Music Is Life von Phoenix-of-Darkness (Musik heißt: Leben - YuKa / SeBo) ================================================================================ Kapitel 2: Make Me Fly ---------------------- Rückblende: Die Zeit verflog und der kleine Junge lauschte dem Sound des Liedes während er nebenbei seine Hausaufgaben machte. Zuerst summte er nur gedanklich mit. Doch da die Band den Song immer und immer wieder spielte, schlichen sich die Worte in Kais Kopf und er begann diese mitzusingen. Leise drang Kais Stimme an Boris Ohr, welcher am nächsten war. Dieser hielt augenblicklich inne und lauschte der leisen Stimme. Als er sie zuordnen konnte, drehte sich der 15 jährige überrascht zu dem kleinen Jungen in der Ecke. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Der plötzliche Abbruch von Boris ließ auch Sergej und Kazuki aufhören und es wurde still, während Kai noch die Strophe leise zu Ende sang. Stutzend über die augenblickliche Ruhe sah er von seinen Hausaufgaben auf. Sein Blick traf auf 3 Augenpaare die ihn musterten. Sofort senkte der Kleine den Kopf und schluckte. „Ent..entschuldigung…ich wollte euch nicht stören“ stammelte er kleinlaut. Kazuki stellte seine Gitarre zur Seite und schritt auf seinen kleinen Bruder zu. Er hockte sich vor diesen und legte seine Hand auf die silberfarbenen Haare. Unsicher blickten die roten Augen auf. Hatte er doch Angst, dass sein Bruder sauer war und ihn nie wieder mit zu den Proben nehmen würde. Doch zu seiner Überraschung lächelte dieser sanft und nicht nur das. Kai traute seinen Ohren nicht. Sein großer Bruder hatte ihn tatsächlich soeben gefragt, ob er auch mal am Mikro stehen will. Was sollte er jetzt sagen? Unsicher sah er zu den beiden anderen. Jedoch wirkte keiner der beiden irgendwie aufgebracht über die Störung durch ihn. Im Gegenteil. Boris nickte ihm zu und Sergej deutete mit dem Daumen hinter sich in Richtung Mikro. Kai schluckte. Zaghaft stand er auf und schritt auf das Mikro zu. Als er davor stand sah er zögernd nach oben. Das Mikrofon war so weit oben und er kam sich noch kleiner vor, als er es war. Wieso sollte er jetzt vorsingen? Er konnte das doch gar nicht. Immerhin kam er nicht mal an dieses Ding heran. Das Geräusch eines über den Boden gezogenen Stuhls ließ Kai aus seiner Starre schrecken. Als er aufsah, stand der Hüne neben ihn. Dieser stellte den Stuhl zum Mikro und ohne zu Fragen packte er den Jungen und setzte ihn drauf. Fragend sah Kai zu Sergej und dieser grinste. „Jetzt kommst du ran und nun will ich nochmal deine Stimme hören.“ Verblüfft sah Kai ihn an. Doch Sergej stellte sich einfach wieder hinter sein Instrument und sah zu ihm. Der Junge schluckte, sah erst zum Mikro und dann zu seinem großen Bruder. Kazuki sah von ihm zu den anderen beiden. „Wir fangen einfach mal an.“ Lächelte er und sah dann erneut zu Kai. „Und du singst einfach mit wenn du magst.