================================================================================ Kapitel 23: Jenny's Rache ------------------------- Zunächst einmal verbrannte Lukas sich die Zunge am Tee. "Es tut mir leid, dass ich sie so spät störe...und es geht mich ja nichts an aber....haben sie gerade Kontakt zu ihm...?" Es kosteten ihn sehr viel Überwindung einfach zu fragen, was er wissen wollte. Er konnte nur hoffen ihr damit nicht zu nahe zu treten. Doch die Frau lächelte wieder. Allerdings sah sie auch etwas bedrückt aus. "Der Kontakt zu seiner Einheit ist vor einer Weile abgebrochen." Lukas fiel einfach die Tasse aus der Hand. Die heisse Flüssigkeit sickerte sofort in den Teppich. "Oh Gott es tut mir leid.", er sprang sofort auf und versuchte die Stelle mit seinem Ärmel zu trocknen. "Das ist doch nicht schlimm. Komm steh schon auf." "Es tut mir leid ich ....wieso ist der Kontakt denn ....abgebrochen...kann man da nichts ...tun? Ich meine...", dann konnte Lukas einfach nicht mehr. Dicke Tränen kullerten über sein Gesicht Ben's Mutter atmetete tief durch: "Oh bitte nicht. Sonst weine ich gleich mit." "Es tut mir leid...er ist nur ....ein sehr guter Freund und ich mache mir Sorgen und ich habe so lange nichts von ihm gehört. Warten ist ja das eine aber nicht mal zu wissen ...ob es ihm gut geht...." "Ich weiß...ich weiß..", sie nahm ihn in den Arm und dann stand er da mit dieser fremden Frau und weinte ihre Schulter nass. Als er wieder einen Schritt zurück trat, sah er dass auch sie feuchte Augen hatte. Sie nahm seine Hände: "Jedes Mal wenn der Postbote klingelt oder eine Nachbarin oder nur das Telefon....denke ich dass jemand gekommen ist um mich darüber in Kenntnis zu setzten, dass etwas schlimmes passiert ist. Aber solange mich keine schlechte Nachricht erreicht gehe ich von ganzem Herzen davon aus, dass es ihm gut geht. Wenn es anders wäre dann wüsste ich es." "Danke..", Lukas wischte sich über die geröteten Augen. "Okay ich halte das nicht mehr aus.", begann sie schließlich und drückte seine Hände etwas fester," Du darfst es meinem Sohn nicht übel nehmen aber wir wissen wer du bist Lukas." "Was...?", stammelte er überfordert. "Du musst wissen ....Ben ist kein guter Lügner und uns war sehr schnell klar, dass er verliebt ist....mein Gott ich bin seine Mutter ich merke sowas. Klar waren wir überrascht, dass es...also dass du, nimms mir nicht übel, ...ein Mann bist aber.. er musste nur einmal über dich reden und wir wussten sofort, dass er es ernst meint. Wir warten schon ziemlich lange darauf dich kennen zu lernen. Leider ist mein Mann diese Woche nicht da." Lukas sah sie einfach nur geschockt an. "Hier...sieh mal....wir haben sogar ein Foto...", schmunzelte sie und ging zu einer Kommode mit Familienfotos rüber. Davor lag ein kleines Foto auf dem Ben den Arm um Lukas gelegt hatte und mit dem anderen auf etwas zeigte. Lukas errötete leicht. "Ich ähm...." "Tut mir leid, ich sollte das für mich behalten aber dich so aufgelöst zu sehen ...." Es dauerte eine Weile ....doch dann begann Lukas zu reden und sie redeten und redeten und redeten. Zusammengeschweißt von der gemeinsamen Liebe für Ben. Und seine Mutter tat alles um Lukas kein schlechtes Gefühl zu geben. Sie nahm ihn einfach so an wie er war und schien sich wirklich zu freuen, dass er sie aufgesucht hatte. Schließlich sagte sie: "9 Wochen sagst du? Wir haben zuletzt vor 3 Wochen von ihm gehört. Ich glaube er will dich einfach nicht beunruhigen und dass du dein Leben lebst und nicht dauernd an ihn denkst." "Was wenn er ....wenn wir uns ...so voneinander entfernen." "Lukas...von Jennifer war nie ein Foto auf unserer Kommode." Sofort verbarg er seine Augen hinter seinem Arm. "Dass du jetzt hier bist zeigt mir,dass du ihn genauso liebst wie er dich...", fügte sie hinzu. Da brachen bei Lukas wieder alle Dämme und sie nahm ihn erneut in den Arm. Exakt 3 Tage später konnte der Kontakt wieder hergestellt werden und Ben schickte sofort eine Nachricht. Trotzdem blieb es schwer. 