Schatten der Magie von WitheShadow ================================================================================ Kapitel 1: Begegnung -------------------- Lena und ich waren beide Straßenkinder. Unsere erste Begegnung spielte in einer kleinen Gasse ab. Wir hatten zufällig den gleichen Bäcker ausgesucht, um uns etwas zu Essen zu besorgen. Obwohl er sich an einem so ungünstigen Standort befand, war er sehr beliebt bei der einfachen Bevölkerung. Natürlich verirrte sich niemals jemand von der höheren Ebene der Stadt zu diesem einfachen Bäcker. Wir lungerten beide in der Gasse zur Hintertür herum und warteten auf die beste Gelegenheit um zuzuschlagen. Es dauerte zwar einen Moment, aber schnell merkte ich, dass die Ente mit der rosa Strähne im Haar und ich das gleiche Ziel hatten. Ihr Kleidungsstil war dem meinem nicht unähnlich. Sie trug ein mintfarbenes Hemd, mit einem schwarz-grauen Pullover darüber, der ihr bestimmt ein oder zwei Nummern zu groß war. Abgerundet wurde das Outfit mit grün-weißen Sneakern. Zu ihrer rosa Strähne trug sie noch lilanen Lidschatten. Tja, zusammen erreicht man manchmal mehr, oder? ,,Ich starte ne Ablenkung und du holst dir so viel du kannst?'', wandte ich mich nach langem Warten an sie. Denn irgendwann mussten wir erkennen, dass sich immer einer in der Backstube befand und sich die perfekte Gelegenheit einfach nicht ergab. Die einzige Antwort die ich bekam war ein leichtes Grinsen und ein Nicken. Schnell begab ich mich zum Vordereingang und begann mit meiner Show. Mit Schwung warf ich mich durch die Tür, stürzte auf den Boden und begann mich zu schütteln und wie am Spieß zu schreien. Ich musste ja schließlich die gesamte Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Dies gelang mir auch sehr schnell. Kaum das ich durch die Tür gestürzt war, drehten sich die Kunden erschrocken zu mir um. Auch die beiden Frauen hinter dem Tresen erschraken schrecklich. Zwei Männer von der Kundschaft stürzten sofort zu mir, um zu sehen, was mit mir los war. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie zwei andere Männer aus der Backstube gestürzt kamen, als sie mein Geschrei hörten. Vermutlich die beiden Bäcker. Während der eine sich sofort mit einem beherzten Sprung über dem Tresen schwang und ebenfalls zu mir lief, stürzte der andere sofort zum Telefon, welches sich auf einem kleinen extra Tresen befand. Vermutlich wollte er einen Krankenwagen rufen. Bestimmt fünf Minuten zog ich meine Show ab, während die drei Männer neben mir knieten und mir gut zu redeten. Ein bisschen tat es mir leid, diese netten Menschen so hinters Licht zu führen, aber irgendwie musste man eben an Essen kommen, wenn man auf der Straße lebte. Man musste eben überleben. Der Moment, in dem ich von draußen ganz schwach eine Sirene hören konnte, war mein Zeichen, dass ich verschwinden musste. Schnell sprang ich auf, richtete mich an die versammelten Menschen und sagte nur noch: ,,Viele Dank für die Hilfe.'' Und während mich alle nur perplex ansahen, rannte ich aus der Tür. Am Ende der Straße sah ich schon den Krankenwagen, welcher auf das Geschäft zukam. Hoffentlich wurde dieser nirgends wo anders gebraucht. Das würde ich mir nie verzeihen. Schnell bog ich in die Gasse ab, in der ich mich von Lena getrennt hatte und lief bis zu deren Ende. Da am anderen Ende der Gasse der Vordereingang war, konnte sie ja nur in diese Richtung gelaufen sein. Kaum war ich aus der Gasse raus, sah ich gegenüber einen Spielplatz. Das perfekte Versteck. Kaum war ich auf dem Spielplatz angekommen, sah ich auch ein raketenförmiges Gerüst mit Rutsche, aus deren Öffnung mir dezent eine Hand wank. Schnell rannte ich darauf zu, kletterte die Rutsche hoch und ging in Deckung. Lena erwartete mich schon mit einem Grinsen. ,,Ganz schön dick aufgetragen.'' meinte sie mit einem Grinsen im Gesicht, kaum dass wir uns sicher waren, dass wir keine Verfolger hatten. ,,Hey, schließlich musste ich die gesamte Aufmerksamkeit auf mich lenken'', gab ich ebenso grinsend zurück. ,,Und dann noch 'Vielen Dank für die Hilfe'?'', ergänzte sie, wobei sie leicht lachen musste. ,,Das war eigentlich nur als Signal für dich gedacht, damit du verschwindest'', lachte ich ebenfalls. ,,Naja, funktionier hat es ja. Hier'', meinte sie nur noch und gab mir eine Tüte mit Brötchen, Croissants und sogar etwas süßem Gebäck. ,,Gute Ausbeute. Wir sollten öfter zusammen arbeiten'', sagte ich zur ihr, während ich mir eins der Croissants aus der Tüte schnappte. ,,Ich bin übrigens Marcel'', ergänzte ich noch. ,,Wäre vielleicht nicht verkehrt. Lena.'' Zusammen verbrachten wir gut zwei Stunden auf diesem Spielplatz, während wir aßen und uns unterhielten. Am Ende waren wir so satt, dass wir nicht mal alles geschafft hatten. Wir nahmen die Tüte mit dem Rest und machten einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. Wir mussten nicht lange suchen, da begegneten wir zwei kleinen Kindern, vielleicht zehn oder elf. Da wir selbst Straßenkinder waren, wussten wir eben, wo man anderen Straßenkindern begegnete. Erst sahen sie uns erschrocken an, aber als wir ihnen die Tüte mit dem restlichen Gebäck zu warfen, blickten sie uns erst verblüfft entgegen. Kaum das sie realisierten, was sie da in Händen hielten, sahen sie uns kurz dankbar an und liefen dann weg, um sich das erhaltene Esse zu teilen. Wir lächelten uns kurz an und setzten unseren Weg dann fort. Irgendwann kamen wir zu einem alten aufgegeben Freilufttheater und setzten uns auf die Stufen. Hier unterhielten wir uns bis in die Abendstunden und verstanden uns sehr Gut. Sie erzählte wenig über ihre Vergangenheit, aber das tat kaum jemand, der auf der Straße aufgewachsen war. Von diesem Tag an trafen wir uns öfter und zogen die verschiedensten Aktionen durch. Irgendwann als wir mal wieder zusammen im Freilufttheater saßen und uns unterhielten, fragte Lena mich ob ich auch schon gehört hätte, dass Oma Knack am nächsten Tag auf dem Schrottplatz ihren Geburtstag feierte und ob wir uns das nicht mal ansehen wollten. Ich stimmte ihr zu und so verabredeten wir uns für den nächsten Tag, dass wir uns gegen Abend auf dem Schrottplatz trafen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, welche Auswirkungen diese Entscheidung für unsere Zukunft haben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)