“ Kazuki wandte sich an sein Mikro und begann langsam den Song zu spielen. Passend dazu begann Boris auf seinen Drums zu spielen und auch Sergej stimmte mit ein. Das Intro begann und Kazuki atmete innerlich durch. Kurz herrschte absolute Stille im Studio. Times when I just can't Bring myself to say it loud 'Fraid that what I'll say comes out somehow awry Kazukis Stimme erfüllte den Raum. Seine Stimme war fest und klar. Kai musste schlucken. Selten sah er seinen Bruder so ernst und doch war da noch etwas anderes. So richtig konnte er es nicht einordnen, doch mit seinem Bruder stimmte etwas nicht. Irgendwas bedrückte ihn und Kai wusste nicht was. Er beobachtete wie die Finger seines älteren Bruders über die Saiten der Gitarre glitten. That is when it seems We move in circles day to day Twist the drama of the play to get us by Schmerz zeichnete sich in seinen Augen. Das Drama mit Yuriy machte ihm so unendlich zu schaffen und je öfters er seinen geschrieben Song sang, desto bewusster wurde es ihm. Konnte ihre Beziehung überhaupt noch gerettet werden? Und wenn ja, wie? Immerhin war der Rothaarige noch immer nicht aufgetaucht. Das hier war ihre gemeinsame Band, ihr gemeinsamer Traum… Schmiss Yuriy dies wirklich alles hin, nur weil er Kazukis kleinen Bruder als „Störenfried“ empfand!? And it feels like fear Like I'll disappear Gets so hard to steer Yet I go on Do we need debate When it seems too late Like I bleed but wait Like nothing's wrong Die Melodie des Songs nahm Fahrt auf. Der vorherrschende Klang der Gitarre trat zurück und der Klang von Boris Drums vervollständigte den Sound der Gitarre und des Keyboard. Kazuki war in seinem Element. Die Musik trug seine Emotionen. Doch nicht nur ihm ging es so. Kai sah über seine Schulter zu Boris. Dieser hatte die Augen geschlossen und wie selbstverständlich folgten dessen Bewegungen an den Drums Kazukis Song. Da war keine Anstrengung in den Bewegungen des Lilahaarigen. Das Muskelspiel wirkte leicht und beinahe beflügelt. Kai musste erneut schlucken. Dieser Drummer war gut – sehr gut. „Los.“ Kai zuckte zusammen und sein Blick fiel auf Sergej, welcher ihm die Worte zugewispert hatte. Der riesige Russe hinter dem Keyboard hatte ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Der Blick des Jungen glitt über Sergej bis hin zu dessen Fingern. Diese glitten wie selbstverständlich über die Tasten und er musste nicht eine Sekunde überlegen, welche Note als Nächste folgen würde. Für Kai waren die drei und ihre Musik eins. Sollte er es wirklich wagen in diese Intimität einzudringen? Was wenn er den Song seines Bruders zerstören würde? Sein Blick wandte sich nach vorn und er schloss die Augen. You lift my spirit, take me higher, make me fly, Touch the moon up in the sky, when you are mine You lift me higher, take my spirit, make it fly, Where all new wonders will appear Oooooooooooooooohhhhhhhhhhhh ~ Kazuki sah kurz zu seinem kleinen Bruder und fragte sich ob dieser erstarrt sei. Er wusste nicht ob Kai dem gewachsen war. Vielleicht war es zu viel für den Kleinen. Nicht jeder traute sich in ein Mikro zu singen. „Take me high, make me fly…” Kazuki stockte kurz und seine Pupillen weiteten sich für einen Augenblick. Kai hatte seine Augen nicht aus Angst geschlossen. Nein er hatte auf den perfekten Moment gewartet um diese Worte zu wispern. Sie stammten nicht aus den ursprünglichen Lyriks. Kai hatte sie soeben hinzugefügt. Like the other day I thought you won't be coming back I came to realize my lackluster dreams And among the schemes And all the tricks we try to play Only dreams will hold their sway and defy Sprachlos beobachten die drei wie die Worte über Kais Lippen glitten. Seine Aussprache war perfekt und das obwohl der Junge mit seinen 6 Jahren noch gar kein Englisch konnte, geschweige denn ihm bewusst war, was