4 Monate später.. "Du willst essen gehen? Ach ich weiß nicht...eigentlich wollte ich zu Hause bleiben und Serien schauen." "Jetzt sei nicht so doof Lukas! Sonst hat keiner Zeit und ich habe so Lust deren neue Gerichte aus zu probieren. Es soll echt richtig lecker sein." "Du bist doch jetzt mit Tammy zusammen. Mach doch ein Date draus und geh mit ihr. Ich bin total müde." "Sie ist doch noch in Kolumbien ! Bitte Lukas. Jetzt komm schon. Es ist doch nur ein Essen.", bettelte sie hartnäckig. Er sah Sophie an und seufzte gedehnt: "Naaaa gut." "Die Ablenkung wird dir gut tun. Du gammelst viel zu viel in deiner Wohnung rum. Und zieh dich bitte schick an, in Ordnung? Ich habe eeeewig auf diese Reservierung gewartet." "Das auch noch??" "Ich geh mich jetzt auch nochmal umziehen und dann hole ich dich in zwei Stunden ab okay?" Er wusste, dass ihm wohl keine andere Wahl blieb also nickte er nur schlapp und sie huschte auch schon davon mit wehenden roten Haaren. Kurz darauf klingelte es wieder an der Tür. "Sophie ich hab doch ja gesagt jetzt lass mich auch in Ruhe nach einem-", er stockte, als er aufsah und da nicht Sophie sondern Nick vor ihm stand. "Woher weißt du wo ich wohne?", fragte er entgeistert. "Als Anwalt hat man so seine Mittel.", sagte Nick, der es in Wirklichkeit natürlich von Jenny wusste. "Hör mal ...es war wirklich schön dich wieder zu sehen aber ich glaube wir sollten vielleicht nicht unbedingt in Kontakt bleiben....es hat sich so vieles geändert." "Wie das mit deinem Freund zum Beispiel...wo ist der überhaupt?" "Er ist seit 11 Monaten im Ausland stationiert...", seufzte Lukas und lies Nick widerwillig eintreten, damit er die Tür schließen konnte. Nick hob überrascht eine Braue: "Ein Soldat?", natürlich wusste er es längst und noch einiges mehr. "Möchtest du was trinken?" "Nein danke, eigentlich wollte ich dich nur wieder sehen..", lächelte Nick. Lukas sah ihn skeptisch an: "Nick ...ich liebe meinen Freund wirklich sehr und es wird zwischen uns auf keinen Fall was passieren..." "Das sagst du jetzt....", Nick legte eine Hand auf Lukas' Seite und spürte wie dieser leicht erschauderte. "Ich muss jetzt duschen und mich umziehen ich bin noch mit einer Freundin verabredet." Es fiel ihm schwer Nick so abzuweisen aber er traute sich momentan selbst nicht. "Du bist sicher ziemlich einsam oder...?" "Nick lass das ich bin nicht blöd ich weiß was du vorhast..." Endlich gab der andere auf: "Wie du meinst. Aber so leicht lass ich mich nicht wieder verdrängen. Wir hatten da was gutes und wir haben es viel zu früh weg geworfen...und du weißt wenn ich etwas will dann bekomme ich es auch..", erklärte er bestimmt und ging wieder nach Draußen. "Ruf mich an wenn dir klar wird, dass du jemanden brauchst der wirklich für dich da ist und nicht hunderte von Kilometern entfernt." Lukas antwortete nicht, sondern schloß einfach nur die Tür und drehte den Schlüssel herum. "Scheiße...", flüsterte er. Was sollte das. Wieso ausgerechnet jetzt. Vielleicht hatte Sophie recht und er brauchte tatsächlich Ablenkung. Hier alleine rum zu sitzen und an Ben oder Nick zu denken machte ihn nur ganz verrückt und