die Worte bedeuteten. Er ließ sich einfach von der Melodie und der Stimmung des Songs leiten. Boris war baff und er hatte kurzzeitig zu tun um nicht aus den Takt zu geraten. Ähnlich erging es Sergej. Allerdings fasste er sich schnell. Der Russe war begeistert von dem Jungen und konnte sich nur im entferntesten Vorstellen was gerade in Kazuki vorgehen musste. Immerhin sang dessen kleiner Bruder die Worte, die das Seelenheil von Kazuki waren. Dieser wurde in einer kleinen textlichen Pause auch etwas unsicher von dem Silberhaarigen angesehen. Kai hatte die Augen geöffnet, nachdem er bemerkt hatte, dass er die Strophe alleine sang, während die anderen – teilweise wie in Trance – die Melodie weiter spielten. Hatte er es vergeigt? War sein Bruder sauer? Jedoch fing dieser sich wieder und lächelte seinen kleinen Bruder aufrichtig an. Ermutigend nickte er ihm zu, ehe er sich selbst dem Mikro wieder zu wandte und mit einstimmte. When it feels like fear Like I'll disappear Gets so hard to steer Yet I go on Do we need debate When it seems too late Like I bleed but wait Like nothing's wrong You lift my spirit, take me higher, make me fly, Touch the moon up in the sky, when you are mine You lift me higher, take my spirit, make it fly, Where all new wonders will appear Ooooooooooooohhhhhhhhhhhhhhhhhhh~ Sie sahen sich an und Kazuki fühlte etwas, dass er nicht beschreiben konnte. War dies wirklich sein kleiner Bruder der ihn hier an seine eigenen Grenzen trieb? You lift my spirit, take me higher, make me fly, Touch the moon up in the sky, when you are mine You lift me higher, take my spirit, make it fly, Where all new wonders will appear Take me high – Take me high Make me fly – make me fly Make me fly – in the sky Take me high Take my Spirit, make it fly Make me fly Sie harmonierten zusammen. Teilweise überließ der Ältere dem Jüngeren den Text und fügte sich in die Backingvocals. Kazuki wirkte gelöster. Die anfängliche Schwere des Songs verflog und sie fühlten sich alle plötzlich leichter. Die negative Energie war ausradiert und das nur wegen dem kleinen Jungen da auf dem Stuhl. Sergej kam hinter seinem Keyboard hervor und legte seine große Hand auf den Kopf des Jungen. „Das war großartig! Ich dachte ja erst, dass du dir ins Hemd gemacht hast!“ lachte er gelöst und wuschelte durch die silbernen Haare. Auch Boris kam applaudierend zu ihnen nach vorn. „Wirklich nicht schlecht, Kleiner. Wenn Yuriy nicht bald auftaucht, machst du ihm seinen Platz definitiv streitig!“ grinste er. „Yuriy?“ fragend sah Kai auf, nachdem er es endlich geschafft hatte sich aus der Wuschelattacke des großen Russen zu befreien. „Wer ist das?“ fragend sah er in die Runde und es herrschte betretendes Schweigen. Weder Sergej noch Boris stand es zu dem Jungen zu erklären, dass dies der feste Freund seines Bruders ist und eben jener eigentlich auch hier hätte sein müssen. Ihre Blicke fielen auf Kazuki. Dieser stellte seine Gitarre hin und kam auf seinen Bruder zu. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. Kai sah auf und fragte sich warum nun Schweigen herrschte. Von einer Sekunde auf die nächste hatte sich die Stimmung in dem Raum erneut geändert. „Weißt du…Yuriy gehört ebenfalls zur Band. Er ist, wie ich, Gitarrist und singt oft mit mir zusammen.“ „Eeehh!? Echt!?“ Kais Augen wurden groß. Es gab noch jemand der diese tolle Musik zusammen mit seinem Bruder machte. Nicht nur, dass die anderen beiden hier im Raum, für Kai, geniale Musiker waren… Nein da gab es also noch eine Person, die Kai noch nicht gehört hatte. „Wann kommt er denn? Und kann ich ihn spielen und singen hören?“Der Kleine war aufgesprungen und stand auf den Stuhl. Seine Hände waren in Kazukis Oberteil gekrallt und leicht schüttelte er diesen in seinem Übermut. Total überrascht von dieser Reaktion war sein älterer Bruder nicht in der Lage zu antworten, während Boris und Sergej in schallendes Gelächter ausbrachen. Der Anblick war aber auch zu genial. Immerhin stand dieser kleine Zwerg auf dem Stuhl und nötigte seinen großen Bruder gerade regelrecht den Rothaarigen hier antanzen zu lassen. Kazuki verdonnerte sie jedoch mit einem Blick zum Schweigen, ehe er Kais Hände umfasste. Tief sah er in die roten Augen. „Er wird nicht her kommen, Kai.“ Erneut bemerkte der Kleine den Schmerz und das Leid in den Augen des anderen. „Ich glaube er ist derzeit nicht gut auf mich zu sprechen und-“ „Habt ihr euch etwa gestritten!? Dann geh zu ihm und entschuldige dich!! Ihr müsst zusammen Musik machen und ich will es hören!“ rief Kai ernst. Verdutzt sah Kazuki ihn an. Die Unschuld und natürlich auch die Unwissenheit seines Bruders über die gesamte Situation machten Kazuki sprachlos. Wie sollte er Kai erklären, dass Yuriy sein Partner war und dieser wegen Kai nicht kommen wollte. Er konnte ihm das doch nicht sagen. Der Junge vor ihm schien eine unbekannte, einmalige Beziehung zur Musik zu haben… Irgendetwas hatte dieser Trip ins Studio bei dem Kleinen verändert. Kazuki konnte es spüren. Sein kleiner Bruder wirkte allein bei dem Song wie ein anderer Mensch. Er hatte erwachsener gewirkt, als würde er die Tragweite der Worte instinktiv spüren. Als würde er die Worte nehmen und sie würden zu seinen eigenen werden. Er hatte die Schwere des Songs genommen und zum Ende hin in Leichtigkeit verwandelt. Das hatte Kazuki gemerkt und es zugelassen. Immerhin hatte auch er sich zum Ende hin und im Duett mit seinem kleinen Bruder leichter, befreiter gefühlt. Er atmete aus und löste sich von Kai. „Wir sollten Heim.“ Wich er aus und wandte sich an seine Bandkollegen. Kazuki bat die beiden das eben Aufgenommene auf einem Tape zu sichern. Es allerdings nicht Yuriy zukommen zu lassen. Dieser würde nur weiter ausrasten, erklärte Kazuki Boris. Denn Letzterer war der Meinung, dass der Rothaarige hiervon erfahren sollte. Erfahren sollte, dass sie weiter machen wollen und ein unglaublicher Song in den Startlöchern steht. Doch Kazuki blieb stur und so ergab sich der Lilahaarige. Auch Sergej war sich nicht ganz sicher, ob es gut wäre Yuriy dies vorzuenthalten, doch er wollte dem Halbrussen jetzt nicht reinreden. Daher wandte sich der große Russe ab und half Kai dabei seine Schulsachen zusammen zu räumen. „Hab ich was falsch gemacht?“ fragte dieser leise an Sergej gewandt. Kurz sah dieser über seine Schulter zu Kazuki, welcher seine Gitarre verstaute. „Nein hast du nicht. Das mit Yuriy ist nur kompliziert und ein wunder Punkt bei deinem Bruder. Aber mach dir keine Sorgen, Kleiner.“ Lächelte er den Kleinen an. „Du hast nix falsch gemacht.