vor allem traurig. Ben.... er hatte die Geburt von Becky's und Pierre's Tochter verpasst. Und Lukas wusste wie sehr er sich darauf gefreut hatte. Es war ein kleines Mädchen geworden. Mit Pierre als Vater würde die Kleine es sicher nicht immer leicht haben im Leben. Lukas musste grinsen. Dann ging er rasch duschen und suchte etwas schickes heraus. Ihm war so gar nicht nach Öffentlichkeit zu Mute. Viel lieber hätte er mit Sophie etwas gekocht und sich dann wieder auf die Couch verkrümelt, aber ihr war es so verdammt wichtig heute in dieses ach so tolle Restaurant zu gehen. Was man nicht alles für seine Freunde tat. Er glaubte irgendwie auch nicht wirklich, dass sie tatsächlich niemand anderen dafür hatte finden können. Wahrscheinlich hatte sie auch nur Mitleid und wollte dass er mal raus kam. Sie fuhren mit einem Taxi. Der Bus wäre günstiger gewesen, aber Sophie hatte sich ungewohnt herausgeputzt und wollte mit ihrem Kleid nichts riskieren. Lukas überlegte, ob er sie überhaupt schon mal in einem Kleid gesehen hatte. Es stand ihr aber wirklich sehr gut. Sie wurden an ihren Tisch geführt und setzten sich. Irgendwie fühlte er sich ein wenig deplatziert in so einem schicken Restaurant und als er die Preise auf der Karte sah musste er leicht schlucken. Sie bestellten erst einmal einen Wein. "Auf einen schönen Abend.", lächelte Sophie und versuchte sich zusammen zu reissen. "Ist alles okay bei dir?", fragte Lukas besorgt. Sie nickte nur und schien dabei über ihn weg zu sehen. Lukas hatte sein Glas gerade wieder auf den Tisch gestellt als jemand von der Seite fragte: "Kann ich ihnen sonst noch etwas bringen?" Lukas sah nicht gleich auf: "Nein danke wir haben doch schon bestellt." Dann erkannte er die Stimme. Ben lächelte ihn an und Lukas sackte das Herz in die Hose. Er sprang so schnell auf und an Ben hoch, dass er dabei sein Weinglas umstieß. Sophie lachte gerührt und wischte sich ihre Tränen mit der Serviette weg. Sie war natürlich eingeweiht. Und gleich würde Tammy kommen die längst wieder aus Kolumbien zurück war und mit ihr dieses Date verbringen. Es war ja nur ein Vorwand gewesen um Lukas hier her zu bekommen. Ben hatte noch seine Uniform an und drückte ihn fest an sich. "Was machst du hier??!", Lukas merkte in diesem Moment gar nicht, dass alle Gäste und Kellner auf sie starrten. Ausnahmsweise hatte es auch Ben kurz die Sprache verschlangen. Eine kleine Ewigkeit standen sie einfach nur da und hielten sich im Arm. Überwältigt von der geballten Sehnsucht und Erleichterung die sie empfanden. Lukas griff hoch und nach Ben's Gesicht: "Ich....kann nicht glauben, dass du da bist.", flüsterte er heiser. Dann umarmten sie sich wieder. "Ich habe jeden Tag an dich gedacht..", sagte Ben leise. Sie küssten sich und um sie herum begannen die Gäste zu applaudieren. Mit rotem Gesicht versteckte Lukas sich in Ben's Umarmung. Was wenn hier jemand saß, der ihn kannte? Auf dem Rückweg im Taxi brauchten sie nicht viele Worte. Das hatte jetzt Zeit. Erstmal war viel wichtiger den anderen einfach wieder zu spüren. "11 Monate..."... Lukas kuschelte sich an Ben. Es fühlte sich an wie ein Traum. Gemeinsam gingen sie Hand in Hand die Treppen zu Ben's Wohnung hoch. Dann blieb dieser unvermittelt stehen. "Was ist denn?", fragte Lukas, dann sah er es auch. Jemand hatte große Fotos an Ben's Wohnungstür geklebt. Auf einem Foto umarmte Lukas gerade Nick, auf dem daneben küssten sie sich. Darunter stand in großen schwarzen Buchstaben: Er Betrügt dich !!! Ben lies Lukas' Hand los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)