“ Und wieder fand seine Hand den Weg in Kais Haare und wuschelte diese ordentlich durch. Das war aber auch zu verführerisch. Die von sich aus wilden Haaren des Kleinen luden regelrecht zum Wuscheln ein und trotz der augenscheinlichen Unbändigkeit der Haare waren diese weich. Das kannte er schon von Kazukis Haaren. Diese waren auch nicht zu bändigen. Allerdings bei weitem nicht so sehr wie bei dem Kleinen. „Naaargh!!!“ Kai stieß Sergejs Arm weg und stampfte mit dem Fuß auf, während seine Hände zu Fäusten geballt waren. „Lass das doch mal!“ schimpfte er schmollend und Sergej konnte nicht anders als belustigt zu grinsen. Der Kleine war einfach zu süß. „Kai kommst du?“ rief Kazuki und hatte die Helme in der Hand. „Jahaa~“ rief Kai freudig, sah Sergej nochmal gespielt beleidigt an, schnappte sein Schulzeug und lief zu seinem großen Bruder. Die Vier verabschiedeten sich und während Kazuki mit seinem kleinen Bruder los ging, blieben die anderen beiden zurück. „Meinst du sie bekommen das wieder hin?“ wandte sich der Lilahaarige an Sergej. Dieser seufzte. Er wusste es nicht. Natürlich hoffte er, dass Yuriy und Kazuki wieder auf einen Nenner kamen, doch er hatte da so seine Zweifel. Er wusste von Kazuki, dass Yuriy ein Problem mit Kai hatte. Nun ja nicht direkt mit Kai. Immerhin hatten sich die beiden noch nie gesehen. Sergej konnte sich nicht erklären, weshalb der Rothaarige so reagierte. Mit Eifersucht hatte das hier doch nichts mehr zu tun. Oder etwa doch? War Yuriy wirklich so eifersüchtig auf Kai und die Zeit die dieser von Kazuki geschenkt bekam? Nun, dann würde ihre Band wohl bald zerbrechen. Yuriy war jemand der gern im Mittelpunkt stand. Egal ob privat oder eben auch auf der Bühne. Bis jetzt gab es da nie Probleme. Denn Kazuki war da das genaue Gegenteil. Zwar war dieser der Leadsänger, doch er verstand es seinem Freund Freiraum auf der Bühne und in den Songs zu lassen und soweit Sergej wusste, kamen sie privat auch immer klar bis…ja bis eine weitere Person in Kazukis Leben trat. Anscheinend hatte Yuriy wirklich diese krankhafte Angst, dass er den Halbrussen an dessen kleinen Bruder verlieren würde. Eigentlich totaler Schwachsinn. Immerhin war die Bruderliebe eine gänzlich andere. Doch Sergej wurde soeben klar, dass der Rothaarige darin wohl keinen Unterschied sah. „Ich bin mir ehrlich nicht sicher, ob die beiden das wieder hinbekommen.“ Antwortete er auf Boris Frage, welcher schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte, da der Größere so lange geschwiegen hatte. Dennoch war ihm nicht verborgen geblieben, wie der Ältere nachgedacht hatte. Er kannte das Mimikspiel Sergejs wenn dieser nachdachte. Er kannte es auswendig. Immerhin hatte er ihn beobachtet, Tag für Tag, seit ihrer ersten Begegnung. Boris war der Jüngste in der Band und Sergej der Älteste. Es trennten sie 4 Jahre, doch als Boris den blonden Hünen vor 3 Jahren das erste Mal sah, war es um ihn geschehen. Sein Herz hatte damals so laut geschlagen, dass er nicht mal dessen Namen verstanden hatte. Erst im darauffolgenden Meeting mit ihrem Manager hatte er den Namen des Russen vernommen und diesen sich gedanklich auf der Zunge zergehen lassen. Doch der Ältere schien keinerlei Interesse an ihm zu haben. „…den?“ Boris schreckte auf. Er war in Gedanken gewesen und hatte zu spät mitbekommen, dass Sergej mit ihm gesprochen hatte. „Ähm was?“ stotterte Boris. „Ich fragte, ob du nicht mal mit Yuriy reden könntest. Immerhin ist er doch dein bester Freund, oder?“ Die Laternen flackerten kurz ehe sie anfingen die Straßen zu beleuchten und der Wind schickte eine ordentliche Brise durch die Kleidung der Geschwister. Kazuki sah gen Himmel. „Scheint als würde es gleich anfangen zu regnen. Zumindest riecht es danach.“ Kai folgte Kazukis Blick und in dem Moment bekam er den ersten Regentropfen ab. Er wischte sich über die Wange und nickte. „Ja scheint so. Wir sollten ganz schnell Heim.“ Sagte der Kleinere und setzte den Helm auf. Der Ältere schmunzelte und hob Kai auf die Maschine, ehe er sich selbst auf diese schwang und los fuhr. Es dauerte nicht lange und der Regen prasselte auf die beiden herab. Zitternd hielt sich Kai an dem nassen Oberteil von Kazuki fest. Dieser bemühte sich zügig voran zu kommen, was bei den ganzen Ampeln gar nicht so leicht war. Doch sie mussten auf den schnellsten Weg Heim. Sie waren beide komplett durchnässt und er hatte keine Lust dem Jugendamt erklären zu müssen, warum sein kleiner Bruder am Ende eine Lungenentzündung hatte. Gerade warteten sie, dass die Ampel endlich von rot auf grün umspringen würde, als ein schwarzer Porsche neben ihnen hielt und der Fahrer immer wieder kurz das Gas betätigte. Genervt sah Kazuki kurz zu dem Fahrer rüber. Er wusste, dass dieser ihn mit dem Gespiele am Gas zu einem Rennen auffordern wollte. Doch darauf hatte er keine Lust. Zum einen wäre das Unverantwortlich. Immerhin hatte er Kai bei sich und zum anderen, machte Kazuki sich nichts aus illegalen Straßenrennen. Nicht, dass er etwas gegen ein Rennen an sich hätte. Er und Yuriy hatten schon öfters ihre Maschinen gegen einander antreten lassen. Doch dafür hatten sie ausschließlich die Rennbahn benutzt. Im öffentlichen Straßenverkehr kam so etwas für Kazuki einfach nicht in Frage. Die Ampel sprang auf Grün und die Reifen des Porsches drehten ohrenbetäubend, quietschend durch, ehe sie Gripp auf der nassen Straße bekamen und das Fahrzeug vorpreschte. Kazuki hatte mit so etwas schon gerechnet und einen Moment gewartet bevor er selbst los fuhr. Sollte dieser Bekloppte doch los rasen. Mit den freigegebenen 70km/h fuhr er über die 2 spurige Umgehungsstraße. Nur noch wenige Meter und sie waren an der Ausfahrt zu dem Wohnviertel in welchem sie lebten. Kazuki spürte das Zittern, des kleinen Körpers hinter sich. Wenn sie zuhause ankommen, würde er Kai erst mal in die warme Wanne stecken und ihm eine heiße Schokolade machen. Er hoffte inständig, dass sie diese Sturzbäche an Wasser ohne Erkältung überstehen würden. Kazuki setzte den Blinker. Da war sie endlich. Die Abfahrt, die sie nach Hause führte. Er verlagerte sein Gewicht etwas und wollte die Spur wechseln, als er gerade noch im Spiegel das Aufflackern von Scheinwerfern wahrnahm und mit einer ruckartigen Bewegung diesen Wechsel abbrach. Kurz geriet die Maschine auf dem nassen Boden ins schlittern. Doch augenblicklich hatte Kazuki sie wieder im Griff. Fester krallten sich die kleinen Finger Kais in den nassen Stoff von Kazukis Kleidung. Natürlich hatte er die Bewegung seines großen Bruders mitbekommen, als dieser abbiegen wollte und so hatte Kai sich dem angepasst. Was er jedoch nicht mitbekommen hatte war, dass sich ein Fahrzeug rasend schnell genähert hatte und sein Bruder den Vorgang abrupt abbrechen musste. Dementsprechend rüttelte es den Kleinen auch ordentlich durch und er hatte so seine Probleme sich festzuhalten. Der Verursacher schloss zu ihnen auf. Angepisst sah Kazuki zu dem Fahrzeug neben sich und war irritiert. Wieso war er plötzlich wieder hinter ihnen gewesen? Es war der Porsche von der Ampel. Der Fahrer ließ die Scheibe runter und sah Kazuki grinsend an. „Ich bekomme immer mein Rennen. Wann ich will und wo ich will.“ Rief er dem jungen Halbrussen und dessen Bruder zu. „Wenn du nicht mitspielst, werde ich schon dafür sorgen, dass du um dein Leben fährst!“ lachte der Porschefahrer und ließ die Scheibe wieder nach oben. Anscheinend hatte der nicht mehr alle Schrauben beieinander. Da war sich Kazuki sicher. Wie konnte der Typ nur so ein gefährliches Manöver machen? Der musste doch gesehen haben, dass er noch ein Kind hinter sich hatte! Zumal bei dem ganzen Aquaplaning ein Bremsvorgang seitens des Fahrers gescheitert wäre, hätte Kazuki vorhin nicht rechtzeitig seinen Abbiegevorgang abbrechen können. Außerdem hatten sie nun auch noch die Abfahrt verpasst. Der Umweg würde sie ganze 15 Minuten kosten. Kazuki wurde aus seinen Gedanken gerissen. Ein Motor heulte auf, der Lenker seiner eigenen Maschine wackelte fast unkontrollierbar nach links, nach rechts und wieder nach links und sein kleiner Bruder schrie. Ein Blick in den Seitenspielgel und Kazuki konnte es nicht fassen. Der idiotische Fahrer des Porsches hatte sich zurückfallen lassen. Jedoch nur so viel um hinter ihnen einscheren zu können. Dies nutze er aber jetzt um immer wieder mit der Schnauze der Front gegen den hinteren Reifen von Kazukis Honda zu stoßen. Wollte der sie allen Ernstes abdrängen? Nein, dies war nicht das Ziel. Der Typ wollte ein Rennen und das um jeden Preis. Nur was sollte Kazuki jetzt tun? Er wollte dieses schwachsinnige Rennen nicht. Doch sich von der Straße schieben zu lassen war auch keine Option. Er hatte nicht mal die Möglichkeit irgendwo anzuhalten. Angestrengt glitten die Augen des Halbrussen hin und her. Eine Lösung…verdammt er brauchte eine Lösung um aus dieser Situation zu entkommen. Der Porsche ging auf Abstand. Kurz hoffte Kazuki, dass es vorbei sei. Doch augenblicklich jaulte der Motor des Fahrzeugs hinter ihnen auf und der Fahrer trat das Gaspedal durch. Binnen einer Millisekunde reagierte Kazuki. Er schaltete einen Gang zurück und gab Gas. Die Stärke seiner Honda brach hervor und der Vorderreifen der schweren Maschine verlor kurzzeitig die Bodenhaftung, ehe sich der Abstand zwischen dem Motorrad und dem Auto rasant vergrößerte. Kazuki hoffte diesen Idioten hinter sich zu lassen. Aber ein kurzer Blick reichte und ihm wurde schlecht. Der Porsche holte und schloss auf. Erneut ließ der Fahrer die Scheibe runter. Die königsblauen Augen sahen durch das Visier seines Helmes in das gehässige Grinsen des Fahrers. „Na geht doch, Kumpel! Und nun werd ich dich jagen!!“ lachte der Idiot und schloss das Fenster. Sie heizten über die 2 spurige Umgehungsstraße. Der Porsche trieb Kazuki vor sich her und jeder Flucht- oder Ausweichversuch scheiterte. Diese Hetzjagd forderte Kazukis ganzes Können. Er durfte sich unter keinen Umständen mürbe machen lassen. Denn den kleinen Körper hinter sich riss es von einer Seite zur Nächsten. Panisch versuchte Kai sich an seinem Bruder festzuhalten, als ein ohrenbetäubender Knall hinter ihm Metall bersten ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)